Scriptorium Kunst- und Schreibforum
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

Das Glück entscheiden

3 verfasser

Nach unten

Das Glück entscheiden Empty Das Glück entscheiden

Beitrag von USS Nelame Do 24 Dez 2009 - 2:56

Ein etwas schwierigeres Thema, das ich hier gerne mit euch diskutieren würde ist mir heute in den Sinn gekommen. An Weihnachten dreht sich ja so viel um Liebe und Zusammenhalt, wie sonst nie im Jahr - find ich persönlich zum Kotzen, aber wodrauf zielt das ganze ab? Es geht doch im Prinzip um Glück und Zufriedenheit und das ist wieder ein Punkt, wo ich gerne ansetze.

Man ist in dem Umfang glücklich, in dem man Entscheidungen trifft, hat man ein schlauer Mensch gesagt (nämlich ich lachen ). Das Prinzip müsste also eigentlich ganz einfach sein - bewusst leben und aktiv entscheiden sollte demnach glücklich machen und einem im Leben dazu verhelfen, sein eigenes persönliches Glück zu finden, so die Theorie. Ich habe gleich zwei Ansätze, die ich zu dieser Grundthese gerne mit euch diskutieren würde:
Erstens - trifft das so überhaupt zu? Machen Entscheidungen es wirklich möglich glücklich zu werden? Oder brauchen wir es nicht vielleicht ab und zu mal, fremdbestimmt zu werden, sodass andere unserm glück auf die Sprünge helfen? Man sagt doch, manchmal muss man anderen zu ihrem Glück verhelfen - stimmt das wirklich? Oder ist das, was dabei rauskommt zwangsläufig Murks?
Wie steht ihr unter diesem Aspekt zum Thema Schicksal? Wäre es damit etwas, was Glück verhindert, es gar zerstört, oder genau umgekehrt, etwas was Glück hervorruft und fördert?

Und zweitens - jeder kennt es, dass man im Leben Entscheidungen treffen muss, die einen zwischen Wahlen stellen: Sehr gerne bediene ich mich da moralischer Dilemma. Sage ich Mama jetzt, dass ich ihre Lieblingsbluse kaputt gemacht habe oder schiebe alles auf den Hund und muss dann damit leben, dass ich sie angelogen habe? Gestehe ich den Diebstahl von 1500 Euro und komme somit ins Gefängnis oder verschweige es bis zu meinem Lebensende? Mein Opa ist tot. Sag ich meiner Oma, dass ich seine lebenswichtigen Herz-Medikamente mit Kopfschmerztabletten vertauscht habe, als ich Kopfschmerzen hatte und gestehe somit meine Schuld an seinem Tod oder lebe ich damit und werde immer wieder daran erinnert, wenn ich in ihr verbittertes Gesicht schaue? Egal, wie ich entscheide, ich verliere auf jeden Fall. Gilt das dann auch zwangsläufig für das Glück?

_________________
[color=grey]Als aktiver und ausübender Schreiber hier im Forum habe ich auch ein Autorenverzeichnis
USS Nelame
USS Nelame
Administrator

Männlich Anzahl der Beiträge : 3731
Punkte : 4245
Anmeldedatum : 18.05.09
Alter : 36
Ort : Im Zentrum der Macht

https://klassik-begeistert.de/?s=Daniel+Janz

Nach oben Nach unten

Das Glück entscheiden Empty Re: Das Glück entscheiden

Beitrag von Gast Do 24 Dez 2009 - 4:25

Glück ist so greifbar wie Wasser. Du kannst es mit aller Macht festhalten. Aber ohne ein wasserdichtes Behältnis wird es dir davonfließen.

Und hier kommt meine These zum tragen:
Menschen können für sich selbst zufrieden sein, aber niemals glücklich. Wahres Glück lernen die Menschen nur durch andere Menschen kennen. Sei es durch Freundschaft, Partnerschaft oder Verwandtschaft. Somit ist für mich die Fremdbestimmung bis zu einem gewissen Grad vorausprogrammiert.

