Vampire-Das RPG IV

"Überaus freundlich von Ihnen", lachte Jael leise auf das Risiko hin, dass Maryam für ganz bescheuert hielt. Es war lustig, dass man sie mit so einfachen Sachen aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Vielleicht färbte Amanda ab..

"In Ordnung.", Liane rang sich ein halbwegs ernstes lächeln ab, während sie noch ihren Kopf in den Wagen streckte. "Ich denke, wir sehen uns dann morgen früh in ihrem Club?" Fragend sah sie Nines an.

Als er den schnurrenden Motor abschaltete parkte er in der Nähe einer großen Parkanlage. Sie war glücklicherweise auch nachts geöffnet und so konnte sich Elias schon auf das riesige hohe Gewächshaus freuen, dann die Mitte des Parks bildete. Es war ganz aus Glas, doch durch die ganzen Pflanzen konnte man nur ganz schlecht bis gar nicht ins beleuchtete Innere sehen, was ihm irgendwie ein Gefühl der Sicherheit gab...
Mit schnellen Schritten lief er auf das Glasgebäude zu, der Wind hatte aufgefrischt und sein langer Mantel wehte ihm um die Beine, sein Haar war schon lange zerzaust.
Als er jedoch den Park betrat wurden seine Schritte langsamer und bedächtiger. Beinahe andächtig schritt er den Breiten Kiesweg entlang, an dessen Seiten eiserne Sitzbänke standen, auf denen sich sonst meist Pärchen, alte Damen oder Mütter mit Kindern niederließen. Doch heute sah er aus der Ferne seltsamerweise eine Gestallt in der Ferne auf einer der Sitzgelegenheiten. Wer war denn zu dieser späten Stunde noch im Park?

"Gern geschehen!", erwiderte Maryam höflich, wenn auch mit leicht fragendem Unterton, bevor sie zwei Umzugkartons auf einer Hand balacierte, um mit der anderen die Tür aufzustoßen, "kommen Sie, Mr. O’Coileáin?"

"Es geht einfach nicht!", schluchzte Emlyn plötzlich auf, "diese Explosion kann NIEMAND überlebt haben! du warst nicht da, du hast es nicht gesehen!"
Sie schlug die Hände vors Gesicht und nahm eine verkrümmte Haltung an.
"Es war ein ganzer Gebäudekomplex", presste sie zwischen den unterdrückten Schluchzern hervor, "nicht einmal eine Millionen Schutzengel hätten mich heile da raus gebracht."

"Sie dürfen auch gerne schon heute Nacht vorbeikommen!", erwiderte Nines mit einem breiten Grinsen und zwinkerte Liane dann zu, "ich wünsche Ihnen viel Spaß mit den Büchern!"

"Ich folge Ihnen wohin sie wollen", stimmte Jael zu und folgte Maryam tatsächlich auf den Fersen.

Als Damion mit zwei Gläsern ins Zimmer zurück kam, saß Cassandre, eine leichte Decke um sich geschlungen, auf seinem Sofa und blätterte in dem Buch, dass er gerade laß.
"Polidori? Der Vampyr? Damion, ich bitte dich", rief sie ungläubig aus und warf das Buch auf den Tisch. Damion zuckte mit den Schultern.
"Es ist manchmal überaus erheiternd zu lesen, was Menschen über Vampire denken. Und ich muss zugeben, die Geschichte erinnert mich ein wenig an meine Jugend", antwortete er und nahm das Buch vom Tisch, um es ins Regal zu stellen.
"Nostalgie, mein Lieber. Du wirst depressiv", schnalzte Cassandre und sah Damion mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"Nur ein wenig langeweile", lachte der zurück. Mit einem verschmitzen Grinsen räkelte Cassandre sich ein wenig auf dem Sofa und sagte: "Dagegen lässt sich doch bestimmt etwas unternehmen."
"Von dir lasse ich mich immer wieder gerne überraschen", gab Damion zurück und hielt ihr ein Glas hin, das sie mit einem aufreizenden Augenaufschlag annahm.
"Auf die Abwechslung", sagte sie, bevor sie einen großen Schluck Blut nahm.

"Ich danke Ihnen, doch ich denke, dass meine... Recherchen etwas länger dauern könnten.", sie nickte Nines noch ein letztes Mal zu. "Eine erfolgreiche Nacht." Damit schlug sie die Autotür zu und nach einem letzten Blick auf den Vampir drehte sie sich um. Mit schnellen Schritten verschwand sie in dem riesigen Bibliotheksgebäude.

Maryam schob die Tür zu Matthews Büro mühelos mit der Außenseite ihres Unterarms auf und stellte dann den Fuß so davor, dass Jael problemlos in den Raum kommen konnte.
"Stellen Sie die Kartons erstmal auf dem Tisch ab!", riet sie, "danach können sie immernoch sortiert werden."

