Vampire-Das RPG IV

"Wow, äh, danke!" Emlyn schenkte Lana ein dankbares Lächeln und nahm den Zettel mit den Adressen und das Handynummer entgegen. "Ich werd mich dann auf jeden Fall bei Ihnen...dir melden und Bescheid geben, ob eine passende Wohnung dabei war", versprach sie und deutete einen Knicks an, da sie nicht wusste, wie sie sonst ihre Dankbarkeit ausdrücken sollte. "Ich wünsche noch einen schönen Abend. Ich würde ja mit hinein kommen, aber meine Schicht fängt bald an und ich will mich nicht verspäten." Sie nickte Ilana zum Abschied nochmals zu, drehte sich dann um und verschwand so schnell, dass ein Mensch kaum hätte sehen können, wohin sie gelaufen war.

Mittlerweile hatten sich die meisten Paten im Versammlungsraum eingefunden. Blut gefüllte Champagnergläser in den Händen stand sie in kleineren Grüppchen im Raum verteilt und plauderten, nur ab und an von einer Bedienung unterbrochen, die leere Gläser durch volle ersetzte. Auch Maryam befand sich unter diesen Personen, schritt mit aufmerksamen Blick durch den Raum und überprüfte, wer bereits angekommen war und wer noch fehlte. Gilles Kerkerian hatte sich ebenfalls eingefunden, doch noch fehlten die Paten von Distrikt 4 und 12.

"Wo bleibt Emlyn?" Nines warf einen Blick auf die Uhr und seufzte genervt. In nicht einmal 15 Minuten würden sie den Club öffnen und von seiner neuen Barkeeperin war weit und breit nichts zu sehen.
"Hier bin ich!", hörte er in dem Moment ihre Stimme und nur einen Moment später stolperte die zierliche Rothaarige durch die Tür hinein. "Tut mir wirklich leid, die Wohnungsbesichtigung hat sich in die Länge gezogen", plapperte sie los, doch Nines machte nur eine wegwerfende Handbewegung. "Schon gut, mach dich jetzt nur bitte sofort an die Vorbereitungen!"

"Und verdammt unpraktisch", gab Damion zu bedenken. Immerhin war das Loch entstanden als er versucht hatte ihr das verdammte Teil auszuziehen. "Ja, dafür kriegst du auch das Geld. Und kauf dir was praktischeres. Und Hübscheres." Im Bruchteil einer Sekunde war er aufgestanden und stand hinter ihr, wobei er seine Arme unter ihren Brüsten verschränkte und sie fest an sich zog. "Was willst du denn hier eigentlich machen? Wenn du nicht in meinem Zimmer bist?", fragte er noch, dann küsste er ihren Nacken.

Jael war mittlerweile wieder im Haus angekommen. Später, als er vorgehabt hatte, weswegen er es wohl nicht schaffen würde bei Damion vorbei zu gehen um zu sehen, ob Rubina wieder ansprechbar war. Irgendwie störte ihn das in dem Moment nicht mal. Mit etwas ernst zusammengezogenen Brauen schlug er den Weg ein, um am Treffen teil zu nehmen.

Da das Frühstück schon etwas zurücklag, machte sich Rubina keinen Kopf darum, ob sie womöglich rot anlief. Sie spürte seine Lippen und seinen Atem auf ihrer Haut und legte den Kopf instinktiv zur Seite. „Was könnten Frauen wohl ohne dich machen, hm? Keine Sorge, ich werde mich in meinem eigenen Zimmer schon nicht langweilen, sollte ich eines bekommen. Ich kann dort auch alleine schlafen. Hat die letzten Jahre auch ganz gut geklappt... Hm... und... ich weiß nicht“ Sie zuckte mit den Schultern und drehte sich dann zu ihm herum.
„Vermutlich werde ich dort nicht so oft sein... Sollte ich hier tatsächlich für eine kleine Weile bleiben, dann würde ich gerne jobben gehen. Geld verdienen...“, sagte sie und sah zu ihm auf. „Was machst du hier eigentlich? Ich kann mir ja gut vorstellen, dass das für dich hier wie Urlaub ist... Entspannen und Frauen nachsteigen“

Und weg war sie. Ilana hatte der jungen Frau noch eine Weile hinterher gesehen, ehe sie sich wieder der Tür zu gewandt hatte. Emlyn hatte die Tür noch aufgemacht, sodass Ilana sie nun nur aufschieben musste, um einzutreten. Neugierig ging sie hinein und sah sich um. Von irgendwoher konnte sie Gemurmel hören. Gesprächsfetzen.
Sie verharrte wenige Schritte vor der Tür, die hinter ihr inzwischen wieder zu gefallen war und atmete ein, in der Hoffnung Michaels Geruchs wahrzunehmen. Doch fehlgeschlagen. Hier schienen so viele ein und aus gegangen zu sein, dass sie keine Chance hatte. Missmutig verzog sie das Gesicht und machte nun weitere Schritte ins Innere.

