Mutant High II - Das RPG 4

Fettnäpfchen. GEWALTIGES Fettnäpfchen! Während Alessia erzählte wurde ihm abwechselnd warm und kalt. Erst war er schockiert, dann wütend und schließlich tat sie ihm unglaublich leid. Wie konnten Eltern nur so etwas tun?! Sie war schließlich immer noch ihre Tochter. Bevor er noch weiter drüber nachdenken konnte, hatte er auch schon einen Entschluss gefasst. “Dann kommst du dieses Weihnachten zu uns. Dann kann dein Vater in der Hölle feiern! Dreckskerl“, schimpfte er aufgebracht. Erst danach fiel ihm auf, was er gesagt hatte. Er meinte es zwar trotzdem so, aber er sah Alessia entschuldigen an.

„Er... Schon okay. Er... hat in den letzten acht Jahren wirklich nicht gerade den Preis des besten Vaters bekommen“ Und auch nicht in den Jahren zuvor...Zumindest nicht, seit dem sich ihre Mutation bemerktbar gemacht hatte. Alessia fuhr sich mit den Fingern durch das braune Haar und lächelte Riley an. „Es ist lieb gemeint, dein Angebot, aber ich kann das nicht annehmen. Deine Schwester kapituliert eher und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich dein Vater freut, noch mehr Schüler an seinem Tisch zu haben. Besonders Schüler, die nicht seine Kinder sind“, sagte sie, lehnte sich vor und drückte kurz seine Hand. „Ich will dir und deiner Familie nichts ruinieren. Ihr seid doch bestimmt lieber unter euch“

“Tust du nicht. Keine Angst. Wir feiern immer mit vielen Leuten, da fällt einer mehr nicht auf. Und dann sitz ich auch mal nicht in der Ecke und muss meiner Schwester und ihrem Freund zusehen. Nein, tu mir den Gefallen und komm mit“, sagte er, fast lachend. Es war auch wirklich merkwürdig sich Weihnachten bei ihnen unter sich vorzustellen. Alessia würde wunderbar hinein passen, da war er sich sicher. Mehr oder weniger.

Einerseits abgeneigt, andererseits auch sehr angetan von Riley Vorschlag, begann Alessia auf ihrer Unterlippe herum zukauen. Sie hatte sich schon oft nach einem normalen Weihnachtsfest gesehnt. Mit Baum, Geschenken und Leuten um sich. Wobei diese Leute sie vermutlich nicht so sehr ...schätzten. Alessia vermutete, dass Rileys Cousins dann auch beim Fest dabei sein würden. Und Luke konnte sie garantiert nicht leiden, dafür war sie doch etwas zu gemein zu ihm gewesen. Sie lächelte bei der Erinnerung, atmete tief ein und zuckte dann mit den Schultern. „Also... Wie wäre es, du fragst deine Eltern, ob es für sie in Ordnung ist und... wenn ja, komme ich gerne. Okay?“

Strahlend sah Riley sie an und nickte erfreut. “Klar. Mach ich gleich. Sie werden nicht's dagegen haben, ganz sicher nicht“, versicherte er ihr. Es freute ihn sehr, dass sie nicht pauschal abgesagt hatte. So konnte er wenigstens etwas für sie tun, das nicht mit Hausaufgaben zu tun hatte. “Wann wolltes du eigentlich mit der Nachhilfe anfangen. Wir sind ja etwas früher wach geworden, als geplant.“

„Ich, ähm“, fing Alessia an, etwas überrumpelt von dem ganzen und vor allem von seiner freudigen Reaktion. Freute er sich wirklich? Oder glaubte er, sie würde ihn an Weihnachten vielleicht ranlassen? Selbst wenn er bisher keine Andeutungen in diese Richtung gemacht hatte. „Äh...Nachhilfe. Ja, stimmt... Ich weiß nicht. Vielleicht wenn wir beide gefrühstückt und verdaut haben? In... einer, eineinhalb Stunden?“, fragte sie vorsichtig. Vielleicht gab es ja inzwischen etwas, was er heute machen wollte.
„Hättest du Lust nach dem Essen eine kleine Parkrunde zu drehen? Spazieren? Ein Verdauungsspaziergang quasi“

out; bin doch da, lange Geschichte...

“Klingt gut. Vor allem der Spaziergang. Den könnte ich auch noch gut gebrauchen, um ganz wach zu werden“, antwortete er mit einem Nicken. Das sie noch nicht ganz überzeugt war, das war ihm klar, aber bis dahin war ja noch eine ganze Weile Zeit. “Frische Luft tut gut. Und hält Fit. Ich finde dafür haben wir uns einen Orden verdient.“

Sofia wusste nicht recht, wie es passiert war, aber die Stimmung war eindeutig gekippt. Zumindest Nick wirkte eher angepisst als entspannt und Zach war auch nicht mehr so locker wie noch vor ein paar Minuten. "Hey, kommt schon", mischte sie sich also in das Gespräch ein und brach ein Stück von ihrem Brot ab, das sie in das übrig gebliebene Fett von ihrem Speck tunkte, "entspannt euch doch mal. Habt ihr nicht irgendeine Löffelliste, von der ihr den Punkt "Dreier mit sexy Feuerteufel-Halb-Dänin" abhaken könnt anstatt jetzt hier Zachs Verflossene zu diskutieren?" Sie führte die Hand mit dem Brot zum Mund, hielt aber kurz davor inne. "Oh fuck, jetzt muss ich mich wohl dazu zählen, hm?", fragte sie Zach trocken, grinste dann aber und ließ das Brot mit einem Schulterzucken in ihrem Mund verschwinden. Das wars wert gewesen.

"Kriegt Felipe dann eigentlich ein neues Bett wenn er das alte kaputt macht?", fragte Ava aus reiner Neugier während sie zu Noemi und Felipe hinüber sah, die augenscheinlich miteinander sprachen, "oder repariert der Hausmeister das? Ich erinnere mich nur, dass ich am Anfang einmal aus Versehen sämtliche Schrauben aus dem Nachttisch hab fliegen lassen. Damals hat der Hausmeister sie aber einfach wieder reingedreht und den Schrank wieder aufgebaut."

Felipe hob den Blick und lächelte tatsächlich, als er Luke und Ava entdeckte. Anscheinend hatte sein Kumpel wohl auch eine gute Nacht gehabt, Felipe mahnte sich stumm daran, ihm nachher zu gratulieren. "Klar, geh schon mal vor", sagte er also an Noemi gewandt und lächelte ihr zu, "ich komm gleich nach. Warte nur noch eben auf die frische Fuhre Pancakes." Er deutete auf den Haroldklon der gerade dabei war, dicke, süß duftende Pancakes aus einer Pfanne zu holen und auf Teller zu schichten.

