Mutant High 3 - Das RPG

In anbetracht der Uhrzeit war es vermutlich nicht mal überraschend, dass ihnen niemand entgegen kam. Sie hörten immer mal wieder Stimmen und Lachen und im Aufenthaltsraum schien eine kleinere Party im gange sein, aber niemand trat ihnen in den Gängen entgegen und beobachtete sie. Was vermutlich auch besser war. So kribbelig und aufgedreht wie Aaron sich fühlte war es ihm wahrscheinlich an der Nasenspitze anzusehen, was er gleich mit Kaya zu tun gedachte. Er fasste ihre Hand etwas fester und freute sich, dass es ihm vollkommen egal war ob sie jemand gesehen hätte, selbst wenn dieser Jemand Erik gewesen wäre. Vielleicht lag es nur an den Hormonen. Er hoffte nicht. Seine Tür aufzuschließen erwies sich als etwas schwierig. Drei Mal glitt er ab und hätte fast den Schlüssel abgebrochen. Erst als er tief durchgeatmet hatte und seine Hände nicht mehr so fahrig hantierten glitt der Schlüssel ins Schloss und er konnte die Tür aufstoßen. "Muss ich dich reintragen oder willst du laufen?", fragte er etwas heißer um die Stimmung wieder zu lockern. Besser hätte er wohl den Mund gehalten, aber gesagt war gesagt.

Am Anfang achtete Kaya noch auf Geräusche, in Erwartung jeder Zeit jemanden anzutreffen, den sie kannte. Oder eben auch nicht kannte. Doch als niemand zu sehen war und sie bereits den halben Weg zurückgelegt hatten, wurde ihr nur bewusster, dass sie bald sein Zimmer erreichen würden. Und dann würde es passieren. Folglich wurde sie so nervös, dass sie gar nicht mehr mitbekam, ob jemand sie nun sah oder hörte oder sonst was. Bis sie schließlich vor seiner Tür standen.
Die ganze Zeit über hatte Kaya gedacht, dass nur sie so aufgeregt und nervös war, doch so wie Aaron vergeblich einige Mal versuchte aufzuschließen, hatte sie das Gefühl, dass auch er nicht ganz die Ruhe in Person war. Was sie wiederum irgendwie beruhigte.
„Ich laufe“, antwortete Kaya mit einem warmen Lächeln, ging voran und zog Aaron mit sich. Sobald sie weit genug drinnen waren, gab sie der Tür einen Schubs, sodass diese wieder ins Schloss fiel. Mit pochendem Herzen sah sie daraufhin Aaron an und begann aus ihren Schuhen zu schlüpfen. Danach zog sie ihren dünnen Mantel aus, legte ihn über den Schreibtischstuhl und fuhr fort sich langsam auszuziehen.

Aaron war auch schnell aus Schuhen und Jacke heraus, zögerte dann aber. Irgendwie kam es ihm falsch vor, dass Kaya sich so ganz alleine auszog. Hingehen und sie selbst ausziehen war aber auch irgendwie ein merkwürdiger Gedanke. Bevor sie aus der Hose heraus war, stand er neben ihr und legte die Arme um sie. Merkwürdigerweise hatte er es jetzt gar nicht mehr so eilig sie ins Bett zu bekommen. Dabei war er immer noch aufgeregt deswegen. Nur, wie sollte er ihr denn das sagen? Er verstand es ja selbst nicht wirklich. Am ende küsste er sie einfach. Von da aus würde er schon seinen Weg finden, hoffte er wenigstens.

