Vampire-Das RPG III

Liane und Javen waren derweil in der Suite angekommen. Lia hatte es sich auf dem Bett bequem gemacht und las in einer Modezeitschrift. Zwischen ihren Zähnen klemmte ein Bleistift, mit dem sie hier und da ein paar Sachen anstrich, etwas zu Kleidern hinzu malte oder sie veränderte. Als sie jedoch ein Kleiderrascheln hörte, sah sie auf. "Was ist?", fragte sie neugierig, als sie sah, wie Javen sich die Schuhe anzog.
Er sah auf.
"Ich würde gern noch ein wenig spazieren gehen, wenn es dir nichts ausmacht.", erwiderte er mit Unschuldsmiene.
"Aha.", Liane kaute weiter auf dem Stift herum und sah wieder in das Magazin. "Komm nicht zu spät, ja?"
"Keine Sorge, ich bin rechtzeitig wieder da.", damit verschwand er aus dem Zimmer.
"Das will ich auch hoffen.", murmelte sie noch leise, bevor sie die nächste Seite umblätterte und weiterlas.

In der Zwischenzeit hatte Elias den Industriehafen erreicht und stand nun mit geschlossenen Augen an der Hafenkante. Tief atmete er die kalte Meeresluft ein und ein leichtes Lächeln trat auf sein Gesicht. Er liebte die Nacht. Ein Vampir zu sein war gar nicht mal so schlecht.

"Warum guckst du mich an?", verteidigte Amanda sich sofort und kniff Jael in den Oberarm. "Ich bin doch nicht blöd und mach was falsch, damit du mich nach Hause schicken darfst und ich den Rest meines Lebens Thomas beißen muss, wenn er jagen war!! Also, wen beißen wir zuerst?"
Grinsend schnallte sie sich ab und rieb die Hände aneinander.
Thomas Gesicht hatte derweil eine noch blassere Farbe als sonst angenommen. Hoffentlich würde er das durchstehen. Und hoffentlich würden sie irgendjemanden töten, der keine Familie zu ernähren hatte.

Ungefähr das hatte Jael befürchtet, aber er machte gute Mine zum bösen Spiel. "Wird schon schief gehen", dachte er sich. Im Notfall konnte er sie wahrscheinlich auch leicht einholen oder bremsen.
"Nun, das bestimmst heute du. Thomas hat keinen Hunger und ich hab gegessen, das wird also ganz alleine deine Beute. Und die wirst du dir gefälligst auch selber jagen", sagte Jael und klang ein wenig auffordernd, tadelnd zum Schluss, als hätte er keine Lust sich auch noch darum kümmern zu müssen.

"GANZ ALLEINE?!", brach es aufgeregt aus Amanda heraus, die vor lauter Anspannung leicht zitterte. Ihre Augen leuchteten vor lauter Begeisterung, bis sie plötzlich von Ernüchterung heimgesucht wurde. "Aber ihr kommt doch mit oder? Also... ich hab das doch noch nie gemacht!"
Aus großen Augen sah sie Thomas und Jael an.

"Natürlich kommen wir mit", lächelte Jael ihr beruhigend zu.
"Einer muss ja auf dich aufpassen und Thomas soll auch was lernen. Aber solange du nichts falsch machst, hast du völlig freies Spiel. Wie man eine Witterung aufnimmt weißt du ja schon. Also, überrasch mich, finde deine Beute."

Amanda nickte, zum zerreißen gespannt und sprang aus dem Auto. Nachdem sie ihre Kleidung glatt gestrichen hatte und ihre Haare ein wenig geordnet hatte, atmete sie tief ein. Okay, es stank nach Fisch. Unangenehm. Sie verzog das Gesicht. Gemächlich ging sie weiter und schnupperte. Sie versuchte sich darauf zu konzentrieren, wie Javen gerochen hatte. Blut und etwas Süßliches. Und tatsächlich konnte sie etwas riechen, je weiter sie ging. Und irgendwie war da auch etwas anderes... ein Geruch der sie an etwas anderes erinnerte. Mhm. Vielleicht waren das auch Jael und Thomas.

Thomas folgte Amanda schleppend, wähend er sich unsicher umsah und hoffte, dass alle Hafenarbeiter bereits nach Hause gefahren waren. Gott, er wollte wirklich keine Katastrophe auslösen.

