Vampire-Das RPG

"Hunger!", flüsterte Emlyn, und als sie Michael ansah, waren ihre Iris fast weiss, "Ich hab solche Hunger!" Sie lief los, in Richtung des Duftes, auch wenn der Gedanke, einen Menschen töten zu müssen, für sie abgrundtief schrecklich war. Aber der Drang war stärker.

Seufzend blickte Michael ihr einen Moment grimmig nach. So viel zu der Wahl. Man könnte meinen, sie würde um ihr Leben rennen, dabei rennt sie einfach in die Richtung, aus der der Duft kam. Was für ein trauriges und jämmerliches Leben wir doch leben, dachte Michael. Wir leben nur auf Kosten andere. Wir leben. Sie sterben. Und ruhen für immer... wie beneidenswert. Er setzte sich nun auch in Bewegung, Emlyn hinter her.

Mittlerweile kam Emlyn dem zukünftigen Opfer, einem angetrunkenen jungen Mann, immer näher. Tränen traten in ihre Augen, als er schließlich in Sichtweite kam. "Michael!", flüsterte sie hilflos, "ich will ihn nicht töten müssen!"

Grob packte sie Michael von hinten und drücke sie anschließend mit einem Ruck gegen die Wand. Noch immer hielt er sie fest und schaute ihr dabei in die Augen. "Da wir hier kein Wild haben... und draußen nur noch mehr Menschen sind, solltest du... wohl auf eine der Leichen zurück greifen... wir können nach einer suchen, wenn du willst. Dabei musst du dich aber zusammen reißen. Ich kann dich nicht festhalten, wenn du plötzlich los stürmst und auf den nächstbesten Mensch stürzt"

"Mit Vergnügen", ließ Jael sich grimmig lächelnd hören und trat leise neben den Mann im Sessel.
Damion stand währenddessen schlecht gelaunt im Raum und rieb sich über den Oberarm, während er den übrig gebliebenden Männern vernichtende Blicke zuwarf.
"Wenn die wüssten, wie unangenehm sich sowas anfühlt", knurrte er leise, war insgeheim aber froh, dass es eine normale Kugel gewesen war und keine von diesen merkwürdigen neuen Dingern.
Noch bevor Jael richtig schmerzhaft wurde brach einer der übriggebliebenden Männer zusammen.
"ROMPARISMOSKAU!", brüllte er panisch in den Raum und erzeugte damit eine erstaunte Stille. Mit einem kleinen Lächeln wandte sich Jael an den Mann im Sessel, der kreidebleich geworden war und dem Verräter einen fassungslosen Blick zuwarf.
"Sie sollten sich vertrauenswürdigere Leute suchen. Jedenfalls würde ich ihnen das für ihr nächstes Leben raten."

"Weise Worte!", sagte Matthew grinsend, als ein junger Vampir das Büro betrat und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Matthews Grinsen wurde breiter und er tippte sich an den unsichtbaren Hut. "Mein Herr, ich muss mich verabschieden, es war mir eine ausserordentliche Freude! Aber wir haben ein paar Dutzend Leichen zu entsorgen. Damion, da der Herr Ihnen so zugesetzt hat, überlasse ich Ihn Ihrer Gnade."

"Leichen?!", fragte Emlyn fassunglos, "ihr seid...wir sind Leichenschänder?! Oh mein Gott....gibt es nicht eine Alternative?" Der Hunger übermannte sie und sie kämpfte einen Moment lang blind gegen Michaels Griff an. Als sie sich wieder halbswegs im Griff hatte, sah sie Michael flehend an. "Irgendwas...anderes!"

Die stehenden Männer wichen an die Wand zurück und jauelten sich gegenseitig die Ohren voll, dass man sie doch verschonen sollte. Der Ältere Herr im Sessel regte sich mit keiner Mine, resigniert sah er auf seine Schuhe nieder.
Damion warf Jael einen fragenden Blick zu, dieser schüttelte nur den Kopf und wandte sich auch zur Tür.
"Dann nur wir", freute Damion sich mit einem Blick zu den Männern. Mit einer Verbeugung, die durchaus ernstgemeint war, trat er vor den Mann im Sessel.
"Aus Respekt. Es wird schnell gehen", ließ er ihn wissen, bevor er den beiden Heulsusen einen freudigen Blick zuwarf. "Das verspreche ich den beiden nicht."
Jael schloss die Tür hinter sich.

