Mutant High II - Das RPG 4

Paige lächelte, ebenfalls begeistert von der Idee und kaute weiter auf ihrem Trockenfleisch herum. Ja, ihr Cousin würde bestimmt nicht ablehnen – und selbst wenn, würde sie ihn einfach so lange nerven, bis er nachgab. „Hast du eigentlich gesehen, was genau alles in der Vorratskammer ist?“, fragte sie nach einer kleinen Weile Ty und lugte zu ihm hinüber.
„Ich hatte vorhin leider nur Augen fürs Trockenfleisch. Je nachdem können wir nachher einfach alle zusammen was kochen? Naja, kommt halt darauf an, was da ist. Aber zu dritt sollten wir ja auf jeden Fall etwas hinbekommen“

„Hm... Dosenravioli. Da sagst du was. Das würde ich auch glatt essen. Und immerhin haben wir in der Küche sogar zwei Herdplatten, also werden bestimmt auch irgendwo Töpfe sein. Ich könnte mal schauen, ob wir wirklich Ravioli da haben. Sollen ich für uns dann einfach ein, zwei Dosen machen?“, fragte Casper, der nach seinem Sandwich durchaus noch etwas Warmes verdrücken konnte. So ganz satt war er nämlich noch nicht und so lange er noch Kraft hatte und wach war, war er auch bereit zu kochen. So weit man hierbei von Kochen sprechen konnte. Aufwärmen traf es ja eher.

„Oh. Ich hoffe, doch nicht. Ich würde nur ungern für Eifersucht sorgen. Und ganz perfekt sind wir ja auch nicht“, widersprach Matthew mit einem schiefen Lächeln und fuhr sich durch das blonde Haar. „Aber nah genug dran seid ihr schon“, bemerkte Emma schmunzelnd und lehnte sich zu ihm hinüber, sodass sie ihn kurz an der Schulter fassen konnte. „Ich wünsche euch auf jeden Fall nur das Beste. Und schickt mir eine Einladung zu eurer Hochzeit, wenn es soweit ist“ Mit einem Zwinkern ließ sie ihre Hand wieder sinken und lehnte sich zurück.
„Ich denke damit werden wir uns doch noch etwas Zeit lassen“, gab er lächelnd zurück.
„Da fällt mir ein... Unsere Eltern waren ziemlich gute Freunde. Dein Dad“ Er nickte Emma zu und sah anschließend Ava an. „Und dein Dad. Und meine Mom. Irgendwie...lustig, dass wir gerade in einem Team sind“

„Aber du mich“ Lena sah ihn nur kurz an, blinzelte mühsam gegen ein paar Tränen an und senkte ihren Blick dann. Schweigend betrachtete sie seine Hand, die ihre festhielt einen Augenblick lang, ehe sie fortfuhr. „Du bist für mich unerreichbar geworden, Morpheus. Nicht nur, weil du in diesem Gefängnis bist, sondern du dich zusätzlich in deinem Kopf verschanzt. Ohne Notion hätte ich dich wahrscheinlich nie wieder gesprochen. Du hättest nicht einmal gemerkt, dass ich da bin“
Lena sah wieder zu ihm auf, atmete tief ein und aus und hatte sich langsam so weit im Griff, dass ihre Tränen weiterhin dort blieben, wo sie waren -in ihren Augen.
„Ich kenne deine Welten. Sie sind wunderschön und ich verstehe, warum sie dir lieber sind, als das, was dich da draußen erwartet... aber auf diese Weise verpasst du so viel...“

"Ich hab nun einen oberflächlichen Blick auf die Lebensmittel geworfen", gestand Ty und steuerte dann gleich die Speisekammer an, um diese Verfehlung auszugleichen. "Hm, hier sind auf jeden Fall einige Dinge, die wir morgen fürs Frühstück gebrauchen können", rief er Paige und Yelinna zu, "hier sind auch Tüten mit Trockenobst. Und jede Menge Konserven." Er lachte als er nach der erstbesten Dose griff und das Etikett überflog. "Sie haben auf jeden Fall an alle untalentierten Köche gedacht!", verkündete er und streckte die Hand samt Dose aus der Speisekammer, damit die beiden Mädchen lesen konnten, was darauf stand: Ravioli.

"Bitte zwei Dosen", bat Felipe, "ich hab einen Mordshunger!" Das entsprach der Wahrheit, denn trotz der paar Happen Trockenfleisch hing sein Magen noch immer auf halb acht. Wovon sich Zach und Cas einen Moment später überzeugen konnten als Felipes Magen ein lautes Knurren von sich gab.

Ava musste kurz nachdenken, ehe sie eifrig nickte. "Du hast recht, darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht!", lächelte sie, "meint ihr, die Lehrer haben das mit Absicht gemacht, oder wars eher ein Zufall?" Sie selbst ging eher davon aus, dass es ein Zufall war, schließlich bestand die Mehrheit ihres Jahrganges aus Kindern früherer Schüler. Nicht verwunderlich wenn man bedachte, dass es zur Zeit ihrer Eltern nur eine einzige Mutant High auf der ganzen Welt gab. Damals war die Schule bestimmt aus allen Nähten geplatzt.

Morpheus biss sich auf die Unterlippe. Lenas Worte hatten ihn getroffen und er wusste, dass sie es wusste. Und auch, dass es beabsichtigt gewesen war. Er verstand ihren Zorn sehr gut. "Lena", begann er schließlich mit sanfter Stimme, "ich sitze im Gefängnis, und zwar bis zu meinem Todestag. Ich werde das Gebäude, in dem ich im Moment liege, nur in einem Sarg wieder verlassen. Mein Alltag bestand daraus, 23 Stunden in völliger Isolationshaft zu sitzen und die eine Stunde, die ich außerhalb meiner Zelle verbrachte damit, mich von keinem der anderen Gefangenen umbringen zu lassen." Er drückte behutsam ihre Hand. "Du weißt genauso gut wie ich, dass die Gefangenen des Hochsicherheitstraktes keinen Besuch haben dürfen", fuhr er fort und suchte ihren Blick, "alles was mir bleibt sind die geschwärzten Briefe, die ich mit Glück bekomme. Und die mich daran erinnert dass da draußen ein Leben ohne mich stattfindet, an dem ich nie werde teilnehmen können." Es tat ihm leid, so direkt sprechen zu müssen, aber da er nicht wusste, wie lange er und Lena noch sprechen konnten wollte er um jeden Preis, dass sie verstand warum er tat, was er tat.

