Vampire-Das RPG IV

Mit einem warmen Lächeln und einem butterweichen Blick beobachtete Jesaiah, wie der Ältere ihre Hand aufnahm und sie zu seinen Lippen führte. Ein angenehmer Schauer lief ihr über den Rücken, als er einen Kuss auf ihre Hand hauchte und kurz darauf mit einem kleinen Grinsen zu ihr aufsah. Sie hoffte, dass er sich nicht mehr unbedeutend und klein fühlte. Das, was sie für ihn empfand und die Art, wie sie sich zu ihm hingezogen fühlte, war nicht mit ihren bisherigen Beziehungen zu vergleichen. Schon gar nicht mit irgendwelchen Ehemännern… davon abgesehen, dass sie beide ja nicht verheiratet waren. Die Kartons und ihr Vorhaben hatte sie vorübergehend wieder vergessen. Jess legte leicht den Kopf schief, sodass ihre blonden Strähnen über die Schulter rutschten.
„Ach… Ich habe so ein schlechtes Gedächtnis in letzter Zeit. Es könnte sicher nicht schaden, wenn du dich noch einmal wiederholen würdest“, antwortete Jesaiah mit einem Grinsen. „Also… wie sehr liebst du mich?“

Noch bevor Rubina antworten konnte, wurde sie von Jaels Kuss überrascht, der untypisch stürmisch ausfiel. Er ließ ihr Herz deutlich schneller schlagen und ihre Wangen färbten sich dezent etwas dunkler. „Im besten Fall, unsere Trauzeugen. Und nicht die von jemand anderen“, antwortete sie zum Scherz und zuckte mit den Schultern. „Charles wird doch sicher Zeit haben. Und Jess… wenn ich sie später anrufe und frage, kommt sie vielleicht für den Zeitraum wieder nach London. Ist nicht das Wo und Wann das größere Problem? Oder hast du da schon eine Idee? Und zu deiner anderen Frage, Ja. Wir hatten es ja schon davon, wir kritisch Galon und Vic unserem Kind gegenüber sind und da war mir eigentlich klar, dass sie vorschlagen werden, dass wir London vorübergehend verlassen sollten“, setzte Rubina nach. „Müssen wir…die dann auch einladen? Oder reichen die Trauzeugen?“

Caseys Mundwinkel zuckten und kaum merklich schüttelte er den Kopf, aber überrascht war er nicht. Es war eben Jess und Frauen hörten doch immer gerne romantische Dinge, oder nicht? Fragte sich nur, ob er da auch die richtigen Worte finden würde. Oder musste er das überhaupt? Abwägend sah er sie einen Moment an, dann rückte er mit einem immer breiter werdenen Lächeln an sie heran. Taten sagten mehr als Worte, nicht wahr? "Schlechtes Gewissen, hm? Muss an dem großen Schreck liegen, der dir verpasst worden ist. Dagegen sollte ich besser etwas unternehmen. Besser ich geh dann gleich auf Nummer sicher und beweis es dir, damit du es nicht gleich wieder vergisst", meinte er mit einem zufriedenen Schnurren in der Stimme. Mittlerweile war er ihr so nahe, dass er ohne Probleme seine Lippen an ihren Hals legen und küssen konnte. Wie praktisch, das sie sich selbst noch nicht mehr als die Unterwäsche übergezogen hatte: weniger Zeit zum Entpacken, mehr Zeit für den eigentlichen Spaß.

Jael lachte über Rubinas Scherz, immerhin hatte er sich missverständlich ausgedrückt. "Sicher sollten unsere dabei sein. Ich dachte eher, ob du noch andere Personen als Jess und Charles dabei haben möchtest. Natürlich müssen wir niemanden sonst einladen, eine richtige Hochzeit oder eher die Feier dazu, bekommst du später noch, das verspreche ich. Einladen oder auch nicht darfst du in jedem Fall wen du möchtest. Wobei ich fürchte dir mitteilen zu müssen, dass wir sie bei der offiziellen Feier wohl einladen müssen. Immerhin ist Galon der Führer des Clans und nebenbei mein Arbeitgeber und Freun", sagte er und lächelte ein bisschen zerknirscht. Vielleicht änderte Rubina ihre Meinung ja noch, bis zu dem Zeitpunkt. Immerhin würden sie ja jetzt erstmal für Monate die Stadt verlassen, da konnte viel passieren.

Als Casey ihr mit diesem Ausdruck näher gab, lächelte Jess bereits abenteuerlustig und seufzte, als sich schließlich seine Lippen auf ihren Hals legten. Nun war sie es, die leise zufrieden schnurrte und die kleinen Liebkosungen und Liebesbeweise genoss. Es dauerte nicht lange, bis sie schließlich auf dem Sofa lag, Casey über ihr und sie sich ihrer Unterwäsche wieder entledigte.
Wesentlich ruhiger ging es dafür bei Rubina und Jael zu. „Nein, schon in Ordnung. Zur großen Feier können sie gerne kommen. Aber für die Hochzeit reichen, zumindest für mich, unsere Trauzeugen. Das macht es schließlich auch einfacher, oder nicht?“, antwortete Rubina. Es würde vermutlich nicht ganz einfach sein, so kurzfristig einen Termin zu finden… es sei denn, Jael ließ wieder gewisse Kontakte spielen. Rubina gähnte, da nun doch langsam wieder die Müdigkeit durch ihre Glieder kroch. „Entschuldige…Vielleicht sprechen wir morgen weiter darüber?“, fragte sie und sah ihn entschuldigend an.

