Vampire-Das RPG IV

„Nun, das ließe sich ja einrichten. Es ist vermutlich ohnehin auch in Caseys Interesse… Wobei…Er hat in dem Zeitraum wieder Schule. Oder sind da schon wieder Ferien? Ich mache mich nachher mal schlau und überlege mir etwas“, raunte Victoria, zückte ihr Handy und machte sich eine Notiz.
„Was Damion anbelangt…“ Seufzend sah sie von ihrem Handy wieder zu Galon auf, verzog das Gesicht und steckte das Gerät wieder weg. „Normalerweise würde ich sagen, du kannst ihn außer Landes schicken… Aber er sollte sich ruhig mal zusammenreißen. Er ist keine 13 und auch kein bockiger Teenager. Er könnte ruhig mal ein wenig Verantwortung übernehmen… oder sich wenigstens halbwegs vorzeigbar verhalten… Wenn es dir lieber ist, kümmere ich mich auch darum… Ich habe da so eine Idee. Vielleicht genügt es, dass er wenigstens ein, zwei Stunden anwesend sein und sich benehmen wird. Nach dem Eid kann er ja dann unauffällig verschwinden“, überlegte Vic laut und sah Galon fragend an.

Jesaiah war noch unten im Keller, wischte sich mit der Hand gerade eine Strähne aus dem Gesicht, als sie Caseys Aufschrei hörte. Alarmiert ließ sie alles stehen und liegen, spurtete die Treppen hoch ins Erdgeschoss und von dort aus die Treppen hinauf ins Schlafzimmer. Sie öffnete die Tür, sah Casey unsicher nach dem Lichtschalter im Dunkeln tasten und nahezu gleichzeitig berührten ihre beiden Hände den Schalter. Dabei musste sich der Ältere ziemlich erschrocken haben – das Licht ging an und ein weiterer Schrei folgte. Noch bevor sie ihn zu fassen bekam, fiel Casey hin und schlug sich den Kopf an.
„Casey! Casey, ich bins, Jess. Es ist alles in Ordnung“, sagte sie, näherte sich bewusst langsam, um ihn nicht noch einmal zu erschrecken und kniete sich schließlich neben ihn. „Ich habe dich unten gehört…“, fuhr sie fort, wobei ihr Blick durch den Raum wanderte. Es konnte eigentlich nichts passiert sein, außer- „Hast du… hast du schlecht geträumt?“, fragte Jesaiah mit sanfter Stimme und sah Casey wieder an. Behutsam half sie ihm sich aufzusetzen. Vom Nachttisch angelte sie das Glas Wasser, das sie vorhin dort abgestellt hatte und reichte es dem Älteren. „Wasser?“

Schule, Ferien. Verdammt, es war alles so viel komplizierter, seit Casey in das Sozialsystem gerutscht war. Seufzend wünsche Galon sich, dass der Junge nicht so spektakulär im Krankenhaus gelandet wäre. Aber da es zum Teil seine Schuld war, konnte er sich schlecht laut beschweren. Vor allem wäre die Konsekvenz, wenn er nicht gehandelt hätte, deutlich schlimmer gewesen. Selbst wenn Casey das anders sah. Zum Glück gab es ja auch noch Damion um den man sich kümmern konnte. "Gott, ich weiß gar nicht ob ich will, dass Damion für irgendwas Verantwortung übernimmt", beeilte Galon sich klar zu stellen und lachte etwas gestresst. Am Ende würde die Eidabnahme zu einer Farce verkommen, was seinen Stand nicht unbedingt stärken würde. "Vorzeigbar und Anwesend sein, das ist das einzige, was ich verlange. Okay, vielleicht auch noch ein Mindestmaß an guten Benehmen. Ich kann es genauso wenig gebrauchen, dass er den alten Säcken auf den Schlips tritt." Er dachte kurz nach und stimmte dann Vics Vorschlag zu. "Besser er verschwindet von da, ehe überhaupt jemand mitbekommt, dass er anwesend war."

Jess Stimme riss ihn aus den Erinnerungen zurück. Natürlich nicht sein Meister. Er war bei Jess, sie hatten.. Und dann musste er wohl eingeschlafen sein. Nur ein Traum. Es war alles nur ein Traum gewesen. Vor Erleichterung hätte er fast geweint. So holte er Luft und langsam verschwanden die dunklen Flecke vor seinen Augen. Er konnte Jess sehen. Die ihm ein Glas entgegen hielt. "Jess", sagte er schwach. Seine Stimme war so voller Erleichterung, dass sie zitterte. Fast genauso sehr, wie seine Hände, als er ihr das Glas abnahm. Wieso hatte er jetzt plötzlich eine so trockene Kehle? Man hätte meinen können, dass es wichtigeres gab als eine Flüssigkeit in sich zu kippen, aber gerade war das das Beste, was ihm passieren konnte. Schlecht geträumt war die Untertreibung des Jahrhunderts, aber das sagte er ihr lieber nicht. Sie würde sich nur Sorgen machen über Dinge, die sie nicht ändern konnte. Es waren nur alte Erinnerung gewesen. Der Schluck Wasser blieb ihm im Hals stecken, als er sich unwillkürlich an Dinge aus dem Traum erinnerte. Nicht alles waren alte Erinnerungen gewesen, fürchtete er. Die Teenager, das Blut... selbst Jess... Das waren nicht einfach Ausgeburten seiner Phantasie gewesen. Er hatte das unbestimmte aber eindeutige Gefühl, dass es Erinnerungen waren. "Ich glaube ich habe mich an -", seine Stimme brach, unfähig auszusprechen, was er getan hatte. "An den Abend erinnert", beendete er den Satz und war sich sicher, dass Jess wusste von welchem Abend er sprach.

