Vampire-Das RPG IV

„Blut, hauptsache Blut. Mir egal, welche Blutgruppe. Und während du es holst, mach ich mich schlau, was so im Fernsehen kommt. Und falls nicht, mache ich mich schlau… Wenn es ein Smart-TV ist, könnten wir sicher über die Amazon Prime Video App Filme streamen. Oder über Netflix oder dergleiches. Du könntest dich anmelden. Kostet nur so fünfzig Dollar im Jahr. Wenn du willst können wir uns die Kosten teilen. Über die App können wir dann sämtliche Filme schauen“, fing Rubina an zu erklären und war kurzerhand zum Fernseher hinüber gegangen. Sie musterte das Exemplar und suchte anschließend die Fernbedienung.
„Darüber können wir allerdings auch noch reden, wenn du wieder da bist“, setzte sie hinzu, fischte die Fernbedienung vom Tisch und sah lächelnd zu Jael.

„Okay, Jungs, ihr müsst die schweinischen Themen beenden, die Lady ist zurück“ Jess schubste mit einem Schmunzeln die Tür zum Dach auf und trat dann auf die Männer zu. „Wer von euch will noch etwas?“, fragte sie, öffnete behutsam eine der Konserven und ging zur Mauer hinüber, wo ihr Glas noch stand. Da sie die Konserve geholt hatte, hatte sie jedes Recht, sich als erstes einzuschenken. Als dies erledigt war, sah sie fragend zu Damion und Ben auf. Casey hatte ja vorhin schon gepasst. Dessen Glas stand auch unangetastet auf der Mauer.

Das Smart-TV verstand Jael so gerade noch, als sie dann aber über irgendwelche Apps und Netzflikse sprach, hob er aufgebend die Hände, was sie gar nicht sah, da sie sich zum Fernseher begab. "Du wirst schon wissen was du tust. Blutgruppe egal, das bekomme ich hin", antwortete er ihr und hoffte, dass sie nicht weiter über Fernseher sprechen würde, wenn er wieder da war. Nicht, dass es ihn nicht interessierte was sie zu sagen hatte, er hatte nur überhaupt keine Grundlage auf der er mitdiskutieren konnte. Damion hatte die Anfänge des Kinos geliebt, vor allem diese ganzen komischen Horrorfilme hatte er mit kindlicher Freude genossen. Jael hatte sich der Sinn dieses Universums nie erschlossen und so hatte er immer einen Bogen darum geschlagen. Was vielleicht dumm gewesen war, wo er sich doch mit den anderen Technikfortschritten jedenfalls rudimentär vertraut gemacht hatte. Etwas gezwungen erwiederte er ihr Lächeln und fragte sich, wie er aus dieser Klemme wieder raus kam.

"Nichts schweinisches ist gefallen seid du gegangen bist. Und deine Anwesenheit würde uns wohl kaum davon abhalten sowas zu äußern", gab Ben fröhlich zurück, winkte aber ab, was das Blut anging. Er brauchte nicht mehr. Damion reichte ihr dagegen sein Glas. Bei Konservenblut hatte er immer das Gefühl es sättigte gar nicht.

Während Jael das Blut holte, machte sich Rubina an dem Fernseher zu schaffen. Dass war wohl das Gute, dass sie zeitlich gesehen, in den modernen Zeiten geboren und aufgewachsen war. Computer, Laptops, Handys, Tablets und was es noch alles gab, waren ihr nicht fremd. Auch die neuen Fernseher sind ihr nicht fremd. Sie hatte ihn bereits angeschaltet und suchte nach der richtigen App, um nachher einen netten Film anzusehen. Sie hoffte, dass Amazon oder Netflix ein paar gute im Programm hatten. Vielleicht ja eher ältere? Vielleicht sollte sie Jael mal fragen, was er am liebsten sah.

„Habe ich dir eigentlich mal gesagt, dass ich deine Ehrlichkeit schätze?“ Jess hatte ihr Glas wieder abgestellt, um mit der freien Hand in Bens Wange leicht zu kneifen. „Wobei ich wohl eher Casey fragen würde, um mir sicher zu sein, ob ihr auch wirklich nichts dergleiches erzählt hab. Ich nehme doch mal an, dass Casey mich sicher nicht anschwindeln würde, oder?“ Neugierig sah sie zu dem älteren Vampir und musterte ihn aufmerksam, während sie eher nebenbei Damions Glas mit dem Blut aus der Konserve auffüllte. So schenkte sie ihm allerdings auch etwas zu viel ein und es lief bereits auf einer Seite über den Rand. „Huch“ Jess bemerkte ihr Malheur, hob die Konserve, die nahezu leer war, an und wischte mit dem Finger das Blut weg, das über den Rand gelaufen war.
„So kannst du wenigstens nicht sagen, es wäre halbleer“, raunte sie und leckte sich das Blut von den Fingern.

