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Schreiben - ja gerne. Aber worüber?

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Beitrag von USS Nelame Do 25 Okt 2012 - 15:25

Ziemlich einfache Frage:

Worüber kann man überhaupt noch schreiben?
Ich meine - das kennt doch jeder. Man möchte etwas Neues, am besten etwas, was noch nie da war erschaffen. Aber eigentlich gibt es doch schon alles. Also worüber kann man noch schreiben, um diesem Anspruch und diesem Ideal noch gerecht zu werden?

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Beitrag von Sandfloh Do 25 Okt 2012 - 23:08

Ich denke, dass es heutzutage schwer bis unmöglich ist, etwas revolutionär Neues zu erschaffen. In der ein oder anderen Form ist im Prinzip schon fast alles da gewesen. Mir würde es also weniger darum gehen, etwas Neues zu erschaffen als vielmehr, eine neue Perspektive auf ein vielleicht schon altbekanntes Thema zu finden.

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Beitrag von USS Nelame Sa 27 Okt 2012 - 3:30

Hmm, aber woher weiß man, dass dieser Blickwinkel dann neu ist?
Und wo bleibt da noch die Kreativität oder die Originalität, wenn ja eigentlich alles schon mal da war?

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Beitrag von Sandfloh Sa 27 Okt 2012 - 5:07

Niemand sagt, dass der neue Blickwinkel, den man auf ein altes Thema wirft, zwangsläufig neu ist. Zum beispiels habe ich schon zahlreiche Krimis gelesen, die sich ja im Grunde immer um dasselbe Thema gehen: Einen Mord und dessen Aufklärung bzw. Hintergründe. Die Originalität besteht dann darin, diesem abgenutzten Thema neues Leben einzuhauchen, auf eine Art zu behandeln, die Leute anspricht und fesselt. Klare Tipps wie "Befolge Punkt 1-4" kann man hier wahrscheinlich eher nicht geben. Mit würden zumindest keine einfallen.

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Beitrag von fynn Sa 27 Okt 2012 - 5:08

Diese Frage hat sich wohl jeder schon mal gestellt - ich meine, wenn man schon schreibt, dann doch auch, um etwas vollkommen Neues, etwas Besonderes, etwas nie Dagewesenes rauszubringen. Nur ist das heute wirklich nicht immer ganz so einfach. Leider.
Bei kürzeren Texten ist mir das oft reichlich egal. Die schreibe ich, wenn mich mal die Muse küsst (was in letzter Zeit leider viel zu selten vorkommt) oder wenn mir ein Thema einfach nicht mehr aus dem Kopf geht und meine Finger schon anfangen zu kribbeln. Dabei ist es mir dann auch nicht sooo tragisch, ob es diese Geschichte nun schon einmal gab oder nicht. Schließlich schreibe ich vor allem, weil es Spaß macht und auch, um etwas zu lernen.
Bei längeren Projekten, wie z.B. einem Buch sieht die Sache jedoch anders aus. Da versuche ich immer, meine Geschichte möglichst einzigartig zu gestalten. Schließlich steckt sehr viel Zeit und Mühe in einem so langen Werk und die will ich dann nicht damit "vergeudet" haben, etwas zu schreiben, was es eh schon längst gibt.
Ich finde, allein das Setting kann eine Geschichte schon ganz anders machen. Bücher über Zwerge und Elfen z.B. gibt es zuhauf. Wenn man die dann aber aus ihrer gewohnten Umgebung herausreisst und, sagen wir mal, in die Sahara, nach China oder auf den Meeresgrund setzt, sieht die Sache schon ganz anders aus (Ich weiß, blöde Beispiele. Aber ich schätze, das zeigt ganz gut, was ich meine).
Oft sind es auch die Kleinigkeiten, die eine Geschichte zu etwas Besonderem machen. Das Grundgerüst muss ja nicht vollkommen neu sein, solange man nur genug interessante, überraschende, spannende, unerwartete ... und was weiß ich noch ... Sachen einbaut. Das kann aus einer "gewöhnlichen Geschichte" schon etwas Neues zaubern.

