Vampire-Das RPG IV

Das Outfit war Damion sehr recht. Allerdings stieß ihm ihr Kommentar doch sauer auf. Während sie sich an ihm fest hielt sah er an sich hinab, mit zusammengezogenen Augenbrauen. "Was soll das denn heißen? Seh ich etwa nicht gut aus?", fragte er etwas angepisst und sah sie dann noch böser an. "Natürlich kann ich fahren. Lass uns nur eins klauen, dann beweise ich dir das!"

Sieh an, der gute war eitel. Eine Eigenschaft, die sehr gut zu dem passte, was sie bisher von ihm wusste. Womöglich sah er sich vorm Schlafen Gehen in den Spiegel und beglückwünschte sich zu seinem unglaublichen Aussehen.
Leticia hob die Brauen und warf Damion einen zweifelnden Blick zu. „Wirklich? Weißt du, ich hänge an meinem Leben. Und dir traue ich es zu, es zu schaffen, dass ich tatsächlich endgültig die Radieschen von unten sehe“, raunte sie und verschränkte ihre Arme, als sie auf ihren Pumps stand und sicheren Halt hatte. „Aber meinetwegen. Du kennst dich sicherlich auch in der Stadt aus, oder? Wir müssen in die Rosemont Avenue 23 in der Nähe des Echo Parks“

Sie hatte ihn ganz gewaltig bei seiner Ehre gepackt. Was ihm aber erst auffiel, als er schon das nächstbeste Motorrad, das für zwei Personen geeignet war, kurzgeschlossen hatte und mit ihr auf den Weg zu der genannten Adresse war. Sogar seine Eltern hatten ihm schon gewarnt, dass er zu einfach in falsche Bahnen zu lenken war. Was Damion damals aufgestoßen war und ihn auch heute nicht viel mehr gefiel, schon gar nicht, wo er nicht im guten von seinen Eltern geschieden war. Wenn man in seiner Situation von Scheiden sprechen konnte. Wie hatte die Frau es nur geschafft ihn an dieses unangenehme Thema zu erinnern. Er gab mehr Gas und fuhr deutlich über der erlaubten Geschwindigkeit, von daher durfte es wohl keinen überraschen, dass sie zügig bei der Adresse ankamen.
"Bitte. War das gut genug?", fragte er, nachdem die Maschiene zum Stillstand gekommen war.

„Ja. Zwischendurch sah ich zwar mein Leben an mir vorüberziehen, nach einem Blick auf den Tacho... Aber ja. Fein gemacht“ Leticia tätschelte seine Schulter und stieg von der Maschine. Ob sie später wieder mit ihm mitfahren würde, das überlegte sie sich noch gut. Sie würde ihn ja wohl kaum auch ins Bett bringen müssen, so viel konnte sie Jesaiah gar nicht schuldig sein, wie sie hier ertragen musste.
„Jetzt müssen wir nur noch hinein. Angeblich kommt man über den Hintereingang rein...“, setzte sie nach und wandte sich dem Haus zu. Es schien eine alte Lagerhalle oder Fabrikgebäude zu sein. „Hier lang“ Leticia packte ihn am Ärmel und zog ihn mit sich.

"Angeblich?", fragte Damion entgeistert und ließ sich schon wieder einfach von ihr mitziehen. Angeblich war doch eine ziemlich unsichere Sache. "Hoffentlich ist da überhaupt eine Party", murrte er leise. Die Gasse, durch die sie liefen um zum rückwärtigen Teil der Halle zu kommen, war feucht und relativ dreckig, aber immerhin erschien am Ende des Weges tatsächlich eine Gestalt, die aussah als würde sie einen Eingang bewachen, auch wenn sie sich die Mühe gab es nicht so aussehen zu lassen. Ein Mensch, wenn auch ein beeindruckender, jedenfalls wenn man nicht als Vampir vor ihm stand. Der Kerl kaute auf einem Kaugummi herum, während er Damion und Leticia betrachtete und spuckte auf den Boden, bevor er: "Losung", bellte, als wäre es ein Befehl. Eine Sekunde verging, bevor Damion verstand, was der Kerl von ihm wollte und weil seine Begeleitung nicht so aussah als würde sie dieses mysteriöse Passwort kennen, beschloss er die Angelegenheit auf seine Art zu klären. Missbilligend schnalzte er und trat dann, wenn auch unwillig, auf den Mann zu, um ihm etwas zuzuflüstern. Der Adamsapfel hüpfte hektisch in dessen Hals auf und ab, als der Kerl krampfhaft schluckte und sehr schnell zurück stolperte. Ein Blick in Damions Gesicht sagte ihm, dass dessen Worte noch sehr nett formuliert waren, woraufhin sich der Instinkt durchsetzte und er zusah das Weite zu gewinnen. "Bitte sehr. Nach der Dame", sagte Damion mit einem bissigen Lächeln und hielt Leticia die unscheinbare Tür auf.

