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Braucht eine Geschichte eine eindeutige Botschaft?

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Beitrag von Myri Do 1 Sep 2011 - 19:37

Ich hatte schon lang vor, dazu ein Thema zu eröffnen, weil es sich um eine sehr interessante Frage handelt, wie ich finde. Ein bisschen wurde es auch schon in der Diskussion um die Leseentwicklung angesprochen, also ist hier meine Frage: Muss man als Autor im Sinne seiner "Vorbildfunktion" darauf achten, in einer Geschichte Moral, eine Botschaft oder zumindest irgendeine Lebensweisheit zu vermitteln? Oder ist es ok/besser, einfach nur eine gute Geschichte zu erzählen?

Ich bin gespannt auf eure Meinung glücklich

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Beitrag von Paoment Do 1 Sep 2011 - 20:09

Meiner Meinung nach kommt das draufan, was der Leser bevorzugt.
Heutzutage ist sehr viel, sagen wir mal, "Trash-Literatur" auf den Wühltischen der Buchhandlungen zu finden. Vieles gibt keine wirkliche Botschaft ab, ist reine Unterhaltungslektüre. Das ist wie ich finde auch überhaupt nicht schlimm. Eine gute Geschichte muss nicht unbedingt eine Moral haben. Wie schon oben erwähnt, kommt es draufan, was der Leser will. Will er sich einfach bei einer guten, spannenden Geschichte zurücklehnen, ohne viel nachdenken zu müssen, im Buch versinken und es geniessen, dann ist es okay, wenn nichts Weltbewegendes darin steht.
Andererseits wiederum muss man sagen, dass es auch nicht so gute "Trash-Texte" ohne Sinn gibt, davon eigentlich schon zu viele. Wurde ja auch schon in der Leseentwicklungs-Diskussion angeführt, Bücher werden halt zunehmend zu Massenware. Und dann kann es natürlich problematisch werden, wenn ein Buch schon keine Moral hat, und die Geschichte dann auch lahm ist...
Ich für meinen Teil bevorzuge ein ausgewogenes Gleichgewicht aus leichter Unterhaltungslektüre, die dich nicht über das Leben belehren muss, und anderen Texten, die einiges auszusagen haben.
In meinen eigenen Geschichten versuche ich oft, eine Aussage, sei sie auch noch so klein und unauffällig, zu verpacken. Ich weiss nicht wieso, aber bei meinen eigenen Texten ist mir eine Botschaft irgendwie wichtiger als bei den Büchern, die ich lese... hmm...

Allgemein kann man sagen, es kommt ganz auf den Leser an. Es gibt solche, die bevorzugen leichte Unterhaltungslektüre, andere wollen zum Denken angeregt werden oder die Weltansichten des Autors erfahren.

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Beitrag von Myri Do 1 Sep 2011 - 20:20

Ich sehe es ähnlich wie du. Allerdings bin ich immer vorsichtig, bei zu eindeutigen Botschaften. Wenn man sich als Autor nämlich absichtlich eine vornimmt, die man hineinbringen will, dann wird das schnell zu offensichtlich. So was mag ich als Leser überhaupt nicht - eine Moral, die der Autor einem aufzudrängen versucht (vorallem in Kinderbüchern ist das oft der Fall ...).
Tolkien hat ja mal den Vergleich gemacht zwischen Allegorien (eine eindeutige Botschaft, die der Autor dem Leser "beizubringen" versucht), die er verabscheut, und Anwendbarkeit (die Geschichte ist zwar tiefsinnig, aber es gibt keine eindeutige Moral; der Leser kann sich selbst damit identifizieren und die Geschichte auf sein eigenes Leben anwenden - unabhängig davon, was der Autor darüber gedacht haben mag). Hier bin ich eindeutig Anhängerin von Tolkien.
Deshalb: Eine Geschichte sollte für mich tiefsinnig (d.h. abseits von den gröbsten Klischees - ohne geht es nie - und "echt") sein, aber mir ist es lieber, wenn sie ohne aufdringliche Moral bleibt.

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Beitrag von Paoment Do 1 Sep 2011 - 20:39

Myri schrieb:Deshalb: Eine Geschichte sollte für mich tiefsinnig (d.h. abseits von den gröbsten Klischees - ohne geht es nie - und "echt") sein, aber mir ist es lieber, wenn sie ohne aufdringliche Moral bleibt.