Zur selben Zeit betraten Ty und Mizuki die Mensa und waren überrascht, wie viele Schüler doch hier waren. Beide hatten nach der Joggingrunde geduscht (natürlich nicht zusammen), hatten sich frische Kleidung angezogen und steuerten nun zielstrebig auf die Essensausgabe zu. "Was riecht hier so köstlich?", fragte Mizuki und sog regelrecht den fremden Geruch ein, der von der Küche in die Mensa wehte. Es roch süßlich und irgendwie fettig, aber unheimlich lecker.

Unsicher sah April über ihre Schulter und zu dem Jungen herüber, der gerade in den Gang gestolpert war. Sie kannte sein Gesicht, wusste aber seinen Namen nicht. In ihrer Hand hielt sie einen Zettel, auf dem eine Nummer stand. Die Nummer von einem Zimmer.
Sie machte noch ein paar Schritte und blieb dann vor Hillarys Zimmer stehen. Entschieden holte April Luft, hob ihren Arm und klopfte entschlossen an.

„Scheiße, scheiße, scheiße“, fluchend rutschte Casper fast um die Ecke und konnte sich gerade so noch fangen und stolperte die restlichen Meter zu Jamilas Zimmer. Er hatte das Joggen total verschwitzt und war sich unsicher, ob seine Mitschülerin nun an seinem Zimmer gekloppft hatte, um ihn zu holen, oder nicht. Immerhin war es nicht mehr wirklich früh am Morgen. Sondern fast elf oder so. Rasch hob er eine Hand und klopfte gegen ihre Tür.
„Jamila? Hey, bist du da?“, fragte er und lauschte angestrengt.

„Aber was noch viel wichtiger ist, du kannst dich glücklich schätzen, mit mir geschlafen zu haben. Das können hier nicht so viele von sich behaupten“, raunte Nick, der es sich grinsend auf seinem Bett bequem machte, während er noch einmal von seinem Kaffee nippte.
„Wenn ich so darüber nachdenke...“, murmelte er, kniff die Augen leicht zusammen und rechnete im Kopf. Viel gab es da ja wirklich nicht zu rechnen. Hillary und Zach. Und Sofia. Und Sara. Savannah? So irgendwie hatte sie gehießen. Das war noch vor dem Zimmerwechsel gewesen.

„Ich weiß nicht“ Luke schnaubte schmunzelnd. „Ich kann mir vorstellen, dass es okay ist, wenn man es einfach wieder zusammen schraubt. Wenn es sich wieder so einfach zusammen schrauben lässt. Sonst muss Felipe vielleicht doch dafür aufkommen“, antwortete Luke und zuckte mit den Schultern. „Am Ende zahlt Noemi auch“, fügte er grinsend hinzu und sah dann munter auf, als Noemi, scheinbar allein, zu ihnen herüber kam.
Noemi hatte wissend auf Felipes Worte hin genickt und war voraus gegangen.
„Guten Morgen!“, grüßte sie die zwei und nickte zu einem der freien Stühle.
„Klar, setz dich ruhig“, antwortete Luke, bevor sie fragen konnte.
„Nicht mehr böse?“, fragte Noemi schmunzelnd und stellte ihr Tablett ab. „Es tut mir wirklich leid. Das Zimmer sieht aber inzwischen schon um einiges besser aus“

„Super. Sehe ich genau so!“, antwortete Alessia leise lachend und widmete sich dann für ein paar Minuten stumm ihrem Essen bis die Pancakes restlos verschwunden waren. Auf ihrem Teller blieb kleinere Pfützen Sirup und eine klebrige Gabel, die klebrig blieb, auch nach wiederholtem Abschlecken.
„Jetzt bin ich voll“, seufzte Alessia schließlich und lehnte sich zurück. „Wie siehts bei dir aus? Satt?“

“Hey! Es gibt Mädchen, die sich glücklich schätzen auf der Liste zu sein. Und deinem Gesichtsausdruck nach bereust du es nicht gerade“, lachte Zach und warf Nick einen eher vorsichtigen Blick zu. Seine Laune war manchmal schnell wechseld. Aber im Moment sah er ganz zufrieden aus. Vielleicht hatte er ja Glück.

Das Klopfen klang dumpf und als käme es von weit her, daher brauchte Jamila einen Moment ehe sie begriff, dass sie nicht träumte und das Klopfen durchaus realistisch war. Im Halbschlaf rutschte sie Richtung Bettkante und glitt unbeabsichtigt durch den Bettkasten, sodass sie sich am Teppich festkrallen und nach vorne ziehen musste, um sich wieder frei bewegen zu können. "Moment", rief sie halblaut, gähnte ausgiebig und erhob sich dann schließlich schwerfällig vom Fußboden, um auf die Tür zuzuschlurfen. Müde blinzelte sie Casper an und runzelte dann die Stirn. "Casper? Was machst du denn hier?"

"Überschlägst du gerade die Zahlen?", fragte Sofia neckend und schnippte Nick gegen das Ohrläppchen, "sag bloss, es waren SO viele? So lange bist du doch noch gar nicht hier..."

Ava verkniff sich mit Mühe ein Kichern und nickte stattdessen andächtig, während sich Luke und Noemi unterhielten.
Felipe wartete währenddessen auf seine Pancakes und plauderte ein wenig mit Ty und Mizuki, die ebenfalls auf die süße Köstlichkeit wartete. Sein Blick glitt dabei unauffällig über Mizukis Körper, der in einer einfachen Hose und einem Pullover steckte. Trotzdem konnte Felipe sofort sehen, dass sie einen tollen Körper hatte, sehr trainiert, aber nicht übermäßig muskulös. "Und ich hab gehört, dass ihr beide alle möglichen Kampfsportsachen drauf habt?", hakte er interessiert nach, behielt den Blick auf Mizuki gerichtet, "könntet ihr mir vielleicht ein oder zwei Tricks beibringen? Ihr wisst schon...für Notfälle?"
Er zwinkerte Mizuki mit einem charmanten Grinsen zu, woraufhin diese fragend die Stirn runzelte, ehe sie mit den Schultern zuckte. "Klar, gerne", erwiderte sie freundlich, "sag einfach Bescheid."
"Oh, das werde ich", grinste Felipe, wobei seine Augen für den Bruchteil einer Sekunde goldgelb funkelten, ehe er sich den von Harold gerade hingestellten Teller mit Pancakes schnappte und den Tisch ansteuerte, an dem Noemi, Luke und Ava bereits auf ihn warteten.

