Vampire-Das RPG IV

Machte er seinen Job denn jetzt schon schlecht? Das fing ja großartig an… Hector seufzte und fuhr sich gleich noch einmal durch das Haar, woraufhin es ziemlich durcheinander abstand. „Entschuldige…“, sagte er und sah seinen Freund mit einem verzeihungsheischenden Blick an. Natürlich wollte er Jack nicht weh tun. Nur waren das eben Dinge, die er ihm begreiflich machen musste… Aber ja, er könnte wohl etwas feinfühliger sein. „Du musst es so sehen… für mich ist es auch das erste Mal. Ich… Ich will alles richtig machen. Nur bin ich mir noch nicht so sicher, wie das geht“ Er rieb sich nun über den Nacken und seufzte. „Und schmackhafter…“ Wie sollte er Jack das denn schmackhaft machen? Bei allem, was er auf einen Schlag verloren hatte!? Familie, Freunde, Studium – sein gewohntes Leben. „Du… frierst nicht mehr, wenn ich dich berühre?“, startete er den schwachen Versuch und lächelte schief. „Du wirst nicht mehr frieren, nicht mehr schwitzen… Du bist stärker und schneller. Deine…Sinne sind schärfer. Du kannst nicht mehr krank werden. Und…uhm…heilst?“

Victoria zog die Brauen nachdenklich ein wenig zusammen, während sie Galons Antwort lauschte. Er war indessen auf sie zu gegangen und lehnte sich am Ende zu ihr. Sie erwiderte den Kuss, sah mit einem warmen Blick zu ihm auf und nickte anschließend verständnisvoll. „Vielleicht sind deine Sorgen unbegründet. Vielleicht aber auch nicht. Vorsicht ist sicher nicht verkehrt. Es ist schließlich sowohl für den Jungen, als auch für Hector eine ganz neue, ungewohnte… Situation, mit der die beiden erst einmal lernen müssen umzugehen“, antwortete sie, fasste nach seiner Hand und drückte sie.
„Wir behalten sie im Auge. Im besten Fall kriegen die beide das selbst in den Griff, ohne, dass irgendetwas Schlimmes passiert“, sagte sie, führte seine Hand an ihre Lippen und hauchte ihm einen Kuss auf den Handrücken, ehe sie ihn losließ. „Aber es war gut, dass du gleich zu ihm gegangen bist. Er wird sich bestimmt gefreut haben. Ich habe übrigens bei dir schon alles angemacht, du kannst also, wenn du willst, gleich loslegen.“
 
Nein. Eigentlich wollte sie nichts bestimmtes in England, außer Zeit mit ihm dort verbringen, dachte Jimena. Aber das sagte sie nicht. Am Ende würde er nur sagen, dass sie in diesem Fall auch hier bleiben könnten… Seufzend stand sie vom Bett auf, streckte sich und schnappte sich dann ihre Kleidung. „Hm… Nichts bestimmtes. Aber ich war schon so lange nicht mehr dort… Ich würde mir gerade das eine oder andere anschauen. Schauen, ob es noch so ist wie früher“, antwortete sie, zuckte mit den Schultern und klaubte ihre Hose vom Boden auf, wobei sie Aglef den Rücken zugewandt hatte. Als sie sich wieder aufrichtete, drehte sie sich zu dem Älteren um und sah ihn schweigend an. Merkte er es denn nicht? Musste sie es denn aussprechen? Jimena hatte die Worte schon auf den Lippen, aber dann brachte sie sie doch nicht hervor. Wer wusste schon, wie er darauf reagieren würde… Insgeheim befürchtete sie, dass er ging, wenn sie darüber sprach.
 
Jesaiah sah ihren Freund finster an. „Von wegen. Zu keinem Moment in Gefahr. Hättest du deinen Pulli nicht liegen lassen und wärst zurückgegangen, wäre es dir wie Jack ergangen! Nur hättest du dann Hector nicht anrufen können und er und ich wären nicht rechtzeitig bei euch gewesen“, sagte sie, schob ihr Kinn vor und sah ihren Freund vorwurfsvoll an. Aber es stimmt, Aglef würde sicher hier aufkreuzen, wenn er davon erfuhr… Und das wollten sie tatsächlich beide nicht… Sie kam mit Caseys Bruder einfach nicht klar. Seufzend legte sie den Kopf zur Seite und sah Casey unglücklich an. „Wie kommt es, dass du ihn jetzt weder sprechen noch sehen willst, nachdem du ihn jahrzehntelang gesucht hast? Aber gut, meinetwegen! Dann sagen wir eben nichts. Wenn er es aber dann doch erfährt und mich einen Kopf kürzer macht, dann bist du schuld!“, brummte sie und nippte an ihrem Glas.

Okay, Hector schaffte es, dass Jack sich schlecht fühlte. Nicht nur für ihn, Jack, war das ganze neu, das hatte er bloß vergessen. Bevor er sich entschuldigen konnte, zählte Hector schon seine Vorteile auf. Die alle irgendwie offensichtlich waren und im Moment völlig hohl, zumindest empfand Jack sie nicht als Trost. Aber Hector verdiente wohl ein Sternchen für den Versuch. Jacks Lächeln wirkte fast überzeugend, während er sich den offensichtlichen Kommentar verkniff. Jetzt würde er heilen, was etwas spät war. Besser er konzentrierte sich auf den Part, der wirklich ein Vorteil war. "Das heißt, dass du mich nicht mehr in mehrere Deckenlagen packen musst, wenn wir ins Bett gehen?", fragte er und -. Naja, gestern Abend wäre er bei dem Gedanken, der ihm kam noch warm geworden. Jetzt fühlte er es zwar, aber sein Körper reagierte nicht. Was es vielleicht etwas erträglicher machte ausgerechnet jetzt daran zu denken, dass sie gemeinsam im Bett nicht mehr daran denken mussten Hectors Temperatur auszugleichen. Jack schluckte und wandte seine Gedanken schnell in andere Richtungen. "Regeln und Verhaltensweisen sagte dein Obermotz-Freund gerade. Was genau meinte er damit?", fragte er daher und schwieg dann erschrocken. "Ist er jetzt auch mein Obermotz?" Ein Freund war er ganz sicher nicht.

"Positiv betrachtet sind sie nicht das erste hoffnungslos verliebte Pärchen, dass sich als Erschaffer und Frischling wieder finden", seufzte Galon auf die Worte seiner Frau hin und versuchte Trost darin zu finden, dass die meisten es irgendwie geschafft hatten. Auch wenn die Beziehungen nicht sonderlich häufig durchgehalten hatten. Mit einem ehrlichen und liebevollen Lächeln sah er seine Frau an. "Du bist der Stern meiner Nächte", sagte er mit völlig ernster Stimme und zog ihre Hand jetzt an seine Lippen. "Und dabei hatte ich das Gefühl bekommen, du willst nicht, dass ich arbeite." Mit einem Schmunzeln sah er ihr in die Augen, blieb aber nicht so lange in dieser amüsierten Stimmung. "Hast du Jael schon gesehen?"

Das klang so harmlos, dass Aglef ihr nicht glaubte. Bisher hatte sie die meisten Ziele ihrer Reise ausgesucht und meistens hatte mehr dahinter gesteckt als neugierde ob es noch aussah wie früher. Sicherlich würde sie nicht an England wollen nur um zu sehen ob ein paar Mauern noch standen wo sie sie zuletzt gesehen hatte. Dafür sagte ihr Blick auch zu viel, was Aglef nicht verstand. Gerade, als er dachte sie würde etwas sagen, sah sie weg und der Moment verging. Stirnrunzelnd wollte Aglef nachfragen, was los war, als sein Handy laut in die gedrückte Stille klingelte. Ein wütender Blick ließ es nicht verstummen. Sein Gesichtsausdruck wurde immer dunkler, als er die eingegangene Nachricht las. "Scheint wir fahren wirklich nach England", sagte er düster und ging in den angrenzenden Raum um die Nachrichten im Fernsehn anzumachen.

Jess hatte wohl recht damit, dass er (und Jack) wirklich nur knapp dem endgültigen Tod entgangen waren. Aber Casey würde das Geschenk nicht hinterfragen und einfach nur froh sein, dass nichts weiter passiert war. Auf Jess Frage druckste er ein wenig rum. "Es ist nicht so, dass ich ihn nicht sehen will. Es ist eher, dass er mich nicht sehen will." Vielleicht hatte sich auch beim letzten Mal ein wenig Angst vor seinem Bruder eingeschlichen. Wo er sterblich war, löste Aglef einfach ein bisschen zu sehr das Gefühl aus gejagt zu sein, wenn er in der nähe war. Dabei hatte er wirklich nicht viel mehr gemacht als auf dem Sofa zu sitzen und zuzuhören. Er war schon dabei erleichtert aufzuatmen, als Jess nachgab. Sein Atem blieb ihn aber im Hals stecken, als sie ihre letzte Verhersage tätigte. "Moment.. Warum sollte er dich einen Kopf kürzer machen?", fragte er verwundert und dachte dann an das letzte Treffen zurück. Gut, vielleicht war Aglef nicht nur ihm gegenüber unterkühlt gewesen. "Dafür kann er dich nun wirklich nicht verantwortlich machen", murmelte er. Es dauerte danach aber nicht mehr lange. bis er eine SMS an seinen Bruder schrieb, die die gröbsten Daten des letzten Abends zusammenfassten.