Das stimmt schon. Ich denke, dass ist tatsächlich bei meinen Geschichten mit Moral oft ein Problem. Ich sollte mal darauf achten. Tiefsinnige Geschichten, die unter die Haut gehen, sind wieder ein neues Thema. Sie haben meist schon einen höheren Anspruch an den Leser, als seichte Unterhaltungslektüre. Tolkien zum Beispiel. Seine Bücher sind recht anspruchsvoll, aber wie du gesagt hast, bekommt man auch etwas dafür. Ebenso ist es zum Beispiel bei Krabat. Es ist zwar ein Kinderbuch und auch nicht besonders kompliziert verfasst, aber es fordert doch den Leser auf, nachzudenken. Eine wirkliche Moral erkenne ich dort z.B. auch nicht. Ich denke nicht, dass sie "und geh nie in eine Mühle, wenn Dreikönigstag ist" oder so heisst.
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Beitrag von Mailea Do 1 Sep 2011 - 22:49

Geschichten, die zum Nachdenken anregen sind meiner Meinung nach anstrengender zu Lesen als Geschichten ohne Botschaft, die einfach nur Unterhalten.
Ich selbst lese gerne Geschichten, die ohne wirkliches Thema sind, da es einfach nur ein Zeitvertreib ist, ein Hobby.
Aber wenn ich etwas ernsthaftes Lesen will, kann ich jederzeit auf solche Bücher zurückgreifen, dank meinem Vater und meiner Oma.
Wenn ich also ein solches Buch lese, dann lese ich nicht einfach mal 200 Seiten wie bei "normaler" Literatur.
Ich nehme mir Zeit, um auch wirklich zu verstehen, um was es geht.
Soviel zu mir.
Allgemein ist es wohl einfach so, dass nachdenkliche, und daher meist auch anstrengende Literatur nicht so beliebt ist, da Lesen eben auch einfach nur da ist, um zu unterhalten.
Es werden immer mehr Bücher gedruckt, man kann nicht erwarten, dass es nur gute Literatur ist.
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Beitrag von USS Nelame Fr 2 Sep 2011 - 2:04

Von einer "eindeutigen" Botschaft, würde ich dringend abraten. Die presst den Leser nämlich in ein Konstrukt und Schema und wirft ihm vor, was richtig zu sein hat. Genauso, wie die Kirche früher gesagt hat "Sex ist böse" oder "Die Welt ist eine Scheibe" oder "Gott hat die Welt an sieben Tagen erschaffen" oder "das Gewissen ist ausschließlich gottgegeben". Heute sind wir um einiges schlauer, was das betrifft.

Ich sehe es so, dass eine Geschichte nicht zwangsläufig eine Botschaft braucht, um gut zu sein. Die Botschaft, die eine Geschichte vermittelt unterscheidet jedoch zwischen Mittelmaß und gehobener Literatur.
Die besten literarischen Werke behalten sich eines Urteils vor und geben dem Leser selbst die Möglichkeit, sich sein eigenes Urteil zu bilden. Sie bewerten nicht. Sie unterscheiden nicht zwischen richtig und falsch. Denn Moral ist immer subjektiv und niemand sollte sich anmaßen, für jede Situation die richtige Lösung zu kennen.

Also finde ich, eine Botschaft ist sehr wichtig, wenn man eine qualitativ hochwertige Geschichte schreiben will. Schafft man es sogar, die Geschichte so zu schreiben, dass sie gut (dass heißt "einfach") lesbar ist und dennoch eine Botschaft vermittelt, dann ist das Top-Niveau und nicht mehr zu überbieten. Eine eindeutig/unumstößliche Botschaft, die für sich den Anspruch erhebt, immer richtig zu sein, ist jedoch immer der falsche Weg.

