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Stammzellen

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Beitrag von Mondlicht So 13 Jun 2010 - 7:08

Elodie für Noah

Noah ist mit einer erblichen Immunschwäche zur Welt gekommen und hat keine Aussicht auf ein langes Leben. Die Eltern unternahmen das Einzige, was Erfolg verspricht: Sie zeugten im Reagenzglas ein Schwesterchen "nach Mass", um mit dessen Stammzellen Noahs Immunsystem aufzubauen. Weil die PräimplantationsdiagnostiK (vorher nachsehen, ob das Schwesterchen tatsächlich spenden kann) in der Schweiz verboten ist, reisten die Eltern von Genf nach Belgien. Aus den in-vitro gezeugten Embryonen wird die künftige Elodie ausgewählt und der Mutter eingepflanzt. Die Prozedur gelingt, wie auch die Stammzellen-Übertragung ein Jahr später in der Kinderklinik Zürich. Eine medizinische Erfolgsgeschichte, die jede Menge Fragen aufwirft.


Was haltet ihr davon? Sagt ihr, das ist okay, schliesslich kann man aus Stammzellen Nervenzellen züchten, damit kann man Alzheimer und Parkinson heilen, oder eben mit neuen Blutkörperchen eine Immunkrankheit? Damit wird Leben gerettet?
Oder sagt ihr, das ist nicht okay, da wird mit menschlichem Leben herumgespielt? Was sagen die Eltern der Elodie später? Und was ist mit den 'zu vielen' Embryonen, die nicht für Noah geeignet waren? Sie wurden ja vermutlich vernichtet oder zu Forschungszwecken verwendet. Ist das moralisch tragbar?

Bin gespannt auf eure Antworten
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Beitrag von Namurai Mo 14 Jun 2010 - 8:01

Da ich das Menschliche Geschöpf im allgemeinen den Tieren zuordne stellt diese Frage für mich keine neuen Moralüberschreitung dar. Den Schritt Leben für unsere eigenen Zwecke zu missbrauchen wurde schon viel viel früher gemacht. So denke man an all das Gentech zeugs für Impfstoffproduktionen, für Super-Saatgut usw.
Es sollte hier Grundlegend hinterfragt werden, ob der Mensch berechtigt ist, auf solch markante weise in das Leben irgend einer Lebensform einzugreifen und darin herum zu pfuschen wie es ihm beliebt (natürlich im Namen der Wissenschaft, versteht sich).
Ich fürchte zudem, dass solche Experimente sehr schnell auch kaptialistische Anreize schafft (weshalb sollte es für den Gesunden sonst Anreize geben solche Forschung zu betreiben? Weil man seinen Mitmenschen helfen möchten? Der einzelne vielleicht schon, die Forschungsfirma garantiert nicht.).
Lebewesen als "Reservefabriken" zu missbrauchen/verkaufen stellt für mich einen krassen Achtungsmissbrauch gegenüber dem Leben dar (es wird zu schlicht Verbrauchsmaterial degradiert!).
Dürfen wir uns eigenes auf kosten von anderem Leben erhalten?
Ist das "andere" Leben denn weniger wertvoll als unser eigenes?

Das Thema beschäftigt sich auch wieder stark mit dem Thema Tod und Sterben. Weshalb wehren wir uns denn so wehement gegen den Tod? Heisst es doch immer "Tod gehört zum Leben", so leben wir in unsere heutigen Welt etwas völlig gegensätzliches. Der eigene Tod ist zur grössten Angst überhaupt geworden (oder war er es schon immer?)

Gruss
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Beitrag von USS Nelame Mo 14 Jun 2010 - 9:33

Also ganz ehrlich - ich werde später auch in die Forschung gehen und möglicherweise mit Stammzellen arbeiten.

Und ich finde, bei der Arbeit mit Stammzellen muss man klar differenzieren.
Ein Embryo ist für mich kein Mensch, denn um Mensch zu werden, muss er erst einmal zu einem Menschen anwachsen. Ich gehe sogar noch weiter und sage, dass für mich ein Neugeborenes noch kein vollwertiger Mensch ist. Für mich beginnt Leben Mensch zu sein, wo die Existenz beginnt und die Existenz beginnt für mich, wo das Gehirn lernt, das Bewusstsein zu übernehmen. Für mich ist es verwerflich Bewusstsein zu vernichten. Und darum hätte ich zum Beispiel keine Probleme damit, normale Embryonen zu vernichten oder mit ihnen zu experimentieren. Mehr als ein Zellhaufen sind sie nämlich rein objektiv gesehen nicht und sie spüren auch weder Bewusstsein, noch Emotionen, noch besitzen sie einen Geist. Damit erzeuge ich also weder Leid für den Embryo noch Schmerz, einfach weil die nötigen Sinneszellen um dies zu spüren noch längst nicht vorhanden sind.

