Vampire-Das RPG IV

„Paolo ist gerade dabei, jemanden abzuschleppen. Vermutlich taucht er mit dem hier gleich auf“, antwortete Jesaiah auf die Frage des Älteren und verstaute ihr Handy wieder in ihrer Hosentasche. Gemeinsam gingen sie die Treppe hinunter und gingen zur Kasse. Jess musste ein wenig darüber schmunzeln, dass der Kleiderstapel von Casey höher war als der ihrer. Allerdings hatte sie im Gegensatz zu ihm auch ein paar Klamotten dabei. Und vermutlich hatte sie generell mehr Klamotten als er.
Erstaunt hoben sich Jess‘ Brauen, als Casey sie auf ihre Sachen ansprach und musste lächeln.
„Das stimmt“ Ihr selbst fiel es erst jetzt auf, da sie sich darüber gar keine Gedanken gemacht hatte. Sie hatte einfach genommen, wonach ihr war.
„Ich habe ehrlich gesagt, gar nicht darauf geachtet. Allerdings habe ich ein paar schöne Sachen in Blau dabei, nur eben in Francescas Wohnung. Außerdem trage ich ja auch etwas in Blau – ich habe also nicht genug davon“, antwortete sie und deutete an sich herunter. Immerhin trug sie blaue Jeans und auf ihrem Shirt waren blaue Streifen.
Es dauerte ein paar Minuten, dann kamen Paolo und seine Begleitung endlich vorbei. Die Klamotten wurden bei Paolo bezahlt, während der Mann, den er abgeschleppt hatte, etwas abseits stand und sich umsah. Hin und wieder sah er auch neugierig zu Jess und Casey hinüber und fragte sich, was das für zwei waren, dass die um diese Uhrzeit hier einfach so shoppen durften.

Erleichtert stellte Casey fest, dass Paolo sie bei diesem Mal deutlich professioneller begrüßte und behandelte. Ob dies daran lag, dass sie einen Geschäftsgang vollzogen oder an der Begleitung, die er nicht direkt wieder vergraulen wollte, konnte Casey nicht sagen. Er war nur glücklich mehr wie ein Kunde und weniger wie ein Stricher behandelt zu werden. Wobei die Unterstellung ungerecht war, immerhin hatte Paolo nur Interesse bekundet und nicht gleich nach einem Preis gefragt. 'Wobei, sein Interesse auch etwas kleiner sein könnte', dachte Casey sich etwas undankbar, als Jess mit einem weiteren Küsschen links, Küsschen rechts verabschiedet wurde, gefolgt von den üblichen Beteuerungen bald wieder voneinander zu hören. 'Eigentlich ist es doch viel eher Jess, die mich wie ihren Gigolo behandelt', dachte er sich weiter und wusste nicht ob es ihn stören sollte. Für seine Kleider hatte er selbst bezahlen wollen, ein Blick von Jess hatte den Impuls aber im Keim erstickt. In der Hinsicht hatte sie nicht mit sich reden lassen. Sie schien es ernst zu meinen mit ihrem Frage-Antwort-Spielchen. Informationen waren die Gegenleistung, die sie erwartete und ein kleiner Verdacht, gefolgt von Unbehagen regte sich in Caseys Brust. Er kannte Jess Ruf, wusste was sie mit Informationen alles bewerkstelligen konnte. Welches Wissen wollte sie wohl aus ihm ziehen? Und wichtiger noch: Was würde sie tun, wenn sie hatte was sie wollte? Er zwang das Lächeln zurück auf seine Lippen, als Jess sich endgültig von Paolo verabscheidete und zu ihm auf die Straße trat. "Einen Moment war ich überrascht von der Gastfreundschaft der Italiener. Da hat er doch tatsächlich einen Snack auf Kosten des Hauses mitgebracht, als Dankeschön, dass wir bei ihm eingekauft haben", raunte Casey seiner Begleitung zu und hob die Hand als Abschiedsgruß an Paolo und den immer noch unwissenden jungen Mann. "Und dann stell ich fest, dass er den Snack ganz für sich alleine haben will. Was für ein Ärger."

Ein letztes Mal winkte Jess Paolo zu, dann wandte sie ihm den Rücken zu und nutzte die Gelegenheit mit dem Ellenbogen Casey in die Seite zu knuffen. Das bekam Paolo schon nicht mehr mit, denn dieser schloss seinen Laden wieder ab und widmete sich dann wieder ganz dem gutaussehenden jungen Mann, den er vorhin in einer Bar kennen gelernt hatte.
„Teufel“, bemerkte Jess, während sie beide die Straße entlang liefen und schüttelte dabei amüsiert den Kopf. „Ich wusste gar nicht, dass du so schlimm sein kannst“ Was ihr gefiel. Ein bisschen. Aber Jess versuchte, es sich nicht allzu sehr anmerken zu lassen.
„Ich bezweifle, dass Paolo ihn als Snack betrachtet. Er ernährt sich nur von Tierblut – ich weiß“, raunte Jess, als sie Caseys Miene sah. „Er sieht es als Diät. Italiener. Ich vermute, er wird also mit dem Kerl nur schlafen“, fuhr sie fort und zuckte mit den Schultern.
„Wenn du Hunger hast, können wir kurz in der Wohnung ja was zu uns nehmen. Ist sicherlich nicht verkehrt“

