Volkskrankheit Burnout - eure Meinung
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Volkskrankheit Burnout - eure Meinung
Im Moment scheint es ja zu einer richtigen Modeerscheinung zu werden. Überall ist von Burnout die Rede, bei jedem 5. soll inzwischen so eine Erkrankung diagnostiziert werden und auch ich war ja schon einmal in einer Klinik, wegen der Diagnose.
Ich würde gerne einmal mit euch darüber diskutieren, was ihr von dem Phänomen Burnout haltet. Ist es für euch eine reine Modeerscheinung?
Oder Folge von Überstrapazierung durch die Gesellschaft?
Haben die Psychologen einfach nur keine Ahnung und stülpen alles, was sie nicht kennen unter einen Sammelbegriff?
Was haben die Illuminaten damit zu tun? (Nein, kleiner Scherz )
Was denkst ihr dazu?
Ich würde gerne einmal mit euch darüber diskutieren, was ihr von dem Phänomen Burnout haltet. Ist es für euch eine reine Modeerscheinung?
Oder Folge von Überstrapazierung durch die Gesellschaft?
Haben die Psychologen einfach nur keine Ahnung und stülpen alles, was sie nicht kennen unter einen Sammelbegriff?
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Zuletzt von USS Nelame am Mi 4 Jan 2012 - 5:37 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Re: Volkskrankheit Burnout - eure Meinung
Wieder so ein Anglizismus, der es in die deutsche Sprache geschafft hat. Würde man ganz einfach von Erschöpfung sprechen könnte ich das ganze ernst nehmen. Burnout halte ich für eine dünnhäutige Entschuldigung, warum man spontan ein bis zwei Wochen Urlaub braucht.
Wäre ich wehleidig, würde ich mich selbst als erschöpft bezeichnen. Ich muss nicht nur eine gute Arbeit für mehrere Firmen hinlegen, sondern gleichzeitig auch noch vernünftige Schulleistungen vorzeigen, für eine Zeitung schreiben, meinen Haushalt schmeißen, die Ratten versorgen und ganz nebenbei noch meine sozialen Kontakte aufrecht erhalten. Freizeit ist mir mittlerweile ein Luxus geworden, den ich oft schlafend im Bett ausnutze.
Andere wären bei einer so vollgepackten Woche sicher längst zum Arzt gerannt und hätten einen auf "oh, oh, ich komm nicht mehr zurecht, ich glaub' ich hab Burnout" gemacht. Für mich vollkommen unverständlich. Erschöpfung entwickelt sich aus Stress, und Stress macht man sich, den hat man nicht.
Aber das ist wieder typisch menschlich und baut auf der gleichen Devise auf wie ich schon in deinem Weihnachts-Thread erwähnte: man will den anderen Menschen zeigen, wie sehr man sich für etwas engagiert, und dass dieses Engagement in einem Burnout-Syndrom ausartet. Denn man ist ja ein Held.
Wäre ich wehleidig, würde ich mich selbst als erschöpft bezeichnen. Ich muss nicht nur eine gute Arbeit für mehrere Firmen hinlegen, sondern gleichzeitig auch noch vernünftige Schulleistungen vorzeigen, für eine Zeitung schreiben, meinen Haushalt schmeißen, die Ratten versorgen und ganz nebenbei noch meine sozialen Kontakte aufrecht erhalten. Freizeit ist mir mittlerweile ein Luxus geworden, den ich oft schlafend im Bett ausnutze.
Andere wären bei einer so vollgepackten Woche sicher längst zum Arzt gerannt und hätten einen auf "oh, oh, ich komm nicht mehr zurecht, ich glaub' ich hab Burnout" gemacht. Für mich vollkommen unverständlich. Erschöpfung entwickelt sich aus Stress, und Stress macht man sich, den hat man nicht.
Aber das ist wieder typisch menschlich und baut auf der gleichen Devise auf wie ich schon in deinem Weihnachts-Thread erwähnte: man will den anderen Menschen zeigen, wie sehr man sich für etwas engagiert, und dass dieses Engagement in einem Burnout-Syndrom ausartet. Denn man ist ja ein Held.
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Re: Volkskrankheit Burnout - eure Meinung
Okay - über den Begriff können wir streiten. Bei deinen restlichen Ansichten muss ich dir jedoch leider widersprechen.
