Vampire-Das RPG III

"Amanda!"
Keuchend rannte Thomas hinter Amanda her, wobei er sich wieder einmal wunderte, was für ein ungerechtes Schicksal Amanda mehr Kräfte als ihm gegeben hatte.
"Lass mich in Ruhe!", giftete diese außer sich und rannte blind weiter die Straßen entlang. Sie war so sauer, dass sie nicht einmal darauf bedacht war irgendwie menschlich zu wirken. "Du bist ein Verräter!"
Und sie musste diese dämlichen Regeln einhalten, während er so viel jagen durfte wie er wollte! Ungerecht!
"Amanda, du läufst in die falsche Richtung..."
"Mir egal! Dann verbrenne ich halt, dann kannst du doppelt so viel jagen!"
Trotzdem blieb Amanda stehen, um sich zu orientieren. Irgendwas bekanntes? Gerüche, Häuser?
Nein. Eindeutig nicht. Mhm. Würde sie halt einfach so tun, als hätte sie alles im Griff! Trotzig bog sie in eine Straße ein.

„Bitte“, murmelte Damon und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „100 Jahre... 200 Jahre... klingt nach ner verdamm langen Zeit... in der wir nicht altern... ganz schön krank, der Gedanke. So ohne Falten. Hm. Mh. Wäre das ein Buch und nicht mein Leben, würde ich es vermutlich ein wenig cool finden“

"Das stimmt!", erwiderte Emlyn mit einem schiefen Lächeln, "ich meine, ein paar Dinge sind auch wirlich unglaublich. Ich war mein Leben lang eine graue Maus und jetzt..."
Sie zupfte am Saum ihres knielangen, hellblauen Kleides und in ihren Augen funkelte ein klein wenig Begeisterung. "Ich meine, wenn mn vorher schon charismatisch war, merkt man es vielleicht nicht so, aber für mich ist es...einfach unglaublich!"

"Im ernst? Eine graue Maus? Komm schon, du veralberst mich!", sagte Damon und winkte lachend ab. Die Frau wollte ihn doch bestimmt nur auf den Arm nehmen. "Du siehst zielmlich hei-hübsch aus", verbessterte er sich rasch und unterdrückte ein Grinsen.
"Also...ich kenne viele, die sicherlich gerne mit dir ausgehen würden. Und du meinst, vorher warst du nicht so? Sieht man denn auf einmal anders aus?", fragte er verwirrt und fasste sich ins Gesicht.
"Ich etwa auch?"

"Kann ich dir leider nicht sagen!", erwiderte Emlyn mit einem entschuldigenden Lächeln, "ich habe dich leider erst nach deiner Verwandlung getroffen. Aber ich kann dir zeigen, wie ich vor der Verwandlung aussah!"
Sie griff in ihre Handtasche und reichte Damon ein reichlich zerknittertes Foto. Darauf war sie in unscheibarer, grauer und weißer Kleidung, auf der Nase eine reichlich unförmige Brille.

"Hm... hmmm", machte Damon und zog ein wenig an dem Foto.
"Ich würde mal behauptet, dass machen jetzt nur die kleinen Falten im Foto aus... aber hübsch warst du doch schon auch vorher. Nur... ein wenig unscheinbarer. Jetzt trägst du schließlich gerade dieses ziemlich gut aussehende, umwerfene Kleid", sagte er und blickte zwischen der Emlyn vor ihm und dem Foto-exemplar hin und her.

"Es ist wirklich nett, dass du es auf die Klamotten schieben willst", erwiderte Emlyn lächelnd, "aber es liegt nicht nur an dem Kleid, glaub mir. Ich konnte mich als Mensch, ehrlich gesagt, nicht wirklich leiden. Jetzt als Vampir hasse ich zwar meine Essgewohnheiten, aber der Rest von mir...hat sich deutlich verbessert!"

Hm..., dachte Damon und unterdrückte noch immer ein breites Grinsen, wobei er ihr das Foto zurück gab. "Ich bin gespannt, der nächste Spiegel, der mir über den Weg läuft, wird erst einmal ne Viertelstunde von mir in Beschlag genommen. Vielleicht sehe ich ja jetzt aus wie Hugh Jackman... oder Johnny Depp... was meinst du? Könnte ich als Schauspieler durchgehen?", fragte er sie, und drehte sein Gesicht dabei leicht und fing an zu posen, und zu lachen.