Michael war ausnahmsweise mal nicht draußen, um seine Runden vor dem Foxxy Boxes zu drehen, sondern befand sich auf seinem Zimmer und brütete über ein paar Zettel. Er hatte vorhin von dieser kleinen Feier erfahren und zog es nun vor, sich zu verstecken. Ein Raum voller Paten war nichts für einen, der mal Jagd auf sie gemacht hatte. Im schlimmsten Fall erkannte einer von ihnen Michael und würde versuchen, Gesetze hin oder her, ihn kalt zu machen.
Und nachdem gestrigen Auftritt von Adriana konnte er darauf gut verzichten.
Seufzend lehnte sich Mc auf seinem Stuhl zurück, hob den Blick und starrte aus dem Fenster.

Hm, die Stimmung war wohl wirklich dahin. Nicht sonderlich enttäuscht ließ er sie wieder los und sah sich nach seiner Hose um. Mit einem Lächeln entdeckte er das gesuchte Stück und lief hinüber, um sie anzuziehen. "Was ich hier so mache", sagte er, wie zu sich selbst und sah nachdenklich zur Decke, während er seinen Hosenstall schloss. Alles nur Theater, verstand sich, weswegen er den Blick auch wieder Grinsend auf Ruby richtete. "Ja, das triffst so ziemlich. Du hast nur: Jael Gesellschaft leisten, vergessen." Das Grinsen wurde einen Moment schadenfroh, bevor er wieder ganz Unschuldig fortfuhr: "Wenn du Gogotänzerin wirst, dann sag mir in welchem Lokal."

„Ha! Ganz bestimmt nicht. Ich suche mir lieber etwas ganz langweiliges, damit ich nicht mit dir rechnen muss. Vielleicht was in einem schrulligen, alten Oma-Café. Oder in der Bibliothek... Hast du eigentlich schon mal ein Buch gelesen? Ich könnte schwören, ich habe dich noch nie eines in der Hand halten sehen“, raunte Rubina und zog sich ihr Oberteil über. Es war ein schlichtes dunkelgrünes Oberteil, mit einem großzügigen Rückenausschnitt, zu dem sie einen schwarzen Minirock anzog. „Weißt du, du kannst die ruhig mal aufschlagen – sie schlagen auch nicht zurück, versprochen“ Leise lachend machte sie ihre Ohrringe noch rein, ehe sie sich ihm wieder zu wandte. „Und jetzt...? Kommst du mit? Oder soll ich allein Jael suchen?“

"Ich hab genug gelesen, für mehr als ein Leben, bevor ich dich kennengelernt habe", antwortete Damion fast ein wenig kurz abgebunden. Im Vorbeigehen sammelte er sein Shirt vom Boden und zog es sich über, so war er wieder vollständig bekleidet, als er wieder neben ihr stand. "Du hast an eines nicht gedacht. Kein Oma-Café oder eine Bibliothek haben Nachts noch offen. Wie willst du da denn arbeiten?" Lächelnd legte er ihre die Finger unter das Kinn, um ihr Gesicht anzuheben. Ihre Frage ignorierte er einfach, vielleicht vergaß sie ja was sie wollte.

„Gut, das Oma-Café hat vielleicht nicht so lange offen, aber eine Bibliothek vielleicht schon. Die Universitätsbibliotheken haben meist bis 24 Uhr offen. Dann könnte ich sowas wie die Nachtschicht übernehmen. Sonst fällt mir bestimmt noch was anderes ein. Notfalls... schlucke ich Medizin und sonstiges, als Testperson“, sagte Rubina, klang aber nicht sonderlich erpicht darauf.
„Nein, ich werde schon was finden... und wenn es eine Tanke ist“, sagte sie und lächelte ihn charmant an. „Und jetzt gehen wir Jael suchen?“, fragte sie und boxte ihm sachte gegen die Schulter. „In der Hinsicht muss ich dich wohl enttäuschen, so vergesslich wie du bin ich noch lange nicht“ Sie ging an ihm vorbei und steuerte die Tür an.

