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Selbstmordgedanken authentisch darstellen.

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Beitrag von Thalianna Do 19 Jan 2012 - 9:49

Ich brauche eure Hilfe.

Obwohl ich für jeden hier hoffe, dass er solche Gedanken noch nicht hatte, brauche ich doch für meine Geschichte möglichst realistische Beschreibungen, wie jemand denkt bzw. fühlt, der sein Leben so nicht weiter leben möchte und keine andere Alternative sieht, als sich umzubringen.
Vielleicht studiert hier ja auch jemand Psychologie und kann mir da weiter helfen.

Eine der Hauptfiguren in meiner Geschichte stellt fest, dass er einen fatalen Fehler gemacht hat und aus Unwissenheit - gemeinerweise sogar noch mit den besten Absichten - Schuld an dem Tod tausender Menschen trägt.
Er kann diesen Fehler korrigieren so dass nicht noch mehr Menschen zu Schaden kommen und tut das auch, muss dafür aber einen Aspekt seiner Persönlichkeit anerkennen und wieder ausbilden, den er im Vorfeld sehr mühsam eleminiert hat. Das alles bedingt, dass er für sich keinen anderen Ausweg mehr sieht als zu sterben.
Er will nicht so weiter leben wie er ist - sieht aber keine Möglichkeit das zu ändern.

Jetzt zu meinen Fragen:
Wie ist so im allgemeinen der Zustand von jemandem der eigentlich keinen Ausweg mehr sieht? Wie verhält er sich? oder wie könnte er sich verhalten?
Werden Signale ausgesendet (an Freunde) die zur Hilfe auffordern? Der Mann ist sehr stolz und würde nicht von sich aus um Hilfe bitten - wie könnten solche Signale aussehen - Weshalb wird so etwas unter Umständen übersehen?
Ändert sich das Verhalten gravierend oder eher nicht - oder ist das ganz verschieden?

Ich selbst hatte (zum Glück) bisher noch keine persönliche Berührung mit diesem Thema die über ein gelegentliches harmloses! Gedankenspiel hinausginge.
Mein Gemüt ist eher sonnig und wenig grüblerisch. Das ist in diesem Fall dem Schreiben allerdings eher abträglich.

Kann jemand helfen?



EDIT by USS Nelame: Thementitel geändert, um Verwechslungen zu vermeiden.
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Beitrag von tuana Do 19 Jan 2012 - 23:54

Ich würde es als eine schrittweise Abkapselung beschreiben. Etwa durch ein vorheriges Ereignis, das vielleicht gar nicht so gravierend aussieht, wie es für den Prota ist. Sowas in der Richtung.
Aber für suizidales Verhalten schlage ich dir Wikipedia vor^^ Oder einfach mal googlen - sicher gibbt es auch Foren, in denen welche dieses Verhalten beschreiben Zwinkern
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Beitrag von USS Nelame Fr 20 Jan 2012 - 1:01

Es gibt massenhaft Möglichkeiten, wie ein Mensch suizidal werden kann. Allen geht aber wohl eines voraus: Ein (für den Betroffenen selber) existenzieller Schock, der entweder in einer Depression mündet, oder aber zu einer Kurzschlussreaktion führt.
Da du einen Protagonisten brauchst, der sich über seinen Selbstmord Gedanken macht, wäre die depressive Schiene vielleicht geeignet. Denkbar ist jemand, der in allem keinen Sinn mehr sieht. Der sein Leben lang gearbeitet hat, ohne dafür irgendeine Form von Wertschätzung zu erhalten und sich nun langsam fragt, wozu das alles. Ob es das alles überhaupt wert war (so genannte Midlife-Crisis).
Du kannst aber auch jemanden beschreiben, der in seinem Leben immer wieder das Scheitern erlebt hat und aufgrund dessen allen Mut verloren hat. Vielleicht hat er seinen Ausbildungsplatz aufgrund unfairer Mittel verloren? Daraufhin hat sich seine Partnerin von ihm getrennt? Als er nichts neues gefunden hat, haben seine Freunde sich von ihm distanziert, ihm sogar vorgeworfen, er wäre faul und würde sich nicht um sein Leben kümmern?
Eine dritte Methode, die mir sehr bekannt ist, wäre, dass das Umfeld einen nicht so wahrnimmt, wie man ist. Meinetwegen hat dein Protagonist ein verborgenes Talent (er malt Bilder, schreibt Geschichten o.ä.), wird dafür aber nie wertgeschätzt und sein Tun wird sogar als "lächerlich" deklariert. Zwar ergreift er daraufhin irgendeinen Job, kann sich mit dem aber nicht identifizieren und zieht den so lange durch, bis er irgendwann nicht mehr kann und zusammen bricht (so genannter Burnout).

