Vampire-Das RPG IV

Rubina lächelte und sah ihn einen Moment schweigend an, wobei sie sich langsam wieder zurück lehnte. Sie nahm die Tasse in die Hand, der vor ihr stand und nippte an dem Getränk, das nach nichts schmeckte und auch nicht ihren Durst stillte. Oder ihren Hunger.
„Ich verstehe dann aber immer noch nicht, was du damit meintest. Das Richtige? Was du tun musst, aber nicht willst? Das eben... klang doch machbar...oder?“ Sie blinzelte ihn über den Rand ihrer Tasse hinweg an und fragte sich im Stillen, ob sie lieber das Thema wechseln sollte. Nicht nur seinetwegen, sondern auch ihretwegen. Das würde sie auf andere Gedanken bringen...

Und weg war er. Seufzend schlang Jillian ihre Arme um sich und zog dabei ihren Morgenmantel noch etwas enger um sich. Sie wünschte sich manchmal, dass Matthew kein so hohes Amt hätte, denn dann wäre vieles einfacher. Zumindest in ihrer Vorstellung war es so. Aber diesen Gedanken schob sie ganz schnell wieder beiseite. Es brachte nichts, sich auszumalen, was wäre wenn.
Die Realität sah anders aus und auf die sollte sie sich konzentrieren, um für ihren Mann da zu sein. Lautlos ging sie in die Küche und suchte sie ihr Frühstück für den Morgen aus dem Kühlschrank heraus. Vermutlich würde es auch nicht mehr lange dauern, bis ihre Tochter aufwachen würde.

Matthews Fahrer kannte die Straßen von L.A. wie seine eigene Westentasche und brachte seinen Arbeitgeber schnell und sicher zum Superiorhaus. Statt der angegebenen halben Stunde hatte Matthew so nur eine halbe Stunde her gebraucht, doch bereits auf dem Treppenabsatz konnte er wittern, dass Michael vor der Bürotür wartete. "Mr. Peterson", begrüßte er diesen mit neutraler Miene, als er einen Moment später vor der Bürotür stand, "wollen wir hinein gehen?" Er öffnete die Tür und forderte Michael mit einer Handbewegung auf, einzutreten.

Fast hätte Jael aufgebend die Augen geschlossen. Fast. Er schaffte es gerade so einen neutralen Gesichtsausdruck zu behalten. 'Das Mädchen bringt mich noch ins Grab', dachte er und noch bevor er willentlich den Entschluss gefasst hatte auch schon: 'Ach scheiß drauf'. Was nicht nur von der Terminologie für ihn vollkommen ungewöhnlich war. "Du bist in einer Situation, die dich verunsichert. Du weißt noch nicht wohin du sollst, was du tun sollst, wie du weiter machen sollst. Kurz, du bist beeinflussbar. Ausnutzbar. Wenn ich... Egal was ich mache, es wirst du sein, die später vor den Problemen steht. Es vielleicht bereust, sobald du wieder Sicherheit hast", sagte er, bevor er sich wieder umentscheiden konnte. Und weil er gerade dabei war: "Und ich habe ein Versprechen gegeben. Vor langer Zeit."

Das was da aus Jaels Mund sprudelte, waren Puzzleteile. Und Rubina war wirklich bemüht, alle aufzufangen und sie so schnell wie möglichst zusammen zu legen. Auch wenn es ehrlich gesagt nicht so leicht war. Es war als würde er dieses ganz alte britische Englisch sprechen, dass sie stellenweise noch übersetzen musste, in die heutige Zeit.
Während sie in Gedanken puzzelte, sah sie ihn mit neutralem Gesichtsausdruck schweigend an, so lange, bis sie fertig war. Fast fertig. Ein einziges Puzzleteil fehlte noch, aber das Bild, die Nachricht an sich war dennoch zu erahnen.
„Ouhh... achso“, murmelte sie, atmete aus und nickte dann langsam. „Ach...“ Sie nippte erneut an dem Kaffee und stellte die Tasse danach wieder beiseite, auf die sie auch ihren Blick gerichtet hatte. „An Aibreann? Hast du ihr das Versprechen gegeben?“, fragte sie, ruhig und langsam, traute sich aber nicht so recht aufzuschauen.

