[Therapeuten-RPG] Gruppensitzung

Der Therapeut betritt den Raum und lässt seinen Blick umherschweifen:
"Hallo. Schön, dass Sie alle wieder zusammengefunden haben. Heute ist eine offene Themenrunde, also würde ich sagen, Sie stellen sich einfach mal vor, sagen, wie es Ihnen geht und dann beginnt einfach irgendeiner von Ihnen."
Er wendet seinen Blick zu meinem Prota:
"Fangen Sie doch einfach an."



"Ja. Also, hallo erstmal. Ich weiß ja nicht, ob Sie es schon wussten, aber ich bin der Peter. Das ist natürlich nur ein Deckname, um meine Krankheit und meine Person zu decken. Ja... gut. Wie es mir geht? Also ich denke mal, könnte besser sein, immerhin sitze ich hier. Und dann denke ich, gebe ich einfach mal weiter."

Der Mann, der neben Peter sitzt, blickt verunsichert in die Runde. Dann ergreift er, nachdem sich niemand anderes gemeldet hat mit zaghafter Stimme das Wort.
Er ist etwa Ende Dreißig, hat eine 0815-pflegeleicht-Kurzhaarfrisur und trägt einen Wollpulver der ebenso scheußlich aussieht wie er jucken muss.
Zudem eine Hose die zwar anstandslos gebügelt ist, aber mehr oder weniger vor mehr als 20 Jahren aus der Mode gekommen ist.

"H-Hallo zusammen... Ich..ich bin der H...Helmut. Meine Mutti hat mich hierher geschickt, weil sie meint es könnte mir vielleicht helfen mit andern Leuten zu reden und vielleicht jemanden zu treffen der auch P...Probleme hat.
M...Mir geht es gerade nicht so gut... seit ich meine Stelle verloren habe wegen den Problemen..."

Er verstummt und blickt betrübt zu Boden. Spätestens jetzt ist jedem im Raum der kleine Feuerlöscher aufgefallen, den er unter seinem Stuhl deponiert hat.

Der Junge, kaum älter als 18, starrt Helmut mit vernichtendem Blick an. Muttersöhnchen, stämpelt er in seinem etwas zu klein geratenen Hirn ab.
Seine Haare sind haselnussbraun und ungekämmt. Er trägt einen Dreitagebart und hat buschige Augenbrauen.
Als niemand sonst sprechen will, setzt er sich noch ein wenig breitbeiniger hin und beginnt:

"Tach, ich bin der Sven und meine Freundin dachte, es wär' ganz gut, wenn ich hier her komme.
Ich weiss auch nicht, wie die Schnalle draufkommt. Nur weil ich die Katze angezündet habe.
Das ist doch kein Verbrechen, oder? Ich meine, es is' doch bloss so 'n blödes Vieh!"


Er verstummt, knirrscht kurz mit den Zähnen, wie er es immer tut, wenn er nachdenken muss, und fährt damit fort, Helmut anzustarren.

Helmut zuckt leicht zusammen als er den fremden Blick auf sich ruhen spührt. Er schaut nun krampfhaft auf den Boden und versucht sich möglichst unbemerkt etwas mehr Platz zwischen sich und den Jungen zu verschaffen, in dem er mit den Beinen den Stuhl immer wieder ein Stück zurückschiebt.
Was für ein gemeiner Typ! Tiere muss gut behandeln, hat im Mutti schon früh gesagt. Und sie hat recht, schliesslich möcht man ja auch gut behandelt werden oder..?
Er hatte ja schliesslich auch mal eine Katze gehabt. Vor vielen Jahren. Und die hat ihn sogar so akzeptiert wie er war... ein ganz liebes Tier...ja, Mitzi hat er ganz doll lieb gehabt...bis sie dann jemand überfahren hat.
Ja, ganz flach und mit dem Reifenprofil quer über den ganzen Rücken und ganz kalt und hart hat er sie damals am Morgen gefunden. O wie hat er damals geweihnt. Die ganze Woche war er nicht in die Schule gegangen. Da waren sowieso alle voll doof zu Ihm. Das war wirklich schlimme Zeiten gewesen. Ja, fast so schlimm wie die Zeit jetzt...

