Scriptorium Kunst- und Schreibforum
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Absolution

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Beitrag von Gast Sa 30 Mai 2009 - 1:36

Einen wunderschönen guten Tag, Forum *lächel*
Ich schreibe seit neustem an dieser Geschichte hier und bin für jegliche Kritik immer offen, denn: man lernt ja nie aus. Und Kritik bringt meist weiter, als Lob.
Daher bin ich auf eure ehrliche Meinung gespannt.

Die Geschichte beschäftigt sich mit dem Tod und schwankt - im Bereich der Genre - zwischen Philosophie, Drama und Fantasy. Es ist auf jeden Fall sehr ruhig, also erwartet keine Action-Geschichte Cool

Viel Spaß beim Lesen der beiden Prologe!

----


Prolog I : Der Schoß der Sünde

Die Luft ist geschwängert vom beißenden Geruch des Desinfektionsmittel.
Steril. Alles muss steril sein. Auch die Menschen, die in weißen Kitteln und mit eingefrorenem Lächeln durch die Gänge huschen, Gespenstern gleich, die auf Absolution warten. Im Laufe der Zeit wurde ihr Innerstes so weiß und leblos, wie die dünnen Bettdecken und Wände, die den Wandel von Leben zu Tod tagtäglich beobachten müssen. Sie sind längst tot. Wissen es nicht. Wandeln weiter, die Hände in die Kitteltaschen geschoben, eine Akte unter dem Arm. Nach einer bestimmten Zeit in diesem Beruf, werden sie zu Maschinen, die nur noch funktionieren.
Sie haben ihr Herz zum Schweigen gebracht und arbeiten, arbeiten, arbeiten. Oft vergessen sie, dass Menschen in den Betten liegen, die sie mit erhobenem Haupt und falschem Stolz passieren. Menschen, die Angst vor diesen weißen Irrgärten, den medizinischen Begriffen und dem fassbaren Tod haben.
Sie liegen in ihren wackligen Betten, ohne Nähe von den Liebsten und fragen sich, wie viele Menschen zuvor auf eben jener Matratze gestorben sind, auf der sie nun ihre Tage und Nächte verbringen müssen. Wie viel Leid haben diese vier Wände hier schon gesehen?, quälen sie sich weiter und Panik kribbelt in den Fingerspitzen, brennt unter den Nägeln. Sie merken, wie der Schweiß aus ihren Poren kriecht, während sie zu dem hölzernen Jesus in einem Eck des Zimmers blicken. Soll er ihnen wirklich Trost und Halt spenden? Aber ich frage mich, wie ein gekreuzigter, blutüberströmter und leidender Christus Hoffnung schenken soll. Diese Menschen wollen lächelnde Gesichter sehen und aufmunternde Worte hören, stattdessen werden sie mit einer sterbenden Holzgestalt und dem Hauch von Tod in der Luft alleine gelassen. Sie wären verloren, Opfer ihrer Angst, aber...
Aber sie haben ja mich.




Prolog II : Dein Wille geschehe



Schwache Strahlen des Vollmonds fallen durch die zugezogenen Jalousien in das Zimmer mit der stickigen Luft. Die Schwestern haben die Fenster bereits vor Anbruch der Dunkelheit geschlossen. Es zieht ein Gewitter auf, war ihre Ausrede gewesen, und man wolle nicht, dass später das ganze Zimmer unter Wasser stehe. Gekünsteltes Lachen. In Wahrheit wollten sie sich nur Arbeit sparen, um den ganzen Abend wieder tratschend in ihrem Kämmerchen zu sitzen. Es hat dich nicht gestört - mich stört es jetzt.
Gerüche, die sonst nach draußen geflohen wären, sind wie wilde Tiere im Krankenzimmer eingesperrt worden und kriechen nun in meine Nase, um mich mit Ekel und Abscheu zu erfüllen. Es stinkt nach Schweiß, Sorge und Urin. Irgendwo kauert eine Nuance Blut, aber sie ist zu schwach, als dass sie mich betören und all dies ignorieren lassen könnte.
Meine Gedanken schweifen erst ab, als ich dein krauses, ungezähmtes Haar sehe. Ich strecke vorsichtig meine Hand aus und lasse die blassen Finger einige deiner schwarzen Strähnen zur Seite schieben. Es stört dich nicht; zu schön sind die Abenteuer in deinen Traumwelten.
Die Brauen über deinen schlafenden Augen sind wild und buschig, verleihen dir etwas sehr männliches.
Ein Mann, der weiß, was er will, sollen sie ausdrücken. Tatsächlich, das bist du. Sonst wäre ich nicht hier an deinem Bett und würde dich mit einem Lächeln auf den Lippen betrachten.
Um deinen ruhenden Mund ragen die Bartstoppel aus der rosigen Haut und es kratzt zärtlich, als ich meinen Handrücken über dein Kinn führe. Bald wird all dieses Haar ein Teil des Abfalls sein, sagt eine Stimme in meinem Kopf, während meine eigenen Lippen schweigen. Mein Gesicht ist so dicht über den deinem, dass dein warmer Atem meine Haut liebkost. Und ich schließe die Augen, weil ich ehrfürchtig lausche: dein Herz singt das schöne Lied vom Leben.
Ich wünschte, dieser Moment könnte ewig währen doch ich bin gekommen, um dieses Lied in tausend Scherben zu zerbrechen.