Mist. Da war sie tatsächlich ein wenig beeindruckt. Das war nicht die Art, die sie angewendet hatte, wenngleich sie gar nicht so genau wusste, was er da gemacht hatte. Wie auch immer, sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass er sie überrascht hatte und verbiss sich auch ein 'Danke'. Stattdessen lächelte sie nur bissig, trat an ihm vorbei und zog die Tür auf.
Sofort war dumpfe Musik zu hören, doch von Party sah man noch nichts. Ein Gang mit spärlicher Beleuchtung führte ein Stück gerade aus und machte dann eine scharfe Kurve nach rechts, danach kam eine Tür. Aber als sie diese überwunden hatten, kam endlich der Partyraum zum Vorschein. Es war voll, nicht auf die drückende Art, aber voll genug. Außerdem dröhnte die Musik, sodass Leticia hoffte, wenigstens kein Wort mehr mit Damion wechseln zu müssen.
Daher warf sie ihm nur ein 'Hab ich es nicht gesagt!?'-Blick zu. Sie hatte sich bei der Party immerhin nicht getäuscht.

"Also. Für die Snacks ist gesorgt", brüllte Damion über die dröhnende Musik hinweg, konnte aber nicht sagen wie viel von seinen Worten tatsächlich bei ihr angekommen war. Sein Blick war ziemlich zweifelnd, immerhin war das eigentlich genau die Art von Umgebung, die er meiden sollte. Der zweifelnde Blick wanderte zu Leticia und er seufzte, was dank der Musik nicht zu hören war. Da musste er sich wohl selber zusammenreißen, er würde ihr jedenfalls nicht vertrauen, dass sie ihn bremsen würde. "Dann lass uns mal Spaß haben. Deswegen sind wir doch hier, oder nicht?", brüllte er noch einmal mit einem Grinsen und zog sie auf die Fläche hinaus, die wohl zum Tanzen gedacht war.

Das einzige Wort, dass sie einigermaßen verstand und erfolgreich von seinen Lippen ablesen konnte war 'Snacks'. Ein mehr als passendes Wort für diese Ansammlung an Menschen. Für manch einer waren es nicht mehr als tanzende Blutbeutel, die sich zur Musik verbogen und drehten. Bevor Leticia sich jedoch gezielt fragen konnte, ob sie sich nicht gleich eine Stärkung gönnte, riss Damion sie auch schon mit sich auf die Tanzfläche.
Dabei war sie davon ausgegangen, dass er hier eher die Nähe zu anderen Frauen suchen würde.
Neuen Eroberungen. Aber was nicht war, konnte ja noch werden.
So wenig Leticia auch von Damion hielt, so ließ sie sich doch zu einem Lächeln hinreißen und fing an zu tanzen. Dabei legte sie den Kopf in den Nacken und genoss die Musik.

Es war nicht einfach sich in einer Menschenmenge zu bewegen, die Gerüche einzuatmen und doch niemanden zu beißen. Aber Matthews Worte waren endgültig gewesen. Zähneknirschend konzentrierte er sich auf Leticia, was immerhin eine einfache Aufgabe war. Sie war eine schöne Frau, die wusste, wie sie ihre Reize am Besten präsentierte, vor allem zur Musik, wie es aussah. Weil er so konzentriert war, bemerkte er auch erst spät den jungen Mann, der seiner Begeleitung schöne Augen machte. Schmunzelnd sah er sie an und nickte in die Richtung des Kerls. "Du bist bemerkt worden", brüllte er lachend. WIe niedlich, der Wolf und das Lamm.