Lachend wischte Nick Sofias Hand beiseite und schüttelte den Kopf. „Nein. Es waren nicht so viele. Drei. Du bist die Vierte gewesen“, klärte er auf und lächelte charmant, ehe er zu Zach hinüber sah. „Nein. Bereuen tu ich es wohl nicht. Dafür war ich wohl inzwischen doch zu oft mit dir in der Kiste. Ich meine zumindest, dass man nach dem dritten Mal wissen sollte, ob der Sex gut war, oder nicht“, raunte er und schob sich etwas von seinem Essen in den Mund.

„Wir waren doch verabredet! Zum Joggen! Vor... ein, zwei Stunden“, setzte Casper etwas beschämt zu, selbst jetzt, da er sah, dass sie ganz offensichtlich noch geschlafen und selbst nicht daran gedacht hatte. „Ich dachte, du wärst schon ohne mich weg. Also... wie siehts aus? Du... bist noch nicht in Joggingklamotten. Willst du dich umziehen? Ich kann warten. Oder sollen wir es verschieben?“, fragte er und musterte sie.

„Da fällt mir aber ein Stein vom Herzen“, gab Luke zurück und Noemi ließ sich lachend auf den Stuhl sinken. „Ja, das glaube ich dir. Es sah wirklich schlimm aus... Nur das Bett haben wir noch nicht ganz wieder hingekriegt. Die... naja... es sind ein paar Latten durchgebrochen“, fügte sie mit einem Husten und einem kleinen Grinsen hinzu, wobei sie zu Felipe hinüber, der gerade mit Ty und Mizuki redete. Wobei speziell mit Mizukie.
Noemi verdrehte schmunzelnd die Augen und schob sich etwas vom dem Rührei in den Mund.
„Im ernst? Durchgebrochen?“ Luke blinzelte mit einem ernüchterndem Blick und schüttelte dann den Kopf. Ob die Jungs in den Nachbarzimmern überhaupt schlafen konnten?
„Ach ja, danke, dass du uns die Kostüme zurück gebracht hast. Die hatten wir ganz vergessen“

„Was machst du hier?“
Raven schüttete Kaffee in ihre Tasse, achtete darauf, das nichts überschwappte und stellte dann die Kanne beiseite, ehe sie sich herum drehte. Mit einem Lächeln sah sie Colin an, der sie ziemlich verschlafen anblinzelte und sich durch das dunkle Haar fuhr. Seit dem Unfall schlief er nicht mehr so gut, aus Sorge, dass seine Tochter die nächste sein würde.
„Du meinst in der Küche? Ich mache mir Kaffee. Wie du siehst“, antwortete sie nonchalant und hob wie zum Beweis ihre Tasse.
„Ja, das sehe ich. Aber was machst du um so eine Uhrzeit in der Küche?“, fuhr er fort, lächelte schief und trat auf sie zu. Vor ihr blieb er stehen, lehnte sich ein Stück hinunter und gab ihr einen Kuss.
„Hast du dir nicht frei genommen? Ich dachte, wir frühstücken zusammen, nachdem wir lange ausgeschlafen hätten... Ich hätte dir Frühstück ans Bett gebracht“, raunte er mit so einem verstohlenen, leicht dreckigen Lächeln, dem sie ablesen konnte, dass er auch etwas anderes im Bett machen wollte.
„Tut mir Leid... Ich wollte einer Sache nachgehen“, sagte sie, hob ihre Tasse und pustete über das heiße Getränk.
Colin blinzelte verwundert, musterte sie daraufhin nur noch eingehender und nickte dann langsam.
„Du meinst, du willst der Spur von Aiden nachgehen. Denkst du, das ist wirklich so schlau? Alleine?“ Besorgt verzog er das Gesicht. „Lass mich mitkommen. Ich brauch nicht lange, in einer halben Stunde wäre ich fertig und könnte dich begleiten. Oder rufst wen von den anderen an“
„Unsinn. Alleine bin ich schneller... Du musst dir keine Sorgen machen. Ich passe schon auf mich auf. Und ungefähr 100 andere schräge Vögel. Sollte etwas sein, ruf ich dich an. Versprochen. Ansonsten bin ich bestimmt bis zum Abendessen zurück, vielleicht sogar schon früher!“ Raven nippte an ihrem Kaffee, setzte ihn dann lächelnd ab und legte eine Hand an Colins Gesicht, der sie nach wie vor sorgenvoll ansah. „Ich liebe dich-“
„Das macht es gerade nicht wirklich besser“, unterbrach er sie, sog die Luft scharf ein und seufzte.
„Ich dich auch... Ruf mich aber auch wirklich an, wenn etwas sein sollte“ Er strich mit seinen Fingern durch ihre Haare und anschließend an ihrer Kinnlinie entlang.
„Mach ich“, versicherte sie ihm lächelnd und zupfte etwas an seinem Morgenmantel.
„Wie siehst aus, willst du auch eine Tasse? Du könntest mit mir frühstücken, wenn du möchtest. Allerdings außerhalb des Bettes“, bot sie ihm an, deutete auf die Kanne und wackelte bedeutungsvoll mit den Brauen. Für eine heiße Nummer am frühen Morgen reichte ihre Zeit nicht.
„Ja, klingt gut, ich schau nur eben nach der Zeitung“
„In Ordnung“
Während Colin wieder aus der Küche ging, holte Raven eine zweite Tasse und schenkte ihm ein.
Sie beide waren jetzt schon über 12 Jahre zusammen und sie musste zugeben, sie hatte zu Beginn nicht geglaubt, das es so lange halten würde... Und nun wohnten sie schon seit sechs Jahren in dieser Maisonette-Wohnung, normalerweise zusammen mit April, Colins Tochter, die Raven so ans Herz gewachsen war, als wäre es ihr eigene. Die Kleine fehlte ihr, nachdem sie nun schon seit fast zwei Wochen an der Mutant High wohnte.

Hillary war eh nicht der frühaufsteher Typ und nach dem Abend gestern war sie eigentlich auch nicht gewillt aufzustehen. Das Klopfen klang allerdings so nervig wichtig, dass sie trotzdem aufstand. Vielleicht hatte sie ja Glück und es stand dieser heiße Lehrer vor der Tür. Dafür war sie jedenfalls passend gekleidet, nur mit ihrem Spitzenhöschen und einen ziemlich knappen Top.
Ihre Hoffnung wurden allerdings gleich zunichte gemacht, nachdem sie die Tür geöffnet hatte. "Was willst du denn?", fragte sie zwischen Verwunderung und Enttäuschung schwankend.

"Pappsatt", bestätigte Riley nickend. Er hatte nicht alles aufgegessen, was er sich aufgefüllt hatte. Da waren die Augen mal wieder größer gewesen, als der Magen. Einen Spaziergang konnte er jetzt gut gebrauchen. "Sollen wir uns vor der Tür treffen oder gehen wir zusammen Jacken holen?", fragte er und wurde im selben Moment wieder verlegen. Dann musste er ja wieder in das Zimmer. Und da weder sein Cousin noch Yelinna hier waren, waren sie sicherlich genau dort, bei wer weiß was...

