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Was ist "guter Schreibstil"?

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Was ist "guter Schreibstil"? Empty Was ist "guter Schreibstil"?

Beitrag von Faraday Fr 19 Jun 2009 - 23:13

Hier eröffne ich die Diskussion, was einen guten Schreibstil überhaupt ausmacht.

Ich denke, da gibt es auf der einen Seite die künstlerischen Stile, wie zum Beispiel Kafka ihn verwendet. Diese Stile sind schwieriger zu lesen, bei Schülern oft unbeliebt, aber haben durchaus ihren Reiz. Vor allem haben sie etwas Besonderes, was sie ausmacht, einen Wiedererkennungswert.

Auf der anderen Seite gibt es den Unterhaltungsstil. Literatur wird momentan am liebsten gelesen, wenn der Stil einfach verstänlich ist, oft Actiongeladen- reißerisch. Eben das, was momentan massenweiße verlegt und gekauft wird. Guter Stil ist in diesem Fal dass, was der Leser gewohnt ist und immer wieder gerne liest.
Wobei hier oft der Schritt von gewohnt zu gewöhnlich nicht groß ist.

Ich denke einen guten persönlichen Stil findet man, wenn man nicht auf der Gewohnheitswelle mitzureiten versucht. Er muss immer noch irgendwas individuelles haben, Wiedererkennunsgwert finde ich da sehr wichtig. Sonst verschwindet man in der breiten Masse der mittelmäßigen Autoren.

Wenn man sein Buch allerdings verkaufen will, empfiehlt es sich zur Zeit sicher auch darauf zu achten, dass der Stil eben nicht zu kunstvoll ist und man ihm leicht folgen kann.

Naja, das ist so meine Meinung dazu, eine richtige Definition für guten Stil gibt es wohl kaum, ist auch immer Geshcmackssache.

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Beitrag von absinthefreund Fr 19 Jun 2009 - 23:39

Hm, Kafkas Schreibstil ist auch sehr einfach. Das ist es nicht, was Schüler an ihm schwierig finden würden. Es ist das, was er zwischen den Zeilen schreibt.

Untrennbar vom "äußeren" Stil, den man meist auf den ersten Blick erkennen und kategorisieren kann, ist dieser "innere" Stil: Die gewisse Wortwahl und der gewisse Satzbau, um indirekt Botschaften zu übermitteln, Verbindungen herzustellen, ja das ganze Innenleben hinter der Geschichte zu konstruieren.

Meiner Meinung nach unverzichtbar bei gutem Schreibstil. Das Geschriebene mag noch so einfach sein, es kommt drauf an, was dahinter steckt. Wörter sind Handwerk, mit dem man VIEL mehr experimentieren kann als man meist tut.
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Beitrag von Neverman Fr 19 Jun 2009 - 23:49

Es ist ja ein großer Unterschied, einen guten Stil zu lesen und einen guten Stil zu besitzen.

Generell bin ich keinem Buch und keinem Stil abgeneigt, aber eigentlich kann ich nicht wirklich sagen, wie ich einen wirklich guten Stil definiere.
Ganz zuerst: Er sollte anders sein. Er sollte mich überraschen, aber natürlich sein. Damit meine ich nicht, man soll seine Umschreibungswut und Verzierungen reduzieren, es sollte nur nicht gezwungen wirken. Wenn man etwas liest, das erzwungen verschnörkelt ist, dann merkt man das. Wenn man aber so gerne schreibt und es natürlich tut, dann kann ich es gut lesen und es stört nicht. Im Gegensatz, es fällt mir sogar leichter, diesen Stil zu akzeptieren und zu mögen.

Ich halte überhaupt nichts vom standartisierten Unterhaltungsstil, da meiner Meinung nach nicht mal versucht wird, etwas eigenes zu erschaffen. Man kann einen eigenen total individuellen Stil zwar nicht erzwingen, aber man könnte mal versuchen, die Grenzen der Mittelmäßigkeit zu durchbrechen.