Gekränkte Unschuld sah zurück zu Jess, als sie Casey bezichtigte schlimm zu sein. "Schlimm? Nur ehrlich. Wie der Teufel eben", antwortete er und lachte am Ende. Es war schon doch ein wenig passend ihn als Teufel zu bezeichnen, jedenfalls war sie nicht die erste, die es tat aber eine der wenigen, die es im Scherz taten. Paolos Ernährungsvorliebe stieß bei ihm allerdings auf unverständnis. "Nur schlafen ist ein starker Ausdruck. Hat ihm, also Paolo denn noch niemand gesagt, dass man Menschen nicht umbringen muss um von ihnen zu trinken? Welcher Mensch kann das von seiner Nahrung behaupten? Mal ein Stück Kuh abscheiden gehen, das will ich sehen", sagte er mehr murmelnd und schüttelte den Kopf. Es war schon das ein oder andere Jahrhunder her, dass Casey sich selbst nicht mehr unter Kontrolle gehabt hatte und tatsächlich ein Mensch gestorben war, während er trank. Gut, das war auch ein Rausch in sich, aber einer, auf den Casey auch verzichten konnte. Aber Tierblut? Nun ja, jedem das seine. Tatsächlich regte sich leiser hunger, als Jess ihn darauf ansprach. Er hatte vor dem Flug getrunken, was jetzt einige Stunden her war, eigentlich nicht lange genug, dass er tatsächlich Hunger hätte haben sollen. Vermutlich lag es daran die Stunden zusammen mit Menschen auf engen Raum eingesperrt zu sein und zu wissen, das sie ihm vollkommen ausgeliefert wären, sollte er entscheiden, dass sie Nahrung wären. "Wenn wir eh da sind, können wir das gerne tun. Ich weiß ja immer noch nicht, was du unter Spaß auf italienische Weise verstehst, von daher wird es wohl besser sein ganz bei Kräften zu sein", antwortete er ihr und sah lächelnd und neugierig zu ihr hoch. Vielleicht verriet sie ja doch etwas.

Mit Paolos seltsamer Diät konnte Jesaiah ähnlich wie Casey nichts anfangen. Natürlich hatte sie sich auch schon von Tierblut ernährt, aber auch nur in den Anfangsjahren, als sie sich noch nicht so sicher gefühlt und mehr Bedenken gehabt hatte, Menschen auszusaugen. Freiwillig würde sie das ganz sicher nicht mehr tun. Jess zuckte nur knapp mit den Schultern, auf die Worte des Älteren hin, der offenbar mit Paolos Lebensweise auch nicht viel anfangen konnte.
Jess berührte Casey kurz an der Schulter, um ihn mit einer Handgeste darauf aufmerksam zu machen, dass sie bei der nächsten Kreuzung rechts in eine kleinere Straße abbiegen mussten.
„Sicher, können wir gerne machen. Wie gesagt, es sind einige Blutbeutel dort“ Jess lächelte auf eine Art, die offensichtlich machte, dass sie nicht verraten würde, was sie mit Casey vorhatte. Sie hoffte nur, dass er nicht zu viel erwartete. Im Grunde wollte sie nur Wein mit ihm trinken, auf einem der schönen großen Plätze, mit ein bisschen Musik. Und wer weiß, wonach ihr danach noch alles sein würde. Tanzen, vielleicht. „Es kann nicht schaden, wenn wir satt wären“, war das einzige, was sie noch zu diesem Thema sagte und kam dann wieder auf ein anderes zu sprechen.
„Ich dachte übrigens immer, dass ich der Teufel wäre. Alternativ gefiel mir auch der Gedanke, dass ich auf dem Thron sitze und die Teufel einpacken“, raunte Jess schmunzelnd und stieß Casey dabei ganz leicht mit ihrer Hüfte an.

Hm, sie hielt dicht. Was seiner Neugierde allerdings keinen Abbruch tat und auch nicht der Faszination, die von ihr ausging und ihn einfach jedes Mal packte. Schmunzelnd folgte er ihrem Wink durch die Straßen und überließ sich ganz ihrer Führung. Auch mal wieder schön nicht wissen zu müssen wohin es ging oder wo man war. Merklich entspannte er sich und fing an den Abend und vor allem Jess Gesellschaft zu genießen. Eben das, weswegen er der vagen Idee gefolgt und nach Rom gekommen war. Lässig verschränkte er die Hände hinter dem Kopf und sah mehr nach einem durchschnittlichen Teenager aus. "Nun, ich kann dir versichern, du bist ganz sicher kein Teufel. Jedenfalls nicht der Teufel. Ein Teufelchen vielleicht. Und dieser Teufel", er klopfte sich kurz auf die Brust, ehe er die Hand wieder hinter den Kopf wandern ließ, "wird sicher nicht einpacken und seinen Stuhl räumen, nur weil du aufgetaucht bist." Vielleicht würde er ihr einen Stuhl neben sich aufstellen, aber das war ein Gedankengang, der ihn selbst so sehr überraschte, dass er nicht einmal auf die Idee kam ihn laut auszusprechen.

