Mutant High 3 - Das RPG

Sprung auf den nächsten morgen, 06. November

Müde blinzelte Erin und sah unzufrieden zu ihrem Fenster. Gestern hatte sie nicht mehr daran gedacht die Vorhänge zuzuziehen. Dafür waren sie zu beschäftigt gewesen. Jetzt hatte sie die Sonne im Gesicht und war natürlich wach. Naja, nicht so wirklich. Sie war noch viel zu Müde um aufzustehen und die Vorhänge zuzuziehen. Deswegen drehte sie sich einfach um und vergrub ihr Gesicht mit einem Lächeln an Eriks Schulter. Verdammt war das ein gutes Gefühl.

Seit ner halben Stunde wanderte Aaron jetzt schon durch den Gang. Hin zur Tür, kurz stehen bleiben und dann wieder zurück. Bis zur Ecke, dann drehte er wieder um. Kaya hatte auf keine seiner Nachrichten oder Anrufe geantwortet. Er machte sich wirklich sorgen, ob ihr etwas passiert war. Und ein wenig war er wütend, weil sie ihn so hängen ließ. Das war leider eine doofe Mischung um den Mut aufzubringen und bei ihr zu klopfen. Er war gerade wieder dabei sich umzuentscheiden, als die Tür aufging und er erschrocken zurück sprang. Kara sah ihn erstaunt an. "Oh. Aaron - richtig?", fragte sie. Aus unerfindlichen Gründen wurde Aaron dadurch noch wütender dadurch. Wer sollte er denn sonst sein? Oder hatte Kaya ihr gar nichts von ihm erzählt? Der Gedanke dämpfte seine Laune ziemlich. Vielleicht hatte sie das wirklich nicht. "Ja. Ich wollte mir Kaya sprechen. Ist sie wach?", fragte er fast aufgebend und sah an ihr vorbei die Tür an. Ihr zögernder Blick sagte ihm eigenltich alles. Kaya wollte ihn nicht sehen. "Sie. Ist nicht zurück gekommen. Ich dachte sie wäre bei dir gewesen...", sagte Kara da und klang reichlich besorgt. "Nein.. Sie war nicht bei mir", antwortete Aaron zerstreut. Wo war sie denn dann? "Hast du versucht sie anzurufen? Sie geht bei mir nicht ran", fragte er weiter und Kara verneinte. Sie versprach aber es zu tun und ihm bescheid zu sagen, wenn sie etwas hörte. Ihre Wege trennten sich und Aaron war nicht mehr wütend, dafür ziemlich besorgt. Vielleicht sollte er sich in ihr Handy reinhacken. Dabei hatte er ihr versprochen es nicht mehr zu tun.

Irgendwann nach Mitternacht war Kaya bei ihrem Elternhaus angekommen. Auf ihrem Ausweis hatte die Adresse gestanden, die sie dem Taxifahrer gezeigt hatte. Der hatte sie dorthin gebracht und dann hatte sie eine Weile vor der Tür gestanden. Zuerst hatte sie gedacht, sie bräuchte einen Schlüssel und glaubte, den bei sich zu haben. Hatte sie aber nicht. Dann hatte sie da dieses Ding entdeckt und hatte darauf herumgedrückt, als die Tür auch schon glücklicherweise aufgegangen war. Kaya kam nicht auf den Gedanken, nach einem Lichtschalter zu suchen. Sie tastete sich mit den Händen in den nächsten Raum, bei dem es sich um das Wohnzimmer handelte und ließ sich dort der Länge nach auf dem Sofa nieder. Die Tür hatte sie vergessen, zu schließen. Ihr Kopf war noch immer angenehm leicht und so hatte sie auch keine Schwierigkeiten um schließlich einzuschlafen. Und sie schlief sehr fest und lang. Es brauchte etwas, bis ihr Vater sie am nächsten Morgen wecken konnte. Müde blinzelnd öffnete Kaya schließlich ihre Augen. Sie hatte einen ganz trockenen Mund, einen seltsamen Geschmack auf der Zunge und ihr Kopf dröhnte leicht. „Hm?“

Im Halbschlaf drehte sich Erik leicht zur Seite und legte seinen Arm um Erin. Und während Blake gut gelaunt summend unter der Dusche stand, war Liam bereits unterwegs zur Mensa. Er noch immer ein wenig durcheinander, nach dem gestrigen Gespräch mit Kara. An sich war es ein gutes Zeichen gewesen! Die Frage war, wie es weiterging. Konnten sie neuanfangen? Und würde das nicht sehr merkwürdig für ihn werden? Sollten sie nicht besser noch einmal darüber reden? Diese und noch viele anderen Fragen trieben ihn seit gestern Abend umher.
Seufzend griff er nach der Tür, zog sie auf und hörte da die Schritte hinter ihm. Liam drehte seinen Kopf und entdeckte Kara. Etwas erstaunt blinzelte er und lächelte dann matt. „Morgen“, raunte er. „Wie war das Konzert?“

Als Riley nach dem Aufstehen seine älteste Tochter wie tot auf dem Sofa hatte liegen sehen, war ihm ein gewaltiger Schreck durch die Glieder gefahren. Es hatte eine Weile gedauert sich zu beruhigen und festzustellen, dass Kaya nur schlief - was auch sonst? - wenn auch seehr, sehr tief. Bis sie sich langsam regte und die Augen öffnete ging fast nochmal soviel Zeit. Was Riley nicht weiter beruhigte. So tief schlief Kaya sonst nicht. Besorgt sah er sie an, die Hand immer noch auf ihrer Schulter. "Hey Chipmunk", rief er leise und benutzte den Spitznamen, den sie ihm verboten hatte, als sie ungefähr zehn gewesen war. "Ist alles in Ordnung?"

Kara lief etwas unachtsam zur Mensa. Sie hatte eigentlich zu ihrem Bruder gewollt. Eigentlich auch, um danach zu Liam weiter zu gehen und zu reden. Und dann hatte sie der Mut verlassen und sie hatte kehrt gemacht. Stattdessen schrieb sie Blake eine Nachricht, dass Kaya nicht zurückgekommen war und Aaron deswegen bei ihr gewesen war. Als sie aufsah, stand sie deswegen schon vor Liam und konnte nicht fliehen. Sein Lächeln verwirrte sie und sie wusste immer noch nicht, ob auf eine gute oder schlechte Art. "Morgen. Gut, gut", murmelte sie unwohl und betrat vor ihm die Mensa, als ihr klar wurde, dass er ihr die Tür offen hielt. Sie war vor dem Einschlafen so häufig durchgegangen, was sie sagen würde, wenn sie ihn sah. Und jetzt waren alle so umsichtig geplanten Sätze einfach weg. "Ähm. Wie war dein Abend?", fragte sie vorsichtig und blieb stehen, bis auch Liam in der Mensa war.

„Hmm“ Kaya verzog das Gesicht und nickte dann langsam. Chipmunk? Meinte er sie? Musste er wohl, denn sie sah kein Nagetier in ihrer Nähe. „Ja. Ja…Alles. In Ordnung“. Blinzelnd sah sie sich weiter um und brauchte einen Moment, ehe sie sich dunkel erinnerte. Sie war in ihrem Elternhaus. Nur wie daheim fühlte es sich nicht an. Könnte aber auch daran liegen, dass es ihr nicht gut ging. Besonders nicht im Vergleich zu gestern, da hatte sie sich noch so gut und leicht gefühlt – nach ihrem Joint. Was würde sie dafür geben, sich noch immer so zu fühlen. Und sich nicht an den Streit mit Aaron zu erinnern…
Räuspernd fuhr Kaya sich mit der Hand über das Gesicht und setzte sich dann langsam auf. „Habe nur Kopfschmerzen. Und Durst… Wie viel Uhr haben wir?“, fragte sie und sah blinzelnd zu ihrem Vater auf.

Hm. Heute war sie schon wieder anders. Ob sie es sich vielleicht doch wieder anders überlegt hatte und ihm lieber aus dem Weg gehen würden? Ihre Antwort klang zumindest recht… knapp. Was Liam jedoch nicht davon abhielt, sie weiterhin freundlich anzulächeln und ihr die Tür aufzuhalten.
„Oh, ganz gut. Ich habe mit Cooper und Stiles ein wenig gezockt. Aber…was soll ich sagen, die haben da wesentlich mehr Ausdauer als ich. Und Übung. Ich bin also irgendwann gegen elf schon gegangen, nachdem die mich leider haushoch abgezockt hatten“, erzählte er grinsend und zuckte locker mit den Schultern, während sie beide auf die Essensausgabe zugingen.
„Welche Band hat da gestern eigentlich gespielt?“, wandte sich Liam fragend wieder an Kara.