"Aber du stellst Fragen. Und auf Fragen kann ich immer noch mit nein antworten", gab Damion zurück, die Mundwinkel verschlagen gekräuselt. Sollte Jael doch bleiben, wo der Pfeffer wuchs, wenn er da nicht sowieso schon angekommen war. "Jael", sagte er, mit einem sehr genervten Tonfall. "Ist sicherlich nicht im Haus, sondern sucht wieder seinen entkommenen Faden."

„Was hat Jael dir eigentlich angetan, dass du so über ihn sprichst?“, fragte Rubina, die Brauen grimmig zusammen gezogen und bedachte Damion mit einem fast schon tadelnden Blick. Dabei hatte sie gedacht, dass die beiden so etwas wie Freunde wären, auch wenn klar war, dass eine Freundschaft mit Damion nicht so einfach war. Das lag eindeutig an seinem Charakter.
„Wie auch immer. Er war so nett, sich um mein Zimmer zu kümmern. Wäre er nicht, hättest du gar nicht gewusst, wo du mich hättest suchen müssen... wenn du mich überhaupt gesucht hättest. Ohne eine Rechnung“, murmelte sie den letzten Teil und schüttelte blinzelnd den Kopf. Sie trat auf die Tür zu und legte ihre Hand auf die Klinke.
„Ich könnte übrigens noch etwas zu Essen vertragen“

Inzwischen hatten sich alle Gäste eingefunden und an den bereit gestellte Tischen Platz genommen. Die Paten saßen an de, ovalen Besprechungstisch, für die anderen Gäste hatte man einen weiteren Tisch bereit gestellt.
Matthew stand in seinem Büro und zupfte die Krawatte zurecht, die Maryam ihm gebunden hatte. Er kam sich mit diesen Dingen jedes Mal so verkleidet vor, doch zu einem offiziellen Anlass wie dieser war sie Pflicht. Offizielle Anlässe...Matthew hatte sie wirklich nicht vermisst, das aufgesetzte Lächeln, das Katzbuckeln, die gezwungen Komplimente.
"Mr. Murdoch." Matthew drehte sich um und schenkte Maryam, die im Türrahmen stand, ein kurzes Lächeln. "Ich komme, Maryam", versprach er und folgte seiner Sekretärin dann aus dem Büro und die Treppen hinunter. Ehe er den Versammlunsraum betraten, verharrte Matthew kurz vor der Tür und seufzte leise. "Auf gehts", murmelte er, setzte sein altbekanntes, charmantes Lächeln auf und stieß dann die Türen auf. Er hörte das Raschen von zahlreichen Kleidungsstücken, als sich zahlreiche Köpfe in seine Richtung drehten und breitete die Arme aus. "Meine Freunde, ich freue mich, euch in meinem Haus willkommen zu heißen", verkündete er, "ich, Matthew Murdoch, bin zurück gekehrt um meinen rechtmäßigen Platz als Pate des Distrikts 8 wieder einzunehmen."
"Ich, Mingus Fairbank, Pate von Distrikt 1, akzeptiere dies." Ein Mann Mitte 40, bekleidet mit einem eleganten Frack, erhob sich und nickte Matthew wohlwollend zu."
"Ich, Tandi Rawson, Pate von Distrikt 2, akzeptiere dies." Als nächstes hatte sich eine Frau in einem lila Ballkleid erhoben. Auch von ihr bekam Matthew dasselbe wohlwollende Nicken. Und so ging es reihum, ein Pate nach dem anderen erhob sich, sprach dieselben Worte und nickte Matthew zu, bis schließlich alle von ihnen gesprochen hatten.
"Mit Ehrfurcht und Dankbarkeit verneige ich mich vor Ihnen", sprach schließlich Matthew und verneigte sich, "und nun, meine Freunde, genießt den Abend und, trinkt und tanzt!"

Damion hatte nichts gegen ein weiteres Frühstück einzuwenden. Den Arm locker um Rubys Schulter gelegt verließ er das Zimmer, ob sie nun fertig angezogen war oder nicht, das war ihm eh recht egal. "Ich hab nichts gegen Jael", stellte er auf ihrem Weg zur Küche klar. "Ich hab nur was dagegen, dass du nach 'ner Stunde heißem Sex anfängst über ihn zu reden."

Jael wusste nicht wieso, aber er war ungemein erleichtert, nachdem alle Paten ihre Zustimmung ausgesprochen hatten. Hörbar atmete er aus und lehnte sich auf dem Stuhl zurück auf dem er saß. Da der schwerste Teil jetzt offensichtlich erfolgreich überstanden war, konnte der Abend ja nicht mehr in einer Katastrophe enden.