„Natürlich. Gerne“, antwortete Michael, nickte unsinniger Weise knapp, was sein Gegenüber gar nicht sehen konnte und kam dann der Aufforderung nach. Mit straffen Schultern, aufrechtem Gang und einem unguten Gefühl betrat Michael das Zimmer und hoffte im Stillen, dass er dieses auch wieder lebendig verlassen würde.
Michael fühlte sich zwar nicht unbedingt danach, setzte sich aber trotzdem auf dem Stuhl vor dem Tisch.

Wieso sie den Kaffee tatsächlich trank verstand Jael nicht. Er hatte auch schon oft Getränke zur Tarnung bestellt, aber nie verzehrt. Unmöglich war es nicht, das war schon klar, aber es schmeckte einfach nicht mehr. Nach all den Jahrzehnten erinnerte er sich zwar nicht mehr an den originalen Geschmack, aber das änderte nichts an der Frustration, wenn es nach nichts schmeckte. "Ja", antwortete er fast etwas aufgebend und nickte, auch wenn sie das nicht sah. "Ich kann es nicht brechen." Jedenfalls nicht ohne sich dabei wie ein Verräter zu fühlen.

Matthew schloss die Tür leise und bedächtig und blieb einen Moment regungslos stehen, Michael dabei den Rücken zugewandt. Doch nur einen Wimpernschlag später stand er hinter dem Stuhl, wobei er seine Hand in Michaels Haar grub und dessen Kopf so weit nach hinten zog, dass dessen Nackenwirbel leise knirschten und seine Kehle schutzlos präsentiert wurde. "Mr. Peterson, ich kann es nicht leiden, wenn man mich an der Nase herumführt." Matthews Lippen waren nur Zentimeter von Michaels Ohr entfernt und auch wenn seine Stimme ruhig klang, brodelte dahinter die reine Wut. "Ich weiß von Ihrer Abmachung mit Tian", knurrte er, "nennen Sie mir einen, nur einen guten Grund, warum ich Ihnen nicht sofort Ihren Kehlkopf herausreißen und vor die Füße werfen sollte." Matthew war zwar blind, aber um einiges älter als Michael und ein wesentlich besserer Kämpfer, als er seine Gegner wissen lassen wollte.

Rubina ließ ihre Hände ebenfalls unter den Tisch verschwinden und nickte dann kaum merklich. „Ich verstehe“, sagte sie und sah mit einem kleinen Lächeln zu ihm auf und nickte erneut, mit einem verständnisvollen Blick. Sie würde ihn nicht darum bitten, das Versprechen ihretwegen zu brechen. Wenn, dann musste er es aus eigenem Willen tun, weil er es so beschlossen hatte.
Gerade als sie noch etwas hinzufügen wollte, kam der Kellner an ihrem Tisch vorbei, stolperte und zwei Gläser Orangensaft ergossen sich über Jael.
Was Rubina nicht wusste war, dass der Kellner, Thomas, das mit Absicht tat. Es hatte gleich Pause und hoffte insgeheim, dass der Kerl bei ihr verschwinden würde, um seine Klamotten zu wechseln, sodass er mit ihr reden konnte. Sie war genau ihr Typ – und ähnelte den anderen beiden Freundinnen, die er zuvor gehabt hatte.
„Entschuldigen Sie, Sir“, sagte er und reichte Jael eine Serviette. „Das tut mir unglaublich leid!“
Rubina hatte erst entsetzt drein geschaut und dann musste sie lachen. „Wir haben ganz offensichtlich eine Pechsträhne“, stieß sie hervor und stand auf. Aus ihrer Tasche suchte sie ihren Geldbeutel heraus und legte das Geld für ihren Kaffee auf den Tisch.
„Auf mein Zimmer? Bevor es anfängt zu kleben“, sagte sie mit einem schiefen Lächeln.

