Mutant High 3 - Das RPG

Ich konnte nicht mehr anders, ich musste einfach den Startschuss geben (;

Erster Tag des neuen Schuljahres: 5. September, montags - ungefähr um 6:30/6:45
Der Unterricht fängt allerdings erst am nächsten Tag, Dienstag, an, damit die Schüler sich erst einmal einfinden
und kennenlernen können - die, die neu sind


Mit einem leicht verkniffenen Gesicht las Rose den Artikel in der Zeitung, in dem sie wieder von den „Mutanten Spiele“ im Ausland berichteten. Mit den Fingern strich sie über das abgebildete Bild, ehe sie nach der Ecke griff und energisch umblätterte. Sie war früh dann. Wie immer. Wenn man nach jemandem die Uhr stellen könnte, dann nach ihr. Abgesehen von den Leuten, die Zeit manipulieren konnten, natürlich.
Heute war der erste Tag des neuen Schuljahres und sie gehörte zu den ersten, die in der Mensa saßen und die temporäre Ruhe genoss. Das würde sich spätestens in einer halben Stunde ändern.
Rose nahm ihre Tasse Kaffee in die Hand und nippte, während ihre Augen noch immer auf die Zeitung gerichtet waren.

Anders als Rose lag Stiles noch im Bett. Zur Hälfte, zumindest. Linkes Bein und Arm hingen großzügig vom Bett herunter und an seinem Gesicht klebte noch ein Blatt seines Aufsatzes, den er in den Ferien hatte schreiben müssen. War ihm nur leider erst gestern eingefallen. Normalerweise nahm er seine Schulpflichten schon etwas ernster, aber in diesen Ferien hatte er so viel anderes im Kopf gehabt.
Jetzt gerade zum Beispiel auch. Mit einem Lächeln träumte er davon, wie er eine seiner Mitschülerin zum Date ausführte. Die eine, das Mädchen seiner Träume!

Auch noch schlafend, aber längst nicht so chaotisch, lag Erik in seinem Bett. Irgendwann in der Nacht hatte er sich wieder ins Zimmer geschlichen, nachdem er ein paar Stunden bei einem der Mädchen verbracht hatte. Ganz offensichtlich war es ein voller Erfolg gewesen, denn das triumphale und zufriedene Lächeln hatte er selbst im Schlaf noch im Gesicht. Mit einem leisen Schnarchen hob er den Arm, drehte sich zur Seite und zog an seiner Decke.

Liam sprang aus der Dusche, summte gut gelaunt vor sich hin und zog sich an. Er hatte gesagt bekommen, dass er dieses Jahr wohl einen neuen Mitbewohner bekommen würde, worauf er sich schon freute. Gestern Abend hatte er extra seine Sachen aufgeräumt, damit er heute keinen allzu schlampigen Eindruck machen würde. Immerhin würden sie für eine ganze Weile miteinander auskommen müssen. Sobald er fertig angezogen war, öffnete er das Fenster, um auch noch ein bisschen Frischluft herein zu lassen.

Auf Felipes Lippen schlich sich ein Lächeln als er durch das alte Schultor fuhr. Auch wenn es inzwischen schon mehrmals ersetzt worden war, hatten die Arbeiter stets darauf geachtet, dass die neuen Tore immer genau wie das Original aussagen, inklusive der schmiedeeisernen X in der Mitte der Tore. "Die gute alte Mutant High", murmelte er gedankenverloren, während der Wagen über den Pflasterstein rollte und schließlich auf dem neu angelegten Parkplatz zum halten kam.
"Ja, Dad, die gute alte Mutant High", äffte Mireia amüsiert den wehmütigen Tonfall ihres Vaters nach, "so wie letztes Jahr, und das Jahr davor." Sie freute sich schon auf den Beginn des neuen Schuljahres, wenn auch primär deswegen, weil sie endlich ihre Freunde wiedersehen würde. Und weil sie wusste, dass Ezra heute endlich an die Mutant High kommen würde. Das letzte Mal, dass sie ihn gesehen hatte, war bestimmt ein halbes Jahr oder länger her. Sie freute sich schon darauf, ihrem "Cousin" (technisch gesehen waren sie ja nicht verwandt) alles zu zeigen.
"Warum durfte ich eigentlich nicht fahren?", fragte sie, während ihr Dad den Motor abstellte, "ich hab meinen Führerschein jetzt schon fast ein halbes Jahr."
"Ja, und genauso lange hat der Wagen die dicke Delle hinten rechts, als du den Poller übersehen hast", erwiderte Felipe trocken und warf seiner Tochter einen Blick zu, der deutlich "Das wird jetzt nicht mehr diskutiert" sagte. Mireias Reaktion war ein Augenrollen, gepaart mit einem genervten Seufzer, ehe sie die Beifahrertür aufdrückte. "Scheiße, ist das kalt!", entfuhr es ihr, kaum dass sie das Auto verlassen hatte, und sie zog rasch den Schal enger um ihren Hals. Es war ja klar, dass es einen Temperaturunterschied zwischen Phoenix und Salem Center geben würde, aber musste er so groß sein?!

"Muss es wirklich sein?" Ezra wusste, dass es zu spät war um einen ernsthaften Überredungsversuch bei seinen Eltern zu starten, aber er wollte dennoch deutlich machen, dass ihm das alles nicht wirklich gefiel.
"Ezra, tu bitte nicht so, als würden wir dich abschieben", erwiderte Ty und warf seinem schmollenden Sohn über den Rückspiegel einen tadelnden Blick zu, "du weißt, dass es nicht so ist. Glaub mir, wenn du dich erst einmal eingewöhnt hast, wirst du gar nicht mehr weg wollen."
Ezras Antwort war ein leises Murren, ehe er sich demonstrativ abwandte und aus dem Fenster zu starren begann. Er wollte nicht an dieses Internat, er wollte in Fairbanks bleiben, bei seinen Eltern und vorallem bei Asha. Bei seinen Freunden, der winzigen Stadt und der endlosen Landschaft. Aber er wusste auch, dass es hoffnungslos war, sich stur zu stellen. Seine Eltern hatten sich entschieden, er würde auf ihre alte Schule gehen, eine Schule für Mutanten.