----

Kritik, Kommentare, Lob ... für alles ist Platz (:
Danke.

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Beitrag von Schreibsel-Chi Sa 30 Mai 2009 - 1:57

Huj... Der zweite Prolog ist sehr... ja, irgendwie traurig, verzweifelt.

Du hast eine schöne, bildliche Sprache. Bin mal gespannt, wie es weitergeht.^^
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Beitrag von Gast Sa 30 Mai 2009 - 2:00

Danke (:

Ja, ich neige zum exzessivem Gebrauch von Metaphern.
Ich hoffe, das wird nicht irgendwann ein Makel von mir :silent:

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Beitrag von Schreibsel-Chi Sa 30 Mai 2009 - 2:14

Wenns zu viel wird, dann sagen wir schon bescheid.^^
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Beitrag von Jarda Sa 30 Mai 2009 - 2:17

Ein schöner Stil. Schöner Satzbau. Schön wie du mit den Wörtern spielst.
Also mir gefällts. Aber habe da zwei Sorgen:

Einmal: Es liest sich zwar gut, aber mit der Zeit könnte der Stil anstregend werden. Ich hoffe nur im Prolog schreibst du "So".
Zweite:Das du nicht zu sehr in diese Depri Stimmung rutscht. Sonst kauft dir das keiner ab, weil es einfach überladen ist.


lg Hubi und schönen Tag noch =)
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Beitrag von Gast Sa 30 Mai 2009 - 3:01

Jarda schrieb:Einmal: Es liest sich zwar gut, aber mit der Zeit könnte der Stil anstregend werden.
Mein Metaphern-Stil? Ich hoffe, mal nicht.
Ich schreibe jedenfalls schon ein Jahr aktiv in dieser Richtung (wobei ich gerne in Stil-Arten springe, damit ich nicht immer "gleich" bleibe, nur erkennen meine Stammleser dann nicht mehr, dass das von mir kommt) und bisher gab es nie wirklich Probleme damit.
Die Texte wurden von Jugendlichen (Mädchen & Jungs) gelesen, wie auch von älteren Herrschaft ab fünfzig.
Das Wort "anstrengend" fiel dabei noch nicht. Wenn dann werde ich mal kritisiert, weil ich falsche Metaphern verwende (;

Vielleicht ist es für dich auch einfach etwas neues.

Ich selbst habe jedenfalls noch nicht viele Bücher gelesen, wo Metaphern so dominieren.

Ich hoffe nur im Prolog schreibst du "So".
Ich poste später mal den ersten Teil und hoffe, dich damit nicht gleich zu verjagen (;

Zweite:Das du nicht zu sehr in diese Depri Stimmung rutscht. Sonst kauft dir das keiner ab, weil es einfach überladen ist.
Nun ja. Das ist jetzt ein Kritikpunkt, mit dem ich schwer arbeiten kann. Immerhin beschäftigt sich die Geschichte mit dem Tod, explizit mit den letzten Tagen/Stunden von Toten. Da herrscht leider keine ausgelassene Stimmung, sondern einfach ... Drama (;
Zumal meine Protagonistin sehr nachdenklich gestimmt ist.

Aber ich hoffe mal, dass ich es nicht zu sehr überlade (:

lg Hubi und schönen Tag noch =)
Danke! Dir auch (:

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Beitrag von Jarda Sa 30 Mai 2009 - 3:05

Ja ich werde mich mal in deinen Stil reinlesen und schlecht ist er ja nicht.


Werde dann natürlich auch den ersten Teil lesen lachen


Nun ja. Das ist jetzt ein Kritikpunkt, mit dem ich schwer arbeiten kann. Immerhin beschäftigt sich die Geschichte mit dem Tod, explizit mit den letzten Tagen/Stunden von Toten. Da herrscht leider keine ausgelassene Stimmung, sondern einfach ... Drama (;
Zumal meine Protagonistin sehr nachdenklich gestimmt ist.

Ja natürlich. Aber nicht zu sehr übertreiben. Gab es ja schon paar mal. Das wirkt dann einfach nur langweilig. Bin gespannt was noch kommt.


lg Hubi
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Beitrag von Gast Sa 30 Mai 2009 - 3:19

So - ich poste gleich mal den ersten Teil.
Und vielleicht auch gleich eine andere Geschichte von mir, die vielleicht dich, Jarda, mehr ansprechen könnte. Zwar auch meine üblichen Metaphern, aber möglicherweise interessanter für einen Mann (;


