Vampire-Das RPG II

Jael seufzte, erwiderte aber nichts. Würde er sie denn davon abhalten können? Im Grunde war es sowieso besser, dass sie ihn, anstelle von irgendeinem Menschen biss. Oder etwas nicht?
"Na, komm", sagte er leise und zog sie mit sich in den Bahnhof um den Zug zu bekommen, der sie, jetzt vielleicht ein bisschen überpünktlich, aber immerhin nach Heathrow bringen würe.

"Ou..." Jane nickte langsam. Aufgrund der Ereignisse während ihres frühen Vampirstadiums hatten sich die Erinnerungen daran noch deutlicher als alles andere in ihren Kopf eingeprägt. Mitfühlend lächelte sie die beiden an.
"Es wird alles leichter mit der Zeit. Vor allem an einem Ort wie diesem hier"

Amanda deutete Jaels Schweigen verkehrt und folgte ihm Widerstandslos zum Bahnhof und in den Zug. Es war tatsächlich voller Menschen, aber es war leichter als erwartet, keinen von ihnen zu beißen. Jael hatte Recht - sie war satt.
"Du magst London, oder?", stellte sie plötzlich fest, nachdem sie eine ganze Weile beobachtet hatte, wie gut Jael eigentlich ins Bild passte. Wahrscheinlich flog er nur zurück, weil Matt ihm gesagt hatte, dass er auf sie und Thomas aufpassen sollte.

Thomas nickte und war ein wenig betroffen, wusste allerdings nicht so recht warum. Schließlich streckte er sich und sah Emlyn an.
"Ich wollte ein bisschen... laufen. Willst du mit?"
Er lächelte zurückhaltend und machte deutlich, dass sie sich nicht gezwungen fühlen musste.

"Natürlich, London ist meine Heimat", erwiderte Jael mit einem milden Lächeln und sah kurz aus dem Fenster.
"Du fühlst dich doch auch besser in L.A. als hier, oder? Zuhause ist immer am schönsten", fügte er mit einem Schulterzucken hinzu.

Amanda zuckte mit den Schultern und sah aus dem Fenster, um noch ein wenig von London zu sehen.
"Ich brauche kein Zuhause.", murmelte sie schließlich und lächelte ein wenig. "Solange ich bei denen bin, die ich lieb hab."
Sie grinste Jael schief an und kicherte leise.
"Das hört sich komisch an, sorry."

"Tut es nicht, Thomas macht sich bestimmt auch schon sorgen", gab Jael zurück. Ihn störte es etwas, dass Amanda meinte kein Zuhause zu brauchen. Irgendwo würde sie sich ja auch sicher fühlen müssen, aber vielleicht gab sich das, wenn sie sich an die Situation gewöhnt hatte.

Amanda schüttelte den Kopf und grinste dann ein wenig.
"Nein bestimmt nicht. Er freut sich bestimmt mal ein bisschen Ruhe zu haben.", erklärte sie munter, als würde es ihr gar nichts ausmachen. "Ihm würde es bestimmt nichts ausmachen, wenn ich nicht wieder komme."
Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern und grinste noch etwas breiter.
"Deswegen ärger ich ihn so gerne."

Jane schmiss ihre zweite leere Blutkonserve weg und schnappte sich dann ihre Sachen. "Ich werde mich dann mal fertig machen. Vermutlich sehen wir uns bald wieder... machts gut", sagte sie und verabschiedete sich von den beiden, ehe sie sich ein Zimmer suchte und umzog.

Jael sah sie nachdenklich an und wusste nicht, wie ernst er das Gesagte nehmen sollte. Aber selbst wenn Amanda es genau so meinte, wie sie es sagte, es schien ihr nicht zu gefallen. Immerhin nicht, dann bestand die Chance, dass sie es irgendwann ändern würde.
Wortlos legte er ihr einen Arm um die Schulter und zog sie leicht an sich, bereit loszulassen, wenn sie sich wehren würde.