Nachdem Blake aus dem Bad kam, checkte er kurz sein Handy, in der Hoffnung etwas von Oli zu lesen. Dabei bemerkte er die Nachricht seiner Schwester und seine gute Laune verflog. Kaya war nicht zurückgekommen!? Und sie war weder bei Kara, noch bei Aaron!? Besorgt steckte er sein Handy ein und erzählte Milo davon, während dieser auf dem Weg zum Bad war. Kurz darauf verließ Blake das Zimmer und machte sich auf die Suche nach Aaron. Auf seinem Zimmer war er nicht – vielleicht in der Mensa? Er ging zielstrebig weiter und fand seinen Mitschüler schließlich unterwegs. Aaron schien gerade von der Eingangshalle zu kommen.
„Hey“, raunte Blake und joggte auf ihn zu. „Kara hat mir geschrieben – was ist passiert!? Hattet ihr gestern nicht ein Date?“.

Vor allem sah Kaya müde aus, aber Riley hatte den verdacht, dass da noch mehr war. Als sie von Kopfschmerzen sprach legte er ihr die Hand auf die Stirn, konnte aber nicht feststellen, dass sie Fieber hatte. "Sicher? Du siehst sehr blass aus. Wann bist du Nachhause gekommen?", fragte er und setzte sich neben sie auf das Sofa. Eigentlich hatte er lieber fragen wollen was passiert war. Und ob er Aaron gleich umbringen durfte, aber das hätte ihm wohl keine seiner Mädchen verziehen. Und Alessia hätte ihm darüberhinaus auch den Arsch dafür aufgerissen.

Mit Cooper und Stiles gezockt. Ihr Kopf lieferte ihr die passenden Erinnerungen, aber es war immer noch, als würde sie sich an einen Film erinnern, den sie vor langer Zeit einmal gesehen hatte. Die Bilder waren da, aber nicht unbedingt die Gefühle. Trotzdem lächelte sie freundlich. "Ja, das können sie gut", stimmte sie zu und nahm sich ein Tablett. "Oh, sie nennen sich Sweet Lizard Dreams. Sie sind aber wirklich gut. Also, es war wirklich nett, der Arbend. Wir sind nachher noch mit den Jungs Essen gewesen und Kilian.." Zu spät fiel ihr ein, dass es vielleicht nicht hilfreich wäre, wenn sie Liam von Kilian erzählte. "Sie waren alle sehr nett", beendete sie den Satz also und sah verschämt in die Ausgabe.

Wütend und frustriert stapfte Aaron durch den Gang zurück. Seine letzte Chance war gewesen, dass sie vor der Tür eingeschlafen war. Aber da war sie auch nicht gewesen. So langsam kam ihm die Idee ihr Handy zu hacken wirklich verlockend vor. Dann wüsste er jedenfalls wo sie war! Schuldbewusst sah er auf, als er Blakes Stimme hörte. Der würde ihn vermutlich hassen, wenn er erzählte was passiert war. Aber er konnte es auch nicht leugnen. "Ja. Hatten wir", antwortete er und stapfte weiter. Vielleicht ließ Blake es ja so auf sich beruhen. Natürlich folgte der andere ihm. "Wir sind getrennt nachhause gefahren. Jedenfalls dachte ich, sie wäre hierher zurück gefahren", fügte er seufzend hinzu, als Blake erwartungsvoll einen Schritt neben ihm blieb.

„Keine Ahnung“, antwortete Kaya ehrlicherweise. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war, als sie hier angekommen war. Geschweige denn, wie spät es war, als die Mädels sie in das Taxi gesetzt hatten. Sie wusste nicht einmal, ob sie oder die anderen das Taxi bezahlt hatten…
„Irgendwann nach Mitternacht, schätze ich? Wieso? Bekomme ich dafür etwa Hausarrest?“, fragte sie mit einem spöttischen Lächeln und massierte sich die Schläfen. Das war eigentlich nicht ganz fair ihm gegenüber, aber sie fühlte sie so schlecht, dass sie dem irgendwie Luft machen musste.
„Mir geht es gut. Ich war gestern auf einem Konzert in der Stadt und da wurde es eben etwas spät. Und weil ich so müde war, dachte ich, ich übernachte lieber hier. Auf dem Weg zur Schule wäre ich sicher im Bus eingeschlafen“.

„Sweet Lizard Dreams?“ Liam blinzelte und sah Kara erstaunt an, ehe er lachte. „Ich kenne die Jungs! Ich war vor ein paar Wochen auf einem Konzert von ihnen, zusammen mit Blake und Milo. Wir haben uns nach deren Auftritt noch ein wenig unterhalten und mit ihnen was getrunken“, erzählte er und lächelte matt. Und Kilian? Was hatte sie sagen wollen? Er erinnerte sich an Kilian. Er kam ihm wie ein Frauenheld vor… Eifersüchtig versuchte er die Gedanken von sich zu schieben.
„Stimmt, Kilian hießt der eine. Ich glaube, die beiden Sänger heißen…Oliver…und Colin?“ Fragend sah er Kara an. „Das war echt nett von denen, euch sogar zum Essen mitzunehmen.“

„Ihr seid –was!? Warum!?“ Blake packte Aaron am Arm und hielt ihn fest, sodass er notgedrungen stehen bleiben musste. „Du dachtest, sie sei zurückgefahren? Du hörst dich aber schon noch selbst reden, oder? Dann müsste dir der Fehler ja selbst auffallen. Du hast sie nachts in der Stadt allein gelassen!?“, fuhr er seinen Mitschüler an und schüttelte verständnislos den Kopf. Schnaubend ließ er Aaron wieder los und warf ihm stattdessen einen Blick zu, der deutlich machte, dass er mehr von ihm erwartet hatte. Besonders mehr Grips.

Kayas Ton rief einige Falten auf Rileys Stirn hervor. Sicher, seine Tochter hatte es gerade nicht einfach, aber diese Aufmüpfigkeit passten nicht zu dem Mädchen, dass er kannte. "Du warst alleine auf dem Konzert?", fragte er daher schon deutlich weniger besorgt und lehnte sich zurück um seine Tochter besser ansehen zu können. Soweit er wusste, war sie wieder mit Aaron zusammen. Auch wenn sie nicht mehr so eng mit Kara und Blake war, hätte sie also eigentlich nicht alleie unterwegs sein dürfen. "Welches Konzert?", setzte er hinzu.

Erstaunt hob Kara den Blick und sah Liam an. Erst als er davon sprach, erinnerte sie sich, dass er mit ihrem Bruder da gewesen war. Sie erinnerte sich allerdings auch daran, dass Blake ihnen nicht gesagt hatte, was auf dem Konzert passiert war. Und auch danach hatte er nichts gesagt, weswegen Kara den Mund wieder zuklappte, ohne etwas gesagt zu haben. "Ja, das sind die Drei", antwortete sie ausweichend und lief weiter. Weiter hinten fanden sich die süßen Dinge für's Frühstück. Und langsam bekam sie das Gefühl, wenn sie den Morgen überstehen wollte, dann brauchte sie eine Menge Zucker.

War das jetzt ein Verhör? Nicht sonderlich begeistert über die Fragen rümpfte Kaya leicht die Nase. Sollte sie die Wahrheit sagen? Sie war noch immer wütend auf Aaron. Und verletzt. Aber sie konnte ihrem Vater nicht erzählen, dass sie mit Aaron auf dem Konzert gewesen war. Das würde nur dazu führen, dass er wissen wollen würde, wo ihr Freund denn gewesen war, als sie beschlossen hatte, allein nach Hause zu fahren – und nicht mit ihm gemeinsam zurück an die Schule. Und sie wollte auch nicht, dass ihr Vater Aaron am Ende noch an der Schule in die Mangel nahm.
„Ich wollte eigentlich mit Aaron auf das Konzert, aber ihm ging es gestern Abend nicht so gut. Deswegen bin ich dann allein gegangen. Die Band heißt Sweet Lizard Dream“, log sie gekonnt und räusperte sich dann, weil ihr Hals so trocken war. Sie brauchte wirklich etwas zu trinken. Kaya stand notgedrungen auf und ging bis zur Tür, nur um dann unsicher in den Gang zu schauen. Wo war hier nochmal die Küche?

