Vampire-Das RPG III

"Niemand zwingt Sie!", erwiderte Nines mit einem charmanten Lächeln, "ich versuche lediglich, jeden meiner fabelhaften Gäste etwas näher kennen zu lernen."
Sein Blick glitt zu Amanda hinüber, die anscheinend interessiert in den Tanzraum hinuntersah.
"Miss Amanda!", rief er halblaut und machte eine einladende Handbewegung, "haben Sie eventuell Lust, unserer Runde beizutreten und uns etwas über Sie zu erzählen?"

Amanda blinzelte überrascht und brauchte tatsächlich einen Moment um sich wieder zu fangen. Dann aber musterte sie Nines ein wenig argwöhnisch. Wollte er sich nur lustig über sie machen? Ein wenig unsicher trat sie an die Gruppe heran.
"Ich hab nicht viel zu erzählen, ich bin noch nicht so lange...", murmelte sie ein klein wenig beschämt (und auch etwas trotzig) und fügte schließlich doch ein wenig munterer hinzu: "Aber ich kann ziemlich schnell rennen und ich bin ziemlich gut im Vögel fangen und immerhin habe ich einen Großteil der High School überlebt. Und ich habe London gesehen."
Sie blinzelte fröhlich, durch den vielen Alkohol so beeinflusst, dass ihr nicht einmal klar war, dass diese Informationen total überflüssig waren.

"Wow, dann haben Sie mir ganz eindeutig etwas voraus!", lachte Nines, "ich habe es bisher leider nicht geschafft, den großen Teich zu überqueren."
Er nickte Amanda wohlwollend zu. "Wie hat Ihnen London denn gefallen?"

Jael konnte ein leises Schmunzeln nicht ganz verbergen, als er Amandas Ausführungen lauschte. Das beschrieb fast alles, was sie gemacht hatte ohne auch nur einen Funken Information zu enthalten. Wenn sie sich immer so ausdrücken könnte, dann wäre sie in der Lage jedes Geheimnis für sich zu behalten. Bei dem Gedanken seufzte er leise. Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre.

Liane betrachtete Amanda eingehend. Nach ein paar Augenblicken lächelte sie leicht. Vielleicht hatte sie dem Mädchen unrecht getan - sie wirkte weder gefährlich, noch labil. Und sie hatte Javen nichts getan, was angesichts ihres jungen Alters und der wenigen Übung, eine Glanzleistung war.
"Weshalb fangen sie Vögel?", fragte sie mit schief gelegtem Kopf nach einer Weile.

Amanda sah kurz zu Jael herüber und wunderte sich, warum er ihr nicht ins Wort fiel. Jemand stellte ihr interessierte Fragen und niemand antwortete für sie! ENDLICH war sie erwachsen! Wohlwollend zuckte sie mit der Schulter und fuhr eifriger fort: "Es riecht komisch finde ich und die Leute sind ganz anders, aber das ist nicht böse gemeint!" Sie zwinkerte Jael kurz zu. "Und ich mag die vielen tollen Läden und die tollen Klamotten!"
Sie grinste unbeschwert, bis Liane sich einmischte. Jedoch hatte Amanda wieder so gute Laune, dass sie vergaß trotzig zu sein. "Weil sie besser schmecken als Ratten und Thomas nicht will, dass ich Katzen esse."
Es klang als wäre es das Natürlichste auf der Welt.

Thomas räusperte sich leicht beschämt und setzte zu einer Erklärung an, zuckte dann aber aufgebend mit den Schultern. Das war ihm jetzt zu kompliziert. Amanda würde das schon erledigen.

Glockenartiges Gelächter brach aus Liane hervor. Sie konnte nicht anders, diese Amanda war einfach zu komisch! Lia fragte sich, wie sie diesem unbeschwerten Mädchen nur je misstrauen konnte.
Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, grinste sie nurnoch. Ihre Augen blitzten.
"Sie sind sehr erfinderisch und ideenreich, das muss ich zugeben."

Jael hatte auch Mühe ein lachen zu unterdrücken, tarnte das jedoch erfolgreich hinter einem leisen Husten.
"Manchmal ist sie zu erfinderisch", sagte er an Liane gewandt und musste dran denken, wie sie überhaupt nach London gekommen war.

"Ich schätze Frauen mit Erfindergeist!", kommentierte Nines das Ganze und prostete Amanda mit einem imaginären Glas zu, "sie gehören mit Abstand zu den interessantesten Vertretern ihrer Art!"
Auch wenn der Kommentar höchstwahrscheinlich dreist war, wurde er trotzdem ohne die geringste Form von Anzüglichkeit ausgesprochen. Es war ein ehrliches Kompliment.