Alle drei haben jedenfalls mit einem persönlichen Versagen zu tun und ein depressiver Protagonist nimmt sich selbst auch oft als den größten Versager auf der ganzen Welt wahr, macht seine eigene Arbeit schlecht oder distanziert sich im Endeffekt sogar absichtlich von anderen, um nicht noch mehr verletzt zu werden.

Wie du dich entscheidest, ist letztendlich dein Ding, da ich aufgrund persönlicher Erfahrungen aber schon sehr viel über depressive Menschen weiß und wie sie sich verhalten, helfe ich dir gerne, so einen Charakter zu entwickeln, wenn du genauer weißt, wie er sein soll.
Wichtig ist halt: Eine Depression kommt nicht einfach so, sondern hat meist weit zurückliegende Ursachen. Um das glaubhaft rüber zu bringen, solltest du also einen kompletten Lebenslauf erstellen.

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Beitrag von Thalianna Fr 20 Jan 2012 - 3:29

Erst einmal Danke für die Hilfe!

Das Ereignis, dass Ihn zu Selbstmordgedanken und dann auch zur Tat treibt steht eigentlich schon fest - einen Lebenslauf hat der Charakter auch bereits schon, die Geschichte ist ja in einer Erstfassung nahezu fertig.

Ich denke ich schreibe noch einmal ein bisschen zusätzliches - die Beschreibung im Eingangspost war wohl nicht so ganz hinreichend.

Also hier zum Lebenslauf: - wir befinden uns in einem mittelalterlich geprägten Fantasy-Setting.
Zu dem Zeitpunkt, wo der Charakter für die Geschichte interessant wird, ist in seinem Leben schon einiges passiert. Er hat sich aus relativ kleinen Verhältnissen mit eisernem Willen und Disziplin hochgearbeitet bis zu der Position, die er jetzt inne hat. Dank seines Talentes ist er der Erzmagier einer der Zwei wichtigen Vereinigungen in der Welt. Er ist der Chef der "Guten" Seite. Das Problem ist, dass er im Vorfeld der Geschichte bereits immer weiter in Perfektionismus angrenzend an Fanatismus abdriftet - er übertreibt.
Speziell dann, als eine bis dahin unbekannte Bedrohung auftritt von der niemand weiss woher sie gekommen ist und was man dagegen tun kann. Hier beginnt meine Geschichte.
Der Mann tut nun alles um diese Katastrophe einzudämmen erreicht aber nichts und muss letztendlich erkennen, dass er selbst durch seinen Hang zur Perfektion dieses Problem verursacht hat und es auch nur selbst wieder beheben kann.
Um es mal überspitzt auszudrücken: Der Chef der Guten stellt fest, dass er eigentlich der Evil Overlord war und es nur nicht wusste.
Das bemerkt er allerdings erst gegen Ende, behebt seinen Fehler auch - besiegt also die Bedrohung - alle atmen auf - allerdings ist er nachhaltig geschockt davon wie er sich so täuschen konnte (in seinen eigenen Motiven) verliert das Selbstvertrauen und obwohl seine Freunde noch zu ihm stehen auch -
Und jetzt wird es interessant - den Mut? oder den Willen? weiter zu leben.

Die Depression denke ich ist da von dem, was ich jetzt bei Euch gelesen habe die wahrscheinlichste Variante.
Ein Einschneidendes Ereignis ist vorhanden, Der Protagonist empfindet sich definitiv als Versager auch - oder sogar gerade weil - er eigentlich als Held da steht. Er hat es immerhin geschafft alle zu retten. Nur sehr wenige wissen das er eigentlich an allem schuld ist.
So wie ich aber das Moralempfinden dieses Charakters angelegt habe ist das für ihn absolut unakzeptabel.

Was ihn zum Selbstmord treibt ist somit eigentlich klar.
Was mir noch fehlt, ist wie ich das Ganze auch aus seiner Perspektive in Richtung Ende formulieren könnte.
Was geht in ihm vor? Verliert er einfach nur den Mut oder erlahmt der Wille ebenfalls. Ich könnte mir schlicht grenzenlose Verzweiflung vorstellen (das heißt ich kann es mir gerade nicht so gut vorstellen) weil ja das Vertrauen in die eigene Urteilsfähigkeit stark erschüttert ist.
Ist ihm alles egal?- das würde bei diesem Charakter eher nicht passen. Dann müsste ich mir etwas anderes überlegen.

