Mutant High-Das RPG VII

Caleb schnaubte erneut. "Ich lasse mich aber stören!", erwiderte er ironisch und drehte sich zum Bücherregal, um sich etwas zu lesen zu suchen und dann auf sein Zimmer zu verschwinden.

"Ist das eigentlich angeboren? Oder bist du erst im Laufe deines Lebens so eklig zu anderen geworden, obgleich sie dir gar nichts böses wollen?", fragte Lena direkt heraus, während sie ihre Arme auf der Sofalehne verschränkte.

"Dein Wort in Gottes Ohr", seufzte Notion lächelte Gentle aber ein bisschen an. Sie war genauso erleichtert wie Gentle darüber, dass der Professor sich zu Wort gemeldet hatte. Immerhin hieß das, dass er die Situation unter kontrolle hatte, oder etwa nicht?

Hazel machte einen kleinen Hüpfer als die Stimme des Professors plötzlich durch ihren Kopf hallte.
"Alter!", rief sie atmelos und schüttelte den Kopf. "Dass er sich das aber auch nie abgewöhnen kann. Irgendwann stirbt jemanden einen plötzlichen Herztot und er ist schuld!"

Caleb zog eine Augenbraue hoch. "Ist dein Mundwerk immer so lose? Oder nur, wenn du jemanden entnerven willst?!" Er fand ein halbwegs interessantes Buch, nahm es aus dem Regal und verließ den Aufenthaltsraum.

"Sowas, vermutlich ist er sogar Gesprächsfähig, wenn er nicht unbedingt zwanghaft das letzte Wort haben müsste", murmelte Lena, seufzte und verdrehte die Augen. Warum musste er so ätzend zu anderen sein? Hoffentlich war das nicht ansteckend...

Kit verabschiedete sich leise von der Spinne, als sie durch die Lüftung wieder zu Eron krabbelte.
Lange saß er einfach nur da und grübelte und wurde dabei immer unruhiger. Schließlich hielt er es nicht mehr aus stillzusitzen. Unruhig lief er im Raum auf und ab und rieb die Hände an einander, die ihm furchtbar kalt vorkamen und leicht zitterten. Als sich auch noch Kälteschauer zu seinem Befinden hinzumischten lachte er gequält auf. Wunderbar, Tage an denen sie nicht getestet wurden liefen immer so oder ähnlich ab. Was auch immer sie ihnen da genau gaben, es schien süchtig zu machen, jedenfalls irgendeine Substand mit denen die Forscher um sich schmissen.
Die Arme um den Oberkörper geschlungen rollte er sich auf seinem Bett zusammen und versuchte das Zittern und das Unwohlsein zu ignorieren.

Eron saß unterdessen auf seiner Pritsche und kaute nervös an seinen ohnehin schon abgekauten Nägeln. Könnte er noch genug Konzentration aufbringen, würde er die Spinne wieder in Kits Zelle schicken, denn er wusste, dass es seinem Bruder ebenso erging wie ihm gerade. Kalter Schweiß, das leichte Zittern. Eron biss in die Nagelhaut, aber es tat nicht weh. Es war vielmehr eine Ablenkung von den Entzugserscheinungen, die sein Körper hatte.
Er wettete darauf, dass es diese Beruhigungsmittel waren, die man ihnen vorsichtshalber verabreichte, bevor man aus der Zelle und zu den Untersuchungen schleppte. Gegenwehr war nicht gerne gesehen, aber selbst wenn man längst aufgegeben hatte, sich zu wehren, blieben die dabei, einem das Zeug zu geben. Der guten alten Zeiten wegen.
Seufzend zog Eron die Beine an und umschlang sie mit den Armen, während er noch immer fieberhaft auf die Nagelhaut biss.

"Mein Vater?", wiederholte William geistesabwesend, während er in seinem Essen rumstocherte und es mied Colin anzusehen. Schließlich zuckte er lässig mit den Schultern.
"Ich kenne meinen Vater nicht. Meiner Patentante nach zu Urteilen ist er ein reicher Schnösel, der nur geschäftlich in England zu tun hatte und sich die Abendstunden mit meiner Mum versüßt hat. Sie war Stripperin.", erklärte er schließlich nüchtern und erzählte das alles, als wäre es nichts Besonderes. Er schämte sich nicht für seine Mutter, ganz im Gegenteil. Sie war sein Vorbild.
"Keine Ahnung. Hab den Kerl noch nie getroffen, worüber er froh sein sollte. Ich habe nichts übrig für Arschlöcher, die schwangere Frauen einfach mit einem Trinkgeld sitzen lassen. Warum fragst du?"