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Beitrag von Seido Fr 2 Sep 2011 - 2:18

Du musst gar nichts. Wenn du dein Buch veröffentlichst kommen die Kritiker, sofern denn ausreichend Aufmerksamkeit erregt wird, so oder so und interpretieren Hinz und Kunz in deine Geschichte. Es gibt abgewichste Autoren, die das als Anlass zu nehmen zu behaupten "ja, ja, genau so hab ich das gemeint", obwohl sie sich zu der Thematik überhaupt keine Gedanken gemacht haben, und am Ende kommen sie tatsächlich damit durch und werden als großartige Denker bezeichnet.
Und dann gibt es solche, die wirklich an einer Botschaft in der Geschichte gearbeitet haben, die dann aber von den meißten Menschen schlichtweg nicht verstanden wird, selbst wenn sie offensichtlich ist. Gerade das erlebe auch ich häufig, da die Leute heutzutage nur noch oberflächlich lesen ohne nachzudenken. Ärgerlich, aber kann man nunmal nicht ändern, die Zeit des Schnellkonsums ist angebrochen.

Aber wie man es auch hält, ich denke eine Sache ist klar. Eine Geschichte, die tatsächlich nur auf roher Handlung ohne Gefühle basiert, ist reichlich langweilig. Man will lesen wie sich die Figuren verhalten, ihre Gewissensbisse, ihre Träume, Hoffnungen, Ängste. Und diese Dinge kann man nicht einbauen ohne in irgendeiner Form eine Botschaft zu hinterlassen.
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Beitrag von Myri Fr 2 Sep 2011 - 4:28

Ich sehe es so, dass eine Geschichte nicht zwangsläufig eine Botschaft braucht, um gut zu sein. Die Botschaft, die eine Geschichte vermittelt unterscheidet jedoch zwischen Mittelmaß und gehobener Literatur.
Die besten literarischen Werke behalten sich eines Urteils vor und geben dem Leser selbst die Möglichkeit, sich sein eigenes Urteil zu bilden. Sie bewerten nicht. Sie unterscheiden nicht zwischen richtig und falsch. Denn Moral ist immer subjektiv und niemand sollte sich anmaßen, für jede Situation die richtige Lösung zu kennen.

Damit, dass dem Leser überlassen bleiben muss, was er denken will, gebe ich dir recht. Aber das würde ich dann auch schon eher als anwendbar werten.
Aber ich mache da keinen Unterschied zwischen Unterhaltungsliteratur und gehobener Literatur - und ehrlich gesagt, sehe ich auch nicht, wie man den Strich ziehen sollte. Heißt das also, ein Autor, der in wirrem Gefasel über Gott und die Welt philosophiert, dabei aber einen grottigen und langweiligen Stil hat, gehört zur gehobenen Literatur, während ein anderer, der eine wunderbare, bewegende Geschichte schreibt, die sich möglicherweise um kein allzu philosophisches Thema dreht, aber viele Leser fesselt, nicht? Das finde ich doch unfair.


Also finde ich, eine Botschaft ist sehr wichtig, wenn man eine qualitativ hochwertige Geschichte schreiben will. Schafft man es sogar, die Geschichte so zu schreiben, dass sie gut (dass heißt "einfach") lesbar ist und dennoch eine Botschaft vermittelt, dann ist das Top-Niveau und nicht mehr zu überbieten. Eine eindeutig/unumstößliche Botschaft, die für sich den Anspruch erhebt, immer richtig zu sein, ist jedoch immer der falsche Weg.

Da halte ich es definitiv für wichtiger, dass die Geschichte unterhaltsam ist - leider ist es wirklich so, dass viele Autoren der "gehobeneren" Literatur das als Freibrief sehen, sich nicht mehr um Spannung oder eine gute Storyline zu kümmern. Sehr schade, wie ich finde.
Allerdings ist mir jetzt auch nicht ganz klar, was du mit "Botschaft" meinst. Ich hatte eigentlich vorallem die eindeutigere angesprochen, aber die hälst du ja auch nicht für gut. Wenn du allerdings damit nur gute, echte Charaktere und eine interessante Handlung meinst, haben die ja auch viele Geschichten aus der Unterhaltungsliteratur zu bieten ...

Aber wie man es auch hält, ich denke eine Sache ist klar. Eine Geschichte, die tatsächlich nur auf roher Handlung ohne Gefühle basiert, ist reichlich langweilig. Man will lesen wie sich die Figuren verhalten, ihre Gewissensbisse, ihre Träume, Hoffnungen, Ängste. Und diese Dinge kann man nicht einbauen ohne in irgendeiner Form eine Botschaft zu hinterlassen.

Das würde ich jetzt aber auch nicht unbedingt als Botschaft werten. Ich meine, ohne lebendige Figuren kommt ja fast keine (gute) Geschichte aus, oder?