Liam sah Kara kurz hinterher, während sie auf die Ecke zu steuerte, wo sich die eher süßen Teile zum Frühstücken befanden. In Gedanken war er dabei wieder bei Kilian. So kurz angebunden wie Kara eben reagiert hatte, war er sich ziemlich sicher, dass am gestrigen Abend irgendetwas gewesen sein musste, was sie ihm nicht erzählen wollte. Ob da etwas zwischen ihr und Kilian lief? War er der Typ, von dem sie so vage an Halloween gesprochen hatte?
Seufzend wandte sich Liam ab und griff eher lustlos nach etwas zu Essen. Ihm war der Appetit zwar gerade eher vergangen, aber frühstücken sollte er trotzdem besser. Mit einem vergleichsweise eher übersichtlichen Tablett trat er schließlich neben Kara.
„Es freut mich auf jeden Fall für dich, dass der gestrigen Abend schön war“, sagte er, lächelte matt und setzte sich dann wieder in Bewegung, um sich an einen der Tische zu setzen. Sie sollte sich nicht verpflichtet fühlen, sich zu ihm zu setzen, obwohl sie nicht wollte. So richtig in Plauderstimmung schien sie ja auch nicht zu sein.

Gerade als Aaron seinen Arm losreißen wollte, ließ Blake ihn los. Das half aber nicht dabei seine Wut oder das schlechte Gewissen zu vertreiben. "Ich habe nicht sie alleine in der Stadt gelassen! Sie hat mich zurück gelassen. Was hätte ich machen sollen? Eine Vermisstenanzeige aufgeben? Sie ist groß genug um den Weg zur Schule allein zu finden!", schnauzte er zurück, nicht bereit die Schuld für Kayas Abwesenheit auf sich zu nehmen. Und ganz sicher würde er sich die Schuld nicht von Blake zuschieben lassen.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah Riley seiner Tochter hinterher und bedauerte ein wenig, dass seine Tochter durch diesen ganzen Persönlichkeitstausch durch musste. Vorher war sie nie so unfreundlich und geheimnissvoll gewesen. Er bemerkte aber ihr Zögern und seufzte leise. "Links", sagte er ruhig und stand langsam auf.

Natürlich klang Liam unzufrieden. Sie hatte ihn nicht angesehen und kaum zwei Worte mit ihm gewechselt, natürlich war er wütend. Gerade wo sie ihm gestern so Hoffnungen gemacht hatte. Ob er ihr glauben würde, wenn sie sagte, dass sie selbst einfach nur nervös war und nicht wusste, wie sie reagieren sollte? Seufzend folgte sie ihm langsam und setzte sich an seinen Tisch, was ihn zu überraschen schien. "Was ich gestern sagte, hab ich ernst gemeint", sagte sie schlicht, sah Liam dabei aber nicht in die Augen. Immer wenn sie in seiner Nähe war wusste sie nicht, was sie fühlen sollte und das verwirrte sie. "Und wenn du immer noch möchtest, dass wir es versuchen. Dann ist das für mich okay." Ihre letzten Worte waren mehr ein Murmeln und sie hob unsicher und schnell den Blick um sein Gesichtsausdruck zu sehen.

Blake sah etwas skeptisch drein. „Sie hat dich zurückgelassen?“, hakte er nach und sah nicht ganz überzeugt drein. Wieso sollte Kaya ihn stehen lassen? Nach einem Date? Das klang nicht gerade nach der Kaya, die er kannte. Es sei denn… „Habt ihr euch gestritten?“, fragte er und sprach seine Vermutung aus. Aaron wand sich und machte ihm dann klar, dass ihn das nichts anginge. Mit anderen Worten, ja, sie hatten sich wohl gestritten.
„Mann, Aaron… Ich will gar nicht wissen, worüber ihr euch gestritten habt…aber… ihr solltet das klären. Am besten sobald du sie gefunden hast“ Blake verzog seinen Mund. „Kannst du sie nicht über ihr Handy finden?“ Denn wenn Kaya nicht bei ihm war, noch bei Kara…wo war sie dann? Sie war auch nicht bei ihm, Blake, oder Milo aufgetaucht. Wo könnte sie also sonst noch Unterschlupf gefunden haben? Gab es da überhaupt noch jemand, mit dem sie enger befreundet war? Zu dem sie gegangen sein könnte? Hm. Und was, wenn sie gar nicht zurückgekommen war, an die Schule? Hoffentlich ging es ihr gut…

Kaya biss sich auf die Unterlippe. Sie hasste es. „Danke“ brachte sie murmelnd heraus und bog dann nach links ab, ohne zu bemerken, dass sie ihr Handy im Wohnzimmer gelassen hatte. Das lag noch auf dem Boden, direkt neben dem Sofa. Irgendwann am frühen Morgen hatte ihr Akku den Geist aufgegeben.
Auf dem Weg zum Badezimmer kam Kaya an der Küche vorbei. Die Tür stand einen Spalt breit auf, sodass sie ihre Mom am Herd sehen konnte. Ein paar Sekunden stand Kaya einfach nur da und beobachtete sie. Alessia Tesgal. Sie dachte an ihre Mom, die, aus ihrer Zeit und wurde traurig. Sie wischte sich mit einer Hand über die Augen und setzte ihren Weg ins Badezimmer fort.

Ehrlich überrascht sah Liam auf, als sich Kara zu ihm setzte. Er hatte nicht damit gerechnet, nicht, nachdem sie sich eben ihm gegenüber so zurückhaltend verhalten hatte. Aber da saß sie nun, an seinem Tisch und sagte zudem, dass sie es gestern ernst gemeint hatte. Liams Mundwinkel zuckten nach oben und seine Eifersucht von eben war wieder vergessen. Selbst wenn ihm bewusst war, dass das noch gar nichts heißen musste. Sie finden im Grunde bei Null an. Freundschaft. Das war besser, als sich aus dem Weg zu gehen, wesentlich besser! Was hier an der Schule ohnehin echt schwer war.
„Natürlich. So schnell ändere ich meine Meinung nicht“, antwortete er und lächelte sie schief an.
„Lass es dir schmecken“ Er nickte in Richtung ihres Tabletts, ehe er sich seinem eigenen widmete. Mit deutlich mehr Appetit als zuvor nahm er seinen ersten Bissen. „Also, Kara… wie wäre es mit ein paar mehr Details zu gestern Abend. Wo wart ihr denn essen? War es gut?“

Ein wenig verwundert blieb Aaron stehen und sah Blake an. Vor zwei Monaten hätte Blake ihm den Kopf abgerissen, nur dafür, dass er nicht wusste wo Kaya war. Lag es jetzt daran, dass er den anderen über die letzte Zeit besser kennengelernt hatte oder weil Blake jetzt ein anderer war? "Ich hätte es auch sofort geklärt", murmelte er defensiv. "Solange es an es, kann ich es. Nur.." Drucksend sah er den Boden an und entschied dann, dass es ihm kein Zacken aus der Krone brechen würde, wenn er es Blake gegenüber zugab. "Ich musst ihr versprechen es nicht zu tun. Sie auszuspionieren."

"Sie sagt mir etwas nicht", sagte Riley und klang unglücklich, als er zu seiner Frau in die Küche trat. Seinen Blick hatte er dabei auf die generelle Richtung des Badezimmers gerichtet. Sie alle hatten gewusst, dass der Tag kommen würde und der Wechsel nicht spurlos vorbei ziehen konnte. Er hatte sich nur gewünscht, dass es weniger kompliziert werden würde.

Sein Lächlen ließ ihre Wangen leicht rot werden und sie sah schnell auf ihr Tablett herab. Er brachte sie immer so furchtbar durcheinander. Aber heute Lächelte sie in sich hinein. Allerdings hielt es nicht lange, da er wieder bei dem Thema des letzten Abends. Hoffentlich verplapperte sie sich nicht. "Oh", raunte sie und versuchte sich zu erinnern. "Localino hieß es glaub ich. Oli meinte es wäre sehr gut. Und es war wirklich gut, das Tiramisuuuu", sagte sie und seufzte leicht. Da konnte nicht einmal Serge mithalten.