"Ich bin doch kein Baby mehr!", nörgelte Amanda leicht, lehnte sich jedoch trotzdem so an Jael, dass er nicht sehen konnte, dass ihr das Lächeln plötzlich gar nicht mehr so leicht fiel. Sie war sich tatsächlich sicher, dass Thomas nur mit ihr zusammen war, weil er Angst hatte, was sie sonst machen würde. So war es schon immer gewesen. Und jetzt war sie noch Schuld daran, dass er ein Vampir war.
"Jael, wenn du nicht mehr auf mich aufpassen musst, gehst du dann zurück nach London?", fragte sie schließlich, klang jedoch als wäre ihr die Antwort gleich.

Thomas sah Jane nach und räusperte sich.
"Huch, ich hoffe das war nicht meine Schuld.", sagte er etwas aufgebend und woltle Emlyn schon auf das Laufen ansprechen, als ihm plötzlich was einfiel. Hektisch öffnete er den Kühlschrank und nahm sich eine Konserve.
"Scheiße!", fluchte er gehetzt und sah Emlyn entschuldigend an. "Ich hab Trisha vergessen!"
Und schon lief er zu seinem Zimmer, um nach Trisha zu sehen.

Jael überlegte eine Ganze Weile.
"Wahrscheinlich", antwortete er dann Wahrheitsgemäß in einem ruhigen Tonfall.
"Wenn du so weiter machst könnte das aber noch sehr lange dauern", fügte er mit einem kleinen Grinsen hinzu und drückte Amanda kurz und aufmunternd.

"Wer? laufen?"
Emlyn schreckt aus ihren Gedanken auf, als Thomas aufsprang und aus der Küche sprintete.
Sie hatte darüber nachgedacht, wie man dieses Leben 500 Jahre lang aushalten konnte. Diese Jane musste aus einem aussergewöhnlichen Holz geschnitzt sein, um so lange gelebt zu haben und trotzdem nicht innerlich tot zu sein.
Maryam zum Beispiel schien nicht mehr mit einem Menschen gemein zu haben als das Aussehen. Emlyn hatte sie nun schon ein paar Mal gesehen und sie war sich ziemlich sicher, dass diese Frau nicht einmal mehr blinzelte!

Amanda nickte nachdenklich.
"Okay, dann strenge ich mich an.", erwiderte sie, lächelte jedoch etwas geheimnisvoll, so dass nicht ganz klar war, was sie damit meinte. Insgeheim beschloss sie allerdings wirklich wirklich langsam zu lernen.

Thomas klopfte kurz an bevor er das Zimmer betrat.
"Trisha?"

Frisch geduscht und Zähne geputzt, zupfte Jane sich ein paar blonde Strähnen zurecht und musterte kurz ihr Outfitt. Sie hatte sich für eine eng anliegende Jeans entschieden, sowie für eine weiße, bestickte Tunika und eine blaue Weste darüber. Mit einer kurzen Handbewegung strich sie ihre Haare letztendlich nach hinten und wandte sich dann vom Spiegel ab.
Sie verließ das Zimmer, dass sie sich heraus gesucht hatte und ging in einen der Aufenthaltsräume.

William saß ungefähr seit einer halbe Stunde schon im Aufenthaltsraum und schaute sich eine von diesen Serien an, die einer von den Leuten hier aufgenommen hatte. Eigentlich wollte er zu Jilian und Matthew, um nach sich nach gestern zu erkundigen, doch hier waren sie nicht. Und bei ihnen zu Hause wollte er nicht vorbei schauen. Oder besser gesagt, er wagte es noch nicht.
Gähnend schaute er sich um und zog die Brauen erstaunt hoch, als eine blonde Frau in den Raum kam. Jane trat an das Sofa, auf dem er saß und musterte den Fernseher interessiert.
„Was ist das?“, fragte sie, womit sie die Serie meinte und deutete zum Fernseher hin.
„Irgendso eine aufgepeppte historische Serie... ich glaube Tudors, oder so“, antwortete William und musterte die Frau.
„Tudors...“ Jane kniff die Augen einen Moment lang zusammen und saß im nächsten Augenblick schon neben William. „Von denen habe ich schon gehört...“

