Vampire-Das RPG II

"Ja, Blut. Für Thomas, er wollte einfach nichts trinken und dann dachte ich... mhm." Amanda hielt kurz inne und musterte den Fremden. Ein verschlagenes Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie sah, wie nachdenklich er aussah.
"Mach ich dir jetzt Angst?" Ihre Augen funkelten triumphal.
Sie hatte seit ihrer Verwandlung nicht mehr mit richtigen Menschen gesprochen.

Jael konnte ein auflachen nicht verhindern und schüttelte den Kopf.
"Mir macht eher angst, dass dein Erschaffer dich unbeaufsichtigt rumlaufen und Geheimnisse ausplaudern lässt. Dieser Thomas muss ein..", fast hätte er komischer Kauz gesagt, bremste sich aber noch in letzter Sekunde.
"Er muss viel beschäfftigt sein."

"Du bist aber komisch!", lachte Amanda ausgelassen, während ihr Gegenüber unverwandt musterte. "Thomas ist doch kein Erschaffer! Er ist doch nicht Gott oder so. Obwohl er das bestimmt gerne hört, er denkt er weiß alles. Dabei hockt er nur in seinem komischen Keller und... er ist echt ein Blödmann!"
Trotz der harten Worte, musste sie herzlich Lachen.

Ein wenig geschockt musterte Jael das Mädchen. Meinte sie das alles ernst?
"Hat dir dieser Thomas denn gar nicht beigebracht?", fragte er vorsichtig, nicht ganz sicher, ob er es überhaupt hören wollte, sollte die Antwort negativ ausfallen.
Dieser Thomas musste ein furchtbar gewissenloser und unverantwortungsbewusster Vampir sein. Damion fiel ihm ein und er sandte ein stummes Stoßgebet Richtung Himmel, in der Hoffnung, dass er nicht für solche Vampire in London gesorgt hatte.

"Doch er hat mir beigebracht wie man Fahrrad fährt. Noah war immer zu ungeduldig, einmal hat er mich in einen Busch fahren lassen.", erzählte Amanda, nicht wissend, worauf Jael hinaus wollte. Grinsend zog sie den Ärmel ihres Shirts hoch und zeigte stolz eine Narbe. Dann jedoch zuckte sie plötzlich zusammen. Das Blut!
"Oh Mann, jetzt wird es bald hell und ich hab Thomas doch versprochen...", rief sie hektisch und machte ein geknicktes Gesicht.

Aus angst, dass sie gleich davon lief, packte Jael das Mädchen am Arm und hielt sie fest.
"Jetzt mal ganz ruhig der Reihe nach", meinte er langsam, wobei er selber erstmal seine Gedanken ordnen musste. Das waren zu viele widersprüchliche, verwirrende Dinge auf einmal gewesen.
"Thomas at dich zum Vampir gemacht und dir das Fahrradfahren bei gebracht?", fragte er ungläubig. Wenn das Stimme, wer war dann der Dritte, Noah, im Bunde? Und wieso konnten zwei so, mit verlaub, beschränkte Vampire frei herumlaufen?

Amanda machte große Augen und sah den Fremden perplex an. Ob sie als Mensch auch so dumm gewesen war? Komische Leute...
"Nein...", berichtigte sie extra langsam. Vielleicht war er ja betrunken? "Als Thomas mir das gezeigt hat, war ich doch erst 7! Außerdem würde er niemals einen Menschen beißen, er weigert sich sogar bei Katzen. Wer uns zum Vampir gemacht hat wissen wir gar nicht. Obwohl Thomas immer die Schuld auf mich schieben will. Aber woher soll ich denn wissen, dass man in dunklen Gassen gebissen wird?"
Sie lachte wieder munter und sah ihren Gegenüber mit leicht schräg gelegtem Kopf an.
"Kannst du jetzt loslassen, oder kriege ich noch eine Strafe?" Sie grinste breit.

Ein wenig bestürzt lockerte Jael seinen Griff, nur um gleich darauf seine Finger schraubstockartig um ihren Oberarm zu legen.
"Nein, Moment, wir sind noch nicht fertig", rief er schnell und sah Amanda eindringlich an. Thomas war also auch ein Vampir, aber nicht ihr Erschaffer, wahrscheinlich war er genauso ahnungslos wie sie. Da er allerdings nicht hier herumlief und jedem erzählte was er war, schien er ein wenig mehr Köpfchen zu haben.
"Und dieser Noah?", fragte er schließlich.

