[Erörterung] Symphonie Nr. 3 - Satz 1+2 - Dämmertraumstunde

Dies hier ist die fachlich orientierte Erörterung vom ersten Satz meiner dritten Symphonie, den ich hier für alle Forenmitglieder zum Download zur Verfügung stelle.

In meiner dritten Symphonie geht es grob gesagt um das Thema "Lebensträume erfüllen" und wie man das überhaupt schafft. Immer wieder erlebt man ja, dass man Träume hat, Ideen oder Ziele, die man erreichen will. Oftmals jedoch scheitert man an diesen Dingen oder erlebt Rückschläge. Wie gelingt es einem aber nun, durchzuhalten?


Das zentrale Thema meiner Dämmertraumstunde ist die Melodie, die ganz zu Anfang in der Posaune ertönt.



Dieses Thema steht symbolisch für den Einfluss von außen. Ob man dies nun Schicksal nennen mag, Pech, Fremdbestimmung durch Vorgesetzte oder Autoritätspersonen ist völlig dahin gestellt, denn ich denke, jeder kennt solche Einflüsse von außen, die sich dunkel und düster über das eigene Leben legen können. Deshalb wird diesem Thema auch erst einmal eine gewisse Zeit eingeräumt, bis sich die ersten positiven Einflüsse bemerkbar machen. Verstärkt wird das Positive immer wieder durch einen ganz speziellen Rythmus, der zum ersten Mal in Takt 56 (etwa im Zeitindex 1:48) einsetzt. Die Pauken spielen diesen Rythmus immer wieder, während das Orchester die Tonart von Moll nach Dur wechselt und somit optimistischer wird.



Der Rythmus ist immer wieder mit der wörtlichen Überschrift "handel!" versehen - eine Art innere Stimme, die motivieren möchte und so zur Aktivität ermutigen möchte. Der damit vermittelte, anfängliche Optimismus, auch wenn er immer wieder durch den negativen Einwurf der Posaunen gestört wird, versucht sich weiter zu entwickeln und schließlich nach einiger Anstrengung zum Ziel zu führen. Diese findet musikalisch zum ersten Mal Ausdruck durch ein Thema in den Streichen, das begleitet von der Oboe das schöne, erfreuliche Ergebnis des Handelns beschreiben möchte. Ab der dritten Minute etwa erklingt dieses Thema und breitet sich über das ganze Orchester aus.



Erst der Einwurf der Celesta (klingt so ähnlich, wie ein Glockenspiel) lässt das Orchester wieder verstummen und das Wechselspiel zwischen negativ und positiv aufs neue Beginnen.

Der immer währende Wechsel zwischen Positivem und Negativen dominiert die erste Hälfte des Stücks und führt schließlich nach einem fast schon zerstörenden Schlag dazu, dass das ganze Orchester fast verstummt, bis schließlich Celesta, Klavier und Harfe in ein neues Thema einstimmen, dass erst sehr leise und zart beginnt und sich dann mit Hilfe der Holzbläser ausbreitet. Diesmal entfaltet sich die positive Energie aus einem selber ungehindert und führt schließlich erneut zu dem eigentlichen, wunderbaren Ziel. Doch werden all die problematischen Dinge so einfach zum schweigen zu bringen sein? Oder bedarf es mehr, als nur der eigentlichen Aussicht auf ein schönes Ziel, um glücklich zu werden?



P.S.: In die hier veröffentlichten Noten sind fachliche Fehler eingebaut, die zwar nichts an der Melodie ändern, jedoch unter Fachmännern als falsch angesehen werden. Ihr könnt das in etwa mit einem falschen Buchstaben (bzp: "Menner" geschrieben anstatt "Männer") vergleichen (Stichwort: enharmonische Verwechslung). Dies habe ich bewusst so gemacht, um unbefugten Datenklau vorzubeugen.

Der zweite Satz meiner dritten Symphonie ist seit heute fertig. Im Vergleich zum ersten Satz ist er entschiedener, aber auch brachialer. Auch dieses Werk stelle ich für alle Forenmitglieder hier zum Download zur Verfügung.

Wo der erste Satz eher düster und verstörend endete, beginnt der zweite bereits finster, mehr mit einem brachialen Gestampfe, als einer Melodie. Den Beginn macht ein Posaunensignal, beantwortet von rhythmisch verschobenen Streichern, die später noch vom Rest des Orchesters ergänzt werden im immer wiederkehrenden, forderndem Schlagzeug-Rhythmus. Wer etwas mit Noten anfangen kann, hier ist das Hauptsignal, dass den ganzen Satz durchzieht:




Wie man sieht ist es in abwechselnden Achtel-Takten notiert. 7/8 und 9/8-Takte wechseln sich dabei immer wieder ab und werden an manchen Stellen von 8/8-Takten unterbrochen, was ständige Verschiebungen im Rhythmus und eine hohe Dynamik zur Folge hat. Das ganze Werk ist auf diese Hektik ausgelegt, wobei sie zu Anfang noch subtiler sein mag, sich später aber schier unaufhaltsam hervor zu preschen versucht, ohne Rücksicht auf Verluste.

Wer eine Vorstellung oder Interpretation des Ganzen benötigt, kann sich das vielleicht als Arbeit in einer Firma vorstellen, in der man immer wieder den Befehlen von oben ausgesetzt ist (das Posaunensignal), ohne überhaupt einen Einfluss darauf zu haben, was man überhaupt tut. Folglich fügt man sich auch dem ganzen Druck, der ausgeübt wird und bemüht sich, seine Arbeit entsprechend gut und aufrichtig zu verrichten.

Diese Fügung habe ich auch versucht, mit der folgenden Melodie auszudrücken. Man hört dieses Thema ab Takt 108 zuerst (in etwa ab Minute 2:30). Während die Streicher in einem andächtigen Thema begleitet zum Takt der Triangel schon fast "ich bin brav und ordentlich und arbeite immer fürsorglich" zu singen versuchen, verharrt der Rest des Orchesters in einem hektischen und wenig romantischen Staccato und stört dieses Thema immer wieder, sodass es nie recht zur Entfaltung kommen mag.




In dieser Phase übernimmt schließlich das Posaunensignal wieder die Kontrolle - beide Themen versuchen, gegeneinander in einem ermüdenden und resignierenden Kampf gegeneinander anzukommen, bis in etwa nach der 10. Minute die komplette Stimmung kippt und (eingeleitet von demselben Pauken-Rhythmus aus dem ersten Satz) ruhiger wird. Technisch ist dies auch die einzige Passage, die sich von einem achtel-Rhythmus in einen viertel-Rhythmus sich wandelt, so also auch die Rhythmik ruhiger und schließlich die Harmonie verträglicher gestaltet. Hier beginnt der Ruhepunkt der gesamten Symphonie - eine kleine Pause, in die man sich vor der Arbeit flüchtet und es immerhin ein paar Minuten lang schafft, anzudauern. Wer den ersten Satz in Erinnerung hat, wird vielleicht noch den ein oder anderen kleinen Melodiefetzen wiedererkennen, der sich hier im zweiten Satz noch einmal wiederholt und zum erneuten Ausklingen sich bemüht. Ein Moment, in dem man Ruhe, Erholung und Trost sucht und versucht, wieder zu Kräften zu kommen. Aber ob das genug ist? Oder ob die sich ankündigenden Schwankungen ab Takt 553 (ca. zur sechzehnten Minute) bereits erste Zeichen von Zweifel oder gar Problemen sind?



Dieses Werk ist meinem Studium in Iserlohn gewidmet.