"Geht es dir nicht gut?", fragte Jael Thomas leise um Amanda nicht zu stören. Es kam ihm ein wenig merkwürdig vor, dass Thomas so lustlos mitschlurfte. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er gesagt, dass er krank war. Aber woran sollte ein Vampir schon erkranken?

Auf einmal schnupperte Elias leicht. Da war jemand. Ein Vampir? Offensichtlich war er nicht alleine hier auf der Jagt. Er beschloss, abzuwarten. Mit immernoch geschlossenen Augen lauschte er, ob er etwas oder jemanden kommen hörte. Noch war alles still, so still es eben in einer Stadt wie L.A. eben werden konnte.

"Huh?", machte Thomas und sah Jael an, als hätte er erst jetzt bemerkt, dass er neben ihm lief. Schnell schüttelte er den Kopf und brachte ein Grinsen zustande.
"Ich mach mir nur ein bisschen Sorgen, ob sie vielleicht einfach wieder einen toten Vogel findet", erklärte er leise, doch Amanda ließ ein Fauchen hören.
"Das war ein Versehen!"
Empört schnüffelte sie durch die Luft und ging weiter richtung Wasser. Mittlerweile hörte sie auch Gelächter und nachdem sie sich einmal um sich selbst gedreht hatte, entdeckte sie eine kleine Truppe Männer, die eindeutig betrunken waren und laut grölten und lachten.

"Ein bisschen groß der Happen, findest du nicht", schmunzelte Jael, wobei er auch Thomas Antwort nicht unamüsant fand. Tote Vögel schienen in ihrer Gegenwart nichts ungewöhnliches zu sein. Gleich drauf wurde er jedoch wieder ernst, immerhin ging es hier nicht um irgendein Vergnügen. Mit einem schnellen Schritt trat er hinter Amanda um sie leise zu fragen:
"Glaubst du, du schaffst es dir jemanden aus der Gruppe zu locken, oder willst du lieber weiter suchen?"

In der Ferne hörte Elias ein paar Menschen, nach einer Weile roch er sie auch. Doch auch drei andere Gerüche stachen ihm in die Nase. Vampire. Nun war er sich sicher.
Mit einem leisen Seufzen öffnete er die Augen und sah noch einen Moment lang aufs Meer, dann drehte er sich um und schritt beinahe lautlos voran. Schon bald war er hinter der grölenden Gruppe Betrunkener und verzog das Gesicht. Schon ihr Gestank, der beinahe den Blutgeruch überdeckte, war abartig. Doch die Geräusche, die sie von sich gaben waren noch schlimmer.
Ignoriere es, da musst du durch., sagte er in Gedanken zu sich selbst und lief weiter.

Amanda runzelte sie die Stirn, als sie wieder den fremden Geruch streifte, schüttelte den Gedanken jedoch ab und wandte sich Jael zu.
"Natürlich kann ich das... glaube ich!", sagte sie entrüstet und guckte Jael flehend an. "Darf ich es versuchen? Bitte?"
Sie grinste verschmitzt, so dass ihre Zähne zu sehen waren.

Thomas konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er war sicher, dass Amanda es schaffen würde jemanden wegzulocken. Er atmete kurz tief ein und merkte wie sich sein Kiefer versteifte und der Geruch von Blut alles andere überdeckte. Na toll.

Jael sagte nichts, er Lächelte nur und machte eine Einladene Geste in Richtung der Gruppe. Das war ihr Auftritt. Versuchen durfte sie alles, er würde sich nur einmischen, wenn etwas unvorhergesehenes passieren würde.

Elias atmete noch einmal tief durch, dann hatte er die Gruppe erreicht. Mit spitzem Finger tippte er einem der Männer auf die Schulter.
"Verzeihung, könnten sie mir einen Augenblick folgen?", fragte er mit einem höflichen Lächeln. Der Mann sah ihn mit glasigem Blick irritiert an.
"Wasss willsu von mia?", fragte er und hickte.
"Dass sie mich ein Stück begleiten. Ich hätte ein paar Fragen an sie.", erwiderte Elias höflich.
"Naguud. A-a-abe nua einen Auenbligg.", lallte der Mensch und folgte Elias, der sich umdrehte und zu den Containern lief. Zwischen zweien von ihnen blieb er stehen und drehte sich zu dem Betrunkenen um, der ihm widerstandslos gefolgt war.
"Also...hick...wass willsu nu?", fragte dieser erneut. Statt einer Antwort ging Elias auf ihn zu und zog eine Pistole mit Schalldämpfer aus seiner Manteltasche.
"Schön ruhig leiben.", zischte er dem verängstigten Mann zu und dieser nickte hastig.
Der Vampir beugte sich hinab und trank. Schmerzhaftes Wimmern kam für einen Moment lang von dem Opfer, doch mit dem Pistolenlauf in dessen Rücken verstummte es augenblicklich. Als Elias satt war, leckte er kurz über die Bisswunde, die sich danach langsam schloss, und drückte er ab. Es gab ein kaum hörbares Schussgeräusch und der Mann sackte zu Boden. Ein wenig Blut lief unter ihm hervor, als Elias sich daran machte, die Taschen des Herrn zu durchforsten. Er fand eine Brieftasche, ein altes Handy und einen Ausweis. Alles ließ er in seiner Tasche verschwinden und ging.
Mit dem Handrücken wischte er sich noch einmal über den Mund, dann seufzte er erleichtert auf.