Man kann sich durchaus mit dem eigenen Stil beschäftigen, sich selbst kritisieren und analysieren, das halte ich für wichtig. Man kann auch versuchen, andere Stile zu imitieren, da das kopieren eine supergute Methode ist, weiterzukommen (verstehen viele Menschen nicht), aber man sollte nicht verzweifeln, weil man den eigenen Stil nicht für individuell genug hält. Hier gilt einfach nur das Prinzip:
Übung macht den Meister. Schreiben, schreiben, schreiben. Und nicht die Masse ist dafür Messlatte, sondern die Qualität des Geschriebenem. Also schreibe nach Gefühl, wenn du eine gute Idee hast oder wenn du dir sicher bist, etwas gutes zu schreiben.

Letztendlich ist ein Stil für mich nur gut, wenn er neu (für mich) ist, er mich überrascht und eine gute Geschichte erzählt, denn Stil allein macht noch keine gute Story.
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Beitrag von Gast Fr 19 Jun 2009 - 23:59

Für mich ist schlichtweg wichtig, dass der Stil zur Geschichte passt. Mit einem hochliterarischem Stil eine Actiongeschichte zu erzählen ist nervtötend, mit einem Durchschnittsstil eine anspruchsvolle Geschichte zu erzählen langweilig.

Mein Anspruch an einen guten Stil ist, dass er rüberbringt, was er sagen will, und das so gut wie möglich. Das ist sehr umfassend, aber hat auch viel mit dem oberen zu tun: es muss "angemessen" sein. Das stellt sich in den unterschiedlichen Spielarten unterschiedlich da, aber ist doch ein Kriterium, dass ich für mich bei allen anlege.

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Beitrag von Neverman Sa 20 Jun 2009 - 0:08

Aber eigentlich ist das doch der schmale Grat, den es zu überbrücken gilt.

Terry Pratchetts Stil für pure Fantasy ist auch seltsam und liest sich nicht immer gut, oder verständlich.
Aber wenn man einen harmonischen Kontrast aus zwei augenscheinlich gegensätzlichen Dingen erschafft, ist doch gerade das ganz hohe Kunst! (Meiner Meinung nach)

Es mag das Lesen erschweren, aber mein Interesse an das Neue ist größer, als nur der Wunsch ein Buch auf gewöhnliche Art und Weise zu lesen.
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Beitrag von Gast Sa 20 Jun 2009 - 0:32

Vielleicht hast du mich da missverstanden: Es geht nicht darum, dass der Stil zum Genre passt, sondern zu der Geschichte. Das schließt ja Neues keineswegs aus.
Und zumindest bei Pratchett habe ich nie das Gefühl gehabt, sein Stil würde nicht zu den Geschichten passen, die er erzählt, im Gegenteil.

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Beitrag von Duha So 12 Jul 2009 - 5:04

Hier hat ja bisher jeder gesagt, was er selber denkt, dass guter Schreibstil ist.
Das ist meiner Meinung nach auch so ziemlich der Knackpunkt:
Guter Stil oder das, was man selbt dafür hält oder was er laut anderer ist, ist wahnsinnig subjektiv.
Ich würde sagen, es gibt im Schreiben typisches Handwerkszeug, das man in richtig und falsch unterscheiden kann. Dazu gehören ganz klar Rechtschreibung und Grammatik.
Bei der Satzlänge und - stellung fängt es schon an schwieriger zu werden.
Manche mögen Sätze, die sich über drei oder mehr Zeilen erstrecken, wie auch Kafka so gerne geschrieben hat, andere finden klare, kurze, strukturierte Sätze besser.
Wenn es dann um stilistische Eigenheiten des Autors, bestimmte Bilder, die er benutzt und vor allem die Story selbst geht, kann man das kaum noch auf einen gemeinsamen, objektiven Nenner bringen.

Das heißt, dass guter Schreibstil in erster Linie von dem abhängt, der das Buch später liest und beurteilt. Da hat der Autor wenig Einfluss, ob derjenige es dann persönlich gut oder schlecht findet.
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Beitrag von USS Nelame So 12 Jul 2009 - 6:33

Ich vertrete diesbezüglich eine sehr einfache Regel, die durch ihre Interpretation wieder unglaublich kompliziert wird:


Ein guter Stil ist derjenige, der die verschiedenen Stilmittel zur Unterstützung der Handlung und zum Aufbau der Atmophäre begleitend zur Handlung so verwendet, dass es nicht langweilig oder eintönig wird.


