Vampire-Das RPG III

Amanda starrte weiter die Decke an. Sie würde Jael NICHT beachten! Selbst wenn er sich zu ihr setzte. Das machte ihr nichts aus. Sie würde ihn weiter ignorieren. Auch wenn er nichts tat. Wieso tat er nichts? Wieso sagte er nichts? Vorsichtig schaltete sie ihren Mp3-player aus, ließ jedoch die Stöpsel drinne. Sie WÜRDE ihn weiter ignorieren!
Okay... ein kleiner Seitenblick. Vorsichtig sah sie Jael an, starrte dann jedoch schnell wieder zur Decke.
"Ich rede nicht mit dir!", platzte es dann plötzlich aus ihr heraus.

"Das.. merke ich?", antwortete Jael ein wenig verwirrt und drehte sich zu Amanda um, um sie wenigstens ansehen zu können, auch, wenn sie stur die Decke anstarrte.
"Aber mir würde es auch reichen, wenn du nur zuhören würdest."

Amanda schnaubte, nahm allerdings die Kopfhörer aus ihren Ohren.
"Das heißt aber nicht, dass ich wirklich zuhöre!", murmelte sie leise, was ihr wirklich schon schwer fiel. Jael hatte wieder diese eklige Art an sich, die machte, dass sie ihm nicht böse sein konnte.

"Versuch es einfach", meinte Jael und schmunzelte. Er drehte sich ganz auf dem Bett um und saß jetzt, ein Bein untergeschlagen da und sah Amanda an.
"Es war nicht richtig von uns, dich so an der Nase herum zu führen, aber ein bisschen spaß muss manchmal sein. Und wir haben es nicht so gemeint. Ich soll dich von Matthew um Verzeihung bitten."

Amanda wand sich ein bisschen, eigentlich schon gar nicht mehr sauer, aber irgendwie nicht gewillt beiden so leicht zu verzeihen.
"Das war nicht witzig, ich hab extra versucht mich zu Benehmen!", schimpfte sie also und sah Jael strafend an. "Wenn ich mich so benehme, dann krieg ich gleich immer Ärger, aber ihr dürft das!"
Sie schnaubte noch einmal.

"Das ist der Vorteil des Alters", lachte Jael leise und verlegte sich wieder aufs Scherzen, um Amanda wenigstens ein kleines Lächeln abzuringen.
"Na komm, Kleines, du hättest die Chance uns genauso herein zu legen auch genutzt", fügte er hinzu und strich Amanda kurz über die Haare.

"Ach ja?", gab Amanda zurück, verzog aber keine Miene. Geschmeidig richtete sie sich auf und schmiegte sich an Jael.
"Du KÖNNTEST es wieder gut machen...", hauchte sie sinnlich in sein Ohr, während eine Hand über seine Schulter fuhr, grinste ihn dann jedoch breit an und wuschelte durch seine Haare. "Du könntest aufhören mich zu bemuttern!"
Sie setzte sich normal hin und musste kichern.
"Das war die Rache!"

Jael blieb die Luft weg, als Amanda sich so an ihn schmiss und hoffte, dass er sich beherrschen konnte. Bevor er sich fragen konnte, wie weit er das wohl aushalten würde, änderte Amanda auch schon ihr Verhalten und er konnte erleichtert aufatmen.
"Das hab ich wohl verdient", murmelte er und stand auf.

"Ja, hast du.", erklärte Amanda ohne Umschweife und beobachtete Jaels Reaktion mit Genugtuung. "Aber ich halte mich an die Abmachung, keine Angst!"
Sie grinste undschuldig und griff nach einer Zeitschrift, die sie auf den Nachtschrank gepfeffert hatte.

"Du bist ganz schön dreist", stellte Jael fest und beobachtete, wie Amanda es sich wieder gemütlich machte. Ein leiser Verdacht keimte in ihm auf und er legte den Kopf leicht schief, während er Amanda beobachtete.
"Du willst doch wohl nicht hier bleiben, oder?", fragte er vorsichtig und war sich nicht sicher, ob er die Antwort hören wollte.

"Doch, wieso?", fragte Amanda überrascht, die immer noch nicht wusste, dass es Jaels Zimmer war. "Als ich hierhin kam, war das Zimmer leer und ich will nicht zu Thomas, du hast ja gesagt ich darf ihn nicht nerven. Ich kann natürlcih auch einfach ein bisschen draußen rumlaufen und woanders schlafen? Ich finde bestimmt was!"
Sie sah Jael herausfordernd an.

