Vampire-Das RPG IV

Ein stummes Lachen begleitete Jael durch Rubys Worte. Superman, ja da hatte sie wohl recht. In einer Minute wäre er nie beim Hotel. „Gut, ich werde da sein“, antwortete er und verabschiedete sich. Er beeilte sich nicht unbedingt, war aber trotzdem nach einer viertel Stunde in einem Taxi auf dem Weg zum Hotel. Das Frühstück hatte er bewusst ausgelassen um schneller zu sein, er hatte nicht unbedingt Hunger und würde wohl kaum in eine Situation kommen, in der es überlebenswichtig sein würde. Exakt 34 Minuten nachdem er aufgelegt hatte, betrat er die Lobby des Hotels.

Sobald sie aufgelegt hatten, zog sich Rubina noch einen dünnen, schwarzen Mantel über, nur damit sich die restlichen Menschen in der Lobby nicht wunderten, dass sie nicht fror.
Sie steckte ihr Handy in die Manteltasche, in denen sich alles notwendige befand und verließ ihr Zimmer dann mit dem Schlüssel.
Natürlich war sie viel zu früh in der Lobby, hatte aber nichts dagegen, sich die Beine in den Bauch zu stehen. So entdeckte sie Jael wenigstens sofort und im selben Moment breitete sich auf ihrem Gesicht ein Lächeln und in ihrem Baum ein warmes Gefühl aus.
„Hey“ Rubina ging auf ihn zu und blieb dann knapp zwei Meter vor ihm stehen, etwas abseits vom Eingang, damit sie niemandem im Weg standen.
„Danke, dass du so schnell kommen konntest. Wollen wir uns der Café-Bar des Hotels setzen?“, fragte sie und deutete über ihre Schulter, wo es zu durch eine Tür zu jenem ging.

Das erste was Jael auffiel, als er Ruby auf sich zukommen sah war, dass sie sehr gut aussah. Und vielleicht ein kleines bisschen verloren. Jedenfalls regte sich sein Beschützerinstink ein bisschen. Er unterrückte die Regung ganz schnell wieder, das würde ihr sicher nicht gefallen. Wo sie schon eine sehr kontrollierende Person in ihrem Leben hatte. "Sicher", antwortete er lächelnd. Mit einer leichten Verbeugung bedeutete er ihr den Weg zu weisen du folgte ihr in diese Café-Bar. Es gab mehrere kleine Tische, von denen sie einen ansteuerten. Ganz natürlich für ihn, zog er ihr einen Stuhl hin und schob ihn zum Tisch, als sie Platz nahm. Erst als er sich auch gesetzt hatte, ergriff er wieder das Wort. "Du siehst ausgeruht aus. Das Hotel gefällt dir?"

Die Sonne war noch nicht untergegangen, was Matthew an dem leicht brennenden Gefühl auf der Haut merkte, als er an der Fensterfront vorbei ging. Normalerweise war sein Schlaf todesähnlich, doch dieses Mal hatte er sich unruhig hin- und hergeworfen. Er hatte sein Bestes gegeben, Schadensbegrenzung im Damion-Fall zu üben und nun blieb nicht mehr als zu hoffen, dass es irgendwie gut ausgehen würde. Matthew seufzte leise und fuhr sich mit der Hand durch das Haar, ehe er sich von der Fensterfront abwandte und den Wohnbereich verließ, um zur Küche zu gehen. Noch schliefen seine Frau und sein Tochter und er wollte die beiden nicht wecken. Er würde sich eine Blutkonserve holen und warten, bis die Sonne endgültig untergegangen war, ehe er zum Superiorhaus fahren würde.

Das Hotel war zwar nicht gerade Thema Nummer eins, dass Rubina einfiel, aber sie ging mit einem Schmunzeln auf seine Frage ein. „Ja. Es gefällt mir gut. Und ich habe wesentlich besser geschlafen, als in der Nacht davor. Danke. Du musst meinen Aufenthalt hier auch nicht länger als nötig zahlen, Jess hat mir einen Scheck gegeben. Und ihr ziehe ich das Geld gerne ab mit reinem Gewissen“, antwortete sie und lächelte amüsiert.
„Und du? Gut geschlafen?“, gab sie aus Höflichkeit die Frage zurück und versuchte unterdessen genug Mut zusammen zu kratzen, für die eigentliche Frage, die ihr auf der Zunge brannte.
Unter dem Tisch rieb sie etwas nervös ihre Schuhe aneinander.

