Vampire-Das RPG III

"Das hatte ich schon befürchtet", seufzte Jael leise und überlegte kurz.
"Mit Ihrer Erlaubniss, werde ich ihn suchen. Ich versuche dabei auch nicht in die Zimmer zu gehen, in denen Sie ihre dunklen Geheimnisse aufbewahren", lächelte Jael, sah aber keine großen Chancen Casey zu finden.

"Natürlich, durchsuchen Sie jedes Zimmer", erwiderte Matthew freundlich, "ich hoffe wirklich, dass Sie etwas finden, das Ihnen helfen kann!"
Er klopfte Jael erneut auf die Schulter, diesmal aufmunternd.

"Danke viel Mals. Aber wenn ich Casey richtig einschätze, dann ist er schon längst klammheimlich mit Sack und Pack irgendwohin verschwunden. Und wenn er nicht gefunden werden will, dann wird er das auch nicht", antwortete Jael und fasste Matthew kurz an den Ellenbogen, als ihn etwas einfiel.
"Ich füchte, er hat auch vollkommen vergessen sich für die Hilfe zu bedanken."

Matthew winkte lächelnd ab. "Ich habe bestimmt auch vergessen, mich bei ihm zu bedanken, also werden wir jetzt wohl quitt sein!", entgegnete er munter, "Natasha wird sich freuen, dass sie Sie so schnell wiedersehen kann!"
Er stutzte, als ihm eine leichte Duftspur auffiel.
"Hat Maryam Sie begrüßt?", fragte er und wirkte ehrlich überrascht, "verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin nur überrascht, weil sie heute sehr schlechte Laune hat. Für gewöhnlich kümmert sie sich dann lieber um Papiere und weniger um die Begrüßung von Leuten."

Jael verzog ein wenig schuldbewusst den Mund und zuckte kurz mit den Schultern.
"Nicht gerade mich begrüßt, aber ihre schlechte Laune ist wohl nicht unbegrüdet, wenn man bedenkt, welche Nummer Amanda sich da geleistet hat. Ich muss sagen, ich fühle mich da auch schuldig", erklärte er, davon aussgehend, dass Matt natürlich wusste worum es ging.

Matthews Augenbrauen wanderten nach oben. "Sich geleistet?", fragte er verwundert, "was hat Amanda sich denn geleistet?"

Emlyn hatte sich mittlerweile am Riemen gerissen und war nach unten in die Küche geschlurft. Ihre ungewaschenen Haare standen wirr ab und sie trug das älteste und schlabbrigste T-Shirt, dass sie bei ihren alten Klamotten gefunden hatte.
Wie mechanisch öffnete sie den Kühlschrank, nahm wahllos eine Konserve heraus und goss den Inhalt in ein großes Bierglas.

"Hat Maryam nichts erzählt?", fragte Jael erstaunt und guckte ein wenig verloren. Vielleicht hätte er doch nichts sagen sollen..
"In London musste ich feststellen, das Amanda Maryam entwischt und mir nachgelaufen ist. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht angenehm für Maryam gewesen ist. Deswegen bin ich auch so schnell wieder zurück. Amanda hat mich sozusagen dazu gezwungen die Sache ein wenig zu beschleunigen", erklärte er ein wenig gezwungen. Immerhin hatte Jael die Verantwortung für Amanda und Thomas übernommen und kaum ließ er sie einmal aus den Augen, da machte sie sich auch schon selbsständig. Und genau das hatte ja verhindert werden sollen, deswegen waren die zwei ja in seine Obhut gegeben worden.

Matthew war einen Moment lang fassunglos, brach dann aber in schallendes Gelächter aus.
"Ich wusste, dass dieses Mädchen es faustdick hinter den Ohren hat!", keuchte er atemlos, während er das Lachen mühsam unterdrückte, "aber sie SO raffiniert ist..."
Mittlerweile hatte er seine Atmung wieder unter Kontrolle und grinste Jael breit an. "Sie müssen wissen, dass Maryam um jeden Preis perfekt sein möchte. Dass so ein junger Springensfeld ihr entwischt hat das Ego bestimmt gewaltig angekratzt!"

Jetzt fühlte Jael sich wirklich schlecht. Voller Gewissensbisse trat er von einem Bein aufs Andere.
"Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Oh jemine, was hab ich da nur wieder angestellt..", sagte er leise und fragte sich, ob er das überhaupt wieder gut machen konnte.

"Machen Sie sich keine Sorgen!", sagte Matthew grinsend, "es tut Maryam ganz gut, zu sehen, dass sie trotzallem immernoch ein klein wenig Mensch ist!"
Er zuckte mit den Schultern. "Sie hat sich wahrscheinlich schon wieder beruhigt. Sie ist für gewöhnlich nicht sehr nachtragend, also seien Sie nicht so bekümmert!"
Er lächelte Jael aufmunternd zu.

"Hoffen wir es, sonst will ich gar nicht wissen, was mich erwartet..", antwortete Jael nicht gerade begeistert.
"Amanda hat sie ein Ohrfeige verpasst, die ihres Gleichen sucht", fügte er, auf eine fragende Geste von Matthew hinzu.
"Um ehrlich zu sein war ich doch erstaunt, dass Amanda sich auf den Beinen halten konnte."