"Mach ich nicht", erwiderte Gabriel mit einem aufmunternden Lächeln, ehe er nach einer Wasserflasche griff, die auf dem Tisch neben Morpheus Bett stand. Da dieser durch eine Magensonde ernährt wurde ging Gabriel davon aus, dass sowohl die Flasche als auch das daneben stehende Glas für sie gedacht waren. Rasch schraubte er die Flasche aus, goss das Glas halb voll und reichte es Notion dann.

Yelinna zog die Nase kraus und seufzte. "Wieso müssen es immer Ravioli sein. Ekliges Zeug", beschwerte sie sich leise. "Okay. Unser kochen wird sich also darauf beschränken Dosen zu öffnen und aufzuwärmen?", fasste sie kurz zusammen und sah zu Paige rüber. Hoffentlich war sie nicht allzu enttäuscht.

"Gut. Dann machen wir Essen. Klingt nach nem gelungenen Abschluss für den Tag", stimmte Zach lachend zu, nachdem Felipes Magen geknurrte hatte. Hoffentlich bracht das die Jungs von der Idee ab irgendein Lagerfeuer zu entzünden.

"Danke schön", sagte sie und nahm einen Schluck. Nachdenklich sah sie zu Morpheus und Lena, die sich noch nicht weiter bewegt hatten. "Was machen wir jetzt? Wo ich ihn geweckt habe?"

„Das beherrsche ich auf jeden Fall“ Paige grinste schief, legte dann ihr Trockenfleisch beiseite und stand seufzend auf. „Gibt es da vielleicht auch was eingelegtes? Obst? Gemüse? Oder womöglich auch etwas frisches? Ich hoffe ja, dass sie nicht davon ausgehen, dass wir auch morgens Ravioli essen. Da krieg ich das nämlich wirklich nur schwer herunter“, raunte sie und tappte zu Ty hinüber und betrat die Speisekammer.

„Grundgütiger. Beten wir mal, dass wir Felipe satt bekommen, sonst fällt er heute Nacht noch über uns her. Oder der Speisekammer“, raunte Casper und warf Zach mit einem schiefen Grinsen einen vielsagenden Blick zu, bevor er sich selbst erhob und die Vorratskammer ansteuerte.
„Gut, zwei Dosen. Ich schau mal, wie viel da ist, vielleicht haben wir ja auch drei“ Er und Zach würden schließlich auch mitessen – da konnte der Inhalt von drei Dosen ziemlich schnell verschwinden.
Geschäftig krempelte sich Cas die Ärmel hoch und trat in die Speisekammer, wo er seinen Blick erst einmal über die Regal schweifen ließ. „Du hast Glück, drei Dosen Ravioli haben wir auf jeden Fall da. Wir haben auch noch vier mit Chili con Carne. Wow, die wollen uns ja geradzu verwöhnen“ Casper lachte und wühlte sich ein wenig weiter durch die Dosensammlung. Da standen locker an die 20 herum.
„Zach, willst du schon mal einen Topf in den Küchenschränken suchen?“

Todestag. Bei dem Wort wurde Lena ganz flau im Magen. Natürlich kannte sie den Urteilsspruch, der über Morpheus verhängt war und was es bedeutete, hier zu sein, in diesem Sicherheitstrakt, aber dennoch. Wie hieß es so schön, die Hoffnung starb zuletzt. Und hatten sie nicht in der Schule schon ganz anderes erlebt und durchgestanden?
„Durch Briefe kannst du durchaus an dem Leben draußen teilnehmen. Ich würde dir schreiben. Sehr oft. Briefe wären also doch durchaus... ein guter Anfang. Und wer weiß... ein kleines Erdbeben, eine Schlaufe in den Kameraaufnahmen a la Gabriel und ich könnte hier vorbei schauen“ Ihre Mundwinkel zuckten nach oben und formten ein schiefes Lächeln. „Natürlich könnte ich mich auch als Krankenschwester ausgeben... Es gibt einen Weg. Immer. Irgendwie“ Sie grinste schon fast, während sie seine Hand drückte.
„Du müsstest nur öfters aus deinem Schneckenhaus kommen... Etwas zulegen, deine Muskel ein bisschen wieder an Bewegung gewöhnen, damit du den Brief überhaupt auffalten kannst“

Tiefe Denkfalten bildeten sich auf Gentles Stirn während er über Notions Frage nachdachte. "Nun ja, erst ist auf jeden Fall gewarnt, falls die Bruderschaft einen zweiten Angriff starten sollte", sagte er schließlich und schüttelte kaum merklich den Kopf. "Ich wünschte, es gäbe für uns eine Möglichkeit, ihn hier raus zu holen", fügte er in kaum hörbarem Flüstertons hinzu, "aber es war schon schwer genug, diesen Besuch zu bekommen." Er warf einen Blick zum nun wieder regunglos daliegenden Morpheus und spürte, wie sich sein Magen zu einem eisigen Klumpen zusammen zog. "Ich werde mich darum kümmern", versprach er und sah zu Gabriel hinüber. Dieser erwiderte fragend den Blick, nickte aber als Gentle unauffällig in Richtung der Überwachungskameras deutete. Gut, nun also das, weswegen er ursprünglich mitgekommen war: Gabriel trat einen Schritt zurück und schloss für einen Moment die Augen, nichts Auffälliges. Dieser Moment reichte jedoch aus, um sich in das Überwachungssystem einzuhacken. Noch zuhause hatte er mit Sams Hilfe einen von ihre geschriebenen Hackertool auf den zentralen Computer geladen, das nun aktiviert wurde. Zumindest konnten sie Morpheus so, ihm wahrsten Sinne des Wortes, im Auge behalten.

"Hier stehen bestimmt 15 bis 20 Dosen herum, da wird bestimmt noch was anderes dabei sein als nur Ravioli", lachte Ty und reichte Paige eine andere Dose, "hier haben wir Mais....Erbsen gibts auch. Ouh, Chili con Carne! Aber wir haben hier auch noch Brot." Ty deutete auf die Regalböden, die knapp über Kopfhöhe angebracht werden. "Die Lehrer haben es wirklich gut mit und gemeint", stellte er fest, nachdem er den Blick nun schon zum gefühlt 5. Mal durch den Raum schweifen, "das Essen hier drinnen könnte gut und gerne für eine Woche reichen."

