Mutant High II - Das RPG 4

"Das wäre toll." Felipe schenkte Noemi ein dankbares Lächeln, ehe er sich seinen Mülleimer schnappte und begann, die Stoffstücke aufzulesen. "Wahrscheinlich darf ich mir nachher von der Waschfrau nochmal dieselbe Standpauke anhören wie vom Hausmeister", grummelte Felipe und legte sich dann flach auf den Bauch, um auch die letzten Reste unter dem Bett hervor zu holen. "Scheiße", fluchte er nach kurzem Schweigen und rollte sich auf den Rücken, wo er einen Moment regungslos liegen blieb. "Der Lattenrost ist im Eimer", erklärte er schließlich der fragend dreinschauenden Noemi und verzog den Mund, "da sind mindestens drei Latten gebrochen. Fuck, jetzt darf ich das nachher auch noch gleich beichten..."

Sofia verschwendete keine Zeit auf Smalltalk, sondern genoss stattdessen ihr üppiges (und fettiges) Frühstück. Allerdings bemühte sie sich, nicht zu sehr zu schlingen, aus Rücksicht auf ihren Kater und den von gestern noch leicht gereizten Magen. So gutes Essen musste man nun wirklich nicht Retour schicken. "Ich bin ja mal auf die Ergebnisse dieser Abends gespannt", sinnierte sie schließlich, nachdem sie das Essen auf ihrem Teller um die Hälfte reduziert hatte. "Nach den Schulbällen gibts hier für gewöhnlich immer ein ziemliches Chaos", erklärte sie Nick grinsend und lehnte sich gemütlich gegen das Kopfteil des Bettes, "meistens schafft irgendjemand es, Alkohol reinzuschmuggeln. Die Leute geben sich die Kante und zack! gibt es Vergebene, die mit Singles herum machen, großes Drama und meistens viiiel Geheule. Man sollte meinen, wir leben in einer Soap!"

Würde es um etwas anderes, als um ihre Netze gehen, hätte sie Riley vermutlich wegen seiner Reaktion belächelt, doch so lächelte sie ihn breit an und hatte ihren beiseite gelegten Apfel vergessen. Stolz und geschmeichelt streckte sie ihm bereitwillig ihre Finger mit dem Netz, dass er näher zu sich gezogen hatte. „Ja. Im Grunde könnte man das so sagen. Meine Spinnenfäden sind zwischen und teilweise auch an meinen Haaren. Sie lösen sich aber nur, wenn ich da durch fahre“, erzählte sie strahlend und demonstrierte es ihm gleich von Neuem.
„Das liegt an meinen Fingern. Die haben diese winzige... Widerhaken. Sieht man aber nur mit einem Mikroskop. Aber dank denen kann ich auch an Wänden hochklettern. Da ich aber doch viel lieber Schuhe trage, mach ich das nicht so häufig“, sagte sie und sah Riley schmunzelnd an.

„Wow. Mit so einer herzlichen Begrüßung habe ich ehrlich gesagt, nicht gerechnet“ Rodrigo lächelte seine Freundin, trat ins Zimmer und schloss die Tür. Er stellte den Rest auf seinem Tisch ab und sah daraufhin wieder zu ihr hinüber. „Ich geb mir ja alle Mühe. Tut mir Leid wegen vorhin... Ich hoffe, ein von Harold gebrauter Kaffee und ein üppiges Frühstück sorgen dafür, dass du mir verzeihst. Beim nächsten Mal wecke ich dich sofort. Oder sage Riley, dass er vorher anklopfen sollte...“, sagte er und fuhr sich mit einer Hand über den Nacken, während auf seinem Gesicht ein entschuldigendes und reuiges Lächeln lag.

Nick lehnte sich gegen den Tisch, während er sich über sein Frühstück hermachte, in der einen Hand seinen Teller, in der anderen die Gabel. Seine Tasse Kaffee stand neben ihm auf dem Tisch.
Kauend sah er Sofia an und nickte dann mit einem Schmunzeln, ehe er seinen Bissen hinunter geschluckt hatte. „Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Und du meinst, dieses Mal wäre es nicht anders gewesen? Wenn ich mich so an gestern Abend erinnere... sah eigentlich noch alles ganz normal aus. Was ist denn das letzte Mal passiert? Irgendwelche Einzelheiten?“, fragte er neugierig.