----


Meine Wange schmiegt sich gegen die Bettdecke und auch hier haftet der Gestank. Sagen sie – die Krankenhäuser - nicht alle, dass sie ihre Laken rein von jedem Vorbesitzer waschen? Nur wieso kann ich dann all diese widerlichen Gerüche wahrnehmen? Erbrochenes, Ausscheidungen und ... Salz. Tränen. Die Augen wollen nicht länger sehen, schließen die Welt aus und ich betrinke mich am Duft der vergossenen Tränen. So wunderschön. Könnten sie sprechen, würden sie mir die herrlichsten Geschichten erzählen. Von Abschied, Sehnsucht, Liebe und Hoffnung. Aber so bleiben sie nur ein lieblicher Hauch, der gegen den Gestank der vergangenen Toten kaum eine Chance hat. Ein Schmetterling im Schneegestöber.
Ich recke den Kopf ein Stück empor, bette ihn neben dir auf dem breiten, aber unförmigen Kissen und betrachte dein schlafendes Profil durch einen Spalt der geöffneten Lider. Wieso nur kannst du nicht nach Tränen riechen? Wenn du mich schon gerufen hast, wieso überreichst du mir nicht dann solch kleine Geschenke? Egal, wie sehr ich schnuppere und mich konzentriere: deine Wangen sind unbefleckt. Ob du jemals eine Träne vergossen hast? Würdest du vielleicht weinen, wenn du die schlanke Frau mit dem weißblonden Haar in deinem Bett vorfinden würdest, wissend, dass sie der Tod ist?

Der Tod. Welch grässliche Bezeichnung. Es gab Völker, die nannten Wesen wie mich, einen Nachtmahr. Und wie heißen wir jetzt? Die modernen Leute nennen uns 'Spuk' und machen dabei abwertende Bewegungen – sie haben längst aufgehört, zu glauben. An uns. An ihre Götter. An die Welt. Der Glaube erwacht erst wieder in dem Augenblick, wo sie zu verstehen beginnen, dass sie auf ihrem letzten Weg im Leben wandeln. Leider ist es dann zu spät.
Ihre ganze Existenz lang verspotten und verleugnen sie uns, erst am letzten Lebensabend wagen sie den Schritt, unseren Namen zu rufen. Denn sie wissen, dass kein Mensch – gleich, wie sehr sie ihn lieben – sie ins Jenseits begleiten und ihnen Absolution erteilen kann.
Vielleicht könnten sie überleben, immerhin schnauben und zittern die Maschinen im Takt des Herzschlages – aber sie wollen nicht mehr. Stattdessen flüstern sie mit ihren trockenen, rissigen Lippen: »Nachtschatten.«

Irgendwo vor den weißen Türen deines Zimmers schleift eine Krankenschwester ihre massigen Beine über den Boden. Wird sie kommen? Eine Fremde in deinem Bett vorfinden? Würde sie den Alarm betätigen oder mich beobachten, während ich fliehe? Weil sie weiß, dass sie mich kennt. Von irgendwoher. Ein Gesicht, das sie nicht einordnen kann, weil es nie dasselbe ist. Aber meine Aura... sie würde meine Aura spüren und erkennen. Würde wissen, dass ich ein Gefühl auslöse, wie sie es in jedem Totenzimmer vorfindet. Würde sie..?
Keinen einzigen Gedanken verschwende ich an eine Flucht, stattdessen schiebe ich meine Hand auf deine Brust. Sie hebt sich leicht und im angenehmen Rhythmus deines Herzschlages, während die schweren, müden Schritte näherkommen. Blende sie aus, sage ich mir selbst. Ich will sie nicht hören. Diese menschlichen Fleischberge in ihren schneeweißen Gewändern. Sie sind so anders, als du. Du, mein Todgeweihter, mein sterbender Liebster, bist so zierlich, fast elegant. Die Krankheit hat dich geschwächt und lässt die Knochen unter deiner dünnen Haut hervorblitzen. Nur deine Brust fühlt sich unter dem dünnen Stoff des Nachthemdes fest und kräftig an. Ist es womöglich das Herz? Dieses starke Herz, das noch nicht verstummen will? Es singt mir sein Lied vor, klagt vom ewigen Kampf und ich schließe die Augen und lausche.
Und sehe... Bilder.
Ein kleiner Junge in einem verwaschenem Trikot, der einsam auf der Straße steht und gegen sich selbst spielt. Einen Ball nach dem anderen ins leere Tor schießt und sich vorstellt, wie ganze Stadien ihm applaudieren und seinen Namen rufen. Er breitet die Arme aus, genießt den Wind auf seinem Gesicht und lächelt. Er ist so unbeschwert.
Träumst du? Von damals?
War es damals noch leichter? Schöner?
Du zeigst mir Bilder von traumhaften, großen Geburtstagen. Kuchen, die sich wie Türme auf den Tischen stapeln und bunte Lichter, die überall leuchten. Deine Augen haben im Schein der Fröhlichkeit geleuchtet. Hätte ich ein Herz – es würde vor Glück zerspringen...

Die schleifenden Schritte halten inne, reißen mich aus deinem Traum und bringen mich zurück in die Realität. Fern von funkelnden Lichtern; nur das triste Zimmer im Vollmondschein. Sie kommt. Ich kann deutlich hören, wie sie ihren schweren Arm hebt und ihre Hand auf die Türklinke legt. Ein Routine-Besuch. Ein Blick ins Zimmer, ob alles passt. Natürlich. Wie immer. Nur dieses Mal... dieses Mal fände sie eine junge Frau, eng an den schlafenden Körper gepresst.