„Keine Deckenlagen mehr, nein“, antwortete Hector mit einem schwachen Lächeln, denn zu mehr fühlte er sich gerade auch nicht mehr im Stande. Die Mundwinkel fühlten sich schwer wie Blei an, daher hielt sein Lächeln auch nicht lange an, wenngleich er froh war, dass Jack ein wesentlich unverfänglicheres Thema ansprach. Eines, das ihm eigentlich gefallen musste, aber irgendwie fehlte ihm dafür gerade der Kopf. Hector schaute auf sein Glas hinab, setzte es an seine Lippen und trank es dann in wenigen Zügen aus. Vielleicht half ihm das ja, um etwas fitter zu werden… Wie Galon es schon sagte, er sollte auch bei Kräften sein. Damit setzte er das Glas wieder ab und sah zu Jack auf. „Das-“, fing er an, brach ab, als gleich die nächste Frage aus Jack herausgeschossen kam.
„Er ist mein ‚Obermotz‘, aber nicht deiner. Nicht…direkt. Er ist ja das Oberhaupt des Londoner Clans. Dessen Mitglied ich bin. Dafür musste ich einen Schwur leisten. Da du diesen nicht geleistet hast, bist du kein offizielles Mitglied. Also… bin ich momentan dein einziger ‚Obermotz‘“, antwortete Hector mit einem schiefen Lächeln.  

Victoria lächelte matt auf Galons Worte hin. Sie beide hatten zwar nie zu diesen ‚hoffnungslos verliebten Pärchen‘ gehört, die an den Lippen ihrer Erschaffer schmachtend gehangen hatten, aber ja, sie hatte im Laufe ihres Lebens genug solcher Paare getroffen, sodass sie den Worten ihres Mannes nur zustimmen konnte. Sie musste kurz auch an Clément denken… Sie kannten sich kaum, als sie ihn verwandelte, aber je besser sie sich danach kennenlernten, umso näher waren sie sich gekommen… Galons Lächeln und Worte ließen sie ihre Gedanken wieder abschütteln. Sie erwiderte sein liebevolles Lächeln, dass noch wärmer wurde, als er ihre Hand nahm und sie zu seinen Lippen führte. Victoria lachte leise über seine Bemerkung. „Als ob man dich von deiner Arbeit trennen könnte. Die Illusionen habe ich mir nie gemacht. Ich gebe mich damit zufrieden, dass du dir ab und an die Zeit für mich nimmst. Und je früher du dich jetzt an die Arbeit machst, desto früher hast du vielleicht später Feierabend“, sagte sie mit einem kleinen Lächeln.
„Und nein, Jael habe ich noch nicht gesehen. Aber er hat gestern auch lange gearbeitet.“
 
Jimena fischte ihr Oberteil von der Kommode, als sich Aglefs Handy meldete. Das Schweigen des Älteren brachte sie dazu, sich wieder zu ihm umzudrehen. Ein wenig überrascht bemerkte sie seine Miene und war doch ein wenig beunruhigt. „Was ist passiert?“, fragte sie, als er meinte, sie würden nun wirklich nach England müssen. Sie wollte gerade auf ihn zugehen, als er aufstand und den Raum wechselte, um nebenan den Fernseher anzustellen. Sie folgte ihm, beobachtete angespannt, wie er den Nachrichtensender heraussuchte und dann – tatsächlich – mussten sie nicht lange warten und es wurde von einem Anschlag auf das Londoner Straßenfest berichtet.
„War das Casey? Ist alles in Ordnung mit ihm?“, fragte Jimena, die Aglef sacht am Arm berührte.
Sie hoffte, dass es Casey war, denn das würde bedeutet, dass es ihm gut ging. Sollte es Jess gewesen sein… bedeutete das wohl, dass dem anderen etwas ernstlich zugestoßen war.
 
Jess hob skeptisch eine Braue. Aha. Aglef wollte Casey nicht sehen. Wenn dem so wäre, müsste er ja nichts befürchten und könnte seinem Bruder einfach sagen, was vorgefallen war. Wobei sie ihrem Freund in einem Punkt zustimmen musste. Sie hatte nicht (immer) das Gefühl, dass Aglef vorbeikam, um Casey zu sehen… sondern es fühlte sich manchmal mehr wie eine Stippvisite an. Als wollte er nur kurz überprüfen, ob alles beim Alten war. Mehr oder weniger.
„Warum? Weil er das immer macht, wenn dir etwas zugestoßen ist“, brummte Jess wenig begeistert auf Caseys Frage hin. „Das bekommst du nur meistens nicht mit. Das fing im Grunde schon an, als dein Bruder und ich uns das erste Mal aufeinandertrafen… und setzte sich dann zuverlässig fort. Zum Beispiel auch, als du auf einmal wieder ein Mensch wurdest und ins Krankenhaus kamst, war er auch nicht gerade begeistert von meinem Unvermögen…“ Und hatte ihr die Schuld gegeben. Dass sie nicht gut genug auf Casey aufgepasst hatte… was wohl irgendwie auch stimmte… Jess seufzte und trank ihr Glas leer. Letzten Endes hatte sie doch gemischte Gefühle, als ihr Freund schließlich seinem Bruder schrieb.
„Vielleicht hält Jimena ihn ja davon ab, hierher zu kommen…“, murmelte sie.

Nicht seiner, weil Jack keinen Schwur geleistet hatte, aber Hectors, weil er das getan hatte.. Blickte da einer wirklich noch durch? Hielten sich Vampire wirklich an Schwüre? Ehe Jack sich die Frage ehrlich beantworten wollte, murmelte er leise: "Das fällt wohl alles unter die Dinge, die ich lernen muss. Moment mal!" Der letzte Teil war deutlich lauter und auch etwas verärgert geäußert worden. "Du bist mein Obermotz?", fragte er nach, wobei ihn Hectors Lächeln nur bedingt beruhigte. Die Betonung auf Hectors 'ich' hatte nicht sonderlich nach Scherz geklungen. Jack hatte nicht dran gedacht, dass sich ihre Beziehung verändert hätte und die hatten sie bisher eigentlich als gleichberechtigte Partner geführt. Zumindest mehr oder weniger. So sehr man halt gleichberechtigt sein konnte, wenn der Partner ein fast 400 Jahre alter Muskelprotz war, der meinte er wüsste was besser war. Aber bisher hatte das Hector nicht dazu gebracht sich aufzuführen, als hätte er das sagen. Wenn sich das jetzt auch änderte.. Jack war sich nicht sicher, ob er damit umgehen konnte, wenn Hector ihn jetzt nur noch herum kommandierte. Er wollte nicht, dass ihre Beziehung sich änderte. Er wollte nicht.. Er konnte nicht auch noch Hector verlieren!

Schuldbewusst hörte Galon seiner Frau zu und hoffte, dass sie wenigstens zum Teil scherzte. Daher gab er ihre Hand auch nicht frei oder eilte an seinen Rechner um zu arbeiten. Sicher, da waren dringende Dinge, die erledigt werden mussten. Aber das wichtigere stand gerade vor ihm und ließ uneindeutige Kommentare fallen. Galon erinnerte sich nur zu gut und sehr ungern an den Streit letztes Weihnachten zurück. "Wenn ich dich vernachlässigt haben sollte", sagte er und ließ den Satz unbeendet stehen. Ihr letzter gemeinsamer Urlaub war noch gar nicht so lange her, keine zwei Monate, aber selbst ihm ging gerade auf, dass sie mit Hector jetzt einen Mann verloren. Die beiden würden nicht in London bleiben können, wo Jacks Familie ihn treffen könnte. Oder dessen Freunde. Und wenn Hector mit ihm zusammen London verließ, war er nicht nur zu weit weg um eine Hilfe zu sein, er hätte dann mit der Erziehung des Jungen auch alle Hände voll zu tun. Seufzend strich er mit dem Daumen über ihren Handrücken und machte sich eine mentale Notiz endlich mal nach mehr Leuten zu suchen. Es gab einige, die sich vielversprechend hervor taten. Es wurde Zeit mit Cawley und Jael über diese Personen zu reden. "Vermutlich hast du Recht. Er wird wohl bald auftauchen", antwortete er am Ende nur auf ihre Aussage, dass Jael eben auch lange gearbeitet hatte. Da stand es ihm wohl wirklich zu etwas später wieder zu erscheinen.

Aglef nickte auf Jimenas Frage und folgte einen Moment den Nachrichten, die gerade dabei waren die bisher bekannten Fakten und Todeszahlen aufzuzählen. Etwas verspätet fiel ihm ein, dass er vielleicht ein wenig ausführlicher antworten sollte. "Er ist da in der Nähe gewesen, als die Bombe hochging", sagte er und knirschte dann erst einmal wütend mit den Zähnen. Gegen verdammte Menschen konnte er so wenig ausrichten. Zumindest gegen diesen einen (oder wie viele es jetzt waren), der sich mitten auf der Straße in die Luft gesprengt hatte. "Er hat ein paar Schnitte und Prellungen. Der kleine Mensch..", er stockte kurz, weil er den Namen des Jungen nicht kannte. "Hectors Mensch", wandte er sich erklärend an Jimena und wartete, bis sie nickte. "Er war wohl näher dran. Hector hat ihn verwandelt."

"Dieses Mal ist es ja anders", versuchte Casey seine Freundin zu beschwichtigen. Immerhin lag er dieses Mal nicht bewusstlos oder halbtot in irgendwelchen Krankenhäusern. Und nicht einmal Aglef könnte von Jess verlangen, dass sie Tagsüber da war um ihn zu schützen. Vielleicht musste er doch noch mal mit seinem Bruder reden, was dessen Verhalten anging. Allerdings bezweifelte Casey, dass er irgendeinen Einfluss haben würde. "Außerdem finde ich, dass du bisher einen verdammt guten Job gemacht hast, was das mich-am-Leben-halten angeht", fügte er in einem Versuch hinzu die Stimmung wieder zu lockern. Sein Lächeln traf allerdings nicht auf Gegenliebe bei Jess. Nunja, immerhin war sie es, die unter Aglefs Launen gelitten hatte. Auf ihren letzten Kommentar hin schnaubte er etwas ungläubig. "Ich glaube du hast eine zu hohe Meinung von Jimenas Einfluss", antwortete er fast abfällig. Der Gedanke, dass seine alte ehemalige Freundin tatsächlich mehr Einfluss auf die Handlungen seines Bruders haben könnte, gefiel ihm nicht, weswegen er schon recht früh in deren merkwürdiger Beziehung angefangen hatte es zu leugnen.