Matthew stand mit einer Tasse Kaffee in der Hand vor dem Eingangsbereich des Hauptgebäudes. Er wusste, dass viele seiner Schützlinge, heute wieder zurück an die Schule kehrten und er war hier um sie willkommen zu heißen. Das war eigentlich schon eine Art Tradition, immer, wenn es sich einrichten ließ, war er am ersten Tag des neuen Schuljahres hier. Auch um mögliche neue Gesichter willkommen zu heißen, wie zum Beispiel Tys und Noemis Sohn.
Trotz des milden, eher kühlen Wetters, stand Matthew mit einem weißen, kurzärmeligen T-Shirt draußen und fror kein bisschen.
Als er schließlich ein bekanntes Gesicht entdeckt, lächelte er gut gelaunt und nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee.
„Willkommen zurück, Mireia!“, grüßte Matt sie, als sie nah genug war und er seine Tasse wieder abgesetzt hatte.

Noemi sah das ganze positiv. So lange ihr Sohn nicht anfing zu knurren, wehrte er sich auch nicht wirklich gegen sein Schicksal. Sie drehte leicht ihren Kopf und warf Ezra einen kurzen Blick zu.
Manchmal fragte sie sich, ob es nicht besser gewesen wäre, ihn früher hier her zu schicken. Sie war schließlich wesentlich früher als er an die Mutant High in Ravenna gegangen. Von Felipe und Noah ganz zu schweigen.
„Ehe du dich versiehst, haben wir Dezember und in den Weihnachtsferien bist du wieder bei uns. Wenn du das dann noch möchtest. Und du uns nicht zu sehr hasst“, fügte sie amüsiert zu.
„Ansonsten nimmt Asha sicherlich gerne deine Geschenke... Aber Spaß beiseite, vergiss die Regeln nicht, ja? Habe einfach ein bisschen Spaß, lerne neue Leute kennen und mach nicht auf einsamen Wolf. Buchstäblich. Es kann sicher auch nicht schaden, ein wenig zu lächeln – nur...nicht zu viele Zähne zeigen. Sonst machst du noch jemandem Angst. Pass in Vollmondnächten auf! Und sei nett zu Mireia... aber nicht zu nett“, fügte sie hinzu und warf ihrem Sohn dabei einen vielsagenden Blick über die Schulter zu. Felipe und Noah hatten damals auf sie eine gewisse Wirkung gehabt – und sie hoffte, dass es bei Mireia und Ezra anders war. Nicht ganz so... stark. Und falls doch, möge Mireia sich in Verhütung genau so gut auskennen wie Felipe.

Sie hatte ihn schon verdammt lange nicht mehr gesehen. Kaya stand im Bad und putze sich ausgiebig die Zähne, während sie versuchte, ihre letzte Erinnerung an Ezra hervorzukramen. Ihre Eltern waren gut miteinander befreundet, besonders ihre Mütter, deswegen hatte sie Ezra ein paar Mal gesehen. Nicht so oft, da sie doch weit weg wohnten, aber immerhin ein paar Mal.
Kaya spülte ihren Mund mit Wasser aus, lächelte ihr Spiegelbild an und seufzte gleich darauf.
Eigentlich hatte sie ihre Haare glätten wollen, aber darauf hatte sie keine Lust mehr.
„Bad ist frei“, verkündete sie, als sie die Tür aufzog und zurück in das Zimmer trat.

Gähnend warf Blake einen Blick auf sein Handy, das gleichzeitig auch sein Wecker war. Nachdem er den Weckruf abgestellt hatte, musterte er verschlafen das Display und entdeckte die zwei neuen SMS sowie drei Anrufe in Abwesenheit. Alle waren von Lindsey, dem Mädchen, das er vor zwei Wochen kennen gelernt hatte. Sie war ganz nett, hübsch auch, aber irgendwie... dumm wie Brot. Sein einer Vater würde ihn dafür sicher tadeln und der andere würde lachen.
Mit einem Schmunzeln dachte er an seine beiden Dads und legte das Handy beiseite.
Er war erst gestern Abend von daheim angekommen, seine Reisetasche lag noch vor dem Bett, die musste er heute noch ausräumen.

"Mr. V!" Ein breites Lächeln legte sich auf Mireias Lippen und sie winkte dem Direktor der Schule fröhlich zu. "Wie waren Ihre Ferien? Haben Sie sich gut von uns erholt?"
"Hey Matt", begrüßte Felipe seinen früheren Mitschüler. Er war gerade dabei, Mireias Gepäck auszuladen und erledigte das schnell, ehe er zu Matt ging und ihm die Hand gab. "Ich erspar dir mal die Umarmung, wir sind schon lange unterwegs, und zumindest am Anfang wars noch ziemlich warm", raunte Felipe seinem Gegenüber grinsend zu, ehe er ihm leicht gegen den Oberarm klopfte. "Wie geht es dir und der Familie?"

"Erstmal: Ew!" Ezra verzog angewidert das Gesicht als Noemi von Mireia sprach. "Als ob ich was mit Mireia anfangen würde, das wäre ja wie Inzest. Und ja, Mom, ich werde versuchen, nicht einen auf einsamen Wolf zu machen und mehr zu lächeln." Wie zum Beweis warf er seiner Mutter ein sarkastisches Lächeln zu, das mehr an ein Zähnefletschen erinnerte.
Insgeheim freute er sich aber schon darauf, mehr Zeit mit Mireia zu verbringen. Sie hatten sich schon als kleine Kinder gut verstanden, und waren auch schon öfter als Wölfe durch die Wälder Fairbanks oder abgelegene Wüstengebiete in Arizone gestreift. Worauf er sich allerdings weniger freute war, als Neuling an die Schule zu kommen und damit auch zwangsläufig neue Menschen kennen lernen zu müssen. Er war da eher Gewohnheitstier.
"Wenn unser schmollender Sohn einmal seinen Blick nach vorne richten würde", riss Ty in dem Moment Ezra aus seinen Gedanken, "vor uns liegt die Mutant High."
Ezra reckte den Kopf und war, wider Willen, beeindruckt. Vor ihnen tat sich ein großes schmiedeeisernes Tor auf, und dahinter führte ein gepflasterter Weg zu einem wirklich großes, fast Schloss artigen Gebäude. Ezra entwich ein leises "Wow", während er ungläubig das Gebäude anstarrte. Okay, in Natura war es auf jeden Fall beeindruckender als auf den alten Fotos seiner Eltern.