Michael hatte am frühen Morgen, als er zum Superiorhaus zurück gekommen war, an seiner Zimmertür einen Umschlag gefunden. Auf einem Zettel stand in wenigen Zeilen eine knappe, aber eindrückliche Nachricht, die besagt, sie am nächsten Morgen umgehend bei Matthew zu melden. Mit einem kurzen Blick auf seinen Wecker beschloss er es auf dem Handy zu versuchen, da er vermutlich noch nicht im Haus war.
Er wählte die Nummer und lauschte dann angespannt, während er sich neben dem Fenster an die Wand lehnte, den Blick nach draußen auf die Straße gerichtet.

Sie wirkte nervös, das konnte Jael durchaus sehe, er wusste nur nicht warum. Lag es an dem Geld? Es schien sie jedenfalls sehr zu stören. Was ihn wiederum verletzte. Auf eine Art, die er nicht so richtig beschreiben konnte. Als wäre er gerade auf die Ersatzbank verfrachtet worden, nett aber bestimmt. Er schluckte auch das Gefühl, ohne dass man ihm es ansah. "Gut, nachdem ich versucht habe Damions Fehler so gut wie Möglich auszubügeln. Er wird in der nächsten Zeit genug zu tun haben, also kaum nach dir suchen. Du kannst dir also in Ruhe überlegen wie du weiter machen möchtest", antwortete er ihr.

Entweder konnte er es gut verbergen, oder er dachte gar nicht an den Kuss. Er schien auf jeden Fall nicht einmal Ansatzweise so nervös zu sein, wie sie selbst. Rubina unterdrückte ein Seufzen und lächelte Jael weiterhin lächelnd an. „Das klingt gut“ Sie angelte sich die Karte, die auf dem Tisch stand und tat so, als würde sie das Angebot studieren. „Ich... Ich hatte genug Zeit. Um mir über gestern Gedanken zu machen. Wegen dem... Kuss“ Sie biss sich kurz auf die Lippe und spürte den Schauer, der ihr den Rücken hinab lief.
Ruby atmete tief ein und ließ die Karte wieder sinken.
„Ich würde gerne wissen, ob... war das... ein Ausrutscher? Für dich? Oder ein Reflex? Oder war es schon. Mehr?“

Kurzfristig entglitten Jaels Gesichtszüge. An vieles hatte er gedacht. Daran nicht. Das hatte er weit weg versteckt. Wenn er ehrlich war, dann war der Kuss mehr gewesen, definitiv mehr. Aber dieses Mehr konnte nicht sein. Nur wie sagte er das, ohne sie ernsthaft zu verletzen. Der egoistische Teil in ihm wollte ihre Zuneigung nicht verlieren. Wenn es denn Zuneigung war. Langsam musste er was sagen, er hatte sie schon viel zu lange schweigend angestarrt. Räuspernd wandte er den Blick erst einmal ab und setzte sich anders hin. "Der Kuss", sagte er, nach Worten suchend. "Das.. Ich weiß nicht was das war. Situationsbedingte Reaktion? Es tut mir Leid, wenn ich dir Probleme damit bereitet habe." Auch nachdem er aufgehört hatte zu sprechen konnte er sie nicht ansehen.