Kaya bemerkte, dass Aaron nicht mitgleichzog, als sie den Knopf sowie den Reißverschluss ihrer Hose öffnete. Seine Schuhe und seine Jacke hatte er zwar auch abgelegt, aber danach schien er nur dazustehen. Gerade als sie ihre Hände um den Bund legte, um ihn nach unten zu ziehen, ging ihr Freund auf sie zu und legte seine Arme um sie. Etwas verblüfft und verwirrt ließ sie den Bund los und sah zu ihm auf. Hatte sie was falsch gemacht? Unsicher blinzelte Kaya ihn an, als er sie auf einmal küsste. Gut, damit konnte sie arbeiten. Sie schloss ihre Augen, entspannte sich und legte ihre Arme um ihn, während sie den Kuss erwiderte. Das konnte sie schließlich – sie beiden hatten da schon Übung drin.
Als Kaya schließlich mit klopfendem Herzen ihre Lippen von seinen löste, blickte sie zu ihm auf und beschloss es einfach auszusprechen. „Ich…bin ein wenig nervös“, gestand sie Aaron und lächelte matt. „Ich will nichts falsch machen“ Oder besser gesagt, sie wollte alles richtigmachen, so, dass es ihm auch gefiel. Schließlich wollte sie es auch besser machen, als alle Vorgängerinnen, mit denen Aaron schon im Bett gewesen war.

Das klang so sehr nach seinen eigenen Gedanken, dass Aaron sich einen Moment daran erinnern musste wer da vor ihm stand. Kaya konnte keine Gedanken lesen, auch wenn es gerade den Anschein hatte. "Da bist du nicht alleine", antwortete er ihr mit einem schiefen Lächeln, das viel jünger wirkte, als er war. "Ich vertrete ja die Ansicht, das es beim Sex nichts falsch sein kann, solange es allen Beteiligten Spaß macht", fuhr er etwas ernster fort. Er nahm ihre Bedenken durchaus ernst. Und dass er da über etwas mehr Erfahrung verfügte war ja auch nichts neues. "Also wenn irgendwas nicht richtig ist, also sich nicht richtig anfühlt, dann sag mir das."

Es ging ihm wie ihr! Der Gedanke war sowohl tröstlich als auch beruhigend, wenngleich sie nicht verstand, warum er nervös war. Er musste das doch nicht sein! Er war doch sicherlich sowas wie ein Profi! Aber… vielleicht sah er es ja auch so wie sie: es war zwar nicht das erste Mal, aber es war ihr gemeinsames erstes Mal miteinander. Dieser Aaron, der hier mit ihr sprach, war nicht der gleiche Aaron, der sie schon seit Jahren aufzog und ärgerte. Vielleicht war es nicht einmal der Aaron, der neulich mit ihr unter der Dusche gestanden hatte – es war wieder eine andere Facette an ihm, die ihr in diesem Augenblick jedoch genauso gut gefiel, wie all die anderen.
„Das mache ich“, gab Kaya ihm ihr Wort. „Du aber auch. Sag mir… wenn etwas nicht richtig ist“ Sie verschränkte leicht ihre Hände hinter seinem Nacken und sah ihn mit einem warmen Blick an. Himmel, was war sie vernarrt in diesen Kerl. Und dass er ihre Bedenken nicht mit einem scherzhaften Kommentar beantwortet hatte, sondern durchaus ernst nahm, wusste sie sehr zu schätzen. Ein wenig nahm ihr das sogar die Nervosität.
Langsam ging sie auf die Zehenspitzen und küsste Aaron sanft.

Kara wischte sich immer noch die Tränen aus den Augen obwohl der Abspann schon längst lief. Zuerst war sie ja skeptisch gewesen, als Liam ausgerechnet diesen Film vorschlug, aber sie musste zugeben, dass er wirklich zum brüllen komisch gewesen war. Jetzt wo der Laptop Bildschirm mehr schwarz als hell war, war es auch in ihrem Zimmer recht dunkel. Als Liam vorbei gekommen war (schließlich erwartete sie Kaya nicht vor morgen zurück. Die Verrückte..), hatte das Licht noch gereicht um sich zurecht zu finden, jetzt war es einfach nur finster. Andererseits, dachte sie sich während sie den Lichtschalter an der gegenüberliegenden Wand ansah, war es auch einfach zu bequem um sich um Licht zu kümmern. Während des Filmes hatte sie sich an Liam gekuschelt, dessen Arm um ihre Schulter lag. Es war warm, es war gemütlich. Wer brauchte schon Licht? "Du hast Recht. Der Film ist gut", sagte sie und legte den Kopf leicht in den Nacken um zu ihm hoch lächeln zu können.