„Teufelchen?“ Mit einem weniger begeisterten Blick sah Jess den Älteren von der Seite an und hob skeptisch eine Braue. „Weißt du, wenn du das so ist, bringe ich mir meinen eigenen Stuhl mit und setze mich direkt neben dich. Ich werde dich so lange bequatschen, bis du einpackst“ Dieses Mal sah sie Casey geradezu herausfordernd und womöglich auch ein wenig anzüglich an. Sie stellte sich vor, wie sie so nebeneinander saßen und was man da alles anstellen konnte, außer zu reden. Womöglich sah sie dem älteren etwas zu lange und zu intensiv an, aber es war ihr egal. Sie hatte nicht gelogen, als sie ihm gesagt hatte, dass sie fasziniert von ihm war und ihn äußerst interessant fand. Und das tat sie. Casey hatte etwas an sich… dass ihr gut tat. Sie genoss seine Gesellschafft. Nicht ohne Grund hatte sie ihm über die zwölf Jahre immer wieder die kleinen Nachrichten geschickt – er sollte sie schließlich nicht vergessen.
„Wahrscheinlich schlage ich dich schon mit meinen Fragen in die Flucht“, setzte Jess schließlich hinzu, wandte gerade noch rechtzeitig den Blick ab, bevor sie an der Straße vorbei gelaufen wären, in der sich Francescas Wohnung befand. „Oh, hier müssen wir rein. In dieser Straße liegt das Haus, in der sich Francescas Wohnung befindet. Hausnummer 7“

Mit einem so intensiven Blick war Casey schon länger nicht mehr gemustert worden. Die ganze Zwischentöne, die da noch mitschwangen konnte er so schnell auch gar nicht filtern, da würde die Zeit helfen müssen. Vorerst bekam er nämlich nur eine trockene Kehle und war froh, dass sie den Blickkontakt wieder abbrach. Erst dann fiel ihm auf, dass sie scheinbar einen fast identischen Gedankengang gehabt hatten. Vermutlich sollte er es ansprechen. Vermutlich sollte er eine ganze Menge in ihrer Situation und momentanen Beziehung ansprechen, er wollte es allerdings nicht. Der Status Quo konnte gerne noch eine Weile andauern, harte Realität hatte er in letzter Zeit genug bekommen. Und wenn sie ihn nur ausquetschen wollte, dann wollte er die Zeit vorher wenigstens etwas genießen können. "Mich schlägt so leicht nichts in die Flucht. Ich hab Damions Erschaffung miterlebt und bin trotzdem in London geblieben, was man nicht von allen zu der Zeit anwesenden Vampire sagen kann", erklärte er mit einem Schmunzeln, während sie in das Haus der Vampirin gingen. Von außen sah es nicht anders aus als jedes andere Haus und auch die Wohnungstür unterschied sich kaum von den anderen dieses Hauses. Erst als sie drinne waren und Casey die Möglichkeit hatte sich umzusehen legte sich ein überraschter Ausdruck über sein Gesicht. Es war - Bunt. Immer noch staunend trat Casey weiter in die Wohnung, wobei sein Blick schließlich an einer Art Wandtatoo hängen blieb. Make love, not war stand dort in geschnörkelter Schrift, woraufhin er sich mit einem kleinen Lächeln zu Jess umwandte. "Soll das eine Aufforderung sein?", fragte er, jetzt zur Abwechslung mal, ganz leicht anzüglich und sah Jess schon fast herausfordernd an.

„Hm… Gut, das… das ist beachtlich. Dennoch, du solltest mich nicht unterschätzen“, räumte Jesaiah ein, die inzwischen den Schlüssel gezückt hatte. Sie erreichten das Haus und sie schloss auf. Sie mussten ein paar Stufen nach oben nehmen, bis sie letztendlich auch vor der Wohnungstür standen. Jess war gespannt, wie Casey die Wohnung wohl finden würde. Francesca hatte einen doch eher außergewöhnlichen Geschmack. Sie liebte es farbig und alternativ. Sie hatte sogar einen Schallplattenspieler, der noch in Takt war und einen Röhrenfernseher. Dann gab es aber auch gleichzeitig sehr innovative Möbel, die wie Hängestühle. Oder die Dusche…
Bei letzterem machte sich bei Jess kurz ein Kopfkino selbständig, besonders in Verbindung mit dem Wandtattoo. „Das kannst du auslegen, wie du möchtest“, antwortete Jess mit einem charmanten Lächeln und einem Blick, der durchaus daran interessiert wäre, gewisse Tätigkeiten mit dem Älteren auszuüben.
„Du kannst die Taschen irgendwo abstellen“ Sie wandte sich ab, widerstand dem Verlangen Casey mit sich die Stufen hinauf ins Bett zu ziehen und ging stattdessen in die Küche. Aus einem verborgenen Fach im Kühlschrank holte sie Blutbeutel heraus, die sie anschließend in die Mikrowelle tat und aufwärmte. „Ich kann dir hier gleich alles zeigen. Die Wohnung ist nicht so riesig, aber es ist alles da, was man braucht. Schlafzimmer sind alle oben, hier unten sind Wohnzimmer, Küche und Bad. Stühle suchst du hier vergeblich, aber es gibt ein paar coole Hängestühle“, raunte sie und trat in den Türrahmen, um von dort aus nach Casey zu sehen.
„Nach dem Essen und der Führung würde ich vorschlagen, ziehen wir uns um und brechen dann gleich auf“ Jess zog kurz das Handy heraus um die Uhrzeit zu überprüfen.

