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Beziehungen zwischen mehreren Charakteren

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Beitrag von USS Nelame Mi 20 Apr 2011 - 8:33

Eine neue Diskussion zum Thema "wie schreibe ich etwas"

Und zwar frage ich heute, wie man eine Beziehung zwischen zwei oder mehr Charakteren wohl sinnvoll ausbaut. Damit meine ich jetzt nicht, wie man eine Freundschaft gestalten sollte - ich denke mal, jeder der in real Freunde hat, weiß wie das geht. Sondern ich frage mich, auf welche Details ihr dabei wert legt. Wie gestaltet ihr die Interaktion? Legt ihr besonderen Wert auf Mimik, Gestik? Lasst ihr die Charaktere vielleicht anders reden, wenn sie untereinander und von der Außenwelt getrennt sind? Ist ihr Verhalten vielleicht anders, als sonst? Vielleicht gibt es auch Dinge, die sie miteinander verbinden? Klassisches Beispiel unserer Kultur wäre zum Beispiel der Hochzeitsring. Wie auch immer... was lasst ihr euch da feines zu einfallen? Welche Details nehmen bei euch einen besonderen Platz ein, wenn ihr zwei Menschen miteinander in Kontakt treten lasst?

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Beitrag von Paoment Mi 20 Apr 2011 - 9:28

Das kommt sehr auf die Beziehung an, die zwischen den beiden Personen besteht. Mögen sie sich, dann arbeite ich viel mit typisch freundschaftlichen Gesten (ist euch schon mal aufgefallen, dass Freunde sich immer irgendwie berühren? So an der Schulter stupsen oder sonst was, ist zumindest bei mir so) oder halt mit Worten. Die Person redet natürlich mit einem Freund anders als mit einem ihr unbekannten Menschen. In freundschaftlicher Umgebung ist die Person freier, lockerer, und das merkt man in der Art, wie sie spricht. Und übrigens auch in Mimik und Gestik. Es ist also ein recht kompliziertes Zusammenspiel, dass mir nicht immer gelingt.
Anders und doch wieder nicht, ist es, wenn zwei Personen sich nicht sonderlich mögen. Dort bediene ich mich oft funkelnden Blicken und ähnlichem (da habe ich immer das Problem, dass es sehr schnell kindisch und klischeehaft rüberkommt) und arbeite dort mit Wortkargheit, viel unangenehmem Schweigen oder noch mehr Ausrufezeichen, je nach Situation.
Wenn sich zwei Leute einfach so auf der Straße treffen, so weiß ich auch nicht wirklich, wie man das glaubhaft rüberbringt. Ich mein, wie fragst du jemanden nach dem Weg zur Bushaltestelle, ohne dass es gestelzt klingt, wenn du im wahren Leben genau auch in so unwirklicher, gehäuchelter Höflichkeit fragst? Solche Alltagsbegegnungen bereiten mir fast noch am meisten Probleme, wobei ich den Rest eigentlich auch noch nicht beherrsche...
Aber vielleicht habt ihr ja noch ein paar nützliche Tipps für mich.
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Beitrag von Uzumaki Mi 20 Apr 2011 - 22:06

Wenn es sich um eine freundschaftliche Beziehung handelt (oder, wenn sich jemand in den anderen verliebt hat), dann lass ich die Erfahrungen wie Paoment einfließen, z.B. die Berührungen. Wenn sie alleine sind, dann ändert sich auch mal der Tonfall, als wenn noch jemand anderes mit anwesen ist. Auch zwischen den Gesprächen lasse ich das mit einfließen. So beobachtet er sie dann gedankenverloren und ohne es selbst zu merken, und wird er von jemandem darauf angesprochen, dann streitet er es vielleicht auch ab. Wenn er es beispielsweise selbst nicht glaubt, bzw. glauben will. Im Moment versuche ich in meinem Buch auch eine Beziehung richtig aufzubauen. Da ist ja darauf zu achten, dass es sich nicht zu schnell entwickelt, da das unreal wirkt. Auffällig ist dann auch, dass sie der eine Charakter dann immer in der Nähe des anderen aufhalten will und die "Zielperson" nicht alleine gehen lassen will, aus Angst, es könnte ihr etwas passieren. Ist die Beziehung fortgeschritten, dann lass ich sowas offen zu Wort kommen. Ist es jedoch eine noch heimliche Liebe, dann muss man auch vielleicht etwas länger um den heißen Brei herum reden, damit sich die Person doch noch umentscheidet. Diese Liebesbeziehung ist meiner Meinung nach am schwersten aufzubauen. Besonders, wenn es Charaktere sind, die eigentlich gar nicht zueinander passen (Wie ein Nordmann und eine Kopfgeldjägerin lachen)

Ganz anders ist es, wenn sich Zwei überhaupt nicht ausstehen können, dann wird geflucht, gestritten und wild rumgestikuliert. Den anderen meiden ist dann auch noch eine gute Idee, nur kann es dann passieren, dass es Situationen gibt, wo beide miteinander reden müssen. Doch dann sind sie meist unterscheidlicher Meinung und geben es nur ungerne zu, wenn der andere mal Recht hat.