Amanda strahlte, strich noch einmal ihre Klamotten glatt und machte mit einer Handbewegung deutlich, dass Jael und Thomas warten sollte. Die ersten paar Meter ging sie energisch auf die Geräuschkulisse zu, bis die Männer auch sie sehen konnten. Ihre Schritte wurden augenblicklich langsamer und deutlich vorsichtiger. Ihr Kopf drehte sich immer wieder nach hinten, als hätte sie Angst. Als sie Jaels Blick streifte, grinste sie jedoch zähnefletschend und zwinkerte verschmitzt.
Sie setzte ihr Schauspiel fort, bis sie auf ein paar Meter an die Männer heran gekommen war und diese ihr vergnügt zujohlten und versuchten zu zum Näherkommen zu animieren.
Amanda senkte jedoch schüchtern den Kopf und beschleunigte ihre Schritte. Für einen kurzen Moment sah es aus, als würde sie einfach an den Männern vorbei laufen, doch einer von ihnen streckte die Hand aus und hielt ihren Arm fest. Er war mittleren Alters, der ungepflegte drei-Tage-Bart hatte schon graue Spuren.
"Wo willsu denn... hin, Gleine?", nuschelte er und hauchte eine unangenehme Brise von Bier und Zigaretten in Amandas Richtung. Sie rümpfte kurz die Nase. Hoffentlich schmeckte sein Blut nicht so.
"Ich...", murmelte sie unsicher und stockte kurz. Mist. Wie sollte sie ihn jetzt weg locken?
"Larry, lassie doch! Wia müssen sowieso die ress..lichen Kisden noch ein... ein... einladen! Wo is übahaubt Kingsley? Wollde der nich wiedakommen?", mischte sich einer seiner Kollegen ein, doch Larry winkte nur ab, während Amanda sich ein genervtes Stöhnen unterdrückte. Gott, das konnte doch nicht so schwer sein!
"Ich hab meinen Autoschlüssel verloren...", schluchzte Amanda, als Larry sie abermals fragte, was los sei. "Und es ist so dunkel..."
Einer der Männer raunte etwas Unanständiges, woraufhin die anderen beiden lachten, doch Larry warf ihnen einen bösen Blick zu. Sie sollten ihm jetzt nicht die Tour vermiesen!
"Ich könnde dia helfen... ich bin der Meis...der im Schlüssel findän!"
Amanda nickte, immernoch mit zuckenden Schultern und deutete auf eine dunklere Gasse.
"Irgendwo da ist er runter gefallen! Wenn sie mir helfen, dann bedanke ich mich auch."
Larry grinste seinen Leuten zu und bedeutete ihnen nicht auf ihn zu warten. Der Blick der Kleinen war deutlich genug.

Thomas starrte zu Amanda herüber und schämte sich fast ein bisschen dafür, dass sie so ein durchtriebenes Biest war. Den Schuss bemerkte er nur nebenbei, schenkte ihm aber keine sonderliche Beachtung.

Jael schenkte ihm allerdings schon beachtung. Natürlich hatte er mitbekommen, dass sie nicht die einzigen Vampire am Hafen waren, aber Waffen und Vampire waren für ihn ebenso unvereinlich, wie Ehrlichkeit und Politiker. Deswegen lauschte er nach weiteren Geräuschen, er würde sich jedenfalls nicht von irgendeinem wild gewordenen Menschen überraschen lassen. Kugeln waren nicht angehem. Gedankenverloren strich er über die Stelle am Arm, wo die Kugel dieser Verrückten ihn getroffen hatte. Zu seinem Glück lenkte ihn das allerdings auch von Amandas Vorstellung ab, die ihn sonst garantiert in Verlegenheit gestürzt hätte.