„Nur?“, fragte Blake und hob eine Braue. Was hielt ihn denn bitteschön davon ab, nach Kayas Handy zu suchen!? Und dann rückte sein Mitschüler mit der Sprache heraus. Seufzend schüttelte Blake den Kopf. „Ich denke, das hier kann man als Notfall verbuchen. Immerhin machen wir uns alle Sorgen um sie. Sie hat sich bei niemanden von uns gemeldet, wir wissen nicht wo sie ist – in diesem Fall ist es mehr als gerechtfertigt, dass du ihr Handy ortest. Ich meine, du machst es ja aus einem guten Grund. Und nicht, um sie… auszuspionieren. Oder dir ihre Fotos herunterladen, oder was du genau alles damit anstellen kannst“, raunte er und sah Aaron auffordernd an.
„Also… worauf wartest du noch?“

„Ich denke, es gibt da einiges, was sie nicht sagt. Und wahrscheinlich sind wir auch nicht die einzigen, denen sie nichts erzählt“, antwortete Alessia, die den Herd ausschaltete und sich daraufhin ihrem Ehemann zuwandte. Mit einem mitfühlenden Lächeln trat sie auf ihn zu und legte ihre Hand zärtlich an sein Gesicht. „Das wird schon noch. Sie braucht einfach noch Zeit“, versuchte sie ihn zu beruhigen – und gleichzeitig auch sich selbst. Sie hoffte zumindest, dass die Zeit dafür sorgen würde, dass Kaya… sich hier zuhause fühlte.
„Außerdem macht es deine Stellung als Lehrer an ihrer Schule nicht gerade einfacher“, setzte Alessia hinzu und ließ mit einem schiefen Lächeln ihre Hand wieder sinken. „Du weißt schon, wegen Aaron. Du meintest doch, sie seien wieder zusammen. Vielleicht sollten wir ihr anbieten, dass sie ihn mal mit hierherbringen könnte, zum Essen. Das war ja ohnehin geplant gewesen.“

„Localino… Hm. Ich glaube, ich bin mal daran vorbeigelaufen, aber dort gegessen habe ich noch nicht“, überlegte Liam und lachte dann, als Kara so von ihrem Nachtisch schwärmte. Manche Dinge waren dann eben doch noch gleich geblieben – was ihn ungemein beruhigte. Eine Kara, die keine Süßigkeiten mochte, wäre wirklich eine vollkommen andere gewesen.
„Du hast aber doch hoffentlich nicht nur Tiramisu gegessen, oder?“, fragte er schmunzelnd, während er nebenher immer mal wieder einen Bissen von seinem Frühstück nahm.
„Ich meine, es gab doch sicher auch Pizzen und Pastagerichte“.

Es verwirrte Aaron, dass Blake so verständnisvoll war. Hätte der Ältere ihn zusammengestaucht und damit gedroht in einen Kopf kürzer zu machen, währe ihm wesentlich wohler gewesen. Dass er ihn jetzt stattdessen dazu aufforderte Kaya hinterher zu spionieren, war - enervierend. Als Blake ihn dann verbal noch einmal aufforderte, zuckte er zusammen und sah ihn in gekränktem Stolz an. "Dann stehst du ihr Rede und Antwort!", murrte er. Sein Blick wurde aber schon abwesend, ehe er fertig gesprochen hatte. Nur sekunden später sah er Blake wieder frustriert an. "Das Handy ist nicht im Netz."

Riley seufzte, musste aber zugeben, dass seine Frau recht hatte. So sehr es ihn auch störte, dass seine Tochter sich unter allen Jungs der Schule ausgerechnet Aaron ausgesucht hatte, konnte er leider nicht leugnen, dass die beiden sich scheinbar wirklich zugetan waren. "Wenn du meinst, dass das hilft", gab er leicht säuerlich nach und rief dann seine jüngste Tochter dazu auf nicht Löcher in die Luft zu starren, sondern den Tisch weiter zu decken.

"Natürlich nicht nur", antwortete Kara mit einem Lächeln, dass ihre Worte fast unglaubwürdig erschienen ließ. "Ich hatte tatsächlich Canneloni", gab sie mit einem leicht verwirrten Gesichtsausdruck zu und sah zurück auf ihren Teller. Wieso hatte sie gerade versucht mit Liam zu scherzen. Es war ihr so leicht gefallen, aber wenn sie darüber nachdachte, dann wurde sie unsicher. "Wie war dein Abend? Haben Cooper und Stiles dich platt gemacht?", fragte sie schnell.

Fluchend wandte sich Blake ab. Scheiße. Sicher, es gab viele plausible Gründe dafür, warum ihr Handy nicht im Netz war. Sie könnte es ausgeschalten haben. Ihr Akku könnte schlichtweg leer sein. Das wären die harmlosen Gründe. Und an die schlimmen wollte er lieber nicht denken, nur huschten ihm die trotzdem durch den Kopf. Was, wenn ihr etwas zugestoßen war? Seufzend fuhr Blake wieder zu Aaron herum, die Hand hinten an seinem Nacken.
„Okay… Ich rede mit Liam, dass der bei Kayas Eltern anruft. Wir müssen ihnen zumindest sagen, dass sie hier scheinbar nicht ist und keiner von uns etwas von ihr gehört hat. Derweil…können wir hier nochmal suchen? Und überlegen… fällt dir irgendjemand ein, bei dem sie übernachtet haben könnte? Mit dem sie sich noch so gut versteht, dass sie da spät abends auftauchen würde?“, fragte Blake.

„Ach, komm. Weißt du, an wen du mich gerade erinnerst?“ Alessia lachte, öffnete den Hängeschrank hinter sich und reichte ihrer jüngeren Tochter ein paar Teller, nachdem diese sich in Bewegung gesetzt hatte. „An deinen Vater. Damals, als wir beide zusammengekommen sind. Dein Vater war auch alles andere als begeistert gewesen. Und hier stehen wir nun“, sagte sie mit einem Schmunzeln und sah ihren Ehemann mit einem warmen Blick an.
„Damit will ich nicht sagen, dass es Kaya mit Aaron genauso ergehen wird. Aber es könnte so sein. Gib ihm einfach eine Chance. Für Kaya. Außerdem hatte er es in den letzten Wochen wohl kaum leicht mit ihr“, gab sie zu Bedenken.

Für ein paar Sekunde hat es sich fast wie früher angefühlt. Die Art, wie sie gelächelt und geantwortet hatte. So anders konnte diese Kara gar nicht sein. Dann sah sie auf einmal etwas verwirrt drein und blickte wieder auf ihren Teller hinab.
„Oh. Ich hätte die beiden wohl lieber allein zocken lassen. Mir fehlt die Übung. Spielen wir zusammen und kämpfen auf einer Seite, dann bin ich für die nur ein Klotz am Bein. Und spielen wir gegeneinander, dann bin ich ein zu leichter Gegner“, erklärte er und lachte. „Vielleicht kann ich die beiden ja dazu überreden, mal was anderes zu spielen. Brettspiele, oder so“, sagte er schmunzelnd, zuckte mit den Schultern und nippte an seinem Tee.

Irgendwie traute Aaron dem Braten immer noch nicht. Trotzdem entspannte er sich, wenn auch nur für einen winzigen Moment, weil Blakes Sorgen durchaus berechtigt waren. "Nein, wenn sie nicht bei euch ist.. Ich hätte es nicht mal bei meiner Kaya sagen können", murmelte er und fühlte sich ziemlich mies. Was für ein Freund war er, wenn er sowas nicht einmal wusste? Bisher hatte er nicht wirklich daran zu denken gewagt, aber während Blake alle möglichen guten Erklärungen suchte, wo Kaya sein konnte, sprangen ihm immer deutlicher die Dinge in die Gedanken, die überhaupt nicht gut wären. "Ich kann im Polizeinetz suchen. Wenn da nichts über sie ist, wissen wir wenigstens, dass ihr nichts passiert ist", schlug er vor.