Milo war schon früh aufgestanden, wenn auch nicht ganz freiwillig. Seine Mutter hatte ihn bei den Vorbereitungen mit eingespannt und so war er gerade dabei, die Stühle in der Mensa in mehreren Reihen hintereinander auf zu stellen. "Ich kapier nicht, warum du meine Hilfe brauchst", stellte er fest und sah zu seiner Mom hinüber, die gerade ein Papier überflog, das sie in Händen hielt. Währenddessen schwebten um sie herum Stühle durch die Luft und stellten sich automatisch in Reihen auf. "Du kannst das doch quasi nebenbei machen."
"Ja, aber irgendjemand muss ja auch gleich die Infozettel verteilen, mein lieber, altkluger Sohn", erwiderte Ava mit einem Schmunzeln und warf ihrem Sohn einen amüsierten Blick zu, ehe sie auf einen Stapel Flyer deutete, der unweit von ihnen beiden auf einem der Tische lagen, "fang am besten schon einmal an."
Milo murrte etwas von "...hätte gut und gerne noch ne Stunde schlafen können", tat dann aber, worum seine Mutter ihn gebeten hatte. Manchmal hatte es zwar Vorteile, wenn die eigene Mutter auch Lehrerin war, aber die Nachteile überwogen bei Weitem.

„Oh, ich habe mich erholt, sowie ihr die Schule verlassen habt“, antwortete Matthew mit einem Zwinkern und lachte. Daraufhin entdeckte er Felipe, der das Gepäck seiner Tochter schleppte – der arme. Aber er würde es vermutlich nicht anders für seine Tochter machen.
„Hey! Klar, verstehe ich. Die Klimaunterschiede machen viele zu schaffen, wenn sie hier her zurück kommen“, sagte er und nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee. „Denen geht es gut. Liam und Kaleigh sind zwar nicht so glücklich, dass jetzt wieder der Schulstress weitergeht…aber da sind sie sicher nicht die einzigen… Hast du schon gehört, dass mein Sohn mit Zachs Tochter zusammen ist?“, fragte er mit leiser Stimme und sah sich dabei um, als befürchtete er, sowohl Kara als auch Liam könnten in der Nähe sein.

Lachend hatte Noemi sich wieder nach vorne gedreht und ihrem Mann einen flüchtigen, aber höchst amüsierten Blick zugeworfen. Sie sah davon ab, ihrem Sohn unter die Nase zu reiben, dass er mit Mireia nicht verwandt war – nur die kleine Grazie hatte Wilcox-Blut. Aber das wusste er selbst. Wenn er anders dachte, war das ja nur das Beste.
Als die Schule endlich ins Blickfeld kam, seufzte sie leise und lächelte. Es war wirklich lange her, dass sie zuletzt hier war und ein Glück hatte sich seitdem nicht sehr viel verändert.
„Wenn du jetzt schon Augen machst, warte bis du die Rundführung über das Gelände hattest“, raunte sie ihrem Sohn zu und hoffte wirklich, dass er sich hier wohlfühlen wird.
„Sieh mal einer an, wer schon da ist“, murmelte Noemi grinsend, als sie auf den Parkplatz fuhren. Felipes Auto erkannte sie sofort.

„Sklavenarbeit?“ Rose sah grinsend auf, als Milo in ihrer Nähe irgendwelche Zettel auf die Tische legte. Sie hatte zuvor an ihrem Kaffee genippt, den sie nun auf dem Tisch abstellte. „Die üblichen Infozettel, vermute ich. Soll ich helfen?“, fragte sie und deutete auf den Stapel in seiner Hand.
Sie war schon lange genug hier, um das übliche Prozedere immer am Anfang des Jahres zu kennen. Und da in ihrer Tasse eh nicht mehr viel war, konnte sie sich im Grunde auch nützlich machen.
„Guten Morgen, Mrs. Haviv“, grüßte sie lächelnd Milos Mom und winkte ihr knapp zu.

"Lassmichschalfen", grummelte Kara müde. Demonstrativ drehte sie sich zur Wand und zog sich dabei die Decke über den Kopf. Sie hatten noch einen Tag Ferien, da würde sie ganz sicher nicht früher als unbedingt nötig aufstehen. Den Schönheitsschlaf hatte sie nötig. Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer, als sie dem Gedankengang zu Liam folgte. Endlich waren sie wieder in der Schule. Kein langes Warten auf Besuche mehr, sie konnten sich jeden Tag sehen und Zeit miteinander verbringen. Dafür lohnte es sich sogar in den Unterricht zu gehen.

Coop war schon früh wach gewesen. Bei ihm Zuhause wurde eben um drei Uhr geweckt, da musste er in den Ferien auch durch. Dass er seit gestern wieder in die Schule war, hatte sein Metabolismus noch nicht mitbekommen. Zum Glück sah es so aus, als würde es ein warmer Tag werden. Schon jetzt schien die Sonne, weshalb er sich nach draußen begeben hatte und im feuchten Gras lag um in den Himmel zu sehen. Hin und wieder zog ein Wölkchen durch, was Cooper damit zur Kenntnis nahm, dass er den Grashalm von einem Mundwinkel in den anderen verschob.

"Ach nein?! Liam und Kara?" Felipe konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Ich sags dir, wenn wir nicht aufpassen, sind wir alle noch irgendwann verschwägert. Dann hast du keine Schüler mehr, sondern ein Familientreffen."
"Pff, das sind doch alles schon olle Kamellen", winkte Mireia ab und schüttelte den Kopf, "die sind doch schon über ein Jahr zusammen. Laaangweilig." Sie wollte sich schon gerade mit ihrem Gepäck absetzen, als ein bekannter Wagen auf den Parkplatz fuhr. "Da kommt Ezra!", rief Mireia grinsend und begann, energisch zu winken, "Tante Noemi, Onkel Ty!"

Kaum hatte Ty Felipes Wagen entdeckt, da tauchte auch schon eine hektisch winkende Mireia in seinem Sichtfeld auf. "Und da ist auch schon unser Begrüßungskomitee. Ezra, da ist Mireia!"
Tatsächlich entlockte der Anblick seiner "Cousine" Ezra ein Lächeln, auch wenn er versuchte, es rasch mit einer neutralen Miene zu tarnen. Seine Eltern sollten bloß nicht denken, dass er Spaß hatte!
Als der Wagen stand, löste Ezra den Gurt und stieg aus, nur um einen Moment später Mireias rote Locken im Gesicht zu haben, während sie ihn umarmte. "Na, du großer, böser Wolf!", strahlte sie ihn an und boxte ihm dann gegen den Brustkorb, "hat ja lange genug gedauert, dich hier her zu schaffen!"