Keine bestimmte Blutgruppe zu holen war schwieriger, als Jael es sich je hätte träumen lassen. Er stand vor dem Schrank und betrachtete die vielen Tüten, fein säuberlich nach Blutgruppen sortiert und fragte sich, ob das wohl ein Test war. Einer dieser, bei der die Frauen angeblich nur drauf aus waren zu sehen, ob ihre Freunde auch wussten, was sie mochten. Jael hatte keine Ahnung, welche Blutgruppe Rubina bevorzugte. Seufzend griff er tatsächlich blind in den Schrank und zog drei Konserven raus. Wobei er ganz bewusst nicht nachschaute, was er da gegriffen hatte. Das Erwärmen dauert dann nicht lange und so war er nach ungefähr 20 Minuten wieder in Zimmer. "Ich hoffe es ist okay so", sagte er und reichte Rubina ein Glas.

Casey lächelte geheimnisvoll, erwiderte aber nichts auf die Frage. Er wusste, dass Jess nur sehen wollte, wie weit sie ihm trauen konnte, aber in seinem Alter spielte man nicht mehr mit offenen Karten. Sie tat es ja auch nicht. Damions: "Oy! Achtung", enthob ihn entgültig der Pflicht etwas zu sagen.
Ben hatte sich derweilen auch von dem Wangenkneifer erholt, war aber immer noch etwas sauer auf Jess deswegen. "Schwesterchen, halt deinen Kopf mal lieber bei den wichtigen Dingen, als dabei wer was über wen hinter dessen Rücken sagt. Überleg dir mal Damion müsste sich mit Flecken auf der Hose in der Öffentlichkeit zeigen. Und du wärst schuld", warf er dazwischen. Damion warf ihm einen endgültig letzten warnenden Blick zu während Casey eine Augenbraue hob und sich den Satz mehrmals durch den Kopf gehen ließ. "Interessante Wortwahl", stellte er am Ende fest und lächelte Ben zu.

„Sicher!“, antwortete Rubina und nahm dankbar das Glas entgegen. Einen kurzen Moment lang erinnerte sie sich an die Zeiten, in denen sie noch aus kalten Blutkonserven getrunken hatte. Und hier saß sie, mit einem Glas, in dem sich warmes Blut befand. Lächelnd drehte sie es in ihrer Hand und nippte anschließend daran. „Sehr gut“, sagte sie und schenkte Jael ein dankbares Lächeln.
Sie hatte es sich auf dem Sofa bequem gemacht und hatte die Fernbedienung auf dem Schoß.
Kurzerhand hatte Ruby sich bei Amazon Prime angemeldet – so musste sich Jael zumindest mit dem Ganzen nicht herumschlagen – noch musste sie es ihm erklären.
Auf was für einen Film hättest du denn Lust?“, fragte sie und klopfte neben sich, damit er sich zu ihr setzte.

„Undenkbar, was das für ein Fauxpas wäre“, gab Jess zurück, legte die leere Blutkonserve auf die Mauer und verdrehte die Augen. Beinahe hätte sie noch sarkastisch hinzugefügt, dass Damion sich ja sonst nie in so einer Lage befand. Fauxpas passierten ja immer nur den anderen, aber nicht ihm. Besonders solche…Haha. Doch Jess verbiss sich die Spitze, immerhin wollte sie ihn nicht vergraulen. Sie brauchte ihn morgen.
Jesaiah lehnte sich wieder gegen die niedrige Mauer und trank aus ihrem Glas, während sie in Gedanken war. Noch einmal ging sie durch, was sie besprochen hatten, den Ablauf des morgigen Abends, die Rettungsaktion. Und wenn alles klappte, würden Tians Machenschaften morgen endlich ein Ende finden. Danach… danach würde sie die Stadt verlassen. Es war an der Zeit, dass sie bei ihrem Ehemann vorbei sah. Und in ihrer Wohnung. Sich ein paar ruhige Tage machen…
Jess sah nachdenklich abwechseln von Casey zu Ben und von ihm zu Damion.

