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Mutant High II - Hintergrundgeschichten

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Beitrag von Robyn Fr 2 Nov 2012 - 9:33

Vielleicht sammelt sich ja auch hier das eine oder andere an (Vor-)Geschichten unserer Chars



Wie angekündigt, wollte ich noch erzählen, wie es dazu kam, dass Matt einmal seine Kontrolle verlor und was genau damals passierte... Also viel Spaß beim Lesen Zwinkern

Seit einer Stunde saß Matt in der Bibliothek und zerbrach sich über ein paar Hausaufgaben seinen Kopf. Der Bleistift in seiner Hand tanzte hin und her, während er ihn durch die Finger wirbeln ließ. Normalerweise kam er mit Mathe eigentlich zurecht, aber diese Aufgabe hatte es einfach in sich. Doch auch nach den folgenden zehn Minuten kam er auf keine Lösung, weswegen er frustriert sein Heft zu schlug. Was solls, dann würde er später einfach jemanden fragen.
Er stand auf, räumte erst die Bücher weg und anschließend klappte er Mathebuch und Block zu und verstaute beides in seinem Rucksack. Diesen schulterte er, zog vorher sein Handy heraus und verließ dann die Bibliothek. Er hatte zwei Nachrichten und vier verpasste Anrufe. Erstaunt hob er die Brauen und lief, ohne darauf zu achten, etwas langsamer. Eine Sms war von Paige.
'Hey Matt, hast du schon mit deinen Eltern telefoniert? Wenn du willst, ruf mich an, wenn du reden willst! Bin zu Hause! HDL P' Verwirrt drückte er die SMS wieder weg und fragte sich, was genau sie meinte. Mit seinen Eltern? Dann mussten das die verpassten Anrufe gewesen sein.
Er bog in den Gang, auf dem sein Zimmer lag, wo ihm ein paar Mitschüler entgegen kamen. Mit einem matten Lächeln nickte er manchen zu und öffnete dann die zweite SMS.
Diese war von seiner Mom, die ihn bat, so bald wie möglich zurück zu rufen. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in Matts Bauch aus und seine Arme fingen an zu kribbeln, als wären sie eingeschlafen. Ein Anzeichen für seine Mutation. Bisher hatte er die immer nur auf seine Arme anwenden können, nur in wenigen Fällen, die er an einer Hand abzählen konnte, war es ihm gelungen, es auch auf über seinen Oberkörper ausbreiten zu lassen. Es. Er wusste noch immer nicht genau, was er konnte. Es war, als könnte er den 'Zustand' seiner Haut verändern. Seine Haut konnte nicht nur aus Fleisch und Gewebe sein, sondern auch aus Gestein, Hornplatten, ähnlich wie bei Reptilien. Er hatte sich schon mit einem der Lehrer darüber unterhalten, war ganz war ihm das nicht geheuer.
Matthew rieb sich die Arme, während er auf sein Zimmer zu trat, atmete tief durch und schloss dann die Tür auf, bevor er die Nummer von zu Hause wählte.
Es klingelte nur ein oder zweimal, dann ging seine Mutter auch schon dran.
„Matt?“ Oh Gott. Sie hatte geweint. Noch jetzt klang es in ihrer Stimme mit und sorgte bei Matt für einen Kloß im Hals. „Ja, Mom. Ich bins... Ist etwas passiert?“, fragte er, unsicher, ob er wirklich wissen wollte, was passiert war. Sein Kopf malte von ganz allein diverse Szenarien aus, was geschehen sein könnte. Unfall? Diebstahl? Nein, das weniger. Wenn, dann vermutlich in Richtung Unfall. Ob mit Jes alles okay war? Dad?