"Guten Morgen, Rose!", begrüßte Ava ihre Schülerin mit einem warmen Lächeln, ehe sie sich weiter der Sortierung der Stühle widmete.
"Es wär ganz cool, wenn du die andere Hälfte machen könntest", nahm Milo einen Moment später das Angebot seiner Mitschülerin dankbar an und reichte ihr einen dicken Stapel Flyer. "Wie kommts, dass du schon so früh wach bist?", versuchte er sich an etwas Smalltalk, während er auf jeden bereit gestellten Stuhl einen Flyer legte, "ich meine, heute ist ja noch kein Unterricht, und die Begrüßungsveranstaltung findet frühestens in einer Stunde statt."

Lachend sah Kaya ihre Freundin an und ging zu ihrem Bett hinüber. Dort kniete sie sich hin und legte ihr Kinn auf Karas Matratze.
„Bist du dir sicher? Weißt du, umso früher du aufstehst… umso mehr Stunden kannst du heute mit Liam verbringen“, schnurrte sie und verkniff sich nur mit Mühe ein Glucksen.
„Natürlich könntest du deinen Tag auch lieber im Bett verbringen, der Unterricht fängt ja erst morgen an, da hast du also jedes Recht heute länger im Bett zu bleiben, aber… ich sage ja nur. Liam ist bestimmt schon auf den Beinen“
Grinsend stand Kaya wieder auf und streckte sich.

Niesend verharrte Liam kurz in der Eingangstür zur Mensa, ehe er diese aufschob und eintrat. Er war einer der ersten, soweit er das beurteilen konnte, was ihn allerdings auch nicht sonderlich wunderte. Er war früh dran und hatte nichts besseres zu tun. An anderen Tagen würde er jetzt eigentlich ein paar Runden joggend im Park drehen, aber nicht heute, wenn sein Vater da draußen stand und jeden begrüßte.
Da könnte er sich auch gleich ‚Ich bin der Sohn des Direktors‘ auf die Stirn stempeln.

„Ganz im ernst? Das glaube ich auch schon lange. Ich meine, es ist ja nicht nur mein Sohn, sondern auch noch all die anderen Pärchen, die sich im Laufe des letzten Jahres oder länger noch gebildet haben“, sagte Matthew und schüttelte lächelnd den Kopf.
Von Mireias Ausruf abgelenkt, sah Matthew auf und ließ seinen Blick zu den Parkplätzen hinüber wandern. Mit einem Lächeln beobachtete er, wie Ezra ausstieg und seine Eltern schließlich folgten. Genau aus solchen Gründen, stand er gerne an diesem Tag hier draußen – nicht nur um die Schüler und Schülerinnen willkommen zu heißen, sondern auch um seine alten Mitschüler hier zu sehen.

„Ich weiß noch heute, wie Rodrigo und Ava damals beteuert haben, sie wären wie Geschwister…Und heute sind sie verheiratet und haben zwei Kinder. Ich sage dir, ich weiß nicht, was ich mit unserem Sohn mache, sollte er mit Mireia zusammen kommen“, seufzte Noemi, nachdem sie den Gurt gelöst hatte und warf Ty einen Blick zu.
„Wahrscheinlich würde ich mich sogar freuen“, setzte sie lächelnd nach und öffnete die Türe.

„Klar, mache ich“ Rose stand auf und nahm den Stapel Flyer entgegen.
„Tja, würdest du sonst auch so früh auf den Beinen sein, wüsstest du, dass ich eine Frühaufsteherin bin. Da hat man mehr vom Tag und gerade heute will ich jede freie Stunde nutzen, bevor morgen der Unterricht wieder startet“, antwortete sie lächelnd und ging auf den nächsten Tisch zu, um die Flyer darauf zu verteilen.
„Sind das nicht ein paar zu viel?“, fragte sie, fuhr mit den Fingern über den Stapel und nahm die nächsten zum Austeilen in die Hand.
„Wie waren denn deine Ferien?“

Langsam drehte Kara sich um und zog die Decke ein kleines Stück runter. Gerade so weit, dass ihre böse blinzelnden Augen zu sehen waren unter einer wild durchgewühlten Haarmähne. "Du bist ein Aas, weißt du das?", grummelte sie ihre Freundin undeutlich an. Wenn Kaya nicht so offen auf die Vorteile des Aufstehens hingewiesen hätte, dann könnte Kara jetzt noch viel ruhiger im Bett liegen und den Morgen genießen. Jetzt war sie dafür aber viel zu aufgedreht. Sicherlich war Liam schon wach, er war so ein Frühaufsteher. Sie hatte immer befürchtet, dass sie es hassen würde, aber von ihm geweckt zu werden oder zu merken, wie er sie im Schlaf beobachte hatte, das waren einfach die wunderbarsten Morgen, die sie sich denken konnte. Übertrieben gähnend setzte sie sich auf und streckte sich, dass die Gelenke knackten. "Ich könnte natürlich auch dich in die Mensa schicken, damit du Liam hierher schickst. Dann könnte ich mit Liam den Tag im Bett verbringen", schlug sie gewitzt ihrer Freundin vor und grinste breit.

Berechnend lachte Kaya und ging munter zu ihrem eigenen Bett hinüber, um die Decke zurecht zu zupfen. Sie grinste dabei breit, mit dem Wissen, dass Kara es nicht wirklich so meinte. Spätestens wenn sie Liam sähe, wäre alles wieder wunderbar. Sie freute sich, dass das zwischen den beiden so gut klappte.
„Du meinst, ich lasse zu, dass du und mein Lieblingscousin ihr euch hier amüsiert? Hmmm… Naja, wäre ja nicht das erste Mal. Wenn du willst, kann ich das machen. Aber ich hoffe, ich habe im Gegenzug heute auch noch etwas von dir!“, raunte sie und drehte sich wieder Kara zu. „Aber mach etwas an die Türklinke, solltet ihr…du weißt schon!“

Mit roten Wangen, die zum Glück ja nicht so sehr zu sehen waren, griff sie hinter sich, bekam ihren Teddy zu fassen und warf ihn hinter Kaya her. "Wir können uns auch anders beschäftigen! Wir müssen nicht - Du weißt schon was tun", rief sie ihrer Freundin beschämt hinterher. Und damit Kaya nicht auf die Idee kam Liam doch hochzuschicken, vielleicht noch mit einem Hinweis, worüber sie gerade gesprochen hatten, sprang sie aus dem Bett. "Ehrlich, wir sind doch keine Karnickel", murmelte sie immer noch etwas peinlich berührt, während sie Klamotten aus ihrem Schrank zog. Anders als ihr Bruder hatte sie ihre Sachen gleich ausgepackt.