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Beitrag von USS Nelame Fr 2 Sep 2011 - 5:43

Myri schrieb:Damit, dass dem Leser überlassen bleiben muss, was er denken will, gebe ich dir recht. Aber das würde ich dann auch schon eher als anwendbar werten.
Aber ich mache da keinen Unterschied zwischen Unterhaltungsliteratur und gehobener Literatur - und ehrlich gesagt, sehe ich auch nicht, wie man den Strich ziehen sollte. Heißt das also, ein Autor, der in wirrem Gefasel über Gott und die Welt philosophiert, dabei aber einen grottigen und langweiligen Stil hat, gehört zur gehobenen Literatur, während ein anderer, der eine wunderbare, bewegende Geschichte schreibt, die sich möglicherweise um kein allzu philosophisches Thema dreht, aber viele Leser fesselt, nicht? Das finde ich doch unfair.
Ich glaube, da hast du mich falsch verstanden. Ich habe nicht gesagt, dass zwangsläufig alles, das eine Botschaft vermitteln möchte, gut sein muss. Ich habe nur gesagt, dass eine ohnehin schon gute Geschichte mit Botschaft sich deutlich von anderen Werken abhebt und deswegen herausragend ist. Denn gute Geschichten schreiben lernen, kann jeder. Genauso, wie jeder für sich beanspruchen kann, eine Botschaft vermitteln zu wollen. Aber die gelungene Kombination aus beiden ist es, das meiner Meinung nach erst über die Qualität eines Textes entscheidet.

Du kennst ja meine Kritiken. Ich nutze eine Skala von 1 bis 10, wobei 1 für grottenschlechte Werke steht und eine 10 für topp Niveau. Es gibt viele gute Geschichten in diesem Forum, die von mir auch entsprechend mit einer 7, 8 oder 9 gewürdigt worden sind. Der Unterschied aber zwischen einer 8 und einer 10 ist die Botschaft, die vermittelt wird. Keine Geschichte und mag sie noch so gut sein, wird jemals eine 10 von mir erhalten, wenn die Botschaft in ihr lediglich von "Friede, Freude, Eierkuchen" handelt. Was es für eine Botschaft ist, das ist dann letztendlich weniger entscheidend, weil auch immer ein großer Interpretationsspielraum dabei ist.
Am besten gelungen finde ich einen Text, der wertungslos alle oder möglichst viele Aspekte eines Kriteriums aufzählt, im Rahmen einer Handlung, sie selber bereits spannend oder zumindest interessant ist.

Da halte ich es definitiv für wichtiger, dass die Geschichte unterhaltsam ist - leider ist es wirklich so, dass viele Autoren der "gehobeneren" Literatur das als Freibrief sehen, sich nicht mehr um Spannung oder eine gute Storyline zu kümmern. Sehr schade, wie ich finde.
Allerdings ist mir jetzt auch nicht ganz klar, was du mit "Botschaft" meinst. Ich hatte eigentlich vorallem die eindeutigere angesprochen, aber die hälst du ja auch nicht für gut. Wenn du allerdings damit nur gute, echte Charaktere und eine interessante Handlung meinst, haben die ja auch viele Geschichten aus der Unterhaltungsliteratur zu bieten ...
Ja, ich gebe dir natürlich Recht, die Wage zwischen beiden muss unbedingt gehalten werden. Die Botschaft kann noch so perfekt sein, wenn der Text selber scheiße zu lesen ist, bringt das auch nichts. So etwas würde bei mir auch nie über eine 2 oder maximal eine 3 hinaus kommen.

Was ist eine Botschaft für mich? Eine Botschaft ist für mich ein Aspekt, moralischer, ethischer, intellektueller oder anders gearteter Natur, der auf einem geistigen Niveau zum nachdenken anregt.



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Das würde ich jetzt aber auch nicht unbedingt als Botschaft werten. Ich meine, ohne lebendige Figuren kommt ja fast keine (gute) Geschichte aus, oder?
Sehe ich auch so, wie Myri. Das würde ich eher als "Charaktersetting" oder "Charakterentwicklung" bezeichnen. Die Botschaft würde da erst dazu kommen, sobald die Folgen dessen sichtbar werden. Frei nach dem Motto "schau mal, was passieren kann, wenn..." und dann Alternativen eröffnet werden. In dem Fall wäre die Botschaft ein einfacher Erkenntnisgewinn.

