Vampire-Das RPG III

"A positiv, wenn denn noch welches da ist!", bat Matthew grinsend und ging dann zum Schrank, "wollen Sie auch ein Glas? Oder bevorzugen Sie es direkt aus der Packung?"

Emlyn hatte in dem Moment, in dem sie Schritte auf dem Gang gehört hatte, die Küche fluchtartig verlassen und war wahllos durch eine der Türen gelaufen. Nun stand sie im Wohnzimmer, direkt vor Jilian und dieser blonden Frau, Jane. Natürlich sahen beide, im Gegensatz zu ihr, wie aus dem Ei gepellt aus.
"Oh, entschuldigung", murmelte sie und starrte verlegen ihre nackten Füße an, "ich hab die falsche Tür erwischt..."

"Nein, ein Glas ist gut", antwortete Jael und warf ein paar Konserven auf den Tisch.

"Wunderbar", sagte Matthew gedankenverloren und tastete nach den Kristallgläsern, die sich allerdings immer wieder seinem Griff entzogen.
Schließlich kriegte er aber doch zwei zufassen und stellte sie auf dem Tisch ab, bevor er seine verrutschte Sonnenbrille richtete.
"Wie war es eigentlich in London?", fragte er Jael schließlich, nachdem er blindlings nach einer Konserve griff und nun dabei war, den Inhalt in ein Glas zu füllen, "ich hoffe, Sie haben dort keine Probleme mit Jägern?"

"Im Moment nicht. Die haben sich verständlicher Weise in ihre dunklen Löcher zurückgezogen. Die Welle ist schnell rübergeschwappt", sagte Jael, während er auch den Inhalt der Konserve in das Glas füllte und sich setzte.
"Aber wir halten die Augen trotzde offen. Ich muss zugeben, dass es mir nicht wirklich gefällt, dass sie ihre Schwänze so schnell eingekniffen haben und sich gar nicht mehr blicken lassen."

"Ja, das kann ich durchaus nachvollziehen", sagte Matthew grüblerisch und nahm einen Schluck Blut, "aber da ihre Mitvampire in London gewarnt sind, wird es hoffentlich nie so weit kommen wie hier in LA..."

"Ich wage schwer zu bezweifeln, dass sich etwas ähnliches nochmal, irgendwo auf der Welt, abspielen wird. Immerhin ist die Vampirgemeinde auf der Hut und die Zeit spielt für uns. Die Menschen vergessen und machen Fehler zweimal, wir nicht."
Mit einem grimmigen Lächeln prostete Jael Matthew zu und nahm einen Schluck.

"Wahrte Worte!", sagte Matthew lachend.
Das Zuprosten hatte er nicht bemerkt, da er darüber nachgedacht hatte, was er noch alles regeln musste, bevor er in den Urlaub aufbrach. Er war es nicht gewohnt, die Zügel aus der Hand zu geben und fühlte sich dementsprechend ein wenig unwohl.
"...wer hätte gedacht, dass ein Urlaub so viel Arbeit ist...", murmelte er gedankenverloren.

Jael grinste und stellte das Glas wieder auf den Tisch, während er sich vorbeugte und die Unterarme auf die Platte legte.
"Glauben Sie, dass Sie überhaupt die Ruhe finden um wirklich Urlaub zu machen?", fragte er und drehte das Glas am Stil im Kreis.

"Wahrscheinlich nicht", gab Matthew lachend zu, "man kann eben nicht gegen sein Naturell: Zu der Zeit, als ich noch Mensch war, gab es sowas wie bezahlten Urlaub nicht. Ach was rede ich da; es gab nichtmal Urlaub!"
Er schüttelte schmunzelnd den Kopf und leerte dann sein Glas. Ein hartnäckiger Tropfen am Glasrand wurde kurzerhand abgeleckt.
"Gott, was würde ich für ein wenig frisches Blut geben", seufzte er leise.

"Gab es überhaupt Bezahlung?", fragte Jael sehr leise und mit einem Schmunzeln.
"Frisches Blut geht über alles, aber eben nicht immer erreichbar. Wie schnell wären wir ertappt, wenn wir alle wirklich jeden Abend jemanden umbringen würden?", fragte Jael dann und schüttelte den Kopf.
"Gehen wir den lieber den Jüngeren mit gutem Beispiel voran und halten uns zurück."
Schmunzelnd leerte auch er sein Glas.

"Ach, diese vermaledeite Vorbildfunktion!", seufzte Matthew grinsend und fuhr sich durch das Haar, "es waren noch schöne Zeiten, als ein toter Bauer niemanden besorgt machte..."
Er stellte das Glas achtlos in die Spüle. "Wie heisst es so schön? Omni mutantur et nos mutanmur in illis. Alle Dinge ändern sich und wir ändern uns mir ihnen."

Amanda schwang die Tür mit Euphorie auf und trat in die Küche. Gute Laune bereitete ihr unter anderem, dass sie Jael ärgern konnte, ohne die Abmachung zu brechen - sie hatte einfach einige ihrer neuen Klamotten umfunktioniert. Einen Rock hatte sie verboten weit hochgezogen und eine weise Bluse fast unmoralisch weit aufgeknöpft, wodurch der schwarze BH nicht nur durchschimmerte sondern immer zum Vorschein zu kommen drohte.
Mit einem kleinen Knicks und einem breiten Lächeln begrüßte Am Jael und Matt und nahm sich eine Konserve aus dem Kühlschrank.
"Schwärmt ihr über alte Zeiten wie richtige alte Opas?"
Sie grinste amüsiert und streckte sich nach einem Glas.