Amanda grinste selig und mehr als geschmeichelt und schien voll in ihrem Element zu sein.
"Dankeschön, das liegt aber nur an der... äh.. aus... äh... gefreundlichten Gesellschaft.", erwiderte sie überschwänglich und blinzelte sogar Liane freundlich an, bevor ihr Lächeln zu einem frechen und vielleicht fast reizvollem Schmunzeln wurde. "Und in mir stecken noch viele Ideen und Erfindungen!"

"Das klingt wirklich äusserst interessant", begann Nines, als aus seiner Jackentasche ein leises Piepsen zu hören war.
"Oh, entschuldigen Sie mich bitte einen Moment, ich bin sofort wieder da", sagte er mit einem leichten Lächeln und entfernte sich dann einige Schritte, bevor er das Gespräch annahm.
Die Person am anderen Ende sprach einige Sätze, Nines beschränkte sich auf Nicken und einige leise "Mhhmm", bevor er wieder auflegte und zur Gruppe zurückkehrte.
"Meine Damen, meine Herren, es tut mir wirklich leid, aber ich werde den Club bereits früher schließen müssen", sagte er mit einem entschuldigenden Lächeln, "ich bitte vielmals um Verzeihung. Kann ich Ihnen allen vielleicht anbieten, morgen wieder zu Besuch zu kommen? Als Entschädigung sozusagen?"
Er sah die Runde fragend an.

"Sie scheinen mir eine sehr interessante und vielseitige Person zu sein, Amanda.", lächelte sie leicht. "Bei Gelegenheit würde ich mich überaus freuen, wenn Sie mir ein wenig Gesellschaft leisten. Heute jedoch ist es schon zu spät..." Sie wandte sich zu dem Clubbesitzer.
"Wenn Ihr Angebot noch gilt, würden Javen und meine Wenigkeit uns dann zurückziehen.", entgegnete Liane Nines, nachdem sie der quirligen Amanda schelmisch zugezwinkert hatte. "Er wartet hinter dem Foxxy Boxes."

"Natürlich!", erwiderte Nines eilig und lächelte Liane zu, "mein Wagen steht in einem Nebengebäude, wären Sie so freundlich und würden dort auf mich warten? Ich komme sofort nach."
Er griff in seine Hosentasche und drückte Liane dann sanft einen kleinen Schlüsselbund in die Hand. "Dann muss auch ihr Begleiter nicht mehr in der Kälte stehen."

"Ich danke Ihnen.", nickte Liane lächelnd und ließ den Schlüssel behutsam in ihrer kleinen Faust verschwinden. "Wir werden Sie erwarten."
Nach diesem Worten wandte sie sich zu den anderen Vampiren und neigte ihren Kopf vor jedem. "Mr. O’Coileáin. Mr Danes. Miss...", bei der ihr fremden Vampirin hielt sie kurz inne, wandte sich dann jedoch weiter zu Amanda. "Amanda. Ich hoffe, Sie werden über meinen Vorschlag nachdenken. Er wäre mir eine große Freude.", lächelte sie und wandte sich dann zum Gehen. "Auf Wiedersehen. Eine friedliche Tagesruhe."
Damit verließ sie die Gruppe und wenig später auch das Foxxy Boxes. Mit schnellen Schritten gelangte sie zu Javen.
"Hast du mich vermisst?", grinste sie frech.
"Aber sicher doch. Immer."
"Ironie? Halt! Sag nichts.", Lia verzog das Gesicht und streckte ihm die Zunge raus. "Komm, wir sollen bei dem Wagen warten."
"Dem Wagen?"
Liane ignorierte Javens irritiertes Gesicht und marschierte los - Javen stolperte ihr hastig hinterher.
"Lia, wo gehen wir hin?"
Sie schwieg, sah sich stattdessen um und schnupperte in der Luft. Nach einigem Suchen fand sie das besagte Gebäude und schritt auf es zu.

Maryam nickte der kleinen Vampirlady kurz zu und erhob sich dann in einer fließenden Bewegung. "Mr. Fontana, ich danke Ihnen für Ihr freundlichen Abgebot, aber ich werde es ausschlagen müssen. Ich habe leider zu viele Aufgaben, die nicht weiter aufgeschoben werden können."
"Ich verstehe", sagte Nines und nickte verständnisvoll, "ich danke Ihnen trotzdem, dass Sie mein bescheidenes Etablissement mit Ihrer Anwesenheit beehrt haben."
Maryam nickte knapp und wandte sich dann ihren Begleitern zu. "Wenn es Ihnen nichts ausmacht, werde ich jetzt vorgehen und das Auto holen?"