Leticia folgte dem Wink ihrer Begleitung und bemerkte aus den Augenwinkeln den jungen Mann. Er sah ganz nett aus, mehr so Durchschnitt, aber doch ganz appetitlich. Im wahrsten Sinne des Wortes. Daher lehnte sie sich auch kurz zu Damion, einen Arm legte sie um seinen Hals und zog ihn so ein wenig zu ihr hinunter. „Das passt mir perfekt! Ich gönne mir einen kleinen Happen und bin gleich wieder da!“, raunte sie ihm zu, zog ihren Arm zurück und wandte sich dem jungen Mann zu, der im Nu bei ihr war.
Sie tanzten eine kleine Weile, ehe sie sich zu ihm vor lehnte und ihn zu becircen begann.
Mitten in der Menge wollte Leticia dem Mann nicht an den Kragen, daher lockte sie ihn ein wenig abseits. Es gab ein paar Nischen, die abseits lagen, in eine von denen zog sie ihn. Sie hatte keine Ahnung, wie der Typ hieß, spielte auch keine Rolle. Ohne Weiteres ließ sie ihn auf der Sitzbank Platz nehmen und im Nachhinein wäre ihr vielleicht dieser... seltsame Geruch aufgefallen, aber nicht hier und nicht jetzt. Sie setzte sich rittlings auf ihn, schlug seinen Kragen beiseite und biss ihn in den Hals. Der erste, große Schluck brannte wie Säure in ihr, woraufhin sie vor Schmerz erstarrte und einen stumpfen Schrei von sich gab, der jedoch in der Musik unterging.
Leticia fasste sich an den Hals würgte und fiel von dem Schoß des jungen Mannes, der nichts tat.
In ihr zog sich alles schmerzlich zusammen, ihre Hände verkrampften sich und sie konnte sich nicht bewegen. Was war das nur!? Was war in dem Blut gewesen!?
Sie lag seitlich, die Beine leicht angezogen und die Hände noch immer um ihren Hals, würgend, als ein Mann sich aus dem Schatten löste, in den Händen einen Pflock.

Emlyns Gesicht war gerötet und die Spuren ihrer blutigen Tränen waren auf der gesamten unteren Hälfte ihres Gesichts verteilt. Ihr Inneres brannte schon vor Hunger, aber sie konnte sich einfach nicht aufraffen ihr Zimmer zu verlassen. Michael war weg. Vielleicht lebte er nicht einmal mehr. Und sie hatte keine Möglichkeit heraus zu finden wo er war. Hätte sie nicht schon den ganzen Tag mit Weinen verbracht hätte sie sicher erneut geschluchzt, so entwich nur einen leises Stöhnen ihren Lippen als sie den Kopf zur Seite drehte und die Augen schloss.

"Es war ein Fehler zurückzukehren." Matthew saß an der Küchentheke und brütete über einem Glas Blut das bereits dabei war, abzukühlen. "Mir ist wirklich nicht klar warum ich dachte dass es eine gute Idee wäre, wieder hierher zu kommen. Ich hab das Gefühl wir sind in eine Schlangengrube geklettert." Hoffentlich würden sie heile wieder heraus kommen...