Hector bemerkte Jacks Blick und hob sogleich beschwichtigend die Hände. „Um es in deinen Worten auszudrücken. Aber es trifft es nicht ganz. Ich bin nun… naja… dein Erschaffer“, sagte er und fuhr sich mit einer unangenehm berührten Miene über den Nacken. Es fühlte sich komisch an, das zu sagen. Erschaffer. Hector sah seinen Freund an und wusste, dass er nie im Leben von ihm als ‚Kind‘ sprechen konnte, wie es andere Vampire pflegten zu tun.
„Du weißt schon, es gibt Erschaffer und deren Kinder. Aber… mir wäre es lieber, wenn wir uns nicht so bezeichnen“, raunte er und verzog das Gesicht, dem anzusehen war, wie falsch er das fand.
„Als Person, die dich verwandelt hat, trage ich die Verantwortung für dich und dein Handeln. Solltest du etwas verbrechen, werde ich zur Rechenschaft gezogen…“ Und er müsste Jack gegebenenfalls aufhalten… Woran er lieber aber nicht dachte. Jack war ein kluger Kopf, er würde hoffentlich nicht bewusst etwas Dummes tun. Und vor allem Unbewussten würde er ihn versuchen abzuhalten. „In der Hinsicht meinte ich das mit dem ‚Obermotz‘. Und dass ich verpflichtet bin, dir alles beizubringen, was du wissen musst. Das ist alles“ Was wohl auch mehr als genug war, dachte Hector und sah seinen Freund an. „Wir kriegen das hin, Jack“, sagte er und schenkte dem Jüngeren ein kleines, aber mitfühlendes Lächeln. Irgendwie würden sie das schon schaukeln…

„Wenn du mich vernachlässigt haben solltest, würdest du es wissen“, beendete sie Victoria den Satz ihres Mannes und lächelte ihn mit einem beschwichtigenden Lächeln an. „Keine Sorge, ich beschwere mich normalerweise, bevor es mir zu viel wird.“ Was sie wohl gerade irgendwie getan hatte. Nur wusste sie auch, dass Galon in nächster Zeit wohl wieder mehr Arbeit hätte. Immerhin fiel Hector weg… Sie würden Ersatz suchen müssen, der dann auch erst wieder eingearbeitet werden müsste. Es war wirklich ein Jammer, dass Hector wegfiel. Bei ihm hatten sie sich beide sicher sein können, dass er vertrauenswürdig war. Und er hatte sich auch gar nicht so schlecht hier angestellt… „Das wird bestimmt. Du kennst Jael“, antwortete Victoria mit einem kleinen Lächeln und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, während sie zu ihm aufsah.
„Hast du schon einen Kandidaten im Kopf, der Hectors Stelle übernehmen könnte? Oder soll ich einmal schauen, wer in Frage kommen könnte? Irgendwelche Unterlagen, die ich für dich heraussuchen kann?“, fragte sie.

Jimena sah mit hochgezogenen Brauen Aglef an. „In der Nähe!?“, wiederholte sie und versuchte nicht daran zu denken, was das wohl bedeuten könnte. Zum Glück versicherte ihr Aglef kurz darauf, dass Casey mit ein paar Schnitten und Prellungen davongekommen war. Ein Glück! Nichtauszudenken, wenn ihm etwas Schlimmeres zugestoßen wäre… Jimena war sich nicht sicher, wie Aglef dann reagiert hatte… Die Beziehung zwischen den beiden Brüdern war noch immer… seltsam. Und dann fuhr der andere fort. Hectors Mensch. Jimenas Augen wurden wieder groß. „Was?“ Sie sah ihn blinzelnd an, während sie Information zu ihr hindurchdrang. Jack. Hectors Freund. Es musste ihn so schwer getroffen haben, dass Hector keinen anderen Ausweg gewusst hatte, als ihn zu verwandeln. Denn aus einem anderen Grund hätte er ihn wohl nie verwandelt, dessen war sich Jimena sicher. Wie vor den Kopf gestoßen stand Jimena ein paar Sekunden da, blinzelte und lief dann schließlich zurück ins Schlafzimmer. Sie musste Hector anrufen! Sie musste… Mit dem Handy in der Hand kehrte sie zurück zu Aglef. „Können wir heute noch fliegen? Nach London?“, fragte sie mit sorgenvoller Miene.

„Hmm. Was aber nicht mein Verdienst war, sondern eher der deiner Schusseligkeit“, murmelte Jess, als Casey versuchte sie zu beschwichtigen. Dieses Mal. Wie war es nächste Mal? Jess seufzte, stellte ihr Glas beiseite und stützte ihr Gesicht in ihre Hand. Nur schwach konnte sie Caseys Lächeln erwidern, nachdem er meinte, sie hätte bisher doch einen guten Job gemacht. Dabei war das vor… ein, zwei Jahren noch ein ziemlicher Streitpunkt zwischen ihnen beiden gewesen. Weil sie zu fürsorglich gewesen war. Helikopter-Mom/Freundin.
Jess hob eine Braue, als ihr Freund dann von Jimena sprach. „Oder du eine zu geringe. Immerhin sind die beiden schon seit… drei Jahren nahezu unzertrennlich. Drei Jahre. Du kannst mir nicht weißmachen, dass da nichts läuft zwischen den beiden. Die beiden sind ein Paar ohne sich dessen bewusst zu sein… oder ohne es zugeben zu wollen. Aber sie sind eines und sie hat garantiert einen großen Einfluss auf ihn. Meinst du, er hätte sonst geholfen, Galon und Victoria zu retten? Ihm hätte es doch egal sein können, was mit ihnen passiert wäre“, raunte sie.

Erschaffer und Kind.. Davon hatte Hector ihm erzählt aber Jack hatte noch gar nicht dran gedacht, dass es jetzt auf sie zutraf. Unheimlich erleichtert nickte er, als Hector darum bat, dass sie nicht mit diesen Begriffen voneinander sprachen. Was Hector dann allerdings weiter erklärte klang nicht mehr so nett. "Moment, du musst Scheiße ausbaden, die ich anstelle? Was ist das denn für ein beknacktes System?", fragte er verwundert und fragte sich, wie das überhaupt funktionierte. Die Versicherung seines Freundes, dass sie es schon schaffen würden, brachte ihn dann aber auch wieder von dem Thema ab. Seine Konzentrationsspanne schien im Moment keinen Pfifferling mehr wert zu sein. Sein antwortendes Lächeln ließ nur einen Mundwinkel zucken. "Es gibt hoffentlich keinen Abschlusstest für diese Sache. Im Moment kommt es mir nämlich so vor, als wäre mein Kopf gar nicht groß genug um die ganzen Informationen aufzunehmen", murmelte er dann und sah auf seine Hände. Das einzige, bei dem er sich im Moment relativ sicher war, was dass sie sich alle diesen Tag anders vorgestellt hatten.

Galons Mundwinkel zuckten, er wies seine Frau aber nicht darauf hin, dass sie sich gerade schon beschwert hatte. Solange sie nicht wirklich wütend war, hatte er wohl noch kein neues Fettnäpchen aufgemacht. "Ich kenne aber auch Ruby", raunte er sehr leise auf Vics Worte und ließ das Thema dann aber fallen. Zufriedene Mitarbeiter, hatte er im letzten Jahr gelernt, machten weniger Stress während der Arbeitszeit. Zumindest solange deren Frauen zufrieden waren. "Tatsächlich habe ich ein paar Kandidaten, die in Frage kämen. Da wir jetzt wohl früher als geplant das Team erweitern müssen, können wir sie genausogut gleich überprüfen", antwortete er wieder wesentlich ernster auf Vics Frage und nannte ihr die vier Namen der Mitglieder, die im vergangenen Jahr positiv aufgefallen waren. "Cawley und auch Jael haben sie aus verschiedenen Gründen vorgeschlagen. Wir sollten uns demnächst alle zusammen hinsetzen und sie durchsprechen. Wenn dir sonst noch jemand einfällt, dann setze ihn oder sie auf die Liste."

Als Jimenas Ausdruck plötzlich eher geschockt wirkte, fragte Aglef sich, ob er nicht andere Worte hätte wählen sollen. Oder ihr nichts von Hector sagen. Dann war sie weg um ihr Telefon zu holen. Es verwunderte ihn wenig, als sie zurück kam und fragte ob sie schon heute fliegen könnten. Er warf ein Blick auf die Uhr und den Fernseher und zuckte die Schultern. "Wenn ein Flieger geht. Die Sicherheitsvorkehrungen sind sicher etwas strenger geworden", antwortete er ihr. Er wollte jetzt nicht die Spaßbremse sein, aber Jimena auch keine falschen Hoffnungen machen, wie schnell sie unter diesen Umständen nach England kommen würden. Wenn sie "Glück" hatten, dann war der Anschlag durch einen Briten begangen worden und die Grenzen schnell wieder offen.

Schusseligkeit? Casey sah seine Freundin düster an und scheufzte dann leise. Irgendwie musste er wohl froh darüber sein, dass er wirklich schusselig gewesen war in dem Moment. "Unzertrennlich würde ich es jetzt nicht nennen. Sie reisen gemeinsam. Alle beide sind sie nicht gerade die stabilsten Persönlichkeiten, nach allem was passiert ist. Wenn sie sich gegenseitig halt geben ist das vermutlich etwas gutes", erwiderte er und war sich nicht sicher, was er von Jess Einschätzung halten sollte, dass die beiden ein Paar waren. Das wäre ein ziemlich merkwürdiges und irgendwie apokalyptisches Pärchen. Dagegen waren sie ja das reinste Idealbild.