„Matt... Dein Opa Henry. Ist gestorben. Er hatte heute Morgen einen Herzinfarkt, als er mit dem Auto in die Stadt wollte...“
Der Rucksack rutschte von Matts Schultern und landete mit einem Rumms auf dem Fußboden. Matt war stehen geblieben, den Blick starr auf den Boden. Seine Atmung ging schneller und einzelne Muskeln begonnen zu zucken, ohne, dass er sich dessen Bewusst war.
Alles was um ihn herum rückte seltsam in den Hintergrund , hinter einer Art Vorhang, durch er nur vage Dinge ausmachen konnte.
Mit einem Knirschen zermalmte seine Hand das Handy in Einzelteile, die klirrend zu Boden rieselten.
Ein leises Grollen drang aus seiner Kehle und klang wie ein bedrohliches Knurren, als seine Muskeln anfingen zu wachsen uns größer zu werden. Hier und da begann das Shirt sich zu spannen, das es trug, doch es kam nicht soweit, dass es riss. Seine Arme sahen nun wesentlich kräftiger aus und begannen von einem auf den anderen Moment sich zu verändern. Seine Haut wurde matt, bekam etwas gräuliches und dann überzog eine grobe Oberfläche seine Arme, als würde ihm eine Steinhaut wachsen. Zuerst überzog der Stein nur seine Arme, brach an seinen Fingern aus, kroch dann über Hand und Arme bis hinauf zu seinen Schultern. Von dort aus verteilte es sich dann zügig auch über den Rest seinen Körper, bis er gänzlich davon bedeckt war.
Mit der anderen Haut war aber noch etwas anderes in ihm gewachsen, ein seltsames Ziehen in der Magengegend und ein ungeheure Wut. Matt machte einen Schritt nach vorne, unter seinem Schuh knirschten das Überbleibsel seines Handys, was er jedoch gar nicht wahrnahm. Es war, als würde er nur noch grobe Umrisse erkennen, die ihn bedrängten und auf ihn zu kamen.
Erneut knurrte er, holte aus und schlug mit seiner steinernen Pranke ein Loch in die Wand.
Die Tür hinter ihm stand noch auf, sodass sich der Lärm über den ganzen Gang verbreitete, weswegen es nur wenige Sekunden brauchte, bis die ersten ihre Köpfe aus den Zimmer steckten und sich umsahen.
Einer von ihnen war auch Luke, er war Emma hinaus auf den Flur gefolgt. Eben hatten sie noch an Hausaufgaben gesessen, als es auf einmal so laut gerummst hatte. Sofort hatte Emma alles stehen und liegen lassen und war nach draußen geeilt. Doch dort konnte man zunächst nichts ausmachen.
Vorsichtig ging Emma weiter, dicht gefolgt von Luke, der sie schließlich an der Hand festhielt.
„Lass mich vorgehen“, flüsterte er leise und ging dann an ihr vorbei.
Erst dachte er, das es nur falscher Alarm war – vielleicht war einem der Schrank umgefallen, oder das Bett zusammen gekracht – bis er vor Matts Zimmertür stand.
„Wer-!?“ Luke schüttelte knapp den Kopf und versuchte denjenigen irgendwo einzuordnen, wusste aber nicht wo. Ihm kam der Kerl bekannt vor, den er da von der Seite sah, doch sein Gesicht war so verzerrt, dass es sich nicht genau bestimmen ließ. Von seinem Körper mal ganz ausgenommen, der seltsam verformt war und merkwürdig aussah.
Doch mehr Zeit blieb ihm nicht, um den Kerl zu musterte, Matt entdeckte ihn, sah ihn ihm eine Bedrohung und gleichzeitig ein Ventil, an dem er seinen Zorn ablassen konnte.