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Beitrag von Myri Fr 2 Sep 2011 - 9:20

Ich glaube, da hast du mich falsch verstanden. Ich habe nicht gesagt, dass zwangsläufig alles, das eine Botschaft vermitteln möchte, gut sein muss. Ich habe nur gesagt, dass eine ohnehin schon gute Geschichte mit Botschaft sich deutlich von anderen Werken abhebt und deswegen herausragend ist. Denn gute Geschichten schreiben lernen, kann jeder. Genauso, wie jeder für sich beanspruchen kann, eine Botschaft vermitteln zu wollen. Aber die gelungene Kombination aus beiden ist es, das meiner Meinung nach erst über die Qualität eines Textes entscheidet.

Du kennst ja meine Kritiken. Ich nutze eine Skala von 1 bis 10, wobei 1 für grottenschlechte Werke steht und eine 10 für topp Niveau. Es gibt viele gute Geschichten in diesem Forum, die von mir auch entsprechend mit einer 7, 8 oder 9 gewürdigt worden sind. Der Unterschied aber zwischen einer 8 und einer 10 ist die Botschaft, die vermittelt wird. Keine Geschichte und mag sie noch so gut sein, wird jemals eine 10 von mir erhalten, wenn die Botschaft in ihr lediglich von "Friede, Freude, Eierkuchen" handelt. Was es für eine Botschaft ist, das ist dann letztendlich weniger entscheidend, weil auch immer ein großer Interpretationsspielraum dabei ist.
Am besten gelungen finde ich einen Text, der wertungslos alle oder möglichst viele Aspekte eines Kriteriums aufzählt, im Rahmen einer Handlung, sie selber bereits spannend oder zumindest interessant ist.

Aber kann man wirklich in jedem Fall rein mit dem Schema "Botschaft --> perfekt; keine Botschaft --> nicht ganz gut" werten?
Ich meine, ein Fan von Liebeskomödien wird einen blutigen Actionthriller auch nicht unbedingt gut finden, dennoch heißt das nicht, dass dieser in seinem eigenen Genre nicht ein Geniestreich sein kann - was ich damit sagen will, man muss da meiner Meinung nach differenziert beurteilen. Will eine Geschichte zum Nachdenken anregen, dann ist es gut, sie danach zu beurteilen - aber eine Geschichte, die zur reinen Unterhaltung dient, sollte auch als solche bewertet werden und keinen Abzug für das erhalten, was sie nunmal ist und sein soll.

Sehe ich auch so, wie Myri. Das würde ich eher als "Charaktersetting" oder "Charakterentwicklung" bezeichnen. Die Botschaft würde da erst dazu kommen, sobald die Folgen dessen sichtbar werden. Frei nach dem Motto "schau mal, was passieren kann, wenn..." und dann Alternativen eröffnet werden. In dem Fall wäre die Botschaft ein einfacher Erkenntnisgewinn.

Das wäre für mich aber schon wieder ein kritischer Fall - je nach Umsetzung kann das dann schnell zu eindeutig werden, wenn man dem Leser so vor die Nase hält "Wenn du das tust, passiert das und das", da bleibt ja kaum mehr Freiheit für ihn.

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Beitrag von USS Nelame Fr 2 Sep 2011 - 9:53

Myri schrieb:Aber kann man wirklich in jedem Fall rein mit dem Schema "Botschaft --> perfekt; keine Botschaft --> nicht ganz gut" werten?
Ich meine, ein Fan von Liebeskomödien wird einen blutigen Actionthriller auch nicht unbedingt gut finden, dennoch heißt das nicht, dass dieser in seinem eigenen Genre nicht ein Geniestreich sein kann - was ich damit sagen will, man muss da meiner Meinung nach differenziert beurteilen. Will eine Geschichte zum Nachdenken anregen, dann ist es gut, sie danach zu beurteilen - aber eine Geschichte, die zur reinen Unterhaltung dient, sollte auch als solche bewertet werden und keinen Abzug für das erhalten, was sie nunmal ist und sein soll.
Ein geübter Schreiber kann in jeder Geschichte eine Botschaft einweben oder verstecken, völlig egal welches Genre. Die Frage nach der Botschaft also vom Genre abhängig zu machen, halte ich für eine billige Ausrede.
Wie gesagt, eine Geschichte, die nur der Unterhaltung dient, muss ja nicht schlecht sein. Sie wird nur nie so gut sein, wie eine mit Botschaft. Kriterium ist ganz einfach: Es ist schwieriger, eine gute Geschichte mit Botschaft zu schreiben, als eine gute Geschichte ohne Botschaft. Und das gehört entsprechend honoriert.