Rileys Stirn umwölkte sich wieder, dann grinste er verschämt. "Oh. Ja, vermutlich hast du recht", gab er zu und seufzte leise. Damals hatte er seinen Vater für sehr peinlich und überfürsorglich gehalten. Heute überlegte er, ob er sich für sein Verhalten damals entschuldigen sollte. "Es sind vermutlich die Gene. Ich kann da nichts für", fügte er noch hinzu und biss sich gleich darauf auf die Lippe. Verdammte Ausrede, das würde dann ja auch heißen, dass Kayas Gene sie zur Wahl ihres Freundes getrieben hätten. Biologie erklärte eben doch nicht alles.

"Du Armer, war es so schlimm?", fragte Kara reumütig und lächelte Liam leicht zu. Sie erinnerte sich, dass Cooper und Stiles fast jede freie Minute zum Spielen nutzten, meinte sich aber auch erinnern zu können, dass Liam diesen Spielen durchaus nicht abgeneigt war. "Vielleicht.. brauchst du beim nächsten Mal nur Unterstützung?", schlug sie zögerlich und leicht stotternd vor. Ihr Schlug das Herz frömlich bis in den Hals und das nur, weil sie versuchte ihm vorzuschlagen, dass sie etwas gemeinsam tun könnten. Und warum sie so nervös war, war ihr ein Rätsel. Erst hatte ein Teil von ihr unbedingt gewollt, dass sie bei ihm war und jetzt fürchtete dieser sich davor, dass er es tat? Oder vielleicht, dass er es ablehnen würde? Sie hatte ihn wirklich nicht nett behandelt, wäre es da so unwahrscheinlich, wenn er keine Lust hätte in ihrer Nähe zu sein?

„Das ist eine gute Idee!“, stimmte Blake zu und war gleichzeitig etwas beeindruckt, dass Aaron das konnte. Bisher hatte er noch nie so genau über die Mutation seines Mitschülers nachgedacht – wie weit diese reichte. „Gut, viel Erfolg dabei. Ich mache mich dann auch gleich auf dem Weg und suche Liam. Ich schreibe dir, wenn ich…“, Blake stockte und überlegte. „Ich glaube, ich habe deine Nummer gar nicht. Kannst du sie eintippen?“, fragte er, zückte sein Handy und reichte es Aaron.
„Und hey… über was auch immer ihr euch gestritten habt… Ich weiß, es ist gerade nicht leicht. Mit der Situation. Mit uns. Und Kaya… Ich habe das Gefühl, sie hat am meisten Probleme, sich hier einzuleben. Und vielleicht hatte sie es auch am schwierigsten in der Vergangenheit…und eine ziemliche Last auf ihren Schultern… Was ich sagen will, habe…einfach etwas mehr Verständnis für sie, okay? Und lasse den nächsten Streit besser nicht so hart eskalieren“.

„Hmhm“, machte Alessia schmunzelnd und füllte das Rührei in eine Schüssel und die Pancakes auf einen Teller, ehe sie beides an Tessa weiterreichte, die es zum Tisch brachte. „Du weißt schon, dass Kaya die gleiche Ausrede hat? Mit den Genen?“, fügte sie hinzu und warf ihrem Mann einen amüsierten Blick zu.
„Sind die auch der Grund, warum sie nicht helfen muss, Tisch zu decken?“, beschwerte sich Tessa und sah etwas muffig zu ihren Eltern hinüber. „Sie wird ja wohl noch wissen, wie man den deckt, oder nicht?“
„Tessa, nicht in diesem Ton!“, warnte Alessia ihre Tochter und sah sie ernst an. „Und sei nicht so. Denk dran, sie ist dir ein paar Jahre voraus, in denen sie immer den Tisch allein hat decken müssen“
In dem Moment tauchte Kaya im Türrahmen auf und sah einen nach dem anderen an, ehe ihr Blick auf den Tisch fiel.
„Perfekt! Dann kannst du ja jetzt auch helfen – das Besteck fehlt noch“, raunte Tessa. Kaya zögerte kurz, dann nickte sie wortlos und ging auf die Küchenzeile aus. Allerdings sah sie etwas unsicher die Schubladen an. Sie griff nach einer, in der allerdings kein Besteck war. Ihre jüngere Schwester runzelte die Stirn. Alessia trat mit einem aufmunternden Lächeln an sie und öffnete die richtige Schublade. „Hier“ „Sicher“, murmelte Kaya, ohne aufzuschauen und griff nach dem Besteck, obwohl sie am liebsten geflohen wäre. Die Stimmung war… nur schwer zu ertragen. Alle Blicke lagen auf ihr und zudem fühlte sie sich so unglaublich unwohl in ihrer Haut. Fremd. In ihrer eigenen Familie.

„Sehr“ Liam verzog zum Schein schmerzhaft das Gesicht. „Mein Stolz hat schwer gelitten, als sie mich abgezogen haben“, fügte er hinzu, seufzte theatralisch und zwinkerte ihr daraufhin mit einem Schmunzeln zu. „Hm. Ja, eigentlich keine schlechte Idee“, räumte er ein, als Kara ihm vorschlug, sich Unterstützung zu suchen. „Blakes Ding ist es ja leider nicht so, aber vielleicht würde Milo ja…“, überlegte er laut und bemerkte dabei Karas Miene. Und dann machte es Klick. Sie hatte sich gemeint! „Oh, was ist mit dir? Ich meine, du… hast du Übung?“, fragte er unsicher. Seine Kara hatte nämlich keine. Nicht sonderlich. War nun die Frage, ob diese Kara hier womöglich etwas mehr Übung hatte. „Wir könnten ansonsten auch gerne ein bisschen zusammen trainieren. Uns einspielen. Um die zwei dann vernichtend schlagen zu können“, schlug er mit einem Lächeln vor.

Blakes beeindruckten Ton ging Aaron runter wie Öl. Er gab zwar selten mit seiner Mutation tatsächlich an, aber wenn Leute ihn dafür bewunderten, konnte er nicht anders als sich geschmeichelt zu fühlen. Weswegen er Blakes Handy auch nicht in die Hand nahm. Mit einem Grinsen wurde sein Blick leicht abwesend, danach war seine Nummer auf das Gerät eingespeichert. Ehe er aber noch etwas schlaues sagen konnte, fuhr Blake mit seinen Ratschlägen fort und weckte in Aaron damit wieder Widerwillen. Er wollte sich nicht von Blake sagen lassen, was er zu tun und lassen hatte und gleichzeitig wusste er, dass der Ältere Recht hatte und er Mist gebaut hatte. "Sie macht es einem aber auch echt nicht einfach", murmelte er, was schon in sich ein Schuldeingeständnis war.

Natürlich hatte seine Frau den Widerspruch bemerkt. Schließlich war sie schlau und er liebe sie dafür. Schuldbewusst lächelte Riley, aber ehe er etwas sagte, mischte Tessa sich in das Gespräch ein. Und schließlich kam auch Kaya zurück in die Küche. Sie war nicht mehr so blass wie vorher, aber sah immer noch mitgenommen aus. Geradezu hoffnungslos wirkte sie, als sie sich in ihrer Küche nicht mehr zurecht fand. Ihm brach das Herz und obwohl er wusste, dass seine Tochter es zur Zeit sicher nicht zu schätzen wusste, zog er sie an sich und schloss sie tröstend in die Arme. "Zerbrich dir nicht so sehr den Kopf", sagte er zuversichtlich.

Vielleicht wollte er wirklich nichts mit ihr unternehmen. Jedenfalls klang es eher, als wollte er lieber mit den anderen Jungs seine Zeit verbringen. Gut, sie konnte es ihm wirklich nicht verübeln, nachdem sie ihm so übel mitgespielt hatte. Ihr Herz wurde schwer, sie hätte es gestern schon wissen müssen. Egal wie sehr sie sich bemühte, sie konnte nicht so locker in diese Zeit fallen, wie Blake es tat. Und dann schien er ihre Absicht doch noch erraten zu haben. Sie beglückwünschte sich, zu ihrer dunklen Hautfarbe, da sie spürte, wie ihre Wangen und Ohren glühten, sie sich aber ziemlich sicher war, dass sie lange nicht so schlimm aussah, wie sie sich fühlte. Leise räusperte sie sich und sah dann wieder auf ihr Tablett. Ohne es zu merken hatte sie Liam eine ganze Weile lang angesehen. "Ich.. Hm, um sie zu schlagen werd ich wohl mit dir üben müssen. Es ist ne Weile her, dass ich gezockt habe", gab sie zu und wagte einen Blick von unten zu ihm hinauf. Ein kleines Lächeln zuckte über ihre Lippen, als sie ihn lächeln sah. Genaugenommen hatte sie sich nie viel aus Computerspielen gemacht, aber das Training bei der Bruderschaft hatte auch eine virtuelle Variante umfasst, so schwer konnte es nicht sein, das auf ein Spiel zu übertragen, oder?