„So ist das eben. Ähnlich wie… Eltern haften für ihre Kinder“, fügte Hector leiser hinzu und seufzte. „Das ist eine festgeschriebene Regel. Nicht nur hier, sondern überall. Wenn du jemanden verwandelst, hast du auch die Verantwortung. Und das ist auch gut so. Früher war es… wesentlich chaotischer. Manche haben einfach wahllos Menschen verwandelt und es kam zu… Egal. Es ist gut so, wie es heute ist. Glaube mir“, raunte Hector und lächelte den Jüngeren aufmunternd an. Über den Kommentar bezüglich eines Abschlusstests musste Hector sogar kurz lachen. „Nein, kein Test. Auch keine mündliche Prüfung. Und ja… am Anfang ist es immer sehr viel… Ich denke, für heute hast du auch genug gehört. Ich werde versuchen, dir alle nötigen Informationen zu portionieren und sie dir für die kommenden Tage aufzuteilen“ Hector zögerte kurz, dann fasste er nach Jacks Händen und drückte diese sanft. „Ich bin für dich da.“

Mit einem Schmunzeln zuckte Victoria leicht die Schultern, als Galon meinte, er würde Rubina kennen. Sie konnte die Jüngere eigentlich gut leiden. Sie hatte was im Kopf und setzte sich dafür ein, dass ihr Mann es nicht mit dem Arbeiten übertrieb… Wie könnte Victoria sich da nicht in sie hineinversetzen und dafür respektieren. Sie und Jael waren ein wirklich harmonisches Paar. Vielleicht das harmonischste, das ihr in den vergangenen Jahrzehnten untergekommen war.
Interessiert hob Vic die Brauen, als Galon von den Kandidaten sprach. Sie grübelte ein wenig über die vier, die er nannte. „Zwei davon hätte ich dir wohl auch genannt. Dean und Charles machen wirklich einen guten Job… Aber auch die anderen zwei. Ich werde darüber nachdenken, vielleicht fallen mir ja noch andere ein…“, antwortete sie. Unter den Vorgeschlagenen war auch Molly, sie war die Jüngste im Bunde, ganz nett, fleißig, zielstrebig… aber leider auch sehr hübsch… Einerseits war sie durchaus der Meinung, dass mehr Frauen hier arbeiten könnten, andererseits aber besser keine hübschen, ehrgeizigen Singlefrauen…
 
Jesaiah blinzelte und warf ihrem Freund einen wenig überzeugten Blick zu. In solchen Sachen war er ganz Kerl und blind für so etwas. Vielleicht lag das aber auch daran, dass Aglef sein Bruder und Jimena sein Ex war. Das war schon an sich eine seltsame Kombination. Wobei Jess doch vielleicht ein bisschen froh war, dass Jimena vergeben war. Oder gebunden. Was auch immer, irgendwie halt. Hauptsache nicht frei und am Ende noch wieder an Casey interessiert… Nur zu gut konnte sie sich an ihre Eifersucht damals erinnern, als sie und Casey noch nicht zusammen gewesen waren. Als Mensch fühlte sich so etwas noch viel schlimmer an…
„Das ist es wohl. Halt geben sie sich sicherlich. Und Sex“, kommentierte Jess trocken, trug ihr Glas zur Spüle und machte es sauber.

Für die kommenden Tage aufteilen. Das klang nicht sonderlich erheblich. Wobei Jack sich allerdings eingestehen musste, dass es vermutlich auch mehr als ein paar Tage dauern würde sich wirklich dranzu gewöhnen. Oder überhaupt erst einmal zu verstehen, was passiert war. Hectors Hände schoben sich in sein Gesichtsfeld und umschlossen seine mit einem sanften Druck. Vorhin hatte er die Berührung kaum ertragen, jetzt wusste er nicht richtig, was er dabei denken sollte. Außer, dass sich seine Hände so - Naja, warm war wohl das falsche Worte, irgendwie fühlte sich nichts richtig warm an gerade, aber kalt waren sie auch nicht. Es war ein merkwürdiges Gefühl, als hätten seine Nerven ein Problem die Informationen weiter zu leiten. Langsam hob Jack den Kopf und wusste nicht so recht, wie er auf Hectors Worte reagieren sollte. Er wollte doch stark hoffen, dass Hector für ihn da sein würde. Schließlich hatte der ihm das hier eingebrockt. Das war aber nichts, was er seinem Freund sagen wollte. Am Ende begnügte er sich mit einem etwas hilflosen: "Und was machen wir jetzt?", begnügte. Dabei meinte er wirklich jetzt in diesem Moment. Wenn Hector ihm nicht mehr erzählen wollte um ihm Zeit zu geben sich zu sortieren war das für Jack okay. Aber er saß immer noch im Bett und hatte nicht das Gefühl in nächster Zeit wieder so müde zu sein, dass er schlafen könnte. Abgesehen davon, dass er nicht herausfinden wollte, welche Träume er haben würde. Also brauchte er eine Ablenkung, zumindest irgendwas zu tun, als im Bett zu hocken und über seine Familie nachzudenken.

Der Blick sagte Casey schon, dass Jess ihm da nicht zustimmte. Was ihm recht egal war, wenn Jess meinte da lief mehr, dann wollte er es nicht wissen. Herrgott, Jimena war seine Ex und Aglef sein Bruder. Es gab nichts, was er über sie gemeinsam wissen wollte! Jess schein es anders zu sehen. Ganz ohne etwas im Mund zu haben, schaffte Casey es sich an seiner eigenen Spucke zu verschlucken, als Jess ihren vernichtenden Kommentar fallen ließ. Sex.. Sofort steuerte Caseys Kopf einige Bilder bei, auf die er gut und gerne verzichtet hätte. "Du weißt schon, dass du von Aglef sprichst", brachte er immer noch leicht hustend heraus. "Wenn es möglich wäre, würde er in Klamotten duschen gehen. Von Sex kann da wirklich nirgendwo die rede sein." Was er auch gleich anfing sich selbst einzureden. Kein Sex, nirgendwo bei den beiden. Nicht wo Aglef sich nicht unbekleidet vor Leuten zeigte. Casey hatte gesehen, was unter der Bedeckung lag, die sein Bruder der Welt entgegen hielt. Ein einziges Mal. Danach hatte Aglef dafür gesorgt, dass er auch ja nicht das gesamte Ausmaß zu Gesicht bekam. Wobei Casey zugeben musste, dass das was er gesehen hatte ausreichend war um sich auszumalen was passiert sein musste. Das schlechte Gewissen stieg wieder in ihm auf. Er hätte wirklich schneller sein müssen.

Es war ein gutes Zeichen, dass Jack seine Hände nicht gleich wieder zurückzog. Oder? Er hoffte es. Gleichzeitig fragte er sich, ob es nicht zu viel war. Jetzt. Ob er dem Jüngeren mehr Raum geben sollte… Dabei wollte Hector, dass sein Freund wusste, dass er für ihn da war. Und dass sich zwischen ihnen nichts geändert hatte. Oder wenigstens hoffte er auch das. Wissen würde er es wohl erst in ein paar Tagen oder Wochen. Je nachdem. Schließlich hatte sich auf einen Schlag so viel für ihn verändert… Hector unterdrückte ein Seufzen und lächelte stattdessen mitfühlend, ehe er die Hände des Jüngeren wieder freigab. „Jetzt… werde ich dir erst einmal das Gebäude ein wenig zeigen, die wichtigsten Räume und so weiter. Es ist aber nicht schlimm, wenn du dir nicht alles merken kannst. Das Gebäude ist recht groß… Aber du wirst dich schon früher oder später zurechtfinden. Außerdem kann man hier eigentlich immer jemanden nach dem Weg fragen“, sagte er und stand auf. „Hier im Zimmer gibt es nicht sonderlich viel zu zeigen. Dort drüben findest du das Badezimmer und nebenan ist noch ein kleines Wohnzimmer mit Sofa und Fernseher.“

Jesaiah hatte sich ein Handtuch geschnappt und trocknete nun das Glas ab. „Ja, ich weiß, dass ich von deinem Bruder spreche“, antwortete sie mit nüchternem Tonfall. Sie verstand, worauf Casey hinauswollte. Und trotzdem war sie anderer Meinung. Aglef war schließlich trotz allem ein Kerl. Und Jimena war eine Frau. Und wenn sie so lange nur zu zweit unterwegs waren… Niemand konnte ihr da weißmachen, dass da nichts zwischen ihnen lief! „Das mag sein, dass er lieber mit Klamotten duscht. Aber für Sex muss man auch nicht zwangsläufig blankziehen“, wandte sie ein, deutete auf ihren Hosenbund, um zu verdeutlich, dass da in der Tat nicht viel ausgezogen werden musste.
„Und ja, wir sprechen von Aglef. Deinem Bruder. Den Jimena zum Reden gebracht hat. Wer weiß also, zu was sie ihn noch gebracht hat – Ich sag ja nur! Ich weiß, du willst die Bilder nicht in deinem Kopf haben, aber du solltest dich dieser Möglichkeit, oder wie ich sie nenne: Realität, durchaus stellen“, raunte sie und räumte dann das Glas weg.

Ein wenig bereute Jack die Tatsache, dass Hector ihn los ließ und aufstand. Etwas verwundert lauschte er Hectors Worten und schwang dann erst einmal seine Beine aus dem Bett um aufrechter zu sitzen. "So wie du das sagst, klingt es, als würden wir hier bleiben", sagte er mit einem halben Lächeln, dass direkt verrutschte. Er hoffte doch, dass sie hierbleiben würden. Gemeinsam und nicht nur er, Jack, alleine. Vermutlich hätte er im vergangen Jahr mehr Fragen zum Vampirdasein stellen sollen. Aber wer hätte denn damit gerechnet, dass es so schnell für ihn von Belang werden würde? Langsam kam er auf die Füße und fühlte sich irgendwie zerbrechlich.