Merrick blieb erstaunt stehen und trippelte fröstelnd von einem Fuß auf den anderen, während er Hazel fragend ansah.
"Was? Wovon sprichst du?"
Er konnte ja nichts von dem mentalen Bescheid ahnen - er hatte den Professor noch nicht getroffen, da er zu beschäftigt war - der von dem kleinen Magnetiten in seinem Kopf abgeblockt wurde.

Colin, der ein breites Grinsen auf dem Gesicht hatte, während William erzählt hatte, lehnte sich zurück. Mit der einen Hand, die er an sein Kinn legte, versuchte er teilweise sein Lächeln zu verbergen und einigermaßen ernst drein zu schauen. Will war ihm nun endgültig sympathisch, schließlich dachte er nicht viel anders über seinen Vater als er selbst.
„Nun, ich frage, weil ich unter anderem auch auf der Suche nach meinem Halbbruder bin. Mein Vater hat mir von ihm erzählt, als er sich mal ziemlich hat zu laufen lassen. Er verträgt nicht sonderlich viel Alkohol und dann kam eben alles heraus, dass er etwas mit einer Frau in England hatte, während seine Frau in Alaska war, mit ihrem ersten Sohn... hin und wieder hat er sich nach seinem Sohn in England erkundigen lassen... aber das war auch schon alles. Irgendwann kam dann aber die Nachricht, dass er nach Amerika ausgewandert ist... um dort an eine spezielle Schule zu gehen...“
Colin ließ seine Hand langsam sinken und verschränkte beide Arme vor der Brust.
„Mein Halbbruder heißt William Gooddale, der das Pech hat den selben schnöseligen Stinker zum Vater zu haben, wie ich und ich denke ich habe ihn so eben gefunden“

"Von Professor X und seinen Ausflügen in unsere Privatsphäre", lachte Hazel und wunderte sich nur ein wenig darüber, dass Merrick nicht verstand, was sie meinte. Immerhin war er neu, die Nachricht hatte ihn wahrscheinlich einfach nur verwirrt.
"Wenn seine Stimme so mir nichts, dir nichts in deinem Kopf auftaucht und dich zurecht weißt, dann kann das ziemlich unangenehm enden. Einmal hab ich gerade eine Tasse heißen Kakao in der Hand gehabt, als er die Nummer abgezogen hat, und Schwupps! Alles auf meiner Hose", erklärte Hazel freudig und gestikulierte dabei wild durch die Luft.

William blickte Colin einige Sekunden ungläubig an und schüttelte dabei leicht de Kopf, als müsste sich der Gedanke erstmal den Weg durch seinen Kopf bahnen. Dann jedoch breitete sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht aus. Lachend klopfte er Colin auf die Schulter.
"Du hast ja nen kranken Humor!"

Merrick lachte über Hazels Erzählung und blickte sie fröhlich an.
"Das muss echt anstrengend sein! Komisch, dass ich nichts gehört habe. Aber ich habe den Professor auch noch nicht getroffen, weil er so beschäftigt ist. Vielleicht deshalb."
Freundlich lächelnd zuckte er mit den Schultern.
Innerlich seufzte er erleichtert. Es hatte also funktioniert. Wenn er Glück hatte, würde die Tatsache das nichts in und aus seinem Kopf kam, vielleicht als Nebeneffekt seiner Mutation durchgehen.

Tina zuckte kurz zusammen, als die Nachricht des Professors kam und nickte ergiebig. Sie hatte fast schon ein schlechtes Gewissen, am Mittag so an ihm gezweifelt zu haben. Wenn er es nicht hinkriegen würde - wer dann?

Adam zuckte aus seiner Trance zusammen und fuhr erschrocken aus seinem Stuhl hoch.
"VERDAMMT! Das geht langsam echt zu weit!", rief er aufgebracht, während er sich mit klopfendem Herzen umsah. Was sollten sie denn schon ausrichten? Die konnten schließlich überall sein. Vielleicht schon außer Landes.
Missmutig ließ er sich zurück in den Stuhl fallen und ließ die kleinen Papierkügelchen auf dem Boden kleine Formationen bilden.