Zuletzt von USS Nelame am So 10 Apr 2011 - 9:52 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet

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Beitrag von Gast So 12 Jul 2009 - 6:41

find ich gut Typisch Nele...ruft mehr Diskussionen hervor oder lässt sie erstmal ganz verstummen, weil jeder nachdenken muss :mrgreen:

Aber du hast Recht. Egal welcher Stil, eine passende Geschichte gibt's immer dazu. Aber nicht zu jeder Geschichte passt egal welcher Stil. Tralala, und das ist jetzt nicht weniger verwirrend als Neles Aussage, ich weiß ^^

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Beitrag von Neverman So 12 Jul 2009 - 7:01

Eigentlich ist es logisch, was Nelame sagt.
Aber das Ganze klingt mir einfach zu sauber. Es muss doch auch einen vollkommenen destruktiven Stil geben, der gegen alles verstößt. Wäre so ein Stil ein guter? Weil wir ihn nicht verstehen? Oder ist er nicht gut, weil er gar nicht verstanden werden will?
Ich kann keinen wirklichen Autoren nennen, aber mir fällt da Helge Schneider ein.
Guter Stil, schräg, oder bewusst anders?
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Beitrag von Gast So 12 Jul 2009 - 7:50

So einen Stil fände ich auch klasse - muss doch mal was geben, was keiner versteht...Kafka geht ja noch ^^

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Beitrag von Gast Mo 13 Jul 2009 - 6:43

Ich fände ein Buch toll, das allen konventionellen Regeln verstößt. Also wirklich etwas Neues.

Interessant wäre ein bewusst schlecht geschriebenes Buch. Ich meine, wenn man es so verdammt schlecht macht, kann es doch als etwas eigenes und unverwechselbares interpretiert werden.

Mich hat von Stil her A Clockwork Orange von Anthony Burgess und vor allem Fight Club von Chuck Palahniuk beeindruckt. Es waren Bücher, bei denen ich nur die erste Seite las und fasziniert war. Besonders Letzterem begegnen viele mit Vorurteilen. Ich habe selten ein intelligenteres Buch gelesen.

Ist euch einmal aufgefallen, dass einem aussergewöhnlichen Stil oftmals bzw. eigentlich immer kluge und ausgefallene Geschichten folgen? Für mich bedeutet die Art und Weise wie etwas geschrieben ist (wie ausgefallen es ist) schon mehr, als die eigentliche Geschichte.

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Beitrag von USS Nelame Mo 13 Jul 2009 - 9:00

Dis schrieb:Ist euch einmal aufgefallen, dass einem aussergewöhnlichen Stil oftmals bzw. eigentlich immer kluge und ausgefallene Geschichten folgen? Für mich bedeutet die Art und Weise wie etwas geschrieben ist (wie ausgefallen es ist) schon mehr, als die eigentliche Geschichte.
Na, wenn das so ist, dann können wir unser Forum hier ja dicht machen und alle von uns, bis auf ein oder zwei Ausnahmen sollten das Schreiben aufhören, denn dann hat es ja eh keinen Sinn, seine Ideen festzuhalten, wenn's darauf nicht mehr ankommt. Dann wären wir ja bei der Definiton "gut ist, was gefällt" und dagegen wehre ich mich entschieden.

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Beitrag von Neverman Mo 13 Jul 2009 - 9:38

Eigentlich nicht, da von anderen festgelegt wird, ob der Stil gefällt, oder nicht.
Ich kann noch so überzeugt sein, dass mein Stil geil ist, 80% finden ihn mies und 20% toll. Da kann ich entscheiden und denken, was ich will.
Außerdem sind wir ja hier um etwas zu lernen.
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Was ist "guter Schreibstil"? Empty Re: Was ist "guter Schreibstil"?