---

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Beitrag von Jarda Sa 30 Mai 2009 - 3:38

Morgain.
Ich glaube so langsam werde ich dein Fan.
Anfangs viel es mir schwer, aber ab der Mitte habe ich mich dran gewöhnt und auch die Geschichte gefiel mir ab der Mitte sehr gut.
Anfangs war alles noch voller Nebel, als ich sie las, jetzt verschwindet er ein bisschen.
Schöner Schreibstil, konnte nichts finden. Respekt.

Die Geschichte von diesem Nachtmahr klingt wirklich sehr interessant. Besonders auch die Umsetzung ist die gelungen. DU bist erst 19, oder?
Richtig gut.


lg Hubi =)


Zuletzt von Jarda am Sa 30 Mai 2009 - 3:52 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag von Gast Sa 30 Mai 2009 - 3:49

Jarda schrieb:Morgain.
Ich glaube so langsam werde ich dein Fan.
Hach. *erröt* Ich danke Dir.

Anfangs viel es mir schwer, aber ab der Mitte habe ich mich dran gewöhnt und auch die Geschichte gefiel mir ab der Mitte sehr gut.
Dann ist es tatsächlich nur eine Sache der Gewohnheit *lächel*
Das beruhigt mich ehrlich gesagt ungemein (:
Und nochmals: danke!

Anfangs war alles noch voller Nebel, als ich sie las, jetzt verschwindet er ein bisschen.
*lach* Vielleicht ja der Nebel von Avalon Cool
Dummer Spruch - musste sein ;]

Schöner Schreibstil, konnte nichts finden. Respekt.
Das hört man gerne. Ich danke!

Die Geschichte von diesne Nachtmahr klingt wirklich sehr interessant. Besonders auch die Umsetzung ist die gelungen.
Ich hoffe, du denkst nach weiteren Posts auch noch so (:

DU bist erst 19, oder?
ERST? *lach*
Eher: Schon!
Ich fühle mich uralt. Meine Güte, ich komm mir vor, als würde bei mir gleich ein Nachtschatten vorbeischauen und mich holen ;]

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Beitrag von Schreibsel-Chi Sa 30 Mai 2009 - 5:32

Wirklich schön geschrieben.^^
Allerdings hatte ich zu Anfang ein bisschen Probleme ins Geschehen einzutauchen und mitzukommen was passiert.
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Beitrag von absinthefreund Sa 30 Mai 2009 - 8:22

Morgain schrieb:Gerüche, die sonst nach draußen geflohen wären, sind wie wilde Tiere im Krankenzimmer eingesperrt worden
Tolles Bild!
Im Übrigen hast du viele schöne Wortbilder, aber die meisten sind alte Bekannte. Bis auf das da oben. Das hat mich sehr bewegt.

Morgain schrieb:die schlanke Frau mit dem weißblonden Haar
Ich finde es unpassend und unnötig zu erwähnen, dass sie schlank ist. Sie ist eine Person/ein Wesen, dass solchen Dingen mit Sicherheit keinen Wert beimisst, oder?

Melancholie haftet jedem Wort an und Geheimnis. Alles wundervoll flüssig zu lesen. So hat man es gern. Miauz Ich bin gespannt, wie es weitergeht, denn wenn es so weitergeht, wie es angefangen hat, wird es schwer das Interesse aufrecht zu erhalten. Eben weil nicht viel passiert und du die Erzählerin hauptsächlich in Gedanken schweifen lässt.

Aber ich kann nicht wissen, was du vorhast. Also sag ich mir, abwarten und Tee trinken. :study:
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Beitrag von Gast Sa 30 Mai 2009 - 14:44

Chi, ja - tut mir leid (:
Das liegt an mir. Ich neige dazu, die Leser nicht wirklich in die Geschichte einzuführen, im Sinne von "Lasst euch überraschen...".

Aber dankeschön! (:



Absinthefreund:
Jetzt, wo du es angesprochen hast (mit der schlanken Frau) erscheint es auch mir unwichtig. Zwar ist es nicht vollkommen unwichtig (erfährt man aber erst später), aber in dem Moment dann doch.

Danke wegen den Metaphern. Ja, es ist schwer, wirklich noch schöne, unbekannte zu (er)finden. Die meisten wurden schon erzählt, im Laufe der Zeit.

Ob ich die (bzw. deine) Interesse aufrecht erhalten werde: lassen wir uns überraschen.
Da es jedoch so ruhig bleibt (jedenfalls sehr lange), bezweifle ich es. Aber man kann mit seinen Texten ja sowieso nie jeden erreichen...

Ich werd' jetzt dann ein bisschen schlafen, danach poste ich einen neuen Teil.
Eigentlich bin ich putzmunter... aber mittlerweile pfeifen schon die Vögel vorm Fenster und mir erscheint es, als wollten sie mich in die Traumwelten jagen. Schlafen, so lange es noch dunkel ist. Den Sonnenaufganng abzuwarten wäre aber sicherlich auch schön...