"Natürlich nicht, wir kommen gleich nach", antwortete Jael und war immer noch ein wenig überrascht über den schnellen Aufbruch. Außerdem wusste er nicht recht, was er Nines sagen sollte. Wenn er Amandas Reaktionen überdachte, dann würde sie garantiert wieder hierher kommen wollen, ob er das so gerne hatte wäre ihr wohl ziemlich egal.
"Ich werde sehen was ich machen kann. Vielleicht ergibt sich die Möglichkeit wiederzukommen", sagte er schließlich diplomatisch zu Nines und reichte ihm die Hand zum Abschied.
"Danke für alles, Sie haben ein... interessantes Lokal."

"Vielen Dank!", erwiderte Nines grinsend und ergriff Jaels Hand, "Sie alle waren interessante Gäste. Hat mich wirklich gefreut."
Sein Handy klingelte erneut und er konnte sich ein genervtes Augenrollen nicht verkneifen. Gott, hatten diese Leute keine 2 Minuten Zeit?!
"Ich entschuldige mich nochmals für diesen schlagartigen Abschied!"

Maryam verließ zur selben Zeit zusammen mit den normalsterblichen Gästen das Foxxy Boxes. Sie würde bestimmt nicht noch einmal herkommen, dieser Abend hatte ihren Bedarf nach menschlicher Gesellschaft für die nächsten 100 Jahre gedeckt.

"Sie können ja nichts dafür", antwortete Jael schnell, bevor Nines ging und sah dann Thomas und Amanda an.
"Na los ihr zwei, Maryam wartet, Wurzeln wollte ich hier eigentlich nicht schlagen", weckte er die beiden aus ihrer Versteinerung und folgte dann Maryam nach draußen. Langsam merkte man, dass es auf Ladenschluss zuging. In der Menge der Menschen machte sich eine Aufbruchsstimmung bereit, weshalb es nicht ganz einfach war hinaus zu kommen. Aber sie schafften es schließlich doch.

Maryam fuhr in dem eleganten, aber dennoch schlichten Wagen vor und hielt vor dem Club. Ein leichter Druck auf einen der Knöpfe, und das Beifahrerfenster fuhr herunter.
"Würden Sie bitte einsteigen?", bat sie Jael, Amanda und Thomas höflich aber bestimmt, "es wird Zeit, zurückzukehren und ich will vermeiden, in den stockenden Verkehr zu geraten."
"Stockender Verkehr" war in diesem Fall eine nette Bezeichnung für einige hundert betrunkene Nachteulen, die jetzt irgendwie ihre Autos nach Hause kurvten.

Nines Gesicht zierte zur selben Zeit ein zufriedenes Grinsen. Nach einigen Verhandlungen hatten sich schließlich beide Rettungssanitäter mit einem Bestechungsgeld von jeweils 200 Dollar bar auf die Hand zufrieden gegeben. Tja, jeder Mensch hatte ebne seinen Preis und dieser war sogar noch ziemlich gering gewesen...
Dafür würde er aber nicht Probleme mit der Polizei bekommen, die sich nach einem Schwerverletzten erkundigen, der steif und fest behauptete, ein Mann habe ihn angefallen und versucht, ihn zu beißen.
Nachdem Nines dieses Problem also aus der Welt geschafft hatte, beschloss er, seinen Club jetzt endgültig zu schließen.
Als er raustrat, konnte er am Horizont bereits ein leichtes Dämmern ausmachen, doch er widmete diesem kaum aufmerksamkeit und betrat stattdessen das Nebengebäude wo sein Wagen, ein silberner Aston Martin Rapide, zusammen mit Liane und Javen wartete.
"Miss van Dalkess, ich hoffe, ich habe Sie nicht zu lange warten lassen?", erkundigte sich Nines mit einer angedeuteten Verbeugung.

"Natürlich", beeilte Jael sich zu sagen und schob Thomas und Amanda auf die Rückbank, bevor er selber in den Wagen stieg.
"Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeit", fügte er dann an Maryam gewand hinzu.

"Aber nein.", lächelte Liane kurz, als Nines Fontana zu ihnen trat. Javen saß schon auf der Rückbank, vor seinen Füßen die beiden Koffer. Er nickte Mr. Fontana kurz zu und runzelte dann mit Blick zu Liane die Stirn.
Sie hatten sich gerade über ihre weitere Reise unterhalten und er hatte erstaunlicherweise zu hören bekommen, dass Lia gerne eine Weile bleiben würde. Anscheinend interessierte sie diese Stadt. Doch gerade das kam ihm seltsam vor. Nicht, dass sie schon ein paar mal eine Zeit lang an einem Ort geblieben waren, das war es nicht. Doch in Anwesenheit - vorwiegend männlicher - Vampire wurde das Mädchen sonst immer sehr... launisch und abweisend. Es dauerte nie lange, bis sie von dem Ort wegzogen, an dem einer von ihnen lebte.
Irgendetwas schien sie hier zu halten und das waren sicher nicht die hübschen Blümchen auf den Fenstersimsen.

