Vampire-Das RPG

"Abgemacht!", sagte Emlyn, ohne lange nachzudenken, "Aber ich warne dich vor, du Schlitzohr: Ich bin eine ganz furchtbar schlechte Küsserin!" Sie winkte mit der Hand. "Na komm, der Fußboden wird kalt!"

Jael hatte es erneut geschafft, Matthews Lachen liess die Fensterscheiben klirren. "Sind Sie ganz sicher, dass sie nicht als Unterhalter auf der Hochzeit arbeiten wollen?", fragte er grinsend, "sie Stimmung wäre fantastisch!"

"Nicht als Alleinunterhalter", grinste Jael.
"Außerdem soll sich der Abend ja um Sie und Jillian drehen und nich um mich. Es wäre doch anmaßend von mir, sich so in den Vordergrund zu drängen."

Michael zögerte nur einen kurzen Augenaufschlag lang, lehnte sich dann zu ihr, nahm mit der einen Hand ihr Gesicht und küsste sie. Natürlich hatte er keine Einwände gebracht, wieso auch? So dämlich war er selbst in einem betrunkenem Zustand nicht. Doch wäre er nüchtern gewesen, so hätte er das gewiss nicht getan, auch hätte er erst gar nicht diese Bedingung gestellt. Als seine Lippen jedoch ihre berührten und er sie sanft küsste, war es ihm seltsamer Weise ganz Recht, so wie es war.

"Ich bitte Sie!", winkte Matthew lachend ab, "uns wird schon genug Aufmerksamkeit zuteil werden, wenn die Gäste sehen in welche...Umständen sich Jilian befindet. Sie würden fabelhaft dazu beitragen, die zu erwartende Aufregung in geregelte Bahnen zu leiten."

Völlig überrumpelt versteifte sich Emlyn instinktiv, während ihre Augen panisch nach rechts und links sahen. Passierte das hier grade wirklich? Wurde sie, Emlyn Gregson, das graue Mäuschen, gerade von diesem wahnsinnig gutausseheden, mysteriösen und untoten Typen geküsst?! Da ihr alkoholvernebelte Gehirn nichts Gegenteiliges vermeldete, beschloss sie, den Moment zu genießen und erwiderte nach einer gefühlten Ewigkeit endlich den Kuss, wenn auch etwas unbeholfen.

Sobald Emlyn den Kuss erwiderte dauerte es noch eine ganze Weile, bis Michael langsam von ihr abließ. Freiwillig hätte er das auch nichtunbedingt getan, wäre da in seinem Kopf nicht so ein Bild von einer gewissen anderen Frau. Er raffte sich mit Hilfe des Waschbeckens auf und streckte dann Emlyn seine Hand entgegen.
"Das war... wunderschön... Emlyn... Gregson. Vielen Dank"

"Ähm, bitte?", entgegnete Emlyn völlig verwirrt und starrte Michaels Hand an. "Bedankst du dich nach all deinen Küssen mit einem Händeschütteln?" Dass er ihr eigentlich aufhelfen sollte, hatte sie natürlich längst vergessen.

"Ich bekomme den Kuss und dafür ziehe ich dich hoch. So war es abgemacht... weißt du nicht mehr?", fragte Michael, wobei er ein wenig besorgt drein schaute. Vielleicht war sie ja doch zu fest mit ihrem Kopf aufgekommen.

"Richtig!", murmelte Emlyn und nickte geistesabwesend, bevor sie sich von Michael hochhelfen liess. Nachdem sie schlitternd zum stehen kam, strich sie sich verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr und sah verlegen zu Boden. "Ich hab gesagt, ich küsse schlecht", nuschelte sie.

„Und das hat dir wer gesagt?“ Michael sah sie verständnislos an und seufzte. „Ich finde nämlich nicht, dass du schlecht küsst. Das ist ohnehin mehr Männersache. Du musst dich da absolut gehen und leiten lassen, ohne groß über etwas nach zu denken“

"Pfft!", machte Emlyn und winkte ab. "Ich hab genau tsweiiiii, nein, warte, dreiiii Jungs in meinem Leben geküsst!", sagte sie gedehnt und hielt Michael die drei ausgestreckten Finger ins Gesicht, "das erst war...Wahrheit oder Pflischt in der siebtn Klasse, und er hatte die Wahl zwischen mich küssen oder die Klobrille ableckn. Er hat zuerst mit dem Gedanken gespielt, das Klo tsu nehm. Der tsweite war auf ner Collegeparty vor tsweieinhalb Jahrn, und der Typ hat mit beinahe inn Mund gekotzt." Sie verzog den Mund. "Und der dritte war ein gutaussehenden Vampir auf einer unisekstolette!"

"Ich bin mir nicht sicher, ob ich das nötige Fingerspitzengefühl aufbringen kann um DIESE Aufgabe zu übernehmen", schmunzelte Jael.
"Erwarten Sie denn so viel Gegenwehr? Bis jetzt haben doch alle ziemlich.. Positiv reagiert."

"Gar nicht mal Gegenwehr", entgegnete Matthew, "ich bin vielmehr besorgt darum, dass es zu einer...Art Panik werden könnte. Oder, anders formuliert: Da wird einem jahrhundertelang eigeredet, dass Vampire keine Nachkommen zeugen können und plötzlich sieht man sich mit einem schwangeren vampir konfrontiert. Ich fürchte mich lediglich, dass die Leute mich darum bitten werden...Nachforschungen anstellen zu dürfen." Sein Mund schmälerte sich zu einem Strich. "Ich würde nie im Leben erlauben, dass irgendjemand Versuche mit Jilian oder meinem Kind macht..."