Nines sah Liane noch einen Moment lang schweigend nach, setzte dann den Blinker und ordnete sich wieder in den Straßenverkehr ein.
Er musste zu V.V., sie hatte ihn darüber informiert, dass sie einige potentielle, untote Tänzer und Tänzerinnen für den Club hatte. Die Frage war nur, wer würde sich in auf engem Raum mit so vielen schwitzenden, betrunkenen Menschen beherrschen können und wer nicht? Wahrscheinlich saß er am Ende doch wieder ohne neue Tänzer da.

Jael tat wie gehießen und sah sich die vier Kartons an. Das waren verdammt viele Akten. Das konnte eine ganze Weile dauern. Und unten standen noch viel mehr Kartons.
"Kümmert sich denn sonst niemand um den Papierkram?", fragte er laut, aber mehr sich selbst.

Damon hätte sich am liebsten eine selbst rein gehauen. Wie hatte er nur fragen können? Nicht, dass sie gestern total geknickt war, wegen ihrem dämlichen Ex, der sie doch tatsächlich sitzen ließ – nein, er fragte sie auch noch über ein weiteres unangenehmes Thema aus. Mit dem Benehmen hatte er es wirklich noch nicht so.
„Emlyn, hey... tut mir Leid...“, sagte er, wobei er auf sie zu ging und sie behutsam in seine Arme nahm. „Das klingt grauenhaft... und wenn du nicht darüber reden willst... dann ist das okay, wirklich“

"Nun, Mr. Murdoch kann diese Aufgabe auch bekannten Gründen leider nicht bewältigen", erwiderte Maryam, "und die anderen Superiors sind primär an Macht interessiert. Nicht mit den dazugehörigen Verpflichtungen."
Sie verdrehte kaum merklich die Augen.

Emlyn sagte gar nichts, sondern weinte sich einige Zeit lang still an Damons Schulter aus. Erst nach einigen Minuten beruhigte sich ihre Atmung und sie hob leicht den Kopf. "Danke", murmelte sie leise, "is lange her dass ich jemanden zum ausweinen hatte."

"Es lag nicht in meiner Absicht Sie zu kränken", entschuldigte Jael sich schnell. "Ich kenne das Problem von Zuhause. Keiner will sich die Arbeit machen aber alle wollen, dass es funktioniert. Haben Sie schon einmal über elektronische Datenverarbeitung nachgedacht?"

"Keine Sorge, Sie haben mich nicht gekränkt!", erwiderte Maryam wie aus der Pistole geschossen, "ich ärgere mich nur beizeiten über die anderen Mitglieder dieses Clans, nichts weiter."
Sie öffnete den ersten Karton und nahm einen Stapel Akten heraus. "Und ich habe tatsächlich über elektronische Datenverarbeitung nachgedacht. Allerdings scheint mir das ganze System ziemlich...unzuverlässig, soweit ich weiß, können diese elektronischen Archive von bestimmten Leuten schnell...wie heißt es....geknackt werden?"

"Kein Problem, ich denke, viel musste ich da ja nicht machen.... Taschentuch?" Damon lächelte sie aufmunternd von unten an und kramte suchend in seiner Jackentasche. Er brauchte zwar einen Moment, aber dann fand er ein sauberes in der linken Seite, welches er ihr reichte.
"Wenn du wieder jemanden brauchst, dann helfe ich gerne"

"Das kommt drauf an, wie viel Geld man investieren will, aber es stimmt, ein gewisses Restrisiko bleibt. Wobei sie Ihr System ja nicht an das World Wide Web anschließen müssen, ich glaube, dann ist es ziemlich sicher vor Hackern", stimmte Jael überlegend zu und öffnete den ersten Karton, der natürlich bis zum Rand mit Akten gefüllt war.

"Danke", schniefte Emlyn und nahm dankbar das Taschentuch entgegen. Nachdem sie sich aufgiebig die Nase geputzt und das taschentuch dezent in einem Mülleimer entsorgt hatte, wandte sie sich mit einem müden Lächeln an Damon. "Und wegen dem Hilfsangebot: Danke, ich werde bestimmt irgendwann darauf zurückkommen!"

Maryam schwieg einen Augenblick während sie intensiv nachdachte. "Ich muss sagen, dass mir die Papierakten wohl doch lieber sind", sagte sie schließlich. Vielleicht auch, weil es etwas vertrautes war. Immerhin existierte diese bereits länger als ein paar Jahrzehnte. Dass sie kritisch bei Neuem war musste sie Jael ja nicht auf die Nase binden.