Bei Nicks letztem Satz verrutschen Zachs Gesichtszüge. Drei Mal? Waren das sie wirklich schon drei Mal zusammen im Bett gewesen. Ungläubig ging er im Kopf das ganze noch mal durch. Und tatsächlich, Nick hatte recht. Das war ihm ja noch nie passiert. Er hatte nicht damit gerechnet, mit dieser Nacht gleich zwei neue Listen aufzumachen. Und die mit dem mehrmaligen Bettgeschichten gefiel ihm eigentlich auch nicht gut. Das war ne brenzlige Sache. Hoffend, dass sein kurzer Schock nicht zu auffällig gewesen war, leierte er sich eine schnelle Antwort aus den Rippen: "Ähm. Stimmt. Solltest du wohl."

"Nein...nein, schon gut." Jamila schüttelte den Kopf und winkte ab. "Gib mir nur fünf Minuten", nuschelte sie, noch immer nicht ganz wach, und machte die Tür dann einfach wieder vor Caspers Nase zu. Sie hatte gestern Abend völlig vergessen, sich einen Wecker zu stellen und, wenn sie ehrlich sein sollte, die Abmachnung zum gemeinsamen Joggen mit Casper hatte sie auch nicht mehr auf der Planung gehabt. Aber da sie jetzt sowieso wach war, zog Jamila rasch ihren Pyjama aus, schlüpfte in den Jogginganzug, den sie sich vor 2 Wochen gekauft hatte und band ihre langen Haare zu einem unordentlichen aber festen Pferdeschwanz.
Als sie dem verdutzten Casper knappe 4 Minuten später die Tür wieder öffnete, hatte sie bis auf ihre Sportschuhe schon alles angezogen und lächelte ihm kurz zu. "Bin fast soweit", erklärte sie und streifte schon einmal den linken Schuh über, "nur noch die Schuhe und es kann losgehen!"

"Das war...seltsam", konstatierte Mizuki und sah Felipe noch einen Moment nach, die eine Augenbraue fragend nach oben gezogen. Als sie von Tys Seite ein amüsiertes Glucksen hörte, drehte sie den Kopf und warf ihm einen nicht minder fragenden Blick zu. "Es scheint fast, als hätte dich Felipe ins Auge gefasst", raunte Ty seiner Mitschülerin zu und fügte, als sie ihn immer noch verständnislos ansah, hinzu, "das bedeutet, er hat dich ganz schön angegraben."
"Aha." Mizuki klang so nüchtern, dass Ty sich nicht beherrschen konnte und laut loslachte. "Komm", forderte er sie auf und nickte in Richtung der freien Tisch, "setzen wir uns, dann erkläre ich es dir."

"Wir sind beim Tanzen fast darüber gestolpert", klinkte sich Ava wieder ins Gespräch ein und lachte, "für einen Moment dachten wir schon, dass ihr beiden entrückt worden wärt, aber dann ist der Groschen gefallen."
"Als ob irgendein Gott mich entrücken würde", grinste Felipe und ließ sich auf den freien Platz neben Noemi fallen, "dazu sündige ich viel zu gerne!"

April hatte schwer zu kämpfen, dass sich ihre Gesichtszüge nicht selbstständig machten. Mit einem Lächelnd sah sie Hillary ins Gesicht, entschlossen zu bekommen, weswegen sie her gekommen war – am besten ohne ihre Kräfte zu benutzen.
„Ich habe einen Deal für dich. Ein Angebot, das dir bestimmt gefallen wird. Lässt du mich rein?“

„Klar, klingt gut“, antwortete Alessia und musterte ihn kurz, da sie seine Verlegenheit nicht ganz einzuordnen wusste. Weswegen war er denn nun verlegen? Hatte er keine Jacke? Oder nur eine hässliche? Sowas würde sie ja nicht stören. Sie störte sich selten an Klamotten anderer. Für sie zählten innere Werte. Nun ja. Mehr oder weniger.
„Dann... bis gleich?“, hakte sie nach und rutschte mit ihrem Stuhl bereits zurück. „Oder willst du dein Essen doch noch essen? Du kannst den Rest auch einpacken. Am Ende bekommen wir beim spazieren wieder Hunger“

Nicht auffällig war gut. Nick hatte zu Zach hinüber gesehen und glaubte, ein verschrecktes Reh zu sehen. Nur was genau war das Scheinwerferlicht? Ob ihm gerade irgendetwas eingefallen war? Verhütet hatten sie ja. Also Nick zumindest. Zachs Mutation bewahrte ihn ja vor allem 'Übel'. Und dazu schien eine ungewollte Vaterschaft dazu zu gehören.
„Also... ich habe ja das Frühstück gebracht. Ich finde, einer von euch bringt es dann danach herunter. Freiwillige vor“, raunte er gut gelaunt und nippte an seinem Kaffee, der schon fast leer war. In der Kanne war wohl auch nicht mehr so viel, nachdem sie schon drei Tassen gefüllt hatte.

„Wow. Ehrlich, ich dachte immer, ihr Mädchen braucht länger morgens... Aber das war ja mal wirklich Rekord verdächtig“, bemerkte Casper schmunzelnd und trat zurück. Er wartete noch, bis beide ihrer Schuhe saßen und setzte sich mit ihr dann in Bewegung.
„Also, nur für den Fall, dass du es vergessen haben solltest: Ich bin noch nicht wirklich in Form. Ich werde bestimmt jämmerlich hinter dir her keuchen“, raunte er, verlor aber nichts an seiner erstaunlich guten Laune und verschränkte dabei auch seine Arme hinter seinem Kopf.
„Hast du eigentlich auch Kopfschmerzen? Ich glaube ja, dass jemand was in die Bowle getan hat. Irgendwer kommt immer auf solche Gedanken“

„Vielleicht ja gerade deswegen“, bemerkte Noemi und nippte an ihrer Tasse. Luke lachte und warf seinem Kumpel einen Blick zu. Bei Gelegenheit würde er ihn auf die Nacht ansprechen. Er war sich nicht ganz sicher, ob er mehr darüber erfahren wollte, aber ein paar kleine Infos würden schon nicht schaden. Am besten zu zweit bei einem kühlen Bier.
„Und ihr zwei? Wie war denn der gestrige Abend noch so?“, fragte Noemi Luke und Ava.
„Irgendetwas, das Felipe und ich verpasst haben?“

Eine Weile sah Hillary ihre Besucherin zweifelnd an. Aber ein Angebot, dass ihr gefallen würde? Ihre Neugierde war schon immer größer gewesen, als sie zugeben wollte. Fast Widerstrebend trat sie einen Schritt zurück. "Ich hab eh nichts besseres zu tun", sagte sie, als sie sie rein ließ.