Unwillkürlich seufzte Casey, als Jess ihn stehen ließ. Schade, irgendwie. Aber was hatte er sich eigentlich überhaupt dabei gedacht? Besser er antwortete sich gar nicht erst auf die Frage, dann müsste er sich nämlich auch fragen, weswegen er überhaupt hierher gekommen war. Für die Frage war es noch ein bisschen früh. Also tat er, wie ihm gehießen wurde und stellte die Tüten erst einmal im Flur ab, am Treppenaufgang nach oben, wo sich die Zimmer befinden sollten. Rein aus der Vermutung heraus, dass sie sich vermutlich dort umziehen würden. Einen kleinen Moment lang stellte er sich vor, wie Jess ihre Hüllen fallen ließ, wobei das auch nicht ganz richtig war: er stellte sich vor, wie er ihr dabei half ihre Hüllen fallen zu lassen. 'Ehrlich Casey? Mehr hast du nicht zu bieten?' Kopfschüttelnd verscheuchte er die Gedanken und gesellte sich zu Jess in die Küche, wobei er es wohlweislich vermied bestimmte Teile ihrer Anatomie weiter ins Auge zu fassen. Besser er behielt einen klaren Kopf und das ging besser, wenn sich das Blut nicht in bestimmten Teilen seiner Anatomie sammelte. "Das klingt nach einem guten Plan. Dann bringt mich die Neugierde auch nicht langsam um", antwortete er ihr mit einem Lächeln und versuchte gar nicht erst nach Gläsern für das Blut zu suchen. Die Küche sah nicht weniger abenteuerlich als das Wohnzimmer aus, er ging nicht davon aus, dass er die Logik des Raumes so schnell ergründen konnte. "Sagst du mir vorher, was ich anziehen soll, oder übernimmst du das selbst?" Die Frage entfuhr ihm, ehe er drüber nachdenken konnte. 'Soviel zum Thema klarer Kopf', seufzte er innerlich und hoffte Jess nicht auf den Schlipps zu treten. Dass sie Interesse an ihm hatte war ihm auch klar, aber bis jetzt hatte sie auch keinen Versuch gemacht ihm hier und heute näher zu kommen. Er hoffte seine doofen, unüberlegten Sprüche trafen bei ihr keinen Nerv, der sie am Ende dazu veranlasste ihn rauszuschmeißen.

„Das wäre das letzte, was ich wollen würde. Dass deine Neugierde dich langsam umbringt“ Amüsiert wandte Jesaiah ihren Rücken dem Älteren zu und holte die warmen Blutbeuteln aus der Mikrowelle. „Ich hoffe, dass es dir auch gefallen wird… Mir macht es zumindest immer viel Spaß“
Sie drehte sich wieder zu ihm um und kam mit den Blutbeuteln auf ihn zu, als dieser auch schon mit der nächsten Frage um die Ecke kam. Erstaunt zog Jess ihre Brauen hoch und überreichte ihm einer der Beutel. Was hatte das nun zu bedeuten? Sie konnte nicht genau sagen, ob das nun eine frivole Einladung war, ihm beim aus- und ankleiden zu helfen, oder ob er ihr damit auf die Füße trat. Da sie heute Abend doch sehr viel bestimmte. Hatte sie es vorhin in der Boutique vielleicht übertrieben? Gut möglich. Und wie sollte sie nun darauf antworten?
„Die schwarze Anzugshose und das weiße Hemd sehen sehr gut an dir aus und wäre sicherlich keine schlechte Wahl. Aber wenn du sie so überhaupt gar nicht tragen willst… dann zieh an, was du möchtest. Allerdings werde ich gerne die Gelegenheit nutzen und eines meiner Kleider ausführen. Ich habe da eines dabei… Ja, ich glaube, das sollte ich anziehen“, überlegte sie, öffnete ihren Blutbeutel und nahm ein, zwei Schlucke. Jess entfernte sich wieder von Casey und lehnte sich solange gegen die Küchenzeile, während sie trank. Als der Blutbeutel schließlich leer war, warf sie ihn in den Müll unter der Spüle.
„Ich werde mich kurz umziehen, dann zeige ich dir hier alles“, sagte sie, ging an Casey vorbei und verließ die Küche. Etwas, das in dieser Wohnung erst auf dem zweiten Blick auffiel war, dass sowohl die Küche, als auch Wohn- und Schlafzimmer keine Türen besaß. Dafür aber wenigstens das Bad.
Jesaiah nahm ihre Tüte aus dem Flur und brachte sie nach oben in das Gästeschlafzimmer, wo ihr Koffer stand. Aus diesem nahm sie ein Kleid heraus, welches sie gegen ihre jetzigen Klamotten eintauschte. Es war ein wunderschönes, sommerliches Kleid, blau-weiß gestreift, das hinten am Rücken eine kleine Knopfleiste mit drei Knöpfen besaß, um leichter hinein zu kommen. Casey könnte ihr ja vielleicht helfen…