"Nein, nein, schon gut..", wehrte Jael ab und hob die Arme in die Luft.
"Ich, ähm... Machs dir gemütlich", sagte er dann, nahm sich das Buch, dass er gerade am Lesen wer, vom Nachtschrank und verließ das Zimmer. Vor der Tür hielt er inne und überlegte, wohin er sich jetzt am besten begeben sollte. Sein Zimmer war belegt. Nunja, er könnte Maryam fragen, ob noch ein anderes frei wäre. Oder er könnte jetzt den Rundgang starten und schauen, ob er Casey finden konnte. Keine schlechte Idee, sagte er sich selbst, klemmte das Buch unter den Arm und machte sich auf den Weg.

Amanda lachte schadenfroh, als Jael verschwand, seufzte dann aber bald schon gelangweilt. Aber besser, als aus Versehen die Abmachung zu brechen. Sie WÜRDE das durchhalten!

Und er hatte recht gehabt.
Seufzend fuhr er sich mit der Hand durchs Haar und wunderte sich, wie man in so einem Alter noch so unvernünftig sein konnte. Casey hatte keine Nachricht hinterlassen. Genaugenommen ließ nichts drauf schließen, dass er, oder sein Bruder, jemals hier gewesen waren.
Nun gut, dann eben die zweite Adresse. Immer noch vor sich hingrübelnd machte er sich auf den We und suchte Maryam.

Maryam saß zu ebendiesem Zeitpunkt in Matthews Büro und sortierete Papiere. Sie hatte bereits einige der anderen Clanvorstände darüber informiert, dass sie für einige Zeit Oberhaupt der Superiors sein würde. Die meisten reagierten ruhig, nur Timothy aus South San Gabriel liess sich zu einem flapsigen Spruch hinreißen. "Soll er doch", murmelte Maryam gleichgültig, er war sowieso ein beschränkter Idiot.

"Soll wer was?", fragte Jael ein wenig überrascht, als er nach einer halben Stunde suchen Maryam fand. Er hätte wahrscheinlich vorher anklopfen sollen und die Bemerkung einfach übergehen sollen, aber vor lauter selber rumgrüblen, hatte er temporär vergessen, dass er nicht in seinem Zuhause war, wo ihm so ziemlich jede Tür einfach offen stand.
"Oh, entschuldigung", sagte er, als Maryam aufsah und fuhr sich mit der Hand kurz über den Mund. "Es war nicht meine Absicht so einfach rein zu platzen. Ich kann auch wieder gehen und..", meinte er und drehte sich halb zu Tür um. "Wieder gehen und dann anklopfen, oder was?", dachte er bei sich selbst in einem kleinen Anflug von Sarkasmus.

"Dafür besteht kein Grund", erwiderte Maryam höflich und nickte Jael kurz zu, "Sie werden einen guten Grund haben, hier hereinzukommen. Kann ich ihnen helfen?"
Sie stand auf, so wie die Höflichkeit es gebührte. "Oder soll ich Mr. Murdoch holen?"

"Nein, das ist, hoffe ich, nicht nötig", wehrte Jael schnell ab und drehte sich wieder zu Maryam um.
"Ich hab nur ein... kleines Problem mit meinem Zimmer", fing er ein wenig unsicher an, weil er nicht genau wusste, wie er die Situation am besten erklären sollte.
"Wie es aussieht hat Amanda sich bei mir Einquatiert und.. ähm.. Sie verstehen bestimmt mein Problem", beendete er seine Erklärung und fühlte sich plötzlich nicht mal mehr zu einem Bruchteil so alt, wie er eigentlich war.

"Ich verstehe", erwiderte Maryam und nickte verständnisvoll, "einen Moment bitte."
Sie stand auf, ging zu einem der schlichten Aktenschränke, die so gar nicht zu den sontigen Einrichtung passen wollten, und zog eine der Schubladen auf, um eine Akte herauszusuchen.
"Ich denke, wir haben im 3. Stockwerk noch etwas frei, Sie haben Glück, diese Zimmer sind noch größer als die üblichen."
Sie packte die Akte zurück und wandte sich Jael zu.
"Sie müssen den linken Gang entlang, zwei Treppen hoch. Es ist das dritte Zimmer auf der linken Seite."

"Sehr freundlich, danke schön", bedankte Jael sich wirklich erfreut und Lächelte Maryam an.
"Ich lasse Sie wohl dann besser in Ruhe weiter arbeiten", fügte er hinzu und wandte sich wieder der Tür zu, um das Zimmer zu suchen.