„Sagte ich doch“ Liam strich mit seinen Fingern sacht über Karas Schulter und sah sie dabei lächelnd an. Es war gar nicht so einfach gewesen, ihr diesen Film anzupreisen. Die Skepsis war ihr regelrecht ins Gesicht geschrieben gewesen. Dabei war er sich ziemlich sicher gewesen, dass ihr der Film gefallen würde – und siehe da, er hatte Recht gehabt!
„Ich weiß eben, was gut ist“, fuhr Liam schmunzelnd fort, lehnte sich zu ihr vor und gab seiner Freundin einen kurzen, aber gefühlvollen Kuss. Anschließend nahm er seinen Arm von ihrer Schulter und rutschte auf dem Bett nach vorne, um den Laptop zu zuklappen.
„Und Kaya kommt heute ganz sicher nicht mehr?“, fragte er so beiläufig wie möglichst, während er den Laptop zurück zum Schreibtisch brachte, dem kurz darauf der Stuhl folgte. Natürlich wusste Liam, dass seine Cousine ein Date hatte – nur wusste er leider noch immer nicht, mit wem, was ihn doch etwas wurmte.

Kara musste ein wenig herum rutschen, ehe sie wieder eine bequeme Position gefunden hatte, nachdem Liam sich um den Laptop kümmerte. Schade, der wäre doch auch einfach so irgendwann ausgegangen. Spätestens wenn der Akku leer war. Schnaufend warf sie Liam einen Blick zu, als er seine Frage stellte, der ziemlich deutliche 'Was denkst du wohl', gesagt hätte, wenn er ihn denn hätte sehen können. Im Dunkeln mit dem Rücken zu ihr wurde das schwer. "Wenn ihr Date nicht furchtbar den Bach runter geht, dann wird sie sicher nicht zurück kommen. Und ich denke, wenn das passiert wäre, dann wüssten wir schon davon", sagte sie, damit er wusste was sie dachte. "Nein, ich denke nicht, dass sie heute wieder kommt. Wolltest du denn etwas von ihr?"

„Nein“, antwortete Liam, was nicht einmal gelogen war. Im Grunde wollte er wirklich nichts – außer vielleicht den Namen von Kayas ominösen Freund, doch damit lag er Kara schon die letzten Tage auf den Ohren. Damit wollte er also in diesem Augenblick nicht schon wieder anfangen. Er ging wieder langsam zum Bett zurück und setzte ein Knie auf die Matratze. „Ich wollte mich nur vergewissern“, fuhr er fort, kletterte aufs Bett und ging auf allen Vieren auf Kara zu, wobei er darauf aufpasste, nicht versehentlich ihre Beine zu erwischen.
„In diesem Fall kann ich ja heute Abend hier bleiben. Und wir könnten…“ Liam brachte seinen Satz nicht zu Ende, sondern lehnte sich stattdessen zu ihr vor. Sanft strich er ihr Haar zurück und gab ihr einen sehr liebevollen Kuss. Diese komischen Dates seiner Cousine hatten wenigstens etwas gutes…

Interessiert, aber eher ahnungslos verfolgte Kara Liams Fortschritt auf seinem Weg zu ihr. Sie war froh, dass er das Thema Freund nicht wieder aufbrachte weil sie es hasste ihm immer wieder vorzulügen sie wüsste von nichts. Kaya konnte gefälligst am morgen mal zugeben mit wem sie da unterwegs war, schließlich sollte es doch heute zur Sache gehen. Vielleicht war es der Gedanke, der sie darauf aufmerksam werden ließ, was Liam vorhatte. Vielleicht war es auch sein Blick. Der brachte ihren Puls jedenfalls ordentlich auf Touren. Ein leises Quietschen entfuhr ihr, als er ihre Haare zurückstrich, sie erwiederte aber den Kuss mindestens so liebevoll. "Ich denke, das könntest du wohl", antwortete sie ziemlich atemlos. Wieso schlug ihr Herz nur immer so schnell, wenn Liam so nahe war? Wer sollte da denn klar denken können? "Das.. Was wolltest du machen?", fragte sie immer noch abgelenkt. Ihre Finger strichen dabei über seine Wangen und weiter seine Schultern hinunter.