Ja, da hatte er definitiv in Ton und Wortwahl daneben gegriffen. Bedauernd sah Casey der jüngerin Vampirin hinterher. Er hatte sie nicht kränken wollen oder gar verscheuchen, schien, dass er genau das getan hatte. Jedenfalls verzog sie sich zum Umziehen, während er in der Küche blieb und keine Ahnung hatte wohin er sollte um selbst die Kleider zu wechseln. "Naja, wer sollte schon zusehen", murmelte er leise zu sich selbst und holte sich seine Tüte. Kurzerhand zog er sich im Wohnzimmer um, wobei er tatsächlich die Hose und das Hemd nahm, von denen Jess gesprochen hatte. Immerhin hatte sie die ja wahrscheinlich mit Hinblick auf ihre Pläne ausgewählt. Er fühlte sich trotz des guten Sitzes hoffnungslos overdressed, gab sie aber selbst die Zeit sich an die ungewohnte Kleidung zu gewöhnen. Zum Glück musste er nicht auch noch einen Schlips tragen, das wäre dann wohl doch zu viel des guten gewesen. Er ließ die oberen zwei Knöpfe offen, auch weil er einfach keine Lust mehr hatte weitere Knöpfe zu schließen und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, um sie ein bisschen unter Kontrolle zu bekommen. "Reicht so", sagte er sich und strich ein letztes Mal imaginären Staub von seiner Brust, dann ging er zurück in den Flur um auf Jess zu warten. Eine Weile sah er sich noch um, dann hörte er ihre Schritt auf der Treppe und sah auf. Blinzelnd erinnerte er sich daran nicht unbedingt mit offenem Mund zu starren, aber Herrgott sah sie gut aus! Das Kleid umspielte ihre Figur äußert vorteilhaft. "Wow. Sowas solltest du öfter tragen. Obwohl, ich kann verstehen wieso du es nicht tust. Alles männliche im Umkreis von 3 km würde dir hinterher laufen", sagte er mit einem Lächeln und vergaß ganz seinen Vorsatz etwas zurückhaltender mit seinen Sätzen zu sein.

„Du hast ja die Sachen angezogen“, stellte Jesaiah überrascht fest, fast zeitgleich zu Caseys Kommentar. Sie war sich wirklich nicht sicher gewesen, ob er sie nun anzog, oder am Ende doch einfach in seinen bisherigen Klamotten blieb. Daher musterte sie ihn nun eingehend von oben bis unten und lächelte. Doch, ihre Wahl stand ihm sehr gut. Machte ihn rein optisch sogar mindestens zwei Jahre älter. „Tja, dasselbe könnte ich dich fragen. Wieso ziehst du so etwas nicht öfters an?“, fragte sie schmunzelnd und blieb auf der vorletzten Stufe stehen.
Seine Reaktion auf ihr Kleid war natürlich mehr als schmeichelhaft und ging runter wie Öl. Casey war eindeutig ein Chameur und sie genoss es. „Danke, ich hatte gehofft, dass es dir gefällt. Schließlich gehen wir nachher zusammen aus. Es gibt da allerdings ein kleines Problem“ Sie drehte sich leicht zur Seite und deutete auf ihren Rücken. „Da sind drei Knöpfe, einen habe ich zu bekommen. Könntest du mir kurz bei den anderen beiden helfen?“, fragte sie und strich sich die blonden Haare schon mal nach vorne, auch wenn sie vermutlich gar nicht im Weg gewesen wären, da sie ja inzwischen kürzer waren. Bis jetzt hatte sie sich aber noch nicht ganz an die neue Länge gewöhnt.

Verlegen sah Casey an sich hinunter. Er fühlte sich in der Kleidung nicht wirklich besser oder angemessener gekleidet, seinem Selbstwertgefühl brachte es jedenfalls nicht weiter. Allerdings musste er zugeben, dass er in Sweater und Jeans kaum passend neben ihr ausgesehen hätte. Da war er froh auf sie gehört zu haben, weswegen er auch wieder grinsend zu ihr hoch sah. "Oh, das Problem lässt sich ganz sicher lösen", stimmte er zu und lief kurzerhand die Stufen neben ihr hinauf. Er würde nie an die Knöpfe kommen, nicht einmal, wenn sie von der Treppe runter kommen würde. Was er aber konnte, war die Stufen als Tritt zu nutzen, zwei Stufen über ihr hatte er eine gute Höhe erreicht um bequem an die Knöpfe zu kommen, wenn er sich leicht vor lehnte. "Ein Glück, dass wir keine schwitzigen Hände haben können", murmelte er leise aber fröhlich, als seine Finger über ihren Nacken strichen um die übrigen Knöpfe zu schließen. Gut, er hätte sicher nicht so lange seine Finger auf ihrer Haut liegen lassen müssen. Und das Streichen ihren Nacken hinab über die Schultern war auch nicht hilfreich um die Knöpfe zu verschließen, aber er konnte sich da einfach nicht zusammenreißen. Immerhin schaffte er es sich nicht noch weiter vor zulehnen und ihr einen Kuss in den Nacken zu geben. Das musste diese Wohnung sein.

So wie Casey an sich herunter sah, wusste er vermutlich gar nicht, was für ein Leckerbissen er in diesen Sachen war. Sämtliche 15jährigen Mädchen würden sich die Finger nach ihm lecken. Nur würde letzteres ihn wohl kaum aufmuntern, da er sicher doch eher etwas ältere Frauen bevorzugte. Also behielt Jess diesen Gedanken also für sich, während Casey bereits an ihr vorbei die Stufen hinauf gegangen war. Sie hatte sich absichtlich so auf die Stufen gestellt, damit er ohne Probleme an ihr Kleid kommen konnte. Natürlich merkte sie, dass er nicht einfach nur die Knöpfe schloss, sondern spürte, wie er ihr über den Nacken hinab zur ihren Schultern strich. Jess hatte die Augen geschlossen und den Kopf etwas zur Seite gelegt. Die Berührung des Älteren hatte für einen angenehmen Schauer gesorgt, welcher vielleicht der Grund war, warum sie sich als nächstes zu ihm umdrehte. Da Casey zwei Stufen höher stand, waren ihre Gesichter ausnahmsweise nahezu auf einer Höhe. Das sollte man eigentlich nutzen… Und das tat sie auch. Ein paar Sekunden sah Jesaiah ihrem gegenüber in die Augen, dann lehnte sie sich zu ihm vor und küsste ihn. Mit einer Hand stützte sie sich dabei an der Wand ab, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, während sie sich so zu ihm vorlehnte.