Sehe ich auch so, wie Myri. Das würde ich eher als "Charaktersetting" oder "Charakterentwicklung" bezeichnen. Die Botschaft würde da erst dazu kommen, sobald die Folgen dessen sichtbar werden. Frei nach dem Motto "schau mal, was passieren kann, wenn..." und dann Alternativen eröffnet werden. In dem Fall wäre die Botschaft ein einfacher Erkenntnisgewinn.

Das wäre für mich aber schon wieder ein kritischer Fall - je nach Umsetzung kann das dann schnell zu eindeutig werden, wenn man dem Leser so vor die Nase hält "Wenn du das tust, passiert das und das", da bleibt ja kaum mehr Freiheit für ihn.
Hängt auch wieder von der Umsetzung ab.
Je freier die gestaltet ist, desto besser ist es in der Regel. Den Aspekt muss man immer beachten. Niemals belehren. Sondern zeigen, als eine Alternative von vielen. Nicht die Botschaft selbst ist wichtig, sondern die Erkenntnis, die sie vermitteln möchte.

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Beitrag von Myri Fr 2 Sep 2011 - 19:53

Ein geübter Schreiber kann in jeder Geschichte eine Botschaft einweben oder verstecken, völlig egal welches Genre. Die Frage nach der Botschaft also vom Genre abhängig zu machen, halte ich für eine billige Ausrede.
Wie gesagt, eine Geschichte, die nur der Unterhaltung dient, muss ja nicht schlecht sein. Sie wird nur nie so gut sein, wie eine mit Botschaft. Kriterium ist ganz einfach: Es ist schwieriger, eine gute Geschichte mit Botschaft zu schreiben, als eine gute Geschichte ohne Botschaft. Und das gehört entsprechend honoriert.

Das kommt drauf an. Dass eine Geschichte ein bisschen zum Nachdenken anregt, ist sowieso meist der Fall, wenn sie gut ist. Eine absichtlich mitvermittelte Botschaft kann allerdings durchaus einer auf Unterhaltung ausgelegten Abenteuerstory schaden - weil der Leser da einfach abschalten will, und nicht zum Nachdenken gefordert werden.
Mag sein, dass das eine leichter oder schwerer zu schreiben ist, dennoch sollte man es als das bewerten, was es ist (man kann ja dazu schreiben, dass es sich um reine Unterhaltungsliteratur handelt, und sonst nichts Großartiges dahinter ist, wenn das nicht auf den ersten Blick klar ist).

Hängt auch wieder von der Umsetzung ab.
Je freier die gestaltet ist, desto besser ist es in der Regel. Den Aspekt muss man immer beachten. Niemals belehren. Sondern zeigen, als eine Alternative von vielen. Nicht die Botschaft selbst ist wichtig, sondern die Erkenntnis, die sie vermitteln möchte.

Ich halte es aber für recht schwierig, einerseits eine Botschaft absichtlich und gut geplant in eine Geschichte einzubauen, andererseits dem Leser Freiheit zu geben. Denn die Gedanken eines Menschen sind so vielfältig, dass du es mit reiner Überlegung nie schaffen wirst, ihm genug Freiraum zu geben und trotzdem genau das zu vermitteln, was du vermitteln willst.
Dementsprechend würde ich eher sagen, ein tieferer Sinn, "Anwendbarkeit" sozusagen, muss unbewusst vom Autor mit hineinverpackt werden, indem er seine eigene Gefühle miteinbringt und - auch wenn es kitschig klingt - mit Herz und Seele schreibt. Das ist dann aber keine typische "Wenn dies, dann das" (zu dem fast jede absichtliche Botschaft früher oder später wird, auch wenn der Autor das gar nicht vorhatte), sondern die Geschichte fühlt sich für den Leser einfach so "echt" an, dass er sein eigenes Leben hineininterpretieren und dann - wie ein Kind beim Spielen - auch aus der Vorstellung lernen kann. Aber das ganz ohne Zwang und ohne dass der Autor genau wüsste, welcher Effekt nun bei den Lesern erzielt wird.