Felipe, froh dass Cas ihm nicht auch eine Aufgabe aufgetragen hatte, streckte sich unterdessen mit einem leisen, genüsslichen Seufzer und genoss die kleine Pause.

Morpheus seufzte. Im Grunde wollte er Lena dieses Versprechen nicht geben, doch ihr Blick erweichte ihn schließlich. "Ich tue mein Bestes", versprach er, hob dann aber die Hand, "aber ich verlange etwas im Gegenzug: Gibt mir die Möglichkeit, dir die Welt zu zeigen, in der ich die letzten Jahre gelebt habe." Mit der freien Hand machte er eine ausholende Bewegung und wie von Geisterhand zeichneten sich die Umrisse eine Tür in der weißen Wand zu ihrer Rechte ein, die nur Sekunden später einer großen Milchglastür wichen.

Blinzelnd trat Yelinna zu den beiden anderen in die Speisekammer. "Eine Woche? Sollten wir nicht nur drei Tage hier bleiben?", fragte sie etwas überrascht. So sehr sie diese Camps auch liebte, eine Woche in diesem Labyrinth war ihr doch etwas lange.

Wollte er nicht. Aber Felipe setzte sich mit einem so zufriedenen Lächeln auf seinen Stuhl, dass er grummelnd aufstand und wahllos die Schranktüren aufriss, auf der suche nach einem Topf. "Hey. Hier gibt's tatsächlich Töpfe", rief er einen Moment später überrascht und zog einen der Besagten aus dem Schrank.

Notion lächelte leicht, als Gabriel sich in die Überwachung einklinkte. Die Idee war gut. Am Rande bekam sie mit, wie Morpheus Lena in seine Welt einlud und war in Bewegung, bevor sie richtig nachgedacht hatte. Mitten in der Bewegung hielt sie inne. Er würde Lena nichts tun, was sollte schon passieren, sie war doch auch wieder zurück gekommen. Damit ihre Bewegung nicht so furchtbar auffiel stellte sie ihren Becher auf das Tischchen.

„Die haben wohl einfach jeder Hütte die gleichen Portionen gegeben, vermute ich. Für den Fall, dass hier am Ende eine Jungengruppe landet. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die das auch in drei Tagen vertilgen kann“, antwortete Paige und zuckte mit einem Schmunzeln die Schulter.
„Uns kann es ja nur recht sein, so haben wir mehr Auswahl. Ich geh mal in die Küche und schau, was wir an Töpfen und Pfannen so haben“, sagte sie munter, stahl sich aus der Speisekammer und verschwand in dem Küchenbereich, wo sie die erstbesten Schränke aufzog.

„...Das klang gerade so, als hättest du daran gezweifelt“ Casper steckte seinen Kopf aus der Tür und sah mit zusammen gekniffenen Augen zu seinen Mitschüler hinüber. „Aus dir werde ich in diesem Leben ganz bestimmt nicht mehr schlau“ Damit verschwand sein Kopf wieder, es kläpperte kurz und dann kam er zurück, mit ein paar Dosen in seinen Armen und steuerte Zach und somit auch die Küche an. „Wenn es hier einen Herd gibt, musste es zwangsläufig Töpfe geben“, raunte Cas und stellte die Dosen auf der Küchenzeile ab.
„Ist nur die Frage, ob wir hier richtige Teller haben, oder doch eher Pappteller“

Lena sah an Morpheus vorbei und besah sich die Tür, die sich dort auf einmal in der Wand aufgetan hatte. Über all die Jahre hinweg hatte sie fast vergessen, wie zauberhaft und faszinierend diese andere Welt sein konnte, die Morpheus zu lenken und beeinflussen wusste.
Leicht nickend und mit einem Lächeln sah sie wieder zu Morpheus zurück und drückte seine Hand noch einmal. „Diese Bedingung akzeptiere ich sehr gerne. Und ein wenig Zeit haben wir sicherlich“, antwortete sie und wartete gespannt darauf, dass er vorausging.

Ty rief Paige ein "Dankeschön", hinterher, ehe er selbst nach einigen der Konserven griff. Da Yelinna offensichtlich gemacht hatte, dass sie kein Fan von Ravioli war griff er nach den Dosen mit dem Chili con Carne und hoffte, dass ihr das besser schmecken würde. Während Paige die Schränke nach Töpfen durchsuchte tat Ty dasselbe mit den Schubladen in der Hoffnung, einen Dosenöffner zu finden. Er hatte Glück: In der letzten Schublade fand er einen, wenn auch ein ziemlich antiquiertes Stück. Missatrauisch beäugte Ty das gute Stück einen Moment, ehe er mit den Schultern zuckte. "Wir schon schief gehen", dachte er sich und machte sich dann daran herauszufinden, wie genau dieser uralte Dosenöffner funktionierte.

Morpheus erwiderte Lenas Lächeln ehe er sich von ihr abwandte und die Tür aufdrückte. Warme, süß riechende Frühlingsluft wehte ihnen entgegen und Morpheus bedeutete Lena, ihm zu folgen.
Die Hütte war näher an der Tür als bei Notions Besuch, da Morpheus nicht wusste, wie viel Zeit sie noch hatten. Trotzdem erkannte man, dass diese Welt das Ergebnis jahrelanger Arbeit war, der Detailreichtum war bemerkenswert. Als sie sich dem Haus näherten erkannte man die unterschiedlichen Farben und Oberflächen der Steine, aus seinen sie gefertigt waren und die vor dem Haus blühenden Narzissen verströmten einen feinen Duft. "Es ist klein, aber genau so habe ich mir das Haus, in dem wir später einmal leben würden, vorgestellt", gestand Morpheus mit einem schiefen Lächeln und öffnete die Eingangstür. "Das Wohnzimmer ist vorne links", erklärte er ihr, "es gibt dort etwas, das ich dir sehr gerne zeigen würde." Etwas war eigentlich das falsche Wort, denn es war kein Gegenstand, sondern eine Person, die dort wartete. Ophelia, die Tochter, die sich Morpheus erträumt hatte und die führ ihr so real war wie Lena.