Amanda nahm mit einem neckischen Grinsen Larrys Hand und führte ihn in die dunkle Gasse, gefolgt von dem Grölen der anderen. Schweigend führte sie ihn in die Kleine Gasse, während sich alles in ihr so sehr anspannte und das Rauschen seines Blutes so laut für so wurde, dass sie das Gefühl hatte keine einzige Sekunde mehr aushalten zu können. Mechanisch ging sie weiter, bis sie die Gasse erreicht hatten.
Es war fast süß, als Larry sich tatsächlich nach einem Schlüssel umsah, während sie sich lassiv an die Wand lehnte und ihn angrinste. Das unschuldige Mädchen war verschwunden.
Als Larry sie ansah grinste er, selbstsicher und überlegen.
"Ich wussde, dass es keinen Schlüssäl gibd!", nuschelte er grinsend und wankte auf Amanda zu. "Fraun könn' miä nich wiedastehn!"
Amanda rollte mit den Augen, versichterte sich, dass ihnen keiner gefolgt war und machte kurzen Prozess. Mit einer schnellen Bewegung hatte sie Larry angesprungen, verfehlte aber seinen Hals, als er wankend umfiel. Mit schreckgeweiteten Augen starrte er Amanda an, deren Augen wild funkelten, wie die eines Tieres. Bevor er jedoch schreien konnte, fauchte sie und sprang ihn abermals an. Während sie ihm eine Hand schmerzhaft auf den Mund presste biss sie zu.
Als das warme Blut ihr in den Mund schoss, hatte sie längst alle anderen Gedanken beiseite geschoben und saugte an dem Mann, bis er reglos da lag und sein Herz aufhörte zu schlagen.

Thomas drehte sich weg und stellte das Atmen so gut wie möglich ein. Der Geruch von Blut war so intensiv, dass er merkte, wie sein Verlangen danach bis ins Schmerzhafte stieg. Aber der Gedanke einen Menschen zu beißen, war ihm so zuwider, dass er allein beim Gedanken daran schauderte.

"Noch sind sie da", sagte Jael an Thomas gewandt, der dessen Reaktion falsch deutete, und wies in Richtung der Gruppe, die sich gerade die schlüpfrigen Details lautstark lachend ausmalten.
Anderen beim Jagen zuzusehen brachte immer eine Versuchung mit sich. Ganz so, als würde irgendjemand vor einem Schokolade essen. Egal wie satt man war, ein bisschen würde schon noch reinpassen.

Thomas schüttelte bestimmt den Kopf.
"Nein, ich... das eine Mal war ein Versehen, nochmal mache ich es nicht.", murmelte er und starrte zu der Truppe herüber. Allein für die Sprüche, die sie über Am kloppten, hätte er ihnen gerne den Hals umgedreht. Niemand sollte so von ihr denken oder über sie reden! Sie war ein Kind!

Amanda konnte mit Fug und Recht behaupten, dass kein Blut mehr im Körper war, als sie sich aufrichtete und sich kichernd über den Mund wischte. Sie fühlte sich so voll, als hätte sie sich überfressen und ihr Kopf war angenehm leicht. Wieder kicherte sie.
"Larry, ich muss sagn, dass du...", sie überlegte kurz und musste wieder Kichern. "Unwiderstehlich bisd!"
Wow, sie fühlte sich so... gut! Mit einem breiten Grinsen drehte sie sich in die Richtung, in der sie Jael und Thomas glaubte und winkte ihnen zu.
"Ich bin fertiiig!", trällerte sie und hockte sich neben den leblosen Körper. Grinsend stubste sie Larry in die Seite. "Lass dich nich so hängn..."
Wieder kicherte sie, ahnungslos darüber, dass sie sich nicht wegen dem frischen Blut so fühlte, sondern wegen des Alkoholes in Larrys Blut.

