Wie gut schreiben?

Eine sehr persönliche Frage, die ich hier habe, da ich, wie ja wahrscheinlich bekannt, schon seit längerem in einem großen Schreibtief stecke. Ich würde gerne wieder an Texten schreiben. Bei der Poesie scheine ich einen kleinen Durchbruch geschafft zu haben mit meinen letzten beiden Werken, die mir endlich mal wieder selber gefallen. Doch in Kurzgeschichten so wie Romanen gelingt es mir noch lange nicht, von emotionslosem Beschreibungsstil zum tiefergehenden, ergreifenden Erlebensstil zu gelangen. Daher suche ich jetzt nach Tipps und Hilfevorschlägen, wie ich das erreichen kann und wie ich es schaffe, gute Texte zu formulieren, die sowohl sprachlich ausgewogen als auch emotional ergreifend sind. Mit der Frage wende ich mich an euch. Was kann ich tun?

Ich hoffe das Thema ist noch aktuell für dich. Ich hatte dasselbe Problem wie du, aber ich fange am besten von vorne an.

1. Jeder Leser ist anders und fühlt anders. Man kann es nie perfekt machen. Besonders im Internet ist sowas schwer. Da wird kritisiert und gemeckert was das Zeug hält - ist natürlich positiv. Kritiker im Schreibforen lesen die Geschichten sehr genau. So fällt ihnen Sachen auf, die normale Leser nicht bemerken, aber wichtig sein können. Daher lass dich nicht unbedingt unter kriegen wenn ein Kritiker schreibt: Sorry das hat mich nicht berührt. Gehe mal in eine Schule, frag eine fremde Lehrerin, am besten eine die Oberschüler unterrichtet, ob du deine Geschichte vorlesen darfst oder ob sie die Geschichte vorlesen darfst. Du wirst überrarscht sein. Hier wirst du sehr positive Kritik erhalten. Mit der Zeit wirst du von alleine merken was den Leser berührt und was nicht. Probier einfach verschiedene Sachen aus.

Wie schreibt man gut und wie entwickelt man seinen eigenen Stil? Du fragst ja wie man Texte schreibt, die sprachlich ausgewogen sind. Das ist schwer, da ich selber noch meinen eigenen Stil suche. Erst einmal ist wichtig sehr viel zu experimentieren und alles ausuprobieren. Viele Rezensionen schreiben und dich mit der Sprache beschäftigen. Beschäftige dich mit Adjektiven, Verben, Show dont Tell, lebendiges Umschreiben, Klangwörter, Fünf Sinnen und so weiter. Das alles gehört dazu und wenn du dich damit beschäftigst, dann wirst du mit der Zeit auf deinen Rhythmus finden -was sehr wichtig ist. Wenn die Wörter die du einsetzt, den richtigen Takt treffen, kann des viel ausmachen, aber es ist verdammt schwer sowas zu lernen. Ich beschäftige mich jett so lange damit und hin und wieder gelingt es mir, aber meistens nicht. Ist wirklich nicht einfach.
Wenn du wirklich gut schreiben willst, deinen eigenen Stil finden willst, der nur dir gehört: Dann musst du dich sehr viel mit der Schreiberei auseinandersetzen. Du musst es, auch wenn es klischeehaft ist, leben. Viel lesen, sehr viel lesen. Auch mal zwei Bücher parallel lesen. Du musst ein guter Kritiker werden. Du musst Sätze auseinandernehmen können, deren Schwächen erkennen. Du musst lernen zu lernen wie es andere Autoren getan haben d.h. wenn du ein Buch liest, achte darauf wie die Autoren schreiben. Das ist anfangs sehr anstrengend und ungewohnt. Mit der Zeit wird es jedoch besser. Es gibt soviel zu lernen und daher braucht man viel Geduld, wenn man es schnell machen will macht man es falsch oder man verpasst wichtige Entwicklungen. Also habe Geduld. Sowas zieht sich über Jahre hinweg und eigentlich bis hin zum Ende. Auch wirst du Tiefschläge einstecken, Depri sein, hatte ich auch schon alles. Aber das gehört dazu.

lg Hubi

Danke, auf eine Antwort habe ich hier eine halbe Ewigkeit gewartet, weil ich immer noch nicht raus gekommen bin aus meinem Schreibtief und mich stattdessen mit halbgaren Überarbeitungen meines Romans versuche, die auch nicht so super werden.