"Nein, ich bin wirklich satt", wehrte Riley gut gelaunt, aber mit roten Ohren, ab. Er war ja schon froh, dass sie nicht mit ihm auf Zimmer kam. Als sie ihre Tabletts abgestellt hatten grinste er ihr schief zu. "Bis gleich dann." Etwas zögerlich wandte er sich um und lief zu seinem Zimmer. Meine Güte, er war 16, nicht 13, da würde er noch damit klar kommen! Womit genau wusste er nur selber nicht genau. Etwas bange klopfte er leise gegen die Zimmertür und weil er meinte es viel zu leise getan zu haben, klopfte er gleich noch einmal lauter.

"Klar, mach ich", warf der arbeitsscheue Zach sofort ein und grinste breit. Ein bisschen Ruhe zum Nachdenken wäre gar nicht schlecht. Vor allem wo er für den Rest des Tages nicht so die Möglichkeit sah Nick zu entkommen. Immerhin teilten sie sich ein Zimmer.

Ist klar, dachte April, behielt es aber lieber für sich. Sie ging an Hillary vorbei ins Zimmer, machte ein paar Schritte in Raummitte und wandte sich dort dann wieder zur Blonden um.
„Es geht um Rodrigo. Und um seine Freundin“, fügte sie mit verkniffenem Gesicht hinzu. „Ich war mit Rodrigo zusammen.. vor dieser Zeitsprung Geschichte und jetzt... Ich will dass sie sich trennen. Aber... ich weiß nicht wie genau. Also ohne das es offensichtlich ist, dass ich meine Finger darin habe. Außerdem kenne ich nicht so viele hier. In seiner Stufe... Wenn du mir hilfst, helfe ich dir“

„Ja?“, raunte Rodrigo, der sich etwas aufrechter aufsetzte, nachdem er bei dem Film, den sie sich gerade anschauten, auf Pause drückte. Neugierig sah er zur Tür, die sich kurz darauf öffnete und er lächelte schief, als Riley herein kam.
„Hey“, grüßte er ihn, inzwischen zum zweiten Mal, wobei er sich mit einer Hand über den Nacken fuhr.

„Ja, klar.... Im ernst?“, hakte Nick erstaunt nach und sah Zach erst ungläubig und dann schon fast besorgt an. Er stellte seinen Teller beiseite und nährte sich dann seinem Mitbewohner, dem er kurz seine Hand auf die Stirn legte. „Junge, bist du krank? Seit wann machst du was freiwillig? Ich dachte, dass eher Sofia freiwillig zu sagt“

Nachdenklich ließ Hillary sich auf ihr Bett sinken ohne April einen Platz anzubieten. Das Angebot klang wirklich verlockend. Fast schon zu gut. "Du willst das neue Turtelpärchen trennen? Dann fahr doch auf der Eifersuchtsschiene. Da du die Finger nicht im Spiel haben willst, wirst du Yelinna wohl irgendwie kompromittieren müssen", sagte sie und war sehr stolz darauf das Fremdwort endlich einmal bringen zu können. Jetzt verstand sie auch, wieso April ihre Hilfe brauchte.

"Hey", antwortete Riley, tief verlegen und vermied es Yelinna anzusehen. "Sorry wegen vorhin. Ich hol mir nur schnell meine Jacke", nuschelte er schnell und tappste zu seinem Schrank.
Yelinna konnte sich ein lachen irgendwann nicht mehr verkneifen. Kichernd lehnte sie sich an Rodrigo. "Schon gut. Du musst dich nicht entschuldigen, war doof gelaufen", kicherte sie mit tränen in den Augen. Was schon fies war, weil sie ihn wirklich gerade auslachte, aber sie konnte einfach nicht aufhören. Riley drehte sich mit einem verschämten Lächeln um und zuckte mit den Schultern.

Fast wäre Zach zurück gezuckt, konnte sich aber gerade noch bremsen und ließ das Fiebermessen über sich ergehen. Er grinste dabei sogar noch ziemlich sicher. "Klar wieso nicht. Ein Mal im Jahr hab ich auch meine soziale Ader. Aber ich sollte mir wohl was anziehen, bevor ich gehe", sagte er, zeigte kurz an sich herab und hatte damit gleich die beste Entschuldigung um wieder Abstand zwischen sich und Nick zu bringen. Er holte sich etwas zum Anziehen aus dem Schrank und verschwand dann mit einem Winken im Bad.

Sofia runzelte die Stirn, äußerte sich aber nicht und nippte stattdessen an ihrem Kaffee. Hier stand zweifelsohne irgendwo ein Elefant im Raum und Sofia war sich ziemlich sicher, dass sie nicht dafür verantwortlich war. Sie wusste aber auch, dass sie sich nicht in das einmischen wollte, was da zwischen Zach und Nick war. Da konnte sie nur verlieren.

"Wenn ja, find ich das echt das Letzte", bemerkte Jamila und schüttelte den Kopf, "okay, ich meine, die meisten von uns trinken hin und wieder mal ein Bier auch wenn wir es eigentlich noch nicht dürfen, aber wenn jemand die Bowle gepanscht hat, dann ja sicher nicht mit Wein." Sie ließ ihren Zimmerschlüssel in die Tasche ihrer Jacke gleiten und schloss den Reißverschluss. Ja, sie selbst hatte auch schon mal Alkohol in die Schule geschmuggelt (meistens für ihre Mitschüler, da sie ja den direkten Weg nehmen konnte), aber sie trank selbst nur wenig Alkohol. Und wenn, dann wollte sie das gefälligst auch wissen!
"Aber mach dir keine Sorge", kam sie wieder auf das ursprüngliche Thema zurück und lächelte, "wir können ja mit einer kleinen Runde anfangen, zum Beispiel einmal um den See?"

"Genau, wir möchten gerne ALLE schmutzigen Details wissen", fügte Felipe hinzu und grinste Luke und Ava breit an, während er die Augenbrauen immer wieder hochzog und sie so tanzen ließ.
"Sorry, aber das wirds nichts", bemerkte Ava trocken und nippte an ihrem Saft, "ich weiß, dass ihr beide keine Probleme damit habt, offen darüber zu reden, was bei euch im Schlafzimmer abgeht. Das heißt aber nicht, dass alle so sind."