Kaya verkrampfte sich ein wenig unter der Umarmung ihres Dads und konnte diese auch nicht erwidern. Stattdessen sah sie mit verkniffenem Gesicht beiseite und biss sich auf die Unterlippe. Sie wusste, er meinte es nur gut, aber sie wusste einfach nicht, wie sie es annehmen konnte. Es fühlte sich einfach… nicht richtig an. Das alles fühlte sich nicht richtig an. Unwohl schlüpfte sie auf der Umarmung. „Leichter gesagt“, murmelte sie dabei und bemerkte wieder all die Blicke auf sich.
„Ich.. ich glaube, ich habe keinen Hunger… Ich mache mich lieber wieder auf dem Weg zur Schule“, raunte sie, wandte sich um und lief mit schnellen Schritten aus der Küche hinaus.
„Kaya!“ Alessia und ihr Mann gingen ihrer Ältesten nach, als auf einmal das Telefon klingelte. Seufzend blieb Alessia stehen und sah eher widerwillig drein. Dann nickte sie Riley jedoch zu – er soll sich um Kaya kümmern, sie würde ans Telefon gehen.

Blakes Braue wanderte nach oben, als er nachsah und bemerkte, dass Aarons Nummer bereits eingespeichert war. Dabei hatte Aaron das Handy nicht einmal angefasst. Bei Gelegenheit sollte er ihn mal fragen, was er noch so alles konnte. Aaron sah derweil nicht gerade begeistert drein. Kritik schmeckte ihm ganz offensichtlich nicht, wobei Blake es ja mehr als einen Rat gemeint hatte (und vielleicht als Drohung, sollte Aaron es nicht ernst nehmen).
„Nein, das ist wohl wahr… Gut, ich beeile mich aber jetzt lieber und sehe nach Liam. Ich melde mich, wenn ich mehr weiß! Dir viel Erfolg beim Durchstöbern der Dateien der Polizei… Ich hoffe, du findest nichts“ Das würde schließlich bedeuten, dass nicht passiert wäre. Oder dass es zumindest noch nicht gemeldet wurde. Blake machte sich anschließend auf dem Weg, sah erst in Liams Zimmer nach, dann in der Mensa – und wurde zum Glück fündig.

Mit einem Lächeln erwiderte Liam ihren Blick und verlor sich ein wenig darin, ehe sie schließlich auf seine Frage antwortete. Dann würden sie also miteinander üben – das war gut! So lernte er sie ein wenig besser kennen und sie konnte sich hoffentlich ein anderes Bild von ihm machen. Und sie verbrachten Zeit miteinander… Vielleicht konnte er sich ja doch noch Hoffnung machen?
„Ich bin mir sicher, du wirst schnell den Bogen heraushaben. Ich werde dir alle Kniffe zeigen, die ich kenne – und natürlich die Schwachpunkte der beiden. Das kriegen wir sicherlich hin“, antwortete Liam mit einem schiefen Grinsen und nahm zwei weitere Bissen von seinem Frühstück, dass er bei Karas Lächeln glatt vergessen hatte.
„Sag mir einfach, wann du Lust und Zeit hast und dann können wir schauen, ob die PCs frei sind“, schlug er vor, als sein Mund wieder leer war. „Was machst du eigentlich son-“ „Liam!“
Liam brach ab und drehte seinen Kopf, wobei er doch etwas vorwurfsvoll zu Blake aufsah, als dieser energisch auf ihn zukam. „Liam! Kannst du…“ Blake trat an den Tisch heran und bemerkte seine Schwester, die da mit Liam saß. Kara und Liam. An einem Tisch. Hatte er was verpasst?
„Oh…entschuldigt, wenn ich störe, aber… kannst du bei Kayas Eltern anrufen? Sie kam gestern nicht nach Hause und ihr Handy ist ausgeschaltet“
„Was?“ Liam sah besorgt zu Kara und dann wieder zu Blake. „Und bei Aaron war sie auch nicht?“
„Nein. Sie… hat ihn gestern stehen lassen und keiner von uns weiß etwas“ „Shit… Ja, sicher. Ich ruf sofort bei ihnen an“, antwortete Liam und zückte sein Handy. Er wählte die Festnetznummer der Tesgals, wartete und dann wurde schließlich abgehoben. „Morgen! Hier ist Liam. Uhm… Kaya…kam gestern nicht zurück zur Schule, weswegen wir uns Sorgen ma… Was? Ah. Okay. Alles klar“ Erleichtert atmete er aus und formte stumm die Worte ‚Sie ist daheim bei ihren Eltern‘ an Kara und Blake gewandt. Letzterer ließ sich erleichtert auf einem der Stühle sinken und machte sich sofort an eine Nachricht an Aaron. ‚Liam hat bei Kayas Eltern angerufen-sie ist daheim. Soweit geht es ihr also gut‘.
„Danke! Ja, ich werde den anderen Bescheid geben… Ja. Dann noch einen schönen Morgen! Bye“, verabschiedete sich Liam und legte auf.

Auch Riley sah seiner Tochter betroffen hinterher. Es war ihm durchaus aufgefallen, dass sie seine Umarmung nicht erwiedert und sich schnellstmöglich befreit hatte. Als das Telefon klingelte, wandte er auch verärgert den Kopf. Mussten denn immer zu unpassenden Momenten solche Störungen kommen? Den Wink seiner Frau befolgend nickte er leicht und folgte Kaya. Das Tessa genervt murmelte, dass sie sich die ganze Mühe mit dem Decken gar nicht hätte machen brauchen, wenn alle gingen, hörte wohl keines ihrer Elternteile.
Riley entdeckte Kaya in ihrem Zimmer, in das er unaufgefordert eintrat und leise die Tür hinter sich schloss. "Ich weiß, dass das alles nicht einfach für dich ist. Wir wissen das", korrigierte er und schloss die gesamte Familie mit ein. "Auch für uns ist es keine normale Situation. Wenn du mit uns reden würdest, wäre es überaus hilfreich", schlug er vor und lächelte seine Tochter leicht an.

"Ich dachte die beiden ziehen dich ab", schmunzelte Kara aufmüpfig, als Liam meinte, dass er ihr die Schwächen von Cooper und Stiles beibringen würde. Dann wurden sie aber abrupt von ihrem Bruder unterbrochen. Erst ärgerte es sie ein bisschen, dann wurde sie blass, als der Schreck ihr in die Glieder fuhr. Es war ihr nicht einmal eingefallen Liam nach Kaya zu fragen. Dass sie verwandt waren, hatte sie nicht gewusst. Jetzt natürlich wieder; ihre Eltern waren Geschwister. Ihr Vater und seine Mutter. Paige. Die Matt geheiratet hatte. Mit einem eigenartigen Kloß im Magen sah sie auf ihr Tablett, der Appetit war ihr vergangen. Ihr kamen Zweifel, ob es die richtige Entscheidung war Kontakt zu Liam zu suchen. Gestern hatte es so einfach gewirkt und die Erinnerungen an Liam so verlockend. Aber jetzt, wo sie so direkt dran erinnert wurde, wer sein Vater war... Vielleicht war sie doch voreilig gewesen.

Mehr durch Zufall hatte Kaya ihr Zimmer entdeckt. Etwas planlos stand sie da in der Mitte des Raumes und sah sich wieder mit so vielen Dingen konfrontiert, die ihr nichts sagten. Tatsache war allerdings auch, dass sie sich momentan mehr als in den letzten Wochen dagegen sträubte, sich auch nur ansatzweise zu erinnern. Sie wollte sich nicht erinnern.
Kaya schlang ihre Arme um sich und drückte ihre Fingernägel in ihre Arme, als ihr Vater hereinkam. Sie drehte sich leicht zu ihm um, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Kraftlos ließ sie ihre Arme wieder sinken und presste ihre Lippen aufeinander, während sie ihm zuhörte. „Und dann!? Reden ändert nichts an der Tatsache, dass ihr nicht meine Eltern seid und ich nicht eure Tochter bin! Wir sehen vielleicht so aus, aber wir. Sind. Es. Nicht!“, brach es aus ihr heraus, während sie Riley wütend ansah. Danach wandte sie etwas atemlos den Blick wieder ab.
„Entschuldige Riley… Aber… das hier ist einfach nicht mein Zuhause…“.