Leise lachend lehnte sich Liam nach dem Kuss etwas zurück und sah seine Freundin mit einem amüsierten wie liebevollen Blick an. Er war ja davon ausgegangen, dass sein Kuss deutlich machte, woran er gedacht hatte, was sie beide tun könnten. Seine Beine hatte er jeweils links und rechts von den ihren positioniert und kniete auf dem Bett, während er sich mit der rechten Hand abstützte. Seine linke Hand lag seitlich an Karas Hals. Mit den Fingern begann er mit ihren Haarsträhnen zu spielen. „Ich dachte, wir könnten… vielleicht ausnutzen, dass wir das Zimmer für uns haben“, antwortete er auf ihre Frage und lehnte sich dabei wieder zu ihr vor, um ihren Hals zu küssen.
„Es sei denn, dir ist nicht danach“, brachte er zwischen den Küssen mit einem schelmischen Lächeln hervor. Liam war bewusst, dass er es Kara gerade nicht ganz leicht machte, einen klaren Gedanken zu fassen. Würde sie dasselbe mit ihm machen, würde er zumindest ganz sicher weder einen klaren, noch einen vernünftigen Gedanken fassen können.

Ganz unempfänglich war Kara ja wirklich nicht für Liams Charm, sonst wäre sie schließlich nicht seine Freundin. Vielleicht war sie gerade deswegen ganz besonders empfänglich dafür. Jedenfalls wusste sie schon bevor er den Mund aufmachte, was er im Sinn hatte. Der Blick und seine Hände in ihren Haaren waren doch sehr deutliche Hinweise. Mittlerweile konnte sie seine Gesten ziemlich gut interpretieren. Das Wissen half ihr allerdings nicht dabei ihre Gefühle im Griff zu haben, als er sein Vorhaben (mehr oder weniger deutlich) aussprach. Über ihr Herzklopfen hinweg konnte sie fast gar nicht hören was sagte, trotzdem lief sie knallrot an. Jedenfalls so rot, wie es bei ihrer Hautfarbe möglich war. Ein Glück, dass sie wirklich nicht aufgestanden war um das Licht anzumachen. Liam hätte sie sonst für ein feiges Häschen gehalten. "Doch, doch!", quietschte sie und räusperte sich verlegen. Gott, was musste er jetzt von ihr denken? Dass sie jedes Mal so nervös wurde, wenn er in diese Richtung dachte. Naja, vielleicht waren auch seine Küsse schuld. Seine Lippen an ihrem Hals... Da wären sicher auch stärkere Frauen als sie geschmolzen. Sie fühlte sich jedenfalls wie Pudding, aber wie ein sehr glücklicher Pudding. Ihr war jetzt schon unglaublich warm und Liam hatte nicht mal richtig angefangen. "Du bist ein Aas, hab ich dir das schon mal gesagt?", fragte sie ein wenig indigniert, als ihr das schelmische Lächeln auffiel. Er ärgerte sie! Und das ganz bewusst. Ihren Worten zum Trotz strichen ihre Finger durch sein Haar und verschränkten sich in seinem Nacken. "Das musst du wieder gutmachen. Sonst kannst du vor der Tür schlafen!", erwiderte sie mit einem zuckersüßen Lächeln und gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze.

"Schummler!", schrie Pete und sah über seinen Bildschirmrand Cooper bitterböse an. Der zuckte mit einem Schmunzeln die Schultern. An seinem Zug war nichts geschummelt gewesen, Pete hatte nur nicht aufgepasst und war deswegen bis zur nächsten Runde aus dem Spiel. "Tja, pech gehabt, Petey. Dreh Coop nie den Rücken zu, hab ich dir vorher gesagt", lachte Mel und beeilte sich dann ihren Bildschirm wieder anzusehen und dafür zu sorgen, dass sie sich an ihre eigenen Wort hielt. "Dann kannst du ja neue Chips und Cola holen", schlug Finn trocken vor und schob dem Jüngsten der Gruppe die leere Schüssel zu. Pete warf Cooper noch einen weiteren bösen Blick zu, ehe er auch die Schultern zuckte und mit einem Grinsen nach der Schüssel griff. "Dann kann ich ja endlich mal die Essig-Chips holen, die ihr alle so gerne esst", sagte er mit kaum verholener Bosheit in der Stimme und wurde von einem Chor aus Beschimpfungen aus dem Raum verfolgt.