Damion beneidete Leticia in diesem Moment sehr. Sie hatte die Freiheit zu tun und lassen was sie wollte und mit wem sie das wollte. Etwas, dass er sich mal wieder durch eigene Dummheit verbaut hatte. Eine Weile versuchte er sich mit den Menschen um ihn herum abzulenken, aber er war eben schon immer ein Kerl gewesen, der haben wollte, was er nicht haben durfte und das war im Moment ganz extremst seine Zähne in dem Hals einer der Schönheiten, die ihn hier so offensiv antanzten. Ob er nach Leticia suchen ging, um niemanden zu beißen, weil er sich langweilte oder weil er ein schlechtes Gefühl hatte, konnte er hinterher nicht mehr sagen. Jedenfalls drängte er sich durch die Menge zur Außenwand und suchte von da aus in jeder Niesche. Als er sie schließlich fand, wäre er schon fast weiter gegangen. Sie hilflos auf dem Boden zu sehen, passte einfach nicht in sein Bild. In dem Moment löste sich allerdings ein weiterer Mann aus dem Schatten. Einen Pflock erkannte Damion immer sofort! Und wo ein Pflock war, musste auch ein Vampir sein, zwangsläufig. Es brauchte trotzdem noch einen weiteren Blick, bevor er den Ernst der Lage wirklich erkannte. Das Knurren wurde von der Musik übertönt, so hatte der Mensch keinerleit Zeit zu reagieren. Mit einer Hand riss Damion ihn am Hals in die Luft. Der Pflock fiel aus seinen erschlaffenden Händen, erst da merkte Damion, dass der ganze Kerl ziemlich schlaff war. 'Verdammt!', dachte er und schleuderte den Kerl zurück in den Schatten. Schon wieder eine Leiche, die auf sein Konto ging. Wütend wandte er sich an den Lockvogel (Was sollte der Junge sonst gewesen sein?), aber der saß so teilnahmslos da, dass Damion einen Schritt auf ihn zumachte um ihm endlich einen Schrecken einzujagen. Dessen Pupillen waren aber derart groß, dass er es schnell aufgab. Entweder hatte der Drogen eingeworfen oder aber einen gewaltigen Schock. Was beides dafür sorgen konnte, dass er sich an nichts erinnerte und von der Polizei zum Sündenbock des Mordes gestempelt werden könnte. Damion nahm sich lieber dem an, was er klären konnte und das war seine Begleiterin hier raus bringen. Schon fast vorsichtig hob er sie vom Boden und trug sie durch den Raum, den Gang zurück wieder in den Hinterhof, in den sie durch die Gasse gekommen waren. Die Stille, die auf den Krach folgte, war fast noch ohrenbetäubender. Leise knurrend trat er die letzte Tür hinter sich zu und setzte Leticia auf dem erstbesten trockenen und sauberen Flecken ab, den er finden konnte. Wo er ihr die Haare aus dem Gesicht strich und sie aufmerksam ansah. "Was ist passiert?", fragte er.

Vor Schmerzen zuckte Leticia immer wieder zusammen und hatte in den letzten Minuten kaum mitbekommen, was eigentlich um sie herum passiert war. Gerade hatte sie noch den Mann aus dem Augenwinkel bemerkt, der etwas in seiner Hand gehalten hatte, etwas langes, spitzzulaufend. Aber dann hatte sie die Augen zu gekniffen, weil die Schmerzen sie so überwältigten. Sie verkrampfte sich und bemerkte erst, dass sie nicht mehr auf der Party war, als Damion sie draußen irgendwo absetzte und mit ihr sprach. Seine Stimme drang dumpf zu ihr und verstand ihn auch, selbst wenn sie etwas dafür brauchte. Nur wollte kein Wort über Leticias Lippen, ihr Hals fühlte sie verätzt an. Daher klopfte sie mit einer Hand auf ihren Hals, um es ihm so irgendwie mitzuteilen. Dabei sah sie ihn kurz an, dann flatterten ihre Lider leicht und vor ihren Augen wurde alles langsam unschärfer.

Charles war auf dem Weg zurück zu seinem Zimmer, wobei er kleinen Umweg genommen hatte. Dabei kam er an einem Zimmer vorbei, aus dem er unverwechselbar das Schluchzen einer Frau hörte. Wenn es etwas gab, was er über die Jahre nicht hatte ablegen können, war, einzuschreiten und zu helfen, wenn eine Frau weinte. Daher trat er an die Tür und klopfte leise, bevor er etwas zaghaft die Tür öffnete. „Entschuldigung, ich... Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Ich habe Sie weinen hören“, erklärte er sich, blieb allerdings im Türspalt stehen und zog aus seiner Tasche ein Stofftaschentuch. Dieses hielt er in ihre Richtung und kam langsam näher.
„Ich bin Charles“