„Vorzeigbar und anwesend“, wiederholte Victoria und blinzelte mit nüchternem Blick. Das waren normalerweise nicht gerade die Adjektive, die sie mit Damion Catrell verband. Aber dieses Mal stand einiges auf der Kippe und eine angemessene Repräsentation war von großer Bedeutung. Ganz besonders von Galons Söhnen. Traurigerweise war James wohl der vorzeigbarste der drei gewesen. Hin und wieder ein Lebemann, doch stets sehr loyal und verantwortungsbewusst. Zumindest soweit sie das mitbekommen hatte.
Victoria fuhr sich mit der Hand über die Stirn und nickte. „In Ordnung. Mach dir keine Sorgen, ich werde mich darum kümmern. Immerhin gibt es genug anderes, um das du dich schon kümmern musst. Ich bin froh, wenn ihr dir wenigstens etwas von deiner Last und deinen Sorgen abnehmen kann“, sagte sie, lehnte sich vor und legte eine Hand zärtlich an sein Gesicht, ehe ihm sie ihm einen kurzen Kuss gab. „Sag mir, wenn ich mehr für dich tun kann.“

Wer auch immer Jess im ersten Augenblick in seinen Augen gewesen war, er erkannte sie schließlich und die Erleichterung stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Einerseits war das gleichzeitig auch für sie eine Erleichterung, doch andererseits fragte sie sich, für wen er sie gehalten hatte. Und was das für Alpträume waren, die ihn aus dem Bett gejagt hatten. Sie lächelte mitfühlend und war froh, dass Casey sogar nach dem Glass Wasser griff und trank.
Kurz zuvor hatte seine Stimme gezittert, als er ihren Namen gesagt hatte. „Ja. Ich bin hier. Alles gut“, versicherte sie ihm und strich mit ihrer einen Hand über seinen Arm.
Leider blieb der Ausdruck der Erleichterung nicht lange auf seinem Gesicht. Noch während er trank, verzog er erneut das Gesicht.
Verständnislos zog Jess ihre Brauen leicht zusammen und schüttelte anschließend den Kopf. „An welchen Abend?“, fragte sie unsicher. Welchen Abend meinte er? Etwa der Abend, an dem sie zuletzt zusammengewesen waren? In ihr zog sich alles zusammen. Als Casey dann jedoch das Kino erwähnte, war ihr sofort klar, von welchem Abend er sprach. Der Abend. Der Abend, an dem Casey zum Menschen wurde.
„Oh…der Abend…“, sagte Jess leise und machte ein verkniffenes Gesicht. Sie hatte ehrlich gehofft, dass ihm das erspart bleiben würde. Mit einem leisen Seufzen setzte sie sich neben ihm. „Casey… was an diesem Abend passiert ist… Das warst nicht du“, sagte sie mit Nachdruck und sah mit sanftem Blick an. „Woran… woran genau hast du dich denn erinnert?“

"Du musst das nicht", antwortete Galon und legte dankbar eine Hand über ihre. Seinen Spross unter Kontrolle bekommen lag definitiv in seiner eigenen Verantwortung. Aber es freute ihn, dass sie selbst diese unliebsame Aufgabe mit ihm teilen wollte. Wenn er ehrlich war, war sie vielleicht sogar besser darin. Zumindest hatte er hin und wieder das Gefühl, dass Damion mehr Respekt vor Vic hatte als vor ihm. "Sag du mir, wenn ich dir zu viel aufbürde", antwortete er auf ihre Bitte und meinte es auch wirklich so. Er hatte sich selbst so lange in Arbeit begraben, er war sich nicht sicher, dass er erkennen würde, wenn er ihr zu viel zumutete.

Irgendwie misstrauisch, was als nächstes kommen würde, sah er Jess an, als sie sich zu ihm setzte. Und das obwohl er sich so viel besser fühlte, jetzt wo sie neben ihm war. Trotzdem lachte er freudlos auf, als sie ihn so ernst ansah und versuchte einzureden, dass das nicht er gewesen war. "Gott, Jess. Wer soll es denn sonst getan haben?", fragte er und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, die daraufhin zu allen Richtungen abstanden. "Ich habe mich daran erinnert, wie ich diese.. Kinder-" Er musste schlucken, weil sich seine Kehle zusammenzog und er immer noch von den Erinnerungen zurück schreckte. Nicht wegen der Grausamkeit, himmelherrgott, er hatte schon schlimmeres gesehen und auch einiges angerichtet. Nein, was ihn an diesen Erinnerungen am Schlimmsten vorkam, waren die Gefühle, die damit verbunden waren. "Ich hab mich so frei gefühlt. Es war berauschend", flüsterte er leise, mit unüberhörbaren Schrecken in der Stimme. Jess dachte immer nur gutes von ihm, aber er wusste, was er da getan hatte und dass er es genossen hatte. Nur er, völlig frei von jeder moralischen Kontrolle. Zum ersten Mal, seit er in dem Krankenhaus aufgewacht war, war er sich nicht sicher, ob es ein fehler gewesen war, dass sie ihn zum Menschen gemacht hatten. Als Mensch konnte er niemanden Schaden. Und er war einfacher auszuschalten, als als Vampir. Wenn er so sehr die Kontrolle verloren hatte, konnte er dann überhaupt jemals wieder Vampir werden?

„Ich weiß. Aber ich möchte es“, antwortete Victoria mit einem Lächeln und strich zärtlich über sein Gesicht. Sie waren schließlich ein Team. Verbündete. Sie hatte geschworen, für ihn da zu sein, auch in dunklen Stunden und schwierigen Zeiten. Und sie stand zu ihrem Wort, sie würde immer für ihn da sein und ihm helfen. Viel zu viele Jahre und Jahrhunderte hatte sie verstreichen lassen, in denen sie nicht mit ihm zusammen gewesen war…
Victoria legte den Kopf leicht schief und sah Galon mit einem amüsierten Blick an. „Du kennst mich. Das tu ich selbstverständlich nicht. Aber keine Sorge, notfalls wälze ich es auf andere ab. Jael zum Beispiel“, sagte sie mit einem leisen Lachen. „Aber fürs erste, versuche ich es alleine. Und fange am besten gleich bei der Akte an“ Sie zog ihre Hand zurück und tippte gegen die Akte in ihrer anderen Hand. „Und vergiss nicht was zu essen. Am besten gehst du mit mir raus. Ein bisschen Bewegung kann deinem Hintern sicherlich auch nicht schaden“, sagte sie neckend.

„Aber genau das ist doch der Punkt“ Mit einem traurigen Lächeln fuhr Jess ihm durch die Haare und versuchte die Unordnung ein wenig zu glätten. Daraufhin zog sie ihre Hand wieder zurück und sah Casey direkt an. „Das warst nicht du. Sondern das Monster, das… jeder Vampir in sich hat und versucht zu unterdrücken. Aus genau diesem Grund fühlt es sich ja auch so berauschend und befreiend an, wenn wir mal nachgeben, ganz Vampir sind und alles menschliche ausschalten… Es ist… unsere eigentliche Natur…“ Jess ließ den Blick sinken und wandte den Kopf wieder nach geradeaus. „Dass du dich so gefühlt hast, ist also nur…natürlich. Und sicher nicht verwerflich. Verwerflich wäre es, wenn du dich dazu entschließen würdest, ganz bewusst, diese Seite des Vampirseins vorzuziehen…“ Was er nicht konnte, nicht als Mensch. Zum Glück. Aber vielleicht begriff er nun, warum sie sich alle so sehr darum drückten, ihnen zu verwandeln. Nicht nur, um der Gefahr zu entgehen, ihn dabei zu töten, sondern auch in Hinblick auf die Möglichkeit, dass er sich nicht im Griff haben könnte. Jess Blick wanderte leicht in Caseys Richtung, wobei ihre Hand die seine suchte. Sanft fuhr sie mit ihren Fingern über seine Handinnenfläche, um sie dann mit den seinen zu verschränken.