Sprung auf den 25.03., früher Abend

Natürlich hatten sie nicht weiter darüber gesprochen. Als Rubina aufgestanden war um zur Arbeit zu gehen, hatte Jael geschlafen. Dabei hatte er den Rest der Nacht wach neben seiner Verlobten gelegen und ihr dabei zugesehen, wie sie schlief. In den Morgenstunden musste er eingeschlafen sein und Rubina hatte ihn nicht geweckt, ehe sie gegangen war. Ihm blieb dadurch aber genug Zeit mit seinen Bekannten zu telefonieren und einen Termin für die Trauung zu bekommen. Oder eigentlich drei, zwischen denen sie sich entscheiden konnten. Er wollte Rubina nicht noch mehr unter Druck setzen, als er und der Rest der Welt, eh schon tat. Daher sollte sie entscheiden an welchem Tag es ihr Recht war. Immerhin musste sie Jess auch erst einmal fragen und die dann wieder nach London kommen, sollte sie die Zeit haben.

Viele Kartons hatten sie in der Nacht nicht mehr ausgepackt. Casey störte das weniger, es hetzte sie ja niemand dabei das Haus einzuräumen. Irgendwann würde er gehen müssen, zurück zu seinem Bruder, darüber wollte er jetzt aber wirklich nicht nachdenken. Still und leise hatte er sich aus dem Bett und dem Schlafzimmer geschlichen und Konserven aus dem Tiefkühler geholt um sie auftauen zu lassen. Heute würden sie sich wirklich um frische Konserven kümmern müssen, aber für die erste Mahlzeit würde es reichen müssen. Mit einem Grinsen strich er sich über den Hals, wo Jess ihn gestern gebissen hatte.

Ihr klingelndes Handy weckte Jesaiah auf. Murrend schlug sie die Augen auf und drehte sich im Bett herum. Nur klingelte ihr Handy leider weiterhin. Blinzelnd setzte sie sich also schließlich auf und streckte sich gähnend. Dabei bemerkte sie, dass das Bett neben ihr leer war. Ob Casey unter der Dusche war? Grinsend stellte sie sich vor, wie sie ihn dort überraschen konnte, ehe ihr Handy sie aus der Vorstellung riss. Seufzend stand sie auf und holte es aus ihrer Tasche heraus.
„Ja?“ „Jess! Hey, ich bins, Ruby“ „Ruby, hey… Ist was passiert?“, fragte Jess besorgt und setzte sich auf die Bettkante. „Nein, nein…naja, nichts Schlimmes. Es ist nur so…“
Und dann erzählte Rubina ihr davon, dass sie die Hochzeit vorverlegen würden, allerdings in einem sehhr kleinen Kreis. Und ob sie, Jess, möglichst bald zurück nach London kommen konnte.
„Oh… Hm. Sicher. Ich denke, das sollte kein Problem sein. Ich muss nur vorher mit Casey darüber sprechen, wie wir das machen wollen“ „Oh. Okay…Also…wenn er möchte, kann er mitkommen“, bot Rubina an und sah dabei etwas kritisch drein. Sie hatte ja nicht wirklich etwas gegen Casey – es war eher umgekehrt, dass er etwas gegen sie hatte. „Aber nur, wenn er nicht bei der alles entscheidenden Frage sein Veto einlegt“
Jess lachte leise. „Das werde ich verhindern. Und wenn ich ihn dafür eigens zum Schweigen bringen muss. Mit einem Kuss. Dann werde ich das tun“, versprach Jess ihr.
„Danke dir. Ich bin gleich daheim, dann rede ich nochmal mit Jael. Vielleicht hat er ja schon einen Termin für uns – den gebe ich dir dann weiter“
„In Ordnung, tu das. Und grüß Jael von uns“ „Das mache ich. Bis dann!“
„Bis dann, Rubina“, verabschiedete sich Jess und legte auf. Anschließend suchte sie ihr Kabel und ließ den Akku ihres Handys aufladen. Von einem Stuhl hob sie ihren Morgenmantel auf, der aus Seide war und sich angenehm an ihre Haut anschmiegte. Jess gürtete sich diesen und trat an die Tür. Sie fand Casey nicht im Bad (schade), dafür in der Küche. Mit einem charmanten Lächeln trat sie zu ihm und schlang ihre Arme um ihn. „Guten Abend, Liebling“, wünschte sie ihm und gab ihm einen Kuss.

Rubina hatte ihr Handy wieder in ihrer Tasche verschwinden lassen und holte aus selbiger wenig später ihren Wohnungsschlüssel. Mit diesem ging sie die Stufen hinauf und stand dann auch schon vor der Wohnungstür. „Bin wieder zu Hause“, raunte sie, als sie die Tür aufgeschlossen und eingetreten war. Gleich darauf schloss sie die Tür wieder, stellte die Tasche auf der Kommode im Flur ab und öffnete ihren Mantel.