"Ich hab bis jetzt nur einen Film gesehen, Rubina", rief er ihr sanft ins Gedächtnis, ehe er sich neben sie setzte. Falls sie einen Test gemacht hatte, hatte er ihn wohl bestanden, was ihn ungemein freute. Es war schön endlich Zeit mit ihr verbringen zu können, ohne dass irgendein Termin im Hintergrund stand. Vor allem war es die Gelegenheit sie endlich etwas besser kennen zu lernen. Bisher wusste er erschreckend wenig über sie, wenn man bedachte, was sie schon getan hatten. Was er vorhin fast schon wieder getan hatte. Um den peinlichen Moment zu überspielen nahm er einen kräftigen Schluck aus seinem Glas und setzte sich so zurecht, dass ein wenigstens angedeuteter züchtiger Abstand zwischen ihnen lag. So ganz traute er sich selbst nicht mehr. "Such du einen aus. Was glaubst du, muss ich kennen?", schlug er dann vor und lächelte sie aufmunternd an.

Casey sah ungerührt zurück, Damion ebenso. Ben langweilte das nichts passierte. "Okay", rief er schließlich und breitete die Hände leicht aus. "Ich bin unterrichtet worden, ich weiß wo es morgen losgehen soll, ich weiß sogar wann es losgehen soll. Gibt es noch etwas, über das ich bescheid wissen sollte oder kann ich die Erwachsenen jetzt alleine die Nacht anstarren lassen und mich interessanteren Dingen zuwenden?", fragte er mit einer gehörigen Portion Sarkasmus und sah vor allem Jess an. Damion hatte schließlich genauso viel Ahnung wie er und was Casey wusste, das wusste wohl niemand wirklich so genau. "Verschwinde schon", knurrte Damion, was Ben ignorierte und lieber auf Jess' antwort wartete.

„Ja, das schon, …es könnte allerdings sein, dass dir ja mehr nach einem, ich weiß nicht, Horror-Film ist. Oder ein Film mit Action… oder was ernstes…oder so“, antwortete Rubina und zupfte an eine ihrer braunen Haarsträhnen. Jetzt hatte sie also die Qual der Wahl. Es gab so unendlich viele Filme! Sollte sie mit ihm einen schauen, den sie schon kannte? Oder einen, den sie noch nicht kannte? Letzteres fände sie eigentlich ganz nett, dann würden sie den Film zusammen zum ersten Mal sehen. Ruby überlegte, welchen Film sie schon immer mal sehen wollte und bisher noch nicht getan hatte. Und dann musste er auch noch im Programm sein. Rubina nahm einen großen Schluck von dem Blut und begann mit der Fernbedienung nach einem bestimmten Film zu schauen.
„Hier! Wie wäre es mit dem? The Great Gatsby? Der alte, von…1974…“, las Rubina vor und musste unweigerlich lächeln. Zu der Zeit war sie damals noch ein Menschen gewesen. „Ist der okay für dich?“

Schmunzelnd ließ Jesaiah das Glas sinken, nachdem sie noch einen großen Schluck genommen hatte. Es amüsierte sie, dass Ben tatsächlich auf ihre Antwort wartete und Damion scheinbar geflissentlich ignorierte. Und so nett, wie sie war, wollte sie ihren Lieblingsbruder auch nicht länger warten lassen. „Sicher, geh ruhig. Und sei nett zu ihr“, fügte sie mit einem Zwinkern und einem wissenden Grinsen hinzu. Jess kannte ihren Namen nicht, aber sie war sich sicher, dass da eine Frau im Spiel war. Dass Ben sich so lange in derselben Stadt wie sein Erschaffer aufhielt… Dunkel erinnerte sich Jess an die eine Kellnerin auf Tians Ball. Bei Gelegenheit würde sie Ben nach ihr ausfragen. Allerdings vorzugsweise unter vier Augen.

Im Grunde hätte er ihr nicht sagen können, ob es okay war. Er wusste nicht wer der große Gatsby war oder worum es gehen sollte oder warum es der alte war. Andererseits wäre es auch sehr unhöflich ihr das zu sagen. Mit einem warmen Lächeln legte er seine Hand auf ihre und nickte. "Aber sicher", sagte er und verkniff sich gerade noch kitschig hinzuzufügen, dass alles okay wäre, solange sie bei ihm war. Das wäre dann wohl doch zu viel des Guten.