Versteht ihr jetzt ungefähr worauf ich hinaus will?
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Beitrag von Siera Fr 20 Jan 2012 - 5:03

Hallo Thalianna,
ich denke, wichtig ist, dass du am Ende nicht überdramatisierst. Klar ist das traurig und dein Prota am Ende und gedanklich hat er alles mögliche bereits durchgespielt usw. Wenn der Entschluss dann mal steht, wird aber alles nüchtern ausgeführt. Schnell und ohne großes Aufsehen. Einzige Ausnahme: Derjenige will eigentlich gerettet werden, also eine Hilfeschrei-Tat. Da darf gerne der ein oder andere Hinweis nach außen sickern. Aber das ist bei deinem Prota ja wohl eher nicht so.
Wenn einem das Leben so gleichgültig ist, geht alles, sobald der Entschluss mal getroffen worden ist, recht schnell. So würde ich das auch rüberbringen.

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Beitrag von Thalianna Fr 20 Jan 2012 - 6:30

@Siera
Der Tipp hört sich gut an. Vielleicht mache ich mir auch zu viele Gedanken aber gerettet werden will er sicher nicht.
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Beitrag von USS Nelame Fr 20 Jan 2012 - 13:12

Nun, auch für das von dir beschriebene Szenario gibt es mehrere Möglichkeiten, alle mit der Perspektive, dass es im Selbstmord enden wird.

Da wäre erstens das Borderline-Syndrom. Er sieht sich so sehr als Schuldigen, dass er immer weiter abdriftet. Folge: Er bestraft sich selber. Wo am Anfang vielleicht nur Vorwürfe ausgereicht haben, um sich für sein "Versagen" zu bestrafen, folgen irgendwann Selbstverletzung und in letzter Konsequenz sogar der Tod. Warum? Weil er es verdient hat, dafür, dass er so viel falsch gemacht hat. Dass er sich dabei von allem auf der Welt immer weiter ablöst, ist bereits Indikator der Störung selbst.

Zweite Möglichkeit: Die (wie ich es nenne) "Versager-Krankheit" oder fachlich ausgedrückt auch erlernte Hilflosigkeit. Deinem Chara könnte immer wieder die Botschaft begegnen "ich bin ein Versager. Ich bin nichts wert". Und das so oft, dass es irgendwann schon manisch wird, sich gebetsmühlenartig einschleift, wie Gehirnwäsche und irgendwann komplett sein Handeln bestimmt, dass er nicht einmal mehr den simplen Gang zur Toilette gebacken kriegt. Eine Form der Autosuggestion, denn all dieses Versagen ist im Prinzip selbst eingeredet. Da er das Prinzip aber nicht durchschaut, könnte er das Versagen eines Tages als so schlimm empfinden, dass er brachial den Schlussstrich zieht und sich selbst umbringt.

Drittens könnte ich mir aber auch eine emotionale Überreaktion vorstellen. Als großer Held wird er doch von allen gefeiert, geliebt, verehrt, vielleicht sogar vergöttert. Dieser Ruhm kann aber ganz schnell in Wahn umschlagen, wenn er sich selber seines Versagens bewusst ist. Und da ihn das immer wieder begegnet, kann ich mir gut vorstellen, wie er sich aus dem Leben flüchtet. Vielleicht erst Alkohol, um alles zu vergessen, später sogar Drogen - vieles ist denkbar. Denn in ihm ist eine große Schuld (er hat das Übel selber verursacht) an den ihn jeder erinnert, weil er ja oberflächlich betrachtet das Böse selber besiegt hat. Damit würde jede neue Erinnerung seine eigentlichen Schuldgefühle nur noch größer werden lassen. Das kann sich irgendwann so sehr hochschaukeln, dass er keine andere Möglichkeit mehr sieht, als diesem Teufelskreis durch einen Selbstmord zu entgehen.


Denkbar sind natürlich auch Kombinationen aus allen dreien, oder andere Möglichkeiten - je nachdem, wie dein Chara tickt.
Also keine Sorge, umgebracht kriegen wir ihn schon irgendwie Zwinkern

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Beitrag von Thalianna Fr 20 Jan 2012 - 23:05

Danke!

Ich könnte mir gut eine Mischung aus 1 und 3 vorstellen, was auch am besten in die Geschichte passt.
Ich werde mich in den beiden Gebieten mal ein bisserl schlau machen bzw daran herumdenken glücklich
Bis ich das dann tatsächlich schreibe kann es etwas dauern aber jetzt habe ich ein paar zusätzliche Anhaltspunkte mit denen ich weiterdenken kann.

Zusammen mit Sierras Tipp ist das ein wirklich guter Anfang.

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