Nun ja. Später dann einen weitern Teil (:
Ich hoffe, ihr lest ihn ebenfalls - auch wenn er langweilig weitergeht.

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Beitrag von Gast Sa 30 Mai 2009 - 22:31

Nun. Hier der nächste Teil. Ich wollte ihn nicht aufteilen, daher ist er etwas länger.
Aber iene Geschichte mitten in ihrer Handlung zu unterbrechen und gar zu zerbrechen... das tut mir weh. Tut mir leid (;

Und ja, der Nachtschatten schweift in Erinnerungen ab. Aber wenn man schon so viel, wie "es" gesehen hat - kann man ihm das wirklich übel nehmen..?

-----

Es gab einst ein kleines Kind, das sah mich in den schmutzigen Straßen Mexikos. Wenn ich es dir zeigen könnte, würdest du weinen, so schön war das Gesicht des winzigen Geschöpfes. Zwar war es in Lumpen gekleidet, doch es besaß die Augen einer Prinzessin. So rein und erhaben, wie sie nie wieder ein Mensch besitzen sollte. Sie starrte mich unverholen an und gab mir dennoch mit diesem Zittern in ihren Augen das Gefühl, als wäre ich nicht mehr als ein Trugbild. iene Wahnvorstellung. Nicht mehr.
Ich ließ den Leib eines anderen Kindes, dem ich den ewigen Schlaf geschenkt hatte, von meinen Armen fallen und hätte fliehen sollen. Das Geräusch von totem Fleisch, das auf die Erde prallte, trat zwischen uns und füllte die Stille, der wir kein einziges Wort opferten. Ja, ich hätte fliehen sollen. Hätte. Aber ich konnte nicht. Ich tat es nicht.
Dieses Kind war wie Honig, das meine Flügel verklebte – wenn ich welche besessen hätte. Aber auch wenn ich in diesem Moment schön in den Augen des Kindes gewesen sein musste, lagen Welten zwischen den Geschöpfen Gottes und mir. Nie hätte der Allmächtige auch nur einen Blick auf mich geworfen, wieso sollte ich also die Ehre erhalten haben, Flügel zu tragen? Vielmehr hatte man mich – wie alle anderen meiner Art – verflucht. Wir waren keine richtigen Wesen, mit einem Äußeren, das nur uns gehörte. Das uns einzigartig und besonders machte. Wir blieben hüllenlos oder einfach nur die Kopie eines anderen Lebewesens. Vielleicht ertragen wir es deshalb nicht, in den Spiegel zu sehen... weil wir in fremde Augen blicken würden.

Wusste dieses Kind, dass der Tod vor ihm stand? Konnte es deswegen ihren Blick nicht von mir wenden? Es widmete sich keiner Sekunde dem toten Etwas zu meinen Füßen. Als wäre es – mit dem letzten Herzschlag – aus dem Sichtfeld der Lebenden gewichen. Auch ich sah nicht hinab auf den Leichnam, der zwischen Dreck und Abfall lag. Zwar wusste ich, dass ich das Richtige getan hatte (oder?), aber ich ertrug es nicht. Meinte, es nicht zu ertragen.
Es war ein junger Knabe, kaum älter als zwanzig, gewesen, der die Welt nicht mehr ertragen hatte. Immer wieder hatte er sein Leben in Gefahr gebracht, um es so zu beenden – erfolglos. Doch aufgrund seines starken Glaubens schaffte er es nicht, seinem Leben ganz offensichtlich ein Ende zu setzen. Zwar hatte er auch an all die Methoden des Selbstmordes gedacht – ich hatte es in seinem Kopf, in seinen Träumen gesehen – aber wann immer er die Klinge an die roten Lebensbahnen seiner Handgelenke angesetzt hatte, hatte ihn der Mut verlassen. Er hatte seine Lippen auf das goldene Kreuz um seinen Hals gedrückt und war zurück in das verhasste Leben getreten, um sich erneut zu quälen. Tag ein, Tag aus. Auch wenn er bereits am Boden gelegen hatte, war er die Einbahnstraße seiner Existenz weitergekrochen. Nur heute nicht... An diesem Abend war er an seinen Grenzen angelangt. Ein paar dumme Worte seiner Eltern, wegen einer verlorenen Arbeit, die Abweisung der Liebsten und er hatte sich entschlossen, all dem letztendlich doch ein Ende zu setzen. Mit meiner Hilfe.
Tränen hatten sein Gesicht bedeckt, als er mit zitternden Lippen meinen Namen gerufen hatte: »Nachtschatten.« Er weinte, als ich aus der Dunkelheit zu ihm trat und ihm still einen Blick voll Vergebung schenkte. Einen Schluchzen ließ seinen Körper verkrampfen, dann fragte er unter Qualen: »Werde ich in der Hölle landen, wenn ich dir meine Seele gebe?«