Für einen Moment wurde Bens Grinsen eher ein warmes Lächeln, dann antwortete er: "Als ob ich jemals was anderes wäre", und weg war er. Jess hatte mal wieder ins Schwarze getroffen, unheimlich wie oft sie das tat, aber bei ihr störte es ihn nicht so sehr. Vielleicht war es dumm von ihm, oder gefährlich, aber Jess vertraute er so ziemlich in allen Punkten.
Bevor Damion etwas über missratene Bruten sagen konnte, wandte Casey sich ihm zu. "Weißt du, man könnte meinen ihr seid tatsächlich biologisch miteinander verwandt. Wenn es darum geht, dass der Apfel beim Stamm bleiben soll, hast du bei ihm scheinbar alles richtig gemacht", sagte dieser in die blaue Luft hinein und brachte Damion dazu sich zu verschlucken. "Versuch gar nicht erst es zu leugnen, das wäre nur Wasser auf unseren Mühlen", riet Casey ihm weiter, bevor Damion auch nur den Mund aufmachen konnte.

„Okay“ Rubina sah Jael lächelnd an und machte es sich anschließend noch etwas gemütlicher auf dem Sofa, indem sie aus den Schuhen schlüpfte und ihre Beine aufs Sofa zog. „Dann wollen wir mal sehen! Ich hatte ihn damals unbedingt im Kino schauen wollen, als er herauskam. Leider habe ich es nicht geschafft. Aber dafür kann ich das jetzt mit dir nachholen“, sagte sie, strich sich ihre braunen Locken zurück und startete den Film.

Und weg war er. Jesaiah wusste, warum Ben ihr Lieblingsbruder war. Nicht nur, weil er mittlerweile der einzige Bruder war – soweit sie wusste. Sondern auch, weil er trotz seiner nervigen Art einige Eigenschaften hatte, die sie gut leiden konnte. Nicht ganz ohne Grund waren sie wohl mal etwas intimer miteinander gewesen. Hoffentlich kamen sie noch dazu, miteinander zu quatschen, bevor sie nach dem morgigen Abend die Stadt wieder verlassen würde. Sie würde wirklich ausgesprochen gerne mehr über diese Frau erfahren.
Jess horchte auf, als Casey von Stamm und Apfel redete, woraufhin sie unweigerlich lachte.
„Ja, das stimmt. Ben könnte tatsächlich Damions Sohn sein. Sie haben sehr viel gemeinsam. Sehr viel“, fügte sie hinzu, grinste und nahm einen weiteren Schluck aus ihrem Glas.
„Darf ich fragen…hast du eigentlich Kinder? Also irgendwelche Menschen in Vampire verwandelt?“, fragte Jess neugierig Casey.

"Ich?!", fragte Casey überrumpelt und lachte. "Gott behüte, nein. Das ist ein Fehler, den ich nie gemacht habe. Damion hat genug produziert für uns beide, da muss ich mich nicht auch beteiligen." Lachend schüttelte er den Kopf. Damion knurrte leise, widersprach aber nicht. Was hätte er auch sagen können? Für die Zeitspanne in der er ein Vampir war hatte er tatsächlich überdurchschnittlich viele Menschen verwandelt. Aber was solls, er war halt auch nicht der durchschnittliche Vampir.

„Wirklich? Nicht einmal ein Ausrutscher-Kind?“ Jesaiah war sichtlich verblüfft. Nicht, weil sie gedacht hatte, Casey wäre der Typ Vampir, der einige Kinder hatte, doch bei seinem Alter… das war schon erstaunlich. Selbst sie hatte einen Menschen verwandelt und das obwohl sie sich selbst nicht gerade zu diesem Typ Vampir zählte. Charles war eine Ausnahme gewesen. Charles…
„Wow. Ich bin beeindruckt. Ist sicher eine vernünftige Entscheidung. So trägt man wenigstens weniger Verantwortung. Ich bezweifle auch, dass ich noch einen Menschen verwandeln würde“, sagte sie, öffnete die zweie Blutkonserve und schenkte sich ein. Als ihr Glas voll war, sah sie Damion fragend an. „Willst du noch was? Dieses Mal kannst du auch gerne selbst einschänken“, sagte sie und grinste. „Wie sieht es eigentlich bei dir aus? Hast du noch vor, unsere Familie zu vergrößern? Noch mehr Kids? Nur damit ich mich wappnen kann“

Damion wollte gerade ablehnen, als sie ihn mit ihren nächsten Fragen auch schon kalt erwischte. "Wenn ich das vorher planen würde, wärs je langweilig. Stell dich drauf ein, dass du die letzte bist, die es erfahren wird sollte es so sein", antwortete er ihr zuckersüß und leerte sein Glas. Tatsächlich hatte er die meisten seiner Abkömmlinge doch recht spontan verwandelt, aus einer Laune heraus eben. Deswegen hatte er wahrscheinlich so viele, weil er gar nicht groß darüber nachdachte oder plante.