„Sie ist bei ihren Eltern. Meine Tante meinte, sie sei wohl gestern Nacht oder so nach Hause gekommen und hat auf der Couch übernachtet. Aber es scheint alles okay zu sein“, berichtete Liam und sah gleich etwas entspannter drein. Was Blake ihm da eben erzählt hatte, hatte ihm wirklich Angst eingejagt. Kaya war normalerweise nicht der Typ, der sich bei niemanden meldete und einfach nicht auftauchte. Nur…war das auch nicht die Kaya, die er kannte.
Mit einem aufmunternden Lächeln sah Liam Kara an, da er davon ausging, dass sie sich aus Sorge so verhielt – von ihren Gedankengängen ahnte er nichts. Anschließend wandte er sich wieder Blake zu. „Wie kam es eigentlich dazu, dass sie Aaron einfach hat stehen lassen? Ist irgendetwas vorgefallen?“, fragte er lauernd und hob eine Braue hoch. Blake seufzte und streckte sich auf dem Stuhl aus. „Du kennst Aaron doch besser als ich. Er… Sie haben sich gestritten. Mehr weiß ich nicht. Und dann scheint sie wohl gegangen zu sein. Aber…“ Er schloss den Mund, machte ihn wieder auf und schloss ihn wieder, um schließlich doch zu sagen, was ihm auf der Zunge lag.
„Zu seiner Verteidigung, es ist sicher nicht gerade einfach…die ganze Situation… Was ist eigentlich mit euch beiden?“, fragte Blake und sah seine Schwester an. „Habt ihr euch gestritten? Du und Kaya?“.

Eindrucksvoller hätte sie Riley nicht vor Augen führen können, dass sie sich nicht wie seine Tochter fühlte. Oder, dass sie wirklich Probleme hatte. Nur würde ihr dabei keine Toleranz mehr helfen, damit hatten sie es in den letzten Wochen versucht und nichts hatte sich geändert. Es wurde eher schlimmer. Rileys Gesicht verfinsterte sich, vor allem, als sie ihn mit seinem Namen ansprach. "Jetzt hörst du mir mal zu, junges Fräulein", sagte er bestimmt und fasste seine unwillige Tochter ernst ins Auge. "Wir mögen vielleicht nicht die Eltern sein, die du kanntest, aber wenn du noch einmal sagst, dass wir nicht deine Eltern sind, dann setzt es was." Im allgemeinen wurde er nicht handgreiflich, aber er wurde das Gefühl nicht los, dass seiner Tochter ein gewaschener Kopf ganz gut tun würde. "Das ist dein Zuhause, ob du es nun haben willst oder nicht. Und wir deine Familie. Du kannst schreien so viel du willst und leugnen, dass wir da sind und trotzdem sitzen wir hier und werden darauf warten, dass du nachhause kommst und mit uns sprichst! Denn, auch wenn du es nicht hören willst, wir wissen, dass du unsere Tochter bist."

Erschrocken zuckte Kara zusammen, als sie angesprochen wurde und sah schuldbewusst ihren Bruder an. "Bitte?", fragte sie, woraufhin er seine Frage wiederholte. "Nein. Nicht so richtig. Vielleicht", gab sie zu und warf Liam einen scheuen Blick zu. Gestritten hatten sie sich wirklich nicht, aber sie selbst war Kaya ziemlich böse gewesen, dass sie angefangen hatte sich auf Aaron einzulassen. Dadurch hatte sie, Kara, sich verraten gefühlt. Und jetzt saß sie hier gegenüber von Liam und versuchte Kontakt zu ihm zu knüpfen. Da konnte sie schlecht zugeben, welchen Zwist sie mit ihrer Freundin gehabt hatte. "Ich glaub es ist für uns alle nicht wirklich leicht gewesen", murmelte sie und nahm schnell einen Schluck von ihrem Kakao.

Seine Worte schnürten ihr förmlich die Kehle zu und ihre Augen fingen an zu brennen. Kaya kämpfte mit den Tränen, weswegen sie den Kopf zur Seite drehte, weil sie nicht wollte, dass er es sah. Was sollte sie sagen? Sie wusste es nicht. Seine Worte hatten sie verletzt, aber sie auch gleichzeitig irgendwie berührt. Und dann fühlte sie sich schlecht, weil sie wünschte, sie könnte die Tochter sein, die sie in seinen Augen war. Wie viel leichter alles wäre, wenn sie nicht hier wäre, sondern die andere Kaya. Ein Schluchzen entfuhr ihr und die ersten Tränen rannen ihr über das Gesicht. „‘kay“, murmelte sie und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. „Ich… Ich fahr dann zurück zur Schule“ Noch während sie diesen Satz sagte, wusste sie, dass das scheiße war. Aber alles andere wäre nicht ehrlich gewesen. Sie hätte sich bedanken können, ihn umarmen können, sich von ihm trösten lassen… aber das alles wäre nicht von Herzen gekommen. Oder sie wollte es schlichtweg nicht. „Ich wollte…nicht das Frühstück ruinieren. Tut mir leid“.

Liam und Blake wechselten einen kurzen Blick. Irgendwas war da also vorgefallen, aber Kara wollte ganz augenscheinlich nicht darüber reden. Auch gut. Weder Blake noch Liam fragten weiter, sondern beließen es dabei. Das Schweigen wurde dann jedoch zunehmend betretener, nach Karas letzten Satz. Blake nickte knapp, wobei er dachte, dass er es wohl noch am einfachsten von allen gehabt hatte. Vielleicht weil er mit einer ganz anderen Einstellung hierhergekommen war. Er hatte nichts dagegen gehabt, zu vergessen. Bedingt. Er hatte Mina vergessen wollen. Und das war viel schneller gegangen, als er gedacht hätte, woran Oli nicht ganz unschuldig war.
„Ich hoffe… dass es leichter geworden ist. Für euch.“, sagte Liam und sah dabei Kara und ihren Bruder abwechselnd an. „Vielleicht würde es helfen, wenn ihr euch uns… mehr anvertraut. Die meisten von uns können keine Gedanken lesen, aber wir wollen euch echt helfen, dass ihr euch besser fühlt. Hier“
Seufzend rutschte Blake näher an den Tisch und nickte. „Du hast recht. Denke ich“, sagte er und sah kurz zu seiner Schwester hinüber, ehe er tief einatmete.
„Erinnerst du dich daran, dass ich wen gedatet habe?“
Liam blinzelte überrascht und nickte dann langsam. „Olive…oder so? Das…War das nicht, bevor ihr hierhergekommen seid?“ „Doch. Richtig…Aber… Naja, wir haben uns weiterhin getroffen und… seit gestern sind wir zusammen“ „Mann, das ist großartig!“, raunte Liam und strahlte breit.
„Ja, warte… Ich…war nicht ganz ehrlich… Ich…date kein Mädchen. Oli ist ein Kerl. Oliver. Der von der Band, Sweet Lizard Dream“, fuhr Blake fort und sah Liam gespannt an.
Dieser sah ihn blinzelnd mit großen Augen an. „Das…“ Sein Blick wanderte zu Kara. Natürlich, sie hatte ja erzählt, dass sie mit der Band Essen waren. „Wow… WOW! Du datest den Sänger der Band? Blake…ich bin beeindruckt“, raunte Liam und grinste schief. „Aber warum hast du es uns nicht gleich erzählt? Ich meine, warum hast du gesagt, dass es ein Mädchen wäre?“
„Ich weiß nicht… Ich denke, ich war selbst unsicher…was ich wollte. Oder so“, antwortete Blake und lächelte schief. Liam nickte und stellte seine leere Tasse auf seinen Teller. „Ich freue mich für dich!“ Daraufhin lehnte er sich etwas zu Kara hinüber. „Und seit wann weißt du es?“

Behutsam war Erik aus dem Bett geschlüpfte und war im Bad verschwunden. Er hatte nichts an – seine Boxershorts mussten wohl noch irgendwo auf oder vor dem Bett liegen. Erin und er waren gestern noch ziemlich übereinander hergefallen… und heute morgen neben ihr aufzuwachen, mit dem Wissen, dass sie zusammen waren, war gar nicht so übel. Ganz und gar nicht. Mit einem Grinsen sah Erik in den Spiegel und beschloss kurzerhand unter die Dusche zu springen. Sollte sie danach noch nicht wach sein, könnte er vielleicht bei Serge was zu Essen holen.