„Ach. So ist das“ Rubina lächelte wissend und zog kurz die Brauen hoch, während sie ziemlich amüsiert klang. „Dich pisst das an, hm?“ Locker stieß sie ihn mit ihrer Hüfte an und schlang dann ihrerseits einen Arm um ihren Schöpfer. „Tut mir Leid, wenn ich deine Gefühle verletzt habe. Wobei... nein, so wirklich Leid tut mir das nicht. Ich habe es ja nicht mutwillig getan und so gemein war das nun ja auch nicht von mir... Du weißt, dass Sex mit dir gut ist... Du brauchst ja wohl keine Kompliment deswegen, oder?“

Auch Adriana hat mit einem Glas angestoßen, die der kleinen Sitzung beigewohnt hatte, wenn auch abseits der sitzenden Menge. Sie stand etwas abseits in einer der hintere Ecken und lauschte den einzelnen Gesprächen, die ihr zu Ohren kamen.
Sie war gemeinsam mit einem alten Freund hier her gekommen, den sie noch von früher kannte und der sie eingeladen hatte. Einer der wenigen Männer, mit denen sie auskam und die sie respektierte, ähnlich wie Matthew.
Nachdem die 'Förmlichkeiten' geklärt waren und viele Gäste von den Stühlen aufstanden, steuerte Adriana wieder ihre Begleitung an, dem Pate von Distrikt 5, Keith Wallander, der sie bereits erwartete mit einem zweiten Glas Blut.
Sie trug ein langes, figurbetontes nachtblaues Kleid, dass ihr natürlich hervorragend stand. Das dunkle Haar fiel ihr in weichen Wellen über die Schulter und glänzte wie Satin.

War der offizielle Part noch einfach gewesen (schließlich gab es ein strenges Protokoll, das man einhalten musste), so kam jetzt der schwierige Teil: Die nicht enden wollenden Plaudereien mit den Gästen und DIE großen Fragen, die im Raum schwebte: Wo war Jilian? Und warum hatten sie Los Angeles Hals über Kopf verlassen?
Er hatte gerade Keith Wallander, dem Paten von Distrikt 5, empfangen und in seinem Haus herzlich willkommen geheißen als ihm ein Dufthauch zuwehte den er das letzte Mal vor Dekaden gerochen hatte. "Adriana Salvati" Er drehte den Kopf in ihre Richtung und machte einige Schritte, ehe er vor ihr stand. "Gewiss eine Augenweide wie eh und je", schmeichelte er ihr und ergriff ihre Hand, um einen Kuss darauf zu hauchen, "was verschafft mir die Ehre dieses ungewöhnlichen Besuches?"

Maryam stand unterdessen etwas abseits und nippte an dem Blut in ihrem Champagnerglas. Nicht aus Durst, sondern eher um etwas menschlicher zu wirken. Sie wusste, dass ihre kühle Art viele Leute, Menschen UND Vampire verschreckte, und so gab sie sich Matthew zuliebe die größte Mühe, möglichst wenig roboterhaft zu wirken. Als sie Jael bemerkte, schenkt sie ihm ein kurzes Kopfnicken und brachte sogar ein kurzes Zucken der Mundwinkel zustande.

Natürlich wusste Damion das, trotzdem ließ er sich das gerne sagen. Ein äußerst zufriedenes Grinsen lag auf seinem Gesicht, während er sich etwas zu Ruby runter beugte, um ihr einen Kuss hinter das Ohr zu geben. "Lass es mich wissen, wenn du wieder guten Sex willst. Für dich immer wieder gerne", raunte er und ließ seine Finger ein kurzes Stück ihre Schulter hinunter gleiten. "Trotzdem solltest du es in Zukunft lassen so unvermittelt auf andere Männer zu sprechen zu kommen. Könnte sein, dass das einigen so gar nicht gefällt."

Auch Jael entdeckte Maryam und war schon verwundert, dass sie sich so viel bewegte und locker benahm. Am Inhalt ihres Glases konnte es wohl kaum liegen. Als sie ihm dann auch noch zulächelte bekam er schon fast ein surreales Gefühl. Er war sich zwar ziemlich sicher, dass sie ihm keine versteckten Zeichen geben wollte, dafür war die Atmosphäre viel zu entspannt, trotzdem stand er auf und ging zu ihr hinüber. "Maryam", begrüßte er sie mit einem leichten neigen des Kopfes und einem warmen Lächeln. "Sie sehen bezaubernd aus, wenn ich das so sagen darf."