Ungebremst rannte er auf Luke los, den Arm erhoben zum Zuschlagen, doch als er dann zu schlug, krachte seine Faust in die Wand dahinter. Im letzten Augenblick hatte sich Luke aufgelöst und waberte nun in Form von Nebel durch den Gang.
„Luke!“ Emma schrie erstickt auf und wollte Luke zu Hilfe eilen, doch als sich plötzlich der Nebel ausbreitete, blieb sie doch lieber stehen.
Ihr Mitschüler materialisierte sich derweil hinter Matthew wieder und presste sich eng an die Wand.
Scheiße, wen ihn das erwischt hätte... Dort, wo Matts Faust gelandet war, haben sich Risse gebildet und erstreckten sich über einen beachtlichen Teil der Wand. Ganz davon zu schweigen, dass er eine tiefe Delle hinterlassen hatte. Luke schluckte und rutschte an der Wand ein Stück weiter. Er musste sich gut überlegen, was er nun machte. Er wollte Emma warnen, doch wenn er das tat, würde der Typ bestimmt auf ihn los gehen.
„Luke!?“
Matt fuhr herum, die Lippen hochgezogen, als wollte er das Mädchen anknurren und zeigte dabei seine Zähne. Der Boden bebte leicht, als er auf sie zu ging und schließlich seine Schritte beschleunigte. Fluchend setzte sich Luke ebenfalls in Bewegung und griff nach einem Arm.
Als sich nun Matt herum wandte, erkannte Luke ihn, als er auch schon mühelos hochgehoben und gegen die Wand gestoßen, so oft und so heftig, bis dieser los ließ.
Luke sank an der Wand zu Boden und hatte so seine Probleme, Luft zu bekommen. Benommen blinzelte er und hielt sich den Kopf in dem sich alles drehte.
Wenigstens hatte er somit Emma ermöglicht zu fliehen, die anderen Schülern zu rief, Hilfe zu holen.
Sie sah sich suchend um und lief dann auf ein paar Schüler zu, von denen sie wusste, dass sie ein paar Jahre älter waren.
Luke hatte sich derweil soweit zusammen gerissen, dass er zur Seite springen konnte, als Matt mit seinem Fuß ausholte. Dieser krachte in die Wand und blieb dort stecken. Wutschnaubend stützte Matt seine Hände an der Wand ab und versuchte seinen Fuß wieder zu befreien.
Diese Chance nutzte Emma aus, eilte zu Luke hinüber und half ihm aufzustehen. An ihr vorbei liefen die zwei Mitschüler, mit denen sie eben geredet hatten. Einer von ihnen packte Matt von hinten und versuchte ihn in den Schwitzkasten zu nehmen, was jedoch gar nicht so leicht war, so wie sich Matt wehrte. Sofort kam der andere Schüler zur Hilfe, doch bevor dieser den Griff seines Freundes verfestigen konnte, rammte Matt ihn gegen die Wand.
Bevor Matthew den anderen jedoch abschütteln konnte, eilte Mr. Abidemi zur Hilfe, der den jungen Schüler festhielt. Gegen ihn kam Matt nicht an, egal wie wütend er versuchte, sich von ihm zu befreien, Gentles Griff war eisern.
Als einer der Schüler nun seine Hand auf Matts Stirn legte, zuckte dieser kurz und sackte anschließend in sich zusammen. Mr. Abidemi hielt ihn fest, sodass er nicht zu Boden fiel und der Schüler trat schnaufend zurück.
Luke und Emma beobachteten den Szene, sowie einige andere Schüler und sahen, wie Matts Körper wieder seine ursprüngliche Form und Gestalt annahm. Die Steinhaut zog sich zurück, schleichend, und verschwand schließlich.