Angeekelt sah Jael an sich herunter. Es war schon jetzt nass und klebrig. Der Blick, den der Kellner von ihm bekam war vernichtend, der auch ängstlich schluckte und einen Schritt zurück trat. Der Kontrollverlust war aber gleich wieder vorbei, als er sich an Rubina wandte. "Danke", antwortete er mit einem leicht genervten Lächeln und bedeutete ihr voraus zu gehen. Woran er noch nicht dachte war, dass sie sicherlich keine Kleider hatte, in die er nach dem ausziehen schlüpfen konnte.

„Ich bin beeindruckt“, ließ Ruby nach einer Weile fallen und sah über ihre Schulter zu Jael.
„Der Blick eben. Mit dem du diesen Kerl angeschaut hast. Wow. Ich hätte nicht gedacht, dass du jemanden so ansehen kannst. Sehhr beeindruckend“ Tatsächlich hatte sie es nicht für möglich gehalten, der Blick war richtiggehend grausam gewesen. Wenn Blicke töten könnten... Dann hätte es eben einen Toten wegen vergossenem Orangensaft gegeben.
Sie fischte ihren Schlüssel hervor und schloss die Tür umgehend auf, als sie davor ankamen. Allerdings trat sie beiseite und ließ ihm den Vortritt, sodass er gleich ins Bad gehen konnte, wenn er wollte.
„Die Handtücher auf der rechten Seite sind übrigens noch unbenutzt, solltest du dich duschen wollen“, sagte sie und warf einen Blick auf den Orangenfleck, der kaum zu übersehen war. Wie viel in zwei Gläser passen konnten... beeindruckend. Einen besseren Themenwechsel hätte es wirklich nicht geben können. Da könnte sie dem Kerl fast dafür danken.

So viel zu seiner Hoffnung. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet, nicht in dieser Form, selbst wenn er gut daran getan hätte, es doch zu tun. Die Lippen aufeinander gepresst, sah er zu Matthew, während dieser sprach und die Sonnenbrille ließ ihn dabei noch viel gefährlicher wirken.
Mc biss die Zähne zusammen und fragte sie in Gedanken, wie es sein konnte, dass Mr. Murdoch davon erfahren hatte. Er hatte kein Wort darüber verloren, noch nicht einmal Emlyn gegenüber, was schon sehr an ihm genagt hatte. Und Tian hatte sicher auch kein Wort verloren, weder er, noch sein Handlanger.
„Es tut mir Leid. Ich wollte zu Ihnen kommen, um ihnen von dem Angebot zu erzählen. Wirklich. Ich hatte nicht vor, es anzuwenden, das müssen Sie mir glauben. Nicht... an Ihnen“, sagte er, nachdem er geschluckt hatte und hob dann seine Hand. Aus einer Innentasche zog er zwei kleine Phiolen heraus, die er in der offenen Hand hielt.
„Ich bin Ihnen wirklich dankbar für alles. Ich hätte es nicht gewagt, Ihnen und Ihrer Frau etwas anzutun. Und ich werde es auch nicht. Ich war mir noch nicht sicher, wie ich es... was ich tun kann...Wie viel wissen Sie?“

Ganz gegen seinen Willen war Jael geschmeichelt. Er sollte es nicht sein, aber ihre Aufmerksamkeit gefiel ihm. Schmunzelnd nickte er ihr zu. "Danke. Ich werde nicht lange brauchen", sagte er. Wegen seinem Ausbruch gerade eben zwang er sich ganz bewusst dazu die Tür sanft zu schließen, was dazu führte, dass sie nicht verschloss sondern sich wieder einen Spalt öffnete. Vollkommen unbemerkt von ihm. Nachdem er sich ausgezogen hatte beschloss er nicht zu duschen. Die meiste Flüssigkeit war in den Kleidern geblieben, die er somit nicht mehr anziehen konnte. Das bisschen an ihm konnte er mit einem weiteren Handtuch und etwas Wasser abwischen. Nur um dann vor dem nächsten Problem zu stehen. Was sollte er anziehen?
"Ruby", rief er und war dann wieder Stumm, weil er nicht wusste, wie er fragen sollte, ob sie etwas da hatte, das er anziehen konnte. Er wusste doch, dass sie das nicht hatte.