Leise lachte Galon und hatte ein wenig Mitleid mit Jael. Aber es da er ja selbst nichts anderes getan hatte, würde der jüngere Vampir damit leben müssen. Es war ja nicht so, als ob er sich vorher jemals beschwert hatte oder völlig überarbeitet gewesen war. Galon konnte eigentlich nur hoffen, dass Jael nie drauf kam, dass er zu viel Arbeit leistete. Oder anfing gegen Galon zu arbeiten. Das war ein erschreckender Gedanke. "Ich dachte für die Bewegung hab ich dich", antwortete Galon mit einem anzüglichen Grinsen und ließ seine Hände um ihre Hüften. "Bisher hast du doch auch noch nicht über meinen Hintern beschwert, also hat er wohl genug Bewegung." Allerdings hatte sie vermutlich recht und er sollte etwas essen. Besser bevor die Nacht rum war.

"Und doch sitze ich hier neben dir und liege nicht blutleer in irgendeiner Grube", erwiderte Casey, der sich nicht trösten lassen wollte. Eigentlich hätte er nicht einmal hier neben ihr sitzen sollen, aber es tat einfach so gut wenn sie ihn berührte, dass er es nicht über sich brachte zu gehen. Er zog die Knie an und legte die Stirn drauf, damit Jess nicht unbedingt die Schuld und die Verzweiflung in seinem Gesicht sah. Es gab kein Zurück für ihn, er konnte kein Vampir sein, wenn er sich nicht unter Kontrolle hatte. Es war grausam, dass sie ihn nicht einfach umgebracht hatten, anstelle ihn wieder in einen Menschen zu verwandeln, damit er daneben stehen konnte und zu sehen, was er nie wieder haben konnte. Er drückte ihr Hand als ihre Finger sich um seine schlossen. "Verwerflich.. Ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht bewusst nachgegeben habe", flüsterte er. Die Frage stellte er sich im Moment wirklich. Hätte er nicht doch widerstehen können? Es war nur Blut gewesen. Er hatte es doch auch geschafft Jess nichts anzutun, auch wenn das nicht immer einfach gewesen war.

„Ich bin mir nicht sicher, auf welche Bewegung du da genau anspielst. Zu deinem Hintern äußere ich mich auch nicht weiter und bleibe stattdessen bei meiner Aussage, dass du dir gefälligst etwas zu Essen holen solltest. Na los, zeig dich mal deinen Anhängern“, raunte Victoria mit einem schiefen Lächeln und befreite sich aus seinem Griff. Mit der Akte in der Hand ging sie zur Tür, öffnete diese und drehte sich daraufhin mit aufforderndem Blick zu Galon um. „Komm schon. Vielleicht fällt dir das Denken danach leichter. Und bei der Gelegenheit kannst du mir gleich etwas mitbringen“, fügte sie mit einem Schmunzeln hinzu.

„Und darüber bin ich sehr froh“, sagte Jess ernst und drückte sanft seine Hand. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Casey die Beine anwinkelte und seine Stirn darauf legte. Es tat weh, ihn so zu sehen und nichts tun zu können. Außer seine Hand zu halten und recht erfolglos zu versuchen, ihn aufzumuntern. Nur wie sollte ihr das gelingen, wenn er die Aufmunterung gar nicht zuließ? „Naja… das werden wir wohl nicht mehr herausfinden. Ob du noch irgendwann zu dir gekommen wärst, oder nicht. Jetzt bist du ein Mensch“, sagte sie, führte seine Hand an ihre Lippen und hauchte einen Kuss auf seinen Handrücken. „Verstehst du, warum wir dich nicht einfach verwandeln? Es ist nicht nur die Angst, dass es schief gehen könnte… Dass du am Ende keine Kontrolle hast, ist der andere Grund. Aber… Ich habe darüber nachgedacht. Angenommen ein Vampir verwandelt dich, bevor das Mittel seine Wirkung verliert… Hat der, der dich verwandelt hat, dann… Einfluss auf dich? Ich meine, im Sinne der Erschafferbindung? Falls ja… könnte das bei dem Kontrollproblem vielleicht helfen…“ Jesaiah ließ ihre und Caseys Hand sinken und sah zu ihm.

"Anhänger?", fragte Galon und lachte etwas. Das klang als würde er hier eine Sekte führen. Trotzdem stand er auf und folgte seiner Frau. Wobei er allerdings in der Tür stehen blieb und sie tadelnd ansah. "Wie sind wir denn da gelandet? Ich dachte du wolltest mir etwas holen. Du bist doch meine Angestellte und Angetraute. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es da in der Bibel eine Stelle gibt, die ganz deutlich davon spricht, dass du mir gehorchen sollst und nicht anders herum", sagte er und amüsierte sich köstlich. Wer brauchte schon was zu essen, er konnte auch davon leben, dass Vic in seiner Nähe war.

Den Kopf immer noch auf den Knien nickte Casey. Jess würde es schon verstehen. Sicherlich verstand er jetzt, warum sie ihn nicht verwandeln wollten. Er verstand sogar, weswegen sie ihm nichts erzählt hatten, was seine Erinnerungen hätte wecken können. Ganz langsam wandte er den Kopf, bis er Jess ansehen konnte und hob ihn dann leicht von den Knien. Wenn sie darüber nachgedacht hatten, weswegen hatten sie ihn dann nicht verwandelt. Jess war selbst Mensch gewesen und wieder verwandelt worden. Sie müsste doch wissen, ob es wieder zu einer solchen Bindung kam. "Hat Damion denn wieder diese Macht über dich?", fragte er leise, er wollte die Hoffnung gar nicht erst wieder aufkommen lassen. Vielleicht musste er sich einfach damit abfinden, dass er den Rest seiner Zeit als Mensch verbringen würde. Was dann wohl nur noch ein paar Jahre wären, zumindest wenn dieses synthetische Mittel nicht völlig anders war als das originale.