Casey hörte, dass Jess wach war und telefonierte. Für einen Moment hatte er gedacht er müsste selbst hochgehen und das Telefonat annehmen. Jess wurde wohl etwas langsam wach. Er reckte sich um die Konserven aus der Mikrowelle zu holen und in Gläser umzufüllen, gerade als Jess in die Küche kam. Weil er gerade dabei war ihnen einzuschenken drehte er sich nicht um, als sie ihre Arme um ihn legte. Wieder blieb ihm die Luft weg, als sie ihn mit Liebling ansprach. Ein angenehmer Schauer lief durch seinen Körper und wurde nur stärker, als sie seinen Hals küsste. Zufrieden seufzte er und drehte sich dann zu ihr um, ohne aus ihrer Umarmung zu schlüpfen. "Abend", murmelte er, ehe er ihr einen liebevollen Kuss gab.

Schon als er den Schlüssel im Schloss hörte, stand Jael auf und klappte seinen Laptop zusammen. Noch bevor Rubina sich ankündigte stand er ihm Flur und nahm ihr den Mantel von den Schultern, ehe sie selbst ihn ausziehen konnte. "Willkommen daheim", begrüßte er sie mit einem warmen Lächeln und gab ihr einen kleinen Kuss, ehe er den Mantel an die Garderobe hängte. "Wie war dein Tag?", fragte er und hielt Rubina den Arm hin, damit sie sich einhaken konnte. Falls sie dass denn wollte. Dass das eine etwas altmodische Geste war, ging ihm auch erst auf, als er schon dabei war.

Verliebt sah Jesaiah ihn an und ließ ihre Hände dabei über seinen Hintern wandern. „Du machst es mir sehr schwer, die Finger von dir zu lassen, wenn du nie etwas anhast. Einerseits könnte ich mich daran gewöhnen, andererseits befürchte ich, wir landen dadurch schneller wieder in der Senkrechte, als meinem Hunger lieb ist“, raunte sie schmunzelnd, ließ dann doch von ihm ab, um an ihm vorbei zu den Gläsern zu langen. Eines hielt sie ihm hin, das andere nahm sie an sich. „Danke fürs Frühstück machen“, sagte sie, hielt ihm ihr Glas hin zum Anstoßen und nahm anschließend einen großen Schluck. „Okay… das ist jetzt zwar etwas gewagt, aaaber…heute würde ich gerne zwei Kartons schaffen. Und wir müssen vermutlich frische Blutkonserven holen. Vielleicht sollten wir uns zuerst um die Konserven kümmern“, überlegte sie laut.

„Lang genug. Ich habe mit meinem Chef gesprochen“, antwortete Rubina und warf Jael einen bedeutenden Blick zu, sodass dieser verstand, worüber genau sie mit ihm gesprochen hatte. Sie wartete, bis er ihren Mantel aufgehängt hatte, lächelte ihn dankbar, aber auch etwas müde an und trat mit ihm in die Wohnung. „Ich kann für ein paar Monate von daheim aus für sie weiterhin arbeiten, ehe ich in Mutterschutz gehe. Nach der Geburt werden wir noch einmal telefonieren und überlegen, wie es weitergeht. Er hätte mir gerne einen Halbzeitjob angeboten, aber er befürchtet, dass er dafür keine Kapazitäten hat, was ich auch vollkommen verstehe. Es wäre schon besser, jemanden zu haben, der wenigstens alle zwei, drei Wochen auf der Arbeit erscheint“, seufzte sie und ließ sich auf dem Sofa sinken.

Casey lachte und reagierte nicht sichtbar auf Jess Hände. "Das ganze erinnert mich einfach zu sehr an Italien und Francescas Wohnung, da hat es sich auch nie gelohnt sich was anzuziehen. Ich wollte es dir nur einfach machen, vor allem solange ich noch nicht so viele Klamotten zum wechseln habe", sagte er mit einem schelmischen Grinsen und stieß dann mit ihr an. Nach einem Schluck stellte er das Glas wieder ab. "Bei den Vorhaben würde ich dir zustimmen, erst die Konserven. Am Ende bleibt es nicht bei zwei Kartons und dann ist die Nacht wieder rum. Wolltest du eigentlich auch noch Möbel besorgen oder doch eher in den nächsten Tagen?", fragte er wobei ihm noch etwas einfiel. Neugierig sah er zu ihr hoch. "Wer war denn am Telefon gewesen?" Wo sie gerade mal einen Tag weg war, hatte Casey noch nicht damit gerechnet, dass ihr gleich hinterher telefoniert wurde.

"Es tut mir Leid", sagte Jael zerknirscht und setzte sich neben Rubina. Vorsichtig nahm er ihre Hand und als sie sich ihm nicht gleich wieder entzog, verschränkte er ihre Finger miteinander. Es tat ihm wirklich leid, dass sie wegen ihm diesen Job jetzt wieder verlor. Sie war gerade dabei gewesen sich etwas aufzubauen und aus ihren Erzählungen hatte er geschlossen, dass es ihr wirklich Spaß machte dort zu arbeiten. Dass sie jetzt wegen ihm gezwungen war wieder aufzuhören bereitete ihm ein schlechtes Gewissen. "Wir können Victoria und Galon auch sagen, dass wir ihr Angebot nicht annehmen, dass wir bleiben", schlug er selbst nicht sonderlich überzeugt vor. Sicherlich konnten sie es versuchen, aber Galon saß am längeren Hebel und Jael mochte sich nicht ausmalen zu welchen Mitteln er greifen würde um ihnen seine Vorstellung von Schutz zukommen zu lassen.