„Im ernst?“ Noemi machte den Staubsauger aus, schwang ein Bein über Felipe, der auf dem Boden lag und lehnte sich über ihn. „Nun, das würde erklären, warum wir uns irgendwann in die Badewanne gelegt haben... Wir hatten wohl doch noch so viel Verstand, um nicht in Lukes Bett zu steigen. Das sollte dich doch eigentlich aufmuntern“, raunte sie und stieß ihn leicht mit einem Bein an. „Komm schon, wenn du willst, frag ich nach und nehme das ganze auf meine Kappe. Ganz unschuldig bin ich ja nicht. Ich hoffe nur, du bereust nichts von gestern Nacht und dass das Ganze es wenigstens wert gewesen war“, raunte sie mit einem Zwinkern.
Sie, für ihren Teil, bereute nämlich nichts. Aber es war auch schließlich nicht ihr Zimmer, das so verunstaltet worden war.

"Ouh, da solltest du lieber Zach fragen", erwiderte Sofia zuckersüß und mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, "ich war nicht da, weil meine Bedstemor aus Dänemark zu Besuch war. Aber nach dem, was ich gehört, war es wohl eine ziemlich ausschweifende Feier." Sie zwinkerte Zach scheinbar verschwörerisch zu und griff dann nach ihrem Kaffee, der inzwischen auf Trinktemperatur abgekühlt war. Es war nicht ihre Absicht, Zach schlecht dastehen zu lassen, sie liebte es einfach nur, ihn zu necken.

Felipe schwieg einen Moment, dann zogen sich seine Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen hoch. "Du bist gut", stellte er fest und nickte ihr anerkennend zu, "sogar ziemlich gut. Schon mal darüber nachgedacht, eventuell Seelenklempner zu werden? Das Zeug dazu hättest du." Er hob die Hand und kniff mit Zeigefinger und Daumen kurz und sanft in ihre Unterlippe. "Achja, und fürs Protokoll", fügte er schelmisch zwinkernd hinzu, "der Sex gestern wäre mir zwei zerstörte Betten wert gewesen."

Für einen winzigen Augenblick wurde das Stück Obst, dass er sich in den Mund geschaufelt hatte, etwas schal, während er so darauf herum kaute und Sofia zu hörte. Dann lächelte er schief und nickte wissend, wobei er zu Zach hinüber sah. „Muss mich ja nicht wundern, dass du da deine Finger im Spiel hattest. Und? Welches Paar hast du letztes Jahr auseinander gebracht?“, fragte er, möglichst ungezwungen und munter. Sein Mitbewohner sollte das nicht auch noch als Stichelei verstehen. Auch wenn Nick ein wenig danach war.

„Seelenklempner? Ich?“ Noemi schnalzte mit der Zunge, sobald er ihre Lippen wieder los ließ und richtete sich wieder auf. Mit einem schiefen Grinsen schüttelte sie den Kopf und trat wieder beiseite. „Darin wäre ich nicht gut“ Die blonde Mitschülerin strich sich eine lose Strähne hinters Ohr, nahm wieder den Staubsauger und warf dann einen kurzen Blick zu ihm hinüber.
„Wirklich? Gleich zwei? Da fühl ich mich aber geschmeichelt“ Sie lachte und zwinkerte, ehe sie wieder den Staubsauger anwarf, um auch die letzten Daunen aufzusaugen, wobei sie ein-, zweimal einen Blick auf die Uhr warf.
„Also, soll ich dann nachher mit dem Hausmeister reden? Wegen dem Lattenrost?“

"Schon gut, ich mach das", winkte Felipe ab und setzte sich auf, wobei er die eben unter dem Bett hervor geholten Stofffetzen in den Mülleimer warf, "er hasst mich eh schon, da wirds ein zerstörter Lattenrost mehr nicht noch schlimmer machen können." Eine Weile arbeiteten die beiden schweigend daran, das zerstörte Zimmer aufzuräumen und als sie Felipes Schranktür wieder eingehängt und das meiste an herumliegendem Dreck weg geputzt hatten, sah es auch schon viel besser aus. "Nur mal so aus reiner Neugier", sagte er und sah Noemi interessiert an, "hast du eigentlich vorher schon einmal mit einem Gestaltwandler geschlafen? Ich weiß ja nicht, wie das an der Mutant High in Italien ist, aber hier sind wir eindeutig in der Unterzahl." Felipe übertrieb nicht, außer ihm gab es an der Schule tatsächlich nur drei andere Gestaltwandler, davon waren 2 minderjährig und die dritte war Paige und eine Katze. Keine wirkliche Auswahl also.