Einen kurzen Moment wusste Casey nicht, was als nächstes kommen würde. Seine Hände blieben locker auf ihren Schultern liegen, nachdem sie sich umgedreht hatte, was vermutlich auch der einzige Grund war, weswegen er vor Überraschung nicht hintenüber fiel, als sie ihn plötzlich küsste. 'Gott, was solls', dachte er sich im nächsten Moment und erwiderte den Kuss mit einer Intensität, mit der er selbst nicht gerechnet hatte. Auch wenn er die Luft gar nicht brauchte, brach er den Kuss nach einer Weile ab und brachte schwer Atmend ein bisschen Abstand zwischen sie beide, ansonsten traute er seinen eigenen Handlungen nicht mehr. "Wäre doch schade, wenn wir uns ganz umsonst umgezogen hätten", sagte er mit etwas unsicherer Stimme und lächelte schief. Er rührte sich aber kein bisschen weiter, falls sie selbst lieber dafür war, dass sie den Rest der Nacht im Haus verbrachten. Dagegen würde er sich ganz sicher nicht wehren.

Es war absurd, auch Jess schnappte kurz nach Luft, auch wenn sie eigentlich keine bräuchte, und lehnte sich wieder zurück. Es war zudem sicherlich ihrem vorherigen Snack zu verdanken, dass ihre Wangen ganz leicht rötlich waren. Im ersten Moment brachte sie als Antwort nur ein knappes Nicken heraus. Sie hatte ja nicht vorgehabt, dass dieser Kuss weiter ausarten würde. Nein, es war ja nur ein kleiner Kuss gewesen. Ein kleiner Kuss, der etwas länger geworden war…und intensiver…und sinnlicher…und, na gut, sie sah ein, hätte Casey nicht eben abgebrochen, hätten sie sich vielleicht in ein paar Minuten oben im Schlafzimmer befunden.
„Natürlich. Es wäre vor allem schade um deine Sachen. Die sollten unbedingt ausgeführt werden“, sagte Jesaiah, sobald sie ihr Sprachzentrum wieder gefunden und angezapft hatte.
„Es wäre mir eine Ehre“, setzte sie mit einem Lächeln hinzu, zog ihre Hand von der Wand und ging schließlich die Stufen wieder hinunter.
„Dann… auf geht’s!“ Sie steckte den Schlüssel ein und wartete an der Wohnungstür auf Casey. Hoffentlich würde sie sich zusammenreißen können…

Casey musste ein bisschen warten, ehe er ihr die Treppen hinab folgen konnte und selbst dann musste er seine Hose ein bisschen zurecht rücken. Hoffentlich hatte er sich den Rest des Abends wenigstens im Griff. Er fuhr sich wieder glättend durch die Haare, obwohl da eigentlich nichts hätte schlecht liegen dürfen, als er neben sie trat und mit einem vielleicht ganz bisschen zittrigen Lächeln zu ihr hoch sah. "Die Ehre liegt ganz auf meiner Seite. Mit so einer charmanten, wunderschönen Frau in Rom auszugehen", er zuckte leicht die Schultern und lächelte warm. "Jeder da draußen wird mich beneiden. Oder dich für verrückt halten, dass du mit deinem kleinen Bruder unterwegs bist."

„Okay, noch mehr schmeichelnde Adjektive und ich überlege es mir noch anders“, raunte Jesaiah schmunzelnd, die auf Casey hinabsah, in der Hoffnung, dass es sich für ihn nicht so anfühlte, als ob sie auf ihn hinabblickte. „Vielleicht denken die Leute ja auch, dass du mein Cousin bist? Oder mein Neffe“ Sie lachte bei dem Gedanken und schüttelte anschließend den Kopf. „Scheiß drauf, was die anderen denken“ Zwinkernd öffnete sie die Tür und gemeinsam verließen sie die Wohnung und kurz darauf auch das Haus. Jess führte den Älteren durch die Straßen Roms bis zu einem größeren Platz, der gesäumt war von zahlreichen Restaurants. Eine kleine Gruppe von älteren Herren spielten auf ihren Instrumenten und sorgten für eine angenehme musikalische Kulisse. Vereinzelt tanzten sogar ein paar Menschen. Jess ging lächelnd an ihnen vorbei und steuerte geradewegs ein bestimmtes Restaurant an. Ein Tisch war frei geworden und nachdem sie kurz mit einem Kellner gesprochen hatte, durften sie sich dort niederlassen. Der Tisch war ganz außen, somit hatten sie einen guten Blick auf den gesamten Platz.
Nach kurzer Rücksprache mit Casey bestellte Jesaiah nur wenige Sekunden später beim selben Kellner etwas zu trinken. Als er weg war, wandte sich Jess dem Älteren zu und lächelte ihn an, hoffend, dass es ihm hier auch gefiel.