„Sag sowas nicht. Es war richtig. Das hier ist unser Zuhause... Wir hatten es uns nur vermutlich...leichter vorgestellt“, wandte Jillian ein, die neben ihrem Mann saß und ihre Hände auf die seine legte. „Es ist hart zur Zeit und schwierig... Aber ich bin mir sicher, dass es leichter wird. Und wir werden stärker sein als je zuvor, nachdem wir das erst einmal überstanden haben“, sagte sie, zog seine Hände zu sich und hauchte ihm einen Kuss auf die Knöchel.
„Und jetzt, bitte, trinke dein Glas leer, bevor es kalt ist“

Was zum Teufel meinte sie bloß? Dass sie was im Hals hatte? Unwahrscheinlich. Sauerstoffmangel sollte ihr nichts ausmachen. Stirnrunzelnd sah er sie an, beide Hände auf ihren Schultern liegend. Als ihre Blick unstet wurde, bekam er doch etwas Angst. Sie sah nicht so aus, als würde sie den Weg zurück schaffen. Schon gar nicht auf dem Motorrad. "Hey! Nicht einschalfen!", rief er im Befehlston, als könnte sie das davon abhalten die Augen zu schließen. Weil das eben nicht half, schüttelte er sie gleich drauf durch. Was konnte einen Vampir derart aus der Bahn werfen? Sie hatte doch sicherlich von dem Jungen getrunken. Ob es das war? Etwas in dessen Blut? Dann würde es doch helfen, wenn sie das los wurde. Was irgendwie leichter gesagt als getan war. Ihm lief die Zeit davon, also griff er zum erstbesten Mittel, dass ihm einfiel. Ein Zeigefinger im Rachen. Als sie anfing zu würgen zog er die Hand schon fast panisch wieder zurück, das Zeug wollte er lieber nicht auf seiner Hand haben.

Emlyn hob den Blick und sah zur Tür hinüber, wo ein elegant gekleideter Mann mit einem Taschentuch in der Hand durch den Türspalt linste. "Emlyn", schniefte sie leise und fuhr sich mit der Hand über die Augen, wodurch sie die halb getrockneten Bluttränen erneut quer über ihre Wange strich. "Ich....glaube nicht, dass Sie mir helfen können", fügte sie leise hinzu und zuckte müde mit den Schultern, "ich will...einfach nur alleine sein."
Früher hatte sie sich immer über diese Frauen gewundert die nach der Trennung von ihrem Partner komplett am Boden waren und sich einfach nur zum Weinen zusammen rollten. Jetzt verstand sie es. Sie hätte mit Michael gehen sollen.

Matthew nickte müde, setzte dann aber das Glas an die Lippen und leerte es in einem Zug. "Was machen wir mit Natasha?", fragte er Jilian leise und hoffte, dass seine Tochter ihre feinen Ohren mal wieder mit Musik ablenkte, "wir können nicht zulassen dass irgendjemand herausfindet wer sie wirklich ist. Das könnte sie ihren Kopf kosten!" Das Glas in Matthews Hand knirschte leise als er seinen Griff unbewusst festigte.

Obwohl sie anderes wünschte, trat Charles ein, schloss die Tür und trat auf sie zu.
„Verzeihen Sie mir, normalerweise trete ich nicht einfach so ohne Erlaubnis in die Zimmer von aufgelösten Frauen, aber... Ich glaube, Sie könnten Gesellschaft gebrauchen. Gerade weil Ihnen nicht danach ist. Emlyn“ Er bot ihr sein Taschentuch an und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. „Ich... Ich weiß nicht, worum es geht. Ich bin noch nicht lange hier und habe auch noch nicht viel gehört, schätze ich. Aber... ich bin schon lange ein Vampir und kenne das schwere Los, ein ewiges Leben zu haben und es mit Kummer zu bestreiten“

„Matthew“ Jillians Stimme war sanft, aber eindringlich, während sie sich darum bemühte seinen Griff um das Glas zu lockern. „Ich weiß nicht... Sollen wir sie fortschicken? Nur zur Sicherheit? Bis sich hier alles beruhigt hat? Ich kann mit ihr fortgehen. Wir haben ein paar Freunde. Ich könnte zu William und Jane. Natasha und ich wären bei ihnen bestimmt gut aufgehoben. Und wir würden zurückkommen, sobald du hier alles geregelt hast. Oder...“
Oder sie gingen alle zusammen. Ein letztes Mal. Und dann für immer. Ein sehr radikaler Entschluss, wofür sie einiges aufgeben müssten. Daher weigerte sich wohl auch alles in ihr, diese Worte laut auszusprechen.