"Noah ist... war... mein Bruder.", erklärte Amanda, wobei ihr Blick ein wenig betrübt wirkte, bevor sich wieder ein Strahlen auf ihr Gesicht legte.
"Ich wollte ihn ja auch verwandeln, aber Thomas hat es mir verboten. Also sind wir von Zuhause weggegangen. Du weißt aber ganz schön viel. Kannst du irgendwie Gedanken lesen oder so?"
Sie sah ihn neugierig an und versuchte sofort etwas gedanklich zu ihm rüber zu senden.

Gott sei Dank, dieser Thomas schien wirklich nicht so unbedarft zu sein, wie das Mädchen.
"Gedanken lesen?", fragte Jael dann erstaunt. "Nein. Vampire können so etwas im Allgemeinen nicht, dass sind Ammenmärchen, die von Menschen erfunden werden. Wie lange geht das schon?", fragte er dann und kam damit wieder aufs Thema zurück. Währenddessen überlegte er schon, was er mit dem Mädchen und am besten auch mit ihrem Begleiter machen konnte. Er konnte sie auf jedenfall nicht einfach laufen lassen!

"Nicht? Schade..." Amanda verzog enttäuscht das Gesicht, lächelte aber wieder begeistert, als Jael seine Frage stellte. Ohne großartig zu überlegen, schoss es aus ihr heraus:
"Ein Jahr, 2 Tage, 3 Stunden und... ein paar Minuten. An meinem 17. Geburtstag! Ich war in so einem total angesagten Club, obwohl ich eigentlich nicht durfte, und dann hat sich plötzlich alles gedreht, also hab ich Tommy angerufen, damit er mich abholt. Noah wäre nur böse geworden. Und dann wurden wir zu Boden geworden und alles wurde schwarz. Als ich aufgewacht bin, hat Tommy dann schon so komisch geguckt. Er guckt immer so vorwurfsvoll wenn ich etwas falsch gemacht habe."
Sie lachte und amüsierte sich offensichtlich köstlich über die Geschichte. Es bestand kein Zweifel, dass sie es für das aufregendste Abenteuer hielt, dass ihr je widerfahren war.

Jael bekam Mitleid mit dem armen Jungen. Ohne Vorwarnung zum Vampir gemacht, einfach zurückgelassen ohne Erklärungen und dann auch noch mit diesem Wirbelwind alleine gelassen. Das Jahr musste die Hölle gewesen sein.
"Und dein Name lautet?", fragte er nach einer Weile ein wenig aufgebend.

"Amanda!", rief Amanda sogleich fröhlich salutierend. "Und ich muss leider los, nachdem ich letztes Mal zu lange in der Sonne war, habe ich versprochen immer zeitig Zuhause zu sein. War lustig mit dir zu sprechen, jetzt verstehe ich auch, warum Tommy sagt, ich soll keine Menschen töten."
Grinsend hob sie die Hand und machte Anstallten zu gehen.

"Nicht so hastig", meinte Jael und hielt Amanda weiter fest.
"Was hast du jetzt vor?", fragte er leicht misstrauisch. Er konnte sie ja schlecht laufen und den nächsten Rettungswagen überfallen lassen. Ob Matthews Geduld bald überspannt wäre, wenn er noch zwei Vampire anschleppen würde? Andereseits konnte es auch wirklich nicht in seinem Sinne sein, wenn zwei, er korrigierte sich, ein so unkluger Vampir durch seine Stadt irrte.

"Ich geh nach Hause und versuch auf dem Weg ein paar Ratten zu finden. Wenn Tommy nicht bald etwas trinkt, dann stirbt er vielleicht. Obwohl er ist schon tot. Was dann wohl passiert? Ob er durchdreht oder so? Das wäre ja lustig!"
Amandas Augen leuchteten verdächtig, aber als der Fremde sie vorwurfsvoll ansah, räusperte sie sich schnell und setzte ein unschuldiges Gesicht auf.
"Willst du vielleicht mitkommen? Oder hast du Angst im Dunkeln?"
Sie warf einen Blick auf seine Hand, mit der er sie immernoch festhielt.

"Wohl kaum", lächelte Jael, ließ Amanda aber los und bedeutete ihr, dass sie vorgehen sollte.
"Wie lange.. hungert Thomas denn schon?", fragte er nebenbei, während er Amanda durch die Straßen folgte.

Als wäre es das natürlichste der Welt, hakte Amanda sich munter bei ihrem Begleiter ein, während sie beide in einem beachtlichen Tempo die Straßen entlang gingen.
"Zwei Wochen oder so.", antwortete Amanda desinteressiert. Die Zeit verging so schnell, seitdem sie mehr oder weniger tun durfte, was sie wollte. "Er sieht noch blasser aus als sonst."
Sie klang leicht besorgt, überspielte das aber mit einem frechen Grinsen.