„Wem denn noch, außer dir?“, gab Rubina fragend zurück und schielt zu ihm hoch. „Weißt du... ich hatte eigentlich nicht vor, in nächster Zeit von einem Bett zum nächsten zu springen. So komme ich erst gar nicht in die Versuchung, anderen Männern von wiederum anderen Männern zu erzählen“, sagte sie und lächelte ihn zuckersüß an. „Ich schlafe auch sehr gerne alleine. In meinem eigenen Bett... oder Kühltruhe... Himmel... ich habe seit einer Ewigkeit in keiner Kühltruhe geschlafen. Ist leider noch immer kein Standard in Hotels“, sagte sie schmunzelnd, als sie die Stufen hinunter gingen. Unten an der Treppe stand eine Frau, eine Hand auf dem Geländer und blickte sich um. Sie war ein hübsches Ding, war wohl nicht älter als 20 gewesen, als man sie verhandelt hatte.
Blinzelnd drehte Ilana ihren Kopf und sah zu den beiden hinauf, wobei sie erst Rubina und dann Damion ansah. Bei letzterem verharrte sie länger, als sich ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht legte. „Unglaublich was die Zeit hier alles anspült.... Damion Catrell. Es ist eine Ewigkeit her“

„Und wieder mal ein Jammer, dass du nicht sehen kannst, wie ich mich für dich in Schale werfe“, gab Adriana mit einem Lächeln zurück und neigte ihren Kopf aus Höflichkeit, wenngleich er ihre Geste nicht sehen konnte. Sie traute ihm zu, dass er es dennoch wahrnahm.
„Willkommen zurück, Matthew Murdoch und Glückwunsch“, sagte sie, als er ihre Hand wieder losgelassen hatte und nippte an ihrem Glas, nachdem sie ihm kurz zu geprostet hatte.
„Hat Maryam noch nicht mit dir geredet? Ich war gestern bereits hier in der Hoffnung dich unter vier Augen sprechen zu können. Aber heute ist gewiss nicht der richtige Tag für Gespräche dieser Art. Heute wird gefeiert“, sagte sie schenkte Keith ein kurzes Lächeln, der zustimmend nickte, auch wenn er nicht wusste, um was genau es ging.
„Ich habe ein Geschenk für dich. Eine Kleinigkeit“ Adriana zog aus ihrer kleinen Handtasche ein kleines Päckchen. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass es dir gefällt... Lass dich überraschen“, sagte sie und legte es ihm in die Hand, wobei sie jedoch keine Anstalten machte, genauer darauf einzugehen.
„Ich hoffe übrigens, dass es dir gut geht. Und dass du mein neues Parfum magst. Ich trage es heute zum ersten Mal“

"Nein, wirklich nicht. Es sei denn du suchst dir die richtigen Hotels aus", neckte Damion. Wenn man genug Geld bezahlte, dann wunderte es auch niemanden in einem Hotel, wenn man eine große Kühltruhe verlangte. Dass sie die Möglichkeit nicht unbedingt hatte, war ihm schon klar. Zu seinem Glück hatte Ruby keine Chance es ihm dafür heimzuzahlen. Ganz automatisch lächelte er der Frau am Ende der Treppe zurück zu, er lächelte jeder hübschen Frau zu. Erst, als sie ihn ansprach merkte er, dass sie ihm sowieso bekannt vorkam und nach kurzem Überlegen wusste er sogar wieder seinen Namen. Somit konnte er ohne Übergang vom Lächeln direkt ins Begrüßen über gehen und niemand merkte, dass er sie nicht direkt erkannt hatte. "Ilana. Das Kompliment muss ich zurück geben. Und dabei führen doch angeblich alle Wege nach Rom. Du hast dich kein bisschen verändert", sagte er, wobei er ihren Nachnamen wegließ, weil er sich diese aus Prinzip nicht merkte. Mittlerweile hatten sie das Ende der Treppe erreicht und Damion nahm seinen Arm von Rubys Schulter, um sich formvollendet zu Verbeugen und Ilana einen Kuss auf den Handrücken zu geben, wobei seine Augen die ganze Zeit grinsen auf ihr Gesicht geheftet blieben. Danach wanderte sein Arm allerdings gleich wieder um Rubys Schultern und zog sie leicht nach vorne. "Darf ich dir Ruby vorstellen?"

