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Das Umfeld als Stimmungsbild

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Beitrag von USS Nelame So 1 Mai 2011 - 4:40

Eine neue Diskussion zum Thema "wie schreibe ich eine Geschichte" würde ich hiermit gerne starten. Und zwar geht es diesmal um das, was den meisten eigentlich ganz unscheinbar erscheinen mag:

Das Umfeld.


Damit meine ich Wetter, Geräusche, Gerüchte, Farben, unbeteiligte Personen - alles, was für die eigentliche Handlung total unwichtig ist, jedoch maßgeblich zur Atmosphäre beiträgt.

Wie auch in den anderen Themen würde ich hier gerne erst einmal eure Meinung wissen. Wie baut ihr all diese Punkte in eure Geschichten ein?
Und als nächste Frage: Wie baut ihr dadurch Stimmung auf?

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Beitrag von Nafn Sa 7 Mai 2011 - 7:07

Das Umfeld ist alles andere als unwichtig. Es gibt dem Leser eine Orientierung, ein Bild, eine Möglichkeit sich das Geschehen vorzustellen.
Mit dem Umfeld wird definiert, wo die Handlung spielt, wann sie spielt. Das alles ist für die Orientierung des Lesers wichtig. Auch dient es mir, dem Autoren dazu dem Leser im Vorfeld auf noch kommende Elemente vorzubereiten. Das bezieht sich, zum einen auf das Setting. Wenn ich beispielsweise sowas wie ein Motel einbauen möchte, dann muss ich vorher deutlich machen, dass die Szenerie in den USA spielt. Das kennt der Leser aus Film und Büchern. Dort gibt es Motels. In Deutschland eher eine Rarität.
Aber auch für die Symbolik nutze ich gerne Elemente im Umfeld, die dem Leser etwas verraten und ankündigen, was erst später in der Geschichte so richtig zum Tragen kommt. So habe ich beispielsweise in einer Geschichte, in der es um Tod durch Ertrinken ging mit Wasser eingeleitet. Regen prasselt an die Scheibe, im Badezimmer wird sich ein großer Schwall Wasser ins Gesicht geklatscht. Das ist noch recht simpel. Die Farbe rot ist beispielsweise auch häufig ein recht einfaches Leitmotiv und kündet von Gefahr, ein Warnsignal. So gibt es viele Möglichkeiten Details einzubauen, die einiges verraten. Häufig nutze ich solche, die scheinbar keine direkte Notwendigkeit für die Handlung zu haben scheinen, um symbolisch dem Leser einiges vor Augen zu führen. In der Regel hat so ziemlich alles, was ich in eine Geschichte einbaue auch eine Funktion.
Die Inszenierung der Szenerie und die Verwendung von Leitmotiven und Symbolen kann entsprechend auch maßgeblich zur Schaffung der Stimmung verwendet werden und darum bin ich zumeist bemüht.
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Beitrag von Ockzor Sa 7 Mai 2011 - 7:15

Das Umfeld ist sehr wichtig, denn es erzeugt die notwendige Atmosphäre. Ich versuche oft es so zu beschreiben, wie es der Protagonist wahrnehmen würde. Dadurch werden seine Gefühle und Persönlichkeit gleich etwas miteinbezogen.

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Beitrag von Sternentod Sa 7 Mai 2011 - 8:06

Hui mein erster richtiger Beitrag glücklich

Also, ich finde das Umfeld durchaus wichtig, wie schon vorher erwähnt wurde. Allerdings bin ich nicht unbedingt diejenige die groß Settings beschreibt, eigentlich beschreibe ich sehr wenig.
Aber wenn ich es tue, dann muss das Umfeld auch zur Szene passen. In meinem zweiten Kapitel, wo meine Prota auf ihren - nennen wir es Gegenspieler trifft, geht sie nachts auf die dunkle Straße, Laternenlicht, Schatten, kühler Frühlingswind ... Soll eine schaurige, geheimnisvolle Stimmung erzeugen.

Allerdings muss, finde ich, keine tiefere Bedeutung hinter dem Hintergrund stecken. Das heißt nicht, dass es nicht interessant ist, so was zu lesen. In der Schule nehmen wir gerade Fontanes "Irrungen, Wirrungen" durch und da steckt ja echt hinter jeder Beschreibung eine tiefere Bedeutung Zwinkern Teilweise schön, teilweise auch echt anstrengend zu lesen.