Seufzend sackte Colins Lächeln in sich zusammen. Humor? Herrje, er glaubt ihm nicht. Gut, irgendwie war das verständlich, schließlich hatte er keinerlei Beweise. „Das ist kein Witz. Du bist 19 Jahre alt, oder? Wenn du willst kann ich meinen Vater anrufen und fragen, auch wenn ich das wirklich verdammt ungern tun würde. Er weiß nämlich nicht, dass ich hier bin... obwohl er es ahnen könnte. Meine Eltern wollten nicht, dass ich hier her komme. Wie auch immer... ich bezweifle, dass es viele William Gooddales in England gibt, die 19 Jahre alt sind und die ihren Vater nie gesehen haben“

"Ja... ich meine nein... ich meine... verdammt.", murmelte William verwirrt und fuhr sich wieder und wieder durchs Haar, während er sich ungläubig umsah.
"Das ist doch ein Scherz. Ehrlich Mal. Das ist doch ein Scherz. Wer hat dich geschickt? Meine Patin? Nathalie?" Fiebrig versuchte er herauszufinden, wer das alles über ihn wusste. Er sprach nicht über seine Vergangenheit. Nicht einmal Vallery hatte er davon erzählt.
"Das ist doch krank. Ehrlich, ich finde das nicht lustig." Mit zusammengezogenen Augenbrauen machte er Anstallten aufzustehen. Für seinen Geschmack passierte wirklich zu viel kranker Scheiß in den letzten Tagen.

Out: Tut mir leid, aber er kann das echt nich glauben

Hazel sah Merrick prüfend von der Seite an. Normalerweise wusste der Professor wer alles an der Schule war und ließ keinen Schüler aus. Aber es war wirklich hektisch gewesen, der Professor war bestimmt selber in Gedanken ganz wo anders. Hazels Gesichtausdruck wurde von einem Lachen abgelöst und sie hakte sie bei Merrick ein.
"Gut, zurück zum Text. Das hier ist das Trainigsgelände für die Elementaren.."

OUT: Ich bin einfach mal suuperfrech und starte einen neuen Tag

Eron hatte kaum geschlafen, und zuckte sofort zusammen, als er das Schloss seiner Zelle klicken hörte. "Morgen Tintenbildchen!", sagte der eintretende Soldat höhnend, "schon auf cold turkey?"
Eron zuckte nur kurz mit den Schultern und verzog nichtmal den Mund, als er das ogligatorische Beruhigungsmittel bekam, nach dem sein Körper die vergangenen Stunden verlangt hatte. Auf einen neuen Tag voller seltsamer Experimente...

Sonntag. Das erste Mal seit Ewigkeiten, dass Gentle an einem Sonntag aufwachte und sich nicht freute. Denn kein Unterricht bedeutete, keine Ablenkung, und keine Ablenkung hieß, dass er sich wahrscheinlich den ganzen Tag über Hannah und Dale Gedanken machen würde. Seufzend drehte er sich im Bett um und zog sich die Decke über den Kopf, in der Hoffnung, wieder einzuschlafen.

Calebs Laune hingegen war noch immer fabelhaft. Bei der morgendlichen Joggingrunde hatte ihn niemand gestört, als er in die Mensa gekommen war, war diese komplett leer gewesen. Gott, diese Übung, Entführung, wasauchimmer war das Beste, was bis jetzt hier passiert war!

Hazel wachte mit einem Anflug von schlechtem Gewissen auf. Sie hatte gestern so viel Spaß mit Merrick gehabt, dass sie die verschwundenen Schüler komplett verdrängt hatte. Andererseits, was nütze es, wenn sie trübsal blies, das machten schon genug, da musste sie nicht mitmachen. Merrick hatte recht, sie brauchte sich keine Sorgen machen, der Professor würde es schon richten.