Fazit also: Ich habe keine Probleme mit Stammzelltechnologie, sehe diese aber als verwerflich an, sobald man an bewusstseins-innehabenden Lebewesen daran forscht.

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Beitrag von Namurai Mo 14 Jun 2010 - 9:38

USS Nelame schrieb:noch besitzen sie einen Geist...

Da mögen manche das Gegenteil behaupten
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Beitrag von USS Nelame Mo 14 Jun 2010 - 9:43

Namurai schrieb:Da mögen manche das Gegenteil behaupten
Geist ist für mich das, was abstrakte Denkprozesse nachvollzieht und zu höheren Empfindungen sowie Projektionen fähig ist. Und ich habe noch nie von einem Embryo gehört, das sich selbst ein Werkzeug geschaffen hat und damit den Weg aus dem Bauch der Mutter frei geschnitten hat. Sicher, es ist in der Lage dies zu entwickeln - keine Frage. Aber so lange das noch nicht vorhanden ist, habe ich damit keine Probleme, an diesem Zellhaufen herum zu existieren.


Etwas anderes ist es mit der Seele. Ob ein Embryo eine Seele hat, kann ich weder beantworten, noch vermuten.

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Beitrag von tuana Mo 14 Jun 2010 - 11:01

Ich hoffe, ich werde für das, was ich sage jetzt nicht als gewissenslos dargestellt, dem ist nämlich nicht so.

Ich möchte das, oder auch etwas Ähnliches eines Tages von Beruf machen und deshalb hat sich auch mir die Frage der ethischen und moralischen Verantwortbarkeit gestellt. Ich schätze wir sind uns relativ einig, dass es hier zu einem großen Teil ums Klonen geht, was einen weiteren Aspekt mit sich bringt. Ich habe mich (mehr oder weniger freiwillig) zu dem Thema belesen, da wir auch in der Schule einiges zur Identitätsentwicklung gemacht haben, und finde, man sollte da unterscheiden wie die Wissenschaftler es tun, zwischen "Ego-Klonen" (den einfachen Gen-Kopien, gezüchtete Menschen, die man in mehr oder weniger als Doppelgänger in diese Welt einschleust) und den therapeutischen Klonen, die dem medizinischen Zweck dienen, wie es hier der Fall ist.
Was das "Ego-Klonen" angeht, denke ich, ich kann mit voller Überzeugung sagen, dass ich das nicht für moralisch vertretbar halte. Zudem kann man eh keinen Menschen "kopieren", denn er wird erst durch seine Erfahrungen zu einem Individuum mit einzigartigem Charakter.
Nun, das therapeutische Klonen halte ich dagegen für akzeptierbar, ja sogar für notwendig. Denn die im Labor gezüchteten Embryonen oder sogar einzelne Organe haben weder eigenen Willen, noch Ich-Bewusstsein.


Daher stimme ich Nelame zu, dass eigentlich niemand mit Bestimmheit sagen kann, ob ein kaum entwickelter Fötus bereits eine Seele hat.
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Beitrag von Seido Mo 14 Jun 2010 - 17:49

Ich find's ok. Wie Nelame schon sagt: Zellhaufen. Organisches Material.

Mir wird häufig gesagt ich sei skrupellos in meiner Denkweise, aber das ist der Weg, den wir gehen. Der Mensch entwickelt sich weiter und jagt irgendwann seinen eigenen Lebensraum in die Luft, unmittelbar davor könnte er jedoch auf einem hohen technischen Stand sein. Wer weiss das schon.
Stammzellennutzung und übrigens auch das Klonen von Menschen sind in meinen Augen nur Schritte auf dem Weg zu diesem Stand. Das einzige was wir noch abwerfen müssen ist diese hinderliche political correctness-Moral, die so manch einer an den Tag legt um in seinem Umfeld besonders gut dazustehen. Dafür will man auf die Schulter geklopft werden, während man selbst bereits weiss, dass man durch das Nutzen besagten organischen Materials Leben retten kann.