"Und alle sind mit Sicherheit eliminiert?"
"Ja, Sir?"
"Wie viele Gefangenen sind befreit worden?"
"5 von denen wir wissen, Sir, diese Bastarde haben einigen vorher Silber in die Venen gejagt."
Matthew verzog keine Miene, aber innerlich kochte er vor Wut. Und hoffte, dass Carmen trotzallem nicht zu den Opfern gehörte.
"Alle Vorräte des Serums wurden vernichtet?", fragte er, doch in seiner Stimme schwang ein leichtes Zittern mit, ein Zeichen seiner unterdrückten Wut.
"Gesammelt: Ja. Vernichtet: Nein, Sir!", sagte der junge Vampir und trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
Matthew nickte. "Befehlen die den Truppen, die gesamten Vorräte nach oben zu bringen. Mit dem Alkohol, in dem der Wirkstoff aufgelöst ist, dürfte es gut brennen!" Er grinste siegessicher. "Und das Leichenproblem wäre auch gelöst"
Er wandte sich an den jungen Vampir: "Sobald das gesamte Serum oben ist, sorgen Sie dafür, dass sämtliche Vampire das Gebäude verlassen! Wir werden nämlich ein hübsches, kleines Feuerwerk veranstalten!"

"Die Alternative sind lebende Menschen, ist das besser? Ich habe es doch gesagt, Tiere, Menschen... Konserven. Ich bezweifle allerdings, dass die Leute hier irgendwo Tonnen von Blutkonserven gelagert haben. Es sei denn du weißt von so einem Lager, ansonsten sehe schwarz für eine Alternative für dich", sagte Michael, der Emlyn noch immer mit einer Hand an die Wand gedrückt hielt. Nur für alle Fälle.

Nick hatte Carmen aus dem Firmengebäude gebracht. Da zum Glück wegen Matthews Sturm alle Wachen hinein gegangen war, hatte er ihr nun freie Bahn. Er suchte sein Motorrad auf, dass eine Seitenstraße weiter in einer kleinen, dunklen Gasse stand. "Denkst du, du kannst dich an mir festhalten?"

"Mein Magen fühlt sich an, als würde er brennen", jammerte Emlyn leise und sah Michael flehend an, "bitte mach, dass das aufhört!" Sie wand sich, kam jedoch gegen Michaels schraubstockartigen Griff nicht an.

"Ja", murmelte Carmen leise, als Nick sie auf den Sitz des Motorades hievte.
Kaum saß er auf der Maschine, schlang sie instinktiv ihre Arme um seine Taille, weil sie befürchtete, sonst herunterzurutschen. "Gott, ich muss erbärmlich aussehen!", seufzte sie innerlich.

"Was soll ich den tun? Zaubern? Du musst wissen, was du tun willst und was ni-" Ein dumpfes Geräusch ließ Michael herum fahren, welcher einen Mann auf dem Boden in Augenschein nahm. Dieser war eben gerade noch nicht da gewesen. Misstrauisch blitzten seine Augen hin und her und erhaschte einen Blick auf ein dunklen Schemen, der gerade noch hinter einer Ecke abbog.
"Du kannst sein Blut trinken..." Michael ließ von Emlyn ab und ging auf die scheinbar tote Wache zu. Prüfend legte er seine Finger an den Hals des Mannes. "Das würde zumindest das Brannen in deinem Magen lindern, wenn nicht sogar vollends löschen"


Mit einem matten Lächeln rannte Hailey durch den Gang und spurtete anschließend die Treppenstufen hinauf in das nächste Stockwerk. Dort suchte sie die erstbeste Fensterbank auf und sprang mit einem Satz durch das Fenster, das in vielerlei Splittern zersprang.
Geschmeidig landete sie auf dem Boden vor der Firma, wobei sich die ersten Wunden, die das Glas verursacht hatte, bereits wieder geschlossen hatten. Ihr kurzes Haar wurde von dem sanften Wind leicht nach hinten geweht, während sie sich umschaute. Als sie das gleich feststellte, wir nur wenige Minuten zuvor Nick, verließ sie das Firmengelände und Hailey verschwand im Treiben und in den Schatten der dunklen Straßen.

Emlyn wich erschrocken vor dem leblosen Körper zurück, doch das Brennen wurde immer stärker und im nächsten Moment fand sie sich selbst wieder, wie sie neben ihm kniete, mit den Zähnen die weiche Haut seines Handgelenks aufriss und gierig die metallen riechende Flüssigkeit trank, die herauslief.
Augenblicklich wurde das Brennen in ihren Innereien gelöscht, doch als sie sich zurücklehnte, kullerten dicke Tränen über ihre Wangen. "Ich..hab ihn..er ist", brachte sie zwischen panischen Hicksern hervor und warf Michael einen verzweifelten, flehenden Blick zu.