Svens Maul kräuselt sich zu einem amüsierten Grinsen. Der Typ hat Angst vor mir, denkt er mit seinem Erbsenhirn. Aus seiner rechten Hosentasche zieht er einen Minzkaugummi, wickelt ihn aus dem Papier und schiebt ihn sich in den Mund, wobei er das Einwickelpapier zerknüllt auf den Boden fallen lässt.
Dann wendet er seine Aufmerksamkeit wieder der Runde von Verrückten, wie er glaubt, zu.

Der Therapeut bemerkt Hemuts Unsicherheit und spricht ihn darauf an, als niemand anderes die Stimme erhebt:

"Helmut, Sie sehen besorgt aus. Sprechen Sie doch mit uns darüber, dann können wir besser auf Sie eingehen und Ihre Probleme behandeln"

Helmut räckelt sich auf seinem Stuhl hin und her. Er fühlt sich sichtlich unwohl, fast ein wenig bedrängt.
J...Ja also... äh... i...ich habe habe meine Stelle verlohren. Einfach rausgeworfen haben sie mich... weil ich Probleme mit meiner Verdauung habe... da haben mich einfach rausgeworfen, wissen sie... d...d...dabei hab ich da schon acht Jahre mit Mutti zusammen gearbeitet... ganze acht Jahre...immer fleissig! Und dann...und dann fingen die Probleme an... ich sei ein Sicherheitsrisiko haben sie gemeint... und mich dann auf die Strasse gestellt, einfach so... nur wegen der Verdauung...
Ich war schon beim A...Artzt... der hat gemeint es sei psy...pyschologisch bedingt, das mit der Verdauung...

Sven schnaubt verächtlich. Ein echtes Muttersöhnchen! Ein anderes Wort dafür gibt es einfach nicht.
Rausgeschmissen haben sie ihn, ja recht so. Zähneknirrschend starrt Sven Helmut an, nach wie vor mit bedrohlichem Blick und einem finsteren Grinsen. Ein bisschen Angst machen kann nicht schaden.

Das Mädchen, das auf der anderen Seite neben Sven sitzt, rückt mit ängstlichem Gesichtsausdruck ihren Stuhl immer weiter von ihm weg. Sie ist Anfang zwanzig und trägt einen verwaschenen roten Jogginganzug. Ihre Fingernägel sind so weit heruntergekaut, dass sie stellenweise Pflaster über die blutenden Stellen kleben musste. Zusammengekauert hockt sie auf ihrem Stuhl und schaut in die Runde, die Blicke der anderen nie länger als wenige Sekunden erwiedernd. Als alle sie erwartungsvoll anschauen, senkt sie den Kopf und kramt in ihrer Hosentasche. Sie zieht einen zerknitterten Zettel hervor, und als immer noch kein anderer etwas sagt, beginnt sie mit zitternder Stimme vorzulesen:

"Hallo. Ich... bin Lina. Meine Mutter... hat gesagt, ich soll hierherkommen, damit ich lerne, mit Menschen zu reden. Irgendwann müsste ich ja mal eine Arbeit suchen und ... und Freunde und so..."

Sie verstummt. Während sie geredet hat, ist ihr Kopf knallrot angelaufen, und sie zittert noch mehr als vorher. Verlegen lässt sie den Zettel sinken und betrachtet ihre nicht vorhandenen Fingernägel.

Ein zaghaftes Klopfen unterbricht das Schweigen, das auf die Rede des Mädchens folgt. Langsam öffnet sich die Tür und ein blonder Mädchenkopf streckt sich durch die Türspalte. Nervös schiebt sie sich die Brille die Nase hoch und die Haare hinters Ohr.
"Äh...hm...Hay... Bin ich hier richtig?", fragt sie mit leiser Stimme, ihr Blick huscht nervös durch den Raum.