Es war ihr Blick, der mich nicht gehen ließ. Dieser Vorwurf darin. Was hast du getan?, kreischten ihre Augen voll Entsetzen, während ihre Lippen schwiegen. Ja... was habe ich getan?
Das Kind, dieses dunkelhaarige Mädchen, war wie iene Salzsäule in der Finsternis. Und ich war das Feuer, das über Sodom und Gomorrha gekommen war...
Sie war das frische, erblühte Leben – ich der Tod. Ich fühlte dieses Leid, diesen Schmerz in mir, obwohl ich kein Herz besaß. Sie war wie ein Spiegel für mich, der mir all meine Fehler, meine Verbrechen vorhielt. All die Jahrtausende des Mordens, des Zerstörens. Nie hat es mich gestört, nie habe ich es bereut, aber ihr Blick... ließ Zweifel in mir aufkeimen. Und Angst.
»Bist du ein Engel?«, formten ihre kleinen, spitzen Lippen. Das Licht einer Straßenlaterne küsste ihr kleines, ovales Gesicht. Das erste Mal hatte ich mir gewünscht, zu weinen. Weil sie so schön und zerbrechlich war... so furchtbar dumm. Sie hielt den Teufel für ein Geschöpf Gottes... Vertraute dem unschuldigen Gesicht, das ich trug, weil diese blauen Augen, die ich besaß, meine schwarze Seele verdeckten.
»Nein.«, antwortete ich und ein Lächeln voll Traurigkeit zeichnete sich auf meinen Lippen ab. »Ich bin der Tod.« Vorsichtig hob ich ein Bein und stieg über den toten Jungen, der mit geöffneten Augen gen Himmel starrte. Ich betete, er wäre dort oben. Dort, wo sein Herz schlug.
Langsam näherte ich mich dem Kind und je näher ich ihr kam, desto stärker wurde das Kribbeln in meinen Fingerspitzen. iene angenehme Hitze breitete sich in meinem gesamten Körper aus und ich hörte, wie meine Knochen knacksten und langsam schrumpften. Kleiner wurden, wie meine gesamte Gestalt. Das Haar, das eben noch bis zu meinen Ellbogen gereicht hatte, kringelte sich wie iene eingeschüchterte Schlange zusammen und zierte nun als dunkle Locken meinen Kopf. Mit einem unangenehmen Gefühl im Magen ließ ich das grässliche Verformen und Ziehen meiner Kieferknochen zu, während mein Gesicht so oval und weich wurde wie das ihre. Als ich nun vor ihr stand, überragte ich sie kaum noch einen Kopf. In ihren glänzenden Augen konnte ich die Umrisse meiner eigenen Gestalt erkennen, der ihren so ähnlich. Ihre kleinen Lippen bildeten einen faszinierten Kreis und ihre rechte Hand zuckte, begehrte, mich zu berühren. Noch immer glaubte sie nicht, dass ich der Wirklichkeit entsprach. Dass ich nur ein Trugbild war, aufgrund fehlender Ernährung, die ein regelrechtes Loch in ihren Bauch gefressen hatte.
»Lucia...«, hauchte sie und noch ehe sie ihre hitzige Hand auf meine Wange legte, sah ich in meinem Kopf all die Erinnerungen. Die Bilder der Vergangenheit, in der ihre Welt noch besser gewesen war. Mit Lucia, der älteren Schwester, an ihrer Seite, die sich aufopfernd um das Mädchen gekümmert hatte. Bis iene simple Krankheit sie getötet hatte, weil das Geld für Medikamente gefehlt hatte. Im Schlaf war sie gestorben, ganz ruhig, die kleine Schwester im Arm. Ich schloss die Augen, weil ich nicht länger diese Bilder sehen wollte und dennoch gab es kein Entkommen. Weiterhin sah ich diese beiden, kleinen Engelsgeschöpfe, wie sie Arm in Arm einschliefen, unwissend, dass nur iene von ihnen wieder erwachen würde. »Lucia, du bist es wirklich.« Stille Tränen kullerten über ihre runden Wangen und hinterließen helle Furchen in ihrem dreckigen Gesicht. Ich legte meine Hand mit einem Zögern auf die ihre und genoss die weiche, menschliche Haut unter der meinen.
»Ja, ich bin es.«, log ich und sah, wie die Hoffnung in den Augen des Mädchens aufloderte. Das erste Mal seit langem glaubte sie wieder an Wunder – ich war ihr Wunder. Denn die totgeglaubte, geliebte Schwester stand vor ihr und sie wusste: nun wird alles besser; es wird wieder wie früher. »Es tut mir leid.«, flüsterte ich und breitete die Arme aus.
»Du bist wieder zurück...«, wimmerte das Mädchen sprachlos und kam meiner einladenden Geste entgegen. Sie schmiegte sich an meine Brust und schlang ihre kleinen, dünnen Arme um meinen Körper. Ich bettete mein Kinn auf ihrer Schulter, sog den Duft ihres ungewaschenen Haares ein und obwohl ein Gestank von ihr ausgehen musste, roch ich nur Rosen und einen Hauch Vanille. Meine Augen schlossen sich, wollten die weiteren Schritte nicht sehen. Nicht jetzt, nicht bei ihr.
»Es tut mir so leid... Du hättest mich nicht sehen sollen. Nicht so.«
»Aber Lucia«, murmelte sie, die Lippen sehnsüchtig gegen meine Schulter gepresst, »ich bin so froh, dich zu sehen! Ich habe mich so nach dir gesehnt...«
»Ich weiß.« Ich legte meine Hände um ihren Oberkörper. »Ich weiß...«
»Lucia, ich war böse...«, nuschelte sie voll Ehrlichkeit. »Als du weg warst, habe ich gestohlen.«
Mein armes Kind, dachte ich und das Herz, das nicht vorhanden war, schmerzte. Du hast nur gestohlen, um zu leben. Deine flinken Finger haben nur nach Essen gegriffen, dass dich am Leben gehalten hat. Gott, wenn dies Sünde ist, dann...
»Es ist schon gut. Ich verzeihe dir. Es ist nicht schlimm...« Absolution.
Meine Wange schmiegte sich liebevoll an ihr Haar und ich lauschte dem Chaos ihrer Gedanken. All diese Freude in ihrem Kopf. Dieses unbeschreibliche Glücksgefühl... Ach, wäre ich nur geflohen...
»Lucia.«, sagte sie nach einer Weile, ganz leise. »Mir ist kalt.« Der schmächtige Körper begann zu zittern, obwohl die Luft vor Hitze erdrückend schwül und trocken war.
»Ich weiß, kleine Schwester.« Meine Lippen formten die Wörter, doch meine Stimme versagte. Wieso nur hatte Gott mir keine Tränen geschenkt? Ich wollte das Kind in meinen Armen beweinen, das langsam starb. Ein Meer aus salzigem, flüssigem Leid hätte ich ihr geschenkt, doch meine Augen blieben trocken. »Ich weiß...«
Ich hielt sie weiterhin, auch in dem Moment, als ihre Beine einsackten und ihr Oberkörper nach hinten fiel. Meine Hände streichelten mit gestreckten Fingern über ihren Rücken und spielten mit den Spitzen ihres Haares. Zum Glück war auch ihr Kopf im Zeitpunkt des Todes nach hinten gefallen und ich musste nicht in die starren, geweiteten Augen blicken. Ich hätte mich darin gespielt – und es nicht ertragen.
Vorsichtig hob ich ihren leichten Körper auf meine Arme und trug sie zu dem Jungen. Er hätte schlafend gewirkt, wenn nicht Mund und Augen offen gestanden hätten. Sorgsam beugte ich mich zu ihm und legte ich sie dicht neben ihn – so wie sie in den Armen ihrer Schwester gelegen hatte.