Verwundert zog Rubina eine Braue hoch, als sie bemerkte, dass Jael die Tür gar nicht richtig geschlossen hatte. Vermutlich hatte er doch nicht vor zu duschen. Mit dem Rücken zur Tür, setzte sie sich auf den Sessel, der im Raum stand und ließ den Blick durch den Raum wandern, während sie Jaels Kleidung rascheln hörte. Dabei blieben ihre Augen an ihrem Morgenmantel hängen.
Es war der einzige und obendrein recht schmal und klein geschnitten – perfekt für sie oder jeder anderen Frau, aber für Jael würde es vermutlich ein wenig zu klein sein, selbst wenn er nicht gerade der größte oder breiteste war.
Seufzend fuhr sie sich seitlich über das Gesicht und fragte sich, was er dann anziehen sollte. Ganz in Gedanken stand sie resignierend auf, als Jael nach ihr rief und ging zur Badezimmertür.
„Ja? Was ist d- Oh“ Sie hatte die Tür weiter aufgeschoben, um nach ihm zu sehen und weil ihr genau das so gut gelang, verstummte sie wieder. Ihre Augen wanderten über seinen Körper, noch ehe sie sich rasch wieder umdrehte. Er war nicht nackt, normalerweise hätte sie damit also gar keine Probleme und gerade das erinnerte sie an Jaels Reaktion, als sie am gestrigen Tag so halb bekleidet herum gelaufen war, durch das Zimmer.
„Tut mir Leid“, murmelte sie und tastete blind nach der Tür, um diese hinter sich am besten wieder zu schließen. Dieses Mal richtig schließen.
„Ich, ähm, könnte dir meinen Bademantel leihen?“

"Offensichtlich nicht genug um dieses Ränkespiel von Anfang an durchschauen zu können", knurrte Matthew und ließ Michaels Kopf noch immer nicht los, schob die Hand aber ein Stück nach vorne sodass Mcs Hals nicht mehr ganz so überspannt war, "erzählen Sie mir alles. Von Anfang an. Und wehe, Sie lassen auch nur das kleinste Details aus." Seine Hand griff zielstrebig nach den Phiolen und nahm sie aus Michaels Hand. "Was ist das?", fragte er und wiegte die kleinen Behälter in seiner Hand während er sein Gehör benutzt, um sich ein ungefähres Bild der Gegenstände zu machen, "ein Gift? Silbernitrat?"

Jael wusste genauso gut wie Ruby, dass er nicht nackt war, aber ihre Reaktion ließ ihn sich so fühlen. Als wäre er ein kleiner Junge, Himmel er war fast 200 Jahre alt, da würde er doch wohl seine körperlichen Reaktionen im Griff haben. Allerdings musste er an ihren Rücken denken, als er ihr den Reißverschluss geöffnet hatte. Und jetzt stand sie schon wieder mit dem Rücken zu ihm. Bevor er antworten konnte musste er sich Räuspern. "Ich fürchte der wird mir nicht passen", sagte er, sah sich aber auch außerstande eine bessere Lösung zu liefern. Er bemerkte, wie sie nach der Türklinke angelte und war ein wenig enttäuscht und verletzt, was er nicht sein sollte, wo es doch besser war, wenn sie so reagierte. "Du musst nicht hier bleiben. Wenn es dir lieber ist kannst du auch gehen, ich finde schon eine Lösung, der Zimmerservice scheint ja ganz patent zu sein. Es sei den du willst mich nicht in deinen eigenen Wänden zurück lassen", fuhr er fort und bemühte sich um einen lockere Ton.