„Situationsbedingte Reaktion“, wiederholte Rubina, ohne sich dessen im ersten Augenblick bewusst zu sein. Jael bewies, dass man auch mit nett formulierten Worten einen Ohrfeigen konnte. Denn genau so fühlte sich sie gerade, geohrfeigt. Und das sah man ihr an, selbst wenn sie gleich wieder versuchte, zu lächeln.
„Autsch“, war dann das nächste, was ihren Mund verließ und sie lehnte sich mit einem Räuspern zurück, den Blick auf die geschlossene Karte gerichtet.
Scheinbar merkte der Kellner, dass sie über etwas wichtiges redeten, denn es kam keiner.
Wenigstens wirkte Jael nicht mehr so locker – nun ja, so locker, wie er eben normalerweise war.
„Du hast mir keine Probleme damit bereitet“, fuhr sie schließlich fort und verwendete dafür seine Wortwahl. „Höchstens Kopfschmerzen. Wegen dem Nachdenken...“
Das warme Gefühl im Bauch war auf einmal ein kalter Klumpen und sie schluckte.
„Weißt du, ich kam zu dem Schluss, dass es bei mir... schon mehr war“, fuhr sie leiser fort, räusperte sich und wagte einen Blick auf ihn zu werfen.

Matthew war nie ein großer Fan von Konservenblut gewesen, doch in seinem Falle war es die einzige wirkliche Alternative zum Töten. Da er ohne Augen nicht in der Lage war, sein Gegenüber zu becircen musste er jede Person, von der der trank, immer töten. In der heutigen Zeit der modernen Forensik und einer belebten Stadt wie Los Angeles keine einfache Angelegenheit. Also war Matthew bereits vor Dekaden komplett auf Blutkonserven umgestiegen, was ihm das Stillen seines Hungers erleichtert hatte.
Matthew warf den leeren Blutbeutel in den Abfall, säuberte Mund und Kinn in der Spüle und ging dann ins Ankleidezimmer. Nachdem er Michael gestern nicht mehr zu fassen bekommen hatte, hatte Matthew Maryam gebeten, ihrem Gast eine Notiz zu hinterlassen. Hoffentlich hatte sich der Kerl nicht aus dem Staub gemacht...
Just in dem Moment klingelte sein Handy und riss Matthew aus seinen Gedanken. Da er ja nicht auf dem Display lesen konnte, wer am anderen Ende war, hob er einfach ab und klemmte das Handy zwischen Schulter und Ohr fest, während er nach den Hemden in seinem Schrank tastete und schließlich eines heraus zog. "Matthew Murdoch, wer spricht?"

Das die Formulierung schlecht gewählt worden war, wurde ihm in dem Moment klar, in dem sie seine Lippen verlassen hatte. Nur war es da auch schon zu spät. In einer leicht verzweifelten Geste fuhr er sich mit der Hand über die Stirn und die Haare. Noch während er sich eine Entschuldigung zurecht legte, sprach sie weiter, was schließlich dazu führte, dass er von ihr nur das blittende: „Ruby!“, raus brachte. Alles andere verschwand in seiner plötzlichen Verblüffung. „Mehr was?“, fragte er so leise, dass wenn überhaupt nur Ruby ihn hören konnte. Die Antwort kannte er schon. Was ihn nicht weniger beunruhigte.

'Was wohl!?' schien Rubinas Blick zu sagen, die sich aber gerade noch am Riemen riss, das nicht laut zu sagen. Mit den Händen fuhr sie sich seitlich über das Gesicht und ihre Schultern fielen um gefühlte zehn Zentimeter nach unten. Und vorhin war sie noch enthusiastisch gewesen, dass sie beide. Naja. Sie beide... eben.
„Vergessen wir das einfach. Du hast kein Interesse, ich bin ein großes Mädchen, ich werde es überleben“ Sie räusperte sich erneut und fuhr sich fahrig durch das Haar, ehe sie ihn tapfer anlächelte. Was für ein Mist. Was hatte sie eigentlich gedacht? War es nicht offensichtlich, dass er an niemanden interessiert war? Er hatte die Liebe seines Lebens schon gefunden. Und verloren. Aber den Ring trug er schließlich noch immer.

Zerrissen, so fühlte er sich in diesem Moment. Er konnte sich nicht dran erinnern sich jemals so Gefühlt zu haben, nicht einmal, als Aibreann gestorben war. Todtraurig, wie vor einem dunklen Loch stehend, aber nicht so zwischen dem richtigen und dem was er wollte hin und her gerissen. Ihm fielen Buchstäblich keine Worte ein. Stumm sah er Ruby an, unfähig sich auch nur in eine Richtung zu bewegen, geschweige denn einen Ton heraus zu bekommen. Was konnte er auch sagen, wo Ruby schon die richtige Entscheidung gefällt hatte. Wenigstens eine, die noch dachte. Nur machte ihn das nicht glücklicher. Leise Verzweiflung schlich sich in seinen Blick.