„Oh, woher willst du wissen, dass ich daran gedacht habe, hm? Vielleicht meinte ich ja auch nur kuscheln?“, entgegnete Kaya schmunzelnd, die den Teddy in der Luft aufgefangen hatte.
„Gott sei Dank seid ihr keine Karnickel! Wenn man es genau nimmt, ist er ja ohnehin ein Löwe. Und du…“
Kaya musterte ihre Freundin und warf den Teddy wieder zurück aufs Bett.
„Hmm… ein süßer, knuffliger Braunbär?“, fuhr sie lachend fort.
„Wie auch immer… soll ich warten, oder schon mal vorgehen? Ich werde auch nicht sagen, versprochen“

"Sag das nicht zu laut, nachher erfüllt sich dein Wunsch noch", raunte Ty seiner Frau zu und lachte leise, während er den Motor abstellte und dann ebenfalls ausstieg. Inzwischen hatte Mireia Ezra aus ihrer Umarmung entlassen und eilte nun zu ihrer Tante hinüber, um sie ebenfalls herzlich zu drücken. "Es ist so lange her!", strahlte sie, während Ezra noch etwas unschlüssig herumstand, unsicher, was er tun sollte.
Inzwischen hatte Felipe seinen Wagen abgeschlossen und schlenderte gemeinsam mit Matthew zu Noemis und Tys Wagen hinüber. "Morgen!", begrüßte er die beiden grinsend, die Hände in die Taschen seiner Jacke vergraben, "ihr lasst euren Welpen also endlich von der Leine?"
"Ich bin kein Welpe!", empörte sich Ezra prompt, erinnerte sich dann aber wieder seine Erziehung und reichte Felipe die Hand, "schön, dich wieder zu sehen, Onkel Felipe."
"Und ich freu mich, dich zu sehen, Ezra." Felipe ergriff Ezras Hand und drückte sie. Eigentlich hätte er den Jungen gerne in den Arm genommen, wusste aber auch, wie er in dem Alter gewesen war. Umarmungen von Erwachsenen waren da eher unangenehm gewesen.

"Gut", erwiderte Milo und lächelte, "wir waren gemeinsam mit unseren Großeltern in Indonesien, in der kleinen Stadt, in der meine Großmutter aufgewachsen ist. Ich sag es dir, da ist es wie im Paradies." Er starrte mit verträumter Miene kurz in die Ferne, während er sich an die beiden Wochen dort erinnerte. Sie hatten fast die gesamte Zeit am Strand verbracht, und dank seiner Großmutter hatten sie auch Orte gesehen, an die Touristen sonst nicht kamen.
"Wie waren deine Ferien denn?", erkundigte er sich einen Moment später und verteilte weitere Flyer auf den Stühlen, "ist hier irgendwas Spannendes passiert?"

„Mireia!“ Noemi nahm das Mädchen herzlich in ihre Arme und drückte sie. Darauf lehnte sie sich zurück, die Hände an Mireias Armen und musterte. Das Mädchen wurde jedes Mal noch hübscher, wenn sie sie sah.
„Es ist wirklich lange her! Gut siehst du aus! Und so unter uns Frauen – ich hoffe, wirst ein Auge auf Ezra haben“, fügte sie leiser hinzu und ließ Mireia dann lächelnd los, nur um sich dann Felipe vorzuknöpfen. „Alter Hund, du!“, raunte sie und umarmte ihren alten Freund, nachdem er und Ezra die Hände geschüttelt hatten.
„Ich vermute, Gwen ist nicht hier, oder?“, fragte sie ihn und begrüßte kurz darauf auch noch Matt.
Lächelnd umarmte er sie und begrüßte dann seinerseits auch noch Ty.
„Und du musst dann wohl Ezra sein. Es freut mich sehr dich kennen zu lernen. Ich bin Matthew Valentine, der Direktor der Schule. Wenn du irgendwelche Fragen hast, kannst du dich jederzeit an mich oder die anderen Lehrer wenden. Nachher findet auch noch eine Infoveranstaltung statt“, sagte er und hatte Tys Jungen mit einem Lächeln die Hand hingestreckt.

„Wow“ Rose legte ein wenig achtlos ein paar der Flyer auf einem der Tisch ab, während sie staunend zu Milo hinüber sah. Indonesien. Von so einem Urlaub träumt sie nur – von der Familie mal ganz zu schweigen. Sie versuchte beim Reden nicht allzu neidisch zu klingen.
„Das hört sich fantastisch an! Meine Ferien waren dagegen wohl eher… gewöhnlich. Und langweilig. Nichts nennenswertes, außer halbwegs gutes Wetter“, antwortete Rose und warf der Zeitung auf ihrem Tisch einen kurzen Blick zu. Sie hatte keine Familie, zu der sie über die Ferien gehen könnte. Oder wollte. Aber da war sie hier an der Schule auch nicht die einzige.

Zur selben Zeit schob sich Camille ihre Schlafmaske vom Gesicht, woraufhin kurz zwei Schmetterlinge aufflatterten, die in ihrem Haar geschlafen hatten. Gähnend setzte sie sich auf, streckte sich und warf einen flüchtigen Blick hinüber zum zweiten Bett. Ihre Mitbewohnerin schien noch friedlich zu schlafen. Camille lächelte gewinnend, stand auf und huschte ins Bad, um sich dort fertig zu machen.
Zwei Zimmer weiter drehte sich Tyra unruhig in ihrem Bett hin und her. Eigentlich hatte sie noch schlafen wollen – mindestens bis acht Uhr – aber sie lag jetzt nun schon seit einer halben Stunde wach und konnte nicht mehr einschlafen. Seufzend blieb sie auf dem Rücken liegen und starrte frustriert zur Decke hoch, die sie allerdings nur unscharf erkennen könnte.
Murrend streckte sie eine Hand aus und tastete nach ihrer Brille auf dem Nachttisch.