Emlyn konnte nicht anders: Sie musste prusten. "Also rein aussehenstechnisch müsste es auf jeden Fall passen!", kicherte sie, "was das Schauspieltalent angeht, kann ich leider nichts sagen. Dazu kenne ich dich noch nicht gut genug!"

"Oh... das krieg ich schon irgendwie hin... irgendwie. Zeit genug habe ich ja. Vielleicht versuche ich es mal mit 100 bei einem Casting. Bei einem Castung für Leute zwischen 20 - 30, das hätte was...", sagte Damon schmunzelnd.
"Und du kannst auch gleich mit... oder werde Modell... bis du genug Geld hast und dann ziehst du woanders hin und machst wieder was ganz neues"

"Am liebsten würde ich irgendwann als Genetikerin in einem Labor arbeiten!", erwiderte Emlyn mit einem schüchternen Lächeln, "toll wäre es auch, als Biologiedozentin zu arbeiten, aber niemand würde jemanden als Dozent anstellen, der wie Anfang 20 aussieht..."
Sie zuckte mit den Schultern und sammelte dann die leeren Konserven zusammen, um sie in den Müll zu werfen.

"Es sei denn du hast das Wissen von einem 50jährigens... Mal im ernst, beweis ihnen, dass du es kannst und sie werden dich bestimmt einstellen, da bin ich mir sicher. Biodozentin. Das ist doch cool... mach das, lass dir das nicht nehmen, okay?" Damon schaute sie euphorisch an und nickte energisch.
"Zeit hast du allemal und einen Versuch ist es doch wert"

"Ich werds versuchen", erwiderte Emlyn halbherzig und wirkte etwas traurig. Sie liebte Genetik wirklich. Aber in Los Angeles würde sie in nächstes Zeit keine Uni besuchen dürfen. Nicht solange sie als verschollen, beziehungsweise als kürzlich verstorben galt. "Aber erstmal gibt es noch einiges für mich zu lernen, bevor ich irgendwo Dozent spielen kann!"

Plötzlich stieg Liane ein süßlicher Geruch in die Nase. Angespannt sah sie auf und runzelte die Stirn, als ihr ein junger Mann ins Auge fiel. Er war etwa 1,70 groß, und schlank, hatte kurze, schwarze Haare und dunkle braune Augen. Seine Kleidung war unauffällig, vielleicht ein wenig dunkel, doch sonst war nichts besonderes an ihm. Außer sein Geruch. Er schien ein Vampir zu sein.
Interessiert stand Lia auf und trat ein paar Schritte in seine Richtung. Spätestens jetzt ärgerte sie sich, ihre hellblaue Jacke mit Pelz an der Kapuze angezogen zu haben. Sie war viel zu auffällig. Trotzdem näherte sie sich ihm vorsichtig.

Als Jael aus dem Gebäude trat blieb er erstmal unschlüssig stehen. Wohin sollte er denn gehen? So in Gedanken bemerkte er die hellblau gekleidete Gestalt nicht, die auf ihn zutrat, bis sich dieser bestimmte Geruch in sein Hirn vor- und Aufmerksamkeit erkämpft hatte. Er drehte den Kopf und sah die Person direkt an. Überrascht stellte er fest, dass es sich um ein äußerlich sehr junges Mädchen handelte. Und doch verströmte sie eindeutig die Aussage Vampir.

Jäh blieb Liane stehen. Interessiert musterte sie den anderen Vampir vor sich. Sie musste sich eingestehen, dass sie fasziniert von dessen Anblick war. Seit langem war er der erste männliche Vampir den sie traf. Still stand sie da, auf der anderen Straßenseite und betrachtete ihn. Was er hier wohl macht?, fragte sie sich im Stillen.

Mit zwei schnellen Blicken hatte Jael sich versichtert, dass niemand da war, der etwas merkwürdiges beobachten könnte. Langsam, immer aufmerksam, was die Vampirin ihm gegenüber machen würde, ging er auf das Mädchen zu. Manchmal war es schwer zu sehen, wie alt ein Vampir war, aber dieses Mädchen, musste, trotzt ihres Aussehens, um einiges älter sein als er.

Neugierig legte sie den Kopf schief und beobachtete den Vampir, wie er langsam auf sie zukam. Sie hatte keine Angst, nein. Doch trotz allem blieb sie wachsam und registrierte jede seiner Bewegungen. Liane war schon anderen Vampiren begegnet und nicht alle waren ihr freundlich gesinnt. Dieser hingegen machte einen recht freundlichen Eindruck. Dennoch - der Schein könnte trügen.