So far, und Nelame oder tuana, wenn einer von euch ein Testobjekt zum Klonen braucht, ich meld mich freiwillig. Wie geil wäre das denn, sich mit mir selbst streiten zu können!

Lieben Gruß,
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Beitrag von Namurai Di 15 Jun 2010 - 0:28

USS Nelame schrieb:Etwas anderes ist es mit der Seele. Ob ein Embryo eine Seele hat, kann ich weder beantworten, noch vermuten.

Das gleiche könnte man aber auch als Gegenargument vorlegen. Die Wissenschaft ist doch stehts erpicht darauf Ihre Theorien auf erforschtem Grund durchzuführen. Annahmen, gerade in dieser Beziehung bezeiche ich als sehr heikel wenn man bedenkt mit was man "herumdoktert".
Eine Seele ist nach meiner Auffassung (auch nur eine Vermutung) keine Materie. Sprich: Ob eine oder eine Billion Zellen, das materielle "Volumen" des Körpers ist egal. Auch ob sie erst nach der Geburt zugefügt wird oder nicht kann nur vermutet werden.
Oder ist die "Seele" nach deiner Auffassung nichts anders als das Bewusstsein das vom Hirn aus gesteuert wird (Elek. Impulse, Harmone usw)?

Blöde frage aber: Weshalb versucht Ihr so verzweifelt das Leben solcher, die sterbens krank sind, mit jedem erdenklichen und auf Vermutungen beruhenden Weg (der zumal anderes Leben vernichtet) irgendwie zu retten?
Es verrecken noch immer jährlich Millionen von Menschen weil sie kein Essen haben! Eine solche Organzucht ist selbst dann wenn man sie routinemässig durchführen könnte viel viel teurer als einer dieser Hungerleidenden zu retten (wenn es Euch ums retten geht)
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Beitrag von Mondlicht Di 15 Jun 2010 - 5:10

Hey Leute

tolle Diskussion hab ich da entfacht lachen

Wie ich sehe sind da zwei Fronten:
Die Wissenschaftler, die es als verantwortbar betrachten, da ein Embryo weder Sinne noch Gefühle hat -> "Zellhaufen"
Und der Kritiker, ob der Mensch dazu berechtigt ist, mit egal welcher Lebensform herumzupfuschen.

Ich stehe eher auf der Kritikerseite, aber nicht unbedingt aus ethisch/moralischen Gründen. Ich schauen in die Zukunft und frage mich: Toll, die Reichen können sich Organe nachzüchten lassen und werden steinalt (am Ende lassen sich sogar die Telomere begrenzt nachbilden und der Mensch wird 300 Jahre alt). Da ist es irgendwann fraglich, ob man jede Krankheit heilen soll. Für etwas sind die da. Der Mensch soll schliesslich auch irgendwann sterben, makaber gesagt.
Klar, man kann damit ein kaputtes Herz, eine beschädigte Leber 'reparieren', aber was bringt es, einen 90 Jährigen Mann/eine 90 jährige Frau von Alzheimer zu retten? Aus irgend einem Grund hat er/sie Alzheimer, denn das Hirn kann einfach nicht mehr, blöd gesagt. Warum es noch länger quälen? Körperlich mag man Menschen dadurch wieder fit machen, aber was ist mit dem Geist?

Ich konnte jetzt nicht so wirklich ausdrücken, was ich sagen wollte, aber vielleicht versteht ihr's ja doch ...? ^^

lg
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Beitrag von Nakyo Do 13 Jan 2011 - 9:29

Ich denke, die Sache ist ein zweischneidiges Messer.
Wird sich das Schwesterchen immer nur als Objekt fühlen und auch so behandelt werden oder bekommt es dennoch die Liebe, die es verdient? Schließlich kann sie nicht für die Erkrankung ihres Brüderchens und es ist alles andere als fair, dass sie darunter leiden wird.
Aber auf der anderen Seite steht eben der Tod. Will man diesen in Kauf nehmen oder ist in diesem Fall ein unmoralisches Verhalten doch das Richtige?
Ich denke, dass ich ein Thema, welches man nicht einfach so sallopp zur Seite schieben kann, sondern sorgsam das Für und Wieder abwägen muss und das geht nun einmal nicht innerhalb von fünf Minuten.
Ein wichtiger Punkt ist allerdings auch, was Noah später dabei empfinden wird, ob er sich vielleicht schuldig fühlen wird, dass seine Schwester unter ihm leidet oder es ihm egal sein wird.

Gruß
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