Ihn nicht alleine in ihren Wänden zurücklassen? Die Wände, die er im Grunde bezahlt hatte PLUS die Klamotten, die jetzt in ihrem Schrank hingen? Diese klitzekleine Frage ließ sie nach Luft schnappen und sich selbst fragen, was sie da zum Donner eigentlich tat! Hatte sie sich auch nur einmal so gegenüber Damion verhalten? Nein! Sie wäre zu Damion ins Bad gesprungen hätte mit ihm sonst was auf engstem Raum getan. Und hier stand sie, suchte blind nach der Tür hinter ihrem Rücken und wagte es nicht einmal einen guten Freund anzusehen, der noch immer seine Boxershorts anhatte.
Rubinas Hand sank nach unten, sie stieß die Luft scharf aus und drehte sich um.
„Unsinn! Ich bleibe hier. Und ich ruf gerne auch diesen Zimmerservice an! Und weißt du was, ich lasse Jess bezahlen!“, sagte sie und grinste schief. „So kann ich mich wenigstens revanchieren. Und sie auch. Immerhin hat sie von dir die Nummer. Also... Du braucht ein Hemd und eine Hose“
Sie trat ein klein wenig übermütig ins Bad, gab der Tür einen Schubs und las Jaels Klamotten auf, wo sie nach der Größen schaute. „Ich kann dann unten beim Service auch gleich nach einem Bademantel in deiner Größe fragen“, raunte sie und sah schmunzelnd zu ihm auf.

Die Worte 'Ich dachte, Sie wüssten so gut Bescheid' auf den Lippen, rieb sich Michael den Nacken und überlegte es sich dann doch rasch anders. Lieber, er sagte das nicht laut. Stattdessen atmete er nur scharf ein und fuhr dann leiser fort, bevor Matthew es sich wieder anders überlegte und ihn noch anders traktierte.
„Es... Ein Heilmittel. Als das hat es zumindest dieser Handlanger ausgegeben. Voltaire. So hieß er. Er hat mich abgepasst, auf dem Ball. Er wollte mit mir unter vier Augen reden und hat keinen Zweifel daran gelassen, dass es... unabdingbar wäre. Er erzählte davon, dass er einiges über mich wisse, wegen... Freunden Tians. Jäger. Vampirjäger, die mich von früher kennen“, begann Michael zu erzählen, wobei sein Blick zwischen Mr. Murdoch und der Tischplatte hin und her wanderte.
„Er machte mir ein Angebot. Ich sollte ihm helfen und dafür bekämme ich etwas von diesem Heilmittel. Dass einen... wieder in einen Menschen verwandeln würde. Ich sollte es... erst ihnen und ihrer Frau geben. So könnte ich mich davon vergewissern, dass es echt ist... Und dann sollte ich ihm Bescheid sagen. Wenn sie es genommen hätten... Um mehr zu bekommen“

Überlaut schnappte der Riegel der Tür ins Schloss. Das Bad war nicht klein, aber es kam ihm plötzlich so vor, als würde Rubys Präsenz den ganzen Raum einnehmen. Um sich zu sammeln atmete er tief ein, was sich als Fehler heraus stellte. Sie roch sehr gut. Wieder ein Fehler, er hatte nichts getrunken. Ein Muskel an seinem Kinn zuckte vor Anstrengung, bevor er es schaffte ein antwortendes Lächeln auf seine Lippen zu zwingen. Schon wieder sagte er Danke und musste dann wirklich Lächeln. "Das wäre wirklich alles was ich brauche", antwortete er und überging den Teil mit dem Geld, das war ein Tabuthema bei ihr, das hatte er gelernt. Seinen Worten folgte seine Hand, die sich verselbstständigte und sich an ihre Wange legte.

Rubina fand die Größe von seinem Hemd heraus, prägte es sich ein, legte es beiseite und sah in seiner Hose nach, wobei sie noch immer schmunzelte. Sie fragte sich, was die von der Rezeption wohl dachten, wenn sie nun heute Männerklamotten brauchten. Vielleicht dachten sie ja, sie würden sich abwechselnd die Klamotten vom Leib reißen – und sie dabei auch buchstäblich zerreißen. Eine interessante Vorstellung und genau in diesem Moment legte er seine Hand an ihre Wange und sie sah zu ihm auf. Wäre sie ein Mensch hätte jetzt ihr Herz so laut geschlagen, dass es in dem kleinen Bad von allen Wänden widerhallen würde, da war sie sich sicher.
„Sicher?“, fragte Rubina leise und ließ die Hand sinken. „Sicher, dass das alles ist, was du brauchst?“, fragte sie mit weicher Stimme und legte ihre Hand auf seine und drückte sie sanft.