Kompro-was!? April hätte am liebsten eingeschnappt nach Luft geschnappt. Musste Blondie solche Wörter raushauen? Sah sie denn aus wie ein Wörterbuch, dass sie solche Wörter kannte? Aber natürlich wollte sie das nicht zugeben und stellte lediglich Mutmaßungen darüber an, was kompromittieren bedeutete. „Ehrlich gesagt, weiß Rodrigo, dass ich eifersüchtig bin... Ich glaube, es wäre nicht gerade förderlich, es noch zu betonen. Nein, es muss irgendwie anders gehen. Yelinna muss weg und dafür brauch ich dich. Hilfst du mir, ja oder nein?“

Rodrigo hatte fast ein wenig Mitleid mit seinem Cousin und knuffte seine Freundin in die Seite, in der Hoffnung, dass sie sich ein wenig zusammenriss. „Wir schauen uns eine Komödie an. Ignorier sie einfach. Viel Spaß- wohin auch immer du gehst. Wir sehen uns bestimmt nachher!“, raunte Rodrigo lächelnd und winkte Riley zum Abschied.

Derweil sprang Alessia gerade gut gelaunt die Stufen hinunter und sah sich in der Eingangshalle um. Scheinbar war sie dieses Mal schneller als Riley gewesen. Neugierig ging sie zur Haustür und schob diese ein Stück auf, um zu prüfen, wie kalt es draußen war. Es war inzwischen schon ziemlich frisch, aber mit einer dünnen Jacke sollte es noch erträglich sein. Vor allem wenn man im Sonnenlicht lief.
Alessia ließ die Tür wieder zu fallen und trat zurück in die Eingangshalle.

„Einmal im Jahr“, wiederholte Nick und schüttelte belustig den Kopf. „Stimmt das denn?“, wandte er sich fragend an Sofia und lächelte diese fröhlich an. „Vermutlich ist es diese eine gute Tat, die dafür sorgt, dass er was vom Weihnachtsmann kriegt“ Und zwar Geschenke, statts die Rute. Bei dem Gedanken kamen ihm verbotene Bilder in den Kopf, die für ein kleines dreckiges Lächeln sorgten. „Willst du noch Kaffee?“

„Du!“ Noemi drehte ihren Kopf zu Felipe und tippte ihm einmal kräftig gegen die Brust. „Du wirfst ein ziemlich schlechtes Licht auf mich“, raunte sie mit mürrisch verzogenem Mund und sah dann zu Ava hinüber. „Im Gegensatz zu ihm, habe ich nur den Halloweenball hier gemeint. Felipe und ich sind ja...doch eher früh verschwunden. Ich wollte nur wissen, ob noch irgendetwas passiert ist. Habt ihr mitbekommen, wer den Alkohol in die Bowle gekippt hat?“, fragte sie.
„Nein-“, setzte Luke an und sah aus dem Augenwinkel, wie Emma gerade die Mensa betrat, das rote Haar zu einem Zopf zurück gebunden.
„Aber ich hab da so eine Vermutung...“

„Um den See!?“, keuchte Casper und rieb sich mit einer Hand den Nacken. „Der See ist schon ziemlich groß... Aber gut. Mit irgendetwas muss ich wohl anfangen“, seufzte er und grinste dann schief. Sie durchquerten die Eingangshalle, wobei Casper kurz einen neugierigen zu Alessia warf, die einen Bogen um ihn machte – wie gewohnt. Dann ging er ein paar Schritte voraus und öffnete Jamila die Tür, um ihr daraufhin nach draußen zu folgen.

"Ich? Klar." Sofia hielt Nick ihre Tasse hin und wartete, bis er eingeschenkt hatte. "Und was das mit der guten Tat angeht", fuhr sie grinsend fort und strich sich mit der freien Hand die Haare aus dem Gesicht, "ich glaube eher, dass er das für seinen guten Ruf hier an der Schule macht und nicht für den Weihnachtsmann. Ich wette, seine Eltern hatten immer genug Geld um Santa Clause zu bestechen. Auch ein Weihnachtsmann braucht ab und an ein wenig Luxus. Goldene Rentiergeschirre zum Beispiel." Sie warf Nick einen verschwörerischen Blick zu, ganz so als ob sie ihm ein höchst brisantes Geheimnis erzählt hätte.

Ava folgte Lukes Blick und runzelte die Stirn. "Emma?", fragte sie und klang dabei eher ungläubig, "meinst du echt? Ich finde ja, dafür wirkt sie viel zu...brav."
"Glaub mir, hinter dem Engelsgesichtchen verbirgt sich alles andere als ein braves Mädchen", murmelte Felipe kaum hörbar und lachte, "als wir noch jünger waren kamen die verrücktesten Ideen meistens von ihr. Den Anschiss dafür hab ich dann aber immer kassiert. Tja, das Leben ist nicht fair. Es ist immer der Wolfsjunge und niemals das unsichtbare Blondchen." Er klang aber keinesfalls ärgerlich oder verbittert, vielmehr hatte er dieses Lächeln auf den Lippen, das unweigerlich kam, wenn man in Erinnerungen schwelgte.

"Keine Sorge, wir fangen klein an", versprach Jamila und trat dann nach draußen. Sie hatte den Temperaturfall der letzten Tage unterschätzt und sog scharf die Luft ein, als die Kälte auf ihrer Gesichtshaut prickelte. "Okay, es ist frischer als gedacht", stellte sie fest und wartete darauf, dass Casper die Tür schloss und neben sie trat, "am besten, wir setzen uns gleich in Bewegung, bevor wir noch festfrieren." Sie warf Casper über die Schulter ein kurzes Lächeln zu, ehe sie in gemäßigtem Tempo los joggte.

"In meiner alten Schule wäre sowas nie geduldet worden", stellte Mizuki fest, nachdem Ty ihr das Wichtigste über Felipe und seinen Ruf als Schwerenöter erzählt hatte, "generell waren Beziehungen zwischen Schülern nicht erwünscht. Das war aber auch technisch eh schwer umsetzbar, da außer mit vielleicht 7 andere Mädchen an der Schule waren."
"In unserem Jahrgang gab es nur zwei Mädchen", bemerkte Ty und setzte die Kaffeetasse kurz an die Lippen, "in Windhoek gab es ein Mädcheninternat, auf die die meisten Familien vom Militärstützpunkt ihre Töchter geschickt haben. Ich denk mal das lag primär am praktischen Teil unserer Ausbildung, das Nahkampftraining und so weiter."
"Eigentlich seltsam." Mizuki runzelte die Stirn und schüttelte kaum merklich den Kopf. "Als Männer des Militärs müssten sie doch wissen, wie wichtig Selbstverteidigung ist. Warum den eigenen Töchtern dieses Wissen vorenthalten?"
"Keine Ahnung", erwiderte Ty schulterzuckend, "vielleicht wollen sie ihre Mädchen von der "harten Wirklichkeit" beschützen?"
"Als ob das helfen würde..."