Beitrag von Gast Di 14 Jul 2009 - 2:50

USS Nelame schrieb:
Dis schrieb:Ist euch einmal aufgefallen, dass einem aussergewöhnlichen Stil oftmals bzw. eigentlich immer kluge und ausgefallene Geschichten folgen? Für mich bedeutet die Art und Weise wie etwas geschrieben ist (wie ausgefallen es ist) schon mehr, als die eigentliche Geschichte.
Na, wenn das so ist, dann können wir unser Forum hier ja dicht machen und alle von uns, bis auf ein oder zwei Ausnahmen sollten das Schreiben aufhören, denn dann hat es ja eh keinen Sinn, seine Ideen festzuhalten, wenn's darauf nicht mehr ankommt. Dann wären wir ja bei der Definiton "gut ist, was gefällt" und dagegen wehre ich mich entschieden.
Ähm, so war das nicht gemeint. Ein Schreibforum ist dazu da, um sich zu verbessern und den eigenen Stil zu finden. Natürlich achte ich auf die Thematik und das, was der Autor vermitteln will, ansonsten würde ich fast gar nichts mehr lesen. Damit war nur gemeint, dass mir das Eigenständige sehr wichtig ist.
Bei deiner Definition kommen doch auch die Worte Langweilig oder Eintönig vor, die schließlich auch sehr subjektiv sind. Es gibt Texte, die viele Menschen spannend finden, aber es kann schließlich auch nicht allen recht gemacht werden. Wären diese dann guter Stil, bloß, weil sie die Mehrheit dann spannend findet?
Ich denke durchaus, dass guter Stil subjektiv ist. Es kann für viele, aber nie für alle gut sein.

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Was ist "guter Schreibstil"? Empty Re: Was ist "guter Schreibstil"?

Beitrag von Nina So 10 Jan 2010 - 10:37

Na ja, was guter Stil ist, da wird es wohl nie eine Einigung geben. Es gibt beispielsweise Leser, die kurze und einfache Sätze fesseln und andere lieben es, in langen Schachtelsätzen zu schwelgen.

Für mich ist es auch beispielsweise schelchter Stil, im Text mit Fäkalausdrücken um sich zu werfen (teilweise wird das ja tatsächlich in einem Zusammenhang verwendet, wo es m.E. nicht "nötig" ist, z.B. "Sie sah so scheiße gut aus!" - während es beim Schildern eines Gefühls nach einem Missgeschick mir eher angebracht zu sein scheint.) - wenn man sich ansieht, was so gelesen wird, vermute ich einfach mal, dass das nicht jeder so empfindet.
Wobei - das wirft eine andere Frage auf: Will der Leser denn überhaupt "guten Stil" oder sind "gerne lesen" und "guter Stil" weitgehend unabhängig voneinander?

- Allerdings gibt es auch einige Dinge, die neben offensichtlichen Fehlern (ich denke, falsch angewandte Grammatik wird gemeinhin als"schlechter Stil" empfunden) durchaus von sehr vielen Menschen als schlechter Stil empfunden werden.

Adjektive sind so ein Beispiel. Hier gehen die Meinungen zwar auch auseinander, ich mag z.B. schon wissen, wie eine Person in einer Geschichte aussieht und das geht nun mal nicht ohne. Ziemlich einig scheint man sich aber zu sein, dass drei oder mehr aufeinander folgende Adjektive kein guter Stil mehr sind. (Ein Beispiel: "Sie hatte lange, leicht gewellte, dunkle, etwas ausgefranste und mit rosa Haarspangen verzierte Haare." - Ich glaube, das wird kaum jemand als "guten Stil" bezeichnen.)

Weiters kommen im Normalfall auch keine Wortwiederholungen gut und das schließt auch immer gleich beginnende Sätze ein.

Ebenfalls kein guter Stil sind für mich Wörter wie "irgendwie". Das kann man im Gespräch sagen, wenn man etwas nicht so ganz zugeben möchte, aber in einem Prosatext finde ich, dass es etwas entweder so oder so ist. Und nicht "irgendwie", "irgendwas" ...