Es war keine Absicht, sie wollte nur freundlich sein. Trotzdem brachte sie ihn an den Rand seiner Selbstbeherrschung. Er sollte gehen. Oder wenigstens die Hand wegziehen und Platz zwischen sich schaffen. Nur konnte er ich einfach nicht bewegen. Das war wie eine Katastrophe, man sah sie kommen und konnte doch überhaupt nichts tun um sie zu verhindern. Es war vollkommen unmöglich, das wusste er, trotzdem fühlte sich ihre Hand auf seiner sehr warm an. Als ihm auffiel, dass er sie schon viel zu lange schweigend anstarrte, war es eigentlich auch schon zu spät um noch irgendeinen Satz zu finden, der glaubhaft versichert hätte, dass er wirklich nichts anderes wollte. Und von dem Gedanken war es überhaupt nicht weit zu der Reaktion, mit der sein Körper ihn überraschte. Er lehnte sich einfach vor und gab ihr einen sanften aber kurzen Kuss. Selbst danach konnte er seine Hand nicht zurück ziehen oder einen Schritt nach Hinten tun. Dafür fand er etwas, dass er wollte und aussprechen konnte: "Geh bitte nicht weg. Bleib. Bleib bei mir."

"Ein Heilmittel?" Matthew Misstrauen war wirklich nicht zu überhören. In den fast 300 Jahren, die er nun schon auf dieser Welt war, hatte er noch nicht von einem Heilmittel für Vampirismus gehört. Allerdings hatte er damals auch nichts von dem geheimen Labor und den Versuchen an Vampiren geahnt, vielleicht entsprang das Heilmittel den Experimenten dort...
"Wir wären also die Versuchskaninchen gewesen", knurrte er und wandte sich wieder Michael zu, "und was dann? Wenn es funktioniert hätte, hätten sie uns mit Kugel durchsiebt und Tian brav Bericht erstattet? Um dann zurück zu kommen und die Superiors endgültig zu vernichten?!" Die Hand, in der die Phiolen lagen, schloss sich und man hörte das Glas leise knirschen, während Matthew die Hand langsam zur Faust ballte.

Ohne dass sie fror, bekam sie Gänsehaut, die sich über ihren ganzen Körper ausbreitete. Rubina schlug ihre Augen wieder auf, nachdem sich ihre Lippen wieder voneinander lösten. Der Kuss war kurz gewesen, aber viel mehr, als sie sich erhofft hatte – das Gespräch vorhin hatte schließlich alles geklärt. Das Versprechen an seine verstorbene Frau war etwas, dass sie respektierte. Sie hätte es nicht gewagt, da hinein zu pfuschen. Umso erstaunter war sie, als er leise ein paar Worte hinzufügte.
Lächelnd nahm sie seine Hand von ihrer Wange, führte sie zu ihren Lippen und hauchte einen Kuss auf seine Finger. „Ich gehe nicht“, versicherte sie ihm. „Ich bleibe bei dir“ Langsam ließ sie ihre Hand sinken und nahm seine mit. Einen Moment sah sie ihn noch an, rang mit ihren Gefühlen, um nicht noch einen Kuss zu stehlen und trat dann zurück, ohne seine Hand loszulassen.
„Ich befürchte, wir sollten jetzt aber für dich ein paar Klamotten bestellen“ Mit einem Schmunzeln drehte sie sich um und öffnete mit der freien Hand – seine Hose hatte sie inzwischen losgelassen – die Tür. Sanft aber bestimmt zog sie ihn mit sich ins Zimmer.
„Du könntest dir die Decke umwickeln, wenn dir das lieber ist“, sagte sie und wies zum Bett hinüber.