Erstaunt sah Noemi von der Wand auf, vor der sie gerade stand, da sie die Kratzer darin beäugt hatte. Fast ein wenig belustigt darüber, dass Felipe sie das gerade heute und in diesem Moment fragte, lächelte sie und drehte sich zu ihm herum. „Das klingt so, als würdest du dich fragen, ob Sex mit Gestaltwandlern immer zu sowas ausartet“, bemerkte sie und verschränkte locker ihre Arme vor der Brust. „An der Mutant High in Ravenna gibt es schon einige Gestaltwandler. Mehr als hier. Aber ich habe mich in dieser Beziehung nicht sonderlich ausprobiert oder ausgetobt. Ich habe bisher nur mit einem weiteren Gestaltwandler geschlafen. Und der konnte sich auch in einen Wolf verwandeln. Danach... sah es ähnlich aus wie hier. Und auch noch nach den ersten drei Malen“, antwortete sie und fuhr sich nachdenklich mit den Fingern am Kinn entlang. Mit einem Räuspern wandte sich Noemi wieder ab und schien sich im Zimmer nach etwas umzusehen, das sie noch weg- oder aufräumen konnte.

Felipe sah sich im Zimmer um und runzelte kaum merklich die Stirn. "Naja, gut zu wissen", stellte er schließlich trocken fest und zuckte mit den Schultern, "falls wir uns irgendwann mal entschließen sollten, das zu wiederholen wär ich dafür, dass wir uns robustere Möbel suchen." Oder wir suchen uns einen Platz, an dem es erst gar keine Möbel zum zerstören gibt, fügte er in Gedanken hinzu und konnte sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen, während sein Kopfkino die passenden Bilder ausspuckte.

"Ich glaubs immer noch nicht."
Ava saß kopfschüttelnd an einem der Mensatische, die Hände um eine wärmende Tasse Kaffee gelegt und sah Luke mit schief gelegtem Kopf an. "Die Schranktür war ausgehängt?! Wie in aller Welt...halt, nein, ich glaube, ich will es gar nicht wissen..."

„Ich höre es in deinem Kopf knirschen. Scheint, als liefe da gerade ein Film ab“ Noemi warf eines der wenigen heil gebliebenen Kissen nach ihm. „Nicht dass ich deine Fantasien unterbrechen wollen würde, aber wer sagt, dass wir zwei noch einmal in die Kiste hüpfen? Morgen geht mein Flieger zurück nach Italien“, raunte sie mit einem schiefen Lächeln und stemmte ihre Arme in die Hüfte.
„Also, ich hab das Gefühl, dass wir soweit fertig hier sind, oder? Ein bisschen Zeit habe ich noch, wir könnten zusammen in die Mensa gehen und uns unser verdientes Frühstück holen. So langsam hab ich wirklich Hunger“, raunte sie und rieb sich den Bauch.

„Oh, glaube mir, ich habe nicht nachgefragt. Habe ich auch nicht vor“, setzte Luke zu und warf Ava einen bedeutungsvollen Blick zu. Das Zimmer hatte ausgesehen, als hätten sie überall Sex gehabt. Im Bett, an der Wand, am Schrank, auf dem Boden... Ob sie das Bad heil gelassen hatten? Seufzend hob er die Tasse und nahm einen großen Schluck von seinem Kaffee.
„Ehrlich, damit hätte ich nicht gerechnet. Ich meine, ich habe schon vieles miterlebt, aber so wild hatte das Zimmer noch nie ausgesehen. Vermutlich hängt das irgendwie damit zusammen, dass beide Wölfe sind“ Er zuckte mit den Schultern und warf dann möglichst unauffällig einen Blick auf Riley und Alessia und nickte dann für Ava in deren Richtung.
„Aber das da schockt mich fast genau so. Die zwei verstehen sich immer besser... das ist, als wäre noch immer Halloween. Zum Gruseln“

"Richtig, essen", bemerkte Felipe nickend und ging zum Schrank hinüber, aus dem er sich wahllos ein Shirt schnappte und es über zog. Nicht, weil ihm kalt war, sondern weil Harold es sich angewöhnt hatte, ihm nicht zu essen zu geben, wenn er ohne Shirt aufkreuzte. Kein Shirt, keine Schuhe, kein Service.
In Gedanken war Felipe aber weder beim Dresscode noch beim Schulkoch, sondern bei dem, was Noemi gerade gesagt hatte. Sie würde morgen zurück nach Italien fliegen. Er hatte völlig vergessen, dass sie ja gar nicht dauerhaft hier bleiben würde, sondern nur an einem Austausch teilnahm. Auch wenn er es ungerne zugab, aber diese Erkenntnis war wie ein eisiger Klumpen, der sich in Felipes Speiseröhre quer setzte. Irgendwie hatte er wohl gehofft, dass sie sich entschließen würde, länger zu bleiben.
"Also gut, machen wir uns auf den Weg", riss er sich selbst aus seinen Gedanken und lächelte Noemi munter an, "sonst ist das ganze gute Katerfrühstück nachher noch weg." Ehe Noemi auf sein Verhalten eingehen konnte, hatte er sich seine Zimmerschlüssel geschnappt und war zur Tür hinaus.