Ihre Balance hatte Kara wiedergefunden, nachdem sie sich für ein leichtes Tunika-Shirt entschied. „Egal. Ich bin in fünf Minuten fertig, ob du wartest musst du wissen. Oh, meinst du, dass die anderen schon da sind? Und neue Schüler?“ Neugierig laut überlegend lief sie an Kaya vorbei ins Bad, wobei sie sich nicht die Mühe machte die Tür hinter sich zu schließen.

Irgendwann sah Cooper dann doch auf seine Uhr. Mittlerweile hatte die Mensa sicherlich offen, Zeit für das Frühstück. Genüsslich streckend stand er auf und ließ die Schultern langsam kreisen. Als er sich ausreichend ausgestreckt hatte, spuckte er den Grashalm aus und machte sich, ein fröhliches Lied pfeifend, auf den Weg zum Haupteingang.

„So früh?“ Kaya machte ein skeptisches Gesicht und sah dann auf ihre Uhr, die sie mit einem Finger kurz antippte. Es war früh, das ließ sich nicht leugnen, aber es gab eigentlich immer irgendwelche Leute, die es total überkorrekt nahmen und super früh da waren. Die meisten waren gestern angereist – sie selbst ja auch. „Wahrscheinlich. Wer weiß, vielleicht ist ja ein netter Kerl dabei…“, überlegte sie laut und ging zum Fenster hinüber.
„Was meinst du, nehmen wir ne Abkürzung zur Mensa?“, fragte sie und grinste. Portal oder Teleportation, sie hatten die Wahl.

Eriks Wecker würde erst in einer halben Stunde anfangen zu klingen und erst dann würde er vermutlich merken, dass sein Mitbewohner längst auf den Beinen war. Tyra hingegen hatte sich endlich aus ihrem Bett gequält und war unter die Dusche gesprungen.
Sie war so glücklich, dass die Lehrer ihr gestatteten, ein Einzelzimmer zu haben. Nicht, dass sie nachts aus Versehen ein paar Sporen verlor und ihre Mitbewohnerin morgens von Halluzinationen begrüßt werden würde. Nicht unbedingt günstig, um sich neue Freunde zu machen. Es sei denn sie nahmen gerne Drogen und kamen mit den Wirkungen zurecht.

„Guten Morgen Serge!“ Mit einem gut gelaunten Lächeln sah Liam dem Koch auf der anderen Seite der Essensausgabe dabei zu, wie er seine Gehilfen hin und her schickte, was ihm nicht schwer fiel. Serge hatte sechs Arme. Zwei hatte er vor der Brust verschränkt, zwei gaben gestikulierend Anweisungen an die Gehilfen und die anderen waren damit beschäftigt, Orangensaft in eine Karaffe zu schütten. Den Überblick behielt er stets mit seinen vier Augen, drei vorne, eins hinten im Nacken. Es gab Gerüchte, dass er noch mehr Augen besaß.
„Bonjour Monsieur Valentine“, antwortete Serge und füllte ihm ein Glas Orangensaft ab, dass er kurz darauf auch schon rüberreichte.
„Serge, Sie müssen nicht so förmlich sein, nur weil ich sein Sohn bin“, murrte Liam, nahm aber dankbar das Glas entgegen. Und auch nicht so ultranett.
„Pas de problème, komm einfach in einer Stunde nochmal zu mir und ich behandle dich wie alle anderen“, antwortete der Koch und fuhr blitzschnell herum, als er hinter sich bemerkte, wie beinahe eine Schüssel Obstsalat zu Boden segelte. Mit zwei seiner Armen bekam er sie rechtzeitig zu fassen.
Liam pfiff anerkenned und schnappte sich dann ein Tablett. „Gut gefangen! Sie hätten auch Baseballspieler werden können. Sie hätten jeden Ball gefangen“ Und groß genug war er auch, eigentlich schon fast stämmig. Auf dem Feld sicher furchteinflößend – auch mit seinem Nachnamen.
Serge Petit. Dabei war er wirklich alles andere als petit.

"Was heißt hier früh?", gab Kara zurück, wobei sie fast rufen musste um das laufende Wasser aus dem Hahn zu übertönen. "Wo die meisten doch von ziemlich weit weg herkommen ost einen Tag früher anreisen doch echt intelligent. Dann kann man noch gegen den Jetlag anschlafen." Mehr konnte sie erstmal nicht sagen, weil sie ihre Zähne schnell putzte. Heute mal wirklich schnell und nicht die vorgeschriebenen drei Minuten, aber das ging sicher auch mal klar. Danach schlüpfte sie in ihre Klamotten und bändigte ihre Haare in einen Zopf. "So, fertig. Ich bin sehr für die Abkürzung. Willst du?", strahlte sie ihre Freundin dann aus dem Türrahmen heraus an.

„Es wäre mir eine Ehre“ Kaya deutete eine Verbeugung an, lachte und mit der Bewegung, mit der sie sich wieder aufrichtete, warf sie ein Portal. „Nach dir“, sagte sie zwinkernd, wartete, bis Kara hindurch gesprungen war und folgte ihr. Sie landeten unmittelbar in der Nähe der Essensausgabe, allerdings etwas seitlich an einer Stelle, wo mit Sicherheit niemand stehen würde.
Das seltsame Geräusch, das ein sich öffnendes Portal verursachte, war Liam schon so vertraut, dass er sein gefülltes Tablett abstellte und erwartungsvoll herum fuhr.
Und da war sie. Das unglaublichste Mädchen, das er kannte und weiß Gott, wie er es geschafft hatte, dass sie seine Freundin war.
„Einen wunderschönen guten Morgen die Damen!“, begrüßte er sie lächelnd, hatte aber nur Augen für Kara, für die er bereits seine Arme leicht ausbreitete.
"Morgen Liam!", raunte Kaya und sah sich in der Mensa um - sie wusste was gleich käme, da musste sie ja ihre Freundin und ihren Cousin nicht dabei beobachten. Ein wenig entfernt fand sie sogar ihren anderen Cousin über ein paar Ecken. "Milo!"