„Richtig. Ich bin deine Angestellte und deine Angetraute“, bestätigte Victoria etwas kühl und hob abschätzig eine Braue. „Allerdings wurde ich nicht angestellt, um mich um dein leibliches Wohl zu kümmern. Obwohl ich das gelegentlich mache. Und als deine Frau bin ich auch nicht dazu verpflichtet. Schlag es ruhig nach, du wirst keine Stelle darin finden, in der es heißt, dass eine Frau ihrem Mann hat Blut bringen müssen“, raunte sie und lächelte dann charmant, während sie ihm gegen den Oberkörper klopfte.
„Und überhaupt, wann hattest du denn bitte zuletzt eine Bibel in der Hand?“, fragte lachend, ging zu ihrem Schreibtisch und legte die Akte darauf ab. Gerade als sie Platz nehmen wollte, fiel ihr eine Notiz auf. „Ah, bevor ich es vergesse. Francesca würde sich gerne mit dir treffen. Scheinbar gibt es ein paar Neuigkeiten aus Italien. Wann passt es dir, dann gebe ich ihr eine Uhrzeit durch“, sagte sie und nahm die Notiz in die Hand. „Ich nehme mal an, dass sie eine Weile in London bleiben wird, nachdem da ja nun etwas zwischen ihr und Jupiter läuft.“

Jesaiah sah den Älteren an und ihr Herz fühlte sich auf einmal an, als würde jemand es zusammenpressen. Sie dachte an den Abend. An dem sie ihm die Erinnerungen genommen hatte. Und dann bei Damion gewesen war… Sie hatte sich so verloren gefühlt und bei ihm Halt gesucht. Nachdem er von ihr getrunken hatte, hatte sie eigentlich wieder gehen wollen… aber er hatte sie festgehalten. Nicht nur mit seinen Händen. Und hatte ihre Bedenken vielleicht etwas zu leicht wegwischen können. Es könnte der Situation und ihrer emotionalen Lagen zuschulden gewesen sein, wäre da nicht durchaus dieses Gefühl… die leise Gewissheit… Ob Casey begriff, was ihre Antwort bedeutete? Wenn da wieder eine starke Erschafferbindung zwischen ihr und Damion war, dann bedeutete das eben nicht nur Hoffnung auf eine Lösung für Caseys Problem. Sondern auch, dass sich Jess besser von Damion fernhalten sollte. Noch hatte ihr Erschaffer nicht bewusst von seinem neuerwachten Einfluss auf seine Älteste Gebrauch gemacht...
„Ich denke schon… Ich… Ich glaube schon, ja. Dass er sie über mich hat“, antwortete Jess und ließ ihren Blick sinken. Wenn dies auch bei Casey zutreffen würde, sollte man ihn verwandeln, wäre das sicherlich von Vorteil. Sie hätten eine reelle Chance, dass er sein Problem mit der Kontrolle in den Griff bekam. Allerdings… würde dies auch von seinem neuen Erschaffer abhängig sein.

"Touché", lachte Galon und stand auf, als Vic noch einmal inne hielt und ihm von Francesca erzählte. Nachdenklich zog er die Stirn kraus. Neuigkeiten aus Italien. Ob das wohl eine gute Sache war? "Ich denke heute wird es zu spät. Morgen kann ich sie sicherlich dazwischen schieben", sagte er laut überlegend und sah in seinen Terminkalender. "Sag ihr, sie soll um eins hier sein. Aber warn sie vor, dass sie vielleicht ein bisschen warten muss."

Jess klang alles andere als Glücklich, als sie zugab, dass sie glaubte Damion hätte wieder Kontrolle über sie. Was er nachvollziehen konnte. Sein Brustkorb zog sich zusammen, als er drüber nachdachte, was es bedeutete. Wenn Damion pfiff würde Jess folgen müssen. Eifersucht fuhr durch sein Herz und er hasste sich dafür, nicht die Chance ergriffen zu haben sie selbst zu verwandeln, als er sie hatte. Das hielt aber nur kurz. Er hätte es nie geschafft sich unter Kontrolle zu halten. Wenn nicht Damion gewesen wäre, dann wäre Jess jetzt nicht mehr bei ihm. Er dachte auch darüber nach, was es für ihn bedeutete. Das war die Lösung ihn unter Kontrolle zu halten. Aber es hieße auch, dass er sich jemandes Willen unterwerfen müsste. Ein Schauer fuhr durch seinen Körper, als er sich daran erinnerte, was das für ihn beduetet hatte. Er wusste nicht, ob er das ertragen würde. Wenn einfach irgendjemand ihm sagen konnte, was er zu tun hatte.. Angst verknotete seinen Magen, während er einen Blick auf Jess warf. Sie vielleicht, ihr konnte er vertrauen. Aber sie wollte ihn aus Angst nicht verwandeln. So sehr er es in diesem Moment auch hasste, er würde sie nicht dazu drängen. Schließlich hätte er es für sie ja auch nicht tun können. Auch diese Option schloss ihre Türen wieder für ihn. Seufzend sah er zurück auf seine Knie. "Es muss noch eine andere Möglichkeit geben", sagte er leise, war aber selbst nicht überzeugt davon. Woher sollte die auch schon auftauchen?

„Ist notiert. Ich werde es an Francesca weitergeben“, antwortete Victoria, nahm den Zettel und machte sich darauf eine Notiz. Anschließend bewegte sie die Maus ihres Laptops, sodass dieser wieder aus seinem Stand-by-Modus switchte. Vom Bildschirm sah Vic auf und lächelte Galon schief an. „Und jetzt sieh zu, dass du an etwas zu Essen kommst. Du bist nicht du, wenn du hungrig bist“, sagte sie und zwinkerte amüsiert. „Bring auf dem Weg niemanden um. Und komm heil zurück. Ich werde hier auf dich warten und deinen Thron verteidigen.“

„Vielleicht gibt es die tatsächlich. Eine andere Möglichkeit. Die Frage ist nur, ob die besser ist. Und wann wir auf darauf stoßen…“, entgegnete Jesaiah, seufzte leise und sah auf ihre beiden Hände hinab, die noch immer ineinander verschränkt waren. Sanft drückte sie seine Hand und strich mit ihrem Daumen über seinen Handrücken. „Ich weiß nicht… meinst du nicht, dass das unsere beste Chance ist? Ich meine… ich weiß, es ist scheiße… mit der Erschafferbindung. Und mit deinem letzten Erschaffer hast du wohl kaum irgendeine gute Erfahrung machen können“, sagte sie vorsichtig und sah Casey ins Gesicht. „Und trotzdem… es könnte dir bei deinem Problem wirklich helfen. Langfristig“ Jess biss sich leicht auf die Lippe, wobei man ihr ansah, dass ihr etwas auf der Zunge lag. Nur war sie sich nicht sicher, ob sie es auch tatsächlich aussprechen sollte.
„Ich… Ich würde es verstehen, wenn du mich nicht in Betracht ziehst. Nach…hm, meinem… Fehltritt. Im Dezember. Aber ich arbeite ja gerade an so einigem an mir, darunter auch an meinen Ängsten und… unter bestimmten Bedingungen würde ich… Würde ich dich verwandeln.“ Fast schon ängstlich, aber vor allem gespannt und nervös sah sie Casey an.

