Etwas anders machen?

Wer kennt nicht die Fielmann-Werbung, in der der eine alte Knacker den anderen fragt, ob er etwas in seinem Leben verändern würde, wenn er noch einmal zurückgehen könnte. Diese Frage habe ich mir heute auf dem Weg zur Arbeit auch gestellt, ganz ohne Anstoß. Und die Frage würde ich aus Neugierde auch euch gerne stellen.

Ganz egal ob ihr euch in euer altes Selbst versetzen könntet, allerdings mit dem Wissen ausgestattet, das ihr heute erlangt habt, oder ob ihr euch quasi in einem Gespräch mit eurem damaligen Ich wiederfindet und es vor gewissen Entscheidungen warnt oder ihm Tipps gebt - würdet ihr etwas verändern oder euer altes Ich zu einer Änderung drängen? Und wie sähe diese Änderung aus?

Ich glaube, die Frage hat sich schon jeder einmal gestellt, bzw. irgendwann einmal gesagt: Wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiß, hätte ich vieles anders gemacht.

Doch würde man das wirklich? Früher einmal hätte ich die Frage ohne zu zögern mit "Ja" beantwortet. Heute würde ich sage: Wahrscheinlich nicht.
Warum? Ganz einfach: Kennt ihr den Film "Peggy Sue hat geheiratet"?
Wenn ja, ahnt ihr bereits worauf ich hinaus will, wenn nicht, eine Kurzbeschreibung:

Peggy Sue (getrennt lebend mit zwei erwchsenen Kindern) ist im Begriff auf ein Klassentreffen zu gehen. Kurz davor erinnert sie sich an die Zeit um ihren 18. Geburtstag, an dem sie schwanger wurde und aus diesem grund geheiratet hat. Daraufhin sagt sie auch den berühmten Satz "Wenn ich damals..."
Um es kurz zu machen: Auf dem Treffen fällt sie in Ohnmacht und erwacht in ihrer Vergangenheit. Diesmal aber mit dem Wissen der Gegenwart. Verzweifelt versucht sie nun ihr Leben zu ändern und dennoch läuft letztendlich alles wieder auf das Selbe hinaus.....

Und ich denke, dass es in der Wirklichkeit auch nicht viel anders wäre, denn sicher hat jeder von uns einmal etwas erlebt, das sich im Nachhinein als nicht die beste Lösung erwiesen hat. Aber wissen wir, wozu es gut war? Vielleicht hat genau das oder jenes Ereignis, dass wir lieber ungeschehen machen würde, zu genau dem gemacht, was wir sind. Wer weiß, wie wir uns entwickelt hätten, hätten wir früher die ein oder andere Entscheidung anders getroffen.

Daher sage ich heute: NEIN! Ich würde nichts anders machen. Außer vielleicht, dass ich mit dem schreiben schon früher begonnen hätte.

Es gibt in meinem Leben nur einen Tag, den ich wirklich bereue und das ist mein Geburtstag. Seitdem habe ich eigentlich zu jeder Zeit versucht, dass mir bestmögliche zu jeder Zeit zu tun. Sicher, heute bereue ich mein Studium in Iserlohn, die darauf folgende Erkrankung und die Arbeitslosigkeit. Und ja, ich bereue auch, dass ich es schon so lange mitmachen muss. Es gibt Tage, an denen würde ich am liebsten einen Schlussstrich ziehen. Gerade im letzten Jahr gab es die oft.
Aber andererseits weiß ich, wenn ich vorher den Ausgang der Situationen gewusst hätte, hätte ich anders reagiert und gehandelt. Das einzige, was ich mir also vorwerfen könnte ist, dass ich nicht hellsehen kann. Eine Tatsache, an der ich weder was ändern, noch etwas dafür kann.

Tja... so viel dazu. Mit meinem heutigen Wissensstand hätte ich damals vieles anders gemacht und werde ich heute auch vieles anders machen. Aber da ich es früher nicht besser gewusst habe, kann ich meine Taten schlecht bereuen. Im Gegenteil, man lernt aus Fehlern, denn die machen einen erst zu dem Menschen, der man ist. Und wenn ich dadurch nur ein bisschen anders oder besonderer werde, als alle anderen, hervorsteche oder wenigstens als Beispiel voran gehen kann, dann hat es sich schon alleine dafür gelohnt.

Ich bereue einen Tag in meinem Leben wirklich. Klar, ich hätte im Nachhinein vielleicht viele kleine Dinge anders gemacht, aber einen Tag habe ich wirklich böse versaut und das werde ich noch lange bereuen...

Das war letztes Jahr, als ich einen Tag geschwänzt habe aufgrund einer Probe (keine Angst, ich mache das nicht immer... aber manchmal ist es so besser für mich...).
Bei uns ist es so, wenn man eine Probe verpasst, dann muss man Ende Semester eine Probe über den ganzen Stoff schreiben.
Das ist ja theoretisch nicht so schlimm... Das Dumme ist einfach, dass ich am Tag der Semesterprobe wirklich krank war und die Probe trotzdem schreiben musste... Ich habe sie total versaut, das hat meinen Schnitt runtergezogen und nun muss ich die Tertia wiederholen...
Es ist nicht so, dass es mir in der neuen Klasse nicht gefällt, aber ich könnte schon ein Jahr früher fertig sein, ich müsste mich jetzt nicht jeden Tag langweilen und alle um mich herum wären ein wenig erwachsener (wenn auch nur ein Jahr )...
Aber sonst würde ich nichts wirklich gross verändern... So kleine Entscheidungen (wie das Schwänzen einer Probe) verändern das ganze Leben, ohne dass wir es wirklich beeinflussen können, da wir ja nicht wissen wie es sich entwickeln wird...