Allerdings hatte ich auch schon Unstimmigkeiten, da ich der Meinung bin, dass die wörtliche Rede davon ausgenommen ist.
Oder überlegt ihr euch etwa beim Sprechen (beim normalen Sprechen mit Freunden, nicht bei einem Referat) etwa, ob ihr Wortwiederholungen oder umgangssprachliche Ausdrücke verwendet?
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Was ist "guter Schreibstil"? Empty Re: Was ist "guter Schreibstil"?

Beitrag von Mondlicht Mo 11 Jan 2010 - 8:31

Ich denke, guter Schreibstil ist - wie schon ein paarmal hier gesagt - sehr subjektiv, aber ein Autor kann seine Schreibweise so anpassen, dass sie eine grössere Masse anspricht (abwechslungsreiche Sätze, nicht zu lang, nicht zu kurz bzw. mal lang, mal kurz, so ein gutes Mittelmass eben...).

Letztes Jahr haben wir ein Buch gelesen, das auf den ersten Blick wohl ziemlich gegen jeden Lesergeschmack ging, aber die Autorin hatte ihre Gründe für die Wahl ihres Schreibstils (wobei auch bewundernswert ist, dass sie ihn von Buch zu Buch ändert!). In "Das Muschelessen" werden nur - und wirklich nur - die Gedanken der Protagonistin gelesen. Sie springt manchmal rasend schnell von Situationen und Assoziationen in die Gegenwart und wieder zurück. Die Gegenwart, also die Handlung an sich, beträgt nicht einmal ein Zehntel des Buches. Die Sätze gehen dabei manchmal bis über sieben Seiten, wären einfach zu kürzen, aber in Gedanken muss man ja nicht Luft holen, also warum nicht? blablabla, blabla,... blah blah Die Wahl der Verben beschränkt sich dabei auf "sein", "haben" und die nötigsten Ausflüge in nicht minder unspektakuläre Gefilde der Verben, Wortwiederholungen können bis zu 10 auf einer Seite gezählt werden. Und wir haben 'an der eigenen Hand' erfahren: Wenn man seine eigenen Gedanken aufschreibt, kann man nicht anders.

Das wollte ich jetzt loswerden frech , als Beispiel für ein supertolles, philosophisch anregendes Buch, das auf den ersten Blick einen scheusslichen Schreibstil hat, aber er gehört dazu.
Damit will ich sagen, dass auch ein schlechter Schreibstil gut sein kann ( häh? ), womöglich will der Autor damit eine ganz bestimmte Stimmung aufbauen!

Liebe Grüsse
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Was ist "guter Schreibstil"? Empty Re: Was ist "guter Schreibstil"?

Beitrag von Ockzor Mi 2 Feb 2011 - 2:26

Ein guter Stil muss mit der Art und Handlung des Buches harmonieren. Ein mitreißender Thriller etwa sollte, besonders während der dramatischen Höhepunkte, aus kurzen Sätzen bestehen.

Lange Sätze sind etwa bei Landschaftsbeschreibungen vorzuziehen.

Aber die Länge der Sätze ist nur ein Unterpunkt von vielen. Ich denke aber das Grundprinzip bleibt das gleiche: Man muss sich darüber im klaren sein, welche Aussage bzw. Athmosphäre ein Werk allgemein sowie seine Handlung im speziellen vermitteln soll. Anschließend wählt man einen dafür angemessenen Stil aus. Den Stil von vornherein an eine spezielle Lesergruppe anzupassen halte ich für unnötig, denn die Kategorie des Werkes bestimmt ohnehin die Lesergruppe.

Das ist natürlich ein sehr theoretischer Ansatz, denn er erfordert umfassende Kenntnisse über die Wirkungsweisen der einzelnen stilistischen Komponenten.

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Was ist "guter Schreibstil"? Empty Re: Was ist "guter Schreibstil"?

Beitrag von Scrivatore Mi 2 Feb 2011 - 5:13

Ich finde, man kann nicht wirklich guter oder schlechter Schreibstil sagen, wenn keine Rechtschreib- oder Grammatikfehler vorhanden sind. Es gibt den Schreibstil, mit dem kann man nichts anfangen und einen, der einen fesselt, während widerum ein ganz anderer nur einfach und flüsig zu lesen ist und den man trotzdem gerne liest. Und das ist pro Person unterschiedlich.