"Hui, DANN war sie wirklich wütend!", sagte Matthew lachend, während er Jael langsam in Richtung Eingang dirigierte, "aber glauben Sie mir: Die Sache ist damit für Sie aus der Welt. Wenn Maryam zu den nachtragenden Menschen gehören würde, wäre Sie heute nicht meine persönliche Assistentin, sondern eine Rachegöttin!"

"Ihr Wort in Gottes Ohr", seufzte Jael und hoffte, dass Maryam nicht den Wunsch verspürte ihre Gewohnheiten abzulegen und durch neue zu ersetzen.
"Ich war ja nicht lange weg, aber ist etwas bedeutendes Vorgefallen?", fragte er dann im Versuch dezent das Thema zu wechseln.

"Hailey ist tot!", entgegnete Matthew und das Grinsen war schlagartig aus seinem Gesicht verschwunden, "ich habe sie getötet."
Er umriss in nüchternen, sachliche Worten die Ereignisse. "Ich weiss nur nicht, WARUM sie Natasha entführen wollte."
Er zuckte mit den Schultern. "Aber es war mir in dem Moment auch egal, ich wollte sie einfach nur töten."

"Merkwürdig, welche Schlangen man manchmal vollkommen unbemerkt in seinem Korb hat", antwortete Jael, nachdem er eine Weile seine Gedanken geordnet hatte. "Ich hoffe für Sie, dass es nur bei Hailey bleibt."

"Das hoffe ich auch", murmelte Matthew gedankenverloren und strich sich mit der Hand fahrig durch die Haare, "ich finde Natashas Existanz ja auch faszinierend, aber wenn jemand versuchen sollte, meiner Tochter zu entführen, dann gnade ihm Gott!"
Mittlerweile standen die in der Eingangshalle und Matthew beruhigte sich auch langsam wieder.
"Und nun vernachlässige ich auch noch meine Pflichten als Gastgeber!", sagte er lachend, "wollen Sie etwas trinken? Oder sich erstmal ausruhen?"

"Ich glaube, ich könnte einen Schluck vertragen", sagte Jael langsam und warf noch einen Blick den Gang entlang, bevor er schulterzuckend den Weg richtung Küche zusammen mit Matthew einschlug. Wenn Casey noch da war, dann würde er auch noch eine halbe Stunde länger da sein und wenn nicht, nunja, dann machten eine halbe Stunde mehr oder weniger Gewissheit auch keinen Unterschied.
"Sie wüssten nicht zufällig einen ehemaligen Lehrer der jetzt als Vampir in L.A. wohnt und kein Problem damit hat sich unmöglichen Aufgaben zu stellen, oder?", fragte Jael dann unvermittelt.

Matthew lachte, schüttelte dann aber den Kopf. "Soweit ich weiss, leider nein", sagte er mit entschuldigedem Lächeln, "aber wenn Sie wollen, kann ich mich sehr gerne noch umhören. Diese Woche dürfte dazu ausreichen, jemand Geeignetes zu finden."

"Diese Woche? Ich wollte keineswegs Hetzen. Amanda hat bis heute mit mangelnder Schulbildung überlebt, dass schafft sie auch noch ein wenig länger", antwortete Jael ein wenig fragend und überlegte, ob er etwas vergessen hatte, dass in einer Woche passieren würde.

"Das vielleicht!", entgegnete Matthew schmunzelnd, "aber ich werde nächste Woche verreisen. Jilian, Natasha und ich werden in die Südsee fahren. Schließlich gibt es da ja noch Flitterwochen, die nachgeholt werden müssen!"

"Ah!", sagte Jael und kam sich ein wenig dumm vor nicht an so etwas gedacht zu haben. "Das wird sicher eine wunderbare Reise, ich wüsche Ihnen und Ihrer Familie einen angenehmen Urlaub. Wo genau soll es hingehen? Oder ist das geheim?"

Matthew wollte antworten, hielt dann aber inne. "Wissen Sie, ich würde Ihnen wirklich gerne den Namen der Insel nennen, aber ich befürchte, ich habe ihn vergessen!", gab er mit einem verlegenen Grinsen zu, "Entschuldigen Sie bitte."

Jael unterdrückte ein Schmunzeln und neigte den Kopf ein wenig.
"Das kann im Alter schon ein Mal passieren und es gibt sowieso viel zu viele kleine Inseln, als das man sich alle merken könnte", antwortete er verständnisvoll und seufzte leise, als würde er dieses Problem nur zu gut kennen.

Matthew wirkte einen Moment lang fassungslos, musste dann aber lachen. "Da haben Sie mich erwischt!", prustete er und klopfte Jael auf die Schulter, "ich hätte nicht gedacht, dass in Ihnen solche ein Schelm steckt, Jael!"

"Es tut mir auch furchtbar Leid, aber er ließ sich gerade nicht unterdrücken", erwiderte Jael vollkommen ernst und Schmunzelte kurz. Mittlerweile waren sie an der Küchen angekommen und Jael öffnete die Tür, um sie dann Matthew offen zu halten.
"Möchten Sie auch etwas?", fragte er, während er zum Kühschrank ging.