"Und wenn ich wieder komme sitzt du auf meinem Thron. Dann habe ich das nachsehen und muss zu deinen Füßen kriechen", antwortete Galon bedauernd. Sein Blick wanderte zu ihren Füßen und er grinste charmant. "Anbetungswürdige Füße. Vielleicht sollte ich es drauf ankommen lassen." Danach verließ er das Büro und kam den Worten seiner Frau nach. Er besorgte sich einen Snack und brachte keine Leute um. Obwohl es ein oder zwei Mal fast dazu gekommen wäre. Dumme Fragen von der Seite von seinen - Anhängern, wie Vic so schön sagte, waren immer unerwünscht. Er machte Vic auch etwas warm und stellte ihr das Glas auf die Tischkante, als er wieder im Büro ankam. "Was machen deine Welteroberungspläne?", fragte er und setzte sich neben das Glas auf die Kante.

Caseys Herz setzte für einen Moment aus und fing dann hastig an zu schlagen. War das ihr Ernst? "Meinst du das wirklich? Würdest du das tun?", fragte er und wurde promt trotzdem misstrauisch. "Welche Bedingungen?" Wenn Menschen anfingen Bedingungen zu stellen, dann endete es meistens mit Dingen, die man nicht tun wollte und die Unangenehm wurden.

„Hm. Wie du siehst, sitze ich nicht auf deinen Thron, allzu weit bin ich also mit meinen Welteroberungsplänen nicht gekommen“, antwortete Victoria seufzend, sah vom Bildschirm auf und schenkte Galon ein warmes Lächeln. „Danke dir“ Sie nahm das Glas an sich und nahm einen Schluck. „Und wie ist es bei dir gelaufen? Zur Küche hast du es offensichtlich geschafft. Hat der Clan ein paar Mitglieder weniger? Oder hast du sie alle am Leben gelassen?“, fragte sie amüsiert und lehnte sich auf ihrem Schreibtischstuhl zurück. Inzwischen hatte sie Francesca Bescheid gegeben und sich bereits an die Akte gesetzt, die neben der Tastatur geöffnet da lag.

Ein wenig überrascht blinzelte Jess. Sie war sich eigentlich ziemlich sicher gewesen, dass er sie nicht (mehr) in Betracht zog, nur sprach seine Reaktion eher für das Gegenteil. Vielleicht war er aber auch einfach nur so verzweifelt, dass er nach jedem Strohhalm griff. Hm. Nein, das wohl eher nicht. Zumindest würde er wirklich nicht nach jedem Strohhalm greifen.
„Ja. Würde ich. Werde ich, mit deiner Erlaubnis“, antwortete Jess ernst. Dann fragte er nach den Bedingungen. Zurecht. „Ich habe bislang nur Charles verwandelt. Ich möchte daher vorher sichergehen, dass ich bei ihm nicht nur einfach Glück hatte. Oder anders ausgedrückt, ich möchte mich vergewissern, es bei dir dann wirklich nicht zu vermasseln und will vorher…üben? Wenigstens einen Menschen möchte ich vorher verwandeln. Aber nicht irgendwen, versteht sich… Und…ein bisschen Zeit würde ich mir gerne lassen. Um die richtige Wahl zu treffen.“

"Sie sind alle noch am Leben, auch wenn einige sich Mühe gegeben haben den Zustand zu ändern", antwortete Galon mit einem halb unterdrückten Lächeln. Vic schaffte es einfach immer ihn zum Lachen zu bringen. Alleine dadurch wie sie die Dinge sagte. "Hat Francesca noch etwas wegen morgen gesagt?", fragte er, als ihm auffiel, dass Vic schon an der Akte saß.

Das war eine unerwartete Bedingung. Verwunder blinzelte Casey erst einmal und war sich nicht wirklich sicher, ob sie es ernst meinte. Oder ob es schlau war sie auf ihren Gedankenfehler hinzuweisen. Andererseits hing irgendwie sein Leben und ihr Seelenheil davon ab. Da sollte er nicht rumdrucksen, nur weil er fürchtete sie würde es sich anders überlegen. "Du bist dir aber schon im Klaren darüber, dass das mit der Verwandlung so nicht funktioniert? Von Damion mal abgesehen erhöhen sich nicht die Chancen auf erfolg, je mehr Menschen man verwandelt hat. Warum es klappt oder nicht, das hat noch niemand rausgefunden. Und ich weiß nicht ob sich jemand mal darüber gedanken gemacht hat, ob es eine höhere Wahrscheinlichkeit auf Erfolg gibt, wenn man schon mal Vampir war", gab er etwas unwillig zu bedenken und sah sie ernst an.

Victoria lachte und nahm anschließend noch einen Schluck von ihrem Glas, ehe sie mit einem amüsierten Lächeln wieder zu Galon aufsah. „Das kann ich mir leider nur zu gut vorstellen. Aber ich sehr, sehr stolz auf dich, dass du sie alle am Leben gelassen hast. Du hast eben doch einen ganz weichen Kern“, bemerkte sie schmunzelnd und stellte das Glas wieder beiseite.
„Francesca hat sich gemeldet, dass ihr die vorgeschlagene Uhrzeit sehr gut passt. Ich habe sie bereits in deinen Kalender eingetragen. Ich vermute- dass es um die Neuverteilung der Fürstentitel bzw. um die Neuwahlen des Oberhauptes der Emilia-Romagna geht. Nach Adrianas Tod herrschte dort ein ziemliches Chaos und durch die Unruhen, die durch Bridas Leute verursacht wurden, gab es wohl einige Änderungen, die scheinbar nicht nur die Emilia-Romagna betreffen.“

„Natürlich, das ist mir klar“, räumte Jesaiah ein und legte ihre freie Hand auf seinen Unterarm, während sie ihm ernst in die Augen sah. „Ich weiß, dass ich zehn, zwanzig Menschen verwandeln könnte und das noch immer kein Garant dafür wäre, dass es bei dir klappen wird. Es ist auch mehr… dass Charles der einzige bisher ist und dass seine Verwandlung schon so lange zurückliegt. Ich habe einfach-“ Angst. Angst davor, dass etwas schief gehen könnte. Auch wenn sie bei Casey sicherlich wesentlich vorsichtiger und gleichzeitig konzentrierter vorgehen würde, als damals bei Charles. Jesaiah stockte, lächelte entschuldigend und fuhr dann fort.
„Ich möchte einfach… es noch einmal vorher getan haben. Sollte es funktionieren, würde mir das sicherlich einiges an Angst nehmen, ehe ich dich verwandle… Wenn…du überhaupt möchtest, dass ich es tue. Vielleicht möchtest du ja auch jemand anderen fragen… deinen Bruder… oder, ich weiß nicht. Jimena…“ Sowie sie den Namen von Caseys Ex aussprach, verzog Jess auch schon wenig begeistert das Gesicht.