Der Therapeut wendet sich an die neue eprson in der Runde, die gerade an der Tür steht:
"Willkommen. Bitte kommen Sie herein und stellen Sie sich vor. Kommt nach Ihnen noch jemand? Ansonsten lassen Sie uns alle fortfahren. Wir haben ja noch kein Thema für die heutige Runde."

"Ich hätte da ein tolles Thema!", wirft derjenige, der sich selbst Peter nennt ein.

"Nicht jetzt - Lassen Sie uns erst einmal unser neuestes Mitglied kennen lernen."

Langsam und vorsichtig tritt das Mädchen hinter der Tür hervor und schließt sie sacht hinter sich. Nervös geht sie zu dem freien Platz neben einem anderen Mädchen. Ihr Blick gleitet immer wieder hastig durch den Raum, als sie anfängt zu sprechen.

"Mein Name ist Lea. Ich... ähm... meine Freundin meinte, ich sollte mal herkommen... em... ja..."

Nervös sieht sie sich um und streicht wieder eine Haarsträhne hinter ihr rechtes Ohr. Dabei rutscht sie ganz bis auf die Stuhlkante vor und überkreuzt ihre Knöchel.

Sven mustert abschätzig die beiden jungen Frauen, die nun zur Runde gehören. Na, Weiber sind ja schon mal nichts schlechtes... Vielleicht lässt sich da noch etwas für später deichseln... Seine Freundin muss ja auch nicht alles wissen.
Krampfhaft versucht er dem Mädchen, das sich eben als Lea vorgestellt hat, ein Lächeln entgegenzubringen, was gründlich misslingt.
Als ihm das auffällt, erstirbt die fürchterlich verzerrte Grimasse auf seinem Gesicht und er stiert weiter Helmut an, der für die nächsten Stunden wohl als sein Opfer auserkoren worden ist.

Helmut stösst urplötzlich einen schrillen, quickenden Schrei aus und springt, wie von der Tarantel gestochen von seinem Stuhl auf. Ein kurzer Moment ist hinter ihm eine lodernde Stichflamme zu erkennen, die seinem Hintern zu entspringen scheint. Der Stuhl auf dem er gesessen hat, scheint Feuer gefangen zu haben, oder schwillt, denn ein feiner schwarzer Nebel quillt aus dem Sitzpolster.
O Gott o gott...N...nicht schon w...wieder
Damit reisst er den Feuerlöscher unter dem Sitz hervor und nebelt damit den ganzen Stuhl ein. Alle die im Saal anwesend sind bemerken währenddessen das ein grosses Brandloch in seiner so ordentlich gebügelten Hose entstanden ist, durch welches sein blanker Hintern erkennbar wird.
T...tut mir furchtbar leid...w...wirklich furchtbar...meine Verdauung...
Stammelt er mit hochrotem Kopf

Ähem, ja... Sven, der nicht gerne zugibt, dass er sich erschrocken hat, besieht sich Helmuts Hintern.
Wenn der Typ so was mit seinem Arsch machen kann bin ich beeindruckt.
Allerdings versucht er das nicht zu zeigen, als ob es gut für sein Image wäre, wenn er zugeben würde, beeindruckt von einem mickrigen Muttersöhnchen zu sein.
Da hat wohl jemand zu viel Chilly gefuttert, knurrte er mit boshaftem Grinsen in die Runde.

Lina starrt einen Augenblick lang entgeistert auf Helmuts Hintern - und fängt dann lauthals an zu lachen, bis sie merkt, dass sie damit die Aufmerksamkeit aller anderen auf sich zieht. Sofort ist sie still.
"TSchuldigung", murmelt sie und schaut wieder mit hochrotem Kopf zu Boden, nachdem sie sich mit einem kurzen Blick vergewissert hat, dass das Feuer gelöscht ist.

