Die schlimmsten Klischees die ein Text haben kann

Ja, der Titel ist Programm. Ich möchte von euch gerne wissen, was ihr als absolutes No-Go eines Textes seht, welche Klischees und immer wieder auftauchenden Figuren und Muster für euch so furchtbar sind, dass ihr euch jedes Mal, wenn ihr sie in einem neuen Text lesen müsst, selbst an den Kopf patscht. Mir fallen da spontan zwei ein:

Der Wetterbericht im allerersten Satz eines Kapitels und der namenlose, jugendliche, gesichtslose Held, der aus dem Nichts kommt, irgendwie zu irgendwas berufen wird und plötzlich die Welt retten soll. Und achja - Frauen können nicht kochen, nicht einparken und sind zu doof zum Karten lesen


So, das sind die Sachen, die mir jetzt spontan als furchtbare Klischees, die in einem Text auftreten können, nennen kann. Was fällt euch so ein?

Spontan fällt mir zu dem Thema das unschuldige junge Mädchen in den Fängen eines Bösewichtes ein. Oder die typische Kriegerprinzessin, die dem Nagellack und Throngehabe am liebsten den Rücken kehren und sich in voller Rüstung mit ihren treuen Mannen in die Schlacht werfen würde. Besonders zweiteres nervt mich einfach nur.
Wenn ich länger drüber nachdenke fällt mir sicher noch mehr ein. Mal schaun.

Bei Filmklischees fiele mir das sicherlich leichter, da ich im Literarischen gerne auch mit Klischees spiele.

Was häufig ein Zeichen für eine mäßig durchdachte Story zu sein scheint ist die Rettung aus dem Nichts.


...und wieso können Frauen nicht kochen? So oft kommen die vom Herd doch gar nicht weg.

Okay, dann muss man bei Klischees wohl unterscheiden zwischen "geschickt eingesetzt" und "einfach nur dämlich" (hach, in Englisch sagen sie so schön "facepalmingfull" - wieso gibt's dafür kein deutsches Synonym? ^^)

Gesichtspalmenvoll. *nick*

äh - hier mal ein Bild, was "facepalm" ist

(facepalm - because expressing how dumb that was in words just doesn't work)

Das ist auch immer mein Gefühl, bei manchen Klischees und ich will immer noch wissen, bei was für Dingen in einem Text euch dasselbe passiert.

Ich weiss schon was ein facepalm ist, benutze ich selbst oft genug wenn ich World of Warcraft spiele Gesichtspalme ist einfach eine Spaßübersetzung, die man hin und wieder in unserem Realmforum findet. Und damit genug OT von mir!

Mich nervt es tierisch wenn es immer eine Person (meistens Hauptperson) gibt, die alles kann und keine Fehler hat und unwiederstehlich ist :-S. Das ist aber öfters bei Filmen oder Serien der Fall.

Ich persönlich finde es am Schlimmsten, wenn eine Person am Anfang vollkommen unsicher bzw. der Aufgabe unmöglich gewachsen ist, und dann von einer Sekunde zur anderen plötzlich alles kann.
Also wenn man keine Entwicklung, sondern eine plötzliche 180° Drehung hat, zum Beispiel fand ich das im zweiten Eragonband irgendwie doof, dass er, kaum dass er bei den Elfen war, mehr oder weniger "Plopp!" alles konnte.

Also ihr könnt mich jetzt alle entgeistert anstarren, aber ich hasse diese verdammten Märchenhappyends, in denen der Prinz immer seine Prinzessin rettet und heiratet und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Ich weiss nicht, wie es euch dabei geht, aber ich finde das unmöglich. Warum müssen Märchen immer für die Guten gut und die Bösen bös ausgehen.
Z.B. in Schneewittchen, da muss die böse Königin am Schluss vor dem geretteten Schneewittchen und dem Prinzen in deren Schloss in heissen Eisenschuhen tanzen, bis sie stirbt... und der Prinz und seine Gemahlin lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage... ich frage mich, warum nicht mal andersrum?

Tschü
Paoment

Ich find das soooo ätzend, wenn Die weibliche Hauptperson total unsicher ist und null Selbstvertrauen hat - aber dann echt alle heißen, gut aussehenden, alleskönnenden Typen auf die fliegen.
Oder wenn wieder mal in "Gut" und "Böse" eingeteilt wird, die "gute" Seite eigentlich ja total schwach ist, aber sie die "böse" Seite, die total fies, sadistisch und... plump ist, besiegt. So Happy Ends und so ohne Verluste find ich sooo öde >_<

Paoment schrieb:Z.B. in Schneewittchen, da muss die böse Königin am Schluss vor dem geretteten Schneewittchen und dem Prinzen in deren Schloss in heissen Eisenschuhen tanzen, bis sie stirbt... und der Prinz und seine Gemahlin lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage... ich frage mich, warum nicht mal andersrum?