Interessiert hatte Casey sich die Stadt angesehen, während er sich vollkommen Jess' Führung überließ. Er war schon einmal in Rom gewesen, das war aber eine halbe Ewigkeit her und seitdem hatte sich eine Menge verändert. Die Nacht war warm und klar und die entspannte, fröhliche Atmosphäre in der sich die Menschen versammelt hatten, griff auch auf ihn über. Ruhiger als er sich in den letzten Monaten und Jahren gefühlt hatte, setzte er sich Jess gegenüber hin und wandte sich ihr wieder zu, als sie ihre Bestellung aufgegeben hatte und der Kellner weg war. "Ein warmer Abend mit sternenklaren Himmel. Gute Musiker, die die Stimmung der Menschen einfangen können. Ein Restaurant, das nicht nur nobel, sondern auch noch angenehm ist und eine bezaubernde Frau an meinem Tisch. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, ich bin im Himmel gelandet. Da dem nicht sein kann, muss ich wohl anfangen den Frage und Antwort Spielchen zu spielen: Machst du das mit all deinen Freunden oder reservierst du das für spezielle Personen?", sagte er und sah sie neckend an. Er wollte gar nicht wirklich dort anknüpfen, wo sie das Haus verlassen hatten, er war nur wirklich neugierig wie viel er sich auf diesen Abend einbilden durfte. Sicherlich war er nur einer von Vielen, da hatte er lieber die Karten auf dem Tisch, ehe es für irgendjemanden (wahrscheinlich ihn) übel endete.

Jesaiah musste unweigerlich lachen, als Casey seinen Satz sagte, dass er im Himmel wäre. Oh ja, er war wirklich ein Chameur, aber dabei nie plump oder zu aufdringlich. Und meistens brachte er sie auch noch irgendwie zum Lachen oder wenigstens zum Lächeln. Für ein paar Sekunden huschte Jess‘ Blick gen Himmel und musste feststellen, dass er recht hatte. Ein sternenklarer Himmel, sowas war hier eher selten, sie hatten also unglaublich Glück.
„Mit all meinen Freunden?“, wiederholte Jess und senkte wieder seinen Blick, um Casey anschauen zu können. Ein schiefes Lächeln ließ ihre Mundwinkel nach oben zuckte, während sie antwortete.
„Das klingt als hätte ich so viele davon. Schmeichelhaft. Entspricht allerdings nicht der Realität. Besonders sehe ich die wenigen, die ich habe, nicht so oft… Daher, Nein, so etwas wie das hier“ Jess machte eine kleine Geste mit ihren Händen, um auf sich und alles andere zu deuten. „mache ich nicht mit jedem meiner Freunde. Eigentlich mache ich genau das hier zum ersten Mal. Man könnte daher aber schon sagen, dass ich mir das für spezielle Personen aufhebe. Wie dich“, antwortete sie auf seine Frage und lächelte charmant. „Ich meine, sicher, ich mache auch verrückte Sachen mit anderen… Aber das ist meistens sehr kurzweilig. Und…auf einen ganz bestimmten Ort beschränkt“ Wie zum Beispiel auf ein Bett, dachte Jess und räusperte sich, als der Kellner mit ihren Getränken kam. Er hatte eine Flasche des bestellten Rotweins für Jess dabei sowie eine kleine Flasche Cola für Casey. Beides schenkte er in die jeweiligen Gläser auf dem Tisch und entfernte sich dann mit einem höflichen Lächeln wieder.
„Und was ist mir dir? Machst du sowas wie das hier ständig mit anderen Freunden?“

Dass ich mir das für spezielle Personen aufhebe. Wie dich. Die Aussage lief ihm wie Strom durch den Körper. Er sollte sich nicht so große Hoffnungen machen und schon gar nicht so viel Gewicht in ihre Worte legen, aber ein Blick in ihre Augen und er war vollkommen gefangen. Er merkte es nicht einmal, aber er hatte seit dem er mit Jess zusammen gekommen war kaum an seinen Bruder gedacht, ein Thema, dass sonst den ganzen Tag lang seine Gedanken bestimmt. Die Gläser standen vor ihnen und sie waren wieder alleine am Tisch, weswegen Casey auch nicht einsah, weswegen er sich zurückhalten sollte. Lächelnd griff er über den Tisch nach ihrer Hand und stricht mit dem Daumen sanft über ihren Handrücken. "Nein. Nie. Ich habe keine so guten Freunde. Überhaupt ist es das erste Mal, dass ich jemanden hinterher reise und ihr meine Gegenwart aufdrücke." Das Lächeln wurde ein wenig wehmütig und verklang dann ganz. "Wenn ich dich störe, dann schick mich bitte weg. Bitte lass mich nicht zu jemanden werden, an den du genervt zurück denkst."