Klar ist es teils schwer, etwas wirklich Neues zu schaffen. Aber unmöglich auch nicht - denn alles war eben doch noch nicht da. Man muss sie nur finden, die Lücken, die noch immer darauf warten, gefüllt zu werden, und die Geschichten, die noch keiner erzählt hat.
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Beitrag von Xhex Sa 27 Okt 2012 - 6:47

Ich denke, es kommt auch darauf an, was man unter "neu" versteht. Sicher wird das Rad nicht mehr erfunden werden können, aber wie Fynn schon erwähnt hat, hat man doch immer die Möglichkeit, aus alt neu zu machen.
Und da finde ich, hat man doch schon noch reichlich Raum. Man kann Fantasyelemente ja z.B. mit realen mischen. Sicher war auch das schon mehr als einmal da, aber dennoch gibt es da doch unzählige Möglichkeiten, etwas ganz Neues zu schaffen. Warum nicht einfach mal ein wenig rumexperimentieren nd schauen, was am Ende dabei raus kommt? Vielleicht ist man vom Ergebnis ja selbst überrascht. Dass das sogar bei Themen funktionieren kann, mit denen der Markt zeitweise überschwemmt wird, zeigt meiner Meinung nach die Vampirreihe von Kim Newman. Er setzt da an, wo Brahm Stokers Dracula endet und zwar beim Versagen von van Helsing, sodasss Dracula überlebt. Er reist nach England, wird da zum Gemahl von Königin Viktoria. Bram Stoker oder Sherlock Holmes kommen in Konzentrationslager und Jack the Ripper ist dort ein Vampirjäger. Im Laufe der Romane ist Dracula auch für den Ausbruch des ersten Weltkriegs verantwortlich und hat auch bei jeder größeren Katatrophe in den folgenden Jahrzehnten seine Hände im Spiel.
Wie man sieht, gibt es doch noch viele unerschlossene Lücken ... man muss sie nur finden und entsprechend umsetzen.

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Beitrag von USS Nelame So 28 Okt 2012 - 7:54

Hmm, interessante Punkte, die ihr da ansprecht. Tatsächlich geht es bei dem Ganzen dann wohl nicht so sehr darum, etwas Neues zu entwickeln, sondern etwas Besonderes.
Hmm, aber wie gestaltet man etwas Besonderes? Klar, es gibt diese Kriterien, die man an jede Geschichte anlegen kann, wie Inhalt, Aufbau, Tiefe, Rechtschreibung usw. - eben das handwerkliche. Aber darüber hinausgehend muss es doch noch mehr geben. Genauso, wie bei der Musik. Man kann ein perfekter Handwerker in der Musik sein, alle Regeln und Techniken des Musizierens und Komponierens beherzigen... und am Ende kommt nur Klangbrei raus.
Also was ist dann dieses Besondere Etwas, das den Unterschied macht?

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Beitrag von Xhex So 28 Okt 2012 - 8:00

Das man es mit seiner ganzen Leidenschaft macht? Kein Buch, kein Song wäre etwas Besonderes, wenn das Gefühl dabei fehlt. Das ist es doch, was jede Geschichte, jedes Lied einzigartig macht. Das beste Beispiel ist doch, wenn ein Song von verschiedenen Sängern gesungen wird. Der Sänger, der es mit dem meisten Gefühl singt, berührt die Menschen in der Regel am meisten und nichts anderes ist es beim Schreiben. Gut, bei einem Sachbuch kann man auf das Gefühl verzichten, aber bei einem Roman ist es doch wirklich letztendlich das, was ein Buch ausmacht und auch einzigartig.

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Beitrag von USS Nelame Mo 29 Okt 2012 - 15:01

Und woran merkt man, dass man mit Gefühl und nicht nur mit Handwerk bei der Sache ist?

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Beitrag von Anyanka Di 30 Okt 2012 - 0:59

Ich merke, dass ich mit Gefühl bei der Sache bin, wenn ich fühle was meine Charaktere gerade fühlen. Kommt das nicht mal bei mir an, wie soll es dann bei einem Leser ankommen? Dann ist es nur Handwerk. Nett, aber nicht mitreißend.
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Beitrag von Wolfsspur Di 30 Okt 2012 - 15:28