Es mag sein, dass der Begriff überstrapaziert ist. Zumindest ist er in aller Munde und wird gerne auch mal im falschen Kontext verwendet. Aber die Arbeitswelt, ja inzwischen ja sogar das Studium oder die Ausbildung verlangen immer mehr von einem Menschen, als er noch leisten kann. Es wundert mich daher wenig, dass Erschöpfungssymptomatiken und daraus folgende, psychische Störungen inzwischen Überhand nehmen. An einem Burnout ist nichts heldenhaftes. Es ist meiner Meinung nach eher ein Armutszeugnis: Sowohl für die Gesellschaft, als auch für den Betroffenen. Für die Gesellschaft, weil sie den Menschen verheizt im blinden Wahn der (angeblich) sozialen Marktwirtschaft. Und für den Betroffenen, weil er es nicht geschafft hat, sich dagegen zu stellen oder wenigstens so sehr auf sich zu achten, dass er bei guter Gesundheit bleibt.
Ich, auch als selbst Betroffener, halte den Burnout für ein Phänomen, das alle Beteiligten zu verschulden haben und bin deshalb auch der Meinung, dass man dringend von Konzepten, wie der 45 Stunden-Woche oder dem bescheuerten Bachelor-Studiensystem (mit 35 Prüfungen in 16 Fächern an 7 Tagen) absehen sollte und sie wieder in einen Rahmen packen müsste, der auch realistisch ist.
Wenn der Mensch sich nur noch für Geld kaputt macht, ist es das Geld selbst nicht wert. Aber das wäre eine andere Diskussions-Richtung.
Es mag sein, dass der Begriff überstrapaziert ist. Zumindest ist er in aller Munde und wird gerne auch mal im falschen Kontext verwendet. Aber die Arbeitswelt, ja inzwischen ja sogar das Studium oder die Ausbildung verlangen immer mehr von einem Menschen, als er noch leisten kann. Es wundert mich daher wenig, dass Erschöpfungssymptomatiken und daraus folgende, psychische Störungen inzwischen Überhand nehmen. An einem Burnout ist nichts heldenhaftes. Es ist meiner Meinung nach eher ein Armutszeugnis: Sowohl für die Gesellschaft, als auch für den Betroffenen. Für die Gesellschaft, weil sie den Menschen verheizt im blinden Wahn der (angeblich) sozialen Marktwirtschaft. Und für den Betroffenen, weil er es nicht geschafft hat, sich dagegen zu stellen oder wenigstens so sehr auf sich zu achten, dass er bei guter Gesundheit bleibt.
Ich, auch als selbst Betroffener, halte den Burnout für ein Phänomen, das alle Beteiligten zu verschulden haben und bin deshalb auch der Meinung, dass man dringend von Konzepten, wie der 45 Stunden-Woche oder dem bescheuerten Bachelor-Studiensystem (mit 35 Prüfungen in 16 Fächern an 7 Tagen) absehen sollte und sie wieder in einen Rahmen packen müsste, der auch realistisch ist.
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Re: Volkskrankheit Burnout - eure Meinung
Dann haben wir wirklich zwei völlig unterschiedliche Ansichten.
Ich als Mensch der tatsächlich selbst seine "Freizeit" in irgendeiner Form arbeitend (wenn eben nicht, wie zuvor erwähnt, hin und wieder schlafend) verbringt empfinde diese Flut aus Burnout-Erkrankten wie eine Meute aus Heuchlern, die sich mit ihrem angeblichen Engagement profilieren wollen. Es sind einfach zu viele, als dass ich ernsthaften Fällen - so es sie denn überhaupt geben sollte, woran ich manches Mal wirklich zweifle - noch mehr Beachtung schenken würde als ein herablassendes Lächeln.
Ich sehe daher jetzt schon voraus, dass wir beide in einer Diskussion auf keinen Nenner kommen würden. Übrigens tippe ich gerade nebenher im Stehen, während ich meinen Haushalt schmeiße und gleichzeitig noch koche ;) Und empfinde keinerlei Anstrengung dabei.
Ich als Mensch der tatsächlich selbst seine "Freizeit" in irgendeiner Form arbeitend (wenn eben nicht, wie zuvor erwähnt, hin und wieder schlafend) verbringt empfinde diese Flut aus Burnout-Erkrankten wie eine Meute aus Heuchlern, die sich mit ihrem angeblichen Engagement profilieren wollen. Es sind einfach zu viele, als dass ich ernsthaften Fällen - so es sie denn überhaupt geben sollte, woran ich manches Mal wirklich zweifle - noch mehr Beachtung schenken würde als ein herablassendes Lächeln.
Ich sehe daher jetzt schon voraus, dass wir beide in einer Diskussion auf keinen Nenner kommen würden. Übrigens tippe ich gerade nebenher im Stehen, während ich meinen Haushalt schmeiße und gleichzeitig noch koche ;) Und empfinde keinerlei Anstrengung dabei.
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