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Beitrag von Gast Sa 30 Mai 2009 - 22:33

Ah, ich liebe diesen Teil.
Mit dem kleinen Mädchen.
Ich nehme es dem nachtschatten auch nicht übel, dass er gelogen hat.
So war das Mädchen wenigstens einen Moment... geborgen x_x
Auch wenn ich nicht verstehe, wieso es auch sterben muss x_x

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Beitrag von Gast Sa 30 Mai 2009 - 22:47

Baltimore schrieb:Auch wenn ich nicht verstehe, wieso es auch sterben muss x_x
Weil es nicht "erlaubt" ist, zu beobachten, wie der Tod seine "Kinder" holt.
Denn wir alle wissen: wir müssen sterben. Aber wie die letzten Sekunden unseres Todes aussehen, liegt im Dunkeln.
Tatsächlich gibt es Menschen, die - während sie im Sterben liegen - mit ihren letzten Worten erzählen, dass sie einen Mann am Ende ihres Bettes sehen, der auf sie wartet.
Der Vater einer Freundin hat das Buch gelesen. Ich denke, es hieß sogar "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?".

Die Nachtschatten wollen ihr Mysterium wahren und sehen sowieso keinen Sinn, sich Lebenden zu zeigen, wenn die ganze Welt längst den Glauben an sie verloren hat. Resignation, ein kleines bisschen.

Wie sagt man so schön, ganz die Mafia:
"Du hast zu viel gesehen, jetzt musst du sterben."

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Beitrag von Schreibsel-Chi So 31 Mai 2009 - 0:33

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Beitrag von Gast So 31 Mai 2009 - 1:12

Das deute ich, dass es schön traurig war? (:
Oder so schrecklich, dass es dir die Sprache geraubt hat? *lach*

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Beitrag von Schreibsel-Chi So 31 Mai 2009 - 1:52

So schrecklich Traurig. XD
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Beitrag von USS Nelame Sa 27 Jun 2009 - 12:58

Positiv:
Prolog 1:
Deine übliche, schöne, bildliche Sprache, die du sehr gut nutzt, um ein Stimmungsbild zu malen. Bedauerlich, dass es wieder nur so triste ist, daher kann ich nicht mehr dazu sagen...