Paige hatte einen Topf gefunden, der groß genug war und stellte ihn auf die kleine Küchenzeile und suchte gleich darauf noch den passenden Deckel, mit dem sie schließlich wieder aufstand. Dabei bekam sie noch mit, wie skeptisch Ty den Dosenöffner ansah, den er aus einer Schublade gezogen hatte, dass sie lachen musste. „Dein Blick ist ja köstlich. So, als ob du dir nicht ganz sicher bist, ob der da freundlich gesinnt ist“, raunte sie schmunzelnd und deutete auf den Dosenöffner, der bei näherem Betrachten doch recht alt aussah.
„Also, wir haben Dosen, einen Dosenöffner, einen großen Topf und einen Herd... Sollen wir noch etwas von dem Gemüse hinein tun? Oder es lieber bei dem belassen, was da in den Dosen drin ist?“

Es war überwältigend, was sie da auf der anderen Seite des Zimmers, hinter der Tür erwartete. Auch wenn sie sich noch an die Welt erinnern konnte, die Morpheus damals erschaffen und die er mit ihr geteilt hatte, erinnern konnte, so war nun doch deutlich eine Steigerung zu damals zu sehen. All diese Farbe, die Details, selbst die Gerüche, es war ganz so, als wäre sie wirklich dort, als ob es ihn tatsächlich gab.
„Es ist wunderschön hier, Morpheus. Wirklich“ Lena sah lächelnd zu ihm und ging dann erst nur zögerlich auf das Haus zu, obwohl ihre Neugierde auf das, was er ihr zeigen wollte, groß war.
Behutsam, als befürchtete sie, durch eine zu schnelle Bewegung diese Welt zum Einsturz bringen zu können, öffnete sie die Tür und folgte dann der Beschreibung in das Wohnzimmer.
Erwartungsvoll trat sie in das Zimmer und sah sich um, wobei ihr Blick schnell auf ein kleines Mädchen fiel.
Trotz dessen, dass sie wusste, dass das Mädchen nicht real war, ging sie auf sie zu und kniete sich dann vor ihr hin. „Wer bist du denn, kleine Lady?“

"Die Frage beantworte ich dir, sobald ich weiß, was in diesem Chili alles so drin ist", erwiderte Ty lachend, der inzwischen den Deckel der ersten Dosen soweit geöffnet hatte, dass er den Inhalt in den Topf gießen konnte. Irgendwie war der Anblick...deprimierend. Rotbraune Pampe, deren einheitliche Farbe und Konsistenz nur hier und da durch einzelne gelbe Maiskörner unterbrochen wurden. "Naja,es sieht zumindest essbar aus", stellte Ty schließlich trocken fest und warf einen flüchtigen Blick zur Speisekammer rüber, "was hätten wir denn zum Verfeinern da?"

"Ophelia." Am Verhalten des Kindes merkte man, dass sie nicht real, sondern nur ein Produkt von Morpheus Fähigkeiten war: Anders als andere Kinder in ihrem Alter reagierte Ophelia nicht mit Scheu oder vorsichtigem Misstrauen auf die fremde Person, sondern lächelte sie strahlend an. Morpheus hatte versucht, ihr möglichst viel von ihrer Mutter zu geben, was man besonders an ihren Augen erkannte: Sie hatten denselben himmelblauen Farbton wie Lenas. "Sie ist einer der Gründe, warum ich diese Welt nicht mehr verlassen habe." Morpheus war hinter Lena getreten und streckte nun seine Hand aus um über Ophelias Haare zu streichen.

Ebenso schnell wie er sich eingeklinkt hatte, war Gabriel auch schon wieder aus dem Zentralcomputer raus. Ein kaum wahrnehmbares Zwinkern in Gentles Richtung machte diesem klar, dass das Programm lief, dessen Antwort war ein kurzes Lächeln. "Wie lange lassen sie uns hier noch bleiben?", erkundigte sich Gabriel leise und nickte in Richtung des Direktors, dessen Fuß bereits unruhig wippte. Gentle warf einen kurzen Blick auf seine Uhr und verzog den Mund. "Sie hatten uns eine Stunde garantiert, davon sind inzwischen gut 50 Minuten vergangen."

Was auch immer Cas damit meinte entzog sich Zachs Verstand. Niemand hatte ihm bis jetzt gesagt, dass er schwer zu verstehen war.
"Teller hab ich gesehen. Drei Schränke vorher", antwortete er auf die Frage, die er verstand und zeigte auf die Tür.

Okay, das sah auch nicht besser aus als die Ravioli, dachte Yelinna sich und machte sich auf den Weg in die Speisekammer. "Wir haben noch Mais. In Dosen. Frische Tomaten", rief sie in die Küche und sah sich weiter um.

"Soll ich den beide bescheid geben?", fragte Notion und nickte zu Lena und Morpheus rüber. Lieber würde sie sich nicht einklinken. Aus Rücksicht auf die Beiden und ihren Kopf. Aber irgendwie würden sie ja bescheid kriegen müssen.

„Okay, das sieht eklig aus“, bemerkte Paige, die nicht anders konnte, als ebenfalls einen Blick in den Topf zu werfen, nachdem Ty den Inhalt der Dose hinein gekippt hatte. Das sah nicht mal im entferntesten so aus, wie die Chili con Carne ihrer Tante. Mit gerümpfter Nase lehnte sie sich wieder zurück, zog die Brauen hoch und sah Ty an.
„Also, so wie das aussieht, bin ich mir bei diesem Zeug nicht sicher, ob es uns auch freundlich gesinnt ist“, raunte sie und schüttelte sich kurz. In der Zwischenzeit rief ihnen Yelinna zu, was es sonst noch so in der Speisekammer gab, womit man diesen Brei vielleicht noch retten konnte.
„Oh, das klingt doch schon mal gar nicht so schlecht. Wenn du jetzt noch Paprika und Bohnen findest, ist unser Essen gerettet“

Bei dem Klang des Namens stutzte Lena, blinzelte überrascht und lächelte traurig. Das Gesicht des Mädchens verriet im Grunde schon, wer sie war, oder wer sie in Morpheus Welt sein sollte, weswegen sie nicht danach fragte. Er hatte bereits gesagt, dass dieses Haus der Vorstellung entsprach, wie sie hätten zusammen leben können. Was sie hier sah, war das Leben, das sie hätten haben können... wenn nicht so viel zuvor passiert wäre.
„Ophelia“, murmelte sie leise, lächelnd stand sie wieder auf und drehte sich leicht, sodass sie Morpheus wieder zu gewandt, der nun unmittelbar neben ihr stand.
„Weißt du... ich habe eine Tochter. Sie ist acht. Und sie heißt Ophelia. Sie sieht etwas anders aus... als sie“, sagte sie und sah von Morpheus wieder zu dem Mädchen. „Dunklere und glattere Haare. Worüber sie sich immer ärgert, weil sie Locken so liebt“