Ava drehte unauffällig den Kopf und warf einen kurzen Blick zu Alessia und Riley hinüber. "Naja, wer weiß, vielleicht ist tatsächlich das scheinbar Unmögliche eingetroffen: Alessia hat jemanden gefunden, den sie nicht mit Haut und Haar verschlingen und dann wieder ausspucken will?" Sie zuckte mit den Schultern, pustete auf den Kaffee und nahm dann einen Schluck. Sie war nicht gerade der romantischste Mensch auf dieser Welt, aber irgendwie fand sie die Vorstellung schön: Den einen Menschen zu finden, dem zuliebe man sich ändern wollte.

Hm. Irgendwie hatte Noemi sich mehr erhofft. Man könnte meinen, als wäre es Felipe egal, dass ihr Flieger morgen ging. Was sie kränkte. Sie sah in Felipe einen Kumpel und solche sollten doch in so einer Situation etwas mehr sagen, sowas wie 'Wirklich? Morgen schon?' wenigstens. Aber er sagte nichts. Ein Teil von ihr hätte am liebsten nach dem nächsten Kissen gegriffen und es ihm an den Kopf geworfen. Doch stattdessen atmete sie tief ein, erwiderte das Lächeln nicht minder munter und folgte ihm nach draußen.
Tatsache war ja, dass ihr geplanter Flieger morgen ging, aber ohne sie. Sie hatte ihr Ticket gecancelt. Schon vor einer Woche. Sie hatte die Leute inzwischen viel zu gern, als das sie einfach gehen konnte, außerdem liebte sie die Staaten und die Lehrer waren echt okay.
Sie gingen ein gutes Stück der Strecke schweigend nebeneinander her und trafen dabei nicht auf sonderlich viele Mitschüler. Die Mehrheit schien wirklich noch zu schlafen. Oder zu duschen.
Zumindest bezweifelte sie, dass die Mensa bereits voll war.

Luke hielt eigentlich nichts davon, schlecht über Mitschülerinnen herzuziehen, aber Alessia war kein Engel, das hatte er am eigenen Leib erfahren dürfen. Und nicht nur er, sondern auch eine handvoll seiner Freunde. Ihre Streiche waren wirklich nicht gerade angenehm – dafür blieb es aber bei einem. Und sie rannte in der Regel auch niemandem hinterher. Aber trotzdem störte es ihn, dass sein Cousin mit ihr Zeit verbrachte. Der arme war doch erst 16. Was versprach sie sich davon? Vermutlich wirklich nur gute Noten... Auch wenn sie neben Riley schon fast normal wirkte.
Luke zog die Stirn kraus, wandte sich blinzelnd von dem Anblick ab und zuckte mit den Schultern.
„Kann ich mir zwar nicht wirklich vorstellen... aber was solls“, murmelte er und nippte erneut an seinem Kaffee.

"Ich denke mal, wir Mutanten definieren den Ausdruck "Das kann ich mir nicht vorstellen" neu", bemerkte Ava mit einem Zwinkern. Zeitgleich begann sowohl ihres als auch Lukes Bestekc zu schweben und stieß dabei leise klingend aneinander. "Oh, sieh mal", sagte Ava als ihr Blick an zwei Personen hängen blieb, die gerade die Mensa betraten, "unsere Wölfe sind da. Hmm, aber wirklich fröhlich sehen sie nicht aus." Sie runzelte die Stirn während das Besteck wieder sank und klirrend auf den Tellern landeten.

Tatsächlich sah Felipe eher mäßig begeistert aus: Die Hände in den Taschen seiner Jogginghose begraben folgte er Noemi schweigend und schien irgendwie in Gedanken.