Tja, Schreiben leben? Das ist mir undenkbar. Genau das ist das Problem - ich habe ein Rechtschreib- Lese-Schwäche und brauche deshalb für ein Buch, das jemand anderes in 2 vielleicht 3 Wochen durch liest 1 bis 2 Jahre, um es mal zuende zu bringen. Lesen war noch nie mein Ding und wird es auch nie sein, dazu hasse ich es zu sehr. Also wird das bei mir noch umso schwerer, mich zu verbessern, weil bei mir alles nur aus experimentieren und erleben erwächst. Und meine Experimente sind zur Zeit alle Fehlschläge, die mich eher ermuntern, das Schreiben gänzlich aufzuhören, als es weiter zu machen.

Dazu kommt, dass ich in der Zwischenzeit das Komponieren für mich entdeckt habe und in den 2 Jahren, die ich nun komponiere mich so enorm entwickelt habe, wie ich es beim Schreiben in den 20 Jahren, die ich es nun betreibe noch nicht geschafft habe.

Ich hatte bisher hier nichts geschrieben, weil du meine Ansichten sowieso kennst.
Wer gut schreiben will, muss viel lesen, der Meinung bin ich auch absolut.
Mir entzieht sich das sowieso, wie man Spaß am Geschichten verfassen haben kann, ohne Spaß am Lesen zu haben.

Im Prinzip würde ich jedem raten, der nicht liest, das mit dem Schreiben gar nicht zu versuchen.
Aber das musst du schließlich selbst wissen- macht es dir Spaß, mach weiter. Wenn nicht, lass es.

ich habe auch eine Rechtschreibschwäche. Und lass ich mich davon abhalten irgendwelche Rezensionen zu schreiben? Oder Texte? Ne. Du musst nur Selbstvertrauen haben, dann verbessern sich solche Fehler von alleine und du wirst besser.
Dann brauchst du halt für ein Buch ein Jahr, ist ja nicht schlimm. Dafür liest du es genauer und kannst gleich auf Satzstellungen und so achten. ist doch gar nicht soo schlecht.
Aber Faraday hat recht, Lesen muss jeder Autor und hassen sollte man es nicht. Auch wenn du eine Schwäche hast. Klar ist das ein Nachteil und ich kann mir vorstellen wie anstrengend sowas dann sein muss. Aber lesen gehört dazu, auch wenn es unschön ist. Außerdem kann man solche Schwächen, besonders die Leseschwäche, ausmerzen. Man muss es nur wollen und sich dranhocken.

Aber wenn dir das komponieren mehr Spaß macht ist es doch schön. Dann schreibst du halt nur hobbymäßig und beschäftigst dich mehr mit komponieren. Es gibt viele Autoren die als Jugendlicher aufgehört haben zu schreiben oder auch welche in deinem Alter und dann, als sie sechzig waren, wieder urück gefunden haben.

Ist ja nicht schlimm wenn Experimente fehlschlagen. Die schlagen meistens fehl. Überleg dir wieso die fehlgeschlagen sind und nimm das mit was du gebrauchen kannst für deine normalen Texte und für deinen Stil.

lg Hubi =)

Genau das ist das Problem, es macht keinen Spaß mehr. Das Schreiben ist für mich ernst, langweilig und trocken geworden, es ist einfach kein Leben mehr dahinter. Und so habe ich schon von Geburt an immer Bücher und Texte erlebt. Als trockene und langweilige Aneinanderreihung von Worten, die nichtssagend und leer ist. Ich kann mir bei Geschichten einfach keine Vorstellung dessen machen, was der Autor sich da gedacht hat. Ich kann nicht in die Welt hinein tauchen, sie mir nicht vorstellen, mich nicht mit ihr identifizieren und sie nicht erleben.

Und nun sind meine Texte genauso. Mir fehlen einfach die Bilder im Kopf, wenn ich anfange zu schreiben und das Gefühl ist nicht mehr da.