Matthew wachte erst zwei Stunden später wieder auf, sichtlich benommen und durcheinander fand er sich auf der Krankenstation wieder, direkt neben Mr. Abidemi und Ms. Quadir. Mit ihnen arbeitete er auch in den nächsten Wochen und Monaten an seiner Mutation und vor allem an seiner Kontrolle. Sie fanden gemeinsam heraus, dass starke, negative Gefühle seine Kontrolle am meisten angriffen, wie Trauer, Wut, Hass. Das Training gestaltete sich anfangs recht schwierig, doch wenigstens hatten sie nun eine Ahnung davon, was in Matt und seiner Mutation noch steckte.
Bis heute ist er noch sehr vorsichtig, wenn er seine Kräfte einsetzte und achtet peinlich darauf, nur seine Arme zu verwenden, um die Kontrolle sicher zu behalten.

Alles in allem ging es doch recht glimpflich aus (: Vll poste ich die beiden älteren Schüler mal bei den Nebencharas...

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Beitrag von Robyn Sa 14 Sep 2013 - 3:51

Ich mache mal wieder hier von Gebrauch glücklich
Hier die Hintergrundgeschichte zu Alessia:

„Wo ist meine kleine Prinzessin? Wo ist meine bambolina?“ Davide Fabio sah sich in dem Zimmer seiner kleinen Tochter um, mit der er zum Wiederholten Mal an diesem Tag Verstecken spielte. Ein paar Geschenke standen vereinzelt noch auf dem Boden, dabei lag Alessias fünfter Geburtstag schon wenige Tage zurück. Doch noch war sie seine Prinzessin, die nicht aufzuräumen brauchte – das erledigten die Kindermädchen.
Davide trat an das Bett seiner Tochter heran und wollte gerade darunter nach schauen, als es aus einer Ecke des Zimmers kicherte.
„Aha!“ Lachend fuhr er herum und sah zwei amüsierte Augen aus dem Wäschekorb lugen. Zügig ging er zu ihr hinüber, hob den Deckel auf und fand seine Tochter zwischen Kleidern sitzen, die zu ihm hinauf strahlte. „Papa!“ Sie streckte ihm ihre Arme entgegen und er nahm sie hoch.
„Da ist sie ja, meine bezaubernde, kleine Alessia“, sagte er und kniff ihr zärtlich in die Nase.
„Noch eine Runde!“ Mit gerümpfter Nase schob sie seine Hand weg, um ihn dann aus großen blauen Augen bittend anzusehen.
„Nein, nein. Deine Mutter schimpft sonst mit mir, dass ich dich vom Essen abhalte“ Er stellte sie neben sich auf dem Boden ab und nahm dann sanft ihre Hand.
„Wir spielen wann anders weiter, Principessa“, versprach ihr Vater fröhlich und ging mit ihr in das Esszimmer, wo Simona, ihre Mutter, bereits auf sie wartete.
„Ich dachte schon, ihr kämt gar nicht mehr“, sagte sie munter und gab ihrer Tochter einen Kuss auf das braune Haar. „Du weißt doch, du hast nach dem Essen noch ein paar Termin“, setzte Simona wie beiläufig hinzu, warf ihrem Mann dabei jedoch vielsagende Blicke zu.
„Ich weiß... Aber er wird warten müssen“, antwortete Davide, winkte ab um ihr damit zu bedeuten, dass jetzt nicht der rechte Augenblick dafür war und setzte sich.
Er war bereits die dritte Generation seiner Familie, die der Mafia angehörte und somit genoss er bereits ein gewissen Ansehen, selbst wenn er noch nicht so viel geleistet hatte, wie sein Vater.
Doch das würde noch kommen. Und wenn es dann so weit war, würde er leider nicht mehr so viel Zeit mit seinem kleinen Sonnenschein verbringen können.
Lächelnd beobachtete er Alessia dabei, wie diese umständlich auf den Stuhl kletterte und dann gleich ihren Teller zu ihrer Mutter hinüber schob, damit diese ihr etwas auftat.
„Buon appetito!“

In dieser Nacht geschah es, dass Alessia mit Schmerzen aus ihrem Schlaf gerissen wurde. Quängelnd drehte sie sich hin und her, in der Hoffnung sie abzuschütteln. Doch als ihr dies nicht gelang, schlüpfte sie unter der Decke hervor und tappste in ihrem Nachthemd und mit ihrem Teddy zu ihren Eltern. Ihnen klagte sie ihr Leid und ihre Mutter betrachtete die Stellen, die ihrer Tochter so sehr weh taten, doch sie konnte nichts erkennen. Als Alessia dann zu weinen begann, holte ihr Vater eine Tablette und einen Tee und brachte sie wieder ins Bett, wo er verharrte, wie sie wieder eingeschlafen war.
Davide und Simona sprachen danach noch kurz über den kleinen Vorfall und beschlossen, mit Alessia am nächsten Morgen zum Arzt zu gehen, unwissend, dass ihnen kein Arzt etwas dagegen verschreiben konnte.