„Nein!“ Nick schüttelte entrüstet den Kopf und verzog das Gesicht, als wäre er zutiefst schockiert von diesem Geheimnis zu erfahren. Gleich im nächsten Augenblick grinste er jedoch und zwinkerte ihr zu. „Ich glaube, dem guten Weihnachtsmann haben sie dann aber inzwischen mehr als nur goldenes Rehntiergeschirr spendiert. Da sprang vermutlich auch noch ein Jacuzzi dabei heraus. Und einen neuen Wintergarten und Pullis für die Yetis und und und“ Grinsend sah er zur Badezimmertür. „Meinst du, er gibt wirklich so viel auf seinen guten Ruf hier an der Schule? Als die männliche Schulmatratze zu gelten, würde nicht jeder gerade als einen guten Ruf bezeichnen“

„Ja, ja, der arme, arme Wolf! Schon in Rotkäppchen wurde er zu unrecht für den Bösen gehalten!“, sagte Luke und klopfte seinem Kumpel mit mitfühlender Miene auf die Schulter, wobei Noemi bereits anfing zu prusten. „Dabei hat das Rotkäppchen ihre Oma ermordet, um die Lebensversicherung zu kassieren... Sie war jung. Und sie brauchte das Geld!“, fuhr er fort und zwinkerte Ava zu.
„Aber nein, es stimmt schon, früher hat Emma einiges angestellt. Dass sie sich unsichtbar machen kann, hat ihr dabei sehr geholfen. Deswegen tippe ich auf sie... auch wenn sie schon eine Weile nichts mehr verbockt hat. Vielleicht dachte sie, sie muss noch einmal was machen, bevor sie am Ende des Jahres geht“

„Sehr gute Idee“, stimmte Casper zu, dem zwar nicht so kalt war, aber er befürchtete, dass war auch nur eine Frage der Zeit. Rasch begann er sich in Bewegung zu setzen und joggte neben Jamila her, was die ersten Sekunden ganz gut ging. Es war ziemlich ruhig um sie herum, das einzige Geräusch, was zu hören war, waren ihre eigenen Schritte – bis noch welche dazu kamen.
Nach einer Weile tauchte vor ihnen jemand auf, ein Typ mit einem langen dunklem Mantel und blondem Haar, der gerade einen Blick auf seine Uhr warf, während er auf sie zu steuerte.

„Nie und nimmer hilft das“, klinkte sich Mai in das Gespräch, die lächelnd einen Schritt auf den Tisch von Ty und Mizuki zu machte. Sie hatte lediglich die letzten Sätze mitbekommen, sah aber deswegen die beiden entschuldigend an, selbst wenn es nicht sonderlich privat gewirkt hatte.
„Kann ich mich zu euch setzen?“, fragte Mai und sah die beiden neugierig an. Sofia hatte sie in der Mensa nicht gefunden – war sich aber auch nicht sicher, ob die nicht längst wieder daheim war. Aber von Casper, Spike und einigen anderen fehlte auch jede Spur.

Während Emma sich ihr Frühstück heraussuchte, holte Matthew Paige von ihrem Zimmer ab, um mit ihr gemeinsam zur Mensa zu gehen. Seit gestern Abend waren sie sich so nahe, wie schon seit ein paar Wochen nicht mehr. Der One-night-stand mit Zach hatte Matt doch sehr zugesetzt und selbst nachdem er mit Paige wieder geredet hatte und sie 'nur' Freunde gewesen waren, hatte er damit noch zu kämpfen gehabt. Aber inzwischen kam er damit ganz gut zurecht und er wollte sich und Paige noch eine Chance geben.

"Ich glaube, das stört ihn tatsächlich weniger." Sofia stellte ihren Kaffee kurz auf dem Nachttisch ab um sich aus Nicks Kissen eine bequeme Rückenlehne zu basteln, sodass ihr das Kopfteil nicht dauernd in den Rücken piekste. "Ich denke mal, er hat damit so wenig Probleme wie sein weibliches Pendant, Hillary. So lange die Leute von ihm denken, dass er eine Granate im Bett ist, ist ihm der Rest wohl ziemlich egal." Sie zuckte mit den Schultern. "Und was das angeht, hat er ja noch nicht einmal unrecht. Er IST gut im Bett." Sie knuffte Nick in die Seite. "Du übrigens auch", fügte sie gönnerhaft hinzu und grinste frech.

"Naja, ich denke, da ist aber noch Luft nach oben", stellte Felipe fest und grinste, "ich glaube, Emma ist ein bisschen eingerostet. Und da ich heute noch kein lautes Geschrei gehört oder lange Gesichter gesehen habe denke ich mal, dass niemand im Vollsuff fremd gegangen ist oder jemanden geküsst hat, den er nicht hätte küssen sollen." Er machte sich daran, seine Pancakes in mundgerechte Stücke zu zerschneiden. "Wobei, ist zur Abwechslung vielleicht auch mal ganz entspannt", fuhr er fort und legte das Messer beiseite, "hier an der Schule gibts eh viiiel zu viel Beziehungsblabla." Er verdrehte die Augen um seinen Standpunkt noch zu verdeutlichen und nahm dann den ersten Happen von seinem Frühstück.

Jamila bemerkte die Gestalt erst, als sie nur noch wenige Meter entfernt war und blieb überrascht stehen. "Felipe?", fragte sie und betrachtete ihren Mitschüler mit einer Mischung aus Neugier und Misstrauen, "wie siehst du denn aus? Bist du gestern Abend zufällig in einen Armani-Laden gestolpert?" Normalerweise bevorzugte ihr Mitschüler eher bequeme und zweckmäßige Sachen, auch wenn ihm der lange dunkle Mantel durchaus stand.

"Natürlich, setz dich doch." Mizuki lächelte ihrer Mitbewohnerin zu und stand dann auf, um Mai einen Stuhl hinschieben zu können. "Wie war dein Abend?", erkundigte sie sich freundlich und nahm selbst wieder Platz, "du hast ja doch viel getanzt. Tun dir gar nicht die Füße weh?"
Sie war sich gestern Abend nämlich nicht ganz sicher gewesen, wann Mai zurück gekommen war. Mizuki selbst war nicht so spät im Bett gewesen und hatte normalerweise einen leichten Schlaf, aber diese Nacht war sie völlig weg gewesen. Der einzige Grund, warum sie morgens rechtzeitig aufgewacht war, war der extrem penetrante Ton ihres Weckers.