Süße Pancakes und schwelgen in alten Erinnerungen, gab es einen schöneren Beginn für einen Tag? Während Sofia und Nick sprachen, kaute er zufrieden vor sich hin, mit einem fast verträumten lächeln. Ja, das Jahr war wirklich eine super Party gewesen. Auf schlag konnte er sich an 3 Zwischenspiele erinnern, aber er war sich ziemlich sicher, dass er die eine oder andere an dem Abend wieder vergessen hatte. Als hätten sie alle nur drauf gewartet, von ihm vernascht zu werden. Nicks direkte Frage riss ihn wieder aus seinen Gedanken. Gerade hatte er sich noch das letzte Stück Frühstück in den Mund geschoben, deswegen kaute er jetzt hektisch um Antworten zu können. Wie immer schien es ewig zu dauern, als ob der Bissen urplötzlich groß und zäh geworden wäre. Darüber bemerkte er auch gar nicht, dass sich etwas Sirup in seinen Mundwinkel gesetzt hatte und auch der hastigen Säuberung seiner Zunge entging. "Daran war ich wirklich nicht schuld! Die beiden hatten sich von vorher getrennt", verteidigte er sich mit einem Lachen, was dem ganzen irgendwie die Glaubwürdigkeit nahm. Und das obwohl er nicht mal gelogen war. "Annabelle oder? Und, wie hieß er noch? Johnny oder Jimmy?", fragte er in Sofias Richtung, die Augenbrauen nachdenklich zusammengezogen. Er wartete gar nicht auf eine Antwort, sondern verwarf den Gedanken gleich wieder mit einem Schulterzucken, war eh nicht wichtig. "Die beiden haben sich auf der Party gezankt und dann ist sie zu mir gekommen." Breit grinsend sah er Nick an und stellte verwundert fest, dass der überhaupt nicht begeistert aussah, sogar irgendwie Missbilligend.

Fasziniert hatte Riley der Erklärung gelauscht. Biologie hatte er schon immer gemocht und wie die verschiedenen Mutationen funktionierten war einfach zu spannend um nicht davon mitgerissen zu werden. Eine ganze Weile sah er ihre Finger an, als könnte er die Widerhaken auch ohne Vergrößerung sehen. Erst als sie von den Schuhen sprach lachte er leise und sah zu ihr hoch. "Wenn du willst, kannst du also an allem kleben bleiben. Wie praktisch", sagte er und lächelte schief.

Verschämt rieb Yelinna sich über die Nase und schüttelte dann den Kopf. "Du musst dich nicht entschuldigen. Es war ja nur gut gemeint, dass du mich hast schlafen lassen. Und es ist ja auch Rileys Zimmer", antwortete sie, den Blick zwischen Wand und Boden hin und her wandern lassend. "Es war nur... peinlich. Kein geeigneter Start in den Morgen." Seufzend ließ sie sich wieder auf das Bett plumpsen und versucht an Blümchen auf einer Wiese zu denken.

„Vermutlich haben sie einen Anschiss vom Hausmeister bekommen“, mutmaßte Luke, der ebenfalls zu seinem Mitbewohner, der hinter Noemi herlief, hinüber sah. Eine Weile musterte er ihn und kam dann zum Schluss, dass es wohl eher einen anderen Grund haben musste. Nach einem Anschiss wäre er zwar nicht unbedingt bei bester Laune, aber so würde er vermutlich auch nicht herum laufen. Es sei denn, er hatte das Zimmer so sehr verwüstet, dass er dafür bezahlen musste.
An schlechtem Sex kann es aber wohl auch nicht gelegen haben – da sprach das Zimmer ganz andere Bände. „Seltsam... Naja, winken wir denen mal, sollten sie zu uns hinüber sehen“

„Morgen Harold!“, begrüßte Noemi den Koch, oder zumindest einen seiner zahlreichen Klone, die vorbeihuschten, während sie an die Essensausgabe trat. Neugierig musterte sie das Frühstück und entschied, nachdem sie gestern mit Felipe reichlich Kalorien verbrannt hatte, heute ruhig ein üppiges Frühstück zu nehmen: Einen Teller mit Rührei, Speck und Würstchen und zum Nachtisch Pancakes und Sirup. Eine Tasse Kaffee und ein Glas Orangensaft. Als sie alles einigermaßen auf ihrem Tablett gestapelt hatte, drehte sie sich wieder Felipe zu und grinste ihn schief an.
„Ein gebührendes Frühstück nach einer wilden Nacht“, sagte sie zwinkernd und nickte dann an ihm vorbei.
„Da vorne sitzen Ava und Luke. All zu übel scheint es uns dein Mitbewohner nicht zu nehmen, er winkt uns nämlich zu. Wenn das keine Aufforderung ist, uns zu ihnen zu setzen“