„Ja? Klasse! Willst du sie raussuchen? Und vielleicht noch nach Besteck suchen. Und einer Schöpfkelle?“, fragte Casper, der aus einem der Schränke einen Topf zog, diesen kurz von allen Seiten betrachtete und dann auf den Herd stellte. Anschließend kramte er noch einen Deckel heraus, der allerdings ein bisschen zu groß war, aber das war Cas gerade herzlich egal.
„Oh... und hast du auch irgendwo einen Dosenöffner gesehen? Sonst muss Felipe mal seine Klauen hinein schlagen und die Dosen öffnen“

Morpheus spürte, wie sein Herz einen Schlag aussetze und auch in der Realität beschleunigte sich seine Herzfrequenz und damit das Piepen des Herzmonitors kurzfristig. "Wirklich?", fragte er mit einem fragenden, beinahe ungläubigen Lächeln und sah hinab auf seine Ophelia, die zufriedend Lächeln dastand und genoss, dass ihr Vater ihr über das Haar strich. "Das ist wundervoll", wisperte dieser und schloss Lena dann sanft in die Arme, "einfach wundervoll." Er spürte dass Tränen in seinen Augen brannten, aber das waren keine Trauertränen, nein. Dass Lena in der echten Welt da draußen eine Tochter hatte, eine eigene Ophelia, machte ihn wirklich und wahrhaftig glücklich. Lena hatte sich immer eine eigene Familie gewünscht und dieser Wunsch war Wirklichkeit geworden. Diese Tatsache freute Morpheus so selbst dass er nicht einmal einen eifersüchtigen Gedanken an den Mann verschwenden mochte, der an seiner statt Ophelias Vater geworden war. "Würdest du mir...vielleicht ein Foto von ihr schicken?", bat er Lena, während er versuchte, sich ihren Duft wieder ins Gedächtnis zu rufen um diesen Moment in all seinen Details als reale Erinnerung aufgewahren zu können.

Felipe bekam nicht einmal mit, dass von ihm gesprochen wurde: Durch den Kamin wurde es langsam warm im Raum und diese Wärme wirkte wie ein Beschleuniger für die Müdigkeit, die sich in seine Glieder geschlichen hatte und ehe Felipe sich versah, war er eingenickt.

"Gib ihnen noch fünf Minuten", antwortete Gentle auf Notions Frage und sein Blick wanderte zu Lena und Morpheus. Es tat ihm leid, nicht nur um Morpheus sondern auch um Lena. Um das gemeinsame Leben, das sie hätten haben können. Denn auch wenn Gentle in seinem Leben schon viele schlimme Dinge gesehen und erlebt hatte, war ein Teil von ihm noch immer hoffnungsloser Romantiker. Auch wenn er wusste, dass es in der Realität nicht möglich war, wünschte er sich, dass alle glücklich sein konnte. Selbst wenn es wie hier nur für einen Moment war.

Suchend hob Yelinna ein paar Sachen an und verschob einige Dosen, dann jubelte sie Triumphierend. "Wir haben echt Glück, es ist tatsächlich alles da", grinste sie Stolz und kam, die Arme voll von ihren Funden wieder in die Küche. "Wenn morgen noch Kekse gibt, dann wird das hier eher Urlaub als Trainingslager. Obs im Bad wohl auch einen Whirlpool gibt?"

Hätte er das nicht vorher sagen können? Zach schnaubte, trat an den Schrank und holte die Teller raus. Danach machte er sich auf die Suche nach den Küchenutensilien und legte sie Cas auf die Arbeitsfläche. Ganz demonstrativ ließ er sich danach auf eine Stuhl nieder. Genug gearbeitet, sagte seine Körperhaltung. Ein bisschen wunderte er sich auch über sich. Okay, sicher war er müde von dem langen Fußmarsch.

"Lauf doch schnell hin und seh nach", schlug Ty schmunzelnd vor und nahm zeitgleich die Zutaten von Yelinna in Empfang. Da in der eigentlichen Küche nicht viel Platz war legte er das Gemüse und die Dosen erst einmal auf dem Tisch ab, an dem sie eben noch gesessen hatten. "Also ich kann das Gemüse schneiden übernehmen", verkündete er und machte sich prompt auf die Suche nach Messer und Schneidebrett, "aber ich lass die Finger lieber vom Kochtopf. Ich hab das Talent, alles zu versalzen, selbst wenn ich gar kein Salz dran tue."
Nach kurzem Suchen hatte Ty alles zusammen was er brauchte und nahm, nachdem er das Gemüse abgewaschen hatte, wieder am Küchentisch Platz. Er konnte nicht kochen, aber fürs Gemüseschneiden musste man das ja glücklicherweise nicht.

Mizuki stand wieder in der Speisekammer und versuchte, die Etiketten zu entziffern. Zwar übernahm das Übersetzungsgerät in ihrem Ohr das gesprochene Wort, wenn man aber sein Leben lang nur japanische Schriftzeichen gelesen und lateinischen Buchstaben nur vom Sehen gekannt hatte, tat man sich mit dem Lesen in Amerika etwas schwerer. Mizuki pflückte nach dem Zufallsprinzp eine Dose aus dem Stapel und las langsam und aufmerksam das Etikett. R...es fing mit R an. R...A...V....
"Wie wäre es, soll ich die Ravioli aufwärmen?" Dorian stand, ein unsicheres Lächeln auf den Lippen, im Türrahmen und sah Mizuki fragend an. Diese blickte nochmals auf der Etikett (Ravioli war also das Wort, das sie zu entziffern versucht hatte) und nickte schließlich. "Mach das", sagte sie und drückte Dorian die Dose in die Hand, "mach am besten zwei." Sie warf Dorian eine zweite rüber, die dieser glücklicherweise fing, ohne die andere wieder fallen zu lassen.

Cas sah nicht auf, sondern nickte nur knapp, als Zach die Teller vor ihm auf der Küchenzeile abstellte. In einer der Schubladen hatte er zum Glück einen Dosenöffner gefunden, mit dem er nun, nach dem er heraus gefunden hatte, wie er ihn am besten ansetzte, im Nu die drei Dosen geöffnet.
Als er daraufhin aufsah, war Zachery nicht mehr neben ihm, sondern saß auf einem Stuhl. Auf eine sehr Aussagekräftige Art. Dann huschte seine blauen Augen ein Stück weiter und bemerkte Felipe, dessen Atemzug verdächtig regelmäßig und ruhig war.
Seufzend ließ er den Kopf hängen und schüttete dann den Inhalt der Dose in den Topf.
Das konnte ja noch lustig werden mit den beiden... Ein Mädchen im Team wäre jetzt bestimmt irgendwie netter.