Eine Freundin von mir kann es zum Beispiel gar nicht ab, wenn jemand in Umgangssprache schreibt und die Alltagsbegriffe benutzt, die man in einem klassischem Buch nie finden würde. Aber mei, der Autor bezweckt doch damit auch irgendwas.
Dazu kommt noch, dass ein hoch angelegter Schreibstil mit Fachbegriffen und kompliziert ausgeschmückt nichts für Kinderbücher eignen.

Zusammengefasst: Es kommt auf den Leser, die Zielgruppe, das Buch selbst und auf die Geschichte an.

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Was ist "guter Schreibstil"? Empty Re: Was ist "guter Schreibstil"?

Beitrag von Neverman Mi 2 Feb 2011 - 16:44

Diese Frage stellte sich mir schon oft, auf verschiedene Arten. Was ist Kunst? Was ist Stil? Was ist gut und was schlecht? Ich pflege zu sagen, dass Geschmack nichts mit Stil zu tun hat und der Meinung bin ich nach wie vor. Generell mache ich Stil an einer einzigen Komponente fest: Kompetenz. Wie professionell ist der Autor (oder jeder andere Künstler)? Dabei kann ich unterscheiden zwischen den Werken, sie stilistisch sehr ausgereift sind und mir gefallen und den Werken, die stilistisch ausgereift sind und mir nicht gefallen, sowie den Werken, die unausgereift sind und mir gefallen, bzw. nicht gefallen. Es erfordert immer wieder reichliches Nachdenken, wie ich welches Werk bewerte.
Ein guter Schreibstil drückt sich nicht durch die Anzahl oder bestimmte Verwendung von Wörtern, noch der Wortgewalt seiner Sätze aus, und auch nicht dadurch, wie sehr das Buch imstande ist, mich zu fesseln, sondern in der Kraft, die durch den Inhalt zu mir dringt und der Bewunderung und dem Neid, dem ich dem Ersteller entgegenbringe. Unabhängig von meinem persönlichen geschmack kann ich Büchern guten oder schlechten Stil attestieren.
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Was ist "guter Schreibstil"? Empty Re: Was ist "guter Schreibstil"?

Beitrag von Velaris Mo 23 Mai 2011 - 3:37

Wie es schon von vielen meiner Vorredner gesagt wurde: "Guter Schreibstil" ist immer vom jeweiligen Geschmack des Lesers abhängig. Der Eine mag hypotaktische Schachtelsätze mit blumigen Beschreibungen; der Andere mag eher kurze, blitzartige Sätze mit eher rationaler Darstellungsart.
Es ist auch oft davon abhängig, in welchem Genre man schreibt: Ein Krimi wird wohl kaum überleben können, wenn er statt spannender Handlung und gelungener Klimax lediglich mit aufdringlicher Poesie voll gestopft ist lachen

Ich persönlich mag ein ausgewogenes Verhältnis: Ich schreibe selber eher im stark metaphorischen Stil; genauso achte ich aber auch, dass die Handlung dabei nicht verdeckt wird.
Überzeugende Charakterdarstellung, eine mitreißende Story, gewählter Ausdruck und möglichst fehlerfreie Schreibweise, können auch von gutem Schreibstil zeugen.

Schlechter Stil ist für mich dann zum Beispiel das ständige Missachten der Rechtschreibung, den Fokus lediglich auf plumpe Erotikszenen zu legen; wenn man den Text statt mit liebevollen Beschreibungen mit Links zuknallt (wer auf FF.de angemeldet ist, weiß, wovon ich spreche o_O) oder konsequent um Reaktionen buhlt, wobei einem sogar erpresserische Mittel Recht sind.
Da krieg' ich Zustände, ehrlich ^^'

Ansonsten denke ich, dass, solange man sich ehrlich bemüht und nicht halbherzig an die Sache geht, auch immer wenigstens etwas halbwegs Gutes dabei herauskommen sollte.
Und solange einem außerdem der Spaß nicht verloren geht, ist auch alles in Ordnung glücklich
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Was ist "guter Schreibstil"? Empty Re: Was ist "guter Schreibstil"?

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