Vampire-Das RPG III

"Ich hoffe doch, dass du dich von Toten fern hälst, die schmecken nicht nur abscheulich sondern geben auch ganz arge Verdauungsprobleme, wenn ich das mal so ausdrücken darf", warf Jael ein und sah Amanda ernst an.
Immerhin, es beruhigte ihn zu wissen, dass sie das noch nie versucht hatte. SO verzweifelt war sie also noch nicht gewesen.

Matthew hielt sich wirklich zurück, aber ein leises Prusten schaffte es doch aus seinem Mund. Die Vorstellung, wie Jael den Leichenfledderer spielt, war doch zu absurd.
"Ja, Tote sind nicht wirklich wohlschmeckend!", setzte er grinsend hinzu, "meistens befördert ihn der Magen sofort retour, es sei denn, man hat sich bereits daran gewöhnt."
Er rüpfte leicht angeekelt die Nase. Wie die meisten Vampire verachtete er die Necrophoren, die sich ausschließlich von Toten nährten. Auch gab es in der Umgangsspreache weit weniger "neutrale" Bezeichnung für diese Abart, "Leichenlutscher" war da noch harmlos.
Nach diesem kurzen, gedanklichen Exkurs wandte Matthew seine Aufmerksamkeit wieder Amanda zu. "Kurzum: Dein Lehrer hat Recht, wenn er dir von Toten abrät."

Amanda versuchte sich nichts anmerken zu lassen und nickte gehörig. Sie erinnerte sich nur allzu gut daran, wie schlecht es Thomas gegangen war, nachdem er vor lauter Hunger in seiner Krankenhausschicht von einer Leiche getrunken hatte, um keinen Menschen zu beißen.
Nachdenklich fuhr Amanda mit dem Finger über den Rang ihres leeren Glases und leckte schließlich einen Bluttropfen ab.
"Gibt es auch Blut, dass besonders gut schmeckt?", fragte sie schließlich neugierig und sah die älteren Vampire an. Sie hatte in ihrem Leben, vor allem in den letzten Jahren, so viel über Vampire gelesen und gesehen, dass sie wirklich Probleme hatte, auszumachen, was die Wahrheit und was total Humbuk war.

"Kinder...", seufzte Matthew mit einem kurzen Grinsen, "Kinder sind köstlich. Sie sind wie ein exquisiter Wein: Voller, aromatischer..."
Er fuhr sich mit den Händen durch die Haare. "Aber wie du dir vielleicht denken kannst, ist es nicht unbedingt die beste Idee, loszuziehen und kleine Kinder auszusaugen. Jeder "sozialisierte" Vampir würde es nur in äusserster Not tun."
Er zuckte mit den Schultern. "Ansonsten ist der Titel "lecker" eher subjektiv. Ich zum beispiel bevorzuge den Abschaum, der sich in den Hafengebieten herumtreibt. Ich schätze dieses leichte Kribbeln des Alkohols in der Kehle."

"Und du BIST Sozialisiert!", warf Jael nachdrücklich ein. Das letzte was er brauchen konnte war, dass Amanda sich aufmachte ein Kind zu finden, nur weil sie wissen wollte, wie die schmeckten.
"Vampire, die sich beim Kindermorden erwischen lassen, und glaub mir, dass wird entdeckt, können nicht drauf hoffen sonderlich zuvorkommend behandelt zu werden!", fügte er hinzu, lehnte sich leicht vor und sah Amanda streng an.
"Jeder Vampir findet etwas anderes besonders lecker. Einige bleiben bei bestimmten Blutgruppen, andere finden bestimmte Volksgruppen buchstäblich zum Anbeissen und wieder andere halten sich nur an ein Geschlecht." Er zuckte kurz mit den Schultern und warf Amanda ein kleines Lächeln zu. "Du merkst schon früh genug was deine Vorliebe ist."

"Als würde ich Kinder beißen!", gab Amanda ein wenig gekränkt zurück und reckte das Kinn hervor, als sie Jael ansah. "Ich weiß eh schon was ich am liebsten mag!"
Ihr Blick schweifte zu Jaels Kehle und sie sah schnell in die andere Richtung, die Wangen ein wenig gerötet. Es fehlte noch, dass Matt die Geschichte hörte.
"Aber ich wusste nicht, dass das alles so anders schmeckt!", gab sie schließlich zu und betrachtete das fast leere Glas in Jaels Hand, das dieser gerade zum Mund führen wollte. Grinsend entzog Amanda es ihm und trank es leer, bevor Jael überhaupt richtig reagieren konnte. Überrascht hellte sich ihr Gesicht auf. "Das schmeckt anders!"
Ihre Stimme klang, als hätte sie gerade das Geheimnis des Lebens entdeckt.