Am Lufthafen herrschte, trotz später Stunde, noch reges Treiben. Jael lotste Amanda durch die Grüppchen an plappernden Menschen und zog sie weiter, sobald sie stehen blieb.
Handgepäck hatten sie keins dabei, das Gepäck war schon aufgegeben, weshalb sie sehr schnell durch den Check kamen und in die eigentliche Wartehalle treten konnten.
"Wir haben noch", er sah kurz auf die Uhr. "Knapp zwei Stunden."

Amanda sah sich nachdenklich um und ihr Gesicht blieb an einem Café hängen. Seufzend zog sie eine Schnute, als sie die vielen leckeren Kuchen sah.
"Das ist gemein.", murrte sie. "Ich kann mich nicht daran erinnern wie Schokolade schmeckt, obwoh ich weiß dass es lecker war."
Sie zuckte mit den Schultern und sah Jael dann verschmitzt an.
"Können wir shoppen gehen?" Sie drehte sich einmal herum und besah die vielen Läden. "Wir brauchen auch nur gucken! Wenn du willst, spielen wir, dass du mein Papa bist, dann braucht es dir auch gar nicht peinlich sein."

"Eltern hasten für ihre Kinder, hm?", meinte Jael, grinste aber schief.
"Von mir aus, aber denk dran, du muss alles was du kaufst selber tragen. Ich bin dein Vater und nicht dein Freund", schmunzelte er ihr zu und fuhr ihr kurz durch die Haare.

Amanda schmunzelte einen Moment vorlaut zurück, nickte dann allerdings brav.
"Okay, Papa...", flötete sie gut gelaunt, warf Jael einen kurzen verschmitzten Blick zu und zog ihn dann - ganz die verwöhnte Teenagertochter - in den nächsten Laden. Schmuck, Parfum, Make-Up. Ihr neuer Vater wurde eiskalt durch den Laden geschleppt und musste über sich ergehen lassen, wie Amanda schreckliche Lidschattenfarben, Lippenstifte und süße Parfums ausprobierte, nur um festzustellen, dass diese mit ihrem neuen Geruchssinn unangenehm rochen. Naserümpfend zog sie Jael wieder raus.
"Papa, willst du irgendwo rein?", fragte sie also und rieb sich die vollgesprühten Finger in ihrer Jacke ab.

"Nein danke", sagte Jael, der schon seit einiger Zeit jeglichen Duft, der aus Amandas Richtung kam ignorierte. Als sie jedoch anfing ihre Finger in der Jacke abzuwischen stoppte er ihre Bemühungen schnell. Er musste nicht den ganzen Weg nach L.A. neben ausgerechnet diesem penetranten Geruch verbringen.
"Vielleicht doch", fügte er also hinzu, sah sich kurz um und zog Amanda zur nächsten Toilette, wo er die Tür zu den Damen öffnete und Amanda einen kleinen Schubs in den Raum hinein gab.
"Wasch dir die Finger. Mit Seife. Die arme Jacke willst du bestimmt noch öffter anhaben."

Amanda konnte sich ein leicht verschlagenes Grinsen nicht verkneifen und klimperte Jael unschuldig mit den Augen an.
"Willst du reinkommen und mir helfen? Nachher mache ich es nicht ordentlich oder ich tu etwas, das ich nicht darf... Daddy."
Sie genoß Jaels Gesichtsausdruck für wenige Sekundenbruchteile, dann verschwand sie lachend im Bad.