Weil anders herum realistisch wäre und Geschichten, Musik, Kunst soll nicht realistisch sein, denn das wäre ja traurig und würde an das triste, realistische Leben erinnern. Mit solchen Formen will man immer aus der Realität flüchten. Darum stimme ich euch beiden auch zu, dass das bedingungslose Happy End meiner Meinung nach eines er schlimmsten und plumpsten Klischees ist, das es gibt. Das Leben endet doch auch nicht mit "und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende". Was kommt denn nach der Hochzeit? Richtig: Arbeit, Alltag, Stress, Hektik, Nerverei und wenn Man(n) Pech hat auch noch nervige, dreckige, stinkende, kleine Kinder. Und in der Regel irgendwann die Scheidung. Zack, tot, aus - und weg ist das Happy End. Dass es in der Realität so abläuft, das will aber natürlich niemand wahr haben. Darum flüchtet man in den Geschichten auch in solche Happy Ends. Wer will denn nicht glücklich sein?

Das ist einer der Gründe, weshalb ich Star Wars Episode 3 (trotz seiner offensichtlichen Mängel und schwachen Dialoge) als einen der besten Filme, die es gibt, einstufe. Weil er ungeschönt mutig ist, ein tragisch/tödlich/trauriges Ende zu zeigen.

Also ihr könnt mich jetzt alle entgeistert anstarren, aber ich hasse diese verdammten Märchenhappyends, in denen der Prinz immer seine Prinzessin rettet und heiratet und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Ich weiss nicht, wie es euch dabei geht, aber ich finde das unmöglich. Warum müssen Märchen immer für die Guten gut und die Bösen bös ausgehen.

In Bezug auf moderne Geschichten - ob nun in Bezug auf Filme oder Literatur - (für Erwachsene oder Jugendliche) stimme ich dir zu. Klischeehafte Enden, in denen die Guten glücklich sind und die Bösen bestraft werden (normaler Weise sollten die Personen schon gar nicht in die zwei Sparten unterteilbar sein), sind wirklich etwas furchtbares - vorallem, wenn sie sich dabei völlig ernst nehmen. Auf Märchen würde ich das jetzt aber nicht direkt übertragen - du musst bedenken, dass die Geschichten sehr lange mündlich überliefert wurden und dass damals das Schreiben auch noch kein "Geschäft" war, in dem es darum ging, mit gutem Stil und einer außergewöhnlichen Handlung aus der Masse herauszustechen. Die Geschichten wurden ganz einfach zur Freude erzählt und da ist es doch verständlich, dass man sich nicht mit der traurigen Realität quälen wollte (davon hatten die Leute damals eh schon genug). Ich finde es sehr spannend, aus Märchen (und anderen alten Texten, die ja für heutige Maße ja alle recht klischeehaft und simpel sind) die Hoffnungen, Wünsche und Probleme der Leute von damals herauszulesen.

Zurück zum Thema: Ich kann gar nicht spezielle Klischees nennen, die mich besonders nerven - zumal man dabei auch bedenken muss, wie sie verwendet werden. Immerhin gibt es auch einige sehr gute Bücher (und Filme), die diese benutzen, aber mit einem Augenzwinkern gleichzeitig sich selbst nicht ganz ernst nehmen. Das ist in Ordnung. Was ich aber zum Beispiel überhaupt nicht ausstehen kann, ist es, wenn Klischees über eine gewisse Zeitspanne plötzlich zum Hype werden und jede Menge Autoren auf den Zug aufspringen, um damit auch Geld zu verdienen. Zu nennen wären als aktuellstes Phänomen natürlich Vampire, etc.. Auch hier möchte ich nun aber nicht gleich jeden Autor verdammen, der darüber schreibt, es kommt, wie schon gesagt, immer auf die Intention (interessiert er sich wirklich für das Thema oder hofft er einfach nur auf eine bessere Vermarktung?) und die Verwirklichung an.

Thema gesplittet

Die Diskussion um die Enden geht hier weiter. Hier bitte nur noch über Klischees diskutieren.

Schlimmstes Klischee sowohl in Romanen, als auch in Fanfiktions: So genannte Mary-Sues oder Self-Inserts.
Oder, um es kurz und verständlich auszudrücken: Autoren, die nicht verstehen, dass erst Fehler - sowohl charakterlich, als auch äußerlich - eine Figur interessant machen und die vergessen, dass man sich zwar wünschen darf, diese Person selbst zu sein, sich darin aber nicht verlieren sollte.
Überperfekte Protagonisten à la Bella Swan aus "Twilight", sind für mich blass und eindimensional.

Auch schlimm: Die ewige Schwarz-Weiß-Malerei. Die Mischung macht's und Überraschungen sind willkommen. Bestes Beispiel in diesem Fall wohl: Severus Snape aus "Harry Potter". Zwar keiner meiner Lieblingscharaktere, aber eindeutig interessanter als manch anderer, da er eben die üblichen Ketten sprengt.