Michael kramte aus einer Hosentasche ein Taschentuch hervor und hielt es ihr hin. "Das erste Mal ist... für die meisten nicht angenehm. Glaube ich", sagte er und sah absichtlich nicht in ihr Gesicht. Er hasste es, Frauen weinen zu sehen.
"Tröste dich damit, dass er schon tot war. Dann musster er immerhin nicht qualvoll verbluten... Aber darum wirst du in Zukunft nicht können. Du must Blut trinken"

"Halt dich gut fest", sagte Nick noch einmal, drehte den Schüssel um und ließ nur kurz darauf den Motor aufheulen. Dieses Mal beschränkte er sich jedoch in seiner Fahrweise und fuhr nicht ganz so rasant wie sonst. Doch wenigsten kamen sie so schneller voran, schnell genug, damit keiner der Menschen groß Notiz von ihnen nehmen würden.

"Ich will das aber nicht!", schluchzte Emlyn und rubbelte sich mit dem Taschentuch so fest über ihr Gesicht, dass der Stoff durchgeschlissen wurde, "gibt es keine Alternative? Irgendeine Art Kunstblut oder sowas? Wie Tofu für Vegetarier?!"

"Ich bezweifle es... aber wenn du Lust hast, kannst du es ja mal googeln", schlug Michael seufzend vor. Als ob er es lieben würde, sich ausschließlich von Blut zu ernähren. Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und unterdrückte ein weiteres Seufzen. "Du solltest dich damit abfinden..."

"Wie hälst du das aus?!", fragte Emlyn fassungslos und wischte sich die Tränen weg, wobei jedoch das wenige an Make-Up, was sie trug, mit verwischt wurde, "ich bin jetzt seit 5 Minuten ein Vampir und würde mich am liebsten vom nächsten gebäude stürzen. Diese Existenz ist ja furchtbar! Ich will nicht töten müssen, um leben zu können!"

Carmen klammerte sich an Nick, und erst in diesem Moment ging ihr auf, dass sie frei war. Keine Silberketten mehr, keine Säure mehr, sie war frei!
Ein kreischendes Lachen entwich ihrer Kehle und wurde vom Fahrtwind verrissen. Sie war frei, eindlich!

"Dann mach es wie ich. Ich gehe zum Metzger und nehme das Blut das bei den Schlachten... sozusagen übrig bleibt. Die Tiere werden ohnhin alle umgebracht, doch es ist nicht meine Schuld. Damit kann ich zumindest besser leben. Wenn man von leben sprechen kann", antwortete Michael, der sich gegen die gegenüber liegende Wand lehnte.

Als Nick Carmens Schrei hörte, bekam er zunächst einen Schreck, da er befürchtete, dass sie Schmerzen haben. Doch dann folgte ein weiterer Schrei, den er nun besser zu ordnen konnte. Es war ein Schrei der Freiheit. Ein erleichtertes lächeln trat auf sein Gesicht, während sie sich stetig dem Superior Hauptgebäude nährten.

Emlyn stiess den Toten weg und lehnte sich gegen die kühle, schmutzige Häuserfassade. "Wär ich da drinnen doch besser gestorben", murmelte sie, "ein Mauerblümchen im Leben, ein Mauerblümchen im Tod, aber wenigstens ein pazifistisches Mauerblümchen..."
Im diesem Moment erklang ein ohrenbetäubender Knall und Emlyn schlang instinktiv die Arme um die an den Körper gezogenen Beine. "Was...war das?", fragte sie nach einigen Sekunden und sah Michael völlig verdattert an.

Matthew grinste zufrieden. Auch hier, einen Block entfernt, konnte er die Hitze des Feuer noch immer auf seinem Gesicht spüren, das Knistern der Flammen hören, wie sie sich ihren Weg bahnten und die brennenden Leichen riechen. Ein wunderbarer Duft, der Duft der Rache.
Die Druckwelle der Explosion war ihnen durch die Straßen gefolgt, hatte es aber nicht geschafft, sie einzuholen. Nun standen sie alle, eine Streitmacht Vampire, verteilt auf allerlei Häuserdächer und sahen zu, wie schwarzer Rauch zum Himmel stieg, während das Labor bsi zu den Grundmauern niederbrannte.
Erst als die ersten Feuerwehrsirenen ertönten, nickte Matthew, wandte dem Brand den Rücken zu und schenkte seinen Mitstreitern ein triumphales Lächeln. "Meine Herren, lassen Sie uns zum Haupthaus zurückkehren!", sagte er höflich und klopfte erst Jael und dann Damion freundschaftlich auf die Schulter.