Liane hingegen sah Nines erwartungsvoll an, während sie neugierig fragte: "Ist ihr Heim weit von hier entfernt, dass sie hier ihren Wagen stehen haben?"

"Kein Grund für Entschuldigungen, Mr. O’Coileáin!", erwiderte Maryam freundlich und ihre Mundwinkel zuckten kaum merklich nach oben, bevor sie anfuhr, einen Schlenker um einige torkelnde Clubgäste machte und dann in hohem Tempo die Straße entlangfuhr.
Während der ganzen Fahrt sprach sie kein Wort, doch sie hatte vorgesorgt und das Radio angemacht, auf dem eine undefinierbare Musik plärrte. Ihr gefiel es gar nicht, aber wie hieß es so schön? Bei der Jugend von heute verstand man generell nicht, warum sie Dinge gut finden.
Etwa eine halbe Stunde später fuhr sie den Wagen auf den kiesbedeckten Vorhof des Superiorhauses.

"Es ist etwa 20 Minuten entfernt", erklärte Nines freundlich, während er Liane die Beifahrertür aufhielt, "aber um diese Uhrzeit sollten wir es auch in einer Viertelstunde schaffen können, vorausgesetzt, die Besucher meines Clubs rufen sich nicht alle Taxis!"

Liane grinste Nines zu und stieg ein. "Ich danke Ihnen."
Sie schnallte sich an und strich ihr Oberteil glatt, die kleine Handtasche auf ihrem Schoß. Als Nines die Tür schloss, kramte sie kurz in ihrer Handtasche und reichte wenig später Javen die Phiole nach hinten.
"Leer.", sagte sie nur mit bittendem Blick.
"Nachher, okay?", fragte dieser mit einem schnellen Blick zu Mr. Fontana.
"In Ordnung. Aber ich hoffe, du hast gut gegessen - ich habe Hunger."
Javen schwieg und sah aus dem Fenster. Lia deutete dies als ein Ja und nickte zufrieden.

Maryam stieg sofort aus dem Auto und wartete nur darauf, dass Jael und die anderen beiden ausstiegen, bevor sie den Wagen abschloss und im Haus verschwand.
"Für euch beiden ist es auch höchste Zeit, dass ihr ins Bett kommt", wandte sich Jael an die beiden und begleitete sie noch zum Zimmer, um auch wirklich sicher gehen zu können, dass Amanda sich nicht noch hinausschlich.
Einen Moment wollte er sich auch zum Tag hinlegen, überlegte es sich dann aber doch noch anders. Wenig später stand er vor Matthews Büro. Er war sich nicht sicher, ob er sie überhaupt antreffen würde, trotzdem klopfte er leise gegen das Holz der Tür.

Nines zeigte keinelei Reaktion auf das Gespräch zwischen Liane und Javen und bedachte die Phiole auch nur mit einem kurzen Blick, bevor er den Motor anließ und dann zur Tür fuhr, die sich dank Lichtschranke automatisch öffnete.
Mit einem heiseren Röhren fuhr der Wagen durch die schmale Seitenstraße um schließlich auf der belebten Hauptstraße zu landen, an die das Foxxy Boxes grenzte.
Nines trat aus Gaspedal und fühlte das angenehme Kribbeln in den Fingerspitzen, als er den Wagen durch die (zum Glück noch ziemlich leeren) Straßen lenkte.
Etwa eine Viertelstunde später lenkte er den Wagen auf einen großen, ziemlich modernen Gebäudekomplex zu. In einem Wartehäuschen saß eine reichlich übermüdete Wache die Nines kurz grüßte und dann einen Knopf drückte, welcher wiederum eine Schranke hochklappen ließ.
Nines dankte dem Wachmann und fuhr den Wagen dann in eine gut ausgeleuchtete Tefgarage.
"So, da wären wir!", sagte er und schaltete den Motor aus, "meine Wohnung befindet sich im dritten Stock. Es gibt aber einen Fahrstuhl, keine Sorge!"
Er warf Javen einen amüsierten Blick zu.

"Ja bitte?", erwiderte Maryam auf das zögerliche Klopfen an der Bürotür. Sie war gerade dabei, einige Akten, die auf dem Tisch verstreut gewesen waren, zusammen zu sammeln und nach Datum zu sortieren.