Jael überging Amandas Kommentar, persönliche Vorlieben gingen ihn nichts an und wenn Amanda ihre kannte um so besser, dann würde sie jedenfalls keinen Unsinn anstellen um ihre Vorliebe zu finden. Hoffte er wenigstens.
"Tischmanieren haben die jungen Leute von heute", sagte er stattdessen, als Amanda ihm sein Glas klaute und austrank.
"Natürlich schmeckt das anders. Jeder schmeckt anders", lachte er dann leise und wuschelte Amanda kurz über die Haare.
"In Zukunft könntest du dir aber eigenes besorgen, sonst fall ich irgendwann vor Hunger um, wenn du ständig bei mir klaust."

"Das passiert schon nicht, du siehst gesund aus!", konterte Amanda schulterzuckend und piekste Jael in die von dem frischen Blut leicht rote Wange. So überspielte sie wenigstens, dass sie ein wenig roter wurde, weil sie sich gerade jetzt daran erinnerte, wie Jaels Blut schmeckte. Es schien immerhin irgendwie verboten zu sein, sonst hätte Damion anders reagiert.
"Aber jeder schmeckt anders?", hakte sie schließlich neugierig nach. "Schmeckt man Dinge raus? Könnt ihr das? Könnt ihr schmecken wie alt die waren ob ob das eine Frau war oder so?"
Ihre Augen weiteten sich und sie hatte plötzlich das Gefühl, das ihr die ganze Zeit was entgangen war. Ob sie das jemals alles einholen und probieren konnte? Sie kam sich vor, als würde sie vor einem riesigen Pralinenladen stehen, in dem keine Praline gleich schmeckte. Und sie musste schließlich jede einmal probieren!

"Nun ja, ich kann nicht gerade die Haarfarbe des Spenders herausschmecken!", gab Matthew lachend zu, "aber manchmal kann man schon etwas erraten. Dieses Blut zum Beispiel:"
Er hielt sein Glas hoch, in dem noch ein kleiner Bodensatz übrig war. "Dieses Blut stammt mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit von einem Mann. Höchstwahrscheinlich unter 40, aber genau kann man das nicht sagen."
Er grinste. "Oh, und er hatte eine Schwäche für Damenschuhe, vorzugweise aus rotem Glanzleder!"

"Ehrlich?", hauchte Amande beeindruckt und starrte das Glas an. Hörbar sog sie die Luft ein und runzelte die Stirn. "Aber es riecht ganz normal!"
Es bedarfte mehrere Sekunden und verhaltenes Grinsen von sowhl Jael als auch Matt, bevor Amanda verstand, was los war.
"Ihr verarscht mich!!!", rief sie empört und zog eine Schnute. "Das ist gemein!"
Sie verschränkte die Arme und sah beide beleidigt an.

Jael versuchte sich mit aller Macht zu beherrschen, trotzdem zuckten seine Mundwinkel verdächtig, als er den Kopf schüttelte und Amanda so ruhig wie möglich ansah.
"Niemand.. verarscht dich, du musst nur wissen, worauf du achten musst", sagte er und fragte sich kurz, ob es überhaupt erlaubt war als Lehrer seinen Schüler hinters Licht zu führen. Aber die Situation war einfach zu verlockend.

Amanda war Jael einen abschätzenden Blick zu.
"Im Ernst?", hakte sie vorsichtig nach und als dieser nickte griff sie vorsichtig nach dem Glas, das Matt ihr reichte. Vorsichtig trank sie den letzten Schluck und ließ ihn auf der Zunge zergehen. "Ja... ja definitiv ein Mann!"
Sie zögterte kurz und stellte das Glas ab. Natürlich schmeckte sie nichts heraus, wollte aber nicht dumm wirken.
"Vielleicht hast du Recht, es schmeckt ein wenig nach diesen Schuhen und so."

Matthew hatte seine Miene wieder vollkommen unter Kontrolle. Nur hin und wieder zuckten seine Mundwinkel verdächtig, aber nur so kurz, dass man wirklich genau hinsehen musste, um es zu erkennen.
Er würde einen Teufel tun und diesen Spaß unterbrechen.