„Du wolltest es mir nur einfach machen? Soso“, antwortete Jesaiah amüsiert und nahm noch einen Schluck aus ihrem Glas. Tatsächlich fühlte aber auch sie sich ein wenig an Italien erinnert. Die Wochen, die sie in Italien gewesen waren, waren so… leicht gewesen. Unbeschwert… nunja, nicht ganz. Casey hatte ihr damals schließlich geschildert, wie es in ihm drinnen aussah. Das war weniger unbeschwert gewesen. Sie hatte es damals ziemlich mit der Angst zu tun gehabt. Und sie hatte sich um ihn gesorgt, noch bevor das mit ihnen überhaupt so richtig angefangen hatte.
Nachdenklich sah Jesaiah den Älteren an und seine Frage riss sie aus ihren Gedanken und Erinnerungen. „Hm. Ja, also…“, fing sie an und dann fragte er sich auch schon nach dem Telefongespräch. Seufzend stellte sie ihr Glas beiseite. „Darüber wollte ich eh mit dir sprechen… das ist auch der Grund, warum zumindest ich nicht zum Möbelkaufen komme. Das war Rubina. Sie und Jael ziehen die Hochzeit vor. Oder besser gesagt, die Trauung. Im kleinen Kreis. Ich werde also die nächsten Tage wahrscheinlich wieder nach London müssen… Möchtest du mitkommen?“

„Nein. Nein, schon in Ordnung. Wie gesagt… ich habe schon damit gerechnet, dass so etwas kommen würde. Und das schließt auch ein, dass ich selbst einsehe, dass es besser so ist. Ich meine… Jess wurde angegriffen. London ist womöglich wirklich nicht der richtige Ort, um ein Kind zu bekommen…“ Ein Kind, das es eigentlich nicht geben sollte - das Kind eines Menschen und eines Vampirs. Wer wusste schon, wie die anderen Vampire darauf reagieren würden? Die Geschichte mit dem Heilmittel war schon verrückt, aber das?
Müde blinzelte sie Jael an, lächelte matt und drückte sanft seine Hand.
„Keine Sorge. Das ist wirklich in Ordnung für mich. Wir machen das schließlich für unser Kind“

Wie schnell sich eine Stimmung doch ändern konnte. Schlagartig verging Casey das Lächeln und er wünschte sich nie gefragt zu haben. Natürlich wusste er, dass Jael vorhatte das Mädchen zu heiraten und auch weswegen. Aber das war immer etwas gewesen, dass noch in weiter Ferne lag. Nicht in den nächsten Tagen. So konnte Jael ja nicht mehr zur Besinnung kommen. Allerdings hatte er schon einen unschönen Streit mit Jess über dieses Thema gehabt, weswegen er gelernt hatte seinen Mund zu diesem Thema zu halten. "Ruby will mich sicher nicht sehen", sagte er, klang aber nicht überzeugt, immerhin war Jael ein sehr guter Freund. Er würde nichts sagen, aber wenn Casey nicht auftauchte wäre er sicher trotzdem enttäuscht. Was Casey ja eigentlich egal sein konnte, vor allem wenn er ihm (und zwangsläufig Ruby) damit einen besseren Tag bescherte. Allerdings wollter Jess wirklich nicht alleine zurück nach London lassen. "Bist du sicher, dass es eine gute Idee ist? Zurück nach London zu gehen. Jupiter ist noch nirgendwo aufgetaucht", wandte er deswegen ein und hoffte, dass sie ihm zustimmen und hierbleiben würde.

"Unser Kind", wiederholte Jael leise. Er konnte es immer noch nicht wirklich glauben, obwohl er den medizinischen Beweis schwarz auf weiß hatte. Was ihn daran erinnerte, dass Rubina nicht nur Mensch war, sondern auch eine reichlich anstrengende Zeit durchmachte. "Möchtest du etwas essen?", fragte er besorgt und ging in Gedanken schon durch, was sie noch in der Küche hatten. Vielleicht hätte er einkaufen gehen sollen und nicht nach Terminen fragen. Termine! Das musste warten, erst einmal musste es Rubina gut gehen.

Es war nach wie vor ein Jammer, dass ‚Rubina‘ ein rotes Tuch für Casey war. Oder streng genommen, für sie beide, da sie unterschiedlicher Meinung waren. Seufzend legte Jess den Kopf schief und sah dabei den Älteren weiter an. „Hmm… Ich denke, sie würde sich tatsächlich darüber freuen, wenn du kommen würdest. Weil sie weiß, dass es Jael viel bedeuten würde“, antwortete Jess ihm, wobei ihr anzusehen war, dass sie es wirklich ernst meinte. Rubina liebte Jael und ihm zuliebe würde sie auch Casey auf der Hochzeit (im kleinen Rahmen) haben wollen.
„Es ist deren Hochzeit, Casey. Und, du wirst es nicht glauben, aber ich wurde zum ersten Mal gefragt, ob ich Trauzeugin sein möchte und mir bedeutet das sehr viel. Daher, ja, ich halte es für eine gute Idee. Und… solltest du mitkommen, hätte ich ja einen perfekten Bodyguard“, merkte sie an und schenkte ihm ein charmantes Lächeln.