Früher war das immer anders. Da war zuerst das Bild da und dann das Wort. Da habe ich mir die Bilder ausgedacht, die Ideen weiter gesponnen und sie in Worte gefasst. Und heute seh ich nur noch die Worte, keine Bilder mehr, kein Leben mehr, keine Personen mehr. Es fehlt einfach die Komponente, mit meinen Text zu leben und ihn zu erleben

Also, ich habe mir jetzt die Antworten zu deinem Anliegen noch nicht durchgelesen, möchte aber trotzdem versuchen, dir irgendwie zu helfen.
Wir kennen das bestimmt alle, dass es Zeiten gibt, in denen die eigenen Texte einfach schrecklich sind und es einfach nur demotivierend ist und man nichts mehr richtig hinbekommt.

Ich würde sagen, dass sich der Schreibstil durch Übung verbessert. Je mehr du ausprobierst, desto besser wirst du. Wenn ich mit etwas unzufrieden bin, nehme ich mir Texte von Leuten vor, deren Schreibstile ich bewundere. Zum Beispiel Diana Gabaldon -> ihr Stil hat mich geprägt und in die Richtung geschickt, in die ich gehen möchte.
Natürlich ist es besser, sich nur an etwas zu orientieren und nicht vollkommen zu übernehmen. Ich habe mir da mal Gedanken drüber gemacht ... und zwar gibt es manchmal ja auch Texte, die sind einfach toll, obwohl man gar nicht wirklich sagen kann, WIESO einem der Stil so gut gefällt, was ihn so lesenswert macht.
Ich habe die Texte dann so oft gelesen und darüber nachgedacht, bis mir Dinge auffielen ... zum Beispiel die bildhaften Vergleiche, oder leichte, angenehme Dialoge, die den Text lebendig werden lassen.

Was bei deinem Schreibtief vielleicht auch helfen könnte:
Wortrecherche -> Einfach mal im Duden schmökern. Es kann Spaß machen, ein Wort zu nehmen und um dieses Wort eine Szene aufzubauen.
Schreibpause -> Klingt blöd, hilft aber echt. Einfach mal ruhen lassen. Du kannst dir ja gern Gedanken machen, am Besten auf dem Sofa liegen, Musik hören und die Gedanken schweifen lassen (;
Charakterarbeit -> Feile an Personen aus Projekten von dir, gebe ihnen noch mehr Tiefe
Inspiration -> Natur kann inspirieren, Filme, Serien ... es gibt viele Dinge, die zum Schreiben animieren. Wie heißt es so schön? Going back to basics -> Was hat dich zum Schreiben bewegt? Was gefällt dir daran am Meisten? Das Gefühl einfach mal zurückholen (:

lg, Jul

Mich wundert dann aber, wenn Du von einer Schwäche in der Richtung schreibst, dass Deine Forenbeiträge fehlerfrei und gut lesbar sind. So schlimm kann es dann ja gar nicht sein.

Allerdings denke ich auch, dass man viel lesen soll, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie man schreiben kann. Ich halte auch nicht so viel von Leuten, die von anderen etwas erwarten, das sie selbst nicht tun wollen. Ein Beispiel sind auch Ebookautoren, die wollen, dass man ihren digitalen Text ihnen abkauft und auch selbst nie ein Ebook gelesen haben.
Mir hat es auch ungeheuer geholfen, mir bei Geschichten schöne Stellen zu unterstreichen oder bei denen, die ich nicht fertiggelesen habe, mich zu fragen, warum sie mich derartig angeödet haben.

Versuche es doch mit Hörbüchern - da brauchst Du nicht selbst zu lesen, aber Du kannst die Sätze genauso aufnehmen, als würdest Du es selbst tun.
Oder auch Hörspiele oder Theaterstücke - hast Du vielleicht überhaupt mehr Spaß an Dialogen als an der Schilderung von Szenerien? Dann wäre vielleicht auch so etwas zu schreiben (also in Richtung dialoglastiges Hörspiel, Theaterstück ...) eher etwas für Dich. Und da käme Dir die Übung mit Gedichten sicher zugute.

Ansonsten würde ich mal so sagen: Ich verstehe das Bedürfnis, sich selbst der Welt mitzuteilen. Aber Schreiben ist nicht die einzige Möglichkeit, das zu tun. Musik, Schauspiel, Malerei, Bildhauerei ... das sind alles Möglichkeiten, sich selbst zu verwirklichen. Nicht jeder muss unbedingt schreiben.