Dale schreckte aus dem Schlaf, als ihn jemand grob am Arm packte und von der Pritsche zog. Unwillkürlich explodierte Dales Pheromonspiegel und der Mann ließ ihn los, als hätte er einen Schlag bekommen und grinste Dale dafür seelig an, sein Kollege rückte dichter, mit dem selben Grinsen im Gesicht.
Obwohl Dale unruhig geschlafen hatte, war er hellwach. Vielleicht könnte er...?
"Bringt ihr mich raus?", fragte er und setzte ein charmantes Lächeln auf.
"Nichts lieber als das", antwortete der erste und drehte sich gehorsam um und verließ den Raum.
Ein wenig nervös linste Dale um die Ecke, zwei Mal fiel er nicht auf den selben Trick rein, und folgte den beiden Männern dann, durch die mit Neonlicht erhellten Gänge. Außer geschlossenen Türen und anderen Gängen gab es nichts zu sehen, was Dale schon fast enttäuschte. Während die Männer ihn zielsicher durch das Gewirr an Gängen lotsten ging plötzlich eine Tür hinter ihnen auf. Erschrocken versuchte Dale so unauffällig wie möglich weiter zu laufen, als wäre alles normal.
"WAS ZUM TEUFEL MACHT IHR DA!!!", brüllte eine heisere Stimme hinter ihnen los und schnelle Schritte folgten ihnen durch den Gang.
Einer von Dales Begleitern blieb stehen und drehte sich mit einem Grinsen um.
"Wir bringen ihn raus!", sagte er stolz und Dale schloss aufgebend die Augen. Kein Hirn der Kerl. Ohne weiter nachzudenken sprintete Dale los und ließ die Männer hinter sich.
"HALT! VERDAMMT NOCHMAL HALT!", brüllte die Stimme hinter ihm, während er orrientierungslos durch die Gänge hastete. Irgendwo musste es doch ein Schild geben, dass auf einen Ausgang hinwies, geben!!
Als er scharf um eine Ecke bog rammte er in eine andere Gestallt hinein und starke Arme schlossen sich fest um seinen Oberkörper.
"Haben wir dich!", rief der Kerl triumphierend und schon spürte er einen Stich am Oberarm. Dale wandt sich und tatsächlich ließ der Kerl ihn los. Aber irgendwas war falsch, Dale taumelte und musste sich an der Wand festhalten um nicht zu fallen. Irgendwie wirkte alles verschwommen und trübe und er fühlte sich so müde.
"Gleich wirds dir gut gehen, Kleiner. Und dann werden die Professoren ihren Spaß mit dir haben", hörte er die Stimme wir durch Watte sagen.

Professor Crane verzog keine Miene, während der aufgebrachte Offizier ihm keifend berichtete, wie dieser "kleine Drecksack" zwei Soldaten im Nu um den Finger gewickelt hatte. Im Grunde freute Crane sich darüber, dass sie mit dem kleinen Bengel einen ziemlich mächtigen Mutanten bekommen hatten. Manipulation auf Hormonbasis, bisher hatte Crane nicht gewusst, dass es solche Fähigkeiten gab. "Das MUSS erforscht werden!", murmelte er in seinen nicht-existenten Bart und unterbrach mit einem Winken die Ausführungen des Offiziers. "Jaja, vielen Dank, wir werden entsprechende Maßnahmen einleiten, dass so etwas nicht nochmal vorkommt..."
Das Gesicht des Offiziers verzog sich zu einer wütenden Fratze, und er verschwand unter wütendem Gemurmel.
Crane hingegen widmete seine Aufmerksamkeit seinen beiden Testobjekten, die in einem Raum hinter einer Panzerglaswand untergebracht waren.
Etwas Neues gegen etwas Altes. Der Hormonjunge gegen den Kerl mit den lebendigen Tätowierungen. Kein Wettkampf auf Leben und Tod, um Gottes Willen, nur ein kleiner Test.
Beiden Versuchsobjekten war bereits das Serum injiziert worden, unschwer an der weißblauen Iris zu erkennen, deren Verfärbung sich das Forschungsteam immernoch nicht erklären konnte.
"Gut, verlassen Sie den Raum!", verkündete er seinen Laborassistenten über die Sprechanlage, "wir sollten für alle Fälle gewappnet sein."
Seine Angestellten wichen brav zurück, nun befanden sich nur die beiden Versuchsobjekte in dem großen Raum.
Crane drückte die Taste der Sprechanlage. "Eron, hetz den Wolf auf...", er sah auf seinem Klemmbrett nach, "Dale Scott. Dale, verhindere, dass der Wolf dich umbringt und zwing Eron dazu, sich zu ergeben!"
Beide Versuchsobjekte nickten knapp, und Eron ging bereits in den Schneidersitz, um die nötige Konzentration für den Wolf aufwenden zu können.
"LOS!"
Die Haut an Eron Bauch dehnte sich und schließlich brach knurrend ein Wolf auf seinem Leib heraus und sprang mit gefletschten Zähnen in dales Richtung.