Sprung auf den nächsten Morgen, Sonntag, 8. Oktober

Ganz langsam wachte Kaya auf und blinzelte verschlafen gegen das bisschen Licht an, dass durch einen Spalt im Rollladen ins Zimmer fiel. Folglich schloss sie ihre Augen gleich darauf wieder und genoss lieber die Geborgenheit. Ihr war angenehm warm, die Decke bis zum Schlüsselbein hochgezogen und den Kopf auf etwas gebettet, das etwas härter als ein Kissen war, aber trotzdem gemütlich. Worauf sie genau lag, wurde ihr erst bewusst, als sie blinzelnd wieder ihre Augen öffnete und Aarons Blick auffing. Sie lag dicht an ihm gekuschelt, den Kopf auf seinem Arm und eine Hand auf seinem Oberkörper. Ein warmes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, das gleich darauf etwas schelmischer wurde.
„Guten Morgen, Mr. Walsh“, wünschte sie ihm und strich unter der Decke mit ihrem Bein gegen das seine. „Gut geschlafen? Ich hoffe, ich habe dich gut genug festgehalten, damit du nicht noch einmal runterfällst“, fuhr Kaya schmunzelnd fort.

Sehr leise schlich sich Liam wieder in das Zimmer. Die Klinke hatte er mit dem Ellenbogen geöffnet und nun schloss er sie wieder auf dieselbe Weise. Grund dafür war, dass er mit beiden Händen ein reichlich beladenes Tablett hielt. Dieses balancierte er behutsam zum Bett hinüber und stellte es dort auf der Matratze ab. Dabei überprüfte er, ob das Tablett auch wirklich sicher stand, ehe er sich auf das Bett setzte und zu Kara hinüberlehnte.
„Guten Morgen“, wisperte er ihr ins Ohr und gab ihr dann einen sanften Kuss. „Ich habe uns Frühstück geholt“ Anschließend lehnte sich Liam wieder zurück, nahm die Tasse mit heißer Schokolade in die Hand, die er für seine Freundin geholt hatte, und fächelte mit der zweiten Hand den Geruch in ihre Richtung. „Ich habe sogar zwei kleine Donuts von Serge bekommen“

Während Camille noch schlief, stahl sich Erik bereits in die Mensa. Für sein frühes Aufstehen gab es einen guten Grund, denn er wollte so ungesehen wie möglichst frühstücken. Was wiederum an seiner Nase lag – er war gestern Abend in einer kleinen Prügelei in der Stadt verwickelt gewesen und hatte dabei was einstecken müssen. Seine Nase zierte eine Macke, die sich einmal quer über seinen Nasenrücken zog. Die Standpauke, die er auf der Krankenstation der Schule erhalten hatte, war groß gewesen. Und er vermutete, das würde noch einiges nach sich ziehen. Selbst wenn er eine gute Entschuldigung für die Prügelei hatte – denn streng genommen, hatte er sich für zwei Mädchen eingesetzt, die von ein paar Jungs ziemlich bedrängt worden sind.

Ganz automatisch bewegte sich Aarons Hand, bis er über ihre Hüfte ihren Oberschenkel halb hinunter strich und ihr Bein dann näher zu sich zog. Das er sie damit halb auf sich zog war schon irgendwie beabsichtigt gewesen. "Guten Morgen", schmunzelte Aaron zurück und verbiss sich ihren Nachnamen, der klang zu sehr nach Lehrer. "Zu gut. Ich wäre gerne nochmal rausgefallen, wenn das immer diese Art von Konsekvenzen nach sich zieht", antwortete er zufrieden und schenkte ihr ein etwas dreckiges Lächeln. Aber hey, er hatte nicht wirklich angefangen, als sie ihn aus dem Bett geschubst hatte. Okay, er hatte sie zu sich runter gezogen, aber sie hatte auch nicht nein gesagt. "Und selbst? Bist zu zufrieden mit der Nacht?"