Am nächsten Morgen wachte Alessia früh auf und bemerkte als erstes, dass es unbequem war, zu liegen. Daher setzte sie sich rasch auf, brauchte aber noch etwas, bis sie verschlafen ihre Augen öffnete. Als sie die Decke zurück schlug, starrte sie an sich herunter und glaubte, noch zu träumen.
Dünne, lange Stelzen waren ihr gewachsen, acht Stück an der Zahl und ihre eigenen Beine waren verschwunden. Beunruhigt aber auch neugierig streckte sie ihre Hände nach den fremden Gliedmaßen aus, strich mit ihren Fingern darüber. Es waren schwarze Spinnenbeine, die ihr über Nacht gewachsen waren, aber nicht nur die, ab ihrer Hüfte war ihr Körper nicht mehr der eines Menschens.
Langsam begann sie die Gliedmaßen zu bewegen, was erst gar nicht so leicht war. Sie brauchte eine gute halbe Stunde, bis es aus ihrem Bett geschafft hatte und auf den acht Beinen stand.
Mühselig bewegte sie sich zu ihrem Spiegel hinüber, der in ihrem kleinen, weißen Schrank eingelassen war und betrachtete sich darin. Im selben Moment klopfte es an ihrer Tür.
„Alessia?“, erklang die sanfte Stimme ihrer Mutter, die kurz darauf die Tür einen Spalt weit aufmachte. Als sie ihre Tochter nicht im Bett sah, kam sie ins Zimmer. „Süße, hast du noch-“ Ihre Frage blieb ihr jedoch im Hals stecken. „Oh Gott“, keuchte sie, schlug sich mit der Hand auf den Mund und wich zurück.
Es war dieser Blick ihrer Mutter, der Alessia sagte, dass das, was ihr da passiert war, nicht gut war. Ganz im Gegenteil. Ihre Mutter sah sie so entsetzt und fast schon angewidert an, dass Alessia die Tränen kamen.
„Ich war das nicht“, wimmerte sie, als könnte das etwas erklären und versuchte auf ihre Mutter zu zu gehen. Simona wich jedoch nun bis zur Tür zurück und schüttelte nur fassungslos den Kopf.
„Mama!?“ Schluchzend blieb Alessia stehen, biss sich auf die bebende Unterlippe und krallte ihre kleinen Hände in ihr Nachthemd, das nur mäßig verbarg, was ihr über Nacht gewachsen war.
„Simona?“ Von der anderen Seite der Tür kam Davide herbei und trat besorgt näher.
„Ist alles in Ordnung? Geht es Alessia gut?“, fragte er und wollte die Tür aufschieben, vor der jedoch noch immer seine Frau stand. Erst jetzt regte sie sich wieder und schien wohl zur Besinnung zu kommen.
„Ich weiß es nicht“, antwortete sie keuchend, trat beiseite und fasste dann nach den Händen ihres Mannes, als dieser eintrat. Besorgt sah er Simona an und suchte dann Alessia, doch das, was er da sah, war nicht mehr seine kleine, süße Prinzessin.
Für ihn war seine kleine Tochter an diesem Abend verschwunden.

Es wurden Ärzte einbestellt, nur die besten natürlich und das nicht nur aus Deutschland. Davide Fabio scheute keine Kosten, um nach einer Lösung für das Problem seiner Tochter zu suchen. Er vernachlässigte seine Arbeit und zog sich viel Ärger ein, während über mehrere Monate die Ärzte ein und ausgingen.
Alessia Verwandlung hielt anfangs ganze zwei Tage an, ehe sie sich wieder zurück verwandelte. Ihr Vater dankte den Ärzten, die nichts getan hatten und dem lieben Gott dafür, dass sie ihm geholfen hatten. Es schien wie ein übler Alptraum, auch wenn sich die Familie schwer tat, wieder in den Alltag zurück zu finden. Aber wenige Wochen nach Alessias sechstem Geburtstag geschah es erneut und von da an regelmäßig, alle zwei bis drei Tage, in denen ihr Vater sie auf ihr Zimmer verbannte.
Doch schnell wurde ihm klar, dass sie auch da nicht genug geschützt war, denn er hatte einige Feinde und die Paparazzi war immer hungrig nach ein paar skandalösen Schnappschüssen. Nach vier weiteren Monaten brachte er sie das erste Mal hinunter in den Keller des Hauses, wo er sie einschloss.
Das war der Tag an dem man ihm und seiner Frau erklärt hatte, dass diese Verwandlung seiner Tochter mit dem X-Gen zusammen hing, das sie besaß. Von diesem Tag an war Alessia nicht mehr seine Tochter, nicht mehr die kleine Prinzessin, die er über alles geliebt hatte. Dieses Mädchen war diejenige, die sie ihm genommen hatte.