Jael bekam Amandas Allüren nur teilweise mit, er hatte sich jetzt ganz zu Thomas gedreht und sah in ernst an. Eine Sache war auf eigene Faust jagen zu gehen, eine andere Sache war, wenn das ganze zufällig passierte und man dann auch noch die Nerven verlor. Und so, wie Thomas die Leiche hatte verschwinden lassen, hatte er das garantiert. Es war ja nicht so, dass er ihn gar nicht verstehen konnte.
"Thomas", sagte er und suchte einen Moment nach den richtigen Worten. Er wollte ihn nicht gleich in die Deffensive drängen, weil er dann bestimmt nicht mehr zuhören wollte.
"Ich weiß, dass es nicht einfach ist, aber wenn du dich wenigstens ein wenig mit dem anfreunden könntest, was dir passiert ist und was du jetzt bist, dann würde es vieles erleichtern. Niemand sagt, dass du es genießen musst", sagte er und zeigte in Amandas Richtung. "Aber Konserven und Tierblut sind dauerhaft keine Lösung."

Elias wurde neugierig, als er in der Ferne leise Stimmen vernahm. Mit einem Sprung landete er auf einem der Container und lief auf ihnen entlang, immer den Stimmen nach. Er wollte nur sehen, wer dort war. Zumindest versuchte er sich dies einzureden.
Als er nah genug herangekommen war, verstand er auch, was dort gesprochen wurde. Es schien sich um zwei Männer zu handeln. Die dritte Person konnte er weder sehen, noch hören.
"...Konserven und Tierblut sind dauerhaft keine Lösung.", hörte er den einen Vampiren sagen und runzelte die Stirn. Tierblut? Wer trankt denn so etwas? Vorsichtig wagte er sich näher und kauerte sich an den Rand des Containers.

Thomas versteifte sich und seine Gesichtszüge wurden hart. Er wollte nicht darüber reden. Was wusste Jael schon?
"Ich kann das aber nicht!", murmelte er leise, wenn auch eindringlich. "Ich weiß, dass ich rübergehen sollte und einen von den Männern weglocken, aber sobald ich sie vor mir sehe, sehe ich die Familie und die Freunde und das Leben und... ich kann das nicht. Ich hab mir das hier nicht ausgesucht und hätte der Mistkerl damals nur kurz nachgedacht, dann wäre alles noch in Ordnung! Ich wollte nur ein normales Leben!"
Er hatte sich so hochgeschaukelt, dass er Jael aufgebracht und schwer atmend anstarrte, während die Worte wütend aus ihm heraussprudeln.
"Wenn das hier meine einzige Wahl ist... dann..."
Er schnaubte aufgebracht und verschränkte hilflos die Arme. Gott, er wusste ja selbst, wie kindisch sich das anhörte, aber für ihn war das hier eben kein Abenteuer!

Amanda hatte sich einen Spaß daraus gemacht, Larry so hinzulegen, dass er aussah, als würde er nur schlafen. Sogar seine Augen hatte sie geschlossen. Jetzt hockte sie neben ihm und tätschelte seine Wange.
"Ich würdä dich ja gern in Ruhe lassn, aber Jael hat gesagd ich muss auf meine Leichen aufpassen!", erklärte sie ihm munter und lehnte sich gegen eine Wand. Summend stimmte sie ein Schlaflied an und spielte mit einem herumliegenden Ast.

Mit einem Mal fuhr Elias' Kopf herum und er blickte in eine andere Richtung. Nicht weit entfernt konnte er eine heitere Frauenstimme, dann ein leises Schlaflied vernehmen. Es war die Richtung, aus der der Geruch des dritten Vampirs kam, begleitet, von einem leichten Duft nach frischem Blut. Es war also eine Frau. Sie hatte eine schöne Stimme, musste er sich eingestehen und ohne weiter darüber nachzudenken schlich er weiter, in Richtung des Liedes.
Wenige Augenblicke später war er angekommen und kauerte sich wieder an die Kannte des Containers. Ein leichtes Lächeln legte sich auf sein Gesicht, als er dem Summen lauschte.

Amanda hielt inne, als sie ein Geräusch hörte und stand mit einigen Koordinierungsschwierigkeiten auf, um sich umzusehen.
"Thommy? Jael?", fragte sie leise, wobei sie ein wenig lallte. Als niemand antwortete verschränkte sie die Arme und reckte das Kinn nach vorne. "Das is nich lus..dig!"

Elias zuckte leicht zusammen, als die Vampirfrau nach ihren Begleitern rief. Still und reglos blieb er dort, wo er war und rührt sich nicht vom Fleck. Angestrengt in die Stille lauschend betete er innerlich, dass niemand auf die Idee kam, hier hoch zu kommen. Er wollte keinen Ärger haben und noch weniger wollte er einen Streit mit einem anderen Vampir riskieren.