Da sein Sohn direkt in die Unruhen in Italien eingebunden war (immerhin war er mit Arianna unterwegs gewesen, als diese umgekommen war), hatte er eingehender mit dem Problem der Organisation dort beschäftigt, als er es sonst getan hätte. Jetzt runzelte er die Stirn und sah auf die Papiere auf Vics Tisch, als könnten sie ihm eine Antwort geben. "Ich bin mir nicht sicher, ob sie uns gute oder schlechte Nachrichten bringt", antwortete er auf Vics Ausführungen. "Eigentlich bin ich mir nicht einmal sicher ob sie vertrauenswürdige Nachrichten bringt. Sie mag mit Jupiter angebandelt haben, aber auch bei ihr bin ich mir nicht sicher, wie sie überhaupt zum Clan steht." Durch Damion gehörte Jupiter nominell dazu, aber offiziell hatte sie noch keine Gefolgschaft geschworen. Auch ein Punkt, der bei der Feier im Oktober abgehakt werden sollte. Wobei Galon nicht vergaß, dass Schwüre den Leuten heute weniger bedeuteten, als zu seiner Zeit. Und Jupiter war sehr jung und unerfahren, er glaubte nicht, dass sie die Tragweite ihrer eigenen Handlungen einschätzen konnte. Nicht jetzt, als Vampir, zumindest.

Bedächtig zog Casey ihre Hand, die seine umschloss, in seinen Schoss und legte auch seine zweite Hand darum. Es würde ihr die Angst nehmen und ihn vermutlich Jahre kosten, in denen er nur warten konnte. Sollte die Wirkung des Heilmittels so lange anhalten. Wäre das wirklich so schlecht? Wo sie nicht einmal sicher waren, ob es funktionieren würde? Es wären zumindest noch einige Jahre, in denen er mit Jess zusammen sein konnte. Und jetzt gab es ja auch keine Brida mehr, die sie verfolgen konnte. Die letzten Anhängerinne schmorten in Galons Verließ. Das einzige um das Casey sich sorgen machte war, dass sie seiner überdrüssig werden würde. Als Mensch hatte er einige Mängel, dir ihr auf Dauer sicherlich lästig werden würden. Zumindest würde sie sich sicherlich wünschen sie hätte jemanden, der besser mit ihr mithalten könnte. "Mein Bruder ist nicht gerade die erste Person, die mir in den Sinn kommt, wenn ich von jemanden abhängig sein möchte. Auch bin ich mir nicht sicher, ob er es wirklich tun würde. Ich bin mir nicht sicher, ob er mir wirklich verziehen hat. Und Jimena..", er sah auf und lächelte Jess nachgiebig an. Ihm war ihr Tonfall und der Blick in ihren Augen nicht entgangen. Wie niedlich, dass sie auf jemanden eifersüchtig war, den er kennengelernt hatte, fast ehe sie zur Welt gekommen war. "Jimena kümmert sich schon um meinen Bruder. Es wäre unfair ihr noch mehr von meinen Problemen aufzubürden. All die Fakten beiseite; Jess, es gibt wirklich niemandem, dem ich genug vertrauen würde um mich dermaßen in deren Gewalt auszuliefern. Bis auf dich." Ernst sah er ihr in die Augen, damit sie merkte, dass er es aufrichtig meinte und sie nicht nur beruhigen wollte. Er löste seine Hand von ihrer und legte sie ihr gegen die Wange, wobei sein Blick einen leicht tadelnden Ton bekam. "Du triffst nicht immer Entscheidungen, mit denen ich einverstanden bin, aber du triffst sie aus den richtigen Gründen. "Also: Ja, ich will, dass du mich verwandelst. Wie kannst du daran überhaupt zweifeln", antwortete er dann nochmal auf ihre halbe Frage, damit auch absolut keine Zweifel mehr blieben.

„Berechtigte Frage…“ Victoria sah zu ihrem Mann auf, der ein ganz nachdenkliches Gesicht machte. So viele Sorgen und schwere Gedanken, die ihm durch den Kopf gehen musste und bei denen sie nur wenig tun konnte, um ihm zu helfen. „Wir werden sehen. Warte doch erst einmal das Gespräch morgen ab. Sie klang eigentlich ganz munter. Und ich denke… wir tun ihr Unrecht, ihr zu misstrauen. Sie ist dankbar dafür, dass sie hier einige Monate im vergangenen Jahr unterkommen konnte und einen Unterschlupf hatte“, sagte sie, fasste nach Galons Hand und drückte diese mit einem aufmunternden Lächeln. „Nimm vielleicht noch ein, zwei Schlucke, vielleicht klappt es ja dann besser mit dem optimistischer Denken“, neckte sie ihn und wies auf ihr Glas, in dem noch etwas Blut war, nur für den Fall, dass er noch etwas trinken wollte.

Jesaiah folgte mit ihren Augen seinen Händen, als er die ihre zu sich zog und auch noch seine zweite Hand darumlegte. Was seinen Gedankengang bezüglich Aglef betraf, so hatte er sicherlich recht. Die Beziehung zwischen den beiden war eher… undurchsichtig. Wie so ziemlich alles an Aglef. Bei ihm wusste sie nie so recht, ob sein Bruder nun wichtig für ihn war, oder nicht. Sie nahm es an, aber sicher war sie sich nicht. Und Jimena. Bei dem Namen stieß sie immer sauer auf, was ihm ganz offensichtlich nicht entging. Er lächelte sie an und zeigte auf, warum auch Jimena nicht in Frage kam. Dass niemand in Frage kam, außer ihr. Und das sagte er ihr einfach so. Ins Gesicht. Während er noch immer ihre Hand hielt. Vor einer Woche hatte sie noch unter der Erde gelegen und nicht mehr zu hoffen gewagt, ihn jemals wieder zu sehen. Jesaiah lehnte sich vor und schloss Casey in eine Umarmung. Ihre Arme schlang sie um ihn und war ganz froh, dass er so nicht sehen konnte, dass sie tatsächlich mit der Fassung rang. Ein, zwei Tränen musste sie verdrücken.
„Das bedeutet mir sehr viel… Ich… Danke dir. Ich…“ Mit einem kleinen Lachen entließ sie ihn wieder aus ihrer Umarmung und wischte sich kurz mit der Hand über das Gesicht. „Wie könnte ich schon nicht? Ich habe an so ziemlich allem in den letzten Monaten gezweifelt… Dann… Dann werde ich dich verwandeln. Wenn die Zeit gekommen ist“, sie legte ihre Hand an sein Gesicht und sah ihn mit einem warmen Blick an. „Bis dahin… musst du es noch ein klein wenig länger als Mensch aushalten. Aber… vielleicht ist das ja gar nicht so schlecht. Du könntest ganz offiziell den Führerschein machen. Mir ein paar Dinge beibringen, die du in der Schule lernst… und nicht zu vergessen, du kannst dir dann in Videotheken Pornos ausleihen“, raunte Jess leise und grinste verwegen am Ende, ehe ihr ein Gedanke kam. „Moment. Gibt es noch Videotheken?“ Wann hatte sie die letzte gesehen?