Da war er. Tatsächlich, wie Kaya angekündigt hatte, schon in der Mensa. Mit einem strahlenden Lächeln warf sie sich in seine Arme. Es war so ewig lange her, dass sie sich gesehen hatten. Telefonate und Skype waren einfach kein Ersatz dafür sich wirklich zu treffen, etwas dass in den Sommerferien einfach nicht immer möglich war. Vor allem, wenn man sich in unterschiedlichen Ländern aufhielt. Aber jetzt war alles wieder gut. Begeistert atmete sie seinen Duft ein, während sie den Kopf fest in die Kuhle zwischen seinem Hals und Schulter drückte. "Ich hatte das Gefühl diese Ferien gehen nie vorbei", sagte sie leise und hob den Kopf ein klein wenig, um ihm in die Augen sehen zu können. "Guten morgen", wünschte sie dann auch verspätet, mit einem verschmitzten Grinsen.

Überrascht und wohl auch ein wenig eingeschüchtert sah Ezra zu Mr. Valentine auf. Er wusste, dass dieser von seinen Schüler auch gerne mal "Beast" genannt wurde, und jetzt verstand er auch, wieso. Mal abgesehen davon, dass der Mann ihn um mindestens anderthalb Köpfe überragte, war er breit wie ein Schrank und selbst seine Hand sah aus, als könnte sie Ezras mühelos zerquetschen. Dennoch ergriff und schüttelte Ezra sie und nickte. "Freut mich, Sie kennen zu lernen, Sir", antwortete er höflich, "und vielen Dank für Ihr freundliches Angebot." Man konnte ihm vorwerfen, dass er mitunter ein Sauertopf war, aber seine gute Kinderstube vergaß er praktisch nie.
"Gwen war so nett, ein Auge auf die Bar zu haben", antwortete Felipe unterdessen auf Noemis Frage, "ich soll dich aber ganz lieb von ihr und dem Rest der Truppe grüßen."

Milo drehte sich um als er seinen Namen hörte und winkte lächelnd, als er Kaya entdeckte. "Morgen, Dornröschen!", rief er ihr grinsend zu und winkte mit den Flyern, "auch schon wach?"
Da er aber nicht unhöflich sein wollte, fing er jetzt kein Gespräch mit seiner Cousine an, sondern wandte sich wieder Rose zu. "Naja, schönes Wetter ist ja immerhin schon einmal ein Anfang", plauderte er, während er die letzten Flyer auf den Stühlen verteilte, "hier regnet es doch bestimmt weniger als in England, oder?"

Liam hatte das Skypen und das ewige Getippe nach vier Wochen sowas von satt. Auf diese Weise hatte er zwar zu Kara Kontakt gehabt und klar, war es besser, als nichts von ihr zu hören, aber dennoch. Nichts war so fantastisch, wie sie tatsächlich vor sich zu haben.
Lächelnd hielt er Kara in seinen Arm, versengte sein Gesicht in ihren Haaren und atmete tief ein. Da hatte das neue Schuljahr tatsächlich etwas Gutes. Vielleicht sollten sie in den nächsten Ferien einfach zusammen wegfahren. Seine Eltern hatten sicher nichts dagegen, auch wenn seine Mutter bei solchen Fragen immer seinen Vater ansah. Aus welchem Grund auch immer.
„Ging mir genau so“, antwortete Liam lächelnd, lehnte sich zu ihr und gab ihr einen langen Kuss, der sie für die vergangenen vier Liam-freien Wochen hinwegtrösten sollte.
„Hey, hebt euch noch etwas für später auf“, bemerkte Kaya, seufzte theatralisch und quetschte sich an ihnen vorbei, wenngleich eigentlich genug Platz da war. Mit einem Grinsen winkte sie noch einmal Milo zu – den würde sie später noch überfallen – und schnappte sich dann ein Tablett.

„Keine Ursache. Mir liegt viel daran, dass sich jeder hier an der Schule wohl fühlt und die anderen Lehrer sehen das genauso“, antwortete Matthew mit einem fröhlichen Lächeln. Er konnte sich noch an damals erinnern, als Ezras Eltern in seinem Alter gewesen waren. Der Junge sah tatsächlich aus, wie Mischung aus beiden. Und höflich war er auch.
„Den Brief mit deinem Stundenplan und der Zimmernummer, sowie Schlüssel hast du schon per Post bekommen, oder?“ Matthew hoffte, dass Ezra gut mit seinem Sohn Liam zurechtkommen würde.
„Danke! Vielleicht schaffen wir es irgendwann demnächst, euch besuchen zu kommen. Ich würde Gwen gerne mal wieder sehen. Ich muss sie schließlich aushorchen, ob du dich auch benimmst“, bemerkte Noemi und zwinkerte Felipe zu.
„Wie geht es denn Lupita und Grace?“

Auch Rose hatte aufgesehen und Milos Cousine entdeckt. Sie hatte eigentlich schon damit gerechnet, dass er zu ihr hinüber gehen würde, dass er es dann doch nicht tat, rechnete sie ihm hoch an. Auch wenn sie das leise Gefühl hatte, dass er nur aus Höflichkeit hier blieb.
„Das schon. Aber ganz ehrlich, das ist auch keine Kunst. Ich kenne kein Land, in dem es so viel regnet, wie in England. Vielleicht Irland oder Schottland, aber das war es dann auch“, antwortete Rose und verteilte weitere Flyer. Sie hatte noch ein paar in der Hand, doch als sie sich umsah, konnte sie bereits auf jedem Tisch welche liegen sehen.
„Scheint, als wären wir fertig“

"Habe ich, Sir", bestätigte Ezra nickend und klopfte zur Bestätigung auf seine Jackentasche, in der sich Schlüssel und Stundenplan befanden, "meine Vater behauptet, er hätte in seiner Schulzeit dasselbe Zimmer bewohnt." Auch wenn er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, war Ezra doch etwas nervös. In dem Brief hatte nicht gestanden, mit wem er zusammen wohnen würde, und der Pessimist in ihm ging davon aus, dass es nur furchtbar werden konnte. Zumal er es nicht gewohnt war, sein Zimmer mit jemand anderem zu teilen.
"Oh, den geht es beiden fantastisch", erwiderte Felipe zeitgleich grinsend auf Noemis Frage, "von anderthalb Wochen hat Lupitas erstes Semester am College begonnen, sie scheint zufrieden, allerdings hat sie sich beschwert dass ihre Zimmerkollegin manchmal schnarcht. Und Grace wartet noch immer händeringend darauf, dass sich ihre Mutation bemerkbar macht und sie endlich auch herkommen darf."

