Gkotti

Morgenröte über der Stadt
eine blutende Narbe
geheftet an den Kondensstreifen
eines Fliegers über dem Zehlendorfer
Friedhof direkt an der im Sommer
aufgewärmten Innenmauer verschlief
Gott die lauen Nächte in denen
sich Katzen gelegentlich neben ihm
in wilden Liebesspielen verwickelten
und entsetzlich schrien
am späten Morgen packte Gott
seinen Schlafsack und ein paar
übrige Habseligkeiten ein und
zog eine Urinspur hinter sich her
schlenderte zum *Kotti auf
zum ewigen Bodenkrieg
mit den anderen Pennern
gesehen habe ich aber immer nur ihn
zwischen den drei spärlichen
Eschen sitzend vor dem zertretenen
Rasen – wie versteint.

*Platz in Berlin

Hallo Lordchen

wie versteinert?

Eine berührende Idee, die Urinspur macht es unromantisch. Die konkreten Orte real, wie die Person, die ihn beobachtet und beschreibt, die sich selbst zu Gott macht, indem er mehr erzählt als er weiß (denn er hat ihn ja nur zwischen den Eschen sitzen sehen, also nicht dort, wo wir ihn vorher beobachten konnten.)
Warum du wann die Zeilen neu beginnst, ist mir nicht klar, aber ich bin auch kein Gedichteschreiber.

Danke fürs lesen lassen
Liebe Grüße
Wolfsspur

... das gehört zu "Baltus"?

Die Urinspur stört mich vom Begriff her nicht, doch anstatt
"zog eine Urinspur hinter sich her
schlenderte zum *Kotti auf "
würde
"schlenderte eine Urinspur
hinter sich her ziehend zum Kotti"
eventuell besser passen.

Statt "wie versteinert" in der letzten Zeile hätte ich "wie vergessen" bevorzugt. Irgendetwas tiefgängigeres, nichts Konkretes, Banales. Das passt nicht zu der sehr poetischen Attitüde.


Ansonsten habe ich nichts zu beanstanden. Supi.