"Vielen Dank, Mr. O’Coileáin", erwiderte Maryam und erwiderte das Kopfnicken freundlich, "ich darf bemerken, dass Ihnen der Anzug ausgezeichnet steht." Ihr war nicht entgangen, dass Mr. O’Coileáin mit Überraschung auf ihre "Menschlichkeit" reagiert hatte, auch wenn er sich sehr bemüht hatte, sich nichts anmerken zu lassen. Um seine Verwirrung zu mindern fügte sie also etwas leiser hinzu: "Vielen von Mr. Murdochs Freunden und Bekannten bin ich...ich glaube, "unheimlich" ist das am häufigsten frequentierte Wort. Daher bemühe ich mich darum, in seinem Namen einen möglichst positiven Eindruck zu hinterlassen." Die Ironie dahinter, dass ein Vampire (zudem noch eine Frau und weder besonders groß noch kräftig) anderen Vampiren Angst machte, war ihr dabei nicht entgangen. Sie hielt sie aber nicht für erwähnenswert.

"Es passt ausgezeichnet zu dir", bemerkte Matthew charmant und lächelte Adrian an, "nehme ich da einen Hauch von Zitrus und Sandelholz wahr? Ich kann zwar nicht behaupten, jemals in Emilia-Romagna gewesen zu sein, bin aber sicher, dass die Luft dort so duften muss."
Wenn auch etwas dick aufgetragen, so waren Matthews Komplimente durchaus ernst gemeint. Adriana Salvati und er pflegten bereits seit vielen Jahrzehnten eine Freundschaft, und Matthew war sich der Besonderheit dieser Verbindung durchaus bewusst. Adriana war dafür bekannt, die Gesellschaft von Frauen der von Männer vorzuziehen. Wer es wagte, darüber zu spotten, hatte mit ernsten Konsequenzen zu rechnen. Und auch wenn Matthew nicht der älteste Vampir in diesem Raum sein mochte, er hatte genug Zeit auf dieser Erde verbracht um zu wissen, wie man seinen Kopf behielt.

Nines sah dabei zu, wie Emlyn mit übermenschlicher Geschwindigkeit die Limetten für die Drinks schnitt und die letzten Gläser polierte. Anfangs hatte er gezögert, das Mädchen einzustellen, auch wenn sie hübsch genug war, um die Männer an der Bar zu locken. Problem war viel eher, dass sie zu den Superiors gehörte, eine Gruppe, die Nines noch nie wirklich sympathisch gewesen war. Vampir-Politik war nicht sein Ding und er hielt sich gerne aus den Angelegenheit anderer heraus. Das Letzte, was er wollte, war dass die Superiors anfingen, sich in SEINE Angelegenheiten einzumischen. Oder sonst jemand...

Wäre diese Frau dort unten nicht gewesen, hätte Ruby Damion sicherlich noch gekniffen. Aber so richtete auch sie ihre Aufmerksamkeit auf die schöne Blonde, auf die sie langsam zu gingen.
Ilana sah unterdessen Damion an, lachte und nickte wohlwollend, als dieser einen Kuss auf ihre Hand hauchte. Sie bezweifelt nicht, dass sie von außen noch immer aussah, wie vor 90 Jahren, wenn man mal von der heutigen und der damaligen Mode absah. Doch innerlich hatte sich doch viel getan... Ihre Augen wanderten zu der Begleitung von Damion und wieder zu ihm.
„Sag bloß... Du hast sie erschaffen“ Es war keine Frage, sondern viel mehr eine Feststellung, der sich ein leises Lachen anschloss. „Du Schwerenöter“ Amüsiert lächelte sie und hielt daraufhin Rubina die Hand hin. „Freut mich jemanden kennen zu lernen, dem Damion nicht widerstehen konnte“
„Was so ziemlich auf alle Frauen zu trifft“, gab Rubina zurück ergriff jedoch Ilanas Hand mit einem schiefen Lächeln.
„Ja.. da könnte etwas dran sein. Aber du bist die eine der wenigen, die er auch verwandelt hat, was dich durch aus zu etwas besonderem macht“, sagte sie und lächelte sie charmant an.
„Ich bin Ilana Ivancyk“, stellte sie sich noch vor, bevor sie ihre Hände wieder zurück zogen.
„Woher kennt ihr euch?“, fragte Rubina neugierig und sah zwischen ihnen hin und her. Was sie beiden zweifelsohne getan hatten, lag hingegen auf der Hand...