Von dem Würgereiz überwältigt, schaffte Leticia es gerade noch so, sich zur Seite zu drehen. Wenigstens war Damion dann doch Gentleman genug, um ihr die Haare zurück zu halten, die ansonsten sicher nach vorne gefallen wären. Das Blut und was auch immer darin war, wieder nach oben zu würgen und zu erbrechen, war nicht angenehmer, als es zu trinken.
Ihr kam es sogar fast noch schlimmer vor. Als sie fertig war und sich fühlte, als wäre auch wirklich nichts mehr in ihr, schwankte sie und fiel mit dem Rücken gegen Damion.
Leticia fühlte sich, als wäre sie wieder ein Mensch, und wäre durch die ganze Stadt gerannt, um der Polizei zu entkommen. Viel mehr konnte sie nicht mehr denken, dann wurde sie bewusstlos.

"Oder wir gehen für immer." Matthew hatte auch schon darüber nachgedacht und mehrmals kurz davor gewesen, sich dafür zu entscheiden. "Wenn ich könnte, würde ich es sofort machen", gestand er und entließ das Glas, das bereits feine Haarrisse aufwies, nun endlich aus seinem schraubstockartigen Griff, "ich würde dich und Natasha nehmen und mit euch ans andere Ende der Welt ziehen, so weit wie möglich weg von diesem Höllenloch." Er seufzte leise und fuhr sich mit der freien Hand durchs Haar. "Aber wenn ich jetzt in einer Nacht und Nebel-Aktion verschwinde wird Tian endgültig misstrauisch. Bestimmt würde er einige seiner Schergen aussenden um mich zu finden und das will ich nicht riskieren." Er griff nach Jilians Hand und hauchte einen Kuss auf ihre schlanken Finger. "Vertraust du William?", fragte er leise und strich mit dem Daumen zärtlich über ihren Handrücken. Sobald Matthew an Jilians Erschaffer dachte, hatte er einen bitteren Geschmack auf der Zunge. In der Vergangenheit war ihr Verhältnis nicht gerade durch Freundlichkeit geprägt gewesen.

Emlyn griff nach dem Taschentuch und schnäuzte sich geräuschvoll. "Sie reden irgendwie seltsam", bemerkte sie leise und knüllte das Tauschentuch mit der rechten Hand zusammen, "sicherlich sind Sie deutlich älter als Sie aussehen, nicht?" Normalerweise hätte Emlyn nie eine derart direkte und unverschämte Frage an einen fremden Vampir gerichtet, doch wenn sie ehrlich sein sollte, gerade jetzt war ihr völlig egal ob sie an seinem Ego kratzte.

Es dauerte eine ganze Weile, bevor sie aufhörte sich zu erbrechen und dann wurde sie so still, dass Damion sie halb zu sich rumdrehte. Ihre Augen waren geschlossen und auch leichte Schläge gegen ihre Wange brachten sie nicht dazu sie zu öffnen. "Wunderbar", knurrte er und sah sich in der Gasse um, halb auf der Suche nach jemanden, den er für die Situation büßen lassen konnte. Leider war niemand da. Ob sein Einfall gewirkt hatte konnte er nicht sagen, nicht solange sie eh wie tot in seinen Armen hing. "Spaß nennst du das", schimpfte er auf sie ein, auch wenn sie ihn sicher nicht hören konnte. "Ja, ganz furchtbar spaßig. Jetzt darf ich auch noch ein Auto klauen um einen möglicherweise toten Vampir in das Hauptquatier der Ortsansässigen zu bringen. Oh, das wird ein Spaß, vor allem nach gestern!" Sein Tonfall war ätzend vor Sarkasmus und ob er überhaupt noch mit ihr sprach oder nicht doch eher zu sich selbst, das wusste er nicht einmal selbst. Als würde sie nichts wiegen hob er sie wieder hoch und machte sich auf die Suche nach einem unbewachten Wagen.