Kein Wort. Keine Zustimmung, keine Widerworte. Nur dieser... recht verzweifelte Blick in ihre Richtung. Das machte es für Rubina nicht gerade leichter. Sie schluckte erneut und wurde dann zum Glück erst einmal von dem Kellner unterbrochen, der sich zu ihnen gesellte.
Sie bestellte sich einen Kaffee, um den Schein zu wahren. Jael nicht. Er schien auch nicht gerade so, als hätte er den Kopf frei, was definitiv ihre Schuld war.
„Es tut mir Leid. Ich hätte davon gar nicht anfangen sollen. Ich hoffe, du kannst das einfach vergessen...? Am besten gleich zusammen mit dem Kuss und den ganzen gestrigen Abend...“ Sie wurde immer leiser und sah dabei sichtlich geknickt aus.
Nein, damit war es amtlich, sie hatte ein ernstzunehmendes Problem mit der Wahl ihrer Männer.
Die einen wollen, sind für sie aber nicht gut und die, die für sie gut wären, wollten nicht...

Er atmete tief ein und räusperte sich dann leise, bevor er antwortete. „Michael. Peterson. Sie haben mir eine Nachricht hinterlassen“, sagte er und kratzte sich unwohl im Nacken. Er hatte kein gutes Gefühl, überhaupt kein gutes. „Nun... ich vermute, sie sind noch nicht im Superiorhaus, oder? Oder lässt es sich auch am Telefon besprechen?“, fragte er und wandte sich von dem Fenster ab.

"Ich bespreche nur sehr gerne Dinge am Telefon", erwiderte Matthew und brachte es fertig, sich die Wut, die in ihm kochte, nicht im Geringsten anhören zu lassen, "wenn es Ihnen also nichts ausmacht, würde ich Sie bitten, im Superiorhaus auf mich zu warten. Ich kann in etwa einer halben Stunde dort sein."
Sicheren Schrittes durchquerte es das Ankleidezimmer, das Handy noch immer zwischen Schulter und Ohr geklemmt, und such sich einen Anzug heraus. Zuerst war es Maryam gewesen und jetzt achtete Jilian darauf, dass Matthew stets nur Hemden besaß, die zu allen seinen Anzügen passten. So war er immer gut gekleidet, auch wenn er selbst die Klamotten ausgewählt hatte.

Das Telefonat mit seinem Vater war kürzer gewesen, als es in diesem Fall üblich wäre. Was an den Gebühren für ein Überseetelefonat lag. Dafür war es auch ungleich härter ausgefallen. Er hatte jedenfalls kein Blatt vor den Mund genommen, was er mit ihm machen würde, sollte er sich auch nur noch einmal nicht im Griff haben. Wütend warf Damion sein Handy durch den Raum, sodass es an der gegenüberliegenden Wand in viele Stücke zerbrach und zu Boden rieselte. "Großartig!", brüllte er, um sich Luft zu machen. "Jetzt kann ich mir auch noch ein neues besorgen!" Vielleicht war es nicht unbedingt die beste Idee bei seiner momentanen Laune, aber er verließ Türe knallend sein Zimmer und machte sich auf den Weg in die Stadt.

"Und du hast ihm nichts gesagt?" Ein strenger, unnachgiebiger Blick richtete sich auf Peter, der schnell den Kopf schüttelte. "Nie nie nichts. Wie hätte ich auch. Hast ja gesagt ich hab den Mund zu halten. Versteh zwar nicht wieso." Ein weiterer Blick traf ihn und er schluckte schnell, bevor er den Satz anders als geplant beendete. "Geht mich ja auch nichts an. Wie gesagt, da findeste Jael. Und Damion hat Krawall gemacht, ist entweder ein sehr guter Zeitpunkt da aufzukreuzen oder ein sehr schlechter. Schon gut, schon gut. Ich bin leise." Die Hände abwehrend gehoben trat Peter einen Schritt zurück. Erst als sein Besucher gegangen war entspannte er sich wieder, Gott, der Kerl machte ihn nervös.