„Exakt. Leider riecht es dort nicht ganz so... aber dennoch gut genug. Ich habe dich schon mehrmals eingalden, mich in Italien zu Besuchen. Das Angebot steht noch. Und nicht nur für dich“, schloss Adriana etwas leiser und nippte an ihrem Glas. Ihr Schweigen verleitete Keith dazu, sich ebenfalls dem Gespräch wieder anzuschließen und setzte sein Glas ab.
„Ah. Wo hast du eigentlich deine entzückende Frau gelassen? Jillian, wenn ich mich nicht irre, oder? Warum ist sie nicht hier und feiert mit uns? Ich hätte sie gerne wieder gesehen“, sagte er und sah Matthew neugierig an.
Adrianas Blick huschte kurz zu ihrem alten Freund und räusperte sich dann.
„Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie ihm heute Abend nicht die Show stehlen wollte. In einem wunderschönen Kleid, das dieser Veranstaltung angemessen wäre. Aber es geht ihr sicherlich gut, nicht wahr?“

Jael sah die Ironie hinter Maryams Worten eindeutig und schmunzelte verhalten. Für den Fall, dass irgendjemand doch gelauscht hatte und zusah. Darüber zu lachen wäre jedenfalls nicht Hilfreich um einen guten Eindruck für Matthew zu schaffen. "Nun, wenn das so ist. Überraschen Sie die Anwesenden noch etwas mehr und schenken Sie mir einen Tanz?", fragte er mit einem Lächeln und hielt Maryam die Hand hin.

Wirklich recht war es Damion nicht, was Ilana da so über ihn preisgab. Schon gar nicht Ruby gegenüber. Dementsprechend war er nicht böse, als sie das Thema wechselte, auch wenn ihm das Thema eigentlich unangenehm sein sollte. Aber was war Damion schon jemals unangenehm? "Ja, wo haben wir uns kennengelernt?", fragte er grinsend und sah Ilana an. "War es nicht Washington? Vor, was? 70 Jahren? In diesem Club, wie hieß er noch. Oh, der war gut. Wir sollten mal hinfahren und gucken ob es ihn noch gibt." Lachend drückte er Rubys Schulter, obwohl er mit Ilana sprach.

„Ich glaube... es waren eher 80 Jahre“, widersprach Ilana mit einem knappen Lächeln und nickte dann andächtig. „Aber der Rest stimm. Washington. Das waren gute Zeiten und der Club war ein Traum. Aber ich muss dich enttäuschen. Er wurde ein paar Jahre später in Brand gesetzt. Wohl von Bewohnern der Stadt, die erfahren haben... was dort für ein 'Gesindel' des nachts gefeiert hat. Man hat das Gebäude nicht mehr retten können und mich würde es nicht wundern, wenn heute eine Supermarktkette darauf steht“, antwortete sie und zuckte mit einem bitteren Lächeln mit ihren Schultern, wobei sie Rubina wieder ansah.
„Damals war das ein Club nur für uns Vampire, der nachts aufhatte. Auf einer Bühne sangen und musizierten immer eine Gruppe, es wurden Karten gespielt, getanzt und getrunken. Direkt von den Menschen, die von ein paar becierct wurden“, erzählte sie und Ruby nickte langsam, auch wenn sie nicht genau wusste, was sie mit 'beciercen' meinte.
„Wenn du dich an mich erinnern kannst, dann weißt du doch noch sicherlich, wer Gaia war“, wandte sich Ilana wieder an Damian. „Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast... Sie ist tot. Deswegen bin ich hier. Mehr...oder weniger. Es geht um Gaias und meinen Schützling“, sagte sie und seufzte, wobei ihre Mimik nicht einmal im Ansatz zeigte, wie sehr sie das mitnahm.
Fast über 50 Jahren hatte sie nicht ausgesprochen, was in der damaligen Nacht geschehen war... Hatte darüber geschwiegen, ehe Adriana endlich eine Antwort hatte hören wollen.

Ja, das hatte Damion gehört. Er verfolgte nicht unbedingt die Geschehnisse der Welt, aber so ein grausamer Tod einer Vampirin schlug Wellen, die nicht einmal er ignorieren konnte. Das Lächeln verschwand von seinem Gesicht und er nickte Ernst. "Mein Beileid", sagte er, dass es für sie nicht einfach gewesen war konnte er sich denken, immerhin hatte er die Beziehung zwischen den beiden gut kennen gelernt. Er bemerkte, dass Ruby etwas verwirrt aus der Wäsche guckte und wandte sich ihr zu. "Gaia war Ilanas.. Schwester . Im Grunde genommen hab ich Ilana erst durch sie getroffen. Sie ist vor Jahren in einem Feuer umgekommen", erklärte er kurz und bündig, bevor er sich Ilana wieder zuwandte. "Und was hat dieser Schützling angestellt?"