Jess seufzte und warf Casey einen Mitleid suchenden Blick, ganz nach dem Motto ‚Siehst du, was für ein schweres Los ich mit dem da habe?‘. Sie nahm daraufhin erst einmal einen großen Schluck Blut und winkte anschließend ab. „Ach, glaube mir, ab sofort werde ich dich wieder genauer im Auge haben, damit ich weiß, was du so treibst. Ich werde schon herausfinden, wenn du wen verwandelst. Hat früher auch immer ganz gut geklappt… Nur dachte ich irgendwann, du würdest es bei Mariah und den übrigens Kids belassen und habe dich aus den Augen gelassen…Tja… und dann kam Rubina“, raunte sie und lächelte ihn dabei charmant an. Mariah war die junge Frau gewesen, die Damion vor Ruby verwandelt hatte. Ein Glück, dass sie nicht da war, Jess hatte sie nie für sonderlich helle gehalten. Wie hieß es so schön? Das Licht war zwar an, aber es war niemand zu Hause.

"Wenn man euch beiden so zuhört, dann könnte man meinen ihr habt arge Probleme. Miteinander. Vielleicht solltet ihr mal eine Paartherapie versuchen, könnte euch helfen", warf Casey dazwischen, ehe hier ein Zickenkrieg starten konnte. Im Grunde war es ja ganz lustig den beiden dabei zuzusehen, wie sie haarschaft an einem Ehekrach entlang schlitterten. "Casey, zieh Leine!", fauchte Damion. Er war schon so auf Kraval gebürstet, seit er Jess aus der Gasse geholt hatte. Morgen konnte gar nicht früh genug kommen. "Und du solltest aufhören dich in mein Leben einzumischen. Ich brauch keinen Stalker", wandte er sich dann an Jess.

„Die wenigstens Stalker fragen nach Erlaubnis…“, entgegnete Jess schulterzuckend und nippte erneut an ihrem Glas. „Aber gut“, räumte sie ein, bevor Damion noch ausflippte. Soll er lieber glauben, dass sie sich aus seinem Leben heraushielt. Sie würde dann einfach vorsichtiger spionieren. „Vielleicht verabschiede ich mich einfach. Ich muss allerdings noch kurz in dein Zimmer. Meine Sachen sind noch da“, wandte sich Jess an ihren Erschaffer und trank den Rest des Blutes auf ex. „Es war mir eine Freude, Casey. Man sieht sich dann morgen in aller Frische“, sagte sie zu dem Älteren, lächelte ihn aufrichtig dankbar und freundlich an, ehe sie zur Tür ging, das leere Glas und die leere Blutkonserve in der Hand, um beides nachher zurück in die Küche zu bringen.

"Moment", rief Damion ihr fast schon zu spät hinterher. "Wohin genau willst du? Du hast doch nicht vor alleine zurück zu deinem Hotel zu gehen. So blöd kannst du nicht sein." Allein der Verdacht, dass Jess tatsächlich so unvorsichtig sein konnte und alleine durch eine Stadt zu gehen, in der es von Vampirjägern wimmelte, die alle nur zu gerne ein Fadenkreuz auf Jess' Rücken gemalt hätten, stellte seine Beherrschung auf eine arge Probe. Casey erbarmte sich der Situation. Fest umfasste er den Ellenbogen des größeren und wartete, bis Damion ihm den Blick zuwandte und er sich sicher sein konnte, dass er zuhörte.
"Nichts wird sie alleine tun, ich werde sie begleiten. Ich muss mir die Beine eh nochmal vertreten. Du solltest auf dein Zimmer gehen und den Kopf aus der Schusslinie halten, bis morgen. Jess braucht dich in einem Stück morgen, nicht als Jägerbeute irgendwo in der Stadt", wieß er Damion fast schon sanft zurecht. Einen Moment sah es aus, als wollte Damion tatsächlich ob er Casey nicht doch fertig machen konnte. Aber dann warf er einen kurzen Blick auf Jess und sein Widerstand verschwand einfach. "Dann verschwindet schon", knurrte er und riss sich aus Caseys Griff.