Dale zuckte mit keiner Wimper und hielt der Blick nur starr und ausdruckslos auf Eron gerichtet, während er seinen Pheromonspiegel gezielt steigen ließ. Punktgenau traf Dale genau das ausmaß, dass den Beschützerinstinkt wachrufen würde.
Dr. Crane stand unterdessen ein wenig nervös vor dem Fenster. Der Neue reagierte nicht und der Wolf kam immer dichter... Ob er doch dazwischen gehen sollte um schlimmeres zu verhindern? Den Verlust eines seiner wertvollen Testobjekte schon so früh wäre verschwendung gewesen. Seine Hand glitt in Richtung der Sprechvorrtichtung, während er die beiden im Auge behielt.

Erst in allerletzter Sekunde verlangsamte der Wolf seine Schritte und blieb nur wenige Zentimeter vor Dale stehen. Streckte die Schnauze und beschnüffelte Dale ausgiebig, der sich noch immer nicht rührte.
Cranes Hand war auf der Taste der Sprechvorrichtung eingefroren und er wagte es nicht zu atmen. Doch schließlich gab der Wolf ein leises Winseln von sich und fing an, Dales Hand abzulecken, während auf Erons Gesicht ein zufriedenes Lächeln lag.
Crane sowie fast alle seiner Kollegen atmeten erleichter auf. "Versuch erfolgreich", sagte Crane und seine Stimme zitterte ein wenig, "Pheromone relativieren Wirkung des Serums..."

Nach dem doch recht verunglücktem Versuch Will klar zu machen, dass er sein Halbbruder war, hatte sich Colin den Kopf darüber zerbrochen, wie er es denn nun Beweisen könne. Mit handfesten Beweise. Keinen bloßen Worten. Unweigerlich führten leider alle Gedanken zu seinem Vater. Er besaß die Beweise sozusagen, ohne ihn würde es vermutlich nicht funktioniere. Vielleicht konnte er ihm den Namen von Williams Mutter verraten, der Name der Bar, wo sie sich kennen gelernt haben, oder wenigstens den Namen des Ortes.
Colin lag noch in seinem Bett, die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und schaute hinauf zur Decke. Andererseits bei seinem Vater anzurufen bedeutete sich einigen Fragen zu stellen.

Barfüßig kam Jasper aus dem Bad, ein Handtuch um den Hals und trug davon abgesehen nur eine Boxershorts. Nachdem er wieder nur knapp fünf Stunden geschlafen hatte, in denen er ständig nur den einen Traum gehabt hatte, hatte er sich dazu entschlossen einfach heiß duschen zu gehen. Immerhin fühlte er sich nun ein wenig besser, aber er bezweifelte noch einmal einschlafen zu können. Seufzend ließ er sich auf sein Bett fallen, auf dem der Rest seiner Klamotten lagen.
Vielleicht würde er heute raus gehen, in den Park oder so, um seine Kräfte ein wenig auszureizen, so weit, dass die Erschöpfung so groß ist, dass er an nichts mehr denken kann. Das wäre zumindest eine kleine Erleichterung.

Müde blinzelte Chace gegen das Sonnenlicht, dass durch einen schmalen Spalt zwischen den Vorhängen drang. Er hob seinen Arm und gähnte, wobei er über etwas weiches fuhr. Erneut blinzelte er, senkte seinen Blick und schaute auf Lenas dunkle Locken. Spät abends war sie noch zu ihm gekommen, während er noch an ein paar Papiersachen saß. Natürlich hatte er sie dem Papierkram vorgezogen und hat sie herein gelassen. Sie wollte ihn gar nicht großartig stören, sondern einfach nur in seiner Nähe sein, setzte sich auf den Stuhl und lächelte ihn von dort aus an.
Sie hatten lange miteinander geredet, über die verschwundenen Schüler, ihre Vermutungen was passiert sein könnte und wie und wann man sie findet.
Letztendlich war Lena in dem Stuhl eingeschlafen, von wo er sie aus hoch genommen und dann in sein Bett gelegt hatte. Im Schlaf schien sie sich wenigstens nicht allzu viele Sorgen zu machen, da sie doch recht friedlich ausgesehen hatte.