Ihr wäre es natürlich lieber, wenn Matthew mit ihr fahren würde. Wenn sie zu dritt sich woanders etwas Neues aufbauten. Nicht wie hier, nur etwas kleines, damit die Aufmerksamkeit nicht auf ihnen liegen würde. Aber sie verstand auch, dass das nicht so einfach war. Einfach zu gehen.
Theoretisch schon, praktisch nicht unbedingt.
„Ich vertraue ihm genug. Inzwischen. Wieder. Ich bin überzeugt davon, dass wir sicher bei ihm und Jane wären. Sie ist ja auch eine Bekannte von dir und hat hier einzige Zeit verbracht. Und sie sind beide alt und erfahren genug“, antwortete sie, auch wenn ihr ganz anders wurde, bei der Vorstellung so lange von Matthew getrennt zu sein.

„Ist das ihr ernst?“ Jesaiah klang ungehalten und musste sich mit Mühe beherrschen, um nicht dem Mann an die Gurgel zu springen. Stattdessen schlug sie ihren Kragen hoch, nickte und gab dem Informanten das Geld, nachdem dieser genickt hatte.
„Nun gut. Verschwinden sie von ihr. Das Geld wird dafür ausreichen. Und vergessen sie nicht, ihre Spuren zu verwischen. Wenn ich sie morgen noch hier in der Stadt erwische, werden sie es nicht überleben“ Sie gab ihm einen festen Händedruck und einen warnenden Blick, ehe sie ihn verließ.
Das Treffen hatte in einer ruhigen, abgelegenen Gegend stattgefunden, in einem Park, an einer sicheren Stelle. Sie hoffte, dass Leticia mehr Erfolg damit hatte, Damion bei Laune zu halten, als sie mit ihren Geschäften am heutigen Abend.

„Uhm...Ja. Ein klein wenig. Würde ich behaupten“, antwortete Charles mit einem Lächeln. „Um ehrlich zu sein, feierte ich dieses Jahr bereits meine 230. Geburtstag. Sie verzeihen mit also hoffentlich meine vermutlich noch etwas... veraltete Sprechweise. Ich bemühe mich wirklich, mich an die aktuelle Sprache zu gewöhnen, aber... es ist schwer, aus seiner Haut heraus zu kommen“ Er blieb neben Emlyn stehen, die Hände hinter dem Rücken ineinander verschränkt und betrachtete das Stofftaschentuch, dass er Emlyn gegeben hatte.
Ein Glück hatte er davon mehr als nur eines.
„Sie...möchten vermutlich nicht darüber reden, was Sie so bekümmert, oder?“

Der Pickup war nicht gerade ein Auto in dem Damion sich sehen lassen würde. Die besten Jahre hatte er schon hinter sich und selbst mit einer pflegenden Hand, die er sicher nicht gehabt hatte, wäre sein Alter kaum zu übersehen gewesen. Aber er stand in einer dunklen Ecke, die nicht durch Überwachungskameras abgedeckt war, und es war ein Kinderspiel ihn zu knacken und kurzzuschließen. Ganz zu schweigen davon, dass er die Vampirin auf der Ladefläche ablegen konnte. Die Versuchung war groß sie auch während der Fahrt dort zu lassen, als kleine Strafe sozusagen, aber er ließ es bleiben. Sollte sie aufwachen oder ihn jemand anhalten wäre das ein Umstand, der nur sehr schwer zu erklären war. "Ja, Officer, das war so..", dachte Damion ironisch und schnallte Leticia sogar fest, nachdem er sie auf den Beifahrersitz verfrachtet hatte. Hoffentlich kam er ungesehen in die Unterkunft, die Fragen dort wollte er genauso gerne beantworten, wie die der menschlichen Gesetzenshüter. Die Fahrt dauerte erwartungsgemäß wesentlich länger als mit dem Motorrad, was nicht zuletzt daran lag, dass der Pickup bedenkliche Geräusche von sich gab, sobald die Tachonadel die 90 km/h überschritt. Ohne in eine Kontrolle zu rasseln kamen sie an ihrem Ziel an, wobei Damion den Wagen einige Straßenecken entfernt abstellte und Leticia den Rest des Weges trug. Der eine oder andere warf ihnen einen neugierigen Blick zu, aber nach einem Blick in Damions Gesicht wagte es doch niemand sie anzusprechen. Die Tür zu öffnen erwies sich als ungemein kompliziert, aber schließlich waren sie in dem Haus und genauso schnell und ungesehen in seinem Zimmer. Wo sollte er sie auch sonst hinbringen? Er legte sie auf das breite Bett und überlegte dann, was er machen sollte. Jess anrufen? Irgendwie schien sie ja zu ihr zu gehören. Grübelnd warf er sich in den Lehnsessel und starrte die Wand an.