Jael verstand ihr zögern nur zu gut. Die selben Vorbehalte geisterten auch in London durch die Köpfe. Vor allen bei denen, die sagten, dass früher alles besser war.
"Wissen Sie, Sie würden eine Menge Platz sparen", warf er noch ins Feld. Er hätte nämlich gerne so ein System, wenn er an die ganzen Akten im Keller in London dachte, dann standen ihm die Haare zu berge.
"Und vor allem sind elektronische Daten haltbarer, die muss man nicht nach zehn Jahren neu abschreiben."
Ganz zu schweigen davon, dass Maryam wesentlich mehr Freizeit hätte, wenn sie nicht ständig Akten hin und her schleppen müsste.

"Auch wenn es besser wäre, wenn du überhaupt keinen Grund dazu hättest. Unglaublich, dabei könnte man meinen, wenn es Vampire gibt, dann gibt es auch gute Feen oder sowas... aber irgendwie...falsch gedacht. Und falls es sie doch geben sollte, dann machen sie einen verdammt schlechten Job", sagte Damon und grinste leicht. Er sah sich kurz in der Küche um und schob dann Emlyn ein Glas mit dem Blut zu.
"Ein Schluck zum Trost?"

Erneut schwieg Maryam, wiegte im Kopf die Argumente gegeneinander auf. Schließlich nickte sie kaum merklich und wandte sich an Jael. "Nund gut, wie soll diese digitale Datenspeicherung genau funktionieren?", fragte sie und man konnte einen leichten Unwillen in ihrer Stimme hören.

"Vielleicht schadet es nicht", flüsterte Emlyn und nahm dann das Glas mit zittrigen Händen hoch, "danke nochmal."
Sie leerte das Glas in einem tiefen zug und als sie es wieder absetzte, waren ihre Hände bereits deutlich ruhiger geworden.

"Im Grunde genommen nicht anders, als die in Papirform auch, nur eben alles auf dem Computer. Der kann die ganzen Daten dann auch gleich auswerten, was wieder Unmengen an Zeit einspart. Man muss nur noch kontrollieren, ob die Resultate stimmen", erklärte Jael, zog eine willkürliche Akte aus dem Stapel und fing an anhand von Beispielen das ganze zu erklären. Ja, er hatte sich schon schlau gemacht.

Das ernste Gesicht des Mädchens passte so gar nicht zu ihrer kleinen, zierlichen Erscheinung, dass die Dame am Empfang nachdenklich die Stirn runzelte und die Kleine über ihre Brille hinweg kritisch musterte.
"Kleines, wir schließen gleich.", näselte sie, als das Mädchen auf sie zukam. Diese ließ sich jedoch nicht verwirren oder gar beeindrucken und trat nun direkt vor den Tresen.
"Einen schönen guten Abend.", säuselte sie leise. "Mein Name ist Liane van Dalkess. Ich habe vor ein paar Tagen mit der Leiterin dieser Einrichtung gesprochen."
Ein wenig vor den Kopf gestoßen schob sich die Dame die Brille die Nase hoch und blinzelte kurz irritiert. Van Dalkess... den Namen hatte sie doch schon einmal gehört... Schnell sah sie in ihren Unterlagen nach und fand sogleich einen handschriftlichen Zettel ihrer Chefin, der ihre Augen groß werden ließ. Erschrocken sah sie auf, in das Gesicht des geduldig lächelnden Kindes.
"V-verzeihung... Miss van Dalkess... Ich wusste nicht... also... Ich wurde nicht informiert, dass Sie heute... ähm...", stotterte sie, wurde jedoch gleich unterbrochen.
"Schon in Ordnung.", nickte Liane. "Sie sind nicht die Erste, die sich wundert. Wenn Sie mir nun jedoch gestatten würden, dieses Gebäude zu nutzen?"
Die Worte waren freundlich und mit hoher Kinderstimme vorgetragen, doch es war ihr, als schwang etwas befehlendes mit. Hastig kramte die Frau nach einem Schlüssel.
"Sicher... Hier, bitte sehr.", mit zitternder Hand reichte sie Liane den kleinen Schlüsselbund. "Wenn Sie hinter sich abschließen würden...?"
"Aber natürlich. Ich danke Ihnen." Mit einem letzten Kopfnicken trippelte Liane los, den Schlüssel ließ sie in ihrer Handtasche verschwinden. Es war eine gute Idee gewesen, die Bibliotheksleiterin gegen eine gewisse... Spende um eine Nacht allein in der Bücherei zu beten.

Maryam lauschte Jaels Ausführungen aufmerksam, nickte hier und da kaum merklich mit dem Kopf oder bewegte leicht den Mund.
"Nun, es klingt durchaus praktisch", musste sie schlußendlich zugeben, "aber wo beschafft man sich diese modernen Geräte? Computer?"
Sie sprach das Wort zum ersten Mal gan bewusst aus, was sich irgendwie seltsam anfühlte.