Der Blick.. Caseys Blick wanderte wie auf Befehl runter in seinen Schritt und wesentlich schneller wieder hoch, als ihm aufging, was Jess da andeutete. Das wollte er sich nicht vorstellen! Es half da auch nicht wirklich, dass Jess auf seinen Wunden Punkt seinen Bruder betreffend zu sprechen kam. eine Moment wurde er wütend, dann ließ er erschöpft die Schultern hängen. Ja, alte Kamellen, Jimena hatte seinem Bruder helfen können, er nicht. Erst hatte er ihn Jahrhunderte in Gefangenschaft gelassen und dann hatte er ihm nicht mal bei der Bewältigung des Erlebten helfen können. Mit angeknackstem Selbstwertgefühl saß er am Küchentisch und und überlegte, was er Jess antworten sollte. Oder ob er antworten musste. Ehe ihm etwas einfiel, vibrierte sein Handy. Die Nachricht half ihm auch nicht weiter, erschwerte sie doch nur seine Schuld. Wenn Jess recht hatte, dann wäre er bald auch noch Schuld daran, dass es seiner Freundin schlecht ging. "Sie sind auf dem Weg hierher. Aglef und Jimena", sagte er auf Jess fragenden Blick und verließ danach die Küche. Er brauchte einen Moment für sich, wo er seine Wunden lecken konnte.

„Nun ja… für eine Weile werden wir das auch“, antwortete Hector und rieb sich den Nacken. „Wir werden uns das hier teilen“, er deutete dabei auf das Zimmer. Für den Anfang war es so sicherlich am besten. So viel anders war es ja auch nicht zudem, wie sie sonst die Wochenenden verbracht hatten. Da waren sie auch meisten zu zweit in Hectors Wohnung gewesen. Nur, dass sie hier erst einmal rundum die Uhr aufeinander sitzen würden… Hector streifte mit dem Blick die große Sporttasche auf dem Boden, die Charles ihm gebracht hatte.
„Charles war übrigens in meiner Wohnung und hat ein paar Sachen eingepackt. Auch deine Klamotten, die bei mir waren. Ich habe dich… gestern auch umgezogen. In dem, was du anhattest… konnte ich dich nicht lassen. Die Sachen… waren auch nicht mehr zu retten. Tut mir leid“, sagte er und sah Jack entschuldigend an. „Wir werden wohl für dich neue Sachen kaufen müssen.“ Und am Besten er richtete Jack bei Gelegenheit ein eigenes, neues Konto ein, auf das er ihm Geld überweisen konnte... So viel zu tun... Er sollte mal mit Galon und Jess darüber sprechen, worauf er alles achten sollte... Sun Lees Verwandlung war beinahe ein Jahr her, vielleicht sollte er Jess mal fragen, ob sie ihre Tochter einmal vorbeischicken könnte. Vielleicht würde Jack das helfen, mit jemanden darüber zu reden... Hmm... er würde Jack fragen, ob er das wollte. Und vielleicht wollte Jack ja lieber mit Casey reden...

Sie war zu weit gegangen. Jess sah, wie ihr Freund erst wütend wurde, aber im nächsten Augenblick auch schon die Schulter hängen ließ. Er schwieg und sie fühlte sich immer schlechter. Doch bevor sie etwas sagen konnte, bekam Casey eine Nachricht. Offensichtlich von seinem Bruder, der mit Jimena auf dem Weg hierher war. Womit sie eigentlich schon gerechnet hatten… Jess biss sich auf die Unterlippe, als Casey aufstand und die Küche verließ.
Sie wartete etwas, ehe sie ihm folgte und im Türrahmen des Schlafzimmers stehen blieb. Sie klopfte leicht gegen die Tür und kam dann herein. „Casey… Es tut mir leid. Ich bin zu weit gegangen… Ich werde über Aglef und Jimena nicht mehr sprechen, versprochen“, sagte sie und ging auf ihn zu.

Nicht nur er sollte hier bleiben, sie würden gemeinsam hier leben. Jack sah sich das Zimmer noch einmal an, mit einem ganz anderen Blick. Gemeinsam mit Hector, was hier plötzlich ganz anders daher kam, als wenn er bei Hector übernachtet hatte. "Eine gemeinsame Wohnung hatte ich mir anders vorgestellt", murmelte er so leise, dass er meinte Hector hätte ihn nicht gehört. Auf Hectors Worte hin wandte er seinen Blick auch auf die Tasche und griff dann nach seinem Pullover. Wenigstens hatte Hector ihn umgezogen und nicht sonst irgendwer. Er war sich nicht sicher, ob er gerade damit hätte umgehen können, wenn andere an ihm rumgefummelt hätten. Und dann erwähnte Hector, dass sie ihm neue Klamotten kaufen mussten. Einen Moment brauchte Jack, dann ging ihm auf, dass es nicht nur um Kleidung ging. Er hatte nichts mehr. Nach Hause zu seinen Eltern konnte er nicht gehen um sich seine Dinge zu holen. Keine Klamotten und auch nicht all seine Dinge und Erinnerungen. Prompt fühlte er sich wieder, als würde er ersticken und der Raum verschwamm vor seinen Augen.

Geschlagen schlich Casey in das Schlafzimmer und ließ sich schwer auf das Bett sinken. Einen Moment saß er einfach nur da und starrte die Wand an, dann ließ er seufzend den Kopf in die Hände sinken. Er hatte bei seinem Bruder auf ganzer Linie versagt. Wenn er es noch weiter ausführte, hatte er deswegen auch bei Jimena versagt und würde, wenn es so weiter ging auch bei Jess versagen. Vielleicht würde das nicht einmal mehr sonderlich lange dauern. Wenn Aglef wirklich so schlecht auf seine Freundin zu sprechen war, dann könnte er ihn ja nicht einmal davon abhalten Jess etwas zu tun. Er sah nicht auf, als es klopfte und Jess in das Zimmer kam. Was gab es auch schon was er ihr noch sagen konnte, wo sie recht hatte? Als sie sprach überwandt er dann aber doch seine lethargie und hob leicht den Kopf um ihn zu schütteln. "Du hast ja Recht, ob ich es nun hören mag oder nicht", widersprach er und fand dann keine weiteren Worte. Vermutlich hätte er ihr sagen sollen, dass sie nicht bleiben musste, wenn sie seine Engstirnigkeit nicht ertrug, aber da er im Grunde genommen selbstsüchtig war, wollte er sie nicht auf eine Idee bringen, die ihr vielleicht noch nicht gekommen war.

Hectors Augen wurden groß, als Jack plötzlich wieder so elend dreinsah. Er musste gar nicht groß überlegen, weswegen. Es war wegen Jacks Sachen und seinem Vorschlag, dass sie neue Sachen einkaufen mussten. Weil er nichts mehr hatte. Jeder zweite, dritter Satz, den er aussprach, schien ein Minenfeld zu sein. Hector war sich sicher, dass die nächsten Tage, die schlimmsten seines langen Lebens werden würden… Und vermutlich nicht nur für ihn.
„Jack…“ Hector trat auf den Jüngeren zu und schloss ihn in eine feste Umarmung. „Es tut mir leid! Es tut mir leid… Es wird… es wird besser. Ich weiß nicht wann, aber es wird besser. Und ich werde alles tun, was ich kann, um dazu beizutragen“ Nun wurden auch seine Augen feucht. „Jack… Ich wünschte, du und Casey, ihr wärt nicht dort gewesen… Oder wenn ich dort gewesen, vielleicht hätte ich dich beschützen können… irgendetwas… was dich davor bewahrt hätte“
 
Was ein paar Worte anrichten konnten… Es tat Jesaiah weh, ihren Freund so zu sehen. Und das nur, weil sie ihren verdammten Mund nicht hatte halten können! Mit schwerem Herzen setzten sie sich zu Caseys aufs Bett und legte ihre Hände an sein Gesicht, dass sie zu sich drehte. „Nein. Ja. Also… was weiß ich schon! Es ist nicht wichtig, was stimmt oder nicht, ob dein Bruder nun etwas mit ihr hat oder nicht. Sie ist aber wohl die Person, die ihm helfen kann. Das ist in Ordnung. Nicht jeder kann jedem helfen. Und das hat nichts damit zu tun, wie fähig man ist“, sagte sie mit Nachdruck.
„Zum Beispiel… als ich… als sie mir diesen Streich gespielt haben. Im Clansgebäude. Mit der…mit der Erde und dem Spiegel und ich einfach nicht mehr konnte… Da hat mir Sun Lee nicht helfen können. Und Charles hätte es auch nicht… Da konntest nur du mir helfen“, sagte sie, strich mit ihren Fingern über sein Gesicht und schenkte ihm ein kleines Lächeln.
„Und so ist es sicher auch mit deinem Bruder und Jimena. Vielleicht… will er keine Hilfe von dir, weil es ihm… unangenehm ist? Weil er sich keine Schwäche oder so dir gegenüber eingestehen will? Und deswegen nimmt er sie lieber von Jimena an?“ Sie zuckte leicht mit den Schultern und ließ sein Gesicht dann wieder los, jedoch nur, um nun nach seinen Händen zu fassen, die sie sanft drückte. „Casey… Ohne dich, wäre ich längst tot. Und Jack auch. Selbst als Mensch kannst du noch immer uns den Hintern retten, was beeindruckend ist!“

Die Umarmung kam nicht unbedingt unerwartet, trotzdem brauchte Jack einen Moment, ehe er sich daran erinnert, wie seine Arme funktionierte und er diese dann auch um Hector legen konnte. Wie schon einmal an diesem Abend ließ er seinen Kopf gegen die Schulter seines Freundes sinken und wünschte sich dieses Mal wirklich, dass Hector es alles wieder gut machen könnte. Dass er einfach nur mit dem Finger schnippsen musste und dann wäre alles wie vorher. Das würde es aber nie wieder sein. Mit einem etwas verlorenen Lachen hob er den Kopf wieder und sah Hector an. "Und was dann? Hättest du dich heldenhaft dazwischen geworfen und wir wären beide drauf gegangen?", fragte er mit einer Gleichgültigkeit, die er nicht fühlte. "Das wir da waren, war meine Schuld. Ich wollte..", den ersten Teil hatte er mit einem non-chalanten Schulterzucken vorgebracht und brach dann halb geschockt ab, als ihm einfiel, warum er zum Straßenfest gewollt hatte. Ein Geschenk für Hector zum Jahrestag..