"Das ging schneller als gedacht. Danke für deine Hilfe." Milo schenkte Rose ein dankbares Lächeln und nahm die übrig gebliebenen Flyer entgegen. Diese landeten in einem von Ava bereit gestellten Karton und sie dankte den beiden noch, ehe sie die Mensa wieder verließ. "Hast du denn schon gefrühstückt?", erkundigte sich Milo bei Rose, nachdem er sich von seiner Mutter verabschiedet hatte, "ich wollte mir nen Happen holen, wenn du Lust hast, kannst du dich gerne anschließen?"
Milo war bewusst, dass Rose keine Familie hatte und im Nachhinein wurde ihm klar, dass sein Schwärmen vom Familienurlaub nicht unbedingt feinfühlig gewesen war. Das jetzt war seine Art, Wiedergutmachung zu leisten.

Vielleicht hatte Kaya doch die bessere Idee gehabt, als sie Liam zu hochschicken wollte. Dann hätte Kara das hier jetzt viel besser genießen können und vor allem etwas ausweiten. Leider konnte sie nicht ganz vergessen, wo sie waren, nicht mal nach dieser langen Trennung, und Kayas Kommentar machte es ihr dann ganz unmöglich noch länger so zu tun als gäbe es nur Liam. Ziemlich außer Atem löste sie ihre Lippen von seinen, ließ sich wieder auf ihre Hacken sinken, was sie allerdings nicht tat, war die Hände von ihm zu nehmen, die lagen weiter locker auf seinen Schultern. "Woher weißt du nur immer so genau, was ich vermisst habe?", fragte sie mit einem schmunzeln, vollkommen entschlossen nicht auf Kayas Satz einzugehen.

Immer noch laut und unmelodiös Pfeifend kam Cooper um die Ecke und verstummte schlagartig. "Ups. Wollte nicht stören", sagte er, allerdings mit einem Grinsen, das es schwer machte zu sagen, ob er es auch tatsächlich ernst meinte. Dabei war es ihm wirklich etwas unangenehm in die Familienzusammenführung (danach sah es nämlich aus) vor dem Eingang geplatzt zu sein. Und dann auch noch mit seinen nicht vorhandenen Musikkünsten.

„Hmm, ja, könnte gut sein. Ich habe ehrlich gesagt nicht alle Zimmernummern von früher im Kopf, aber wenn dein Vater das sagt, könnte es durchaus sein. Der Junge, mit dem du wohnst, ist vermutlich gerade in der Mensa…so wie ich ihn kenne“, fügte Matthew lächelnd hinzu.
„Er gilt als sehr umgänglich, ich hoffe daher, ihr kommt beide gut miteinander aus. Er kann sich wie du in ein Tier verwandeln- Guten Morgen Cooper! So früh schon auf den Beinen?“, wandte sich Matthew an den Schüler und nickte ihm munter zu.
„College? Oh Gott, ist es schon soweit? Wann ist sie nur so erwachsen geworden… Ich erinnere mich noch so gut daran, wie du sie mir damals stolz vorgestellt hast und sie noch bequem auf einem deiner Arme hast tragen können“, sagte Noemi lächelnd.
„Und Grace bekommt ihre Mutation bestimmt noch. Aber es könnte wirklich sein, dass sie nicht wie ihre Schwestern ein Gestaltwandler wird“

„Uhm. Nein, bisher hatte ich nur einen Kaffee“, antwortete Rose und zeigte hinüber an den Tisch, auf dem noch ihre Tasse stand, direkt neben der Zeitung. Vielleicht sollte sie nachher den einen Artikel einfach daraus verschwinden lassen.
„Also…klar, gerne“, fuhr sie fort und nickte. Zusammen steuerten sie die Essenausgabe an, wo sich Kaya bereits an dem Buffet gütlich tat. Neben einer großen Portion Pancakes mit heißen Kirschen stand eine Schüssel Müsli und ein Glas Orangensaft. Sie diskutierte mit Serge gerade darüber, warum es ihn nicht kränken sollte, wenn so viele zum ungesunden typischen britischen Frühstück greifen, wenn es doch noch anderes gab.
„Manche lieben einfach die Herausforderung, früh morgens eine fettige Portion Bohnen, Speck und Rührei zu vertilgen. Von den Würstchen ganz zu schweigen“, raunte sie schmunzelnd.
„Oh, sollte Serge dich erwartungsvoll ansehen, will er übrigens hören, dass er braun geworden ist. Er war in den Ferien zwei Wochen in der Karibik“, flüsterte Rose Milo zu und lächelte dabei amüsiert.

„Übung, schätze ich“, antwortete Liam, strich durch Karas Haare und lachte. Was hatte er sie vermisst, dabei waren es nur lächerliche vier Wochen gewesen! Seine Schwester hatte sich regelmäßig über ihn lustig gemacht.
„Aber ich glaube, so ganz hat Kaya nicht Unrecht. Ich glaube mein Frühstück da vorne wird bereits kalt“ Er nickte in die Richtung, wo sein Tablett stand und artig auf ihn wartete.
„Ich schlage vor, du holst dir was zu essen und ich such für uns schon mal einen Tisch?“, raunte er und ließ seine Hände langsam sinken.

Cooper räusperte sich, sah auf seine Füße runter und sah wieder lachen zu seinem Rektor auf. "Äh, ja, sieht so aus. Das Ausschlafen ist noch wieder neu für mich", antwortete er, wobei sein Blick langsam neugierig zu dem neuen Mitschüler ansah. "Morgen", grüßte er die beiden Schüler munter.

Zufrieden lächelte Kara. "Hm, praktisch veranlagt ist er auch. Was hab ich doch für einen guten Männergeschmack", summte sie leise vor sich hin. Bevor sie allerdings wirklich Liams Vorschlag nachkam, stellte sie sich auf die Zehenspitzen, gab ihm einen kleinen Kuss und einen Klapps auf den Hintern. Dann war sie weg und tauchte neben Kaya an der Ausgabe wieder auf. "Morgen Serge. Wie waren die Ferien? Bist du braun geworden?", fragte sie den Koch, der kurz zusammengezuckt war, als sie die Karaffe mit O-Saft ins Schaukeln gebracht hatte, nur weil sie fast ein bisschen zu dicht an das Buffet teleportiert war.