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Beitrag von Seido Fr 2 Sep 2011 - 21:57

Charakterentwicklung ist = Botschaft, darum habe ich das dort oben auch so benannt. Wenn du einen abgrundtief bösen Charakter hast, der irgendwann plötzlich ein schlechtes Gewissen bekommt, dann ist automatisch die Botschaft enthalten, dass selbst der Böseste der Bösen doch noch einen gutartigen Kern haben kann. Und das lässt sich auf so ziemlich jede Charakterhandlung und -einstellung beziehen; wirklich botschaftsfrei ist ein Text nur, wenn du gefühlsabstinent schreibst: Klaus tut dies. Dann tut Klaus das. Dann das.
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Beitrag von Myri Sa 3 Sep 2011 - 1:46

So gesehen gebe ich dir natürlich Recht. Aber, wie du selbst sagst, eine Geschichte müsste schon sehr gefühllos und schlecht geschrieben sein, dass eine solche Botschaft überhaupt nicht vorkommt (auch wenn es natürlich große Unterschiede gibt, wie echt und gut die Charakterentwicklung nun ist). Ein einigermaßen geübter und talentierter Autor sollte sowas auch unbewusst einbauen - und das wäre dann für mich wieder Anwendbarkeit. Ist aber natürlich Definitionssache.

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Braucht eine Geschichte eine eindeutige Botschaft? Empty Re: Braucht eine Geschichte eine eindeutige Botschaft?

Beitrag von USS Nelame Sa 3 Sep 2011 - 2:31

Oh, ich habe teilweise schon sehr gute Geschichten gelesen, in denen die Charakterentwicklung nur leider gar keine Rolle spielt. Gerade, wenn mit Stereotypen gearbeitet wird, hat man meistens gar keine Entwicklung. Klassisches Beispiel wäre da das Genre Krimi:
Kaum ein Kommissar erlebt in einem Krimi so etwas, wie eine Entwicklung. Da kann der Krimi noch so gut geschrieben sein, aber die Botschaft ist oft schwarz/weiß "der ist gut, der ist böse" - Peng.

Genau so etwas meine ich mit eindeutiger Botschaft. Totaler Schwachsinn, denn jeder kann, sollte er in die entsprechende Situation geraten, zum Verbrecher oder gar Mörder werden. Wirklich gute Krimis sind daher auch nur diese, die dem Täter mindestens genauso viel Zeit widmen, wie dem Kommissar. Denn nur der Täter hat in diesem Konzept eine Möglichkeit der Charakterentwicklung und ist somit der einzige, der für eine Botschaft stehen könnte.

Dabei sei vorausgesetzt: Eine Botschaft muss nie ausschließlich positiv sein. Ich habe sogar mehr Respekt vor einem Autor, der es schafft, seinen Protagonisten glaubwürdig scheitern zu lassen, als vor einem, der dann auf Biegen und Brechen das Happy End erreicht.



@ Myri: ich habe immer noch das Gefühl, dass du mir unterstellst, dass die Geschichte immer nur diese eine Botschaft zu vermitteln hat, die der Autor vermitteln möchte. Ich meine aber, dass das Gegenteil der Fall ist. Eine gute Geschichte gibt mögliche Richtungen vor, wie die Botschaft dann aber tatsächlich wahrgenommen wird, darauf hat man meines Erachtens als Autor keinen Einfluss mehr. Es kommt eben nicht nur auf diese eine einzige spezifische Botschaft an. Wer diesen Anspruch hat, kann nur scheitern.
Klar, man kann sich dabei was gedacht haben und vielleicht auch eine Richtung ersonnen haben, in die man es gerne schreiben möchte. Aber wenn es so nicht ganz klappt, ist es auch nicht weiter tragisch, solange das, was man geschrieben hat, andere wirklich zum nachdenken anregen kann, ohne anstrengend zu werden. Darum ist es für mich auch der Anspruch an Unterhaltungsliteratur, wenigstens einen Anreiz zu geben.

Und ich gebe Seido ein Stück weit Recht. Eine deutliche Charakterentwicklung ist eine Botschaft, oder zumindest ein Teil davon. Aber sie ist nicht alles. Auch Faktoren, wie die Interpretation oder die Reaktion des Umfelds, oder Folgen, die vom Charakter selber gar nicht erfasst wurden spielen dabei eine Rolle.