„Ah!“ Bei dem Stichwort ‚Essen‘ fiel Rubina etwas ein. Sie stand auf, ging zurück in den Flur und kam wenig später mit ihrer Tasche wieder. Aus dieser zauberte sie eine Papiertüte heraus. „Ich habe mir unterwegs etwas gekauft. In der Nähe meiner Arbeit hat ein neuer Laden aufgemacht – Jael!“ Sie seufzte und verdrehte die Augen. „Wie gut es da gerochen hat! Die setzen auf Bio und haben eine beeindruckende Auswahl von vegetarischen und veganen Speisen“, erzählte sie und zog aus der Tüte ein Stück Quiche. „Es ist ein Jammer, dass du das nicht probieren kannst. Nicht so wie ich“, sagte sie, sah Jael traurig an und biss anschließend in ihr Stück Quiche. „Mhhhh“, machte sie und schloss kurz genießerisch die Augen.
„Weißt du, ob wir noch Erdnussbutter da haben?“

Je mehr Jess sagte, desto unglücklicher sah Casey drein und als sie mit ihrer Ansprache fast fertig war, zuckte er zusammen. Für einen Moment kamen die Erinnerungen an diese Nacht in der Lagerhalle hoch, ehe er sie unterdrücken konnte. Hastig wandte er sich ab, konnte aber keinen größeren Abstand zwischen sich und Jess schaffen, da sie immer noch nahe am Küchentresen standen. "Ein guter Bodyguard wäre ich sicher nicht", sagte er leise, während sich seine Hände so fest um die Kante der Arbeitsplatte schlossen, dass seine Knöchel weiß hervor traten. Er versuchte sich mehr darauf zu konzentieren was sie vorher gesagt hatte, was nicht einfach war. Ruby würde sich freuen. Das bezweifelte er. Jael würde es freuen. Das stimmte. Jess würde unglaublich gerne dahin und musste es sogar, weil sie Trauzeugin war. Dann blieb ihm nur eine Wahl. Schwer seufzend ließ er den Kopf hängen und lockerte seine Finger. Er drehte sich um und sah Jess fast etwas ungerührt an. "Natürlich komme ich mit, wenn du es für eine gute Idee hältst", antwortete er.

Mit einem verliebten Lächeln sah Jael seiner Verlobten dabei zu, wie sie ihr Essen auspackte und es genoss. Da war er fast wirklich enttäuscht es nicht mit ihr genießen konnte. "Ich denke die hast du gestern aufgegessen, aber wenn du möchtest geh ich los und hol dir welche", antwortete er und war schon fast auf den Füßen um ihr den Wunsch zu erfüllen.

Beinahe hätte Jess hinzugefügt, dass er, wenn er schon kein guter Bodyguard war (seiner Meinung nach), sie noch immer retten konnte. Wie damals bei Maranzano. Da kam er mit Aglef und sie hatten sie da herausgeholt. Nur war jetzt sicher nicht der richtige Augenblick, um ihn daran zu erinnern. Oder generell damit zu argumentieren. Besonders da das doch eine recht knappe Sache gewesen war. Etwas besorgt sah Jess Casey an oder besser gesagt, seine Rückansicht. Ihre Augen wanderten zu seinen Händen, die er um die Arbeitsplatte regelrecht krallte.
Als er sich schließlich wieder zu ihr umdrehte und antwortete, konnte sie sich gar nicht wirklich darüber freuen. „Du musst nicht. Ich kann auch Charles bitten, meinen Bodyguard zu spielen. Notfalls frage ich auch Jane“, sagte sie ernst und legte eine Hand an sein Gesicht.
„Ich sehe dir doch an, dass du nicht möchtest“

„Oh“, machte Rubina, als Jael sagte, dass sie die Erdnussbutter womöglich gestern schon leer gegessen hatte. Verdammt. Das war sogar gut möglich. Neuerdings konnte sie das Zeug nahezu überall draufstreichen und essen. Auch jetzt. Sie wollte das Zeug am liebsten auf die Quiche streichen. Musste wohl so ein Schwangerschaftsding sein.
„Nein! Nein, schon gut. Morgen reicht auch noch. Ich will dich lieber hier haben. In deiner Gesellschaft schmeckt ohnehin alles besser“, flötete sie munter, lächelte ihn an und biss kurz darauf wieder von ihrer Quiche ab.

Für einen Moment spielte Casey mit dem Gedanken wirklich hier zu bleiben. Jess würde vermutlich nicht lange weg sein, maximal zwei Tage. Aber die Vorstellung hier in diesem noch sehr leeren Haus vollkommen allein zu sein war abschreckend. Abschreckender als die Vorstellung nett zu Ruby sein zu müssen. "Nein. Nein, musst du nicht. Charles wird beschäftigt sein. Und Jane.. Ist die nicht mit Damion unterwegs?", fragte er und versuchte nicht mehr ganz so unerfreut dreinzusehen.