Nachdem er das Frühstück in aller Ruhe beendet hatte, ja, nicht ein Schüler hatte ihn gestört, herrlich, steuerte Caleb den Aufenthaltsraum. Wenn um die Zeit niemand in der Mensa war, dann bestimmt auch nicht in Aufenthaltsraum. und ganz recht, auch hier herrsche wunderbare Leere!
Grinsend machte Caleb es sich auf dem breiten Ledersofa bequem und schaltete den Fernseher an.

Der Schlaf war nicht so gnädig gewesen, Gentle noch ein mal heimzusuchen, und so stand er nach etwa einer halben Stunde Rumgewühle auf und duschte schnell, bevor er in die Mensa schlich. Hunger hatte er nicht wirklich, aber einen großen, schwarzen Kaffee konnte er schon vertragen.

"Guten Morgen, Feuerspucker!" Leonie trat mit einem breiten Grinsen in den Aufenthaltsraum, schüttelte ihr Haar mit aller Seelenruhe und ging dann auf die Sofas zu. "Es tut mir ja wirklich unendlich Leid deine Ruhe stören zu müssen, aber mir war gerade so nach... ich weiß nicht, nach sadistischen Quälereien? Hm..." Sie setzte sich auf eine der Lehnen und machte ein ganz nachdenkliches Gesicht, ehe sie zu Caleb aufschaute, ihm eine zuckersüßes Lächeln schenkte und mit den Wimpern klimperte.
"Eigentlich hatte ich ja Mitleid mit dir. So früh, so allein. Ich bin dir ja immerhon noch etwas schuldig... also beehre ich dich mit meiner Gegenwart, wunderbar, nicht wahr?"


Brás lehnte gegen die Wand seiner Zelle, den Kopf an die Wand gepresst, in der Hoffnung, dass diese ein wenig seine Stirn kühlen konnte. Ihm gar nicht gut seit dem er aufgewacht war. Sein Magen rumorte ordentlich und höllische Kopfschmerzen plagten ihn. Daran waren nicht nur die Gefühle Schuld, die er außerhalb seiner Zelle erspürte. Manchmal waren sie nur ganz dumpf, mal sehr deutlich und zu einer anderen Zeit war ihm, als wäre sie gar nicht da. Dieser ständige Wechsel setzte ihm auch zu, doch dass seine Hörner mit jeden Tag ein Stück weiter heraus schauten war gewiss auch ein Grund für das vermutlich baldige Zerbersten seines Kopfes.

"Jaa, fabelhaft!", entgegnete Caleb zuckersüß, "lass mich kurz vor Freude kotzen!" Er tat, als würde er sich erbrechen und liess kleine Flammen aus seinem Mund fallen, die schließlich in seiner Handfläche zu einer großen verschmolzen.
"Es tut mir ja schrecklich leid, dass du dich im Moment nicht an Bubble Boy reiben kannst, aber dann geh wenigstens jemanden nerven, der dich in irgendeiner Form attraktiv findet, ja? Ich bin nicht die Wohlfahrt."

"Nein, ehrlich? Ich dachte wirklich, dass du von der Wohlfahrt seist. Allein dein edelmütiges Verhalten, deine sanfte Art... okay, jetzt muss ich vermutlich gleich kotzen" Leonie schwang ihre Beine über die Lehne und ließ sich dann auf dem Sofa fallen.
"Vermisst du deinen Wasserjungen nicht? Eure ständige Streiterei war doch bestimmt schon so etwas wie eine... morgendliche Routine für dich. Jemand, mit dem du dich anlegen kannst, ganz ohne Hemmungen - und auf ihn war immer Verlass. Seltsam dass ihr keine richtigen Freunde seid... ihr seid euch, glaube ich, verdammt ähnlich - oh- ich hoffe, die Anzahl meiner Worte überfordern dein Hirn gerade nicht zu sehr. Du bist es vermutlich nicht gewohnt, dass man so viel mit dir redet", setzte sie in einem mitleidigen Ton hinzu und schaute ihn dementsprechend an.

"Faszinierend!", bemerkte Caleb trocken, "du kannst ja tatsächlich Sätze mit mehr als drei Wörtern bilden. Ich bin beeindruckt." Er lehnte sich zurück. "Wenn du jetzt auch noch schneller als der Wind von hier weglaufen kannst, hast du dir meinen Respekt verdient!"
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher zu.