Eigentlich hatte Jesaiah nicht vorgehabt, alleine zu ihrem Hotelzimmer zurück zu kehren. Eher hätte sie Mr. Murdoch nach einem freien Zimmer gefragt, da sie selbst nicht scharf darauf war, ihr Leben noch einmal zu riskieren. Jess widerstand dem Verlangen, mit ihrer Hand nach der Stelle an ihrer Schulter zu tasten, wo sie vor ein paar Stunden angeschossen worden war.
Umso erstaunter sah Jesaiah auf, als Casey seine Begleitung anbot. Doch, sie fing langsam an diesen Kerl wirklich gern zu haben. Ein Jammer, dass sie sich nicht schon eher getroffen hatten.
„Das ist sehr nett, vielen Dank“, richtete sie ihr Wort an Casey und nickte danach Damion zu.
„Bis Morgen“, sagte sie lächelnd und verschwand anschließend durch die Tür.
Zunächst brachte sie die Konserve und das Glas weg, um daraufhin ihr Hab und Gut aus Damions Zimmer zu holen. Es war nicht viel, ihr Handy und ihr Geldbeutel, denn ihre Klamotten würde sie nicht flicken und reinigen lassen. Viel leichter war es, einfach neue Klamotten zu kaufen.
Nachdem sie alles hatte, machte sie sich mit Casey auf den Weg zu ihrem Hotel.

Casey hatte sich noch eine Jacke geholt, damit er unauffälliger wirkte und wartete auf Jess an der Tür. Die Frage ob sie ein Taxt nahmen oder liefen war schnell geklärt. Laufen war Casey auch lieber, so hatten sie mehr Zeit zu reden. Und das taten sie auch. Anfänglich über Damion, seine Aggressionsprobleme und die lange Liste seiner Abkömmlinge. Nach einer Weile kamen sie allerdings auch zu den Themen, die ihn interessierten. Ganz unverfänglich fragte er nach Brida, wie es ihr ging, wie sie sich kennengelernt hatten, ob sie wusste, wo sie die ganzen Jahre gewesen war. Er wollte Brida nichts böses, aber als er gehört hatte, dass die Totgeglaubte wieder auferstanden war, hatte er sich ganz unwillkürlich gefragt, ob sie nicht vielleicht die Antwort darauf hatte, wie er seinem Bruder helfen konnte, der sich ja auch vollkommen zurückgezogen hatte, selbst von ihm. Die neugierigen und teils wissenden Blicke, die sie auf sich zogen, registrierte Casey mit einem inneren Schmunzeln. Menschen waren so einfach zu durchschauen, es war nicht schwer sich vorzustellen auf welche Ideen sie kamen, wenn sie ihn, im Grunde ein Kind, und eine so viel ältere Frau zusammen sahen. Selbst der Portier vor Jess Hotel warf ihm einen zweiten Blick zu. Die Türen waren noch nicht einmal ganz hinter ihnen wieder zugefallen, da lachte Casey auch schon, weil er es nicht mehr verhindern konnte. "Es tut mir leid. Aber ich weiß, was der Mann seiner Frau erzählt, wenn er nachhause kommt", entschuldigte er sich bei Jess für den ungewollten ausbruch.

Die verschiedenen Gesprächsthemen waren wirklich erheiternd gewesen, besonders was Damion und ihre übrigen Geschwister angeht. Das war ein Fass ohne Boden für Jess, da konnte sie ewig darüber quatschen. Nach einer Weile kamen sie dann allerdings auf Brida. Jesaiah konnte es Casey nicht verdenken, dass er all die Fragen stellte. Auch Brida war sehr alt, allzu oft traf man nicht auf Vampire wie sie und Casey. Daher antwortete Jess auf all seine Fragen und erzählte, was sie wusste. Das war nur leider nicht so viel. Sie wusste kaum etwas über Brida selbst, wie sie verwandelt worden war, oder ob sie ‚Kinder‘ hatte. Sie wusste auch nicht, wo sie sich die letzten Jahrzehnte aufgehalten hatte. Doch das würde sich vielleicht ändern, wenn sie nach dem morgigen Abend die Gelegenheit zum Reden hätten. Jess riet Casey noch, Adriana zu fragen, um mehr zu erfahren, da sie schätzte, dass sie mehr wusste.
Während sie erzählte, bemerkte auch sie die Blicke. Anfangs bemühte sie sich noch darum, sie zu ignorieren, doch irgendwann fiel es ihr sichtlich schwerer. Bei dem Pagen, der im Eingangsbereich des Hotels stand, verdrehte sie nur noch genervt die Augen.
„Ja, ich vermute ich auch“, seufzte Jess, als sie endlich auf ihrem Zimmer angekommen waren. Sie legte den Schlüssel auf der Kommode ab und ging zu den Fenstern hinüber, wo sie die Rollläden hinunter ließ. Das Personal hier im Hotel zog sie immer hoch, wenn sie nicht da war.
„Vermutlich führt er eine Strichliste über all die merkwürdigen Gäste hier im Hotel, mit ihren seltsamen Fetischen und Vorlieben. Und ich habe es heute ganz sicher auch auf diese Liste geschafft“, raunte sie und wandte sich mit einem Schmunzeln wieder Casey zu, dem sie mit einer Geste anbot, sich zu setzen.