Ich finde aber auch, dass man es mit dem Umfeld nicht übertreiben soll. Wenn jemand gestorben ist und es regnen zu lassen ... ist ja nichts besonderes mehr. Oder eine spannende, kämpferische Szene braucht nicht unbedingt Donner und Blitz. Ein paar dieser Klassiker sind okay, aber zu oft werden sie dann doch langweilig, schließlich gibt es auch noch viele andere Faktoren die zur Stimmung beitragen.

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Beitrag von Myri Sa 7 Mai 2011 - 8:42

Ich halte die Umgebung auch für einen sehr wichtigen Punkt. Beschreibungen, die nebenher laufen, sind immerhin der wesentliche Faktor, in dem man den Leser sehr einfach in eine gewisse Richtung schieben kann, ohne dass dieser es merkt (das ist immer wichtig; zu offensichtliche Andeutungen nerven - zumindest merke ich das aus eigener Erfahrung - den Leser). So braucht man nicht zum hundertsten Mal auf den Gefühlen der Hauptperson herumreiten, um dem Leser die entsprechende Stimmung zu vermitteln, bzw. kann auch schon drohende Konflikte etc. ankündigen, ohne dass die Hauptperson davon weiß. Und das alles auf rein unbewusster Ebene, wenn man es geschickt anstellt.

Ich finde aber auch, dass man es mit dem Umfeld nicht übertreiben soll. Wenn jemand gestorben ist und es regnen zu lassen ... ist ja nichts besonderes mehr. Oder eine spannende, kämpferische Szene braucht nicht unbedingt Donner und Blitz. Ein paar dieser Klassiker sind okay, aber zu oft werden sie dann doch langweilig, schließlich gibt es auch noch viele andere Faktoren die zur Stimmung beitragen.

Da stimme ich dir zu, man sollte es mit den Klischees nicht zu weit treiben. Aber ich denke, man kann Stimmungen auch gut ohne sie vermitteln.
So ist es z.B. eine interessante Möglichkeit, den Spieß einmal umzudrehen. Richtig eingesetzt, kann das richtig gut wirken. Warum nicht eine tragische Sterbeszene inmitten eines strahlenden Frühlingsmorgens stattfinden lassen? Auch da kann man entsprechende Kleinigkeiten (es sollte ja nie zu deutlich werden) einsetzen, um Gefahr oder Tod zu symbolisieren - ein Feld roten Klatschmohns oder Blumen, deren süßlich penetranter Duft an Verwesung erinnert.

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Beitrag von USS Nelame Sa 7 Mai 2011 - 9:07

Mir als Hobbykomponist fällt der Vergleich mit der Musik am einfachsten. Wie in einem Roman, so gibt es auch in der Musik eine Handlung: Die Melodie. Dazu gehören die Protagonisten, seine Aktionen, Dialoge und ähnliches. Die Handlung wird unterstützt durch die Umgebung: Den Rythmus und die Effekte.

Nun stelle man sich einmal ein Musikstück ohne Rythmus oder Trommelschläge oder Beckenklatscher vor. Sicher, es gibt auch schöne Balladen, die weitestgehend ohne diese Schnörkel auskommen, aber das Groß der Musik ist auf eben solches angewiesen, um sich nicht immer selbst zu wiederholen und dadurch langweilig zu wirken. Genauso ist es in einer Geschichte auch. Wenn ich nur bei der Handlung bleibe, laufe ich Gefahr, dass es trocken, fast schon langweilig wird.
Was ich persönlich gerne mache, ist eine Art Leitmotiv zu setzen. Ein Schmetterling, der vorbei fliegt und immer wieder die Szene begutachtet, wodurch bestimmte Handlungsaspekte noch einmal hervorgehoben werden. Ein Vogel, der in bestimmten Momenten sein Liedchen trällert. Oder von mir aus ein ganz bestimmter Satz, vielleicht sogar nur ein Wort, dass durch die gezielte Platzierung eine Sonderstellung einnimmt.

Das alles ist für mich gleichbedeutend mit dem Umfeld und mittlerweile unverzichtbar für mich geworden.

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