„Oh. Natürlich. Und so wie ich dich kenne, hast du ihr in dieser schwierigen Zeit beigestanden und hast sie getröstet. Die Nacht lang. Mit Sex. Sehr effektiv“, bemerkte Nick mit nüchternem Tonfall. Es wunderte ihn auch nicht, dass sein Mitbewohner kaum mehr noch die Namen der Betreffenden zusammen bekam. Details spielten für ihn manchmal wohl keine Rolle.
Mit einem Seufzen hob Nick wieder seine Tasse und nahm einen großen Schluck von seinem Kaffee.
„Na, wenigstens musstest du dieses Halloween niemanden trösten. Und du kriegst auch keinen Ärger mit einem wütendenden Freund oder einer zur Furie gewordenen Freundin, weil du mit deren Partnern geschlafen hast. Da wird der heutige Tag doch richtig entspannt für dich, nicht?“, hakte er schmunzelnd nach.
„Was habt ihr beiden eigentlich vor? Was ist eigentlich mit deiner Schwester? Kriegst du Ärger, weil du die Nacht hier geblieben ist?“, wandte er sich an Sofia und machte eine besorgte Miene.

„Ja. Klingt zwar reichlich seltsam, aber im Grunde... stimmt das“, antwortete Alessia und nickte langsam mit einem schiefen Lächeln. Einen Moment sah sie Riley nur an, munter und fragte sich, warum sie nach all den Jahren erst heute das erste Mal ein solches Gespräch führte. Über ihre Mutation, die auch ihre Vorzüge hatte. Wenige. Aber sie waren vorhanden!
In diesem Augenblick knurrte ihr Magen und ihr wurde wieder bewusst, dass sie Hunger hatte und schnappte sie daraufhin erst einmal wieder den angebissenen Apfel.
„Wie wäre es, wir suchen uns was zu Essen und setzen uns? Ich glaube, sonst nimmt es mir mein Magen sehr übel“, raunte sie zwinkernd und nahm zwei Tabletts, von denen sie eines an ihn weitergab.

„Vielleicht hilft dir das Frühstück dabei? Also... eine Art verspäteter guter Start in den Morgen?“ Rodrigo lächelte sie mit einem schiefen Lächeln an, lehnte sich zu ihr und gab ihr einen kurzen, aber liebevollen Kuss. „Na los, machs dir gemütlich und ich reich dir dann deine Sachen, bevor ich mich zu dir aufs Bett kuscheln und dann frühstücken wir ganz entspannt. Wenn du willst, kann ich auch meinen Laptop holen und wir schauen irgendetwas nebenher“, schlug er vor.

So schnell bekam man keine Chance sich zu rechtfertigen. Etwas empört sah Zach Nick an, der das gar nicht mitbekam, weil er sich schon wieder Sofia zugewandt hatte. Dabei hatte er es bei Annabelle gar nicht auf Sex angelegt gehabt. Sie hatte es gewollt. Das die Nacht mit der Grund gewesen war, dass sie mit ihrem Freund nicht wieder zusammengekommen war, da konnte er ja nun nichts für! Und irgendwie wurmte es ihn, dass Nick mal wieder aussah, als wäre er schwer enttäuscht.

“Gute Idee“, stimmte Riley zu. Wo Alessia es gerade ansprach bekam er auch Hunger. Lächeld nahm er ihr das Tablet ab und ließ ihr den Vortritt. Unentschlossen stand er vor der Ausgabe. Was sollte er bloß essen?

Genüsslich seufzte Yelinna und sah Rodrigo mit einem Blick an, der ganz eindeutig in ein Schlafzimmer gehörte. “Das klingt ganz nach meinem Märchenprinzen.“ Grinsend legte sie ihre Arme um ihn und gab ihm einen liebevollen Kuss.

Es dauerte ein wenig, aber schließlich hatten sie beide ihre Tabletts voll und Alessia ging hunrig mit großen Schritten voraus. Da die meisten Tische noch frei waren, musste sie sich nicht großartig nach einem umschauen, wobei sie geflissentlich die ignorierte, die bereits an einem saßen. Sie hatte vorhin einen Seitenblick von Luke auffangen können und der sprach Bände, das konnte sie auch aus der Entfernung sehen.
Daher war es sicherlich kein Zufall, dass sie sich genau so setzte, dass Luke sie und Riley gut sehen konnte. Mit einem fröhlichen Lächeln stellte Alessia ihr Tablett ab, setzte sich und sah zu Riley auf. „Perfekt! Ich liebe es, wenn es hier noch nicht so voll ist. Und erst recht, wenn man keinen Unterricht hat und den Tag mit einem großen Frühstück starten kann“, sagte sie und wartete noch, bis sich ihr Mitschüler setzte, ehe sie nach ihrem Besteck griff.
„Guten Appetit!“