Leise lachend ließ Casey sich in einen der Sessel fallen, wobei er sich sogar demonstrativ provokativ drapierte. "Was es reicht schon auf eine Fetischliste zu kommen, wenn sich eine attraktive aber einsame junge Frau einen äußerst frischen Kerl mit aufs Zimmer nimmt?", fragte er scherzhaft und hob in gespieltem Entrüsten die Arme. "In welchem Jahrhundert sind wir bloß gelandet. Jael wäre entsetzt über die Zustände." Das ihn vermutlich keiner der Personen, denen sie auf dem Weg begegnet waren, für einen Kerl gehalten hatte, war ihm schon klar. Was die ja nur nicht wussten war, dass er schon lange keine 15 mehr war. Und als er aufgewachsen war, war das ein Alter, in dem man schon die Hälfte seines Lebens hinter sich hatte, mehr oder weniger. Nein, er war alles andere als ein Kind, aber dieses Jahrhundert, ach, dieses Jahrtausend, schätze Personen eben nach ihrem Aussehen ein und das sprach im Thema alter eben gegen Casey.

„Ou, auf einer Fetischliste schafft man es ganz schnell, glaube mir“ Jesaiah lachte und schlüpfte aus den Schuhen. Auch die hatte sie sich von Leticia geliehen, nachdem bei ihren Pumps ein Absatz abgebrochen war. Was auch auf das Konto der Jäger ging, dreckige Arschgeigen, das würden sie ihr noch büßen.
„Jaa, das Jahrhundert, es ist schon irgendwie witzig. In vielem ist es so fortschrittlich und tolerant, aber bei sowas…“ Jess zuckte mit den Schultern und öffnete einen Schrank, aus dem sie ein paar Klamotten zu Tage beförderte. Einen kurzen Augenblick lang besah sie sich die einzelnen Teile, überlegte, wonach ihr jetzt war und legte das übrige wieder zurück.
„Jael, der arme Jael. Ich denke, ihn entsetzt gerade so einiges in diesem Jahrhundert. Aber vielleicht kann Rubina ihn an das eine oder andere gewöhnen“, sagte sie und schlüpfte ungeniert aus ihrer Hose. Ein so alter Vampir wie Casey hatte sicherlich schon einiges gesehen, weswegen sich keine Gedanken darum machte, dass er ihr etwas absah. Davon abgesehen war sie ihm was schuldig. Und nach dem morgigen Abend sicherlich noch mehr.
„Mit wie viel Jahren bist du eigentlich gestorben?“, fragte Jess direkt heraus, die lediglich noch ihr Hemd anhatte. Mit diesem trat sie auf Casey zu und setzte sich auf die Lehne des Sessels, ähnlich demontstrativ provokativ wie er es vorgemacht hatte.

Der kleine Striptease störte Casey tatsächlich nicht, er wusste ihn ganz im Gegenteil zu schätzen. Wieso sollte er auch wegsehen? Jess war eine attraktive Frau, der Teil seines Satzes war nicht gelogen gewesen. "Du hast eine hohe Meinung von Ruby. Nicht einmal Damion hat es geschafft, dass Jael sich an die wiedergefundene Offenheit gewöhnt hat. Und glaub mir, Damion hat sich viel Mühe gegeben Jael mit den feuchten Fakten vertraut zu machen", sagte er und dachte belustigt an die Zeit zurück, als Damion sich einen Spaß daraus gemacht hatte zu sehen, wie weit Jaels Beherrschung reichte, wenn man ihn mal an die Freuden des Lebens heranführte. Den einzigen, den das Jahre seiner Existenz gekostet hatte, war wohl Jael, der Rest des Clans hatte sich über die ungeheure Zugeknöpftheit des Vampirs gewundert. Da musste Casey zugeben, dass Ruby ihn schon einen gewaltigen Schritt nach vorne gebracht hatte.
"Du hoffst, dass ich das nach der ganzen Zeit noch weiß? Oder hoffst du kein schlechtes Gewissen wegen der Verführung Minderjähriger haben zu müssen?", den rechtlichen Ausdruck unterstrich er mit Gänsefüßchen, die er in die Luft malte. "Nein, keine Ahnung. Damals wurde noch nicht so auf den Kalender geachtet. Ich weiß nicht mal, wann im Jahr ich Geburtstag habe. Aber viel älter oder jünger als ich aussehe kann ich nicht gewesen sein." Wenn er sie dabei etwas keck angrinste und sein Fuß ihr Bein berührte, dann war das sicher volle Absicht.