“Ich glaube, sollte diese Pampe am Ende versalzen schmecken, würde ich es eher den Herstellern in die Schuhe schieben, als dir“ Paige sah grinsend zu Ty hinüber und reichte ihrem Mitschüler ein Schneidebrett, das sie zuvor in einem der Schränke entdeckt hatte, auf der Suche nach einem Topf.
„Und sollte in diesem Bad irgendwo ein Whirlpool sein, dann muss er schon verdammt gut versteckt sein. Mal ganz davon abgesehen, dass es die Lehrer dann wirklich gut zu uns meinen... was ich... irgendwie bezweifle. Nach dem heutigen Tag“
Sie strich sich ein paar braune Strähnen hinter die Ohren und sah dann fragend zu Yelinna hinüber.
„Willst du kochen? Ich könnte zwar auch... aber ich muss gestehen, die letzten Male ist es bei mir immer angebrannt...“, raunte sie mit einem leises Hüsteln.

Auch wenn sie wusste, dass die Umarmung nicht echt wahr, sondern lediglich von Morpheus angeleitet in ihrem Kopf stattfand, genoss Lena sie sehr. Sie fühlte sich so echt an, dass ihr das Herz ganz warm davon wurde. Sie schloss ihn fest in ihre Arme und versuchte sich diesen Moment so gut wie nur möglich einzuprägen, denn es würde gewiss das letzte Mal für eine lange Zeit sein.
„Danke“, wisperte sie leise und vertuschte so gut wie möglich ihre belegte Stimme. Mit einem bitteren Lächeln hörte sie seine Bitte und nickte, ehe sie sich langsam aus seiner Umarmung löste.
„Sehr gerne. Das werde ich“ Lena fasste mit ihren Händen die seine und drückte sie abermals.
Sie war nicht sicher, wie viel sie sagen durfte, ohne ihn am Ende damit zu verletzten. Was war fair ihm gegenüber zu erwähnen? Würde sie ihm sagen, dass sie sich wünschte, er wäre der Vater, würde es ihn vermutlich verletzten. Erst freuen und dann würde er sich ärgern... Denn es würde nichts an der Realität ändern, oder daran, dass er hier vermutlich nie rauskam.
Lena schluckte schwer und ließ den Kopf dann leicht hängen, den Blick auf ihre Hände, die seine umfasst hielten. Sie hatte nie einen Ring getragen, zu einer Hochzeit mit Ophelias Vater gekommen. Sie waren verlobt gewesen, aber als ihre Tochter zwei wurde, trennten sie sich. Inzwischen hatte ihr Ex eine neue Familie, eine Frau und einen Sohn und vernachlässigte leider Ophelia. Etwas, das Morpheus sicherlich nicht getan hätte.
Lena sah wieder zu ihm auf und bemühte sich um ein etwas fröhlicheres Lächeln.
„Ich hab dich sehr vermisst“

Ty nahm das Schneidebrett mit einem dankbaren Nicken entgegen und machte sich zuerst an die Paprika. Vorsichtig trennte er den Stiel heraus und tat sein Bestes, die kleinen weißen Kerne aus dem Inneren nicht überall auf dem Tisch zu verteilen. "Ah, mist!", fluchte er leise als ihm ein Teil der Paprika aus der Hand rutschte und auf den Boden fiel. Einen Moment lang starrte Ty das Stück an als sei es an allem Bösen in dieser Welt schuld, dann seufzte er aufgeben, stand auf und spülte es im Waschbecken solange ab, bis auch der letzte Staubrest ab war. "Auf zu Versuch zwei", murmelte er kopfschüttelnd und schnibbelte dann weiter, wobei er die fertige Paprikastücke in eine bereit gestellte Schüssel gab.

Es kam Morpheus nur natürlich vor, Lenas Worte mit einem Kuss zu beantworten, und so tat er es. In dem Moment, in dem seine Lippen ihre berührten wünschte sich Morpheus, dass er sie auch da draußen, in der realen Welt küssen könnte. Denn auch wenn er sich einbildete, die weiche Haut ihrer Lippen auf seinen zu fühlen und den Kuss schmecken zu können wusste er, dass es nicht stimmte. Dieser Kuss war nur das blasse Abbild eines echten Kusses. Und doch fühlte es sich richtig an.

Mit einem Blick hinüber zu Ty, dem etwas von der Paprika zu Boden gesegelt war und einer hochgezogenen Braue, zuckte Paiges einer Mundwinkel nach oben. „Ich glaube, ich helfe ihm beim Gemüse schneiden“, sagte sie an Yelinna gewandt und zwinkerte ihr zu, bevor sie sich ebenfalls ein Messer suchte. Gemüse Schneiden war wenigstens etwas, das sie beherrschte. Dafür hatte ihre Mutter schon gesorgt. Sie versuchte auch, ihrer Tochter wenigstens das Backen näher zu bringen, nachdem sie des öfteren etwas beim Kochen hat anbrennen lassen. Was beim Backen allerdings genau so gut passieren konnte...

Der Kuss kam unerwartet, aber erhofft. Tief in ihr drinnen hatte sie selbst den Wunsch gehabt, ihn zu küssen, auch wenn er anders war. Schwer zu beschreiben. Vermutlich lag es daran, dass es ein Kuss war, der nur in ihren Köpfen stattfand.
Dennoch genoss Lena ihn und ließ sich obendrein dazu hinreißen, seine Hände loszulassen und ihre Arme um ihn zu legen, so lange bis sie sich schließlich löste und zurück lehnte.
Im ersten Moment brachte sie kein Wort über die Lippen, obwohl ihr wieder so viel auf dem Herzen lag. Stattdessen sah sie ihn nur an, lächelte traurig und strich ihm mit den Fingern kurz über das Gesicht.
„Lass uns das... irgendwann auf der anderen Seite machen. Wenn es dir besser geht... und ich mich das nächste Mal heimlich einschleiche“

Nachdem er erst mal saß bemerkte Zach wie müde er tatsächlich war. Fast wäre er wieder eingeschlafen, weswegen er dann doch wieder aufstand und sich neben Cas an den Küchentresen lehnte. Eher müde sah er in den Topf und beobachtete den Kochlöffel bei seinen Runden.