Als die ersten Tränen fielen hoffte Riley, dass er zu seiner Tochter durchgedrungen war. Am Ende musste er leider einsehen, dass dies nicht der Fall war. Er unterdrückte ein Seufzend und ballte leicht die Hand zur Faust. Was sollte er noch tun? Das war wirklich eine Situation, die scheinbar keine Lösung zuließ. "Iss doch wenigstens noch etwas, bevor du fährst. Tessa wäre auch froh dich mal wieder ein bisschen länger zu sehen", schlug er aufgebend vor und lächelte Kaya aufmunternd an. Vielleicht ging es ihr ja doch besser, wenn sie ein bisschen mehr Zeit zum Nachdenken hatte.

Auch Kara rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum, als Liam darum bat, dass sie offener wurden. Was sollte sie da sagen? Was sie in der Vergangenheit mit seinem Vater getan hatte? Zum Glück ließ Blake die Bombe platzen und nahm ihr damit die Verpflichtung selbst etwas zu sagen. "Auch noch nicht so lange", sagte sie und war sich momentan auch nicht mehr so sicher, wann Blake ihr von Oli erzählt hatte. Sie sah zu Blake rüber und grinste leicht. "Mein Bruder ist ein Geheimniskrämer. Wer hätte das gedacht."

So richtig war Erin nicht wieder eingeschlafen, dafür hatte sie es genossen in Eriks Armen vor sich hin zu dösen. Nur, als er anfing sich zu bewegen, wurde sie dann doch ein bisschen nervös. Was, wenn er es sich doch anders überlegt hatte? Oder sie ihn gestern falsch verstanden? Nur gehört hatte, was sie hören wollte? Sie blieb liegen, als würde sie schlafen, als Erik aufstand. Schneller als erwartet hörte sie eine Tür zugehen und kurz darauf Wasser laufen. Mit einem fröhlichen Lächeln aber einem verwunderten Blinzeln setzte sie sich auf. Eriks (und ihre) Klamotten lagen nicht verstreut auf dem Boden. Er hatte sich nicht einfach angezogen und war verschwunden. Dann hatte er es wohl doch ernst gemeint und nicht vor sich heimlich aus dem Staub zu machen. In ihrem Magen kribbelte eine Horde von Schmetterlingen, während ihr Herz glückliche Hüpfer machte.

Nein. Am liebsten hätte sie Nein gesagt. Sie wollte nicht wieder in die Küche und sich an den Tisch setzen. Sie wusste jetzt schon, dass sie die Stimmung drücken würde und niemand würde sein Frühstück nur ansatzweise genießen können. Kaya biss sich auf die Unterlippen und wollte gerade ablehnen, als es an der Tür klopfte. Kurz darauf öffnete Alessia die Tür.
„Hey, die Pancakes und das Rührei sind schon fast kalt – kommt ihr?“, fragte sie vorsichtig.
Kayas Blick wanderte zwischen dem von Alessia und Riley hin und her, ehe sie knapp nickte. „Okay“, murmelte sie, ging auf die Tür zu, trat an ihrer Mutter vorbei hinaus auf den Gang und steuerte die Küche an. Alessia blieb an der Tür stehen und sah Riley an.
„Alles okay?“, fragte sie und sah ihren Ehemann sorgenvoll an. „Habt ihr euch gestritten?“

„Was!?“ Erstaunt hob Liam die Brauen und schüttelte den Kopf. „Dem stimme ich zu“, raunte er und bezog sich auf Karas Aussage. „Dass du es sogar vor deiner Schwester so lange verheimlichst, schäm dich was“ Tadelnd sah er Blake an, konnte aber dennoch verstehen, warum sein Freund es anfangs für sich behalten hatte. So viel er wusste, hatte dieser Blake in der Vergangenheit eine Beziehung zu einem Mädchen gehabt. Und dann kam er hierher und hatte plötzlich was mit einem Jungen. Das musste… schräg sein. Vielleicht auch befremdlich?
Irgendwie bewundernswert, dass er sich trotzdem darauf eingelassen hatte und nun mit dem Kerl zusammen war.
„Hmm… Moment mal. Heißt das, du hast deinen Dads auch noch nichts erzählt?“, fragte Liam neugierig und konnte bereits an Blakes Gesicht deutlich ablesen, dass dem nicht so war. Blake hatte das Gesicht verzog und den Kopf hängen lassen. „Nein. Noch nicht“
„Ach, stell dich nicht so an! Eure Dads werden sicher ausflippen und sich freuen, dass du ganz nach ihnen kommst“, raunte Liam lachend. „Wie stehen die Chancen, dass du den Moment aufnimmst, wenn er es ihnen sagt?“, wandte er sich grinsend an Kara und lehnte sich dabei wieder etwas zu ihr.

Als Erik schließlich aus dem Bad kam, trug er nur ein Handtuch um die Hüften und seine Haare waren noch feucht. Alles in allem gab er gar kein schlechtes Bild ab. Es gab sicherlich einige Mädchen, die bei seinem Anblick anfangen würden zu sabbern. Und das wusste er. Allerdings bot Erin ein mindestens genauso ansehnlicher Anblick. Sie war wirklich bildhübsch. Und unglaublicherweise war sie seine Freundin.
„Oh, hey, du bist ja wach“, stellte er fest, grinste schief und ging auf das Bett zu. Mit Schwung ließ er sich neben sie aufs Bett fallen und lächelte dabei vollkommen ungeniert.
„Guten Morgen, Blondie“, grüßte er sie mit einem schiefen Grinsen und lehnte sich für einen Kuss zu ihr.

"Nicht wirklich gestritten", gab Riley düster zurück, während er seiner Tochter hinterher sah. "Sie meint nicht hierher zu gehören. Dass es nicht ihr Zuhause wäre und wir nicht ihre Familie", erklärte er nach einem Moment und raufte sich die Haare. "Ich hab einfach keine Ahnung mehr, wie wir ihr helfen sollen. Es scheint fast als wollte sie gar nicht hier ankommen."

Trotz der eher düsteren Gedanken, die Kara überfallen hatten, stahl sich ein abenteuerliches Lächeln auf ihre Lippen, als Liam sich zu ihr beugte. "Oh, sehr groß. Deswegen wird er sicher auch versuchen es ihnen zu sagen, wenn ich nicht da bin. Aber keine Chance. Ich krieg den Moment", erwiderte sie und sah Blake leicht herausfordernd an. Es war netter daran zu denken, als daran was sie tun sollte. "Übrigens solltest du ihn nach einem Bild von Oli fragen. Ich weiß nicht, ob du ihn schon mal gesehen hast oder dich noch dran erinnerst, wie er aussieht. Aber ich hab verstanden, warum Blake ihn haben will. Auch wenn ich nicht weiß, warum Oli ausgerechnet Blake heiß findet", wandte sie sich mit einem kleineren Schmunzeln an Liam.

Als die Tür zum Bad aufging, griff Erin ganz automatisch mit leichtem Schreck nach der Bettdecke und zog sie um sich. Sie hatte nichts an! Und da kam Erik aus dem Bad. Ihre Gedanken setzten kurz aus, als sie ihn auf sich zukommen sah. Ein Tropfen fiel aus seinem Haar auf die Schulter und kullerte tiefer. Es kostete Erin einiges Erik wieder ins Gesicht zu sehen, als er sie ansprach. "Jaaa.. Es wurde so kalt", murmelte sie und grinste verschämt. Es war ein blöder Grund, aber besser als zuzugeben, dass sie darauf gewartet hatte, ob er ging. Sie erwiederte das Guten Morgen und ließ sich von dem Kuss mitreißen. "Machst du das jetzt immer so?", murmelte sie noch ein wenig neben der Spur, als er sich wieder zurück lehnte und ihre Lippen sich trennten.