Mitten in der Bewegung hielt Jael inne und ließ sich dann langsam wieder auf das Sofa sinken. "Wenn du meinst. Ich wäre schnell", antwortete er ihr und schmunzelte auf ihren Kommentar hin. Mit ihr in der Nähe schmeckte sein Essen leider nicht besser, aber das musste sie ja nicht unbedingt wissen. Vermutlich wusste sie es sowieso, sie war selbst Vampir gewesen und kannte den Unterschied zwischen Konserve und frisch. Immer noch lächelnd legte er ihr die Hand an die Wange und strich ihr etwas von der Quiche von der Wange. "Vielleicht sollte ich dir doch die Erdnussbutter holen, so enthusiastisch wie du dabei bist hast du doch sicher nachher wieder hunger", gab er zu bedenken und sah sich nach einem Tuch um, um das Gemüse vom Daumen zu wischen.

„Oh. Stimmt! Ich hatte ganz vergessen, dass die zwei unterwegs sind. Welch ein Glück, dann wird Damion schon mal keinen Mist verzapfen oder uneingeladen auf der Hochzeit auftauchen“, raunte Jesaiah und legte freudestrahlend ihre Hände aneinander. Das waren wirklich sehr gute Aussichten!
Sie hatte schon Angst, dass ihr Erschaffer sich doch an der Hochzeit zu etwas Dämlichen, Unüberlegten hinreißen lassen würde. Wie zum Beispiel Rubina zu entführen, bevor es zu dem Ja-Wort kommen konnte. „Und ja, Charles wird ähnlich wie ich beschäftigt sein…da fällt mir ein… eigentlich hatten wir den beiden ein Ständchen spielen wollen. Ein Duett. Er spielt ausgezeichnet Bratsche und ich hätte mich an meiner Violine versucht. Sollten wir das noch immer durchziehen…sollte ich langsam mit dem Lernen anfangen“, seufzte sie und sah kurz in Richtung der Kartons. „Aber ich freue mich, dass du mitkommst“ Jess sah von den Kartons wieder zu Casey und lächelte ihn warm an.

„Hm?“ Rubina folgte mit den Augen seiner Hand, mit der er etwas von ihrer Wange strich. Offensichtlich hatte sie etwas von dem Gemüse im Gesicht gehabt und er war so nett gewesen, es wegzumachen. Ohne groß darüber nachzudenken, lehnte sich Rubina vor, umfasste mit ihrer Hand die seine und leckte das Gemüse von seinem Finger. Mh. Lecker. Mit einem Lächeln lehnte sie sich wieder zurück, lächelte Jael an und aß ahnungslos weiter. „Nein, musst du nicht. Den Abend überlebe ich auch ohne Erdnussbutter. Versprochen“, antwortete sie, während sie die Papiertüte ein wenig zurückschlug, um problemlos weiteressen zu können.

Und wenn Damion mit Jane beschäftigt war, konnte er sich auch nicht an Jess ranmachen, das behielt Casey aber lieber für sich. Ihm war es lieber, wenn Jess' Erschaffer sich eine Weile von ihr weghielt, dabei hatte er nicht gedacht eifersüchtig sein zu können. Aber Damion hatte im Moment so die Art zu unterstreichen, dass Jess seine Tochter war. Besser sie sahen sich eine Weile nicht. Mit einem unverfänglichen Lächeln hörte er ihr weiter zu und folgte kurz ihrem Blick, ehe er sie grinsend ansah. "Das trifft sich doch gut. Ich bin schon seit gestern neugierig, wie du spielst. Also fängst du an zu üben und ich pack die Kartons aus?", schlug er vor.

Jaels Augen wurden größer, als Rubina ihm das Gemüse vom Finger leckte. Das.. Hrm. Er räusperte sich und führte den Gedanken lieber nicht weiter. Immer wieder erschütterte sie ihn mit ihren Handlungen bis in die Grundfesten. Und meistens liebte er es, auch wenn es ihn völlig durcheinander brachte. Heute waren es aber vollkommen unangebrachte Gedanken, die ihre Reaktion auslöste. "Hm. Gut. Gut", sagte er abgelenkt und stand dann hastig auf. Erst als er schon fast in der Küche war, fiel ihm ein, dass er wohl besser noch etwas sagte und drehte sich nochmal um: "Ich.. mach mir was zu essen.. warm."

Jesaiah stöhnte und rümpfte die Nase. „Ich habe schon sehr lange nicht mehr gespielt, die ersten Töne, vermutlich sogar die ersten fünf bis zehn Minuten, werden sich daher sicherlich grausig anhören. Da wird dir dein Grinsen ganz schnell vergehen“, raunte sie, angelte noch einmal kurz nach ihrem Glas, nahm den letzten Schluck und ging zu dem Geigenkoffer hinüber.
„Wie wäre es, wenn du dir erst einmal etwas anziehst? Stell dir vor, es klingelt, weil die Nachbarn uns kennenlernen wollen und du machst ihnen so die Tür auf? Die denken noch, wir würden hier schmutzige Sachen treiben. Rund um die Uhr“, bemerkte Jess und sah schmunzelnd von ihrer Geige zu dem Älteren hinüber. Behutsam nahm sie das Instrument aus dem Koffer und legte es sich auf die Schulter. Anschließend nahm sie den Bogen heraus, musterte ihn kurz und legte ihn daraufhin an die Saiten an.