"Klar, kann ich machen. Viel Erfolg euch beiden", stimmte Yelinna erleichtert zu. Sie hasste es Gemüse oder anderes klein schneiden zu müssen. Da passte sie lieber auf, dass nichts anbrannte. Das hatte sie zuhause auch immer am liebsten gemacht.

Hillary hatte sich entwischen von der Türschwelle hochgeklaubt und war ins Badezimmer gestolpert. War schon scheiße, wenn ein Bedürfnis mehr drückte, als ein anderes.

„Dabei könnte man ja eigentlich annehmen, dass wir wegen des Spezialtrainings fit genug sein müssten, dass wir solche Aufgaben wie heute locker wegstecken müssten. Aber wenn ich mir Felipe so ansehe... Und du siehst auch nicht so wach aus“, bemerkte Casper, der gelegentlich den Matsch in dem Topf umrührte, damit er nicht anbrannte. Viel rote Soße, undefinierbare Brocken und Ravioli. Aber sein Magen würde momentan alles entgegen nehmen und wegstecken.
„Ist es eigentlich seltsam? Schon wieder ein Einzelzimmer zu haben? Eigentlich müsstest du ja jetzt wunderbar schlafen können. Es sei denn du hast nächtlichen Besuch“

Paige vergewisserte sich davon, dass das Gemüse sauber und gewaschen worden war, ehe sie anfing es klein zu schneiden. Sie drückte den Stiel der Paprika ein, ein Trick, um sich das ausschneiden zu ersparen, zog ihn heraus und schnitt den Rest in zwei Hälfte. Im Nu waren die Kerne draußen und der Rest klein geschnitten, woraufhin sie sich das nächste Gemüse schnappte.

„Habe ihn“ Noemi hangelte sich vom Dach herunter und sprang schließlich das letzte Stück, in einer Hand den Schlüssel, den sie dort oben gefunden hatte. Drinnen ließ Mailin enttäuscht die Arme sinken. „Mann und ich dachte schon, ich könnte die Tür niederfackeln“
„So wie die Hecke heute?“, entgegnete Noemi und setzte einen Blick hinzu, der 'wir haben ja gesehen, was dabei heraus kam' sagte.
Brummend trat Mailin zurück, damit ihre Mitschüler die Tür aufschließen konnte. Mit zwei Umdrehungen sprang das Schloss auf und Noemi stieß die Tür weit genug auf, um hineinsehen zu können.
„Essen!“

Ty sah Paige dabei zu, wie sie die Paprika erst vom Kerngehäuse befreite und dann zerschnitt und kopierte im Nu ihre Methode. "Das geht ja viel einfacher", stellte er überrascht fest und nickte Paige anerkennend zu, "gute Idee!"
Die zweite Paparika hatte er dann auch deutlich schneller und ohne Zwischenfall geschnitten und schnappte sich dann die Tomaten. "Du bist die Tochter von Mr. Tesgal, oder?", versuchte er sich unterdessen an ein wenig Smalltalk und sah lächelnd zu Paige rüber, "wie ist das so, wenn der eigene Vater auch der Lehrer ist?"

"Beim nächsten Mal." Morpheus war sich nicht sicher, ob es ein nächstes Mal geben würde, aber trotzdem nickte er. Es war eine Hoffnung, an die Lena und er sich würden klammern können. "Ich liebe dich immer noch, Lena", fügte er leise hinzu, vermied es aber, ihr in die Augen zu sehen, "ich werde dich immer lieben. Vergiss das nicht." Er drückte einen zweiten Kuss auf ihre Stirn, ehe er bewusst einen Schritt nach hinten trat. Das hätte er nicht sagen dürfen. Nun wurde der Abschied noch schwerer als er ohnehin schon war.

Gentle warf erneuten Blick auf die Uhr und seufzte leise. "Notion", sagte er schließlich und bedeutete ihr mit einer Geste dass es nun Zeit wurde, Lenas und Morpheus Zweisamkeit zu beenden, "würdest du bitte?"

Inzwischen hatte Dorian einen Topf gefunden und war nun dabei, die Ravioli aufzuwärmen. Er war den Umgang mit Gasherden gewohnt und hatte keine Schwierigkeiten dabei gehabt, die Flamme in Gange zu bekommen. Während er immer wieder umrührte um zu verhindern, dass die Soße der Ravioli ansetzte, sah er zu Mizuki hinüber, die vor dem Ofen in einem Sessel saß und der die Flammen unheimliche Schatten ins Gesicht malte. Nicht zum ersten Mal fragte sich Dorian, wann er so viel schlechtes Karma angehäuft hatte dass das Schicksal ihn mit diesen beiden Mädchen in ein Team gesteckt hatte.

"Gott sei Dank!", rief Sofia erleichtert aus und folgte Mai ins Inneren der Kammer. "Hey, hier ist auf Feuerholz!", sagte sie und deutete auf einige Holzscheite, die sind sicherlich für den Ofen!" Da sie mittlerweile nicht nur hungrig war sondern auch fror (Der Umweg hatte sie gut und gerne anderthalb Stunden gekostet), wollte sie nun schnellsmöglich dafür sorgen, dass diese beiden Bedürfnisse gedeckt wurden. Also schnappte sie sich so viel Holz wie sie tragen konnte und schaffte es in den Ofen. "Mai, magst du hier mal rein pusten?", bat sie ihre Freundin und deutete auf das geschichtete Holz, "ich würd ja ne Kieselbombe reinstopfen, aber dann könnte das brennende Holz wieder aus dem Kamin fallen!"

'Schon wieder ein Einzelzimmer' klang fast ebenso niederschmetternd wie es sich zwischenzeitlich anfühlte. Erst Matt und dann Nick. Er hatte wirklich kein Händchen für Freunde. Müde zuckte Zach mit den Schultern und erinnerte sich dann daran, dass er mit Cas sprach, der eh schon so viele Fragen stellte. Grinsend hob er den Kopf und sah Cas anzüglich an. "Wer sagt denn, dass ich schlafen will?"

Yelinna summte leise vor sich hin, während sie rührte und drehte dabei leicht den Kopf um ihren Teamkameraden zu lauschen.