Wenn sich zwei Personen einfach so begegnen, dann lass ich meine Charaktere so sprechen, wie ich auch mt jemandem reden würde, den ich nicht kenne. dabei kommt es eben auf die Person an. Spricht man mit einem Händler, sollte man es geschäftlich angehen, um einen besseren Preis oder so zu erzielen. Lässt jetzt die Wache das Tor verschlossen, kommt diplomatisches Verhandeln zum Einsatz, oder eine Drohung/Bestechung. Auf jeden Fall wirkt es distanzierter als eine Liebe-/Hassbeziehung.

Vielleicht hilft dir das ja auch ein bisschen, Paoment lachen
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Beitrag von Myri Mi 20 Apr 2011 - 23:43

Ich finde es schwierig, so etwas zu analysieren. Ich mache mir bei solchen Dingen keinen Plan - ich schreib es einfach, wie es mir in den Sinn kommt. Ich glaube, dass es dann natürlicher ist.
Deshalb variiert das bei mir ziemlich. Was mir aber aufgefällt, ist, dass ich irgendwie doch lieber mit der Wortwahl arbeite (in der direkten Rede), als mit beschreibenden Elementen (Gestik, Mimik, etc.). Ich glaube, man kann mit der Art, wie die Charaktere reden, sehr viel machen und sich damit lange Erklärungen, wie es den Charakteren gerade geht, ersparen.

Weiters eine gute Sache kann es sein, äußere Bedingungen, die eigentlich keine Bedeutung für die Begegnung haben, einzubringen und damit die Stimmung zu beeinflussen. So merkt der Leser nicht, wie du ihn "heimlich" beeinflusst (das ist immer besser, als wenn man zu offensichtlich schreibt). Das sollte natürlich nicht klischeehaft werden ("Als er sie sah, schien die Sonne plötzlich heller zu scheinen" *würg*). Aber damit kann man auch etwas machen.
Oder du verbindest die Handlungen der Charaktere mit den äußeren Einflüssen und vermittelst damit die Stimmung: Beispielsweise beobachtet ein (naturverliebter^^) Charakter gerade gedankenverloren, wie ein besonders seltener Käfer einen Grashalm hochklettert, und gerade als der oben angekommen ist, zertritt ihn versehentlich der ankommende andere. Damit hast du gleich ohne viel Worte eingebracht, wie die beiden wohl ungefähr charakterlich sein müssen bzw. dass der eine, etwas tiefsinniger und introvertiert veranlangte, sich von der plumpen, direkten Art des anderen "zerdrückt" fühlt. Natürlich hätte das Käferzertreten im wirklichen Leben nicht viel mit der Begegnung zu tun, aber beim Lesen beeinflusst es den Leser unbewusst und schiebt ihn in die richtige Richtung, ohne dass du viele Worte drüber verlieren musst.

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Beitrag von Uzumaki Do 21 Apr 2011 - 2:43

@Myri
Das hört sich so an, als sei der, der den Käfer beboachtet hat, nach der Szene des Zertretens wohl eher schlecht gelaunt, da er ja ein naturverliebter Charakter ist und ihm dieser Käfer wohl am Herzen lag.
Meintest du sowas mit der "Beeinflussung"?
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Beitrag von Myri Do 21 Apr 2011 - 2:46

Naja, es geht mir weniger drum, dass er sich deshalb ärgert - es bringt den Leser irgendwie in die Stimmung, und diese Geste lässt ihn ungefähr ahnen, in welche Richtung das Gespräch gehen wird. Einfach als Symbolik.
Der Charakter braucht nicht extra weiter darüber nachzudenken - das würde dann eher zu viel des Guten sein :-)

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Beitrag von Uzumaki Do 21 Apr 2011 - 3:42

Ach so, jetzt hab ichs verstanden.
Ja, wenn man zu viel beim Lesen nachdenken muss, kann man sich gar nicht auf das Geschehen konzentrieren.
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Beitrag von Myri Do 21 Apr 2011 - 3:47

Ja, wenn man zu viel beim Lesen nachdenken muss, kann man sich gar nicht auf das Geschehen konzentrieren.

Das stimmt, was ich aber noch ausschlaggebender finde, ist, wenn man "überfüttert" wird, was bei Gesprächen leicht passieren kann, da es - zumindest geht es mir so - schwerfällt, die "Lücken" zwischen der direkten Rede zu schließen. Erklärt man aber das Gefühlsleben der Personen zu ausgiebig, dann kann das für den Leser schnell nervig werden, weil er das eigentlich eh schon mitgekriegt hat.

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Beitrag von Uzumaki Do 21 Apr 2011 - 3:54

Ich hab auch manchmal ein Problem damit, die Lücken zu schließen, will aber nie zu viel über den Gemütszustand der einen Person schreibe...Deswegen suche ich mir immer etwas, was in der Umgebung passieren könnte...
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