Jael hatte leider nicht so viel Selbsbeherrschung. Der Kommentar mit dem Geschmack der Schuhe gab ihm den Rest und auch der Versuch das Lachen als Husten zu tarnen scheiterte eher kläglich.

Amanda schämte sich so sehr, dass sie nicht einmal rot, sondern gleich wütend wurde. Mit zusammengepressten Lippen sprang sie auf, wobei sie den Stuhl umwarf.
"Arschloch!", rief sie rasend und stampfte aus der Küche. Die Tür fiel hinter ihr krachend ins Schloss.
Die sollten bloß nicht denken, dass die alles mit ihr machen konnten, nur weil sie nicht so viel wusste! Blöde alte Opas!

Matthew konnte nun auch nicht länger an sich halten und lacht so sehr, dass eininige wenige Tränen unter seiner Brille herausliefen.
"Die Jugend von heute!", prustete er, "keinen Sinn mehr für Humor. Immer sind sie gleich aufs tödlichste beleidigt!"

"Aufs tödlichste Beleidigt und zu jeder Schandtat fähig", ergänzte Jael und sah Amanda schuldbewusst hinterher.
"Ich fürchte ich werde sie beruhigen müssen, bevor sie sich aus lauter Trotz doch etwas in den Kopf setzt", sagte Jael ein wenig beunruhigt, wenn sie ihm schon nach London folgte, nur weil sie nicht alleine gelassen werden wollte, was dachte sie sich dann aus, wenn sie wütend war?

Wütend stampfte Amanda durch das Haus und knallte mit allen Türen, die ihr in den Weg kam.
Blöde. Krach. Dumme. Krach. Miese. Krach. Idioten. Krach.
In ihrem zwischenzeitlichen Zimmer angekommen - Thomas würde sie bestimmt nicht nerven! - schmiss sie sich aufs Bett und griff nach ihren Mp3-player, den sie auf volle Lautstärke aufdrehte.

"Wollen Sie noch etwas trinken?", fragte Jael und als Matt verneinte, nahm er dessen Glas mit, spülte beide aus und stellte sie wieder in den Schrank zurück.
"Viel Erfolg bei der Planung des Urlaubs. Ich hoffe für Sie, dass es entspannend wird", sagte Jael und reichte Matt die Hand zum Abscheid.
"Wissen Sie schon, wann Sie fliegen.. fahren.. Segeln?"

"Wahrscheinlich Anfang nächste Woche!", erwiderte Matthew lächelnd und drückte Jaels Hand, "und so, wie es bis jetzt steht, werden wir wohl mit dem Schiff fahren. Jane, eine alte Freundin, hat einen Bekannten im Reisegewerbe, wie es scheint."
Er nickte in Richtung der Tür. "Ich wünsche Ihnen vie Erfolg mit Amanda. Sagen Sie ihr, dass ich es nicht so gemeint habe, vielleicht wird sie dann Gnade walten lassen?"

"Ihr Wort in Gottes Ohr", lachte Jael und wünschte Matthew noch ein Mal Glück, bevor er ging. Kurz blieb er stehen und prüfte die Luft, bevor er sich entschlossen den Gang hinunter wandte und Amanda hinterher lief. Die Spur endete vor seinem Zimmer. Seufzend klopfte er und wartete auf Amandas Reaktion. Er wollte sie nich noch mehr verärgern. Oder bei etwas überraschen, dass er nicht sehen wollte.

Amanda tat als hätte sie nichts gehört und schraubte die Musik lauter. Sie konnte Jael durch die Tür riechen, war aber gleichgültig. Sollte er ruhig sehen, was er davon hatte!

Seufzend rang Jael einen Moment mit sich und dachte sich dann, dass sie nichts schlimmeres tun könnte als Schlafen, wenn sie ihn nicht hörte.
"Ich komme rein", rief er also und öffnete die Tür. Und tatsächlich lag Amanda auf dem Bett.

Amanda gab sich nichteinmal die Mühe so zu tun, als würde sie schlafen, sondern starrte provokativ an die Decke, als Jael reintrat. Ihr Fuß bewegte sich leicht im Takt der Musik.

Ein wenig zögernd ging Jael zum Bett und setzte sich auf die Kante. Eigentlich wollte er etwas sagen, wusste aber nicht was und saß einfach schweigend neben Amanda, während er überlegte.