Jael bemerkte das Zittern in ihrer Stimme und musste Schmunzeln. Thomas war also doch nicht so ein Blödmann, wie sie ihn beschimpft hatte.
"Zwei Wochen ist ein recht lange Zeit, aber noch nicht beängstigend", versuchte er sie zu beruhigen. Junge Vampire konnten sowieso nicht all zulange hungern, vorher setzten die Instinke ein und sie rissen, was sie in die Finger kriegen konnten. Wahrscheinlich hatten sie gerade ein riesen Glück gehabt, das Jael Amanda begegnet war, bevor Thomas durchdrehte und auf offener Straße Menschen biss.

"Mir doch egal!", patze Amanda so gleichgültig wie möglich, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Augen fröhlich strahlten. Tommy war ihre einzige Familie jetzt. Blöd nur, dass er so ein Blödmann war!
Es dauerte nicht lange, da hatten sie den kleinen Keller erreicht. Strahlend lief Amanda ein paar Schritte vor.
"Tommy, da bin ich wieder. Ich hab dir jemanden mitgebracht. Er ist total lustig, guck doch mal!" Lachend lief sie die Stufen herunter und strahlte ihren Ersatzbruder an. Dieser hob erschrocken den Kopf.
"Amanda, du hast doch nicht... NEIN! Ich hab dir gesagt, dass du niemanden erzählen sollst...", schimpfte Thomas sofort, durch den Hunger etwas ungehaltener als sonst. Doch dann hielt er inne. Er roch keinen Menschen.
"Am? Was genau hast du mitgebracht?" Seine Stimme war misstrauisch.

"Jedenfalls keine Abendessen", lachte Jael leise und trat aus dem Schatten heraus, damit Thomas ihn sehen konnte, ließ aber noch so viel Platz zwischen sich und den beiden, wie es in dem kleinen Raum ging. Das letzte was er wollte, was Thomas in aufregung zu versetzten.

Thomas fuhr sich verlegen über die unrasierten Wangen und klopfte etwas Staub von seinen Klamotten. Er hatte sich in den letzten zwei Wochen etwas gehen lassen. Jetzt wünschte er sich, er hätte sich mehr zusammen gerissen.
"Es tut mir furchtbar leid. Hat Am.. Amanda was angestellt? Natürlich komme ich für den Schaden auf!"
Amanda prustete schadenfroh und erntete dafür einen strengen Blick von Thomas.
"Ich hab nichts angestellt! Immer denkst du gleich ich hab was gemacht. Diesmal war ich wirklich unschuldig. Na ja fast. Den Sanitätern ist ja nichts passiert." Sie grinste verschlagen, während Thomas nur seufzte. Dann fiel ihm auf, wie unhöflich er sich dem fremden gegenüber verhielt. Mit einem freundlichem Lächeln ging er auf ihn zu.
"Ich bin Thomas. Sind Sie... auch...?"
Er sah den fremden neugierig an.

Jael nickte fast unmerklich und reichte Thomas die Hand.
"Jael O’Coileáin", stellte er sich mit einem leisen Lächeln vor.
"Amandas Verhalten war.. unüberlegt, aber sie hat nichts angestellt", beruhigte er Thomas.

„Emlyn! Das ist vollkommener Unsinn, was du da von dir gibst“ Michael verzog grimmig das Gesicht und strich ihr durch das rote Haar, während er mit der anderen nach einem Taschentuch kramte.
„Nicht nur, dass ohnehin nun ein unsterbliches Leben führst, ich bin mir auch sicher, dass etwas anderes auf deinem Grabstein stehen wird... auch wenn es so weit hoffentlich nie kommen wird“

Emlyn schniefte, diesmal etwas lauter. "Mein vater hält mich für tot, natürlich wird es ein Grab geben, und so, wie ich ihn kenne, hat er die Beerdigung schon über die Bühne gebracht. Zumindest eine symbolische Beerdigung, zum Vergraben hat er schließlich nichts." Sie zuckte mit den Schultern und biss sich auf die Unterlippe, bis diese schließlich dank der Eckzähne aufsprang und zu bluten begann. "Ach mist!", fluchte Emlyn leise und wischte sich mit dem Handrücken unwirsch über den Mund.

"Emlyn... hey..." Gefunden. Wurde auch langsam Zeit. Michael nahm ein unbenutztes Taschentuch, wischte mit diesem erst die Tränen von Emlyn weg und tupfte daraufhin sacht ihre Lippe ab. Das half jedoch nichts gegen den Geruch, woraufhin Michael erst einmal schluckte.