Und es gibt immer neue nachwachsende Leser für die etwas neu ist oder eine Geschichte, die ganz andere Menschen anspricht als bisher diese Geschichten ... Ob etwas als Originell oder Besonders empfunden wird, kann man nicht erkennen, solange man den Menschen nicht kennt, für den das gelten soll.
Also bleibt nur der Rückbezug auf einen selbst. Schreiben worin man sich selbst wohlfühlt, was man schreiben muss ... Leser finden, ist dann wieder etwas ganz anderes.
Eragon oder harry Potter oder oder oder, das war für mich alles nicht neu oder gar originell und dennoch ist es für meinen Sohn das allergrößte, er ist 10 und was ihn daran so heftig berührt, habe ich verloren oder nie gehabt.
Das Besondere, das findet einen, man kann es nicht erzeugen. Deshalb stürzen sich alle auf das angeblich so sicher lehrbare Handwerk.
Aber für mich ist es klar, dass es das Besondere nicht ohne ein Gegenüber gibt, dass das spürt, das kann man auch selber sein. Aber das befriedigt die meisten Schreiber ja nicht, weshalb sie sich mitteilen wollen und dieses Bedürfnis kommt meiner Meinung nach aus dem Weitererzählen, dem Bewahren wichtiger Erkenntnisse, die Menschen nicht vererben, aber weitergeben müssen. Und das sind keine Besonderen, Originellen, Einzigartig neuen Dinge, sondern die wichtigen. Liebe, Krieg und Tod. Beziehungen, Gefahren ... Wie liebe, lebe und überlebe ich. Wie kann ich andere Menschen einschätzen in ihrer Art zu lieben zu leben und zu überleben?
Also finde ich, sollte man nicht nach dem Besonderen suchen, sondern darauf vertrauen, dass das besondere längst da ist, dadurch dass man seinen eigenen Mix aus Erfahrungen hat, seinen eigenen Blick, seine eigene Sprache. Denn diese Erfahrungen zu teilen, wenn sie den eigenen ähneln ist ebenso wertvoll, als wenn sie den eigenen gar nicht ähneln. Und das macht meiner Meinung nach das viele Handwerk, Handwerk nachgehetze kaputt. Das eigene, sei es auch noch so unvollkommen und banal, das eigene, ist das was man zu geben hat. Also schreiben über das, was man kennt, weil man es erlebt hat, oder weil man es so fühlt und denkt. Und dann, ja dann dem so nachspüren, das die Sprache dem Gefühl gerecht wird und eine gute Brücke zum anderen da draußen schlägt, das ist für mich die Antwort auf das Worüber schreiben.

Liebe grüße!
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Beitrag von Xhex Di 30 Okt 2012 - 21:18

Wolfsspur, ich glaube, besser und treffender kann man das gar nicht mehr ausdrücken, als du es hier getan hast.

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Beitrag von USS Nelame Mi 31 Okt 2012 - 1:14

Danke Wolfsspur, ein der interessanter und aufschlussreicher Post, der mich in der Suche nach dem Besonderen auch tatsächlich weiter bringt.

Nun muss ich mich aber fragen:
Worüber kann man dann schreiben, wenn man genau weiß, dass das, was man noch zu erzählen hat, weder besonders ist, noch einzigartig, noch spannend, noch neue Erkenntnisse bietet. Kurzum: Was bleibt einem noch übrig, wenn man sich der Leere und dem Fehlen jeglicher Aspekte, die ein Leben besonders machen, im eigenen Leben so bewusst ist, dass es schon weh tut? Wenn die eigene Entwicklung stagniert, oder sogar rückläufig ist. Wenn man das, was man inzwischen als Leben bezeichnen muss, gar nicht gutheißt oder damit eigentlich nie was zu tun haben wollte?
Wenn die eigene Existenz gebrochen und leer geworden ist, Träume, Inhalt, Lebendigkeit, Erlebnisse und Emotionen fehlen und einem sogar die Fantasie abhanden gekommen ist. Was bleibt denn dann noch übrig?

Ich kann über solche Depressionen komponieren, weil Musik eine andere Ebene darstellt und Gefühle direkt abspricht. Aber darüber schreiben nicht, weil es nur eine ständige Wiederholung an (für sich) unbedeutenden, leeren und erkenntnislosen Phrasen wäre, die nicht einmal mich selbst berühren. Was bleibt dann also?

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Beitrag von Anyanka Mi 31 Okt 2012 - 6:11

Dann solltest du dich vielleicht darauf konzentrieren aus dem depressiven Loch herauszukommen, anstatt dir mit dem Schreiben noch etwas zu suchen, was in dem Moment einfach nicht so läuft wie du dir das wünschst.