Weinend und schreiend hämmerte Alessia jedes Mal gegen die Türe, um aus dem kleinen Raum wieder heraus gelassen zu werden, der nicht einmal Fenster besaß. Sie rief nach ihren Eltern, flehte und versprach, nichts anzustellen.
Anfangs war sie verwirrt, da sie nicht genau wusste, was sie getan hatte, um mit den Spinnenbeinen bestraft zu werden. Aber sie verstand, dass die Beine falsch waren und ihr Vater deswegen begann, sie zu verabscheuen. Es ging so weit, dass er sie irgendwann nicht einmal mehr ansehen wollte, wenn er sie hinunter in den Keller brachte und nach einem halben Jahr machte es nur noch ihre Mutter.
Zwei volle Jahre verbrachte sie fast ausschließlich in dem Keller, während ihre Eltern daran verzweifelten, was ihrer Tochter zugestoßen war.
Davide gab vor allem seiner Frau die Schuld und klagte sie immer wieder an, fremd gegangen zu sein, da es in seiner Familie nie Monster gegeben hatte.
Hin und wieder konnte Alessia sie hören, während sie in einer Ecke im Keller saß, die Spinnenbeine umständlich unter ihrem Rumpf zusammen gefaltet und ihre Arme um ihren Oberkörper geschlungen.
Das Licht, das in dem Raum einst installiert worden war, hatte einen Wackelkontakt und fiel immer wieder aus und zum Beschäftigen hatte ihre Mutter nur ein paar wenige Bilderbücher und etwas zum Malen gebracht, was ihr in der immer wieder kehrenden Dunkelheit jedoch nichts brachten.
Auch das Wispern der Spinnen tröstete sie nicht und die Tatsache, dass sie irgendwann begann zu hören, was sie hörten, machte es nicht besser. Sie schnappte zu viele Gespräche auf, in denen ihre Eltern sich über die verlorene Tochter im eigenen Keller stritten. Über das Spinnenkind. Der Mutant.

Innerhalb dieser zwei Jahre warf sich Davide Fabio förmlich in seine Arbeit, nachdem ihn zu Hause immer weniger etwas hielt. Manchmal kam er nachts nicht nach Hause und in den richtig schlimmen Nächten, kam er mit Begleitung. Mit jungen Mädchen, mit denen er im Gästezimmer verschwand.
Derweil kümmerte sich Simona mehr um Alessia und erlaubte ihr, öfters wieder in ihrem Zimmer zu schlafen. Sie kümmerte sie auch um die Bildung ihrer Tochter, der man bisher nicht erlaubt hatte, auf eine Schule zu gehen. Zu anderen Kindern hatte Alessia kaum Kontakt. Wenige Male besuchte eine Cousine sie, aber das war nie von langer Dauer.
Eines Nachts, als sie sich in ihrem Zimmer wieder in die Spinne verwandelte, schlich sie sich in die Küche und versuchte sich eines ihres Spinnenbeine mit einem Messer abzuschneiden. Ihr Vorhaben misslang jedoch und endete in einer blutigen Schweinerei, in der ihre Mutter sie letztendlich fand.
Zurück blieb eine Narbe, die Alessia immer wieder an diesen Abend und die Zeit daheim erinnerte.

Erst als sie zehn wurde, hatten ihre Eltern eine weitaus angenehmere Lösung gefunden: Die Mutant High in den Staaten. Es hätte zwar auch eine wesentlich näher in Ravenna gegeben, doch dagegen sträubte sich Davide. Aufgrund seiner Tätigkeit bei der Mafia, hielt er es für besser, wenn sie außerhalb der Reichweite diverser Leute war. Im Ausland.
Es war eine Frau, die Alessia schließlich abholen kam und sich mit den Eltern aussprach. Mia Mendoza war geduldig und höflich zu den beiden, obwohl sie schockiert gewesen war, zu hören, wie man mit dem Mädchen umgesprungen war. Sie wartete vor dem Anwesen der Fabios in einem Wagen, um zu dem Landeplatz zu fahren, auf dem der Jet stand.