Leticia war weg und das würde sie auch noch für ein paar Stunden sein, bis sich ihr Körper von dem Silber erholt hatte, das in dem Blut des Mannes gewesen war. Sie bekam von der Heimreise nichts mit, selbst als Damion sie letztendlich auf sein Zimmer gebracht und sie auf sein Bett gelegt hatte, war sie noch immer bewusstlos. Andere hätten sie sicherlich für tot gehalten. Menschen, die nicht wussten, dass es Vampire gab.
Fast, als würde Jesaiah ahnen, dass etwas nicht stimmte, rief sie bei Leticia an. Das Handy in der Lederjacke vibrierte, klingelte aber nicht. Als nach ein paar Sekunden niemand dran ging, murrte sie und versuchte es bei Damion. Wehe dem, sie hätte ihn einfach alleine gelassen – weiß Gott, was er anstellte, wenn er mies drauf war.

Damion hatte sich schon fast dazu durchgerungen nachzusehen ob Jael da war. Obwohl er noch sehr schlecht auf den Kerl zu sprechen war, konnte er einfach nicht ignorieren, dass er immer einen Weg wusste den Schwanz aus der Klemme zu ziehen. Oder immerhin meistens, auch wenn das unangenehme Wege waren. Irgendetwas musste Damion schließlich machen, er konnte ja schlecht nur drauf warten, ob Leticia wieder aufwachte oder nicht. Gerade als er aufstehen wollte klingelte sein Telefon los. Wütend über die Unterbrechung zog er es aus der Tasche und bellte ein kurzes und ziemlich abweisendes: "Was?!", hinein.

Das klang ziemlich schlecht gelaunt, was Jess kurz die Brauen runzeln ließ, ehe sie antwortete.
„Was ist passiert, dass du so mies gelaunt an dein Handy gehst? Ich habe die einen erstklassigen Ersatz für mich da gelassen. War der Sex nicht gut? Oder hat sie dich nicht rangelassen?“, fragte sie neugierig und kniff lauernd die Augen ein wenig zusammen. Sie saß in einem Taxi, die Beine übereinander geschlagen und strich ein paar Falten aus ihrem Mantel.
Ob Leticia deswegen nicht an ihr Handy rangegangen ist? Weil sonst heraus gekommen wäre, dass sie es sich anders überlegt hatte, was der Gefallen anging.

Nur ganz kurz schloß Damion seine Augen und verwünschte sein Pech. Musste denn ausgerechnet Jess anrufen? "Nein", seufzte er und lehnte sich wieder in den Sessel. "Das ist es nicht. Dein Ersatz war - adequat. Aber sie hatte eine tolle Idee und jetzt -" Da verließen ihn dann seine Erklärungskünste. Er wusste ja selber nicht, was genau los war. Sein Blick wanderte zu der leblosen Gestalt. "Sie spielt tot. Oder sie ist es. Keine Ahnung."

Oder sie ist es!? Beinahe hätte Jesaiah ihren Erschaffer hysterisch angeschrien. Aber sie riss sich zusammen, Zeigefinger und Daumen massierten derweil ihre Nasenwurzel. Jess atmete tief ein und sah dabei aus, als würde jeden Augenblick jemanden umbringen wollen.
„Was heißt 'tot'? Wir sind alle tot. Sie kann sowas also nicht...spielen, was sie eh ist. Und du meinst sicherlich nicht, dass sie richtig und wahrhaftig tot ist, nicht wahr?“, sagte Jess ruhig, auch wenn nicht viel fehlte, dass sie zu toben begann. Es würde ihr nur nichts bringen, Damion jetzt schon anzubrüllen. Das konnte sie in ein paar Minuten notfalls immer noch...