Kara grummelte, machte aber die Augen nicht auf. Es war Sonntag, der einzige Tag, an dem sie bis zum Abendbrot im Bett liegen bleiben konnte ohne dass sie dafür jemand doof ansah. Das würde nicht einmal Liam ihr wegnehmen, nicht nachdem er sie gestern Nacht noch so lange (und wundervoll) wachgehalten hatte. Als sie die Schokolade roch öffnete sie ein Auge einen Spaltbreit und schielte zu Liam hoch. "Bestechung? Um diese Uhrzeit?", fragte sie und setzte sich vorsichtig mit einem großen Gähnen auf, das mit den Donuts konnte nur ein Scherz sein. Ihr Blick fiel auf das Tablett und ihre Augen verengten sich misstrauisch und richteten sich auf Liam. "Soll das jetzt wirklich eine Wiedergutmachung werden oder nur ein Vorspiel für die nächste Runde. Mr. Valentine, auch wenn Sie heißen wie der Tag der Verliebten, ich durchschaue Sie!", sagte sie in einem drohenden Tonfall, musste aber selbst schmunzeln.

Erin war gestern früh im Bett gewesen, weil sie Kopfschmerzen gehabt hatte, dadurch war sie leider auch sehr früh wach. Leise hatte sie sich angezogen und war aus dem Zimmer geschlüpft, um Camille nicht zu wecken. Zum Glück machte Serge immer schon sehr früh das Frühstück bereit. Woher sein Optimismus kam, dass irgendwann mal viele Schüler um die Uhrzeit schon wach sein würden, konnte sich niemand erklären. Mit einem Oragensaft und ein paar Brötchen wandte sie sich gerade den Tischen zu, als Erik in die Mensa kam. Normalerweise hätte Erin ihn nicht weiter beachtet, aber irgendwas störte sie heute an seinem Aussehen. Verwundert sah sie genauer hin. "Gott, Erik. Was hast du denn gemacht?", fragte sie erschrocken während ihr Blick an seiner Nase klebte, oder eher an dem übel aussehenden Riss direkt darauf. Kaum hatte sie den Mund allerdings aufgemacht, da lag auch schon Eriks Hand über der betrefenden Stelle.

Unsanft fuhr Noah aus seinen Träumen hoch, als sein Wecker los schellte. Verdammt, wieso hatt er den nicht ausgemacht?! Aus Gewohnheit wollte er schnell danach greifen und ihn ausstellen, wurde aber durch irgendetwas gehindert. Mit einem leisen 'Umpf', geriet er aus dem Gleichgewicht und landete auf etwas weichem, was aber nicht Kissen oder Matratze war. Blinzelnd schüttelte er den Kopf um etwas klarer zu werden und merkte, dass es ein Körper war, der da neben ihm lag und verhindert hatte, dass er wie üblich direkt an seinen Wecker kam. Lacey!, informierte ihn sein Hirn und schon lächelte er glücklich. Vergessen klingelte der Wecker weiter munter vor sich hin.

Kayas Haut kribbelte angenehm, als Aarons Hand von ihrer Hüfte hinab an ihrem Bein entlang wanderte und er es daraufhin heranzog. Ihr Herz beantwortete seine Geste mit einem heftigen Pochen, während sie sich leicht mit ihrem Oberkörper gegen ihn lehnte. Streng genommen fehlte nicht viel und sie würde auf ihm liegen. Schon wieder. Natürlich stieg ihr bei diesen Gedanken wieder die Röte auf die Wangen und das noch vor Aarons Bemerkung bezüglich der gestrigen Nacht. Oh ja, es hatte sie wirklich amüsiert, als Aaron plötzlich auf dem Boden gelegen hatte. Beinahe hatte sie laut auflachen müssen, doch das hatte sie sich stattdessen verkniffen und ihm ihre Hand entgegen gestreckt. Was er wiederum ausgenutzt hatte, um sie zu sich auf den Boden zu ziehen. Tja und dort… waren sie dann irgendwie noch einmal übereinander hergefallen.
„Sehr. Sehr zufrieden“, antwortete Kaya mit einem warmen Lächeln und zog sich kurz darauf ganz auf ihn. Die Arme verschränkte sie auf seinem Oberkörper und stützte ihren Kopf darauf.
„So langsam verstehe ich, was die Frauen vor mir alle von dir wollten“, raunte sie schmunzelnd.