Jael starrte die Tür an, die vor seiner Nase hinter Amanda ins Schloss gefallen war und fragte sich, nicht zum ersten Mal, wie um alles in der Welt er in diese Sache hinein geraten war.
"Darf ich mal", fragte hinter ihm eine unhöfliche Stimme und eine kleine Frau drängelte sich an ihm vorbei in die Toilette hinein. Hoffentlich konnte Amanda sich benehmen, dachte er mit einem kleinen Seufzen und trat von der Tür weg.

Amanda wusch und schrubbte sich die Finger gründlich und tatsächlich wurde der Gestank ein wenig besser. Sie warf noch einen letzten Blick in den Spiegel, als die Frau, die schon so unhöflich zu Jael gewesen war (ein besseres Gehör war auch ein Segen zwischendurch), sich neben Amanda ans Waschbecken stellte und ihr einen giftigen Blick zuwarf.
"Du solltest wirklich mal netter gucken, sonst kriegst du noch viel mehr Falten und du siehst eh schon aus wie eine Bulldogge.", flötete Amanda ihr zuckersüß zu, trockenete sich die Hände ab und verließ das Badezimmer, während die Frau immernoch sprachlos den Mund auf und zu klappte.
"Da bin ich wieder, Papi.", flötete Amanda, als sie sich neben Jael stellte und hielt ihre gewaschenen Finger hoch. "Hab ich gut gemacht, oder?"
Sie zwinkerte vergnügt.

"Eine ganz feine bist du", lobte Jael ein wenig abwesend und sah sich im Terminal um. Da war etwas, dass ihn störte. Vorsorglich hielt er Amanda fest und sah sich weiter um, als sein Blick auf einen grinsenden Damion fiel, der ihm auch noch dreist zuwinkte. Seufzend ließ Jael Amanda wieder los, als Damion urplötzlich neben ihnen stand.
"Du willst doch wohl nicht fahren ohne deiner lieblings Nervensäge tschüs zu sagen?", grinste Damion und warf Amanda einen prüfenden Blick zu.

Amanda erwiderte Damions Blick hochmütig und reckte das Kinn nach vorne.
"Muss er gar nicht, er hat seine lieblings Nervensäge als Handgepäck dabei!", konterte sie triumphierend grinsend, hakte sich demonstrativ bei Jael ein und streckte Damion die Zunge heraus. Der sollte sich bloß nichts einbilden!

"Kleine, Gespielin zählt nicht zur Nervensäge", flötete Damion, lehnte sich leicht zu Amanda hinunter und wuschelte ihr über den Kopf, als wäre sie ein kleines Kind, dass es eben nicht besser wusste. Jael knurrte leise und Damion nahm sofort die Finger weg und hielt sie mit einem dreisten Grinsen in die Luft.
"Dein Eigentum, schon verstanden."
"Gar nichts hast du verstanden. Was willst du hier?", fragte Jael missgelaunt, sparrte es sich aber Damions Sicht der Dinge zu widerlegen. Das würde bei diesem Sturkopf sowieso nichts bringen.
"Nichts, außer sicher gehen, dass du auch wirklich verschwindest. Ein Jaelfreies London, das haben wir seit annähernd 200 Jahren nicht mehr gehabt, da muss doch einer sicher gehen, dass nicht alles nur ein Traum ist", sagte Damion und lachte leise.
Jael atmete tief ein, hielt die Luft an und atmete erst dann wieder aus, als er sicher war Damion nicht an die Gurgel zu gehen.
"Dann ist es dir bestimmt eine Freude zu hören, dass unser Flieger in einer halben Stunde abhebt. Willst du uns auch noch ins Flugzeug bringen nur um ganz sicher zu gehen?"
"Gott bewahre, wenn das Personal mich sieht komm ich in Teufels Küche, ich hab nämlich nicht eingechekt, ich bin nicht mal durch die Sicherheitskontrollen gegangen", lachte Damion und warf Amanda einen belustigten Blick zu. "Außerdem muss ich mir sorgen machen, dass dein Wachhund mir an die Kehle gehen würde."