„Oh, ich denke, Rubina ist nicht die schlechteste Wahl, die Damion getroffen hat. Auch wenn ich denke, dass das Mädchen vielleicht ein besserer Mensch als Vampir gewesen wäre…Dennoch, sie ist eine Frau, sie kann Jael auf eine ganz andere Art überzeugen als Damion“, antwortete Jess, zuckte locker mit den Schultern. Wenn das zwischen Jael und Rubina wirklich etwas ernsteres war, hatte sie doch gute Chancen, ihn mit diesem Jahrhundert vertraut zu machen. Liebe war ein erstaunlicher Motivator. Nicht, dass sie selbst darin Ahnung hätte.
Neugierig hörte Jess ihm zu, als er auf ihre Frage antwortete, auch wenn sie etwas anderes erwartet hatte. Einen kurzen Augenblick überlegte sie, ob sie ihr Alter irgendwann vergessen würde. Dieses Jahr war sie 250 geworden und sie hatte es krachen lassen...
„Ha, ich bekomme so schnell kein schlechtes Gewissen, nur weil ich eine klitzekleine Straftat begehe… Was hierbei ja nicht einmal der Fall wäre. Du bist schließlich wesentlich älter als ich…“ Jesaiah musterte Casey interessiert und erwiderte sein Grinsen mit einem charmanten, fast schon anzüglichen Lächeln. Ganz langsam rutschte sie von der Armlehne auf die Sitzfläche des Sessels, nahm dabei sein Bein hoch und legte es sich über den Schoß, sodass sie auf der Sitzfläche überhaupt neben ihm Platz nehmen konnte. Ihre Hand blieb danach weiterhin auf seinem Bein liegen.

"Touché", erwiderte Casey und zuckte leicht mit den Schultern. Jess hatte recht damit, dass Ruby als Frau einen ganz anderen Hebel ansetzen konnte als Damion. Interessiert lächelnd beobachtete er Jess dabei, wie sie sich näher zu ihm setzte. Er verhinderte es nicht, man hätte aber auch nicht sagen können, dass ihm anzusehen war, was er dachte. Ob einverstanden war oder nicht. "Nur unwesentlich", spielte er den Altersunterschied herunter, wobei jedem klar gewesen wäre, dass das nicht ernst gemeint sein konnte. So unwesentlich war der Unterschied zwischen ihnen schließlich nicht, und Casey wusste genau wie alt sie war. "Vielleicht muss dann ja eher ich mir Gedanken darüber machen, ob ich mich strafbar mache. Kann man das als ausnutzen eines Abhängigkeitsverhältnisses auslegen?", fragte er rhetorisch. Die Hand, die er auf der Lehne liegen hatte rutschte ein Stück herunter und spielte mit einer Strähne von Jess' Haaren.

Obwohl sein Mienenspiel nicht viel darüber verriet, was er von ihrem Annäherungsversuch hielt, war Jesaiah fest entschlossen, weiterzugehen. Sie verschwendete keinen einzigen Gedanken daran, er könnte tatsächlich Nein sagen. Das einzige, was ihr jetzt noch durch den Kopf ging, war eher die Frage, wer von ihnen den entscheidenden Schritt machen und die Initiative ergreifen würde. Jess musste sich eingestehen, dass sich doch etwas Respekt gegenüber Caseys Alter hatte, weswegen nur ungerne vorpreschen würde. Vermutlich war sie in seinen Augen und gemessen an dem Alter sowas wie ein Teenie, wenngleich sie den Vorteil hatte, nicht danach auszusehen.
„Ich bin zwar nicht gerade mit unserem Strafrecht aufs Genauste vertraut, aber ich glaube nicht, dass unser Fall so ausgelegt werden kann. So lange alles im gemeinsamen Einverständnis geschieht …“, antwortete sie und zuckte leichthin mit den Schultern. „Und wäre das bei uns nicht der Fall?“, fragte Jess und strich nebenher mit ihrer freien, linken Hand am Kragen des zu großen Hemdes entlang.