Gerade in dem Moment, in dem Jael sich durchgerungen hatte ihr zuzustimmen (es war die einzig richtige Entscheidung!), trat der Kellner dazwischen und brachte ihr den bestellten Kaffee. Womit seine Entschlusskraft schon wieder schwand. Wie gerne hätte er ihr etwas ganz anderes gesagt.

„Natürlich. Ich werde vor Ihrem Arbeitszimmer warten“, antwortete Michael, dem noch viel ungemütlicher wurde, obwohl Matthew absolut ruhig klang. Aber wahrscheinlich war es genau das, was ihn so nervös machte. Diese Ruhe. Die Ruhe vor dem Sturm. Vielleicht wurde es am Ende doch der Gang zum Galgen, nach allem, was er schon verzapft hatte. Seine Vergangenheit als Jäger, dann die Geschichte mit Gaia und Ilana. Sollte er das Angebot von Tian mitbekommen haben, wars das. Sein Blick glitt zu seinem Nachttisch, in dem er das Mittel aufbewahrte. Vielleicht sollte er es einstecken und Mr. Murdoch alles erklären.

Jillian trat in den Türrahmen und lehnte den Kopf dagegen, während sie ihrem Mann beim Telefonieren zu sah. Mit einer sorgenvollen Miene stand sie schweigend da, den Morgenmantel um sich herum geschlungen und mit bloßen Füßen.

„Danke“ Rubina sah nur flüchtig zu ihrem Kellner auf, der sie höflich lächelte und ihr unbemerkt einen Zettel unter die Untertasse legte, mit seiner Nummer. Er zwinkerte ihr kurz zu und ging dann wieder. Etwas verwirrt blinzelte sie, schüttelte dann den Kopf und widmete sich wieder Jael.
„Willst du... auch mal wieder etwas sagen? Ich hab das Gefühl gegen eine Wand zu reden. Oder mit mir selbst. Und beides ist nicht gerade... unterhaltsam“, sagte sie und lächelte matt.
„Solltest du gehen wollen, verstehe ich das. Ich wäre auch nicht gekränkt, wirklich“

Unterhaltsam hätte durch Höflich ersetzt werden sollen. Er schlucke, weil es ihm vorkam, als würde er sonst kein Wort rausbringen.
"Ich weiß einfach nicht was", antwortete er schließlich ehrlich und ließ aufgebend die Schultern hängen, während er sie ansah. "Gott, ich weiß nicht mal was ich tun soll. Nein, ich weiß es, aber ich kann es einfach nicht. Ich sollte gehen, dich in Ruhe lassen, aber ich bring es einfach nicht über mich. Du bist wichtig. Mir wichtig." Nachdem er sich erst mal warm gesprochen hatte, kamen die Worte einfach. Um genauso schnell wieder zu verschwinden. Er hatte schon viel zu viel gesagt. Das half nicht wirklich dabei das Richtige zu tun.

"Sehr gut, vielen Dank. Bis nachher, Mr. Peterson." Matthew legte auf und musste sich beherrschen, um das Telefon in seiner Hand nicht aus Versehen zu zerdrücken. "Ich wollte dich nicht wecken, Jilian", sagte er leise und legte das Telefon beiseite, ehe er sein Hemd auslas und es überzog, "entschuldige bitte." Ihr zuliebe rang er sich ein kurzes Lächeln ab, ehe er leise seufzte und die Anzughose vom Bügel zog. "Ich muss ins Superiorhaus", erklärte er, während er die Hose anzog, zuknöpfte und das Hemd in den Bund steckte, "da gib es eine Angelegenheit, die auf keinen Fall mehr warten kann..." Schon wieder griff er nach dem Telefon und befahl diesem, seinen Fahrer anzurufen.