Ohne mit der Wimper zu zucken nickte Notion und legte ihre Hand auf Morpheus. Sie hatte überlegt, ob sie besser über Lena eingriff, fürchtete dann aber zu tief zu landen und zu viel mitzubekommen. Über Morpheus war schwieriger aber auch sicherer. Prompt stand sie vor dem Tor und klopfte Mental an.

Lächelnd hatte Paige aufgeschaut und Ty zugenickt, als er seine zweite Paprika mit der neuen Methode auch wesentlich flotter klein geschnitten hatte. Sie selbst hatte sich nun die Karotten vorgenommen, die sich auf dem Brett schon teilweise in dünnen Scheiben stapelten.
„Ja. Schuldig“, antwortete sie auf seine erste Frage und lächelte schief.
„Ein bisschen. Aber... ich glaube, man stellt sich das schlimmer vor, als es ist. Er behandelt mich in der Schule schließlich schon wie jeden anderen Schüler. Davon abgesehen... belehrt er mich daheim ja auch. Wenn auch in anderen Zusammenhängen“, raunte sie und lachte.

Mit leicht geöffnetem Mund stieß Lena leise ihren Atem aus. In ihren Gedanken klangen Morpheus Worte noch nach, die sie tief getroffen hatten. Auf eine gute wie schlechte Weise. Sie wünschte sich, dass diese Welt um sie herum, die echte sein könnte. Sie beide. Und Ophelia. Die richtige Ophelia.
„Morpheus“ Sie war sich nicht sicher, ob sie den Schritt, den er zurück gemacht hatte, nicht auf ihn zu gehen sollte.
„Ich... ich habe nie geheiratet... Ophelias Vater und ich trennten uns, als sie ganz klein war“, erzählte sie und lächelte matt.
„Du... hattest immer einen besonderen Platz in meinem Herzen. Und das ist noch immer so... Ich werde die Hoffnung nicht aufgeben, dass wir irgendwann vielleicht dieses Leben haben können“, raunte sie leise und wies dabei um sich.

„Ich glaube, da würde sogar der Kamin aus dem Kamin fallen, wenn du da eine deiner Kieselbomben hinein wirfst“, bemerkte Mailin mit einem breiten Grinsen, schnappte sich aus der Essenskammer noch schnell einen Schokoriegel, den sie da gefunden hatte, öffnete die Verpackung und biss einmal ab, ehe sie zu Sofia hinüber ging.
„Also gut, dann mach mal Platz“, raunte sie grinsend, stopfte sich den Riegel in die Hosentasche, positionierte sich vor dem Kamin und sog tief Luft ein.
Mit dem Ausatmen kam eine Flamme heraus, die sehr gezielt auf das Holz zu flog und dieses im Nu ansteckte. Mai ließ das Feuer in ihr sich beruhigen und schloss den Mund wieder.
Unterdessen hatte Noemi ein wenig abgecheckt, was sie an Vorräten alles so da hatten und blieb vor allem bei dem Trockenfleisch hängen, bei dem ihr sofort das Wasser im Mund zusammen lief.

„Dein Gesicht. Und diese Autoreifen unter deinen Augen“, antwortete Casper prompt, ließ den Löffel kurz liegen, um beide Hände frei zu haben. Die Finger legte er sich kurz unterhalb der Augen und zog dort die Haut dann hinunter, ehe er lachend wieder die Hände sinken ließ.
„Mal im ernst, so gefühlskalt kannst du gar nicht, als dass dir das rein gar nichts ausmachen könnte. Du hast dich mit Matthew schließlich echt gut verstanden, bevor das mit seiner Freundin passiert ist. Und mit Nick... ja auch“ Casper richtete seinen Blick wieder auf die Ravioli und verschränkte die Arme locker vor der Brust.
Lange dauerte es bestimmt nicht mehr, bis diese fertig waren.

Ty ließ sich von Paiges Lachen anstecken. "Ist sicherlich auch nicht immer ganz einfach, was?", fragte er schmunzelnd, "ich kenn das. Mein Mutter ist auch Lehrerin und ihr fällts manchmal schwer, die Arbeit Arbeit sein zu lassen. Das merkt man dann daran wenn sie anfängt, bei den hangeschriebene Notizen am Kühlschrank die Rechtschreibfehler anzumarkern."
Er hatte inzwischen auch die Tomaten geschnitten und schob sich das letzte übrige Stück kurzerhand in den Mund. "Hmm, nicht schlecht", befand er und reichte die Schale mit Tomaten und Paprika dann schon einmal Yelinna rüber, damit sie das Gemüse zum Chili dazu tun konnte.

"Super, danke!" Sofia klopfte Mai anerkannend auf die Schulter und schälte sich, nachdem sie sich versichert hatte dass der Rauch den Kamin hoch und nicht in den Raum zog, aus Schuhen und Jacke. "Noemi, gibt die Speisekammer irgendwas her, das man nicht erst lange zubereiten muss?", rief sie ihrer Teamkollegin zu während sie auf einem Zweisitzersofa älteren Datums Platz nahm und die Beine unterschlug.

Morpheus wusste, dass er ihn das Versprechen, dass sie da draußen ein gemeinsames Leben würde führen können, niemals geben konnte, doch er wollte sie nicht verletzen. Und so küsste er sie nochmal, ehe er sich notgedrungen von ihr lösen musste. "Es tut mir leid, aber du musst gehen", flüsterte er und in seiner Miene spiegelte sich seine Trauer deutlich wieder, "Notion wartet da draußen." Er deutete auf die noch immer offene Tür und wieder konnte man Wolken am vorher azurblauen Horizont erkennen, dort, wo sich die Tür befand.

Zach verzog das Gesicht und wandte sich ab, sodass er raus in den Gang sah. Dabei zuckte er mit den Schulter und lächelte leicht. Es war einfacher Cas dabei nicht anzusehen. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass der ihm alles an der Nasenspitze ablesen konnte. Oder er hatte keine Einfluss auf seine Gesichtszüge mehr. Da gefiel ihm Variante eins doch besser. "Ist ja nicht so, als würde ich sie gar nicht mehr sehen. 12 von 24 Stunden des Tages bin ich auch wach und unter Menschen. Ein eigenes Zimmer gibt einem viele Freiheiten. Für sehr viel", sagte er locker flockig und legte die Hände hinter sich auf die Kante des Tresens.

"Danke schön", flötete Yelinna und warf Ty eine Kusshand zu, bevor sie nach dem Brett griff und kippte das Gemüse kurzerhand in den Topf. Munter rührte sie danach weiter.