Verwundert hatte Rubina aufgesehen, als Jael plötzlich so unvermittelt aufgestanden und das Weite gesucht hatte. Allerdings fragte sie sich nicht lange, was der Grund war, da stieg ihr wieder der gute Essensgeruch in die Nase und ihre Gedanken waren wieder ganz beim Essen. Mit einem Lächeln fischte sie die letzten Krümel aus der Tüte, ließ sie im Mund verschwinden und leckte sich anschließend die Finger ab. Und dann musste sie sich traurig der Wahrheit stellen, dass nichts mehr übrig war. Mist! Hätte sie sich doch bloß mehr davon gekauft! Seufzend stand sie auf und steuerte das Bad an, um ihre Hände zu waschen. „Ist gut!“, raunte sie Jael zur Antwort, ohne groß darüber nachzudenken, warum er solche Pausen machte.

Seufzend sah Casey an sich hinab. "Ich fürchte, sie werden eher das Jugendamt verständigen und dich in den Knast bringen, sollten die Nachbarn hier wirklich vorbei schauen", erwiderte er und sah absolut nicht begeistert drein. Er hasste diesen Körper. Er hasste dieses Zeitalter, dass Menschen so lange als Kinder abstempelte alleine aufgrund ihres Aussehens. Er hob den Blick und sah Jess mit einem recht dunklen Blick an, so weit war er in seinen eigenen Gedanken versunken. Wenn sie sich nur ein paar Jahrhunderte früher getroffen hätten, währe es alles kein Thema gewesen. In solchen Moment tauchte das Heilmittel als hartnäckige, unerreichbare Idee in seinem Kopf auf. Drei Jahre machten in seinem Alter eine Menge aus. Aber wie sollte er daran kommen? Gab es überhaupt noch etwas? Und würde er es überhaupt nehmen wollen. Drei Jahre als Mensch.. Jess hatte es fast das Leben gekostet. Und wie sollte er in der Zeit irgendwem eine Hilfe sein? Wie sollte er seinen Bruder schützen? Den er jetzt gerade schon wieder im Stich ließ um seinen egoistischen Wünschen nachzugehen. Seine Nägel bohrten sich in seine Handinnenflächen, als er es endlich schaffte den Blick wieder abzuwenden und sich in Bewegung zu setzen um etwas zum Anziehen zu suchen.

Die Arme auf den Küchentresen gestützt, stand Jael mit dem Rücken zum Wohnzimmer da und tat sein möglichstes nicht an die Szene auf dem Sofa zu denken. Mit wenig Erfolg. "Herrgott, Mann! Reiß dich zusammen", presste er zwischen den Zähnen hervor. Fluchen lag nicht in seiner Natur, aber langsam kam er sich reichlich unbeherrscht vor. Sie hatte ihm nur den Weg ersparen wollen ein Tuch zu holen und sich nichts dabei gedacht. Damit sollte er es auch halten. Es war nichts gewesen! Sie war ein Mensch und schwanger, alles was sie noch mehr belasten würde sollte er aus seinem Denken verscheuchen. Wieso nur, fiel es ihm so schwer, wenn er vorher überhaupt keine Probleme gehabt hatte nicht an diese.. Triebe zu denken? Wie sollte es dann erst werden, wenn sie beide nicht mehr in London waren, sondern irgendwo alleine ohne die Möglichkeit sich durch die Arbeit nicht zu sehen? Vielleicht war es besser, wenn Rubina alleine die Stadt verließ. Er wollte sie nicht gehen lassen, es schmerzte daran zu denken, aber er wollte auch nicht, dass er am Ende ihre größte Gefahr darstellte. Wenn er sich jetzt doch nicht beherrschen konnte? Oder sie sich gezwungen sah ihm nachzugeben? Er wollte nicht zerstören was sie hatten.

Out; sry, zu Ruby ist mir nichts eingefallen -_-

„Oh. Es wäre nicht mein erstes Mal in einem Gefängnis“, antwortete Jesaiah gelassen und spielte vorsichtig ein, zwei Töne an. Zugegeben, es wäre jedoch das erste Mal, dass man sie aus diesem Grund festnehmen würde. Mit dem Jugendamt hatte sie zumindest ganz sicher noch nie etwas zu tun gehabt. Jess sah zu Casey auf und lächelte ihn aufmunternd an, wenngleich er so düster dreinsah. Sie konnte sich denken, was ihm durch den Kopf ging. Er hatte es, dass man ihn als Kind abstempelte. Und sie machte es traurig, dass ihn das so sehr mitnahm. In Momenten wie diesen befürchtete sie, er könnte es sich wieder anders überlegen. Sie gehen lassen, nur weil er der Überzeugung war, dass sie ohne ihn besser dran wäre. Was nicht stimmte. Dass Caseys Gedankengänge allerdings noch einen ganz anderen Weg einschlugen, davon ahnte sie nichts.
Jesaiah spielte sich ein wenig warm, ließ den Blick sinken und fing schließlich an, ein Lied zu spielen, dessen Noten sie noch im Kopf hatte.