Wie immer war Maryam zum Sonnenuntergang aufgestanden und saß bereits in ihrem Büro, um einen Teil des liegen gebliebenen Papierkrams abzuarbeiten. So hatte sie jemanden engagiert, der Damion ein wenig hinterher spionierte um zu ergründen, wo er sich für gewöhnlich aufhielt und wo man ihn notfalls finden konnte. Noch ein Fehltritt seinerseits und die Superiors konnten sich endgültig verabschieden.
"Du siehst besorgt aus." Wie immer verfehlte Baldrics samtene Stimme ihre Wirkung nicht und Maryam spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellte. Als sie den Blick hob sah sie ihren Erschaffer im Türrahmen stehen, lediglich mit einer hellen Leinenhose bekleidet, die Haare aber ordentlich zurück gekämmt und den Bart perfekt gestutzt. "Ich muss arbeiten, Baldric", erwiderte Maryam leise und schüttelte kaum merklich den Kopf, "bitte, ich muss mich konzentrieren, das hier ist wichtig."
"Ich habe nichts Gegenteiliges behauptet." Baldrics dunkle Augen ruhten auf Maryam Gesicht, während er geräuschlos in den Raum hinein trat, "das ändert aber nichts an deiner Miene. Du hast nie Dinge vor mir verheimlichst, Maryam. Erzähle mir, was dich bedrückt."

Verwirrt blinzelte Rubina, die versuchte, das, was er eben noch gesagt hatte mit dem, was er eben gerade gesagt hatte, zu verbinden. Sie kniff ihre Augen dabei leicht zusammen und zog die Stirn in Falten. Nur wo war der Zusammenhang? Er wollte sie nicht in Ruhe lassen? Sie war ihm wichtig? Wie eine gute Freundin oder wie ein Kleidungsstück? Oder...mehr?
Seufzend stützte sie ihren Kopf in ihre Hand, so als wäre er eben zu schwer geworden.
„Ich verstehe nicht ganz...?“ Ruby atmete tief ein, sah ihn fragend an und fuhr sich dann mit der Hand über das Gesicht, ehe sie sie wieder sinken ließ.
„Was willst du? Wenn du mal davon absiehst, was du solltest oder für... richtig hältst? Was willst du, Jael?“

„Schon gut“, antwortete Jillian, die zwar seinetwegen wach geworden war, es aber nicht schlimm fand. Sie machte sich Sorgen um Matthew und hoffte, dass es bald wieder etwas ruhiger zu gehen würde. Langsam trat sie auf ihn zu, während er sich das Hemd in den Bund steckte.
„In Ordnung. Aber... melde dich, falls etwas ist, ja? Und pass auf dich auf“ Sie lehnte sich vor und gab ihm einen kurzen Kuss, ehe er die Nummer seines Fahrers wählen ließ.
Danach trat sie wieder zurück und ging zurück zur Tür.
So sehr sie sich in den sieben Jahren nach dem Superiorhaus gesehnt hatte, fast so sehr wünschte sie sich nun wieder die Ruhe zurück.

Zur selben Zeit machte sich Michael auf dem Weg, in einer schwarzen Hose und einem weißen Shirt, über das er eine dünne Jacke gezogen hatte. Als er vor dem Arbeitszimmer von Mr. Murdoch ankam, schob er sich die Hände in die Hosentaschen und wartete.

"Ich liebe dich, Jilian", sagte Matthew leise, während er das Jackett überstreifte und zuknöpfte, "du und Natasha, ihr seid das Wichtigste für mich, bitte vergiss das nie." Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und brachte sie so halbwegs in Form, ehe er nach seiner Sonnenbrille griff und diese aufsetzte. "Und ich werde dafür sorgen, dass wir hier in Frieden leben können", versprach er und streckte die Hand nach ihr aus, "wir werden hier unbehelligt leben können!"