Ihr Blick, als sie die Donuts sah! Liam konnte gar nicht, als belustigt aufzulachen. Er hatte wahrlich alles aufgefahren, um seiner Freundin das (nach ihrem Geschmack) perfekte Frühstück zusammenzustellen. Das, was er für sich mitgenommen, ist das einzige gesunde auf dem Tablett: Obstsalat mit Jogurt. Gut, und er hoffte natürlich auch etwas von den Pancakes mit dem Ahornsirup abzubekommen. Daneben gab es auch noch Brot mit Nutella und ein Glas Orangensaft.
„Ich habe nichts anderes von Ihnen erwartet, Ms Scott. Und von niemandem lasse ich mich lieber durchschauen, als von Ihnen“, antwortete Liam, der versuchte möglichst ernst zu klingen und dreinzuschauen, was allerdings nicht sonderlich lange anhielt.
Mit einem warmen Lächeln hielt er gleich darauf seiner Freundin bereits die Tasse mit der heißen Schokolade hin. „Natürlich ist das eine Wiedergutmachung. Das andere ist allerdings auch eine nette Idee… Nur hat meine Schwester gestern gefragt, ob wir heute Morgen telefonieren können. Es geht um das Geschenk für unsere Tante“, fuhr er fort und nahm seine Tasse Kaffee.

Mist! Da war er extra so früh auf den Beinen, um möglichst niemanden aus seiner Stufe über den Weg zu laufen und dann war das immer noch nicht früh genug gewesen. Leider hatte Erik auch nicht gesehen, wie Erin sich ihr Frühstück geholt hatte oder in seine Richtung gelaufen war. Dementsprechend zu spät kam seine Geste, mit der er die Macke auf der Nase verdeckte. Muffig schnaubte er und ließ die Hand also wieder sinken.
„Du müsstest mal die anderen sehen“, gab Erik sich so cool wie möglich, auch wenn das ziemlich im Widerspruch mit seinem Verhalten vor ein paar Sekunden stand. „Die werden heute Morgen sicherlich nicht so einfach aufstehen können“, raunte er großspurig, nahm seine Tasse und nippte daran. „Nimm ruhig Platz, ich erzähle dir gerne von meinen großen Taten in der vergangenen Nacht“ Mit einem charmanten Lächeln wies gegenüber auf den freien Stuhl, wobei er fast hoffte, dass sie gehen würde.

Nicht nur Noah wurde von diesem Krach geweckt. Lacey verzog das Gesicht und fragte sich, wieso der Wecker überhaupt klingelte – sie hatte ihn schließlich gestern ausgemacht. Mit geschlossenen Augen wollte sie gerade nach dem Wecker langen, als Noah auch schon auf ihr landete – nur mit seinem Oberkörper – doch das reichte aus, damit sie ihre Augen mit einem Ruck öffnete.
Ach ja, sie war ja gar nicht bei ihr im Zimmer, sie war bei ihm. Während er sie mit einem bezaubernden Lächeln ansah, mit einem Blick aus seinen wunderschönen blauen Augen, konnte sie gar nicht anders, als ebenfalls zu lächeln. Ein ausgesprochen hinreißendes Lächeln, was von ihrem leicht zerzausten Haar und dem etwas verrutschten Oberteil nur noch unterstrichen wurde.
„Eine ausgesprochen ungewöhnliche Art, jemanden zu wecken“, sagte Lacey schmunzelnd, langte nun tatsächlich nach dem Wecker, auch wenn es nicht ihrer war, und stellte ihn ab.
Anschließend sah sie wieder zu Noah auf. „Hattest du heute etwas vor, dass der Wecker gestellt war?“, fragte sie, unsicher, ob sie ihn womöglich von irgendetwas abhielt.

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