Galon Schnaubte, griff aber trotzdem nach dem Glas um etwas zu trinken. "Mag sein, dass ich pessimistisch bin. Aber ich hab auch allen Grund dazu im Moment. Vertrauen hat mich in letzter Zeit nicht sonderlich weit gebracht", sagte er und grinste dann leicht. "Mit ausnahme von dir, natürlich. Vertrauen hält mich nur nicht auf diesem Posten." Das Lächlen verblasste wieder, noch während er sprach. Eigentlich hatte Vertrauen ihn nicht mal auf diesen Posten gebracht, aber mittlerweile hätte er eigentlich eine Basis an Personen haben sollen, denen er blind vertrauen konnte. Wie es aussah war das nicht so sehr der Fall gewesen, wie sie gehofft hatte.

Casey atmete tief ein, als Jess ihn umarmte, aber er war nunmal ein Mensch. Ihr Geruch blieb subtil, nicht so reicht wie er früher gewesen war. Ihr Blick machte aber vieles wett. Nur schade, dass sie nicht direkt an eine Verwandlung dachte. Er seufzte leise und ließ den Kopf etwas hängen, soweit es mit ihren Händen an seinem Gesicht möglich war. "Ich komme wohl nicht drum herum", antwortete er ihr und fand die Aussicht vielleicht einen Führerschein zu machen ziemlich erschreckend. Dafür musste er noch mindestens zwei Jahre Mensch bleiben. Wollte sie so lange warten? Von der Frage wurde er durch ihre weiteren Worte abgelenkt. Lachend schüttelte er den Kopf. "Wirklich, Jess? Dafür gibt es heute das Internet. Dafür geht man schon lange nicht mehr in Videotheken. Du musst mal Up-to-Date bleiben. Sonst merkt man dir dein Alter an", sagte er neckend.

„Ich weiß. Du tust gut daran, anderen mehr zu misstrauen. Oder doch wenigstens vorsichtiger zu sein“, antwortete Victoria seufzend und strich sich das dunkle Haar zurück. „Nach letztem Jahr und den Ereignissen… Aber es wird auch wieder bessere Jahre geben. Und du hast noch immer sehr viele, treue Mitglieder. Und wiegen Jael und ich nicht mindestens 100 lausige Mitglieder auf?“, fragte sie mit einem schiefen Lächeln und drückte seine Hand. „Ich unterstütze dich bei allem. Und werde dir eine würdige First Lady sein“, sagte sie, führte seine Hand an ihre Lippen und hauchte ein paar Küsse auf seine Fingerknöchel. „Ich hoffe, das reicht aus, um nun wieder konzentriert und motiviert zu arbeiten. Ich sage dir Bescheid, wenn ich mit der Akte durch bin.“

„Was? Aber das Internet ist so unsicher! Denk doch nur an deinen Bruder und Rubina. Alles kann gehackt und nachverfolgt werden, Suchmaschinen speichern alles, was du suchst! Nein, da ist es doch viel besser, in einer kleinen, unscheinbaren Videothek ein paar Pornos zu entleihen. Die noch von Hand eintragen, wer was wann und wie lange ausgeliehen hat… Das erweckt jetzt womöglich den Eindruck, dass ich darin Ahnung hätte. Habe ich aber nicht. Also nicht, was solche Filme anbelangt. Und… Moment. Hast du Erfahrung darin? Hast du Pornos übers Internet geschaut?“, fragte sie lauernd und blinzelte dann überrascht. Was für eine dumme Frage. Er war ein Kerl. Und im Gegensatz zu ihr, ging er wohl mehr mit der Zeit. „Wann… war denn das letzte Mal?“, fragte sie wie beiläufig und lächelte schief. Ob sie ihm anbieten sollte, dass sie sich einen seiner Filmchen mal zu zweit ansahen? Gott, wie sehr genoss sie diesen Moment. Es fühlte sich wie früher an.

Casey schnaubte und zuckte mit den Schultern. "Ich denke die Hacker haben besseres zu tun als nachzuvollziehen auf welchen Seiten ich mich im Internet rumtreibe", gab er zu bedenken und sah Jess belustigt an, wie sie sich immer nervöser in die Enge redete. Jaja, keine Erfahrung damit, aber trotzdem wissen wie es ablief. Sein Lächeln wurde etwas schelmischer, als Jess misstrauisch nachfragte was seine Erfahrungen dabei waren. Es tat so gut mit ihr so rumzuscherzen. Das vertrieb alle Reste des Alptraumes in Ecken seines Verstandes, in die er erstmal nicht schauen musste. "Natürlich hab ich welche geschaut", antwortete er, wobei er nicht extra aussprach, dass er dafür nicht nur das Internet genutzt hatte. Neckend lehnte er sich näher an sie ran, als sie eine weitere Frage viel zu beiläufig stellte. "Eifersüchtig? Keine Sorge. Das letzte Mal war irgendwann bevor ich dich in Rom suchen gekommen bin. Kleine, freche Blondinen auf einem Bildschirm sind einfach nichts gegen das Original live und in Farbe."

out; bin dann gegen 20 Uhr da (:

Natürlich hatte er welche geschaut. Sie hatte es sich ja schon gedacht. Es gab vermutlich keinen Kerl, der sein ganzes Leben keinen einzigen sah. Für einen Sekundenbruchteil dachte sie an Charles und Jael… und vertrieb den Gedanken dann lieber schnell. Dinge, die sie nicht zu wissen brauchte. Und definitiv nicht wissen wollte. Ein Glück lenkte Casey sie in diesem Augenblick ab, lehnte sich zu ihr hinüber und antwortete auf ihre letzte Frage. Ein wenig überrascht blinzelte Jess und sah den Älteren an. „Das ist… dann aber schon eine ganze Weile her… Moment. Bei Blondine kann ich wohl nichts einwenden. Aber klein? Na, das sagt der richtige“, raunte sie und knuffte ihn leicht in die Seite. „Und was heißt hier frech? Frech wurde ich schon seit Jahrzehnten nicht mehr genannt! Und das soll nicht bedeuten, dass ich es vermisst habe. Da gibt es durchaus andere Beschreibungen, die… ein wenig schmeichelhafter sind“, bemerkte sie und schob leicht (gespielt) schmollend ihre Unterlippe vor.