„Das war beabsichtigt. Und erhofft hatte ich es mir auch“, gab Rodrigo zurück, als sich ihre Lippen wieder lösten. Grinsend sah er sie einen Moment an, dann kam wieder Bewegung in ihn. Er reichte seiner Freundin das Frühstück + Kaffee und holte noch seinen Laptop, bevor er es sich neben ihr auf dem Bett gemütlich machte.
„Also, gibt es irgendeinen bestimmten Film, den du gerne sehen würdest?“

Auch Riley bemerkte Luke und Ava und winkte ihnen freundlich zu. So gut das mit einem vollen Tablet eben ging. Etwas verwunderte es ihn schon, dass sie sich von allen weg setzte. Andererseits würde er wohl auch keinen Kontakt suchen, wenn die anderen so über ihn reden würden. Mit einem schiefen grinsen setzte er sich und nickte. “Ja, das hat was. Kein Schlange stehen, kein suchen nach einem Platz. Guten Appetit“, antwortete er und wandte sich auch seinem Teller zu.

“Gerissener Prinz!“, schimpfte Yelinna gespielt und schlug ihm gegen den Arm, bevor sie den Teller und die Tasse nahm. “Ich weiss nicht. Irgendwas nicht allzu anspruchsvolles mit viel Action?“ Fragend sah sie ihn an. Vielleicht wollte er ja was ganz anderes?

„Grazie“, antwortete Alessia und schob sich etwas von den warmen Pancakes in den Mund, nachdem sie es ein paar Mal in den Sirup getunkt hatte. Kauend schnaufte sie glücklich und leckte sich anschließend etwas von dem Sirup von den Lippen. „Manchmal frage ich mich, wie die in Italien so wenig am Morgen essen können. Es macht mir viel mehr Spaß, morgens zu Schlemmen, als mittags oder abends! Vermutlich bin ich einfach schon zu lange hier und passe mich den Amis an“, raunte sie, schob sich ein weiteres Stück Pancake in den Mund und grinste Riley an.

„Klingt gut. Aber allzu blutig muss es nicht sein. Darauf kann ich morgens beim Frühstück verzichten“, bemerkte Rodrigo nachdenklich, der seinen Laptop hochfahren ließ und schenkte derweil seiner Freundin und sich etwas von dem Kaffee ein.„Mal überlegen... Wie wäre es mit Men in Black? Oder die drei Musketiere? Oder Fluch der Karibik“, schlug er schmunzelnd vor.

“Schlechte Angewohnheiten übernimmt man immer schnell“, antwortete Riley ernsthaft und nickte mit der selben Seriösität. Die absolut gespielt war. Wie sie ihre Pancakes in den Mund schob weckten ganz falsche Assoziationen. Wobei, nicht so sehr falsche, sondern eher unpassende. Sie hatten die Nacht in einem Zimmer verbracht und es war absolut nichts passiert. Konnte sie ihm deutlicher sagen, dass sie nicht an ihm interessiert war? Wohl kaum. Trotzdem. Dann würde er sich eben mit der Rolle des besten Freundes begnügen. “Vermisst du deine Heimat nicht manchmal? Wenn wir in Europa sind finde ich es auch schön, aber deswegen bin ich trotzdem immer wieder froh, wenn wir wieder hier, Zuhause in den Staaten, sind.“ Und im Unterschied zu ihr hatte er an beiden Stellen seine Familie.

Alessia, die sich gerade ein weiteres Stück ihres Frühstücks in den Mund schob, verlangsamte plötzlich ihr Kauen, während ihr Blick zu ihrem Teller sank. „Hmm“, machte sie, so lange ihr Mund noch voll war, kaute noch gefühlte 20 Mal, ehe sie ihren inzwischen breiigen Bissen hinunter schluckte. „Ich war seit acht Jahren nicht mehr in Italien...“, sagte sie leise und ließ die Gabel sinken. „Ich vermisse es, selbst wenn ich mir manchmal nicht ganz sicher bin, was genau ich vermisse...“, fuhr sie fort und lächelte düster. Sie schnitt sich noch ein Stück von ihrem Pancake ab und sah dann auf einmal munter wieder auf.
„Die Schule ist meine Heimat. Hier bin ich mehr daheim als sonst irgendwo... Gibt es da nicht so einen Spruch? Heimat ist, wo das Herz ist? Meines ist hier, gut versteckt, aber es ist hier“, setzte sie schmunzelnd hinzu, auch wenn ihr bei dem Thema gar nicht nach munterer Miene war und nahm ihren Bissen in den Mund.