Bevor Maryam darüber hatte nachdenken können, waren die Worte aus ihr heraus gesprudelt. Während sie einerseits erleichtert war, ihre Sorgen endlich einmal laut ausgesprochen zu haben wurde sie zeitgleich daran erinnert, was ihr Erschaffer für eine Macht über sie hatte. "Aus genau diesem Grund habe ich immer versucht, mich aus der Vampirpolitik heraus zu halten", murmelte Baldric und schüttelte den Kopf, "wenn sich etwas in all den Jahrhunderten nicht geändert hat, dann die Machtgier der Vampire. Immer diese Intrigen-Spinnerei." Er runzelte die Stirn und fuhr sich mit der Hand über das bärtige Kinn, während er grübelte. "Ich werde euch helfen", versprach er schließlich, "dir und Matthew. Wenn es mir möglich ist, werde ich euch helfen, eine Lösung für diese Probleme zu finden."

Wusste er das denn selber? Was er wollte? Wirklich wollte. Nicht darüber nachdenken, das wäre schon einmal ein Anfang. Dachte man erstmal nach, dann war es fast unmöglich jemals wieder zurück zu gehen. Schlimmer war es, wenn man das gedachte auch noch aussprach. Und genau das war es worum Ruby ihn bat. Nur brachte er es nicht über sich nicht zu antworten und bei ihrem Anblick nicht einmal zu lügen. „Ich will dich nicht verletzen. Dass du glücklich bist. Dass du dich sicher fühlen kannst. Dein Wohl liegt mir am Herzen“, sagte er. Platitüden, aber das war es was er wollte und nicht wusste, wie er es erreichen konnte ohne ihre Situation auszunutzen oder sie zu irgendwas zu drängen.

„Du weißt aber hoffentlich, dass du nicht alleine dafür sorgen musste. Du hast mich. Du hast Freunde. Ich bin mir sicher, manche von ihnen wären ohne zu zögern bereit, dir zu helfen und dir unter die Arme zu greifen“, antwortete Jillian, die im Türrahmen stehen geblieben war und sich zu ihm umgedreht hatte. „Ich liebe dich auch. Für immer und ewig“, sagte sie sanft und lächelte ihn warm an.

Das war eine Antwort, aber sie hatte das Gefühl, als wäre es nicht das, was ihm eigentlich quer im Magen lag. Aber ehrlich war es. Daher lächelte Rubina ihn auch aufrichtig dankbar an und lehnte sich wieder etwas nach vorne. Und einmal mehr fragte sich, warum sie so lange Damion hinterher gejagt hatte.
„Das ist lieb von dir“, antwortete sie nach einer Weile, streckte etwas zaghaft ihren Arm aus und berührte ihn kurz an seiner Hand. „Ich bin glücklich. Glücklicher“, verbesserte sie sich und ihre Mundwinkel rutschten ein wenig nach unten. „Aber in deiner Nähe geht es mir gut. Du... du würdest mich nicht so verletzten. Wie andere. Das weiß ich und deswegen fühle ich mich bei dir auch sicher. Und geborgen. Also... wenn es das ist, was du möchtest, dann kannst du beruhigt sein. Wenn es wirklich auch das ist, was du willst“

Eine kleine Lüge würde doch sicher nichts ausmachen. Ihre Berührung hatte seinen Blick auf seine Hand gelenkt und damit auch auf seinen Ehering. Es ging nicht nur um ihr Wohl sondern auch um sein Versprechen. Seine Gesichtszüge zuckten leicht, bevor er aufsah und sie anlächelte. "Ja, das möchte ich. Du kannst immer auf mich zählen", antwortete er und ließ seine Hände dann unter dem Tisch verschwinden, ordentlich im Schoß verschränkt. Sicherer als wenn sie weiter in ihrer Nähe blieben. Ganz traute er sich selbst nicht.

Matthew ergriff Jilians Hand und drückte zwei sanfte Küsse auf ihren Handrücken. Einen Moment stand er da und streichelte ihre Fingerknöchel während er die Ruhe des Moments genoss. Doch schon im nächsten Moment wurde diese Ruhe gestört als es an der Tür klingelte. "Ich muss los", seufzte Matthew leise und gab seiner Frau einen letzten, zärtlichen Kuss auf die Lippen, ehe er notgedrungen ihre Hand losließ, "es wird möglicherweise spät." Er schenkte seiner Frau noch ein letztes warmes Lächeln, ehe er die Wohnung verließ und zum bereits wartenden Wagen hinunter ging.