„Ich weiß es nicht. Aber vermutlich... Wie gesagt, ich sollte Bescheid sagen, sollten Sie das Mittel genommen haben. Den Rest wollte er selbst...in die Hand nehmen“, antwortete Michael, dessen Auge leicht zu zucken begann, als das Glas in Mr. Murdochs Hand zu knirschen begann.
Dieses Heilmittel war alles, was er sich je erträumt hatte und die Möglichkeit, dass es wahr war, dass das Heilmittel einen zurück in einen Menschen verwandeln konnte, war die Erfüllung all seiner Träume.
„Ich wollte Sie nicht an Ihn verraten. Ich... ich wäre mit dem Mittel abgehauen. Viel eher, als dass ich es gewagt hätte, es Ihnen unterzujubeln. Ich hätte nichts dagegen gehabt, als Mensch zu sterben“ Denn das hätte ihm sicherlich geblüht. Tian hätte ihn ausfindig gemacht und ihn ausgeschaltet.

Rubys Reaktion half Jael sehr dabei weder schockiert von sich selbst zu sein, noch verlegen. In ihrer ruhigen, fast bestimmen Art erinnerte sie ihn gerade an eine Mutter. Sogar an seine Mutter. Schmunzelnd sah er ihr hinterher und dann zum Bett. Wenn sie ihm Anbot sich zu bedecken, dann bedeutete das wohl, dass ihr es lieber wäre, wenn er etwas mehr anhatte. Was wohl nicht verwunderlich war. Viel weniger als jetzt konnte er ja gar nicht tragen. Also ging er zu ihrem Bett und hob die Decke an. Bevor er sie aber um sich legte, hob er sie an sein Gesicht und Atmete ihren Geruch ein. Nach nur einem Tag war Rubys Geruch schon in die Fasern gezogen. Und es war einfacher zu entschuldigen an einer Decke zu riechen, als an Ruby selber.

"Tun Sie das." Matthew öffnete die Hand und reichte Michael eine der Phiolen. "Nehmen Sie sie und laufen Sie so weit weg wie Sie können. Tian wird Sie sowieso töten und ich kann nicht länger für Ihre Sicherheit garantieren." Das war zwar eindeutig als Drohung zu verstehen, doch Matthew sprach nur die nüchternen Fakten aus. Als die Superiors noch die mächtigste Gruppe innerhalb LAs war, konnte sie es sich leisten, einem ehemaligen Vampirjäger Unterschlupf zu gewähren, ohne dass die anderen Gruppen großartig aufbegehren konnten. Dem war nicht mehr so. "Die andere Phiole werde ich behalten", verkündete Matthew, "und sollte ich Sie auch nur in der Nähe meiner Familie vorfinden, seien Sie sicher: Ich werde Ihnen nicht noch einmal die Chance geben, sich zu erklären."

Als Jael zu ihrem Bett hinüber ging, wandte sie ihm den Rücken zu und ging zu dem Telefon hinüber, das an der Wand hing und von dem man aus die Rezeption erreichen konnte. Mit einer Hand hob sie bereits den Hörer ab und drehte sich soweit, dass sie Jael aus den Augenwinkeln etwas hochheben. Verwundert wandte sie ihm ihr Gesicht und beobachtete ihn dabei, wie er an ihrer Decke roch. Sicher wäre sie jetzt rot angelaufen, hätte sie bereits richtig gefrühstückt.
„Also entweder gefällt dir das Waschpulver oder...mein Geruch“, raunte sie und hängte den Hörer wieder zurück. „Sollte letzteres zutreffen, vermute ich, rieche ich mehr nach mir, als die Decke“
Mit einem Schmunzeln kam sie zu ihm hinüber und blieb dann einen Schritt neben ihm stehen.
Sie vergaß dabei zu atmen, was bei ihr allerdings auch keine schlimmen Folgen mit sich zog, da sie es ohnehin nicht mehr nötig hatte – und sie hier drinnen auch keiner beobachten würde.
Im Nachhinein würde sie ihrem Hunger die Schuld geben, dass sie so reagierte. Wenn sie hungrig war, war sie übermütig und leichtsinniger, also die beste Entschuldigung.
Rubina zog ihm die Decke aus der Hand und trat dann dicht an ihn.
„Nur wieso riechst du dann eher an der Decke. Wenn ich doch hier bin?“, fragte sie und sah ihn neugierig an.