Eins musste man ihr lassen. Sie war eine gute Schauspielerin. Riley tat es trotzdem weh sie so lachen zu sehen. Wieso er merkte, dass sie nicht so fröhlich war wie sie tat, wusste er selbst nicht so genau. Irgendwas in ihrer Körpersprache verriet sie. Ihr zuliebe lächelte er zurück, ein bisschen traurig allerdings. “Ja, das stimmt wohl. Solange man sich wohl fühlt ist man auch zuhause.“

„Hmmh“,machte Alessia, die noch immer den Mund voll hatte, zog es aber dieses Mal nicht so in die Länge, sondern schluckte ihren Bissen ein wenig zügiger hinunter. „Ich beneide dich ziemlich. Du hast überall deine Familie. Und sie sind für dich bestimmt auch ein bisschen Heimat und Zuhause. Ich meine, in eurem Haus, ist deine Mom, hier hast du sogar deinen Vater und deine Schwester, auch wenn ich sie ehrlich gesagt als sehr anstrengend empfinde, aber... das ist...beneidenswert. Hast du nicht auch einen kleinen Bruder? Du hast letztens von ihm erzählt... J...Ja...Jeremy? Vermisst er euch? Oder ist er froh, daheim der King zu sein?“, fragte sie mit einem schiefen Lächeln.

Beim Gedanken an seinen Bruder musste Riley lächeln. “Ich glaub meistens ist er froh alleine zu sein. Aber manchmal wird ihm das zu langweilig. Er spielt noch sehr gerne und Hannibal ist grottenschlecht im Fussball spielen. Von meiner Mutter verwöhnt zu werden, das lässt er sich aber gerne gefallen“, erzählte er. Man merkte ihm an, wie gerne er seine Familie hatte, auch wenn sie öfters mal Stress miteinander hatten.

Sie konnte gar nicht anders, als zu lächeln, während sie Riley so dabei zu sah, wie er von seinem kleinen Bruder redete. Für einen winzigen kleinen Augenblick wünschte sich Alessia, sie hätte auch einen Bruder, der so von ihr sprach. Ihre Mutter hätte sicherlich gerne noch ein weiteres Kind gehabt, doch ihr Vater hatte die Befürchtung, es könnte erneut zu so einem 'Ausfall' kommen, wie es bei ihr, Alessia, der Fall gewesen war. Noch ein Mutant.
„Bestimmt freut er sich darauf, wenn ihr an Weihnachten wieder alle daheim seid. Und ihr ihn mit Geschenken überhäuft“, raunte sie schmunzelnd und nippte an ihrem Kaffee.

Ein wenig verlegen lächelte Riley und strich sich mit der Hand durch den Nacken. “Ja, so ungefähr läuft das. Irgendwie kriegt er immer am meisten. Aber er freut sich auch immer so darüber. Da kann man ja gar nicht anders“, verteidigte er sich leicht, mit einem Schulterzucken. “Fährst du zu Weihnachten den nie Nachhause?“ Er hatte nicht fragen wollen, wollte nicht zu neugierig wirken. Nur kam es ihm merkwürdig vor, dass sie seit 8 Jahren nicht Zuhause gewesen sein sollte.

Mist. Dieses Mal war Alessia nicht schnell genug gewesen. Ihr nächster Bissen, mit dem sie ihre Antwort locker hätte hinauszögern können, schwebte noch in der Luft, als Riley ihr die Frage stellte. Pancake und Sirup schwebten auf der Gabel in der Luft, die Alessia schließlich wieder sinken ließ. Was für ein Auf und Ab.
„Nein... Ich...“ Alessia verzog das Gesicht zu einer unbestimmten Grimassen und schien innerlich mit sich zu hadern. Sollte sie es ihm sagen? Er war der erste, der sie danach fragte. Und wenn sie ehrlich war, war er auch der so ziemlich einzige, dem sie das anvertrauen würde.
„Ich bin daheim unerwünscht“, kam es schließlich über ihre Lippen und sie ließ ihre Hände unter dem Tisch verschwinden. Alessia blickte zur Seite, kniff ihre Augen ein wenig zusammen und knetete ihre Finger. „Mein Vater will mich nicht sehen. Daher laden sie mich auch nie ein, nach Hause zu kommen. Also... Nein. Nein, ich feiere Weihnachten hier. Wie jedes Jahr“, antwortete sie und zuckte mit den Schultern.
„Klingt vermutlich... ziemlich mitleidig und jämmerlich, aber ich komme damit klar. Ich krieg genug Geld überwiesen, um mir Geschenke selbst zu kaufen und die packe ich an Weihnachten aus“, sagte sie und verstummte, als sie merkte, dass das nicht gerade weniger jämmerlich klang als das zuvor.