„Papa?“ Alessia stand schon seit einigen Minuten vor der Tür zum Arbeitszimmer ihres Vaters. Mit ihrer Stirn lehnte sie gegen das Holz und lauschte. Sie wusste, dass er da drinnen war.
„Ich gehe jetzt“, raunte sie und legte eine weitere Pause ein, in der Hoffnung, er würde antworten oder gar die Tür öffnen. Es verstrichen weitere fünf Minuten und schließlich trat sie von der Tür zurück.
Mit den Tränen in den Augen wandte sich das zehnjährige Mädchen ab und ging die Stufen hinunter in die Eingangshalle, wo ihre Mutter auf sie wartete. Nur Simona begleitete sie nach draußen und verabschiedete sich von ihr.
„Ciao, Alessia“, begrüßte Mia sie freundlich und öffnete eine der Türen für sie. „Wir werden ein Stück fahren müssen, aber es wird nicht so lange dauern“
Alessia nickte knapp, eher abwesend und sah ein letztes Mal über die Schulter zu ihrem Zuhause, wo an einem der Fenster ihr Vater stand und hinaus blickte. Doch als sie zu ihm auf sah, ließ erden Vorhang wieder zu fallen und sie stieg in den Wagen.

Die ersten Jahre an der Mutant High waren für Alessia sehr anstrengend gewesen. Sie hatte viel nachzuholen und verstand obendrein kein Englisch, weswegen sich Mia anfangs bereit erklärte, ihr dabei zu helfen, es zu lernen. Als diese Hürde geschafft war und Alessia die neue Sprache sprechen und verstehen konnte, kam sie in die üblichen Klassen, wo sie sich jedoch wie eine Außenseiterin fühlte.
Sie bemerkte ziemlich schnell, dass die ihre Mitschüler zwar auch anders waren, aber nicht mit einer solchen Mutation zu kämpfen hatten, wie sie.
Nachdem Alessia sich auch nach weiteren Wochen nicht weiter integrieren lassen wollte, nahm Reshma sie beiseite, die zu der Zeit noch hin und wieder vorbei kam, um als Vertrauenslehrerin mit den Schülerinnen zu sprechen.
Es wurden mehrere Sitzungen daraus, in denen Alessia langsam lernte, ihren Selbsthass soweit beiseite zu legen, dass sie mit sich im Reinen war, wenn sie keine Spinnenbeine trug und darüber hinaus auch mehr aus sich heraus zu kommen.
In der Pubertät dann kamen die Vorzüge ihrer Mutation erstmals zum Vorschein, denn sie begann nach und nach etwas an sich zu haben, dass Jungs anfingen, sich für sie zu interessieren, was nicht unbedingt mit den heranreifenden Kurven ihres Körpers zu tun hatte.
Aber es war nie etwas festes dabei, oder besser gesagt, Alessia war nie dazu bereit. Sie gewöhnte es sich stattdessen an, den Jungs Streiche zu spielen, sie aufzuziehen und Feindinnen ihre Freunde auszuspannen.
Man bemerkte sie dadurch, schenkte ihr Aufmerksamkeit und das gefiel ihr. Sie konnte leichter damit leben, wenn man sie mied, weil sie sich nicht nett verhielt und nicht, weil sie abstoßend war.
Davon abgesehen wollte sie nicht noch einmal so zurück gewiesen werden, wie von ihren Eltern, weshalb sie sich auch nie um Freundschaften bemühte.
Eine Angst, der sie sich nicht direkt bewusst war, im Gegensatz zu ihrer Angst vor dunklen und kleinen Räumen, die sie seit ihrer Kindheit verfolgte.


Das war es fürs erste >.<
EDIT: hier noch ein Bild von der kleinen Alessia:
Mutant High II  - Hintergrundgeschichten 73401-28822

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