Prolog 2:
der zweite Prolog wirkt plastischer, auch wenn ich mich dagegen sträube, ihn Prolog zu nennen (siehe negatives!)Du malst das Stimmungsbild zwar weiter, füllst es aber endlich mal mit Personen. Ich weiß, es geht um einen Mann, entweder altersdement, oder schwer krank (gibt's da eigentlich einen Unterschied? Zwinkern ) und jemand, der ihm sehr nahe steht, womöglich sogar weiblich ist.


Teil 1:
Also stilistisch ist es klasse, keine Frage. Jedoch bitte ich dich, mir zu verzeihen, wenn ich inhaltlich sehr viel zu meckern habe (dazu aber später). Du weißt, wie man gut schreibt, zweifelsohne und du malst prächtige Stimmungsbilder, die ihres Gleichen suchen. Immer, wenn du etwas schreibst, baust du eine starke und sehr ergreifende Athmosphäre auf, die mit Sicherheit auch gezielt von dir gewünscht ist. Ein wenig erinnert mich dein Text an ein Musikstück von Richard Strauss. Und da er mein absoluter Lieblingskomponist ist, darfst du das als Kompliment sehen.



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Negativ:
Prolog 1:
Also grundlegend falsch verstanden hast du ja die Funktion des gekreuzigten Jesus. Obwohl - vielleicht nicht falsch verstanden, sondern lediglich falsch dargestellt. Egal, ich bin jetzt nicht hier, um dir eine religiöse Lehrstunde zu halten.
Allerdings muss ich auch generell sagen, dieser Prolog ist mehr Plätschern, als Erzählung, er bleibt inhaltlich zu sehr auf einer Ebene und erzeugt daher bei mir mehr Langeweile, als Interesse - und das ist nicht förderlich!

gefunden habe ich außerdem:
Morgain schrieb:Wie viel Leid haben diese vier Wände hier schon gesehen?, quälen sie sich weiter und Panik kribbelt(...)
Ja, was denn nun - Komma oder Fragezeichen?


Prolog 2:
Was machst du!?!?! o.O
DAS ist doch KEIN Prolog! Das ist doch schon längst Handlung...
Diese gesamte Passage gehört in den ersten Absatz eines Kapitels, auch wenn sie eigentlich zu ruhig und inhaltlich immer noch nicht spannungsgeladen genug dafür ist.


Teil 1:
Es ist selten, dass ich das schreibe - aber du bist in deinem Text ZU tiefsinnig und zu philosophisch/denkerisch, als dass er inhaltlich interessant werden und spannungstechnisch Höhen aufbauen könnte. Plakativ gesagt: Er ist langweilig! Die gsamte indirekte Rede, alles was du erzählst, erfüllt zwar einen Zweck, aber es trägt nicht zur Handlung bei, es führt den Leser in ein Stimmungsbad aus Trauer und durch deine Betonung von Ekel in eine Ebene der Abstoßung, die du erstens viel zu lange aufrecht erhälst und zweitens nicht zu deinen Vorteil einsetzt.
Mein dringender Tipp: Baue einen gezielten Handlungsstrang ein und komme schneller zu dem Wesentlichen, was geschehen soll. Nicht was wir sagen, entscheidet darüber, was wir sind, sondern was wir tun! Und du sagst zu viel und tust zu wenig.


Fazit: Deim Umgang mit dem Wort "Prolog" ist ganz schön willkürlich. Bedauerlicher Weise kommt dazu, dass deine Handlung nicht hält, was dein Stil verspricht.




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Beitrag von Gast Sa 27 Jun 2009 - 13:21

Gut, dass meine Stimmung heute sowieso nicht sonderlich die Beste ist, daher stürzt mich die Kritik jetzt nicht in ein Tief. Sicher - Kritik ist immer gut, aber dass die Texte langweilig sind, hört wohl kein Autor gerne.
Dabei wollte ich mir mit "Absolution" eine kleine "Gedanken-Geschichte" erlauben. Und Gedanken sind meist nicht auf dem Niveau eines Blockbusters. Jedenfalls nicht die meinen. Eventuell die von Tom Cruise, aber die interessieren mich nicht.

Ein Geschöpf, dem Tod sehr ähnlich, das bereits Jahrhunderte auf dem Buckel hat, schwelgt einfach in einem ruhigen Ton, der möglicherweise langweilig wirken kann, in Erinnerungen. Vor allem wenn jenes Geschöpf schon in eine gewisse Apathie gefallen ist, aufgrund der Schuld, die es mit sich schleppt.

An meinen Texten scheiden sich die Geister, ich weiß.
Und ich bin auch für Kritik sehr offen - wenn ich jetzt etwas "patzig" wirken sollte, liegt das einfach nur an meiner (allgemein) schlechten Stimmung und dass wohl kaum ein Autor gerne hört, dass er langweilige Texte hat (;

Handlung ist Geschmackssache ... ich bin schon glücklich, wenn dir der Stil einigermaßen gefällt. Nach dieser Kritik liegt die Betonung auf "einigermaßen".

Trotzdem danke für deine Worte. Ich nehme sie mir so sehr zu Herzen, wie sie die Geschichte nicht verfälschen und in falsche Bahnen leiten.

Ich bezweifle, dass dir der zweite Post dann gefällt.

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