Casey wusste, was Jess versuchte und wusste den Versuch durchaus zu schätzen. Aber gerade jetzt war ihm nicht nach Trost zumute. Er lächelte ein wenig gezwungen und legte seine Hände über ihre Handgelenke. "Ich hatte nicht das Gefühl dir wirklich zu helfen", sagte er und musste über ihre letzten Worte fast lachen. Ohne ihn.. Ohne ihn wäre Jess wesentlich häufiger erst gar nicht in Gefahr gewesen. Und Jack.. Nun, ohne ihn hätte er Hector nicht kennengelernt und wäre auch gar nicht erst auf dem Fest gewesen und ein beklopptes Geschenk zu besorgen. Selbst als Mensch schaffte er es, die Personen, die ihm etwas bedeuteten in Gefahr zu bringen. Wenn er Jess das sagte, würde er aber nicht mehr erreichen, als sie weiter zu verletzen. Seine Finger schlossen sich fester um ihre Handgelenke und er sah ihr eindringlich in die Augen. "Jess. Wenn Aglef irgendwas versuchen sollte. Unfreundlich sein sollte. Dann schick ihn bitte zu mir. Gib ihm keinen Grund wirklich wütend zu werden, okay?"

Das hätte er. Er hätte sich dazwischengeworfen. Er hätte versucht, Jack ins Gebäude zu stoßen, oder irgendetwas, um ihn zu schützen. Alles. Er hätte verdammt nochmal alles gegeben, um ihn vor diesem Schicksal zu bewahren. Er hätte auch sein Gott verdammtes Leben gegeben… Was war ein Vampirleben schon, wenn man dafür ein Menschenleben retten konnte. Das Leben des Menschen, den man liebte. Aber er konnte die Vergangenheit nicht ändern. Alle ‚Was wäre wenn’s brachten sie nicht weiter… Änderten nichts.
Hector blinzelte und ertrug nur schwer die Gleichgültigkeit in Jacks Stimme. „Wer weiß, was ich getan hätte… Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Leider… Aber wenigstens-“ Wenigstens was? War er nicht tot? Er war tot. Untot. Und es wäre wohl kaum ein Trost für Jack. Zumindest wirkte er nicht so, als wäre es ein Trost für ihn. „Wenigstens gehörst du nicht zu denen, die durch den Anschlag gestorben sind. Und tot bleiben…“, sagte Hector leise. Was auch immer Jack von diesem Straßenfest gewollte hatte, es spiele wohl auch keine Rolle mehr…
 
„Aber du hast mir geholfen, Casey! Mehr als einmal! Wärst du nicht gewesen, lege ich jetzt noch unter der Erde und hätte längst den Verstand verloren!“ Jesaiah versuchte so viel Nachdruck wie möglich in ihre Stimme zu legen, aber sie hatte das Gefühl, dass sie sagen konnte was und wie sie es wollte, Casey wollte ihr nicht glauben. Das waren die schlimmsten Momente, die, in denen sie ihm nicht helfen konnte, weil er es nicht zuließ. Gespräche dieser Art hatten sie mehr als einmal… und nie kamen sie wirklich auf einen gemeinsamen Nenner.
Als Casey seine Finger um ihre Handgelenke legte und ihr eindringlich in die Augen sah, wurde ihr mulmig zumute. Wie das klang… sie sollte Aglef keinen Grund geben, wirklich wütend zu werden. Da wurde ihr doch etwas anders zumute… „Mache ich. Und werde ich nicht. Keine Sorge. Er kommt vorbei, schaut nach dem rechten und dann geht er sicher wieder“, sagte sie und bemühte sich um ein aufmunterndes Lächeln. „Willst du… Willst du vielleicht mit Jack telefonieren?“

Jack verkniff es sich darauf hinzuweisen, dass es keinen Unterschied machte, ob er tot geblieben wäre oder nicht. Das Ergebnis war dasselbe, zumindest für seine Familie und er war sich nicht sicher, ob es unter dem Strich nicht auch für ihn egal wäre. Außer, dass er nicht gewusst hätte, was sein Tod auslöste, wenn er endgültig gestorben wäre. Vielleicht würde er irgendwann wirklich froh darüber sein, aber im Moment war Jack dafür zu verwirrt. Verwirrt auch, weil er Hectors Erzählung noch nicht mit seinen Erinnerungen in Einkleng bringen konnte. Was, das musste er allerdings auch zugeben, eher damit zu tun hatte, dass ihm einiges an Zeit fehlte. Retrograde Amnesie? Oder vergaß man generell Dinge, die direkt vor der Verwandlung passiert waren? Jack hätte fragen können, brachte die Motivation dafür aber nicht auf. Das waren Dinge, mit denen konnte er sich auch später beschäftigen. "Du sagtest was von einer Führung?", murmelte er nach einer Weile und atmete tief durch um sich wieder zu fangen. Wenn sie das Zimmer verließen, wollte er nicht, dass ihm jeder an der Nasenspitze ansehen konnte, wie er sich fühlte.

Casey hatte nicht so viel Zuversicht in Aglefs Handlungen wie Jess. Nicht nachdem sie ihm vorhin unter die Nase gerieben hatte, dass sein Bruder dazu neigte ihr die Schuld für alles in die Schuhe zu schieben. Es erleichterte ihn allerdings, dass sie versprach vorsichtig zu sein. Beruhigt ließ er seine Hände wieder sinken, als Jess fragte ob er Jack anrufen wollte. Er blinzelte verwundert und war einen Blick auf die Uhr. Der Junge war noch keine zwei Stunden wach und hatte sicherlich einiges, was er verdauen musste.. "Ich glaube nicht, dass das jetzt eine gute Idee ist. Bei dem was er gerade alles verstehen muss, ist es sicher besser, wenn ich ihn nicht auch noch ablenke", antwortet er dann etwas niedergeschlagen. Ihm war klar, dass er Jack nicht ewig aus dem Weg gehen konnte, aber jetzt gerade in dem Moment wollte er lieber nicht herausfinden, wie seine Entscheidung bei Jack ankam. Auf lange Sicht war es sicherlich besser, wenn Jack sauer auf ihn, Casey, sein würde, als auf Hector. Es war Schummeln, aber für ein paar Stunden mehr, würde Casey gerne das Gefühl haben seinen Freund nicht verloren zu haben.

Hector war erleichtert, als Jack zurück auf die Führung zu sprechen kam. Vielleicht half es ihnen beiden, wenn sie sich ein wenig bewegten und aus dem Zimmer kamen. Gedanken sortieren. Also bejahte der Ältere und kurz darauf verließen sie das Zimmer. Hector ging mit seinem Freund durch den Korridor, erzählte ihm, dass auf mehreren Fluren in diesem Gebäudekomplex die Zimmer sämtlicher Vampire lagen. Die meisten gehörten dem Clan an, aber es gab auch immer einige Gäste, Handelspartner, Touristen und so weiter. Vom Korridor aus gelangten sie zur Treppe. Hector ging mit ihm hinunter, um ihn erst einmal die wichtigsten und vielleicht auch interessantesten Räume zu zeigen. Zum einem war dies die große, geräumige Küche, in der es die Blutbeutel gab, sowie ein paar Mikrowellen, um sich sein Essen aufzuwärmen. Hector erklärte ihm, was es zu wissen gab und steuerte mit ihm anschließend den großen Aufenthaltsraum an.
Als sie den Raum betraten, saßen einige andere Vampire gerade auf den Sofas vor dem Fernseher, zappten durch das Programm und blieb dann schließlich an den Nachrichten hängen. Es wurden Bilder von dem Anschlag auf das Londoner Straßenfest gezeigt und darüber berichtet, was man bis jetzt darüber wusste. Hector bekam große Augen und sah dann besorgt zu Jack hinüber, wollte schon vorschlagen, dass sie auch noch später noch einmal in den Raum gehen konnten, wenn nicht gerade die Nachrichten liefen…
 
Mit einem langsam Nicken ließ Jess auch das Thema fallen. Er hatte Recht. Jack würde gerade vermutlich nicht den Kopf dafür haben… Dennoch hatte sie gehofft, dass es Casey vielleicht etwas helfen würde, seinen Freund zu hören. Den Beweis zu haben, dass dieser tatsächlich am Leben war. Mehr oder weniger. Schweigend saß Jess ein paar Sekunden neben ihrem Freund, ihr sie sacht nach einer seiner Hände fasste und ihn ernst ansah. „Casey… Hast du mal darüber nachgedacht, zu einem Therapeuten zu gehen? Oder einem Psychologen? Mir hat es sehr geholfen… und hilft es noch. Du könntest es versuchen… Außerdem… sie könnte dir auch Tabletten verschreiben. Und solange du noch ein Mensch bist, können sie auch etwas bewirken und dir vielleicht helfen, diese… die schlimmeren Phasen in den Griff zu bekommen. Oder wenigstens zu dezimieren…“, sagte sie vorsichtig und sah Casey besorgt an. „Ich will dir nur helfen, Casey… Aber das ist eine Sache, bei der ich dir wohl nicht helfen kann“ Sie lächelte traurig und ließ die Schultern bedrückt sinken.