Zu deiner zweiten These: Hier ist eine differentierte Ansichtsweise vonnöten. Die Schuld, eine Bluse zerstört zu haben wiegt nicht so schwer, wie der Umstand, dass man für den Tod eines Menschen verantwortlich ist.
Ich könnte sehr gut damit leben, die Bluse zu verschweigen. Aber sobald es nicht um materielle Sachen geht, ist es eben nicht mehr nur ein nebensächlicher Aspekt. Schlussendlich muss jeder selbst wissen, womit er leben kann bzw. muss.
Dies kann man allerdings nicht mit Glück vergleichen. Denn persönliches Glück ist nicht zwangsläufig das Ergebnis von einigen Entscheidungen. Es spielen so viele Faktoren eine Rolle, dass es Menschen gibt, die immer die "richtige" Entscheidung treffen und doch nie glücklich werden.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Das Glück entscheiden Empty Re: Das Glück entscheiden

Beitrag von USS Nelame Do 24 Dez 2009 - 8:05

Okay, bevor wir hier aneinander vorbei reden: ich rede vom Glück im Sinne von Zufriedenheit, weil das meines Glaubes nach das einzig existente Glück ist. Und ich rede nicht davon, dieses Glück zu erhalten oder einzuschließen, um es nicht mehr zu verlieren, was ohnehin utopisch ist - ich rede vom Weg zu diesem Glück - also, wie man es erreichen kann. Denn ich glaube, Glück muss man sich immer wieder erneut erarbeiten. Und welche Rolle da die Entscheidungen eines jeden Menschen spielen, das ist es, was ich mit diesem Thema ergründen möchte.

In meinem Leben haben andere Menschen mit Glück übrigens nur einen einzigen Zusammenhang gehabt: Sie haben es zerstört. Daher möchte ich dir in diesem Punkt widersprechen. Menschen können dir zum eigenen Glück genauso helfen, wie zum eigenen Pech, sie sind als Mittel zum Glück daher weder zuverlässig, noch von vornherein hilfreich.

Selbstverständlich sind meine Beispiele nur plakativ, um zu verdeutlichen, was ich meine. Sie sind also auch nicht wörtlich zu nehmen.

_________________
[color=grey]Als aktiver und ausübender Schreiber hier im Forum habe ich auch ein Autorenverzeichnis
USS Nelame
USS Nelame
Administrator

Männlich Anzahl der Beiträge : 3731
Punkte : 4245
Anmeldedatum : 18.05.09
Alter : 36
Ort : Im Zentrum der Macht

https://klassik-begeistert.de/?s=Daniel+Janz

Nach oben Nach unten

Das Glück entscheiden Empty Re: Das Glück entscheiden

Beitrag von Gast So 11 Apr 2010 - 9:25

Zum ersten Diskussionstandpunkt sag ich mal noch nix, da möcht ich mir erst ein paar GEdanken mehr machen.

Beim Zweiten allerdings, kommt für mich der Buddhismus zu tragen.
Zur Bluse - Wenn ich Mama sage, dass ich die Bluse kaputt gemacht habe, regt sie sich über mich auf, ist enttäuscht und ich bekomme Ärger, bin also traurig. EIne Portion Störgefühle für Jeden.
Schiebe ich es auf den Hund, wird sie sich damit abfinden müssen, dass Hunde so etwas nun mal tun, gehen wir also mal davon aus, dass sie den Hund nicht bestraft. Sie ärgert sich zwar immernoch über die kaputte Bluse, allerdings ist sie nicht enttäuscht von mir und ich bekomme keinen Ärger. Weniger Störgefühle für jeden.

Andererseits wäre Letzteres natürlich eine Lüge und auch Lügen geben schlechtes Karma. Inwieweit hier abzuwiegen wäre, weiss ich leider nicht. Da bin ich noch zu wenig drin im eigentlichen Thema.

Es gilt nunmal einfach abzuwiegen, welche Möglichkeit weniger Leute verärgert (und das natürlich nicht nur auf sich selbst beziehen) und weniger Leuten schadet.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Das Glück entscheiden Empty Re: Das Glück entscheiden

Beitrag von USS Nelame So 11 Apr 2010 - 9:52

Kommt es einem denn darauf an, andere zu verärgern?
Das ist bereits die Wahl, die man treffen muss. Die Wahl, ob man mit dem eigenen Gewissen die Lüge tragen könnte, was für alle (oberflächlich gesehen) weniger Probleme bedeutet, oder entscheidet man sich für die Wahrheit?

Damit geht die Diskussionen viel weiter, als ich ursprünglich gedacht hatte.