Michael nahm sich nicht die Zeit, Emln zu erklären, was das war. Denn er wollte keineswegs, dass er noch einmal geschah. Vielleicht in einem weit aus größeren Ausmaß. So macht Mc Emlyn erneut, schlug das nächst beste Fenster ein, zog sie ein wenig enger an sich und sprang in die Tiefe.
Natürlich landete er problemlos unten, doch ein weiterer Knall, dieses Mal tatsächlich lauter, war das nötige Argument, um rasch weiter zu laufen. Und dies tat er auch. Sie hatten gerade mal die dritte Seitenstraße erreicht, als die Explosion schlechthin von statten ging. Der Boden bebte und der Knall war so unglaublich Ohren betäubend, dass ein normaler Mensch bestimmt noch eine Woche lang Ohrenschmerzen haben würde.

Emlyn klammerte sich an Michael fest, als er sie, schienbar mühelos, durch die schmalen Gassen trug. Die letzte Explosion klingelte in ihren Ohren und sie schrie spitz auf, doch Michael schien sich nicht im geringsten stören zu lassen. Verlegen senkte Emlyn den Blick und hielt sich noch ein wenig fester an ihrem Retter fest, während er in atemberaubender Geschwindigkeit weiterlief.

Während Damion zufrieden von einem Ohr zum anderen Grinste, schmunzelte Jael nur erfreut.
"Ein gelungener Zug", sagte er und legte Matt kurz die Hand auf die Schulter, bevor er sich umsah und dann die Stirn runzelte.
"Hat jemand Casey gesehen?"

"Ich befürchte nein!", sagte Matthew, "aber ich bin mir sicher, dass er sich nicht mehr im Gebäude befand, als es in die Luft flog. Also kann er nicht allzu weit entfernt sein. Wir werden ihn bestimmt im Haupthaus finden!"

"Wo soll er auch schon groß hingekommen sein", meinte Damion fast gleichgültig und sah dem Gebäude beim Brennen zu.
"Ich will es hoffen", murmelte Jael und richtete seinen Blick in Richtung Haupthaus.

Nick hatte Carmen bereits ins Haus gebracht, das so ziemlich verlassen da lag. Eer suchte zunächst das Wohnzimmer auf und führt Carmen zu einem der Sofas hin. "Soll ich die Blut bringen? Irgendetwas anderes... neue Kleider?", fragte er besorgt.

Jilian saß gerade in der Küche, die Arme um den kugelrunden Bauch geschlungen und schaute gedankenverloren aus dem Fenster. Das tat sie schon seit fast drei Stunden. Neben ihr lagen um die fünf leere Blutkonserven.

Auch Michael trudelte langsam ein und ließ Emlyn vor dem Gebäude der Superiors hinunter. "Hier wären wir... also... das ist das Haus von... einer Organisation. Voll Vampiren. Sie können dir bestimmt helfen leichter in das Leben eines Vampires... zu tauchen. Und er bietet dir Nahrung wie Schlafplatz"

Matthew legte Jael erneut die Hand auf die Schulter. "Wenn es jemanden gibt, um den Sie sich keine Sorgen machen sollten, ist es Casey. Der Junge hat einen erstaunlichen Überlebensinstinkt, zumindest soweit ich es einschätzen kann."
Er horchte auf die Sirenen, die immer näher kamen. "Ich denke, wir sollten uns jetzt wirklich auf den Weg zum Hauptgebäude machen. Bevor die lokale Polizeit auf dumme Gedanken kommt..."

"Ich brauche erstmal eine lange Dusche und vernünftige Kleidung!", seufzte Carmen. Mittlerweile hatte sie zur alten Form zurückgefunden und betrat schnurstracks das Gebäude. Ohne jemanden zu treffen ging sie nach oben, wo es Privaträume und duschen gab. Sie betrat das gut beleuchtete, marmorgeflieste Bad und wollte sich gerade aus ihren zerrissenen Klamotten schälen, als ihr Blick auf ihr Spiegelbild fiel. Sie erstarrte. Nicht ihr vertrautes, wunderschönes Spiegelbild sah ihr entgegen, sodern eine entstellte Fratze: Dort, wo das linke Auge sein sollte, verlief eine dicke Narbe quer über das Gesicht, die Lippen waren aufgerissen, die Haut hatte einen fahlen, beinahe grünlichen Ton. "Nein", flüstere Carmen wütend und die Gestalt im Spiegel verzog ebenfalls den entstellten Mund. "NEIN!!!!!!!"

Emyln trat von einem Fuß auf den anderen. "Aber ist es...da drinnen nicht gefährlich? mit den ganzen..." Sie brachte das Wort immer noch nicht über die Lippen. "Kommst du denn nicht mit hinein?"