"Mit Verlaub, wir SIND richtige alte Opas!", erwiderte Matthew grinsend und zeigte dabei seine Fangzähne, "die meisten Sachen, die du im Geschichtsunterricht gelernt hast, haben wir miterlebt!"
Er verschränkte die Arme und zog eine Augenbraue hoch. "Also, nenn mir ein geschichtliches Ereignis und ich sage dir, ob ich es miterlebt habe."
Da er nicht sehen konnte, fand er auch keinen Anstoss an Amandas unverschämt knappem Outfit.

"Und vor allem..", setzte Jael an, als Amanda die Tür aufstieß und ihm jedes weitere Wort im Halse stecken blieb. Unwillkürlich folgte er Amanda mit den Augen durch den Raum und konnte erst wegsehen, als sie sich auf Zehenspitzen streckte um an ein Glas zu kommen.

Amanda blinzelte Jael unschuldig an, als sie sich mit einem vollen Glas an den Tisch setzte und über Matts Antwort lachen musste.
"Sowas wie... wie...", überlegte sie laut, schwieg jedoch kurz, um sich eine kluge Antwort einfallen zu lassen. "So was wie die Kriege und so? Die blutigen mit den ganzen Toten?"
Hach, gut gerettet! Alte Leute sprachen immer von Kriegen!

"Über welchen Krieg willst du etws hören?", fragte Matthew zurück, "der Unabhängigkeitskrieg? Sezessionskrieg? Erster Weltkrieg? Zweiter Weltkrieg? Vietnamkrieg? Erster Irakkrieg? Zweiter Irakkrieg?"
Er konnte nicht umhin, ein wenig zu schmunzeln. "Aber ich werde dich enttäuschen müssen, ich habe in keinem dieser Kriege mitgekämpft. Als Blinder wird man eher selten zum Soldaten..."

"Huch!", rutschte es überrascht aus Amanda heraus, bevor sie sich aufhalten konnte. "Ich dachte du trägst die Sonnenbrille weil das irgendwie cool ist... so wie bei Men in Black oder so."
Ehrlich überrascht sah Amanda Matt an. Er konnte doch alles alleine!

"Amanda!", rief Jael im zurechtweisenden Tonfall, als er endlich seine Sprache wiedergefunden hatte.
Das machte sie mit Absicht! Garantiert! Aber beweisen konnte er ihr nichts, also musste er es vorerst hinnehmen..

"Ich weiss zwar nicht, was ein "Man in black ist", gab Matthew verwundert zu, "aber ich kann versichern, dass ich die Brille nicht nur kosmetische Gründe hat."
Er runzelte nachdenklich die Stirn. "Wobei, im Grunde schon..die wenigsten Mägen vertragen den Anblick von leeren Augenhöhlen."
Er grinste Amanda verschlagen an. "Sage mir, wie stark ist dein Magen?"

Amanda warf Jael einen vorlauten Blick aus halboffenen Augen zu und wandte sich dann mit unschuldigem Gesicht an Matt. Wer wusste schon, ob er die Wahrheit sagte oder nicht irgendwelche unheimlichen Kräfte besaß?
"Ich kann viel ab! Ehrlich! Ich hab alle Saw-Teile mit Noah gesehen ohne zu kotzen und einmal hab ich 50 Dollar gewonnen, weil ich nen Regenwurm gegessen hab!", erklärte Amanda stolz.

"Ist das so?", fragte Matthew mit hochgezogener Augebraue und nickte bedächtig, "ein ganzer Regenwurm? Nun, dann dürfest du überqualifiziert sein!"
Er beugte sich ein kleines Stückchen zu ihr vor, sodass sein Gesicht auf Höhe mit dem ihrigen war. Dann legte er die Hand langsam an die Sonnenbrille und nahm sie schließlich mit einer schnellen Bewegung ab.
"Nun, ist es in etwa so wie der Regenwurm?", fragte er amüsiert.

Jael schnappte unterdessen ungläubig nach Luft. Das verdammte Mädchen! Beschämt fasste er sich mit Daumen und Zeigefinger an die Nasenwurzel un tat, als hätte er die letzten zwei Minuten nie erlebt.

Das war nicht nur überraschender, sondern auch tausend mal abartiger gewesen als der Regenwurm. Schockiert schrie Amanda auf und sprang so schnell auf, dass ihr Stuhl umkippte.
"Oh.mein.Gott!", hauchte sie fassungslos, mit zusammengepressen Augen, öffnete dann jedoch erst das eine und dann das andere vorsichtig. "Das..."
Vorsichtig ging sie näher, war jedoch eindeutig angeekelt. "Das ist so viel besser als Saw! Warum haben die daran nich gedacht?"
Sie beugte sich etwas runter, um die Augenhöhlen genauer zu inspizieren und streckte kurz die Hand aus, nur um sie wieder fallen zu lassen.
"Krank! Ich hätte dich definitiv in den Krieg geschickt!"

"Nun ja, zum Glück wählst du die Soldaten nicht aus, was?", erwiderte Matthew amüsiert und setzte die Sonnenbrille wieder auf, "wie soll ein Trupp blinder Soldaten denn wissen, in welche Richtung er feuern muss? Oder wer von den Leuten, denen sie gegenüber stehen, Freund oder Feind ist?"
Er schnaubte amüsiert. "Okay, der Krieg hätte dann gewiss etwas tragikomisches..."

Amanda zuckte mit den Schultern, hob ihren Stuhl hoch und setzte sich hin.
"Vielleicht schießt dann ja keiner mehr!", schlug sie vor und nahm hungrig einen großen Schluck von ihrem Glas. "Oder die sterben alle. Mehr Blut für uns."