Michael nickte, mit gesenktem Blick. Er hatte es schon kommen sehen. Die Entscheidung war auch in seinen Augen mehr als einleuchtend und verständnisvoll. „Ich verstehe. Das wird nicht geschehen“, versicherte er ihm und stand dann auf, den Blick auf Mr. Murdoch gerichtet und straffte dabei seine Schulter. Er nahm die eine Phiole an sich und biss dabei fest auf die Zähne.
Nur eine. Was sollte er Emlyn sagen? Ob er das Mittel teilen könnte? Ein Versuch war es wert...
„Es tut mir Leid. Der ganze Ärger... Ich werde umgehend packen.... Vielen Dank“

Nachdem er entdeckt worden war, fühlte er sich doch etwas verlegen. Nur hatte er keine Zeit. Nicht einmal um sich eine Entschuldigung zu überlegen. Versprechen hin oder her, sie war dicht. Sehr dicht. Und roch einfach verführerisch, tatsächlich besser, als die Decke. Da hatte sie schon recht. Er hätte definitiv etwas trinken solle, bevor er losgefahren war. Sonst war er sich nie so sehr ihrer Präsenz bewusst gewesen. Wobei sie auch sonst nie so dicht vor ihm stand und auffordernd guckte. "Es ist unhöflich so etwas unaufgefordert zu tun", antwortete er sehr leise und schluckte. Jetzt hatte er aber ja ihre Erlaubnis. Sein Blick blieb von ganz alleine an ihrem Hals hängen, grübelnd, ob er es nutzen sollte oder nicht. Es würde nichts passieren, sie hatte die Rezeption angerufen, er hatte genau gehört, wie sie das Telefon abgehoben und wieder aufgelegt hatte. Bald würde jemand vorbei kommen und ihn bremsen, falls er die Grenze überschritt. Ein beruhigender Gedanke, weswegen er sich noch weiter zu ihr lehnte und tief einatmete. "Du riechst wunderbar", flüsterte er mit geschlossenen Augen.

Ob ihre Gänsehaut gerade Gänsehaut bekommen hatte, nachdem nächsten Schauer? Rubina spürte, wie ihr die Knie weich wurden und brachte ein schüchternes wie geschmeicheltes Lächeln zu stande. Ihre Augen sahen beiseite, während sie sich ein wenig streckte, das Gesicht kaum merklich von seiner Halsbeuge entfernt, atmete sie seinen Geruch ein und fragte sich, was sie eigentlich noch auf den Beinen hielt. „Du auch. Sehr sogar“, wisperte sie und hätte genau so ewig verharren können und vielleicht weil sie sich gerade so wohlfühlte, wanderte ihre Hand von allein zu seinem nackten Rücken und legte sich auf eines seiner Schulterblätter.
Fast zeitgleich lehnte sie sich gegen ihn und schloss für einen kurzen Moment die Augen.

Erst als ihre Hand wieder viel zu warm auf seiner Haut lag und ein leichter Schauer seine Wirbelsäule hinab lief merkte er, dass er die Grenze, die er die ganze Zeit so besorgt im Auge behalten hatte, schon längst überschritten hatte. Und er konnte sich nicht einmal dran erinnern, wann das passiert war. Was er jetzt allerdings wusste war, das er es nicht wieder verpacken und vergessen konnte. Seine Verwirrung stand ihm sehr deutlich ins Gesicht geschrieben. Ein Glück, dass sie ihm nicht in selbiges sehen konnte. Wie von selbst legten sich seine Arme um sie und zogen sie eng an sich. „Ich liebe dich“, raunte er leise an ihrem Ohr vorbei. Über seinen verwunderten Ton musste er selber leise lachen.