Caseys Lippen zuckten verräterisch, während er ihrem Knuff gespielt auswich. "Beschreibungen wie: Respektlos? Naseweis? Schamlos? Oder, oh, das ist mein liebstes: Heißblütig", fragte er fröhlich und merkte ienen Moment zu spät, was sie vor hatte. Seine Reflexe waren eben einfach nicht mehr die selben. Als sie nach ihm griff, wollte er aufspringen, aber da war es schon zu spät. Sie hatte ihn und zog ihn unerbittlich zu sich heran. "Jess! Nicht!", rief er, als sie anfing ihn durchzukitzeln. Und dann kam er eine Weile zu nichts anderem als zu versuchen sich gegen ihre Hände zu wehren und genug Luft zu haben um lachen zu können. Völlig fertig und verschwitzt sackte er auf Jess Schoß zusammen, als sie aufhörte ihn zu kitzeln. Es war kein freiwilliges Lachen gewesen, aber er fphlte sich trotzdem besser, fast wie nach dem Sex.

Respektlos, naseweis, schamlos. Es wurde nicht besser. Charmant war definitiv etwas anderes! Also lag es ja wohl auf der Hand, dass Jesaiah sich für diese uncharmanten Beschreibungen revanchieren muss. Nach ‚heißblütig‘ stürzte sie sich auf ihn, zog ihn an sich und begann ihn durchzukitzeln. Auch wenn er nur lachte, weil sie ihn kitzelte, war es schön, ihn so lachen zu hören. Irgendwann ließ sie von ihm ab, woraufhin er völlig erschöpft auf ihrem Schoß zusammensackte.
Mit einem warmen Lächeln sah sie zu ihm hinunter und strich zärtlich über sein Gesicht.
„Das nächste Mal zählst du hoffentlich nur meine wahren, guten Eigenschaften auf“, raunte sie amüsiert, legte dann ihre Arme um ihn und stand mit ihm auf. Sie setzte ihn auf dem Bett ab und machte es sich gleich darauf auf der anderen Bettseite gemütlich. Dabei legte sich Jess auf die Seite, den Kopf in ihre Hand gestützt und sah ihn mit einem warmen, liebevollen Blick an.
„Was meinst du? Kannst du noch ein bisschen schlafen? Ich bleibe auch so lange hier, wenn das okay ist“.

Sprung auf den 01.09., kurz nach Sonnenuntergang

Es war gut, dass sie so früh gekommen waren. So kamen sie ungesehen durch die Gänge bis zu Galons Büro. Dafür, dass sie eigentlich in einen geheiligten Hochsicherheitsbereich eindringen wollten, was Galons Tür ziemlich einfach zu knacken. "Er sollte sich ein besseres Schloss zulegen", sagte Casey amüsiert und schob die Tür wieder in das Schloss. Die letzten zwei Wochen waren sie in Oxwich gewesen, was wirklich schön gewesen war und seinen Tagesrythmus vollkommen durcheinander gebracht hatte. In wenigen Stunden würde die Schule wieder losgehen und trotzdem war er mit Jess jetzt hier um Galon einen Besuch abzustatten.

Galon stellte die Gläste zurück in den Schrank und nahm dann Vic in den Arm. "Weißt du, manchmal wünschte ich, wir könnten einfach hier bleiben und das Haus nicht verlassen. Soll doch der ganze Clan den Bach runter gehen", sagte er und hauchte einen Kuss auf ihren Hals. Am Ende würde er es ja doch nicht tun, wie jedes Mal, wenn er dieses Thema aufbrachte. Aber es war manchmal einfach nett sich vorzustellen, dass es anders sein könnte.

„Wir sollten ihn unbedingt darauf aufmerksam machen. Das Schloss ist wirklich zu einfach zu knacken gewesen. Aber vielleicht hat er auch einfach ein zu großes Vertrauen in seine Clansmitglieder…“ Jesaiah trat in den Raum hinein, umrundete einmal den Schreibtisch, musterte die Oberfläche und sah dann mit kritischem Blick wieder auf. „Hm. Wohl eher nicht. Wahrscheinlich traut er den Mitgliedern auch nur so weit, wie er sie werfen kann“, räumte Jess ein, zuckte mit den Schultern und sah wieder zum Schreibtisch. Sie zog den Stuhl ein Stück zurück und ließ sich anschließend darauf nieder. Prüfend rutschte sie ein wenig darauf herum und lehnte sich schließlich zurück. „Hm… Habe ich mir ja irgendwie bequemer vorgestellt… Ist aber vermutlich schon reichlich durchgesessen… Willst du auch mal? Ich könnte Fotos davon machen“, raunte Jess und grinste breit, als ihr ein Gedanke kam. Ihr Blick huschte sofort hinauf zu den einzelnen Ecken des Zimmers. „Er hat hier wirklich keine Kameras, oder? Er ist ganz schön leichtsinnig…“

„Das wünschst du dir nicht wirklich“, wandte Victoria ein, lächelte matt und neigte den Hals ein wenig zur Seite, als Galon ihr einen Kuss auf ihre Haut hauchte. „Zumindest nicht den letzteren Teil. Dass der Clan den Bach hinuntergehen soll“, fuhr sie fort und drehte sich dann langsam zu ihm um. Mit einem warmen Lächeln legte sie ihm eine Hand ans Gesicht. „Du weißt, ich unterstütze dich in allem. Sei es, dass du noch einige hundert Jahre hier die Geschicke des Clans lenken willst, oder es dir doch irgendwann anders überlegst. Es wäre womöglich ganz nett, wenn du irgendwann freiwillig abdankst und nicht, weil dich irgendwer anderes umbringt. Selbst im Papsttum brach einer mit der Tradition und gab den Posten früher ab. Und was der kann, kannst du doch schon lange“, sagte sie ein wenig spöttisch und zog ihre Hand wieder zurück.
„Was meinst du? Sollen wir langsam los?“