"Falls Sie jemals beschließen sollten, dass Ihre Erziehungsmethoden nicht mehr ausreichen", sagte Maryam und sah Jael direkt an, "informieren Sie mich. Ich könnte Ihnen helfen."
Sie nickte Jael erneut zu, bevor sie wieder am Schreibtisch Platz nahm.

Jael hielt in der Tür inne und drehte sich wieder zu Maryam um. "Ich.. ähm.. werde dran denken", antwortete er, als sie schon wieder saß und konnte sich nicht des Verdachts erwehren, dass sie die Gelegenheit nur zu gerne wahrnehmen würde. Und er wollte nicht wissen, welche Erziehungsmethoden sie auffahren würde. Da hatte Amanda sich aber auch wirklich etwas eingebrockt.

OUT: Wollen wir mal wieder ein bisschen Leben ins Spiel schubsen?

Casey beobachtete seinen Bruder aufmerksam. Der sah sich zwar nicht mehr so panisch um, wie am Anfang, aber trotzdem wirkten seine Augen im Verhältnis zum Gesicht immer noch viel zu groß. Seine ganze Körperhaltung drückte verunsicherung aus, auch wenn er immerhin nicht mehr vor jedem Auto, Fernseher, Handy oder sonstigem zurückschreckte. Eine gewaltige Verbesserung.
Allerdings würde Casey ihm jetzt den nächsten Schock versetzen müssen. Fliegen.
Für jemanden, der nicht einmal die Erfindung des elektrischen Lichts mitbekommen hatte, musste die Tatsache zu fliegen ziemlich verstörend sein. Sogar Casey war skeptisch gewesen zu Anfang, und er hatte die Entwicklung von Anfang an verfolgen können.
"Immerhin wird es der letzte Schock sein. Für jetzt", sagte Casey sich und fasste seinen Bruder am Ellenbogen, der immernoch halb fasziniert, halb erschrocken die Eindrücke des Terminals in sich aufnahm. Obwohl es dunkel draußen war, fast mitternacht, herrschte immer noch ein reges Treiben. Überall hetzten Menschen umher, Handys an ihren Ohren oder in der Hand, während die Durchsagen mit monotoner Stimme die aktuellen Verspätungen oder Aufrufe durchgaben. Das alles erschuf eine Lärmkullisse, die Casey schon nicht mehr aufgefallen war, für seinen Bruder jedoch absolutes Neuland war.
"Komm", sagte er leise und der Blick seines Bruders richtete sich fast hilfesuchend auf ihn. "Hier lang. Ich bring dich an einen ruhigeren Ort", erklärte er und zog seinen Bruder mit zum Gate. Nur noch dieser eine Schock, dann wären sie irgendwo im Nirgendwo und er könnte sich in Ruhe von all dem Erholen.
"Und irgendwann, wenn er soweit ist, dann kommen wir zurück", dachte Casey und lächelte beruhigend. Ein Lächeln, dass sein Bruder nur zögerlich erwiderte.

out; ein neuer Abend ^.^

Jane saß bereits am frühen Abend in der Küche, das blonde Haar zurück gesteckt, ein Kugelschreiber auf ihrem Ohr, einen Bleistift in der Hand und vor ihr ein Heft mit Sudokus.
Sie spitzte nachdenklich ihre Lippen, während sie angestrengt nach einer Lösung Ausschau hielt.
Neben ihr auf dem Tisch stand ein Glas voll Konservenblut, das sie auf einen Taschenwärmer gestellt hatte – damit es länger warm lieb.

Ihr direkt gegenüber saß William – auf der Nase eine Brille, die Haare ebenfalls nach hinten gebunden, was jedem ein Bild davon gab, wie er wohl vor gut 200 Jahren ausgesehen hatte.
Er lehnte auf seinem Stuhl zurück, die Brauen grübelnd zusammen gezogen und las sich gerade ein Kreuzworträtsel durch.

Emlyn lag unterdessen noch immer in ihrem viel zu weichen Bett und starrte gedankenverloren die Decke an. Sie vermisste Michael. War er wirklich erst seit 2 Tagen weg? Ihr kam es wie eine verdammte Ewigkeit vor!
Leise seufzend drehte sie sich auf die andere Seite und ignorierte das Ziehen in ihrem Magen, das kommenden Blutdurst verkündete.

Matt hingegen hatte fast den ganzen Tag an Natashas Bettchen gewacht. Auch wenn er wusste, dass Hailey nicht mehr kommen konnte, wollte er seine Tochter doch nicht alleine lassen. Er war alt genug, um sich ein paar schlaflose Tage leisten zu können und dank dicken Vorhänge und einem ausreichenden Blutvorrat sah man ihm seine Mühen nicht an.