Das erste Mal, dass Jack in diesem Gebäude gewesen war, hatten sie die belebten Bereiche wohl gemieden. Zumindest waren damals eindeutig weniger Vampire unterwegs gewesen. Was wohl auch nicht verwunderlich war, da er damals noch ein Mensch gewesen war. Irgendwie war es ihm unangenehm, dass sie so viel angestarrt wurden. Vermutlich kamen hier nicht so viele neue Bewohner an.. Die Führung in sich lenkte Jack ein wenig ab und als sie in den Aufenthaltsraum kamen, sah er sich neugierig um. Zumindest bis ihm aufging was da im Fernsehn lief. Gefesselt starrte er auf den Bildschirm, wo eine Reporterin stand und sich mit verschiedenen Vertretern unterschiedlicher Behörden unterhielt und die Fakten bisher rekapitulierte. Im Hintergrund war die Trümmerlandschaft zu erkennen, die vom Straßenfest übrig geblieben war.
Hätte Jack noch Luft holen müssen, dann hätten ihm jetzt sicher dunkle Flecken vor den Augen getanzt, weil er vergaß zu atmen. Das war.. Da hatte er drin gesteckt.. Kein Wunder, dass sein Kopf weigerte sich daran zu erinnern. Sein Körper schien nicht ganz so schlau zu sein, der reagierte nämlich mit Panik und fing an zu zittern. Das Hector ihn ansprach, bekam er gar nicht mehr.

Von seinen Händen sah Casey zu Jess Augen auf und war verwirrt. Therapie? Phasen in den Griff kriegen? "Was für Phasen? Was soll dezimiert werden? Die Momente in denen ich merke, was für ein jämmerliches Exemplar von Person bin?", fragte er und versuchte dem ganzen einen humorvollen Dreh zu geben. Leider glaubte er zu sehr selbst an seine Worte, weswegen sein Lächeln ein paar Meilen daneben ging. Damit sie nicht alles davon sehen konnte, ließ er seinen Kopf gegen ihre Schulter sinken. "Dass du da bist, ist schon wunderbar. Mach dich nicht kleiner als du bist. Du hilfst mir bei vielem."

„Lass uns gehen, wir kommen später wieder… Jack? Jack“ Hector runzelte erst die Stirn und stand dann im nächsten Moment auch schon vor seinem Freund und fasste ihn an den Armen, als er bemerkte, dass der Jüngere zitterte. „Jack, ich bin da. Sieh mich an! Ich pass auf dich auf“, raunte er, legte eine Hand an Jacks Gesicht, sodass dieser ihn ansehen musste. Kurz darauf sah er an dem Jüngeren vorbei zum Fernseher, von dem er Jack weggedreht hatte. „Gott verdammt, schaltet doch endlich mal um!“, blaffte Hector, woraufhin ein paar der Leute auf dem Sofa zusammenzuckten. Ein paar murrten zwar, doch letztendlich nahm wer von ihnen die Fernbedienung und schaltete tatsächlich um. Schnaubend sah Hector wieder Jack an und sah sofort wieder besorgt und mitfühlend drein. „Jack? Lass uns rausgehen…okay?“
 
„Bei Vielem, vielleicht. Aber nicht bei allem“, antwortete Jesaiah und hätte ihren Freund am liebsten gedrückt und nie wieder losgelassen. Aber stattdessen lehnte sie nur ihren Kopf leicht gegen den seinen. „Ich bin mir sicher… es würde dir helfen, Casey. Du hast diese… depressiven Phasen zwar nicht immerzu, aber doch oft und stark genug. Und so lange, dein Körper menschlich ist… wäre es wirklich ein Versuch wert. Wenn du jetzt etwas machst, wird es später vielleicht besser“ Später, wenn Casey wieder ein Vampir war und Tabletten ihm nicht mehr helfen könnten… Obwohl es ihr lieber wäre, wenn er wieder ein Vampir wäre, so sah sie dennoch ein, dass es da vieles gab, dass sie vielleicht noch nutzen sollten, solange er noch ein Mensch war… Vielleicht würde es ihm auch später helfen, die Kontrolle besser zu halten…

Ob Jack es nun wollte oder nicht, er erinnerte sich und das war absolut nicht schön. Seine Welt schien sich zusammenzuziehen und ihn ausschließen zu wollen. Hectors Maßnahmen bekam er gar nicht mit, nicht mal, dass das Program gewechselt wurde. Dafür war er zu sehr gefangen in der Angst die er gefühlt hatte. Als Hector ihn aus dem Zimmer brachte, folgte er ohne es wirklich zu bemerken. Er versuchte wirklich den Erinnerungen zu entkommen, fand aber keinen Weg hinaus. Vorher hatte er gedacht verstanden zu haben, was passiert war, aber jetzt sah er ein, dass er sich geirrt hatte. Jetzt, in diesem Moment, ging ihm buchstäblich auf, dass es nicht einfach etwas war, was wieder vorbei gehen würde. Hector hatte wirklich und wahrhaftig die Wahl gehabt ihn sterben zu lassen oder zu versuchen ihn wenigstens irgendwie zu retten. Hector schien sein Rettungsanker zu sein. Sich an den Gedanken klammernd, dass sein Freund ihn nicht hängen lassen würde, schaffte er es sich von den Erinnerungen zu lösen. Jack schnappte nach Luft und blinzelte, bis er klar sehen konnte. Hector sehen konnte. Als nächstes schloss er seinen Freund in eine knochenbrechende Umarmung und schaffte es dadurch fast nicht mehr zu zittern. Wenn er gekonnt hätte, wäre er in seinen Freund hinein gekrochen um Schutz zu suchen. Einen Moment stand er so einfach nur da, dann wurde ihm wieder ganz Angst und Bange. Er war nicht alleine da gewesen und was passiert war, war schlimmer gewesen, als er es sich vorgestellt hatte. "Du sagtest Casey geht es gut?", fragte er unsicher und hoffte, dass Hector ihm da nicht nur gesagt hatte, was er meinte, das Jack hören musste.

Depressive Phasen? Sie übertrieb. Eigentlich hätte er lachen wollen. Zumindest schnauben. Musste aber feststellen, dass ihm selbst da zu viel Aufwand war. Gut, vielleicht übertrieb sie doch nicht so sehr. Das war doch der Grund gewesen, warum er überhaupt zu ihr gekommen war. Weil er gewusst hatte, dass müde war und ihm die Lust fehlte weiter zu machen. "Ich bin mir nicht sicher, ob irgendein Therapeut mir helfen kann", antwortete er am Ende daher nur müde und seufzte leise. Wobei es das Gesicht der Person, wenn er damit anfing, dass alles schlechter wurde, als sein Bruder im 16. Jahrhundert von verrückten Wissenschaftlern gefangen genommen wurde, es fast wert wäre. Aber nur fast. "Es ist nur der Schreck. Morgen ist sicher wieder alles gut", versuchte er sie dann zu beruhigen. Sollte es das nicht sein.. Dann konnte sie sowieso wenig dagegen unternehmen. Nicht mehr, als sie eh schon tat.

Eine Panikattacke – war es eine Panikattacke? Oder…oder Flashbacks? Ausgelöst durch die Nachrichten? Angstzustände? Hector wusste es nicht und daher war er auch nicht sicher, was er tun konnte, um seinem Freund zu helfen. Um aber nicht tatenlos rumzustehen, zog er seinen Freund wie angekündigt aus dem Aufenthaltsraum und weg von den neugierigen Blicken. Er wollte nicht, dass sie Jack als Entertainment-Programm sahen. Draußen vor der Tür zog Hector den Jüngeren noch ein Stückchen weiter, ehe sie etwas abseits unter sich waren. Gleich darauf schnappte Jack nach Luft, blinzelte und sah ihn an. Sah ihn richtig an. Und dann schloss Jack ihn plötzlich in eine feste Umarmung, sehr feste. Etwas zu fest. „Jack, etwas zu fest-“, keuchte er, kniff ein Auge schmerzhaft zusammen. Er könnte schwören, es leicht knacken gehört zu haben. Ein Glück, dass das schnell wieder heilte. Hector erwiderte die Umarmung, drückte seinen Freund fest, bis dieser seine etwas unerwartete Frage stellte. „Ja, Casey geht es gut, keine Sorge! Du kannst ihn aber auch gerne anrufen, wenn du dich selbst davon vergewissern willst“, sagte er mit einem kleinen Lächeln, während seine eine Rippe etwas zwickte.
 
„Es ist nicht nur der Schreck und das weißt du auch! Vielleicht ist morgen alles wieder gut, vielleicht aber auch nicht. Oder dir geht es in einer Woche, einem Monat wieder so dreckig. Casey“, Jess musste schwer an sich halten, um ihn nicht von sich zu schieben und zu schütteln. Wie konnte er denn nur so starrköpfig und uneinsichtig sein! „Bitte. Versuche es. Vielleicht hilft es. Und allein die Möglichkeit, dass es besser werden könnte, wäre ein Versuch doch schon wert. Wenn nicht für dich, dann wenigstens für mich“, sagte sie mit Nachdruck. „Mach drei, vier Sitzungen… und wenn du danach noch immer 100% der Meinung bist, es würde dir nicht helfen oder nichts taugen, dann lass es“ Jess dachte an damals zurück, als Casey sie in Italien aufgesucht hatte. Was er ihr damals offenbart hatte… die Abgründe. Sie würde ihn gerne davor bewahren, dass er eines Tages ganz davon verschluckt wird. Ganz besonders, da sie wusste, dass sie ihm nicht bei Allem helfen konnte. Er muss sich ein stückweit auch selbst helfen und helfen wollen…

Jack hörte Hectors Warnung, konnte aber nicht sofort seine Umklammerung lockern. Eine Umarmung war das wirklich nicht mehr, das war auch ihm bewusst, aber irgendwie reagierten seine Muskeln nicht mehr so, wie er es gewohnt war. Erst als Hector seine Arme auch um ihn legte, konnte Jack seine Arme lockern, ließ seinen Freund aber nicht los. Erleichtert drückte er sich enger an Hector, als dieser bestätigte, dass es Casey gut ging. "Anrufen klingt gut", murmelte er gegen Hectors Schulter. "Das heißt.. glaubst du er will mit mir reden?" Irgendwie war Jack ja selbst Schuld an dem was passiert war. Hätte Jack ihn nicht getriezt, wäre Casey gar nicht zu diesem Fest gegangen und wäre in das ganze gar nicht verwickelt gewesen.