Als Casey sich endlich soweit wieder im Griff hatte nicht mehr düster alles anzustarren, als wollte er es gleich beißen, und sich etwas angezogen hatte, war Jess schon mitten in ihrem Lied angekommen. Er hatte die Melodie die gesamte Zeit leise gehört, daher wusste er, dass sie spielte. Trotzdem überraschte ihn wie sie spielte, als er zurück ins Wohnzimmer kam. Im Türrahmen blieb er stehen, plötzlich unsicher ob er überhaupt eintreten durfte. Er würde sie sicher stören und so konzentriert und gleichzeitig zufrieden sah sie aus. Leise lehnte er sich gegen den Rahmen und lauschte.

Das Lied war noch nicht ganz am Ende, da drehte Jesaiah sich leicht zu Casey um und sah zu ihm hinüber. „Du stehst da doch hoffentlich nicht meinetwegen“, sagte sie mit einem sanften Lächeln, spielte die Melodie noch ein Stück weiter, ehe sie abrupt aufhörte und sowohl Geige als auch Bogen absetzte. „Alles in Ordnung?“, fragte sie, ging hinüber zum Sofa und legte das Instrument mit Bogen darauf ab. „Ist es wegen dem, was ich gesagt habe? Oder was geht dir durch den Kopf?“, fragte sie und ließ sich auf der Armlehne des Sofas nieder, Casey dabei zugewandt. Er hatte vorhin doch sehr düster gewirkt, was ihr Sorgen bereitete. War es noch immer so schlimm für ihn, so auszusehen? Oder war es doch etwas anderes, dass ihn so beschäftigte? Was es auch war, sie hoffte, dass er sich ihr anvertraute.

"Doch. Irgendwie schon", gab Casey zu und drückte sich erstmal um eine Antowert. Jedenfalls auf die unangenehmen Fragen, die sie stellte. "Natürlich ist alles in Ordnung. Ich wollte dich nur nicht stören. Vorhin sagtest du, dass du üben müsstest, daher wollte ich dich nicht ablenken. Es klingt allerdings nicht so, als bräuchtest du viel Übung. Das Lied kam mir bekannt vor, von wem ist das?", fragte er und trat in das Zimmer ein. Allerdings ging er nicht zum Sofa, sondern hob ein paar Bücher aus einem der Kartons und stellte sie ins Regal, wobei er Jess Ordnungssystem eher schlecht als recht einhielt.

Alles in Ordnung, sagte er. Das sie nicht lachte. Bei dem Gesicht, das er vorhin gemacht hatte, konnte nicht alles in Ordnung sein. Und das hatte ganz sicher nichts mit ihrem Geigespielen zu tun. Jess sah auch nicht sonderlich zufrieden oder überzeugt aus, auch nicht, nachdem er ihr quasi das Kompliment machte, dass sie gar nicht zu üben bräuchte.
„Danke, aber ich fühle mich dennoch schrecklich eingerostet. Nur musst du dir keine Gedanken machen – ich übe doch nur, mich stört es nicht, wenn du währenddessen den Raum betrittst, oder nicht“ Für einen Sekundenbruchteil rümpfte Jess die Nase, als Casey die Bücher einräumte – und dabei nicht ganz ihrem Ordnungssystem folgte. Unweigerlich stand sie also vom Sofa auf, ging zu ihm hinüber und korrigierte seinen Fehler.
„Das war Chopins Nocturne“, beantwortete Jess seine letzte Frage und sah ihn von der Seite an.
„Du sagst nicht die Wahrheit“, stellte sie nüchtern fest. „Das ist in Ordnung. Wenn du nicht antworten magst, ist das doch nichts schlimmes“

Als Jess hinter ihn trat und die Bücher in die richtige Sortierung brachte, verzog Casey leicht das Gesicht. Was für eine dumme Art Bücher einzusortieren. Da fanden doch drei Leute fünf Meinungen. Nur wusste er, dass er nicht eigentlich auf Jess unleidig war. Mit einem etwas tieferen Atemzug, der nur gerade fast kein Seufzend war, ließ er den Kopf ein wenig hängen. "Passend, willst du das auch auf der Hochzeit spielen?", fragte er ein wenig kühl und drehte sich dann direkt um. Seine Hand legte sich um ihr Handgelenk und sah sie verzeihungsheischend an. "Lass uns nicht über so düsteres reden. Du musst dich um diese vermalledeite Hochzeit kümmern und nebenbei das Haus einräumen. Schon eine Idee was du spielen willst?"

Vermalledeite Hochzeit. Jesaiah hoffte, Casey würde ein bisschen besser darüber denken, sobald er dort war. Und Rubina vielleicht doch noch eine Chance gab. Sie würde es sich sehr wünschen, allerdings befürchtete sie, dass sie es umsonst tat. Blinzelnd sah Jess auf die Hand des Älteren hinab und blickte mit einem wesentlich milderen Ausdruck wieder zu ihm auf. Er gab sich Mühe, dann sollte sie es ihm gleich tun und das Thema fallen lassen.
„In Ordnung“, räumte die Jüngere ein und nickte. „Ich habe mit Charles bereits darüber gesprochen. Wir haben uns für das Pachelbel Canon in D entschieden. Es wird öfters bei Hochzeiten gespielt und es ist ein entzückendes Duett. Kennst du es? Ich habe es früher schon einmal gespielt und Charles kennt es auch“