Zuerst dachte Jess, dass Casey nach der Weinflasche greifen wollte und hatte schon ein amüsiertes Grinsen im Gesicht, das dann jedoch schlagartig verschwand, als er mit seinem Daumen sanft über ihren Handrücken strich. Das war neu. Und für einen Moment auch etwas irritierend, was vielleicht mehr daran lag, dass es ihr gefiel. Aus ihrem vorherigen Grinsen wurde also zusehends ein warmes, aufrichtiges Lächeln, mit dem sie den Älteren bedachte.
„Ich glaube, das, was dir bisher gefehlt hat, in deinem sehhr langen Leben, war jemand wie ich. Nein, streich das jemand, was dir gefehlt hat, war ich. Meine Güte, über 800 Jahre und das ist das erste Mal?“ Sie schüttelte ungläubig den Kopf, stützte ihre Unterarme auf dem Tisch ab und lehnte sich etwas zu Casey vor. „Casey… Okay, das hätte jetzt viel cooler geklungen, wenn ich deinen Nachnamen wüsste, also… Casey Ich-weiß-nicht-weiter, ich bezweifle, dass mir deine Gesellschaft jemals auf die Nerven gehen könnte. Ich gehe eigentlich mehr davon aus, dass das Gegenteil eintreffen wird. Ich meine… du musst so viel gesehen und erlebt haben, dagegen bin ich wohl eher Durchschnitt und gewöhnlich. Aber…in Ordnung. Ich gebe dir mein Wort. Solltest du mich jemals stören, werde ich es dich wissen lassen. Und dann können wir noch immer darüber diskutieren, bevor ich dich tatsächlich wegschicke. Einverstanden?“ Jess legte bei diesen Worte ihre andere Hanf auf seine.

Sie hatte recht, stellte er fest. Ihm hatte jemand wie sie gefehlt, jemand dem es vollkommen egal war, wie er aussah oder was er getan hatte. Wobei, er hoffte dass dies bei ihr der Fall war. So ganz mochte er seinem Glück noch nicht trauen. Und trotzdem hätte er sie gerade vor Erleichterung küssen können, so wie vorher, auf der Treppe. Vielleicht auch noch ein bisschen mehr. Lächelnd drückte er ihre Hand und zog seine dann wieder an sich, um sich auf dem Stuhl wieder zurück lehnen zu können. "Im Moment heißt Casey Young mit Nachnamen. Als ich das letzte Mal neue Papiere brauchte war ich scheinbar spaßhaft veranlagt", antwortete er auf ihre halbe Frage. Das war jetzt auch bald fünf Jahre her, was hieß, dass Casey Young auf dem Papier sterben musste um einen neuen Casey Platz zu machen. Falls er sich nicht für einen anderen Vornamen entschied. Es war schon echt lästig so jung auszusehen und damit viel früher als alle anderen auf seine Identitäten achten zu müssen. Ob jemand Mitte 20 oder mitte 30 war, das ließ sich schwer sagen, aber 16 war so ein Alter, in dem es nach ein paar Jahren schwer wurde das fortschreitende Alter zu erklären. Sein Blick wurde wieder fester und er lehnte sich leicht vor. "Jesaiah Withfield, das wird jetzt sehr cool klingen. Glaub nicht, dass du mich jemals Nerven könntest. Du hast mir gerade die Erlaubnis gegeben dir um die Welt zu folgen und glaub mir, das werde ich ausnutzen." Verdammt, er meinte es tatsächlich ernst, dabei hatte er doch gedacht, dass er sie ein bisschen aufziehen würde. Wie schaffte sie es, dass er sich selbst nach so vielen Jahren überraschen konnte? Damion hatte da tatsächlich einen Engel erschaffen. Oder einen Dämon. Was auch immer es war, er lieferte sich ihr gerade aus und würde am Ende unweigerlich herausfinden, mit welchem Wesen er es zu tun hatte.

„Young?“ Jesaiah brach in Gelächter aus und lehnte sich ebenfalls auf ihrem Stuhl zurück. „Mr. Young… Das wirklich witzig! Mir gefällt die Ironie darin. Ich habe mir bei meinen aktuellen Papieren auch einen kleinen Spaß erlaubt“ Sie zog ihr Portemonnaie hervor und nahm daraus ihren Ausweis, den sie zwinkernd zu Casey hinüber schob. Neben einem Bild von ihr stand der Name Jessica Bite. „Du hättest mich damals sehen müssen, ich habe mich kaum vor Lachen eingekriegt. Mal schauen, was ich mir für das nächste Mal ausdenke… Hunter, Argent oder…Leech“ Sie grinste und nahm ihren Ausweis wieder an sich. Sie hatte ihn nun schon seit 11 Jahren und laut des darauf gedruckten Geburtsdatums war sie schon 30. Es musste also bald ein anderer Ausweis her. Auf ihrem letzten stand noch Johns Nachname 'Bishop'. Ein wenig wehmütig dachte sie daran zurück.
„Wie wäre es, wir könnten uns denselben Nachnamen heraussuchen und uns für Geschwister ausgeben?“, schlug Jess unvermittelt vor, während sie ihren Geldbeutel wieder wegsteckte.
„Wenn du mir schon um die Welt folgen willst. Und denke nicht, dass mich das beunruhigt. Ich frage mich höchstens, ob das eine Drohung oder vielleicht eine Herausforderung sein könnte. Ich akzeptierte sie auf jedem Fall. Ich kann mir nichts unterhaltsameres vorstellen. Und ich finde, wir sollten darauf anstoßen“ Den letzten Satz hatte sie leise ausgesprochen und die Weinflasche an sich genommen. Mit einem unauffälligen Blick nach rechts und links, nahm sie das zweite, leere Weinglas auf dem Tisch und schenkte Casey darin etwas Wein ein. Anschließend stellte sie die Flasche wieder beiseite und nahm ihr eigenes gefülltes Weinglas.
„Auf uns und Rom und einen wundervollen Urlaub, dem viele weitere folgen werden!“