Es würde weniger Kraft kosten einfach nachzugeben, aber ein Teil von seiner Logik wollte nicht sehen, wie es funktionieren konnte. "Ich dachte man muss ehrlich sein in solchen Therapien", wandte er sich an Jess und sah sie auch gleich dabei an. "Versteh mich nicht falsch. Ich verstehe, dass du dir wirklich Sorgen machst und meinst, dass mir professionelle Hilfe wieder auf die Füße stellen kann. Aber was soll ich dieser Person denn sagen? Wie sollte sie denn ein Problem finden und auch noch behandeln, wenn ich nicht ehrlich sein kann?" Er wusste, dass es unfair war Jess diese Verantwortung zu übertragen, weswegen er ja auch so lange gehadert hatte, ob er auf sie zugehen sollte. Und er versuchte wirklich ihr nicht zu viel zuzumuten und im Gegenzug auch ihr zu helfen. Vielleicht, dachte ein sehr kleiner Teil von ihm, war diese Beziehung zwischen ihnen für sie alle beide nicht gut.

Sobald Jacks Griff um ihn sich lockerte, spürte er das leise Kribbeln der Heilung und seine Rippe hörte auf so unangenehm zu zwicken. Das musste sein Freund noch lernen – seine Kräfte besser einzuschätzen. Bis dahin würde er ihm aber vermutlich noch mehr als einmal ein paar Knochen brechen oder ihm Quetschungen zufügen. Ein Glück war er nicht zimperlich.
Hector strich mit einer Hand über den Rücken seines Freundes und fragte sich, ob es dem anderen besser gehen würde, wenn er ihn einfach ganz lange so festhielt. Hm… Wahrscheinlich würde es ihm nicht lange helfen und irgendwann hätte er sicher auch Hunger und spätestens da wäre Hector abgeschrieben… Nichts ging über Blut am Anfang.
„Sicher! Natürlich will er mit dir reden! Glaube mir… er war sehr besorgt um dich. Er freut sich bestimmt, mit dir zu reden“, versicherte Hector dem Jüngeren. Beinahe hätte er noch hinzugefügt, dass Casey den anderen sicherlich sehr, sehr mochte. Und er wirklich ein Freund ihn ihm sah… Wäre Casey nicht mit Jess zusammen, hätte Hector sich vielleicht etwas Sorgen gemacht. Aber so ließ er den Gedanken fallen, sprach ihn aber auch nicht aus.

„Was sollst du ihr schon sagen! Sag ihr doch einfach die Wahrheit! Sie ist ein Vampir, sie wird damit schon sicher klarkommen. Ich bin mir sicher, sie hat schon die verrücktesten, schrägsten und grausamsten Dinge gehört. Und selbst wenn du dem Ganzen mit deiner Geschichte und deinen Erfahrungen noch die Krone aufsetzt, dann ist es eben so!“, antwortete Jess energisch, die sich ihrerseits zur Seite gelehnt hatte, um Casey bei ihren Worten ansehen zu können. „Casey… Ich verlange ja nicht, dass du da jetzt mit voller Inbrunst und Glauben ein Jahr lang hingehst… Nur, dass du meinem Vorschlag eine Chance gibst… Bitte. Schlaf wenigstens ein, zwei Nächte darüber, ehe du ablehnst.“

Wenn es nach Jack gegangen wäre, hätten sie hier ewig stehen können. In Hectors Armen fühlte er sich sicher und sein Freund roch gut, das war ihm vorher noch nie so aufgefallen. Ob das daran lag, was er jetzt war? Nachdenlich schob er sein Gesicht immer näher an Hectors Hals heran. Ehe er sich so richtig darüber klar werden konnte, was er eigentlich tat, unterbrach eine Stimme realtive Abgeschiedenheit. "Jungs, ist ja schön, dass ihr es euch gut gehen lassen wollte, aber sucht euch dafür ein Zimmer." Der Tonfall lag irgendwo zwischen angewidert und belustigt und erschreckte Jack so sehr, dass er nicht nur einen Schritt zurück machte, sondern mit ziemlich viel Schwung rückwärts gegen die Wand sprang. Taumelnd konnte er sich doch auf den Beinen halten und sah dann auf um zu sehen wer sie erwischt hatte. Auch mit dem leicht verwirrten Gesichtsausdruck war der Mann immer noch ein wirklicher hingucker. Was hatte Hector noch gesagt, wie er hieß? Damon? Oder zumindest so ähnlich? Es war so lange her, dass sie sich begegnet waren und danach hatten sie nie wirklich darüber gesprochen.

Während Jack den Satz rückwärts machte, der ganz deutlich viel zu viel Kraft enthielt, erkannte Damion wen er da eigentlich vor sich hatte. Hector und seinen kleinen, menschlichen Freund. Wobei. Damion sah dabei zu, wie der Junge sich mehr schlecht als Recht auf den Füßen hielt und musste feststellen, dass menschlich nicht mehr zutreffend war. Verwundert wandte er den Blick Hector zu. Hätte er dem Kerl gar nicht zugetraut, dass er seinen kleinen Freund verwandeln würde, um ihn nicht zu verlieren. Ob er wohl angst bekommen hatte, dass der Junge ihm bald abhauen würde? "Na.. Glückwunsch", sagte er und grinste Hector an. Gut zu wissen, dass es noch Eigennutz auf der Welt gab.

Sie war ein Vampir.. Natürlich. Jess' Therapeutin. Verschämt sah er einen Moment auf seine Hände. "Ich glaub ich bin schon zu lange unter Menschen. Daran hatte ich nicht mehr gedacht", gab er zu und seufzte leise. Manchmal kam es ihm wirklich so vor, als würde er zwischen den Welten zerrissen werden. Je mehr Zeit er mit den Menschen verbrachte, desto mehr schien er sich von der Welt der Vampire zu entfernen. Von Jess zu entfernen. "Ich hatte gar nicht vor deinen Vorschlag abzulehnen, schon gar nicht darüber nachzudenken. Nur hatte ich wirklich vergessen, dass es eine Möglichkeit gibt wirklich eine ehrliche Therapie zu machen. Wenn du meinst, dass es wirklich nötig ist, dann werde ich mich mit ihr treffen", erklärte er weiter und zuckte leicht aufgebend mit den Schultern. Selbst wenn er nicht glaubte, dass es viel bringen würde, wenn Jess sich dann besser fühlte, würde er die Zeit freudig opfern.

Wie Jack ihn umarmte und er ihn, fing er doch tatsächlich an sich ein ganz klein wenig zu entspannen. Und vielleicht beschlich Hector auch das Gefühl, dass er das tatsächlich hinbekommen würde. Dass er Jack sowohl ein guter Freund, als auch Erschaffer sein konnte. Er schloss die Augen und spürte, wie Jacks Gesicht sich seinem Hals näherte, wobei er sich allerdings nichts dachte. Zu ungewohnt war noch der Gedanke Jack als Vampir. Doch bevor etwas passieren konnte, wurden sie angesprochen. Blinzelnd öffnete Hector die Augen, während Jack es regelrecht aus der Umarmung riss. Taumelnd fiel er gegen die Wand, fing sich dort jedoch wieder, sodass Hector von ihm zur Quelle der Worte aufschauen konnte – und verzog augenblicklich missmutig das Gesicht. „Damion“, raunte er wenig begeistert, „schon mal was vom Glashaus gehört? Als ob du dir immer ein Zimmer genommen hättest“, raunte er und sah davon ab, zu betonen, dass sie sich nur umarmt hatten. Er ignorierte Damions Glückwünsche – so sehr er sich darüber freute, dass Jack aufgewacht und die Verwandlung erfolgreich gewesen war, er wünschte noch immer, dass all das nicht notwendig gewesen wäre.
Zum Glück kam er auch um eine Antwort oder Reaktion, da in diesem Augenblick Phyllis angesprungen kam, die von hinten auf Damions Rücken sprang, ihre Arme um seinen Hals und ihre Beine um seinen Körper schlang. „Damion! Ich habe dich schon gesucht! Begleitest du mich zu-?“ Sie stoppte, bemerkte erst da, dass da noch zwei andere Gestalten waren. Sie erkannte die beiden, besonders den niedlichen Menschen. Der kein Mensch mehr war. Phyllis blinzelte ein wenig überrascht und rutschte von Damion herunter. „Na sowas…“, raunte sie und lächelte den Jüngeren dann breit an. „Du musst aber ein ziemlicher Frischling sein – hey, sollte dir mal nach Beißen sein, ich stehe dir gerne zur Verfügung“, raunte sie und wackelte bedeutungsvoll mit den Brauen.
„Bitte was!?“ Hector sah sie zuerst fassungslos an, dann blickte er ärgerlich zu Damion.

Zuerst blinzelte Jess verwirrt, dann verstand sie. Casey hatte gedacht, ihre Therapeutin sei ein Mensch. Er hatte vergessen, dass Bels ihr extra jemanden von ihnen herausgesucht hatte, eine Vampirin. Auf seine folgenden Worte schnaubte sie allerdings. „Ach nein? Es hatte aber auch nicht so geklungen, als wärst du mit dem Vorschlag einverstanden gewesen“, grummelte sie leise. Sie atmete tief ein und nickte dann einmal, aber kräftig. „Der Meinung bin ich, ja“, sagte sie. „Es ist ganz bestimmt eine gute Sache. Und ein Versuch wert“ Mit einem etwas erleichterten Lächeln schloss sie ihre Arme um ihn und drückte ihn sanft an sich. „Danke. Dass du es versuchen willst!“