Helmut zuckt unter dem Lachen zusammen, als wären es Peitschenhiebe.
Dann scheint er endlich zu begreifen. Rasch dreht er sich um. Sein Kopf ist knallrot angelaufen. Unbeholfen setzt er sich auf den mit Löschstaub überdeckten Stuhl um seine Blösse zu verstecken, so dass links und rechts kleine Staubwolken auffliegen...
T...tut mir leid...V..vielleicht ists besser wenn i...ich gehen würde...die Hose...ich sollte mit M...Mutti telefonieren...d..die Hose...
Er ist völlig aufgelöst und den Tränen nahe

Lea starrt als einzige nicht auf den blanken Hintern oder Helmut selbst, sondern senkt beschämt den Kopf. Als sich der Junge setzte, sieht sie flüchtig auf und lässt wieder den Blick umher huschen, ohne jedoch den Kopf zu heben. Nach einer kleinen Weile zupft sie an ihrem blauen Schal, den sie über ihren schwarzen gezogen hatte und zieht ihn schließlich aus. Ohne ihn anzusehen streckt sie Helmut den blauen Schal entgegen.
"Hier. Den kannst du dir um die Hüfte binden.", murmelt sie leise. "Sieht nicht schön aus, aber besser als jetzt..."

"Die Verdauung also. Was denn? Die Verdauung kann doch auch verrückt spielen. Vielleicht wird er von Mutti... aus, aus! Zurück Mister X. Ich bin Peter! Oder nein, Gudrun. Äh... falsch, die bin ich ja nur Dienstags", klefft Peter in die Runde hinein, als wäre er ein Hund.

"Sie müssen verstehen - Peter ist schizophren. Kein Grund zur Sorge, er beißt schon nicht. Aber Sie Helmut - sind Sie sicher, dass Sie hier richtig sind? Wir sind die Selbsthilfegruppe für Persönlichkeitsstörungen und psychosomatische Leiden", erinnert der Therapeut und führt dann das Gespräch weiter zu Lina:
"Und Sie müssen sich nicht entschuldigen. Sie haben gelacht, das ist ein Zeichen von Freude. Fühlen Sie sich auch so?"

Lina starrt immer noch mit hochrotem Kopf zu Boden.
"Eher Schadenfreude", murmelt sie, und fügt dann schnell hinzu: "Ich weiß, dass ich deswegen jetzt eigentlich ein schlechtes Gewissen haben müsste... Aber ich finds immer noch witzig." Vergeblich versucht sie, ihr Grinsen zu unterdrücken.

"Gewissen ist immer das Ergebnis unserer Erziehung", beginnt der Therapeut und fragt Lina weiter: "Möchten Sie uns vielleicht von Ihrer Kindheit erzählen? Und von ihrer Erziehung?"

Lina wirft dem Therapeuten einen spkeptischen Blick zu.
"Lieber nicht", sagt sie. "Könnte ja sein, dass Sie mit ihrer Psycho-Ausbildung in das, was ich sage, irgendwas reininterpretieren und mich dann in ne Anstalt stecken... Viel zu riskant."

Unaufgefordert meldet sich Sven zu Wort:
Wollen Sie etwas über meine Alten wissen? Die waren echt scheisse streng und haben mich nie machen lassen, was ich wollte. Haben es verdient, dass ich mit fünzehn abgehauen bin.
Grummelnd setzt er seinen Monolog fort, aber niemand kann oder will ihn mehr verstehen.

"Werte Frau Lina. Ihre Vergangenheit Gehört dazu. Nur dann kann Ihnen die Gruppe da helfen, mit Ihren Problemen fertig zu werden."

Lina rutscht auf ihrem Stuhl hin und her. Ihr ist die ganze Aufmerksamkeit sichtlich unangenehm.
"Was ist denn mit eurer Vergangenheit, Peter, Helmut?", versucht sie, abzulenken.