Nines warf den drei Frauen und den drei Männern kritische Blicke zu. V.V. stand neben ihm, die Arme vor der üppigen Brust verschränkt und grinste ihren "Boss" an.
"Und Nines, was sagst du?"
"Nunja, es sieht auf den ersten Blick nicht schlecht aus", erwiderte dieser und og dann einen Stuhl zu sich herüber, "aber können sie auch tanzen?"
"Sie können es dir ja zeigen!", erwiderte V.V. mit einem koketten Lächeln, bevor sie die Play-Taste des Ghettoblasters drückte.

"Nun, meistens im Fachhandel. Sie können aber auch eine Firma engagieren, die etwas von ihrer Arbeit versteht. Das würde ich auch empfehlen, dann weiß man hinterher wenigstens wen man in Regress ziehen kann", antwortete Jael und überlegte, ob ihm eine Firma einfiel.

"Müsste die Firma hierher kommen?", fragte Maryam und bedachte Jael mit einem kritischen Blick, "wenn ja muss diese Firma entweder Vampire beschäftigen oder anders zur Verschwiegenheit gebracht werden."

Nines hatte den Tänzern eine Weile schweigend zugesehen und drückte jetzt die Stopp-Taste- Sofort erstarb die Musik und die Tänzer, die eben noch rhythmisch Hüften und einiges anderes bewegt hatten, bleiben nun mit fragenden Gesichtern stehen.
"Also gut, ich ha mich entschieden!", verkündete Nines, "Nummer 1 und Nummer 5 können übermorgen zum Probetanzen in den Club, den anderen vielen Dank!"
Während die Ausgewählten sich mit einem freundigen Lächeln umarmten, stiegen die anderen vom Tanzpodest herunter.
"Nur zwei?", fragte V.V. leise und wirkte leicht beleidigt, "es hat mich echt Nerven gekostet, die sechs zu finden, Nines!"
"V.V., ich weiß deine Mühe wirklich zu schätzen!", erwiderte Nines beschwichtigend und gab der Tänzerin einen Kuss auf die Wange, "aber Nummer 2 ist definitiv noch zu jung, wenn ich sie engagieren, fällt sie noch am Ende einen der Gäste an. Und Nummer 4 tanzt nicht gerade sexy und ich weiß, dass ich als Kerl das bei nem anderen Kerl nur schlecht einschätzen kann, aber trotzdem."
V.V. murmelte etwas Unverständlich, nickte aber schließlich und sah Nines mit ihren sturmgrauen Augen an. "In Ordnung, du hast gewonnen", sagte sie kleinlaut, woraufhin er schmunzelnd seinen Arm um sie legte.
"Wenn ich das nicht ab und zu tun würde, wäre ich wohl kaum ein guter Boss, oder?", fragte er grinsend, woraufhin V.V. ebenfalls lachte.
"Nein, Wahrscheinlich nicht!"

"Ich denke es gibt heute keine Firmen mehr, die zu viele Fragen stellen, wenn man ihnen nahelegt ihre Nasen für sich zu behalten. Sollte es dennoch ein Problem werden, nun, es gibt bestimmt Kontakte und Strippen die man ziehen kann um verschwiegene Dienstleister zu bekommen. Vampire sind doch heute in so gut wie jeder Brache tätig", gab Jael zu bedenken und Lächelte zuversichtlich.

"Stimmt!", bemerkte Maryam knapp und umrundete dann den Schreibtisch. Mit einer Bewegung, die selbst für Vampiraugen schnell war, öffnete sie eine Schublade, entnahm ein dickes Adressbuch und begann darin herumzublättern.
Nach einigen Sekunden schien sie gefunden zu haben was sie suchte und wählte nun ebenso schnell eine Nummer.
Das Gespräch selbst hingegen dauerte fast 10 Minuten, doch schließlich legte Maryam mit dem Anflug eines Lächelns den Hörer wieder auf.
"In etwa zweieinhalb Stunden werden einige Mitarbeiter einer Computerfirma kommen", erklärte sie knapp, "sie werden einen Computer einrichten."
Sie kam um den Schreibtisch rum und öffnete einen der Kartons. "Das ist genug Zeit um die Akten vorzusortieren!"
Ob Jael überhaupt mitmachen wollte stand für sie nicht zur Debatte.

Jael fand das zwar ein bisschen optimistisch gedacht, hielt sich mit einem Kommentar allerdings zurück. Vielleicht war er ja einfach nur so viel langsamer als Maryam. Älteren sollte man nicht widersprechen und sie mit Respekt behandeln, dachte er mit einem leisen Lächeln und griff nach einem der Kartons.
"Wonach möchten Sie die Unterlagen geordnet haben?"