„Da fällt mir aber ein Stein vom Herzen. Nein, was sag ich!? Der ganze Mount Everest!“, gab Nick mit einem charmanten Lächeln zurück und zwinkerte Sofia zu. „Freut mich, wenn es dir gefallen hat. Wäre doch wirklich ein Jamer gewesen, wenn dem nicht so gewesen wäre“, sagte er und schob sich den letzten Bissen seines Frühstücks in den Mund. Was ihre Aussage Zach bezüglich anging, hielt er sich lieber zurück. Im Grunde hatte er ja schon zu diesem Thema Stellung bezogen. Er konnte Sofia nur recht geben – Zach hatte Erfahrung und wusste die auch ziemlich gut umzusetzen. Und darauf bildete er sich gewiss auch etwas ein...

Luke kaute und schluckte, wobei er Ava einen Seitenblick zu warf mit einem stummen Lächeln.
Ja, ja, Beziehungsblabla war nicht so Felipes Fall. Seine erste Beziehung war auch seine einzige geblieben, wenn man die denn so nennen konnte, so jung wie er und Emma damals gewesen waren. „Tja, wer weiß, vielleicht kommt der richtige Knaller ja erst noch! Bisher sind ja noch nicht so viele in der Mensa“, raunte er und ließ seinen Blick durch den Raum wandern.
Er hatte gar nicht mitbekommen, dass auch Spike in die Mensa gekommen war und nun neben Emma stand. Diese lächelte zu ihm auf und gab ihm einen Kuss, wobei Luke sich fast verschluckte.
Nach einem Schluck Kaffee ging es wieder. „Also das ist auf jeden Fall ein Knaller, auch wenn Alkohol wohl weniger im Spiel war... Oder es ist ein Scherz“, sagte er mit gesenkter Stimme und nickte zu den zweien hinüber.
Noemi folgte seinem Blick und zuckte locker mit den Schultern.
„Das läuft doch schon eine Weile“, raunte sie und drehte sich wieder zu ihrem Frühstück. „Zumindest hing an Emma öfters schon Spikes Geruch. Und umgekehrt“, fügte sie erklärend hinzu und tippte mit der Gabel auf ihre Nase.

Noah war stehen geblieben, kniff die Augen leicht zusammen und sah die beiden Gestalten vor sich an. „Wer?“, raunte er verständnislos und sah dann kurz an sich hinab. Hätte er den Mantel doch lieber weggelassen? Mit einem verwirrtem Blick schaute Noah wieder auf.
„Ich hab keine Ahnung, wer dieser Felipe ist, aber ich suche den Eingang zum Hauptgebäude“
Casper war ebenfalls stehen geblieben, starrte ungeniert den Kerl an, der wirklich Felipe zum Verwechseln ähnlich war und schnappte nach Luft, als dieser den Mund aufmachte.
Es war nicht Felipe. Zumindest hatte dieser Typ einen anderen Akzent. Irgendetwas nordisches.
„Krasser Scheiß...“, murmelte er und deutete dann hinter sich.
„Immer der Nase nach, den Weg entlang. Ist eigentlich nicht zu verfehlen“, antwortete er.
„Danke! Äh, noch was, kennt ihr eine Noemi? Wilcox? Eine Ahnung, wo ich sie finde? Um diese Uhrzeit?“
Casper warf Jamila einen Blick zu, der so viel sagte wie 'Kommst du dir auch vor, wie bei der versteckten Kamera!?'

„Och... Es geht“, antwortete Mia, die kurz mit den Zehen wackelte. „Ich habe die Schuhe nicht lange angehabt. Dafür waren sie dann doch nicht so geeignet. Ich war dann später noch ein wenig draußen mit ein paar Leuten, frische Luft schnappen und so“ Woran sie sich allerdings nur noch schwach erinnern konnte. Sie war bestimmt bis drei oder vier Uhr wach gewesen und heute Morgen war sie mit einem Brummschädel aufgewacht.
„Und eurer? Ich glaube, euch hab ich irgendwann nicht mehr gesehen... Der Abend hat euch aber hoffentlich gefallen, oder?“

Sofia musterte Nick aufmerksam und verschränkte schließlich die Arme hinter dem Kopf. "Du magst ihn, oder?", fragte sie schließlich und hatte zum ersten Mal nicht den üblichen, scherzhaften Unterton, "ich meine, Zach ist für dich mehr als nur eine kleine Bettgeschichte, oder?"
Der Blick, mit dem sie Nick bedachte, war in erster Linie neugierig, doch ein klein wenig Mitleid lag auch darin. Sie kannte schon viele Menschen, weiblich UND männlich, die sich in Zach verguckt und sich die Finger verbrannt hatten.

"Ah, das war dann der seltsame Geruch, der gestern an ihr gehaftet hat." Felipe nickte verstehend und senkte den Blick dann wieder auf seinen Teller. "Sie sollte Spike ein neues Aftershave kaufen", fuhr er trocken fort und spießte einige Pancake-Stückchen mit der Gabel auf, "in dem, das er jetzt trägt, ist viel zu viel Moschus drin. Er riecht wie eine ganze Büffelherde."
Während Felipe die neue Erkenntnis eher locker hinnahm, war Ava genauso geplättet wie Luke. "Emma und Spike?", raunte sie und sah erst Luke und dann Noemi ungläubig an, "seid ihr sicher?! Ich meine...naja, das kann ich mir einfach ÜBERHAUPT nicht vorstellen!"

Auch Jamila sah jetzt genauer hin und erkannte, dass vor ihnen nicht Felipe stand. "Wow, tut mir leid", entschuldigte sie sich hastig, "ich hab dich mit einem Mitschüler verwechselt, sorry." Sie legte den Kopf schief und musterte den Fremden noch einmal, aufmerksamer. Auf den zweiten Blick konnte man erkennen, dass es nicht Felipe war, aber die Ähnlichkeit zwischen den beiden war frappierend. "Ähm, Noemi Wilcox?", wiederholte sie den Namen, den er ausgesprochen hatte und verzog unwillkürlich den Mund, "ich denke mal, dass sie entweder in der Mensa oder ihrem Zimmer sein wird. Die Zimmernummern und Namen findest du am schwarzen Brett in der Eingangshalle." Sie deutete in dieselbe Richtung, in die auch schon Casper gezeigt hatte.

"Es hat Spaß gemacht", antwortete Mizuki nickend, "aber ich war schon kurz vor Mitternacht wieder im Bett. Auf Dauer waren die langen Ärmel des Kleides einfach ein bisschen nervig."
"Ich war auch relativ früh im Bett", bemerkte Ty und wischte sich mit einer mitgebrachten Serviette etwas Sirup aus dem Mundwinkel, "aber Spaß hat es auf jeden Fall gemacht. Allein dass sich die Lehrer die Mühe gemacht haben, einen richtigen DJ und eine vernünftige Musikanlage aufzubauen..."