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Braucht eine Geschichte eine eindeutige Botschaft? Empty Re: Braucht eine Geschichte eine eindeutige Botschaft?

Beitrag von Myri Sa 3 Sep 2011 - 4:13

Oh, ich habe teilweise schon sehr gute Geschichten gelesen, in denen die Charakterentwicklung nur leider gar keine Rolle spielt. Gerade, wenn mit Stereotypen gearbeitet wird, hat man meistens gar keine Entwicklung. Klassisches Beispiel wäre da das Genre Krimi:
Kaum ein Kommissar erlebt in einem Krimi so etwas, wie eine Entwicklung. Da kann der Krimi noch so gut geschrieben sein, aber die Botschaft ist oft schwarz/weiß "der ist gut, der ist böse" - Peng.

Genau so etwas meine ich mit eindeutiger Botschaft. Totaler Schwachsinn, denn jeder kann, sollte er in die entsprechende Situation geraten, zum Verbrecher oder gar Mörder werden. Wirklich gute Krimis sind daher auch nur diese, die dem Täter mindestens genauso viel Zeit widmen, wie dem Kommissar. Denn nur der Täter hat in diesem Konzept eine Möglichkeit der Charakterentwicklung und ist somit der einzige, der für eine Botschaft stehen könnte.

Hier würde ich aber wieder sagen, es ist die Schuld des Genres. Ein Krimi lebt nunmal davon, dass der Leser mitraten kann, und da wäre es fehl am Platz, würde man kapitellang aus der Sicht des Täters schreiben und seine Gewissenskonflikte offenlegen - denn dann ist es ja nicht mehr spannend.
Ich stimme dir zu, dass Kriminalliteratur wohl eines der Genres ist, in denen am wenigsten Charakterentwicklung und Tiefsinn enthalten sind - aber manche Leute mögen das eben Zwinkern

@ Myri: ich habe immer noch das Gefühl, dass du mir unterstellst, dass die Geschichte immer nur diese eine Botschaft zu vermitteln hat, die der Autor vermitteln möchte. Ich meine aber, dass das Gegenteil der Fall ist. Eine gute Geschichte gibt mögliche Richtungen vor, wie die Botschaft dann aber tatsächlich wahrgenommen wird, darauf hat man meines Erachtens als Autor keinen Einfluss mehr. Es kommt eben nicht nur auf diese eine einzige spezifische Botschaft an. Wer diesen Anspruch hat, kann nur scheitern.

Nun, das unterstelle ich dir nicht^^ Ich stimme mit dir überein, dass der Leser die persönliche Botschaft für sich selbst entdecken muss. Was ich (dir) allerdings "vorwerfe" ist, dass diese Botschaft, sobald du sie bewusst planst, fast immer einseitig und direkt wird - was leider Ersterem nicht mehr entspricht.

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Braucht eine Geschichte eine eindeutige Botschaft? Empty Re: Braucht eine Geschichte eine eindeutige Botschaft?

Beitrag von USS Nelame Sa 3 Sep 2011 - 4:55

Aber ich bin doch von Anfang an immer dagegen, eine Botschaft fest zu planen XD

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Braucht eine Geschichte eine eindeutige Botschaft? Empty Re: Braucht eine Geschichte eine eindeutige Botschaft?

Beitrag von Myri Sa 3 Sep 2011 - 5:10

Dann hab ich dich wohl falsch verstanden verlegen Für mich klang es z.B. hier immer wieder danach:

Ein geübter Schreiber kann in jeder Geschichte eine Botschaft einweben oder verstecken, völlig egal welches Genre.

Die Botschaft würde da erst dazu kommen, sobald die Folgen dessen sichtbar werden. Frei nach dem Motto "schau mal, was passieren kann, wenn..." und dann Alternativen eröffnet werden. In dem Fall wäre die Botschaft ein einfacher Erkenntnisgewinn.

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Braucht eine Geschichte eine eindeutige Botschaft? Empty Re: Braucht eine Geschichte eine eindeutige Botschaft?

Beitrag von USS Nelame Sa 3 Sep 2011 - 8:08

Ja klar, aber ich hab mich doch nie festgelegt, dass es eine einzige klare oder eindeutige oder spezifische Botschaft sein soll Zwinkern

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