Jael zögerte noch einen Augenblick, aber das Mädchen sah aus, wie die Unschuld in Persona. Schein konnte zwar trügen und Vampire waren nie ungefährlich, aber sie wirkte nicht so, als würde sie sich im nächsten Augenblick auf ihn stürzen. Warum auch?
"Ich wünsche einen guten Abend", sagte er also gedämpft, wohl wissend, dass sie ihn trotzdem hören würde, und trat dann neben sie.
"Suchen Sie etwas bestimmtes?", setzte er hinzu, vielleicht könnte er ja helfen, erst dann ging ihm auf, dass das Mädchen ja vielleicht gar kein Englisch konnte. In dieser Zeit zwar unwahrscheinlich, aber es gab einige ältere Vampire, die sich weigerten Fremdsprachen zu lernen. Er selbst hatte ein Mal einen Vampir getroffen, der ausschließlich Gälisch sprach. Und er war froh gewesen, dass er schnell hatte gehen können ohne unhöflich zu wirken.

Liane lächelte ihn leicht an. "Nicht direkt.", antwortete sie ihm nach einer Weile mit glöckchengleicher Stimme. "Ich war nur neugierig. Wundervolle Nacht..."
Sie musterte den jungen Mann nun endlich aus der Nähe und musste feststellen, dass er recht gut aussah. Es war sonst nichts besonderes an ihm, doch sein gesamtes Wesen zog sie auf irgend eine Weise wie magisch an. Sollte sie ihn fragen? Wäre es nicht ein wenig unhöflich?
Ach, Quatsch. Wird schon schief gehen., dachte sie und lächelte noch einmal leicht.
"Darf man fragen, wie alt sie sind?", fragte sie vorsichtig, jedoch mit unverkennbarem Interesse in der Stimme.

Jael lächelte ein wenig amüsiert, obwohl er die Frage ein wenig merkwürdig fand, ihn interessierte meistens eher der Name als das Alter, aber gut, geistig war das Mädchen anscheinend jung und offen geblieben.
"Natürlich darf man", antwortete er und deutete eine Verbeugung an. "Ich bin 184 Jahre alt. Und, wenn ich mich vorstellen darf, mein Name ist Jael O’Coileáin. Mit wem habe ich das Vergnügen, wenn ich fragen darf?"
Mit einem freundlichen Lächeln richtete er sich wieder auf und sah auf die kleine Person hinunter.

„Du kannst dich ja durch ein paar Schinken lesen... hier gibt es doch bestimmt irgendwo ne Bibliothek, oder nicht? Da lässt sich doch gewiss das eine oder andere finden“, meinte Damon nachdenklich, der versuchte sich an den Stadtplan zu erinnern, den er sich bei seinem ersten Tag hier in die Hand hat drücken lassen. Wo hat er den bloß gelassen?

Liane lächelte erneut. Soso, 184 also.
"Es freut mich, sie kennen zu lernen.", antwortete sie leicht, dann deutete sie mit einem fast spöttischem Lächeln einen Knicks an. "Man nennt mich Liane van Dalkess."
Sie konnte kaum den Blick von dem anderen Vampir wenden, doch nach einer Weile zwang sie sich dazu und ließ ihren Blick ruhig über die vereinzelnden Menschen gleiten, die des Nachts noch unterwegs waren. Dann legte sie den zierlichen Kopf in den Nacken, so dass die große Kapuze von ihrem Kopf rutschte und ihr hellblondes Haar zum Vorschein kam, und sah in den Himmel hinauf.
"Wundervolle Nacht...", wiederholte sie leise.

"Die besten Bücher gibt es in der Unibibliothek!", erwiderte Emlyn schulterzuckend, "aber solange die Nachricht von meinem "grausamen" Tod noch über den Campus geistert, kann ich mich dort nicht blicken lassen. Da wäre was los, wenn sie herausfinden, dass ich nicht tot bin. Wobei...bin ich ja eigentlich...aber nicht do tot wie sie gedacht haben!"
Sie seufzte aufgebend.

"Hm... ich weiß nicht... kann ich da vielleicht hin? Meine Eltern denken, ich wäre hier ein paar Wochen... nutze meine Semesterferien aus und so. Ein Kumpel, mit dem ich hier bin, der wird denken, dass ich in der Bar übernachtet habe... oder in einem Hotel mit einem Mädchen oder so... ich könnte vielleicht mit meinem Pass dort etwas ausleihen... oder?", fragte Damon.