Die Frage danach, über was man noch schreiben kann ist eine Sache, psychische Erkrankungen, die dazu führen, dass einem auch das liebste Hobby verlitten wird, sind eine andere Sache.
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Beitrag von Myri Do 1 Nov 2012 - 2:22

Ich stimme meinen Vorrednern zu. In deinem persönlichen Fall ist es auch vielleicht einfach die Tatsache, dass zu dich zu krampfhaft dazu zwingen willst etwas zu schreiben bzw., dass du krampfhaft versuchst, etwas Gutes zu schreiben.
Ich bin persönlich ebenfalls gerade dabei, eine sehr lange Schreibblockade zu überwinden und ein Problem war lange, dass ich das, was ich geschrieben habe, einfach nicht so toll fand, wie ich es gerne hätte. Ich glaube, die Kunst ist es, einfach die Freude dabei in den Mittelpunkt zu stellen und zu machen, was und wieviel einem Spaß macht. Mit der Erwartung, jetzt einen originellen, genialen und schreibtechnisch perfekten Roman, der sich verkaufen lässt, "produzieren" zu wollen, hat man einfach die falsche Einstellung.
Wichtiger ist es meiner Meinung nach, sich auch ein bisschen von dem, was man schreibt, treiben zu lassen, und zu akzeptieren, dass die eine oder andere Idee vielleicht nicht neu ist, der eine oder andere Satz vielleicht nicht perfekt, und das Konzept vielleicht nach derzeitigen Marktbedingungen nicht verkäuflich - aber Hauptsache, man hatte Spaß daran. Dann kommt die persönliche Note schon von selbst.

Und zum Thema dieses Threads generell: Ich denke auch, dass es fast nicht mehr möglich ist, eine Idee zu finden, die es bisher nicht oder zumindest erst selten gab. Das ist aber durchaus kein Problem unserer Zeit, das gibt es schon, solange Geschichten erzählt werden. Schon Shakespeare hat schließlich Ideen von Ovid ziemlich ähnlich weiterverarbeitet.
Denn ganz im Ernst: Es sind doch immer die gleichen Themen, die uns interessieren und bewegen. Wenn man allein nach den bereits verarbeiteten Ideen geht, bräuchte man sowieso nichts Neues mehr schreiben, denn in den Romanen der letzten 100, 200 oder meinetwegen 300 Jahren findet sich bestimmt alles in der ein oder anderen WEise.
Worum es eher geht ist, diese für die Menschheit wichtigen Themen neu und zeitgemäß zu interpretieren und durch eigene Augen zu sehen. Und da jeder das ein bisschen anders tut, gibt es eigentlich eine unerschöpfliche Menge neuer Möglichkeiten.

Ein gutes Beispiel ist da meiner Meinung nach - und weil ich gerade wieder einen Film dazu gesehen habe - H.G. Wells Zeitmaschine. Neben dem Buch kenne ich zwei Verfilmungen, die alle mehr oder minder abgewandelt die gleiche Geschichte erzählen und die trotzdem alle sehens- bzw. lesenswert sind und auf die ich nicht verzichten wollte. Obwohl es immer noch um das gleiche geht, erzählt jede Version die Handlung aus dem Blickwinkel ihrer Zeit ganz speziell, in Wells' Erzählung geht es mehr um das Zwei-Klassen-Problem, im 1960er Film um die Weltkriege und in der modernen Version um den Konflikt zwischen TEchnik und Natur. Alle mit dem gleichen Thema. Alle für sich aber etwas völlig Neues.

Letztlich kann man auch versuchen, es aus dem Blickwinkel des Publikums zu betrachten: Wenn ich in einen Buchladen gehe oder ins Kino, dann erwarte ich mir nicht, etwas völlig Neues, nie Dagewesenes präsentiert zu bekommen. Klar, ich bin beeindruckt, wenn ich auf ein relativ wenig behandeltes, ungewöhnliches Thema stoße, aber darum geht es mir nicht wirklich. Ich möchte einfach unterhalten, mitgerissen und bewegt werden, indem der Autor mir auf seine persönliche Weise eine Geschichte erzählt, die über Dinge handelt, die ihn bewegen und die er erzählenswert findet. Ob diese Dinge nun erst in zehn oder schon in tausend Romanen behandelt wurden, ist mir relativ egal, solange ich merke, dass der Autor hinter seiner Geschichte steht.

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BY ORDER OF THE AUTHOR, Per G.G., Chief of Ordnance. - Marc Twain
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