_________________
[color=grey]Als aktiver und ausübender Schreiber hier im Forum habe ich auch ein Autorenverzeichnis
USS Nelame
USS Nelame
Administrator

Männlich Anzahl der Beiträge : 3731
Punkte : 4245
Anmeldedatum : 18.05.09
Alter : 36
Ort : Im Zentrum der Macht

https://klassik-begeistert.de/?s=Daniel+Janz

Nach oben Nach unten

Das Glück entscheiden Empty Re: Das Glück entscheiden

Beitrag von Vreny-maus Fr 8 Apr 2011 - 1:46

Moin,
ich habe zum Thema Glück meine ganz eigene Erfahrung gemacht. Früher habe ich auch gedacht, dass ich am ehesten glücklich werde, wenn ich mein Leben bewusst lebe, so, wie ich es will, nur Entscheidungen treffe, mit denen ich einverstanden bin etc.

Dann hat nach 6 Jahren mein Freund mit mir Schluss gemacht und ich habe es in meiner alten Umgebung einfach nicht mehr ausgehalten. Mein bewusster Plan war es, mich für ein paar Monate Praktikum nach Spanien abzusetzten.
Gelandet bin ich letzten Endes im Norden Deutschlands (es war keine bewusste Entscheidung, sondern eher der letzte Ausweg.)
Als die 4 Monate Praktikum zu Ende gingen, wollte ich wieder nach Hause. Ich freute mich richtig darauf. Dann aber habe ich keinen Studienplatz bekommen und wusste nichts mit meiner Zeit anzufangen.
Wiederrum völlig ungeplant bekam ich im Norden einen FSJ Platz an einer Schule für geistig Behinderte. Ich wollte so gerne nach Hause, aber da hatte ich auch nichts und im Norden wenigstens das FSJ.
Also blieb ich hier, lernte viele nette Menschen kennen, habe einen neuen Freund gefunden und erkannt, dass ich in meinem späteren Beruf unbedingt etwas mit behinderten Kindern machen möchte. Hätte mir das einer vor wenigen Monaten gesagt, hätte ich gelacht ^^

Heute bin ich hier wahnsinnig glücklich. Ich glaube, dass es das "Schicksal" in kleinen Teilen gibt und das es zu unserem Glück beiträgt. Sicher hätte ich woanders ebenfalls einen neuen Freund gefunden, aber hätte ich an diesem rta uch gemerkt, dass ich Spaß daran habe mit Behinderten zu arbeiten? Ich denke nicht.

Liebe Grüße
Vreny-maus

Vreny-maus
Gedanke

Weiblich Anzahl der Beiträge : 7
Punkte : 25
Anmeldedatum : 13.06.09
Alter : 33

Nach oben Nach unten

Das Glück entscheiden Empty Re: Das Glück entscheiden

Beitrag von Neverman Fr 8 Apr 2011 - 3:22

Wie so oft bin ich anderer Meinung als USS-Nelame. Nehmen wir an, es bedeute Glück, alles frei entscheiden zu können. Das würde bedeuten, dass alle Menschen, die sich frei entscheiden können automatisch glücklich sind. Nun müssten wir erstmal definieren, was Glück ist, was Freiheit ist und was eine Entscheidung ist. Ich vertrete aber die Ansicht, dass auch "freie" Menschen ihr Recht auf Unglück haben, und in der Tat sind Menschen, die immer ihre eigenen unabhängigen Entscheidungen treffen potenziell genauso unglücklich wie andere. Hängt das Glück wirklich mit den Entscheidungen die man trifft zusammen, besteht da ein kausaler Zusammenhang? Ich glaube nicht. Glück lässt sich nicht finden wie ein Schatz, er lässt sich nicht erreichen, weil man sucht, es offenbart sich einem nicht, weil man bestimmte Spielregeln befolgt. Glück, glücklich sein ist eine Lebenseinstellung. Es ist die Zufriedenheit, die Genügsamkeit, die Akzeptanz gegenüber dem Leben und des eigenen Schicksals. Es spielt dabei keine Rolle, ob ich gefangen oder frei bin, alles selbst entscheiden darf, oder befohlen bekomme.

Das Leben geht seltsame Wege und glücklich kann man immer werden.
Neverman
Neverman
Geschichte

Männlich Anzahl der Beiträge : 650
Punkte : 740
Anmeldedatum : 28.05.09
Alter : 33
Ort : Anklam

Nach oben Nach unten

Das Glück entscheiden Empty Re: Das Glück entscheiden

Beitrag von Gesponserte Inhalte


Gesponserte Inhalte


Nach oben Nach unten

Nach oben


 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten