Vampire-Das RPG IV

Hector unterdrückte ein erneutes Schnauben. Galon und Victoria passten einfach perfekt zusammen, sie mit ihrem vorherigen Kommentar und er mit diesem gemeinen, wahrscheinlich für Fremde recht furchteinflößendes Lächeln. Dabei war wohl zu hören, dass Jack schon so aufgeregt genug war. „Was? Meinst du nicht, es wäre nur fair, wenn er auch dabei ist? Immerhin geht es um ihn“ Und sein Leben. Hector hatte die Tür hinter ihnen verschlossen, trat an Jacks Seite und wandte sich ihm zu, während er auf Galon wies. „Jack, das ist Galon Cynwrig, Oberhaupt des Londoner Clans. Und mein guter, alter Freund. Zumindest für die meiste Zeit“, fügte er mit einem schiefen Grinsen hinzu und sah zu dem Älteren hinüber. „Galon, darf ich dir meinen Freund vorstellen? Jack D’Angelo“, stellte er die beiden einander vor. Hector hatte die Verwunderung in dem Gesicht seines Freundes bemerkt, als sie das Büro betreten hatten. Musste Jack ihn nur noch überzeugen… Hector sah zu dem Jüngeren hinüber und lächelte diesen enthusiastisch an. Sie bekamen das hin!

„Nein, Jess weiß nicht, dass ich hier bin. Deswegen komme ich ja auch jetzt, solange sie weg ist“, antwortete Charles, der in der Küche Platz genommen hatte. „Und ob du etwas angestellt hast… weiß Jess vermutlich besser als ich. Nein, es geht um etwas anderes. Was Jess betrifft. Uhm…“ Charles schwieg kurz und grübelte, wie und wo er am besten anfing. „Du weißt doch, dass bald die große Auktion stattfindet? Sie hat mir von einem der Objekte erzählt, einem Ring. Sie ist hin und weg von ihm“ Charles zückte sein Handy, öffnete ein Bild des speziellen Rings und zeigte es Casey.
„Sie möchte ihn unbedingt und hat mich schon gebeten, ihn für sie zu ersteigern. Aber ich glaube, es würde sie viel mehr freuen, wenn du ihn ersteigern würdest“, sagte er und warf Casey einen bedeutungsvollen Blick zu. „Als ich sie gefragt habe, warum sie dir nicht einfach davon erzählt, meinte sie, sie wolle nicht, dass du dich verpflichtet fühlst ihn zu kaufen. Und sie möchte vermeiden, dass du am Ende den Eindruck gewinnst, sie erwarte mehr als den Ring…“

Phyllis öffnete blinzelnd die Augen und pustete sich eine ihrer dunklen Strähnen aus dem Gesicht. Damion hatte ihre Hand erwischt und hielt diese nun fest. Hat ihn wohl etwas gestört, dachte sie schmunzelnd. Sie wartete etwas, dann entzog sie ihm ihre Hand. Vorsichtig stand sie auf, ging zu ihrer Tasche und angelte nach ihrem Skizzenbuch und einem Bleistift. Mit beidem ging sie zurück zum Bett, suchte einen passenden Winkel und begann Damion und die andere Frau (Carrie, Cassie, Caty?) zu zeichnen.

Galon mit dem unaussprechlichen Nachnamen. Den hatte er ja vorher schon gehört und sich nicht merken können. Nervös knetete er seine Hände und atmete tief durch. Wenn Hector so gelassen blieb, dann konnte es nicht schlimm sein, oder? Der Blick des älteren Mannes sagte etwas anderes. "Mr. D'Angelo", sagte der im den Moment und Jack bekam das Gefühl Agent Smith aus Matrix gegenüber zu stehen. Das half nicht gerade seinen Nerven dabei sich zu beruhigen. Außerdem nannte ihn sonst auch niemand Mr. Unsicher was er tun sollte, nickte er und folgte dann Hector zum Tisch, wo Stühle standen, auf denen sie Platz nehmen konnten. "Du warst also der Meinung, dass er mitbestimmen sollte?", fragte Galon in Hectors Richtung. Wobei Jack es eher so vorkam, als würde er Bestätigung suchen und nicht wirklich eine Frage stellen. Als Hector das dann auch bestätigte, wandte der Mann sich Jack mit einem etwas schwer zu deutendem Blick zu. Irgend hatte Jack da auch das Gefühl, er müsste seinen Freund in Schutz nehmen. "Eigentlich war es meine Idee. Da ich es bin, der diesen", er verschluckte einige Adjektive, die wohl nicht so gut angekommen wären und fuhr fast ohne Zögern fort: "Vertrag unterschreiben soll, fand ich es fair, dass ich auch ein Mitspracherecht habe."
Galons Augenbrauen wanderten kurz hinauf, ehe er wieder recht gleichmütig drein sah. Der Junge war wirklich nicht gewöhnlich. Galon konnte durchaus sehen, welchen Reiz er für Hector hatte. Auch wenn er sich immer noch wünschte, sein Freund hätte sich einen passenderen Liebhaber gesucht. Jemand mehr in seiner Altersklasse, zum Beispiel. "So", sagte er stattdessen und ließ sich auf seinem Stuhl zurück sinken. "Und welche Mitsprache meinen Sie zu haben?"
Jack wusste nicht, ob das jetzt positiv oder negativ war, aber mit einem schnellen Seitenblick auf Hector ging er die Punkte durch, die sie vorher schon besprochen hatten. Einige trafen auf seine Situation einfach nicht zu und waren deswegen schon etwas übertrieben. Wenn sie an den Punkten ansetzen konnten und die Klauseln ändern, dass seine Familie nicht mit einem Todesurteil von dem sie nichts wussten, leben würden, wäre Jack fast zu allem anderen bereit.

Casey sah auf den Bildschirm und bekam endlich mal ein klares Bild von dem Schmuckstück, das sich in letzter Zeit immer wieder in Jess Unterhaltungen einflocht, aber nie wirklich erwähnt wurde. Ein Ring also. Er konnte schon verstehen, warum sie meinte, dass genau dieses Schmuckstück andere Erwartungen transportieren könnte. Er war wie gemacht dafür ein Versprechen zu geben. Casey seufzte und fragte sich, welche Signale er Jess eigentlich gesandt hatte, dass diese nicht einmal über einen simplen Ring mit ihm sprechen mochte. "Es mag sein, dass sie sich freuen würde, wenn sie ihn von mir bekommen würde. Aber sie hat sich bewusst entschieden mir nichts davon zu erzählen. Vielleicht will sie ja auch einfach wirklich nicht, dass ich ihr dieses Stück kaufe und schenke. Vielleicht entsteht dann ja auch auf ihrer Seite eine zu große Erwartungshaltung", wandte Casey ein, der noch nicht so richtig wusste, wie er reagieren sollte. Wenn Jess lieber Charles bat ihr den Ring zu ersteigern, sollte er dann nicht lieber die Finger davon lassen und weiter so tun als wüsste er nichts?

Es wurde merklich ruhige im Zimmer. Irgendwie zu ruhig. Die Hand, die ihn geweckt hatte war irgendwann verschwunden und nach und nach sickerte die Erkenntnis in Damions Bewusstsein, dass auch der Platz neben ihm frei war. Da war vorher jemand gewesen. Etwas mistrauisch öffnete er die Augen und fand Phyllis auf einem Stuhl sitzend, mit ihrem Block. "Was tust du denn da?", fragte er, wobei die Frage eigentlich war, warum sie da auf dem Stuhl saß und nicht mehr im Bett lag.

Sein Arsch musste ihm echt auf Grundeis gegangen sein. Hector sah zu Jack hinüber und musste kurz darauf doch ein wenig stolz (und verliebt) seinen Freund anschauen, als dieser auftaute und mit Galon über diesen Vertrag sprach, darüber, dass er für diese explizite Situation nicht ganz passte und er dementsprechend eben auch angepasst werden müsste. Da saß er, 18 Jahre alt, und bewies sich gegenüber eines (wie alt war Galon eigentlich nochmal, der alte Sack?) über 400-jährigen. Mann, er liebte Jack. Was für ein Kerl. Hector riss sich allerdings zusammen und kam Jack zur Hilfe, argumentierte für ihn und seine Einwände, ging es dabei aber so sachlich und subjektiv wie möglich an. „Galon, du musst doch auch sehen, dass der Vertrag für diese Situation nicht ganz passend ist“, sagte er mit tadelndem Blick. „Komm uns ein wenig entgegen“ Bitte. Da stand ein fettes Bitte in seinen Augen, mit denen er seinen alten Freund ansah.

„Sie hat sich bewusst dagegen entschieden, weil sie keine falschen Signale senden möchte. Und sie dich auch nicht in eine unangenehme Situation bringen möchte. Sie ist der festen Überzeugung, dass du sie niemals fragen würdest. ‚Weil es nicht dein Ding ist‘, sagte sie…“, antwortete Charles seufzend und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Dabei bedachte er den Älteren mit einem Blick, der so viel bedeutete wie: ‚Ich hoffe ja, sie täuscht sich – Heirate sie gefälligst!‘. Aber er sprach nicht aus, was er dachte.
„So viel zu ihren Erwartungen. Außerdem… wenn du ihn nicht kaufst, kauft ihn vielleicht jemand anderes“, ließ er wie beiläufig fallen und räusperte sich. „Momentan… treffe ich mich mit jemanden. Asmee. Du hast vielleicht von ihr gehört. Sie kam mit Aglef und Jimena nach London und ist Bels Tochter. Und sie hat mir erzählt, dass ihr Erschaffer vorhat, auch zu dieser Auktion zu gehen und etwas zu ersteigern. Unter anderem einen Ring… Könnte natürlich nur Zufall sein… aber verwundert hat es mich schon…“, sagte er und zuckte leicht mit den Schultern. „Vermutlich ist es nichts. So viel ich weiß, kennen er und Jess sich ja nur von früher. Und es ist ja auch nicht so, als würden sie sich häufig treffen“ Charles zuckte erneut mit den Schultern. Tatsächlich wusste er nicht, was das genau zwischen diesem Mann und Jess war. Er hatte keine Ahnung, dass vor ein paar Wochen mehr gelaufen war.

„Ich zeichne“, antwortete Phyllis etwas abgelenkt und sah konzentriert aufs Bett, ehe sie ein paar nächste Striche aufs Papier setzte. Danach erst bemerkte sie Damions Blick. „Oh. Du meinst, warum ich hier sitze“, sagte sie, ließ den Stift sinken und grinste. „Na, um euch zwei zu zeichne. Wie oft habe ich schon zwei so ansehnliche Modelle vor mir“, bemerkte sie schmunzelnd. „Warte, ich bin gleich fertig“ Phyllis sah wieder hinab, machte noch ein paar Striche und Schraffuren und klappte das Buch schließlich zu. Mit einem Schmunzeln ging sie zurück zum Bett.
„Außerdem dachte ich, du würdest mich wohl kaum vermissen, wenn du schläfst. Mal abgesehen, dass du ja eh nicht allein im Bett bist“, sagte sie und setzte sich auf die Bettkante.

Die Bitte kam für Jack etwas überraschend. Er hatte einfach nicht damit gerechnet, dass Hector so weit gehen würde seinen Freund zu bitten. Eigentlich hatten sie ihn doch mit den Argumenten überzeugen wollten. Ein bisschen unsicher sah er zurück zu dem anderen Mann. Wenn er Galon besser gekannt hätte, wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass sein Gesichtsausdruck weicher war, als er es sonst bei Verhandlungen der Fall war. Was nicht nur damit zusammenhing, dass Jack und Hectors Argumente durchaus schlüssig waren. Viel ausschlaggebender war, dass er Hector gar keine Steine in den Weg legen wollte. Er wollte im Grund genommen nicht diesen jungen Menschen aus seinem Leben entfernen. Wenn er noch Zweifel gehabt hätte, was der Mensch seinem Freund bedeutete, dann hatte Jacobs Aktion damit aufgeräumt. Nein, bei dem Treffen hier ging es wesentlich mehr darum den Schein zu wahren. Und selbst das war jetzt nicht mehr so nötig, wo er seine Leute im Rat plaziert hatte um seine Angelegenheiten zu fördern. Fehlte nur noch das große Aufräumen in seinen eigenen Reihen, dann konnte er sich wieder zurück lehnen und sich den wichtigen Dingen zuwenden. Da würde er wohl nicht sonderlich viel Boden verlieren, wenn er diesem Jungen eine Chance gab. Am Ende nickte er also auf Hectors Bitte hin. "Gut. Wir lassen die Familie raus. Was ich nicht lockern kann sind die Strafen, falls er", und hier sah er Jack eindringlich an, damit ihm auch ja klar war, dass er gemeint war. "Irgendwem irgendwas über uns erzählt. Auch seiner Familie. Auch wenn es unabsichtlich ist."

"Na, wenn sie deswegen nicht will, dass ich davon weiß, dann hat sie ja doch eine Erwartungshaltung", schnaubte Casey und fragte sich, ob er wohl doch seine Einstellung überdenken musste. Es war nicht, dass eine Ehe ihm völlig zuwider war. Er hielt nur nichts von dem Konzept. Nicht mehr. Aber wenn Jess es so viel bedeutete. Er war noch halb in Gedanken, als Charles einen anderen Grund ansprach. Und der ließ ihn wirklich die Ohren spitzen. Sie traf sich noch mit Bels?! Sie hatte ihm nichts davon erzählt. Weil er so geschockt auf ihr Geständnis reagiert hatte? Machte sie es deswegen jetzt lieber heimlich? Vielleicht... wollte sie ja doch mehr und suchte sich jemanden, der es ihr auch wirklich bieten konnte. Aber dann würde ein Ring es auch nicht mehr ändern. "Hat Asmee zufällig auch gesagt, wie häufig die beiden sich treffen?", fragte Casey so betont desinteressiert, dass er auch gleich ein Neonschild hätte anbringen können.

Zeichnen, natürlich. Zum Glück bemerkte Phyllis von alleine, was er eigentlich hatte wissen wollen. Etwas fragend sah er auf die immer noch schlafende Bettgefährtin von gestern und musste zugeben, dass seine Tochter wohl recht hatte. Nett anzusehen war sie definitiv. "Vielleicht nicht während ich schlafe. Aber jetzt schon", sagte er mit einem Grinsen. Wobei er feststellte, dass er einen besseren Blick auf Phyllis hatte, wenn sie nicht im Bett war. "Was hast du denn für heute geplant?", fragte er, um sich von den Gedanken wieder abzubringen. Besser er überfiel sie nicht gleich wieder nach dem Aufwachen.

Oh! OH! Hector konnte es seinem alten Freund ansehen! Sein Gesichtsausdruck war weicher geworden! Sie hatten ihn! Am liebsten hätte er schon breit gegrinst und laut jubiliert, aber er verkniff es sich dann doch lieber und sah stattdessen weiter abwartend und mit neutraler Miene drein. Schließlich war Galon ihm noch eine verbale Antwort schuldig und die kam schließlich. Erleichtert grinste Hector schief. Die Familie war raus. Das war gut! Dass er an den Strafen, die anfielen, wenn Jack etwas verriet, nichts ändern konnte oder wollte, war schon irgendwie vorhersehbar gewesen. Hector nickte daher und sah zu Jack hinüber. „Das wird ihm nicht passieren“, sagte er zuversichtlich. Er glaubte an Jack und vertraute ihm. Er würde dieses Geheimnis nicht ausplaudern. Und falls doch… würde Hector alles in Bewegung setzen, um zu verhindern, dass es schwerwiegende Folgen hatte…

Es klang vermutlich desinteressierter als der Ältere eigentlich war. Denn, wäre er wirklich desinteressiert, hätte er wohl nicht diese Frage als erstes gestellt, so zumindest Charles Vermutung. Er zuckte locker mit den Schultern. „Hm, nicht so oft. Solange sind die beiden ja noch nicht in der Stadt. Vielleicht seit… einem Monat? Etwas mehr? Sie meinte, er holt sie manchmal von der Arbeit ab und begleitet sie ein Stück auf dem Weg nach Hause“, antwortete Charles und sah zur Mikrowelle, als sich diese meldete. Charles machte Anstalten aufzustehen, doch dann kümmerte sich Casey schon um das Blut, füllte es für den anderen in ein Glas und gab ihm dieses.
„Danke dir“ Charles nahm das Glas entgegen und lehnte sich wieder zurück. „Vielleicht hat Jess ihm bei diesen Spaziergängen von dem Ring erzählt und er möchte ihr eine Freude damit machen. Wenn es überhaupt der Ring ist, den er Asmee gegenüber erwähnt hat.“

„Hm… Ich möchte gerne ins Museum. Die National Gallery hat Donnerstagabends länger auf. Ich würde dich Kunstbanausen auch mitnehmen. Den einen oder anderen Akt kann man da bewundern“, antwortete Phyllis schmunzelnd und verschwieg besser, dass manche davon so alt waren, dass die Frauen darauf eher… gewöhnungsbedürft aussahen. Aber das musste sie ihm nicht verraten. Wahrscheinlich war er wirklich nie in dem Museum gewesen… Was wollte er da auch schon? Mit Kunst hatte er nicht wirklich etwas am Hut. Außer… vielleicht Frauen aufzureißen. Hm. „Und? Kann ich dich dazu überreden?“, fragte sie, lehnte sich etwas zurück und wanderte mit ihren Fingern an seinen Beinen hinauf, da sie eher etwas weiter am Fußende saß.

Ebenso wie Hector, stritt Jack ab, dass er etwas verraten würde. "Mister, ich weiß, dass das eine ziemlich dumme Idee wäre. Und mir ist auch daran gelegen, dass weder Hector noch mir etwas passiert", beeilte er sich zu versichern. Galon sah leicht verwundert, ob des Misters, drein, nahm aber das Versprechen zur Kenntnis, dass Jack den Mund halten würde. Nun gut. Mit wieder ernsterem Gesichtsausdruck wandte er sich Hector zu und sagte: "Du wirst für ihn bürgen müssen." Was im Grund hieß, dass wenn Jack doch Mist baute, dann war es Hectors Verantwortung. Er würde aufräumen müssen (sollte es in seiner Macht stehen) und am Ende aller Dinge auch die Schuldfrage über sich ergehen lassen. Auch wenn Galon ihm sehr wünschte, dass es nie soweit kommen würde. Jack saß derweil ein wenig verloren daneben und hatte das Gefühl nicht mehr richtig zu wissen worum es ging. Irgendwie schien das hier eine andere Dimension zu haben, als er gerade erfassen konnte.

Jess erzählte Bels von dem Ring, ihm aber nicht? Vermutlich zumindest. Casey war sich wirklich nicht sicher, was er davon halten sollte. Wobei es wohl Sinn machte, wenn sie nicht wollte, dass er es erfuhr, aber den Ring so toll fand, irgendwem anderen davon vorzuschwärmen. Damit sie zu Hause nicht in Versuchung kam. War das logisch? Casey hatte keine Ahnung. Eigentlich störte Casey auch eher, dass Bels Jess Schwärmerei zum Anlass nahm ihr das Stück zu kaufen. Vermutlich. Das war wirklich etwas, was er ihrem Freund überlassen sollte. Schnaubend sah er Charles wieder an und fragte sich, wie viel persönliche Motivation den Jüngeren heute hierher kommen lassen hatte. "So ungerne ich es sehen würde, wenn Bels ihr den Ring schenkt; ich sehe noch keinen Weg das Problem mit den Gegenseitigen Erwartungen zu lösen. Außerdem.. Diese Versteigerung ist doch bald. Wie soll ich denn da bieten, ohne, dass Jess etwas mitbekommt?", fragte er und hätte fast hinzugefügt, dass er ja nicht einmal zur Versteigerung zugelassen werden würde. Aber das stimmte ja gar nicht mehr, er war ja für die Öffentlichkeit jetzt volljährig.

"Hrm, ich hab hier doch sogar gleich zwei Akte, die ich bewundern kann", erwiderte Damion unüberzeugt. Er wusste wirklich nicht, was er in einer Kunstgalerie machen sollte, zwischen Bildern, die für ihn nur wenig mehr als Farbkleckse waren. Andererseits wäre es vermutlich nett ein bisschen Zeit mit Phyllis außerhalb eines Bettes zu verbringen. Gerade hatte er das Gedacht, als ihre Finger auch schon über die Innenseite seines Beines glitten. "Interessante Überzeugungsarbeit", sagte er grinsend. "Wenn du so weiter machst, dann werde ich mir Mühe geben dir ein paar neue Motive für deine Aktbilder zu zeigen."

Mister. Hectors Mundwinkel verzogen sich kurz amüsiert. So wurde Galon auch nicht häufig angeredet. Da war er glatt froh, dass Jack ihn nicht auch so nannte. Mister. Wobei… aus seinem Mund hatte es schon fast wieder etwas… Falsche Richtung seiner Gedanken. Er merkte, wie Galon wieder ernster wurde und ihn kurz darauf ansprach. „Das ist mir klar. Und das tu ich. Ich bürge für ihn“, bestätigte er ernst und entschlossen. Auch wenn er überzeugt war, dass das nicht notwendig werden würde. Hector sah zu Jack hinüber und lächelte ihn warm an. Er war erleichtert, dass sie es geschafft hatten, den Vertrag ein wenig zu Gunsten Jacks Familie zu ändern. Dann… musste er nun nur noch aufgesetzt und unterschrieben werden. Dann war es amtlich. Oder offiziell. Hector war tatsächlich erleichtert… besonders, weil er Jack nichts mehr vormachen musste, oder ihn anlügen, wegen dem, was er war. Keine Lügen mehr… und auch mit Galon würde er deswegen keinen Streit bekommen. Oder ihm weiter Probleme machen. Eigentlich… müssten sie es ein wenig feiern…

„Wie alt bist du doch gleich?“, fragte Charles mit einer hochgezogenen Braue. „Und dir fällt mit so viel Lebenserfahrung keine Lösung für das Problem ein? Wie du mitbieten könntest, ohne dass Jess etwas davon erfährt?“, fragte er, lächelte matt und nippte dann an seinem Glas. Er nahm zwei, drei Schlucke, ehe er das Glas wieder absetzte. Er stellte es auf dem Tisch ab, drehte das Glas ein wenig und sah von diesem schließlich wieder zu Casey. „Es ist nur ein Ring. Du musst es nicht tun. Ich dachte nur, ich erzähle dir davon, da es dich interessieren könnte. Und weil es Jess betrifft“ Und weil er sich insgeheim erhoffte, dass die beiden tatsächlich irgendwann heirateten… Aber er konnte auch verstehen, wenn der Ältere dazu nicht bereit war. Noch nicht. Vielleicht brauchte er noch ein paar Jahre, bis er es in Betracht zog… Charles war optimistisch, dass die zwei auch zukünftig zusammenblieben. Sie hatten die schlimmsten Dinge zusammendurchgestanden und seit der Sache letztes Jahr lief es doch wunderbar zwischen den beiden…

Lachend zog Phyllis ihre Hand zurück. „Tja, ausnahmsweise reicht mir das eine Motiv, das ihr beide mir schon geboten hat. Ich will wirklich nicht zu spät los, ewig hat die National Gallery dann doch nicht auf. Leider. Also… überleg es dir. Du kannst mitkommen oder bei ihr bleiben“, raunte sie, nickte der zur noch schlafenden Dritten im Bett zu und stand anschließend auf. „Du hast die Wahl“, summte sie munter, klaubte ihre Kleidung vom Stuhl und verschwand anschließend damit im Badezimmer, um sich fertig zu machen.

Galon nickte, ein wenig Schicksalsergeben. Natürlich würde sein Freund bürgen, die Möglichkeit, dass diese Beziehung in einem halben Jahr vorbei war, zog keiner in Betracht. Wenigstens Hector sollte aber alt genug sein um die Tragweite der Entscheidung zu verstehen, egal wie emotional verklärt er gerade alles sah. "Dann lass ich Jael die nötigen Papiere aufsetzen. Das wird ein paar Tage dauern", sagte er und wandte sich wieder an Jack, wobei sein Blick härter wurde. "Was nicht bedeutet, dass Sie bis dahin einen Freifahrtschein haben, Mister D'Angelo. Die Absprache gilt von diesem Moment, unterschrieben oder nicht." Wäre Jack nicht schon unter dem Blick zusammengezuckt, wäre er es spätestens bei dem betonten Mister. Okay, da hätte er vielleicht doch etwas respektvoller reden sollen. Hektisch nickte er und hoffte, dass der Mann ihm auch glaubte. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn er meinte Jack nahm das ganze nicht ernst. "Sicher. Das würde mir nicht im Traum einfallen!", versicherte er deswegen auch noch zusätzlich.

Casey schmollte leicht auf Charles Beschuldigung hin, so wahr sie auch sein mochte. Aber etwas mehr Respekt hätte er ja schon von dem Jüngeren erwarten können. Vermutlich konnte er wirklich einen oder zwei Wege finden, wie er ohne Jess Wissen den Ring ersteigern konnte, aber die Frage war wohl eher, warum er es dann tat. Er wollte nicht, dass ihre Beziehung merkwürdig wurde, weil sie dann alle beide versuchten nicht daran zu denken ob der andere wohl daran dachte. Seufzend strich er sich durch die Haare. Wäre es denn so schlimm Jess einen Antrag zu machen, wenn sie es so gerne wollte? Nur ihretwegen würde es aber nicht funktionieren. Das würde auch Jess nicht gefallen. "Ist ihr das eigentlich wirklich so wichtig?", fragte er Charles nach einem Moment merklich leiser. Sie hatten das Thema Heirat nie wirklich besprochen, Casey hatte seine üblichen Antworten dazu gegeben und danach hatte Jess das Thema gemieden. Was auch irgendwie eine Antwort war.

Damion schnaubte wieder und sah zu ihre Ergänzung im Bett hinüber. Durchaus reizvoll, aber nicht reizvoll genug um ihn wirklich im Bett zu halten. Also dann doch das Museum mit Phyllis? Die Aussicht war auch nicht gerade reizvoll, aber Zeit mit seiner Tochter verbringen so lange sie hier war schon eher. In letzter Zeit waren die ja eher von kurzer Dauer und schneller weg, als Damion gucken konnte. Abgesehen davon, dass Phyllis ja eigentlich schon lange hätte Geschichte sein sollen... Das war immer noch die größte Verwirrung, sie tatsächlich hier und er musste dem vermalledeiten Bels auch noch dankbar dafür sein. Dabei hatte er sehr wohl mitbekommen, dass er mit Jess anbandelte und sie das nicht einmal groß zu stören schien! Da sollte mal jemand die Frauen verstehen. Als Phyllis aus dem Bad kam, war er gerade dabei Kleidung aus seinem Schrank zu holen und enttäuscht, dass sie so schnell gewesen war. Wenn er mit ihr zusammen im Bad gewesen wäre, dann hätte er den Ausflug ins Museum ja vielleicht noch etwas verschieben können.

Natürlich musste er noch einmal das Oberhaupt des Clans heraushängen lassen, indem er so einen Satz auf Jack losließ. Im Grunde eine Warnung und Drohung in einem. Hector unterdrückte ein Schnauben und lächelte nur müde. Als hätte Jack nicht schon Respekt und Angst genug vor ihm. Dabei wäre es Hector viel lieber wenn sie sich…verstehen würden? Vermutlich ein total hirnrissiger Gedanke. Immerhin trennten sie beiden Jahrhunderte. Und trotzdem… sie waren ihm beide wichtig. Deswegen empfand er wohl so, dass er sich freuen würde, wenn sie sich verstehen würden. Vielleicht mit der Zeit… Mal schauen… Mal schauen wie viel Zeit ihnen nun blieb. Wenn Jack irgendwann im Ausland weiterstudierte, könnte Hector vielleicht länger bei ihm bleiben…
„Lass uns wissen, sobald wir für die Unterschriften vorbeikommen sollen“, raunte Hector.
„Keine Sorge, wir benehmen uns bis dahin“, fügte er mit einem schiefen Grinsen hinzu. Was auch immer ‚benehmen‘ hieß…

„Jetzt wohl mehr denn je, ja“, antwortete Charles mit einem milden Lächeln und fragte sich, ob Casey das wirklich nicht selbst wusste. Hatten sie nie darüber gesprochen, Casey und Jess? Vor oder während ihrer Beziehung? Charles ließ den Blick sinken und drehte leicht sein Glas.
„Früher war es ihr nicht so wichtig. Oder vielleicht war es ihr wichtig, aber sie versuchte sich anzupassen. Eine Zeitlang war es für sie wohl nur ein Mittel zum Zweck, um reich erben zu können. Aber das hat sie nun auch schon lange nicht mehr nötig. Und spätestens dann mit dem Menschen, John, hat es sich dann wieder geändert. Ihr war es sehr wichtig… Und ich behaupte mal, bei dir wird es ihr noch wichtiger sein. Oder sagen wir, sie würde sich noch mehr darüber freuen. Aber sie versteht es auch, wenn du nicht dazu bereit bist. Ich meine, was rede ich da, ihr habt Zeit. Selbst wenn du vielleicht doch irgendwann deine Meinung ändern solltest, ihr habt Zeit und müsst nichts übereilen.“

Phyllis beeilte sich im Bad, duschte, trocknete sich ab und schlüpfte dann in ihre Klamotten. Als sie aus dem Badezimmer kam, stellte sie erstaunt, aber auch erfreut fest, dass Damion das Bett verlassen hatte. Und nicht nur das, er nahm sogar gerade frische Kleidung aus dem Schrank. Phyllis machte sich nicht die Mühe, ihre Freude zu verstecken. Sie strahlte ihren Erschaffer an und ging dann zu ihren Schuhen. „Dann kommst du mit? Ich freue mich! – Hm. Was machen wir mit ihr? Willst du sie wecken und ihr Bescheid sagen, dass wir gehen? Oder… lassen wir sie einfach schlafen?“, fragte sie mit gesenkter Stimme Damion, wobei sie hinüber zum Bett nickte, wo besagte dritte Person noch immer lag. „Meinst du, sie klaut etwas, wenn du nicht da bist? Hast du einen Safe?“, fragte sie noch leiser und sah besorgt zu ihrem Erschaffer hinüber.

Irgendwie hatten sie am Ende doch recht schnell alles abgearbeitet. Zumindest kam es Jack so vor, dabei waren sie sicher Stunden in diesem Büro gewesen. Hinaus ging es dann jedenfalls wesentlich schneller. Jack hatte fast das Gefühl, dass er gar nicht mit bekam, wie sie das Büro verließen. Leicht im Nebel verabschiedeten sie sich (oder eher Hector sich) von der Frau im Vorzimmer und dann ging es wieder durch die Gänge hinaus in die dunkle und mittlerweile auch etwas feuchte Nacht. Blinzelnd sah Jack die vielen Lichter an und fragte sich, warum die Stadt ihm plötzlich so anders vorkam. Vielleicht weil er jetzt wusste, dass es Vampire in ihr gab. Er wandte sich Hector zu und ein spontanes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Das lief gut, oder?", fragte er und bekam nachträglich doch ein wenig weiche Knie. Wenn das schief gelaufen wäre, hätte er das Gebäude dann jemals wieder verlassen? Oder wäre er eine Zahl in der Statistik ungeklärter Fälle geworden? "Wow.. es hat wirklich funktioniert", setzte er gedämpfert und ziemlich überrascht hinterher.

Casey war sich nicht so sicher, ob er es beruhigend finden sollte, dass es Jess jetzt wichtig war. Bei ihm wichtig war. Bedeutete das doch, dass es ein recht ernstes Thema für sie war, bei dem sie nicht einfach irgendwann nicht mehr dran denken würde. Wobei er eigentlich kaum Gedanken daran verschwendet hatte. Man sollte doch meinen, dass in dieser Zeit eine Ehe nicht mehr wirklich etwas bedeutete. Aber Jess stammte ja nicht aus dieser Zeit. Oder vielleicht bedeutete sie ihr gerade deswegen so viel. Nachdenklich saß Casey auf dem Stuhl und bemerkte gar nicht richtig, dass er Charles praktisch ignorierte. Zeit, hatte dieser gesagt, sie hätten Zeit. Aber hatten sie das wirklich? Wenn Jess sich jetzt schon Gedanken machte, dass er sich genötigt fühlen würde ihr einen Antrag zu machen, nur weil ihr ein Ring gefiel, dann hatte das Thema schon Auswirkungen auf ihre Beziehung. Irgendwann würde es zwischen ihnen stehen wie der sprichwörtliche Elefant im Raum. Aber eigentlich wollte er sie gerade jetzt wirklich nicht an irgendwelche Versprechen binden. Auch wenn es unerwartet weh getan hatte zu wissen, dass sie sich anderweitige Erleichterung gesucht hatte. Und jetzt wollte diese Erleichterung Jess vermutlich auch noch einen ihr wichtigen Ring schenken? Frustriert fuhr er sich mit beiden Händen durch die Haare. "Schönen Mist hast du da angestellt", grummelte er Charles ungerechtfertigterweise zu und stand auf. Die Situation schien nach Zucker zu verlangen. Oder nein, sein Körper war der Meinung, dass die Situation Zucker benötigte. Aus dem Kühlschrank nahm er sich deswegen eine koffeinhaltige Limonade und kramte danach in einem der Küchenschränke nach einem Schoko-riegel. "Du hast den Stein ins Rollen gebracht, jetzt kannst du mir gefälligst auch dabei helfen ihn wieder aufzuhalten", beschied er dem Jüngeren, als er wieder am Tisch saß. "Wenn ich den Ring jetzt ersteigere und ihr direkt einen Antrag mache, dann wird ihr das nicht gefallen. Dann sieht es zu sehr nach Zugzwang aus", erklärte er Charles, wobei er zustimmen musste, dass es Zugzwang wäre. Dann täte er es, weil Jess es sich wünschte und er nicht wollte, dass Bels ihm zuvor kam. Das hatten sie schon einmal ähnlich gehabt. Würde Jess ganz sicher nicht begeistern.

Damion schmunzelte immer breiter, als Phyllis immer leiser wurde und am Ende fast flüsterte. "Wir lassen sie schlafen", entschied er und legte seiner Tochter verschwörerisch einen Arm um die Schultern. "Sie wird hier schon nichts finden, was sich zu klauen lohnt. Und selbst wenn, ich weiß wo sie feiern geht und wer sie kennt. Das wäre eine ziemlich dumme Aktion von ihr." Er ließ den Arm von ihren Schultern gleiten, bis seine Hand tief genug war, um ihr einen Klapps auf den Hintern zu geben. "Und dann lass uns mal los, bevor deinen Heiligen Hallen die Tore schließen. Wobei ich hoffe, dass Frühstück noch erlaubt ist."

Charles hob eine Braue, sagte aber nichts zu dem Kommentar des Älteren. Der Frust sprach aus dem anderen, sonst würde er wohl wissen, dass Charles keine Schuld an dieser Situation hatte. Aber vielleicht… vielleicht wäre es tatsächlich besser gewesen, wenn er nichts gesagt hätte… Eine verzwickte Lage. Und das schien Casey wohl genauso zu sehen. Der Ältere war zum Kühlschrank getigert, hatte sich eine Limonade gesucht und kramte nun weiter nach etwas anderem. Als er wieder am Tisch war, fuhr er fort. „Davon abgesehen, dass du das nicht willst, ja-“, antwortete Charles und verstummte je. Sein Blick wanderte nach oben und sah hinüber zur Tür. Dort stand Sun Lee wie eine Eisssäule und sah die beiden aus großen Augen an. Verfluchte Sch… Wo war sie denn da hineingeraten? Ring, Antrag, kein Antrag?
„Ignoriert mich einfach. Ich wollte nur…“ Sie deutete zur Mikrowelle und setzte sich dann in Bewegung. „In dem Beutel da vorne ist noch etwas drin. Könnte noch warm sein“, raunte Charles.
„Danke“ Sie ging zur Küchenzeile, nahm den Beutel, befühlte die Temperatur und schüttete den Rest in ihr Glas. Mit diesem in der Hand drehte sie sich dann langsam wieder zu den beiden Männern um. „Also… vielleicht kann ich helfen?“, sagte sie mit einem kleinen Lächeln. Zumindest hatte sie einiges mitbekommen… „Es geht um einen Ring bei der Auktion. Richtig? Und ihr…überlegt, ob Casey ihn kauft. Um ihn Jess zu schenken. Habt aber die Befürchtung, dass sie sich mehr erhoffen könnte. Einen Antrag. Auch richtig?“ Charles nickte immerzu und Sun Lee nippte kurz an ihrem Glas. „Aha. Woher wisst ihr von dem Ring?“ Das war der Teil, der ihr entgangen war. Charles erklärte ihr, dass Jess ihm davon erzählt hatte – und warum sie Casey nichts erzählt hatte. Sun Lee nickte und setzte das Glas ab. „Hm. Wenn ihr mich fragt… hat sie es Charles gesagt, weil sie wusste, dass er es dir erzählen würde, Casey. Und dass sie den Ring gerne hätte, aber keinen Antrag erwartet. Also… kauf ihn und schenk in ihr einfach“ Sun Lee zuckte mit den Schultern. „Sie will nur ein Schmuckstück von ihrem Freund. Dem sie einen Wink gibt durch ihren... ähm... durch dich“, sagte sie und wies auf Charles.

„Ja, das lief gut“, bestätigte Hector mit einem schiefen Grinsen, griff nach der Hand seines Freundes, drückte sie und zog ihn kurz darauf in eine Umarmung. „Es hat funktioniert. Und du warst großartig! Wirklich! Ich bin mir ziemlich sicher, dass Galon beeindruckt von dir ist. Es laufen selten einfach so Menschen in sein Büro, um über Verträge zu verhandeln. Du bist einfach unglaublich, Jack!“, raunte er dem anderen leise ins Ohr und drückte ihn behutsam. Als er ihn aus seinen Armen wieder entließ, grinste er ihn charmant an. „Ich finde, wir sollten das feiern! Willst du mit zu mir? Wir bestellen dir Pizza, oder worauf auch immer du Lust hast und machen es uns gemütlich?“, schlug Hector vor und sah Jack dabei fragend an.

„Hm. Ja, vermutlich hast du recht“, räumte Phyllis nachdenklich mit Blick auf die andere Frau ein. Hatte sie vielleicht noch etwas hier, das wertvoll war? Hm, nein, eigentlich nicht. Da wertvollste waren ihr Handy, ihr Geldbeutel und ihr Skizzenbuch und alle drei nahm sie mit. Gut… dann würden sie die Frau wohl zurücklassen können. Sie nahm es ihnen hoffentlich nicht zu übel… Phyllis schreckte aus ihren Gedanken, als Damion ihr den Klapps auf den Hintern gab. Ein wenig unwirsch schlug sie ihn. „Lass das. Wenn du das machst, fühl ich mich wie eine Kuh auf dem Viehhandel“, sagte sie ihm tadelnd und gab ihm seinerseits einen Klapps auf den Hintern. „Zur Strafe gibt es nur ein Frühstück to go! Ihr habt doch in der Küche sicher To-Go-Becher. Du kannst das Blut abfüllen mitnehmen“, raunte sie, lächelte und ging zur Tür. „Los gehts!“

Verwunder folgte Casey Charles Blick, als dieser plötzlich aufhörte zu reden und mit einem schlechten Gewissen hinter Casey sah. Sun Lee. Toll, wenn das so weiter ging, dann wusste es bald die ganze Stadt. Während er noch hoffte, dass die junge Frau sich wirklich nur etwas zu essen holen und dann wieder gehen würde um das Thema zu ignorieren, machte Charles ihm alle Hoffnungen zunichte. Wütend starrte er den anderen an, als er anfing Sun Lee die Sache darzulegen. Als ging es Sun Lee irgendwas an! Himmel, es ging ja eigentlich nicht einmal Charles etwas an. Hielten ihn denn jetzt mittlerweile alle für unfähig und ein Kind?! Ehe er den beiden aber sagen konnte, was er von ihrer Einmischung hielt, wartete Sun Lee mit ihrer Vermutung auf. Caseys Gesichtsausdruck wurde undurchdringlich, während er versuchte der Logik zu folgen. Und scheiterte. "Warum zum Teufel sollte sie etwas so dummes tun?", fragte er, immer noch nicht überzeugt, dass es Jess Plan gewesen war. Dann hätte sie es ihm doch auch einfach selbst sagen können! Ohne diese blöden Umwege und Andeutungen.

Hectors Umarmung löste Jacks kurzfristige Schockstarre. Ihm lief ein sehr, sehr angenehmer Schauer den Rücken runter, als sein Freund ihm Komplimente ins Ohr raunte und plötzlich schien sein Blut nur noch aus Adrenalin zu bestehen. Sie hatten es wirklich durchgezogen, waren in ein Haus voller Vampire gestiefelt und hatten dem großen Obermotz Forderungen gestellt. Und waren damit durchgekommen! Jack konnte ein ungläubiges Lachen nicht unterdrücken, als Hector ihn wieder los ließ. Lachen war aber nicht genug um die Anspannung los zu werden, weswegen Jack etwas tat, was er normalerweise auf offener Straße garantiert nicht so getan hätte. Er packte Hectors Jackenaufschläge und zog seinen Freund wieder zu sich, um ihm einen sehr, sehr leidenschaftlichen Kuss zu geben. Danach fühlte er sich noch kribbeliger als vorher, aber auf eine andere, nicht ganz so adrenalingeladene Art. "Ich will definitiv mit zu dir. Und ich hätte nichts dagegen, wenn wir das richtig feiern", sagte er, wobei er nach dem Kuss noch ein bisschen nach Luft schnappen musste. Er grinste etwas verschämt und hoffte Hector nicht vor den Kopf gestoßen zu haben, wo er doch selbst von seiner Aktion überrascht war. Vielleicht brachte er ja auch den Mut auf im Laufe des Abends dieses Thema anzuschneiden. Seitdem er mit Casey gesprochen hatte, ging es ihm nicht mehr so richtig aus dem Kopf.

Sun Lee und Charles tauschten einen kurzen Blick. Der Ältere zuckte mit den Schultern und machte ein Gesicht, dem anzusehen war, dass er es für möglich hielt und Sun Lee nickte. Eigentlich… war das doch Jess Ding? Wieso einfach, wenn auch umständlich? Wobei das vermutlich nicht die Intention bzw. Motivation für Jess gewesen war. „Vielleicht dachte sie, es würde dich weniger unter Druck setzen oder komisch sein, wenn Charles dir davon erzählt, als wenn sie dich direkt darum bittet… Keine Ahnung. Ich bin nicht Jess“, antwortete die Jüngere und hob sich ergebend die Hände, wobei sie darauf achtete von dem Blut nichts zu verschütten. „Wie dem auch sei, frag sie einfach, was sie sich dabei dachte… Ich gehe wieder auf meinem Zimmer“, seufzte sie, ging zur Tür und blieb dort noch einmal kurz stehen. Sie sah über die Schulter zu Charles, sagte dann jedoch nichts und verließ den Raum. Nein, sie frug den Älteren lieber wann anders… Nicht, wenn ein aufgebrachter Casey nebendran saß…
Charles sah der Jüngeren etwas verwirrt nach, wandte sich aber danach wieder an Casey und lächelte matt. „Mit Jess wird es nicht langweilig. Aber das war dir vermutlich schon in L.A. bewusst, oder nicht?“

Ein wenig war Hector doch überrascht und überrumpelt, als Jack nach seinen Jackenaufschlägen griff und ihn daran zu sich zog, um ihm einen Kuss zu geben. Und was für ein Kuss… Da vergaß man glatt, dass man auf offener Straße war und um einen herum noch andere Menschen waren. Vielleicht auch Vampire. Als Jack schließlich von ihm abließ, schnappte der Jüngere nach Luft und auch Hector war beinahe danach, nach Luft schnappen, obwohl er es technisch gar nicht zu tun brauchte. Aber diese Intensität eben… Halleluja. Mit einem breiten Lächeln sah er Jack an und freute sich einen Keks, dass der andere mit zu ihm wollte. ‚Definitiv‘ zu ihm wollte. Nur was genau meinte er mit ‚richtig feiern‘? Alkohol? Nun, ein, zwei Bier hatte er vermutlich noch. Und den Rum. Den hatte Jack schließlich beim letzten Mal kaum angerührt. Vielleicht reichte ihm das.
„Schwebt dir da etwas bestimmtes vor? Also wenn der Rum und die zwei Bier mir es nicht tun, könnten wir auf dem Weg zu mir vielleicht noch schnell in einen 24/7 Supermarkt springen“, schlug Hector vor, griff nach Jacks Hand und verschränkte lächelnd seine Finger mit den seinen.

Die Blicke sagten eigentlich schon alles. Caseys Laune sank gleich noch ein Stück. Dabei hatte er gedacht, dass sie über diese Art der Kommunikation hinaus waren. Das hatten sie doch häufiger besprochen, dass sie sich direkt alles sagen würden! Immer noch am überlegen, wie er angemessen Reagieren sollte, ging Sun Lee auch schon wieder. Eigentlich könnte er es ihr auch gleich nachmachen. Aber dann sähe er ziemlich kindisch aus und Charles würde alleine hier sitzen. Am Ende war es Charles Kommentar, der die Situation rettete. Casey musste trocken lachen. "Ja, das war mir klar. Das war auch der Grund, warum ich sie danach wieder aufgesucht habe. Wobei ich mir nicht unbedingt vorgestellt habe, dass es so interessant mit ihr wird", antwortete er und ließ sich immer noch lachend, etwas auf dem Stuhl zurück sinken. "Gott, diese Frau."

Mit einem verliebten Grinsen erwiderte Jack den Druck von Hectors Fingern. Es fiel ihm schon gar nicht mehr auf, dass sein Freund kälter war als die Norm. Wie einfach etwas vergessen war, wenn man die Erklärung dazu hatte. "Oh, ich glaub der Rum reicht mir. Oder trinkst du mit? Kannst du mittrinken? Also be-trinken. Dass du trinken kannst weiß ich ja", plapperte er halb erleichter, halb nervös vor sich hin. Der Drang wieder nervös zu lachen war groß, aber er unterdrückte ihn. Er war ja kein Kind... Ehe sie loslaufen konnte, wurde Jacks Aufmerksamkeit durch Personen abgelenkt, die gerade streitend durch die Tür kamen. Jedenfalls glaubte er die beiden stritten, der Mann grinste allerdings so, als würde es es genießen. Jack ging gerade auf, dass das vermutlich auch Vampire waren, als der Mann in ihre Richtung sah. Vielleicht hätte er nicht so offensichtlich gucken sollen. Hastig wandte er den Blick ab und hoffte, dass er jetzt kein Problem ausgelöst hatte. "Garcia. Auch mal wieder hier", hörte er da eine (zugegeben heiße) Stimme hinter sich. Als er sich umdrehte machte er unwillkürlich einen Schritt zurück, weil der Mann buchstäblich nur einen halben Schritt hinter ihm gestanden hatte. Und der Kerl war groß. Das Grinsen, das er zugeworfen bekam ließ Jacks Puls in die Höhe schießen. War das hungrig? Der Kerl sah eindeutig hungrig aus!

„Ich trinke gerne mit. Und, hm…ja, ich kann mich auch betrinken. Aber ich vertrage zum Glück recht viel“, antwortete Hector mit einem schiefen Lächeln. Ein wenig musste er auch über Jack lächeln. Ihm war anzuhören, dass er nervös wurde. Was irgendwie niedlich war. Aus dem Augenwinkel bemerkte er da, wie zwei Gestalten aus dem Clansgebäude kamen. Blinzelnd sah Hector auf und zog die Brauen hoch, als es tatsächlich bekannte Gesichter waren. Damion mit seiner Tochter. Der, die angeblich tot gewesen war, aber nun doch lebte. Hector hatte die Geschichte von Jess gehört. Oder Galon. Oder Bels? Er wusste es nicht mehr so genau. Er hatte da ganz andere Sorgen gehabt (wegen Jack und Vertrag). An ihren Namen konnte er sich allerdings nicht mehr erinnern.
„Ich bitte dich, du tust so, als ob ich dich nötigen würde mitzukommen. Du bist ein freier Mann, du hättest auch weiter im Bett gammeln können! Freue dich, dass du an die frische Luft kommst und mit mir etwas unternimmst!“, entgegnete Phyllis mit einem charmanten Lächeln. Der Blick ihres Erschaffers wanderte kurz darauf zu zwei Kerlen, wobei, eigentlich sahen sie eher wie Jungs aus. Der eine davon war ein Vampir. Phyllis hatte ihn ein, zweimal im Clansgebäude gesehen. Als sie das dachte, sprach Damion den anderen auch schon an.
„Catrell. Ja. Wir hatten einen Termin bei Galon wegen dem Vertrag“, antwortete Hector und wies mit der freien Hand auf Jack. „Das hier ist Jack D’Angelo, mein Freund. Und ich würde es sehr wertschätzen, Catrell, wenn du ihn nicht wie dein Frühstück ansehen würdest. Wenn ich mich nicht irre, hast du das schließlich deiner Hand“, raunte er ruhig und nickte in Richtung des To-go-Bechers. „Jack, das ist Damion Catrell. Er hat übrigens Jess verwandelt“, stellte er die beiden vor und sah dann neugierig zur Frau.

Damions Gesichtsausdruck wurde einen Moment überrascht, dann sah er zu Jack und wieder bekam er das Gefühl als Mahlzeit in betracht gezogen zu werden. Ein wenig unschlüssig trat Jack von einem Bein aufs andere und war erleichtert, als Damion wegsah. Auch wenn er dann das Gefühl bekam für nicht schmackhaft befunden zu werden, war Jack froh nicht mehr der Mittelpunkt zu sein. Er fragte sich gerade, was das wohl für ein Becher war, den der Mann in der Hand hielt, als Hector die Frage auch schon beantwortete. Dessen Frühstück..
Damion gab derweil seine Gedanken auch gleich verbal Preis: "Dann sind die Gerüchte also mal nicht nur üble nachrede", sagte er und grinste Hector an. "Du hast dir wirklich ein Kind gekrallt." Jacks empörtes "Hey!", überhörte er genauso wie Phyllis Ellenbogen in seinen Rippen. Auf Jack Seite war das 'Kind' aber auch gleich vergessen, als Hector preisgab, dass dieser Mann Jess verwandelt hatte. "Bitte?", fragte er vollkommen verwirrt nach und sah Damion jetzt genauer und wesentlich ungenierter an, als ob er sich dadurch irgendwie verändern würde. Der Blick entging Damion natürlich nicht. Grinsend streckte er die Hand aus und fuhr dem Jungen durch die Haare. "Und nicht nur sie. Das ist Phyllis Gourhan. Auch eine meiner Töchter", stellte er dann seine Begleitung vor, während Jack nicht wusste, was er tun sollte. Ehe er unter der Berührung hatte sich wegducken können, hatte Damion auch schon aufgehört.

„Interessanter Junge” Victoria stand im Türrahmen zu Galons Büro. Sie hatte zwei Gläser mit Blut in der Hand, gab der Tür einen Schubs mit der Hüfte, sodass sie zufiel und ging anschließend auf den Arbeitsplatz ihres Mannes zu. „Ich muss zugeben, ich war ein wenig verwundert, als Hector mit dem Jungen hereinkam. Ich wäre zu gerne hier im Büro gewesen bei eurem Gespräch“, raunte sie schmunzelnd und reichte über den Tisch hinweg Galon das zweite Glas mit Blut. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass er über seiner Arbeit das Essen vergaß. Und da sie sich nicht sicher war, ob er überhaupt gefrühstückt hatte, wollte sie damit lieber auf Nummer sicher gehen. „Und? Wie hat er sich gemacht?“, fragte sie schmunzelnd, lehnte sich auf dem Sessel gegenüber des Tisches zurück und nippte an ihrem Glas.

„In diesem Fall waren sie wohl wahr, ja“, antwortete Hector sachlich und ging auf die Sache mit dem ‚Kind‘ nicht ein. Klar, Jack war alterstechnisch im Vergleich zu ihnen ein Kind, aber für einen Menschen war er erwachsen und so sollte er auch behandelt werden. Dass Jess Schwester ihren Erschaffer wegen der Bemerkung anraunzt und ihm den Ellenbogen in die Seite stieß, machte sie glatt sympathisch. Daher nickte er ihr höflich auch zu und reichte ihr seine Hand, als Damion sie vorstellte. „Freut mich sehr“, sagte er und Phyllis nahm seine Hand. „Mich ebenfalls. Jess Freunde sind auch meine Freunde.“ Lächelnd zog sie ihre Hand wieder zurück, nickte Jack zu und wandte sich dann räuspernd wieder an Damion. „Und von wegen Kind, Mister, war Rubina nicht 19 als du sie verwandelt hast? Du solltest nicht mit Steinen werfen, wenn du im Glashaus sitzt“, bemerkte sie und warf ihm einen tadelnden Blick zu. Sie hatte sich bei Jess über ihre Geschwister genaustens informiert und ja, sie hat sich hier und da auch ein paar Notizen gemacht. Immerhin wollte sie wissen, wer da nun zur Familie gehörte.
Schmunzelnd sah Hector zu ihr hinüber. Ja, sie war ihm sympathisch. Aber lieber war es ihm trotzdem, wenn sie die beiden schnell los wurden… Wer wusste schon, was Damion noch so brachte… „Nun, es hat mich sehr gefreut, wir müssen weiter. Man sieht sich sicherlich“, raunte Hector, nickte beiden zu und drückte sanft Jacks Hand, um ihm zu bedeuten, dass sie weitergingen.

Galon sah auf und lächelte seiner Frau dankbar zu, als er das Glas in ihrer Hand sah. Wo er den Duft in die Nase bekam, wurde er auch gleich hungrig. "Interessant ist kein Ausdruck", stimmte er leise (und immer noch recht beeindruckt) zu. "Hätte ich das gewusst, dann hätte ich schoneinen Grund gefunden, warum du dabei sein musst. Aber er hat sich erstaunlich gut geschlagen. Zumindest hat er wirklich Mumm gehabt, hier reinzukommen und Forderungen zu stellen. Die Menschen haben sich verändert. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie früher schon so selbstbewusst waren. Auch wenn er sich zu Anfang vor Angst fast in die Hose gemacht hätte", antwortete Galon Vic und nahm einen Schluck. Das tat gut.

"Mit Ruby hab ich aber auch nur schnellen Sex haben wollen. Das mit dem Verwandeln kam spontan", erwiderte Damion ungerührt und warf dann Hector einen eindringlichen Blick zu. "Sieht bei ihm nicht so aus, als wäre er auf den schnellen Sex aus." Da hatten die beiden Männer aber auch schon den Rückzug angetreten. Jack hatte Hectors Wink oder eher Händedruck verstanden und mit einem freundlichen Lächeln und nicken die beiden anderen bedacht und sich mitziehen zu lassen. Sie waren aber nicht weit genug weg gewesen, dass Jack Damions letzten Kommentar nicht mehr gehört hatte. Natürlich ging es Hector nicht um den schnellen Sex! Dann fiel ihm aber ein, dass auf den Sex bei dieser Ruby aber die Verwandlung kam. Ob dieser Damion meinte, dass es Hector darum ging ihn zu verwandeln? Das konnte nicht wirklich sein, oder? Wo Hector nicht einmal in Betracht zog von ihm zu trinken. Ging das bei ihnen nicht irgendwie Hand in Hand? So viele Fragen, die bei Jack gerade wieder im Kopf aufploppten und er alle nicht stellen konnte, weil sie in der Underground waren. Nicht wo er gerade geschworen hatte das Geheimnis nicht zu verraten. Also sprachen sie über ganz allgemeine Dinge, während Jack nicht erwarten konnte, endlich bei Hector zuhause anzukommen.

„Hm. Ich bin mir nicht sicher“, warf Victoria skeptisch ein und ließ das Glas ein Stück sinken. „Nur weil dieser Junge sich gut geschlagen und Mumm bewiesen hat, muss das nicht gleich für alle Menschen gelten. Sie haben sich vielleicht verändert, aber die meisten wohl nicht unbedingt zum Guten“ Zumindest nach dem zu urteilen, war sie in den Medien hörte und las. Und wenn sie überlegte, was ihr da draußen auf den Straßen von London so begegnete… Manchmal hatte sie den Eindruck, dass die Menschen früher hilfsbereiter gewesen waren. Und sie waren auch nicht so fixiert auf Geld und Arbeit. Nein, ihre Meinung über die Menschen hatte in den vergangenen Jahrzehnten rapide abgenommen.
„Ich kann mir gut vorstellen, dass er Angst hatte. Bestimmt hast du ihn mit deinem finsteren, mürrischen Oberhauptsblick angesehen. Der arme Junge“, raunte sie schmunzelnd und nippte wieder an ihrem Glas.

Während Phyllis Damion mit sich zog und sie den nächsten Bus zum Trafalgar Square und damit auch zur National Gallery nahmen, waren Hector und Jack auf dem Weg zu ihm nach Hause. Der Ältere merkte schon, dass sich der Jüngere zusammennahm. Die Themen, die sie anschlugen waren belanglos und allgemein. Dabei brannten dem anderen doch sicherlich wieder Frage unter den Nägeln. Wenn Hector für jede Frage, die er in den letzten Tagen von Jack gestellt bekommen hat, einen Pfund bekäme… Er hätte ihnen damit Kinokarten, Popcorn und vielleicht sogar noch Konzertkarten kaufen können. Es waren wirklich verdammt viele Fragen gewesen… Aber er verstand Jack auch. An seiner Stelle ging es ihm nicht anders… weswegen er vermutlich auch so nachsichtig und geduldig dabeiblieb.
Als sie beide das Haus erreichten und schließlich auch in der Wohnung standen, sah Hector schon zu seinem Freund hinüber, der beinahe aussah, als würde er gleich platzen.
„Warte“ Hector drückte die Tür ins Schloss und atmete tief ein. „Zehn! Zehn Fragen. Mehr nicht. Ich brauche eine kleine Pause. Außerdem wollen wir ja feiern!“, raunte er und lächelte schief. Er ging an Jack vorbei, schlüpfte aus seiner Jacke und dann aus den Schuhen.

"Gut, dann ist er eben die Ausnahme in einer langen Reihe von Reinfällen", lenkte Galon mit einem Lächeln ein, wurde aber gleich darauf wieder ernster. Er konnte immer besser nachvollziehen, warum Hector sich für diesen Jungen entschieden hatte und als Freund freute er sich natürlich für Hector. Leider machte das die Situation nicht einfacher. Jack war und blieb (vermutlich) ein Mensch. Und noch ein sehr Junger dazu. Während Hector auf lange Sicht seine Gefühle für den Jungen nicht ändern würde, konnte niemand ihm versichern, dass das auch für Jack galt. Und sollte der Junge sich umentscheiden und die beiden sich gar im Streit trennen, gäbe es immer noch den Vertrag. Aber besser er erschuf keine Probleme, wo noch gar keine waren. Hector war nicht auf den Kopf gefallen, wenn er sich nicht sicher wäre, hätte er Jack nicht hinein gezogen. Nur war Hector eben auch verliebt..
"Bitte?", fragte Galon empört nach und riss sich damit selbst aus seinen Überlegungen. "Ich hab ihn mit überhaupt keinem Blick angesehen. Ich wollte lediglich, dass er die Sache ernst nimmt. Der Junge ist ja mal knapp trocken hinter den Ohren. Es geht hier schließlich auch um Hector, ich wollte, dass er sich der Tragweite seiner Entscheidungen auch bewusst ist", verteidigte er sich seiner Frau gegenüber und nahm indigniert einen Schluck aus dem Glas. Als wäre er hier das alte Schreckgespenst!

Jacks erste Reaktion auf die Bedingung war ablehnung. Nur zehn Fragen? Dann käme er ja zu gar nichts. Das deckte ja nicht mal einen Bruchteil seiner Neugierde. Gerade, als er sich beschweren wollte, sah er in Hectors Gesicht und bekam ein schlechtes Gewissen. Er hatte in den letzten Tage eigentlich nichts anderes getan als Fragen gestellt. Da war es wohl kaum verwunderlich, dass Hector genervt war. Zerknirscht folgte er seinem Freund in die Wohnung und schälte sich aus seiner Jacke. "Wenn es dich so stört, dann kann ich auch keine Fragen stellen", schlug er leise vor. Die Unsicherheit in seiner Stimme rührte dabei daher, dass er selbst nicht wusste, ob er das wirklich durchhalten würde. Aber für Hector würde er es versuchen. Und dann fiel ein anderes Teil an seinen Platz. Hector hatte von feiern gesprochen, stimmt, dass hatten sie ja vor gehabt und drüber gesprochen als die anderen beiden dazu gestoßen waren. "Verdammt.. Feiern. Wir sind an keinem Supermarkt vorbei. Du sagtest, dass du eine Menge Alkohol brauchst.. Jetzt haben wir keinen besorgt!", rief er halb fassungslos. Das kam, wenn er nur mit seinem Fragen beschäftigt war! Halb war er schon wieder dabei seine Jacke anzuziehen. Hier war doch sicher irgendwo ein Laden in der Nähe, wo er etwas besorgen konnte.

„Das ist nicht der Punkt“ Hector hatte Schuhe und Jacke verstaut und hatte sich wieder Jack zugewandt, den er mit einem matten Lächeln ansah. „Ich verstehe ja, warum du mich all das fragen willst und ich will dir auch wirklich jede Frage beantworten, nur… eben lieber Häppchenweise. Wenn wir uns sehen, möchte ich nicht nur Fragen beantworten. Sondern auch ein bisschen was von dir hören, wie dein Tag war, wie es dir geht, was die Uni oder deine Familie macht… Oder wir schauen uns einen Film an, hören Musik, irgendetwas, nur ohne Fragen rundum Vampire. Verstehst du mich?“, fragte er seufzend und lächelte schief, wobei seine Schultern ein wenig nach unten sackten. „Und ich meine, zehn Fragen sind doch gar nicht so wenige. Dann fiel Jack ihr Plan wieder ein und machte Anstalten, seine Jacke wieder anzuziehen. „Ja, ich brauche eine Menge Alkohol, um betrunken zu werden. Aber nicht, um zu feiern oder einen netten Abend mit meinem Freund zu haben. Außerdem habe ich noch ein bisschen Alkohol da. Wir müssen also nicht nochmal los einkaufen… Es sei denn, du willst mich abfüllen“, raunte er, verschränkte die Arme und hob die Braue, sodass er Jack mit einem gespielt kritischen Blick ansah. „Mr. D’Angelo, was haben Sie mit mir vor? Wollen Sie mich willig machen, damit ich Ihnen heute Nacht noch alle 1001 Fragen beantworte?“, fragte er und grinste amüsiert.

Irgendwie verstand Jack Hectors Einwand wohl. Für ihn, Jack, war das alles noch ganz neu und hinter jeder metaphorischen Ecke warteten neue Informationen. Für Hector.. einfach nicht. Für ihn musste das ein langweiliges durchkauen alter Fakten sein. Außerdem, fügte Hector hinzu, wollte er auch Zeit haben etwas über Jacks Tag zu erfahren. Das konnte Jack nur zu gut verstehen. Gut, vielleicht nicht den Teil mit seinem Alltag, weil gegen Hectors Tag und Zustand musste das ziemlich langweilig sein; aber den Teil mit 'zusammen Zeit verbringen ohne an den anderen Quatsch zu denken', mit dem konnte er sich nur zu gut identifizieren. Wenn er schon so sehr in Hectors Leben rumstocherte, dann war er es seinem Freund wohl wirklich schuldig auch mal ihm das Fragen zu überlassen. Also lächelte er entschuldigend und versicherte Hector, dass er verstand.
Unversehens fand Jack sich dann beschuldigt wieder. "Was?!", rief er und verhedderte sich halb in seiner Jacke, als er die Arme hob um auch physisch seine Unschuld zu beteuern. "Das hatte ich ganz sicher nicht vor. Würde ja auch bestimmt nicht funktionieren. Ich wäre ja lange vor dir breit", versicherte er und blinzelte dann in Hectors grinsendes Gesicht. Das war ein Scherz gewesen. Nicht gerade amüsiert schnaubte Jack und fing dann an sich aus seiner Jacke zu winden. "Als ob ich dich für sowas willig machen würde. Da fielen mir genug andere Dinge ein", sagte er und hielt dann geschockt inne. Scheiße. Hatte er das laut gesagt?

Himmel, er war manchmal einfach zum Anbeißen. Metaphorisch. Nicht buchstäblich. Er war einfach niedlich, wie er sich in seinen Worten und seiner Jacke verhedderte. „Ja, wenn du mit mir trinken würdest, wärst du definitiv vor mir betrunken“, bestätigte Hector die Vermutung seines Freundes, trat zu ihm hin und half ihm endgültige aus der Jacke, die der Ältere dann an der Garderobe aufhing. Und dann rutschte dieser Satz, oder besser gesagt, diese zwei Sätze aus Jacks Mund. Hectors Brauen wanderten nach oben, noch ehe er sich wieder zu seinem Freund umgedreht hatte. Aha. Andere Dinge also, hm? Na, das wollte er aber genau wissen…
„Ach. Ist das so?“ Hector grinste seinen Freund charmant an. „Und welche Dinge wären das so, hm?“, fragte er, trat an Jack heran und legte ihm seine Hände an die Hüfte. Seine Finger schoben sich leicht unter den Stoff von Jacks Oberteil. Ihm war es eigentlich egal, wie sie ihren Erfolg heute feierten… Er bräuchte nicht zwingend Alkohol – er brauchte nur Jack dafür.

„Glaubst du, er wird ihn verwandeln?“ Victorias Frage kam etwas aus dem Nichts, da sie sich eben noch kurz über die Arbeit unterhalten hatte. Sie hatte ein paar Fragen zu ein paar Aufgaben gehabt, nachdem sie das Gespräch über Jack und den Vertrag erst einmal eingestellt hatten. Vics Glas war inzwischen auch leer und ihre Fragen zu ihren Aufgaben erledigt. Und da war eben diese Frage noch gewesen. Hector hatte nicht wirklich den Eindruck auf sie gemacht, als hätte er vor, den Menschen zu verwandeln. Aber wenn er es nicht tat… was dann? Er könnte nur eine kleine Zeitspanne mit ihm zusammen sein, ohne, dass es für Unwissende seltsam aussehen würde. Jack würde älter werden, Hector nicht. War ihm dieser ganze Tamtam es wert? Vertrag und Co, für eine unwahrscheinlich kurze Zeit mit diesem Junge? Hm. Victoria sah Galon nachdenklich an. Was hätte sie getan, wenn Galon kein Vampir gewesen wäre? Ob sie ihn verwandelt hätte? Wenn Éloise es nicht getan hätte? Oder hätte sie versucht, einfach für eine kurze Zeit mit ihm zusammen zu sein? Schwer zu sagen. Aber sie war froh, dass sie diese Wahl nie hatte treffen müssen. Wo wäre sie heute schon, wenn Galon nicht wäre.

Verdammt, er hatte es laut gesagt. Gerade war er Hector noch dankbar gewesen, dass er ihm half, da drehte sich sein Freund auch schon mit diesem Blick um. Als Hectors Finger über seine Haut fuhren, zuckte Jack leicht zusammen, was aber nichts damit zu tun hatte, dass die Finger kalt waren und alles mit der Art der Berührung. Kühler Kopf. Kühler Kopf!, dachte Jack und versuchte seine Gedanken beim Thema zu halten. Was hatte Hector noch gefragt? Ach ja, was er sonst mit Hector machen würde. Gut, keine so guten Gedanken um wirklich bei klarem Kopf zu bleiben. Aber er konnte sich jetzt nicht so mitreißen lassen, er musste doch auch mal erwachsen wirken, ehe Hector das ganze langweilig fand und sich doch jemand.. reiferen suchte. "M-mit dir über politische Theorien diskutieren natürlich", brachte er am Ende ein wenig stammelnd raus, wobei er wirklich versuchte seine Hormone im Griff zu halten.

Galon war noch halb in Gedanken bei den geschäftlichen Angelegenheiten, als Vic plötzlich wieder das Thema wechselte. "Wer verwandelt wen?", fragte er daher. Nachdem er das gesagt hatte ging ihm auf, von wem seine Frau wohl sprach. War recht offensichtlich eigentlich, we rwen verwandeln wollte. In der Konstellation war er sich allerdings nicht sicher. "Wenn du mich letzte Woche gefragt hättes, hätte ich nein gesagt", gab er zu und zuckte leicht die Schultern. Hector und jemanden verwandeln? Nur über seine sprichwörtliche Leiche. Er trank ja nicht einmal von Menschen, wenn es nicht lebendsnotwendig war und seine Geschichte machte ihn nicht geneigter eine Verwandlung in Betracht zu ziehen. Aber jetzt? "Er liebt den Jungen wirklich. Ich bin mir nicht sicher, ob er ihn am Ende gehen lassen würde. Oder ob er nein sagt, falls Jack fragt."

Sie hatten einander nicht im Flur vernascht. Auch wenn Hector eigentlich nicht abgeneigt gewesen wäre… Aber gemütlicher wäre es ohnehin im Schlafzimmer. Und das würde ihnen schon nicht weglaufen. Daher gingen sie erst einmal in die Küche und Hector machte ihnen beide fürs erste ein Bier auf. Er hatte noch die beiden im Kühlschrank gehabt. „Auf dich! Darauf, dass wir erreicht haben, was wir wollten. Dass wir den Vertrag zu Gunsten deiner Familie verändern konnten“, raunte Hector und hielt seine Bierflasche Jack hin, damit dieser mit seiner Flasche anstieß.

„Hm“, machte Victoria nachdenklich und stand von dem Sessel auf. „Wie er sich auch entscheidet… ich hoffe, er trifft die richtige Wahl. Für sich und den Jungen… Die er nicht nach ein paar Jahren bereut“, sagte sie nachdenklich und dachte an ihre beiden Jungs zurück… Ihr Tod lag schon so lange zurück und trotzdem musste sie immer wieder an sie denken. Victoria umrundete langsam den Schreibtisch und lehnte sich dann behutsam dagegen, wobei sie sich leicht zwischen Galon und den Tisch positionierte. „Hast du eigentlich noch einmal darüber nachgedacht? Jemanden zu verwandeln?“, fragte sie neugierig. James war der letzte gewesen, den ihr Mann verwandelt hatte. Sein Tod lag ungefähr zwei Jahre zurück… Ob er irgendwann noch einmal mit dem Gedanken gespielt hatte? Außerdem… er hatte bis lang immer nur Männer verwandelt. Hatte sie ihn eigentlich mal nach dem Grund gefragt, warum er nie eine Frau verwandelt hatte? Hmm…

Es war kurz nach zehn, als Jess daheim ankam. Sie hatte Casey geschrieben, bevor sie sich auf den Heimweg gemacht hatte, hatte aber keine Antwort erhalten. Vielleicht war sein Handy am Ladekabel. Aber vielleicht war er auch eingenickt, vorm Fernseher oder so. Daher schloss sie möglichst leise die Tür auf und kam herein. Tatsächlich hörte sie den Fernseher im Wohnzimmer laufen, doch anstatt Casey, saß da Sun Lee, die sich zu ihr umdrehte und lächelte. „Hey. Wie war es?“, fragte sie neugierig. „Ganz in Ordnung. Wir sind hoffentlich bald mit allen Vorbereitungen durch“, antwortete Jess und schlüpfte aus ihren Schuhen. „Ist Casey in der Küche?“
„Hm? Nein. Ich glaube, er hat sich schon hingelegt“, antwortete Sun Lee, die mit einem komischen Ausdruck im Gesicht sich abwandte und wieder zum Fernseher sah. Komisch. Hatten sich die zwei gestritten? Nein… nein, sicher nicht. „Ich schau kurz nach ihm“, sagte Jess, lächelte und verließ das Wohnzimmer. Die Schuhe räumte sie weg, den Mantel hing sie auf und dann ging sie zum Schlafzimmer. Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spaltbreit und linste hinein. „Casey?“, flüsterte sie. Tatsächlich. Da lag er… Vielleicht war er zu müde gewesen, um auf sie zu warten… Sie konnte es kaum erwarten, dass die Auktion vorüber war. Dann hätte sie wieder mehr Zeit für ihn…