„Oh“, machte Rubina leise, die sich gut vorstellen konnte, dass der Verlust hart gewesen sein musste. Sie selbst hatte Geschwister, die sie liebte und deren Tod nur noch eine Frage von wenigen Jahren war... wenn sie nicht bereits in den letzten Wochen verstorben waren.
Ilana zog unterdessen ihre Unterlippe ein, um diese zu befeuchten und räusperte sich dann.
„Er hat eben dieses Feuer gelegt“, antwortete sie, woraufhin Rubinas Gesichtszüge sichtlich entgleisten. „Nachdem er mich und Gaia pfählte“, fügte sie leiser hinzu und schlug die Augen nieder. „Bei mir verfehlte er knapp das Herz... ich konnte mich gerade noch retten“
Rubina sah kurz zu Damion auf und schluckte. Die Vorstellung, dass ein Schützling seinen eigenen Erschaffer auf diese Weise umbrachte... So wütend sie auch auf Damion war, sie hatte nie ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, ihn zu töten, das könnte sie vermutlich gar nicht.
„Er wollte uns das nehmen, was wir ihm genommen haben. Vermute ich...“, setzte Ilana hinzu und atmete leise aus.

Sogar Damion musste trocken schlucken. Das war wirklich hart. Eine Situation in der er auch sehr ungerne wäre. Sein Blick wanderte ganz Automatisch zu Ruby, woraufhin sich sein Mund etwas leidend verzog. "Ich glaub ich muss mir doch mal Gedanken über deine Schuhe machen. Am Besten suche ich mir einen sicheren Safe für die. Sowas wie den Tower", sagte er fast leise und sah Ruby kritisch an. Ohne auf eine Antwort zu warten wandte er sich Ilana wieder zu. "Ein ziemlich flinker Schützling. Wie hat er es geschafft so lange deinem Zorn zu entgehen?"

Rubina schnaubte leise, als ob sie ihn mit den Schuhen umbringen würde. Sicher, sie hatte es genossen, ihn leiden zu sehen, aber das war auch alles. Leiden, ja, sterben, nein! Dafür hing sie zu sehr an ihm, unvernünftiger Weise. Ihre dunklen Augen richtete sich wieder auf Ilana, als Damion seine Frage stellte, wobei ihr etwas auffiel.
„Ist er nicht. Ich meine, da... war kein Zorn“, sagte Rubina und blinzelte verwundert. Den Ausdruck auf Ilanas Gesicht kannte sie nur zu gut. Das war vieles, aber nicht der Zorn, der einen dazu trieb, zu morden.
Die Blonde lächelte bitter und nickte langsam, nachdem sie gelauscht hatte, ob sich außer ihnen noch jemand in Hörweite befand, ehe sie leiser fortfuhr.
„Der Zorn entflammte erst Jahre später... und verrauchte wieder“, sagte sie, unfähig dazu ein Lächeln zustande zu bringen. „Zwischen uns... hatte sich mehr ergeben. Ich liebte ihn und ich dachte, er würde das gleiche für mich empfinden. Ich habe lange gebraucht, bis ich über die Geschehnisse sprechen konnte... Schließlich habe ich es Adriana anvertraut. Sie hat mich und Gaia erschaffen“, fügte sie für Rubina erklärend hinzu.
„Sie ist auch hier. Wenn ich mich nicht täusche, sogar in diesem Moment, wegen irgendwelchen Festlichkeiten... Sie hat ihn gestern bereits aufgesucht. Und heute wollte ich ihn sehen, mit ihm darüber reden. Ich weiß nicht, wie lange ihr oder er bereits hier seid, aber vielleicht könnt ihr mir helfen, ihn zu finden. Er heißt Michael Peterson“

Das musste ein Ding zwischen Frauen sein. Wenn einer seiner Schützlinge ihn halb umgebracht und dann im Feuer liegen gelassen hätte, dann wäre er sicherlich nur kurzzeitig böse gewesen. Er hätte die Welt auf den Kopf gestellt um diesen Schützling zu finden und ihn umzubringen. Und Michael war ihm schon immer auf den Sack gegangen, mit seinem Gesicht wie drei Tage Regenwetter. Leise fauchte er wütend. "Wenn du jemanden brauchst, der ein bisschen schmutzige Arbeit für dich übernimmt", sagte er und ließ den Satz unvollendet. Ilana konnte sich sicherlich denken, was er meinte.