„Seltsam... man könnte meinen deine Küsse finden immer in Verbindung mit Toiletten statt... das ist traurig“, meinte Michael mit tauber Zunge und blickte mitleidig ins Nichts.
„Ich glaube... das sollte man ändern. Aber hier nicht... sollen wir uns ein Taxi rufen? Den Wag'n hol ich morgen Abend... wenn der Kater weg ist“

"Klingt super!", nuschelte Emlyn, "ruf das Taxi mal!" Um Michaels mitleidigen Blick nicht sehen zu müssen, versuchte sie krampfhaft, das viel zu weite Männerhemd zuzuknöpfen. Durch den Alkohol schienen die Knopflöcher jedoch mindestens um das 100-fache geschrumpft zu sein und so mühte sie sich krampfhaft ab, wenigstens die drei mittigen zu schließen.

Jael knirschte mit den Zähnen.
"Kein Vampir würde das wagen. Ich würde mir eher sorgen darüber machen, dass sie versuchen Ihnen nachzueifern", setzte er dann leise lachend hinzu.

Matthew lachte. "Von den möglichen Reaktionen wäre die dann die romantischte?", fragte er grinsend und tat dann so, als würde er ernsthaft darüber nachdenken. "Zumindest wäre das mal ein Ventil um die ganzen Spannungen zwischen den verschiedenen Hoheitsbereichen abzubauen!"

Reichlich schwankend verließ Michael mit einem stummen Nicken die Toilette und begab sich an die Theke, die selbst im betrunkenem Zustand gut zu erkennen war. Großes, langes Dinge, mit vielen Dingern davor, auf die man sich setzen kann. Und Dingern zum Trinken darauf, wenn man bestellte, - so in etwa. Nur Dan unter den Barkeepern auszumachen war gar nicht so einfach. Demnach stellte sich Michael einfach wieder an die Theke und verlangte knapp nach Dan, der mit einem wissendem Grinsen ankam.
"Überschätzt, hm?", fragte er und spülte nebenbei gerade ein Glas ab.
"Dan... Taxi... bitte", brachte er raus und registrierte ein Nicken auf der anderen Seite. "Geht klar... ich hoffe, dafür lässt du das nächste Mal ein wenig Trinkgeld da. In zehn Minuten wird ein Taxi da sein"
"Dange...", meinte Michael knapp, wandt sich um und ging zurück zur Toilette um Emlyn Bescheid zu geben.

"Oookay!", murmelte Emlyn, die mittlerweile das Hemd zwar schief, aber teilweise zugeknöpft hatte. Da ihr weder ihre Motorik noch ihr Gehirn wirklich auf das hören wollte, was sie zu sagen hatte, hangelte sie sich einfach an der Wand entlang aus der Toilette und durch die Bar. Dass sie von allein Seiten befremdete Blick erntete, war ihr dabei herzlich egal, sie wollte einfach nur zum Taxi!

"Du siehst toll aus. Mein Hemd steht dir... weißt du was... ich schenke es dir... als Topersatz!", lallte Michael vergnügt und äußert großzügig, während er mit Emlyn nach draußen ging. Die kalte Luft vor der Bar war gerade zu himmlisch und sorgte für eine minimale Ernüchterung, so dass er das dunkle Auto auf der anderen Straßenseite als Taxi erkannte, Emlyn an die Hand nahm und mit hinüber zog. Mit dem bisschen Verstand, das noch da war, schaffte er die richtige Adresse zu sagen.

"Und würde viele Fragen und Probleme aufwerfen", merkte Jael an.
"Einfach in den Kindergarten oder die Schule schicken geht nicht und im Keller verstecken wäre grausam", sagte er und grinste.

Emlyn liess sich seufzend auf den weichen Rücksitz aus weichem Leder falls und kippte sofort nach vorne, um an die Riemchen ihrer High Heels zu kommen. "Diese..Biester..bringen...mich um!", stöhnte sie leise und zupfte an den Verschlüssen, die sich aber hartnäckig wehrten.

"Ich weiss auch noch nicht...wie mein Kind sein wird?", grübelte Matthew laut, "ich habe Maryam um ein paar nachforschungen gebeten. Es gibt keinerlei Literatur oder historische Zeugnisse, jedenfalls keine, die uns verfügbar waren. Allein die Frage, ob es Blut trinken wird? Und wird es...wie ein normales Kind wachsen? Schneller? Langsamer? Wir es irgendwann einfach aufhören zu altern?" Er wandte sich mit hochgezogenen Augenbrauen an Jael.

"Die reinste Wundertüte", konnte dieser sich nicht verkneifen zu sagen.
"Entschuldigung, das war geschmacklos", enschuldigte er sich sofort wieder und schüttelte den Kopf, wie kam er auf sowas?!

"Schon gut!", sagte Matthew und musste grinsen, "im Grunde haben sie ja recht. Die Fragen werden mit der Zeit schon beantwortet werden, ich sollte mich nur endlich in Geduld üben. Dabei hatte ich schon 284 Jahre Zeit, es zu lernen. Ich bin wohl nicht der Schnellste..."

"Ich habe dich gewarnt" Michael lehnte sich genüßlich zurück und schloss seine Augen. "Aber irgendwann wirst du dich bestimmt an Sie gewöhnen... spätestens in 100 Jahren. Zum Glück hast du ja Zeit", fügte lallend und lachend gleichzeitig hinzu.

"Wie langweilig, wenn wir alle nach hundert Jahren solch Aufregung nur noch milde Lächelnd entgegentreten. Das würde einem doch den ganzen Spaß am ewigen Leben nehmen, finden Sie nicht? Ein wenig Spannung hin und wieder tut, finde ich, ganz gut. Nicht unbedingt so viel, wie in letzter Zeit, aber ein leichtes Nervenkitzeln hin und wieder hält den Verstand wach", sagte Jael mit einem kleinen Lächeln.