Vampire-Das RPG IV

Unhöflich wie er war, musste Jael schmunzeln, schaffte es aber immerhin den Kopf abzuwenden, sodass der neue Gast ihn nicht dabei sehen konnte. Rubina war wirklich eine Marke für sich, dass sie kein Blatt vor den Mund nahm, das musste wohl von Damion abgefärbt haben.

Die Ablehnung stachelte Ben dagegen eher an, als dass sie ihn abschreckte. "Es war tatsächlich ein Glückskeks Spruch, gestern hab ich ihn bekommen und heute geht er schon in Erfüllung, wer hätte das gedacht?", plauderte er munter weiter, Rubinas zugekehrten Rücken einfach nicht beachtend. "Du kennst nicht zufällig einen Damion?"

Rubina wollte Jael eben vorschlagen, einen anderen Ort aufzusuchen, um diesen Kerl loszuwerden, da machte er schon wieder den Mund auf. Sie kniff die Augen zusammen und fuhr wieder zu ihm herum, bemühte sich aber, nicht neugierig zu wirken. Auch wenn sie das war. Am Ende war der Typ nur ein Saufkumpane ihres Erschaffers und da Damions Geruch sicher an ihr haftete.
Ruby unterzog ihn eines weiteren musternden, doch abschätzigen Blicken von oben bis unten, ehe sie ihm ins Gesicht schaute. „Möglich. Es kommt darauf an, wer das wissen will“, entgegnete sie mit erhobenen Kinn.

„Ja. Ich weiß. Es kam mir zu Ohren“ Jess strich sich das blonde Haar zurück, das in sanften, nicht ganz natürlichen, Wellen auf ihre Schultern fiel und ihren Rücken hinab floss.
Jillian bemerkte, wie sie zu Tian hinüber sah, dessen Mundwinkel unmerklich zuckten. Er schien verärgert und kämpfte still um seine Selbstbeherrschung. Er musste als Gastgeber Haltung bewahren und das gelang ihm auch. „Wie dem auch sein...“ Die blonde Frau nickte den beiden Gästen zu. Bevor Tian den Mund aufmachen konnte, trat Jess an ihm vorbei, allerdings nicht ohne, ihn kurz am Arm zu berühren. Eine flüchtige Berührung.
„Ich habe Hunger. Außerdem habe ich vorhin jemanden gesehen, nach dem ich gerne schauen würde. Deine eigentliche Begleitung wird bestimmt jeden Augenblick wieder hier sein, du solltest mich also nicht vermissen“, sagte sie in einem freundlichen Ton, dem sie jedoch unterschwellig anklingen ließ, dass sie ihm einen Gefallen getan hatte, nicht umgekehrt.
Sie hatte ihn vor kurzem, mit zwei Männern Bekannt gemacht, mit denen er nun Geschäfte machte, die von Bedeutung für ihn waren.
„Mr. und Mrs. Murdoch, ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend, sollten wir uns nicht mehr sehen“ Sie verneigte sich, lächelte und verschwand zwischen den Leuten.

"Manchmal kommt...mein Kopf immer noch nicht damit klar", gestand Emlyn mit einem schiefen Lächeln und schmiegte sich an Michael, "ich meine, in diesem Gebäude, allein in diesem Saal könnte es Menschen geben, die den ersten Weltkrieg erlebt haben. Oder vielleicht sogar den Unabhängigkeitskrieg. Vampire, die Lincoln getroffen haben, oder Washington..." Sie schüttelte kaum merklich den Kopf und reckte sich ein wenig um Michael einen Kuss auf die Wange zu hauchen.

"Danke, den wünsche ich Ihnen auch", erwiderte Matthew und bedachte Jess mit einem knappen Kopfnicken, ehe er hörte, wie sich ihre Schritte entfernten.
"Nun, ich bin sicher, Sie haben heute noch viel zu erledigen, wir wollen Sie nicht aufhalten", wandte er sich an Tian und schenkte auch ihm ein kurzes Kopfnicken, "einen schönen Abend noch."

"Benjamin Prior", antwortete Ben mit einem triumphierendem Grinsen und reichte ihr die Hand. Es klappte doch immer wieder. Man stellte eine kleine Frage und gleich hatte man die Frauen am Haken. Und so wie sie reagiert hatte, kannte sie Damion sogar ziemlich gut. Was auch erklärte, wieso sie so sehr nach ihm roch. Da musste er ihr schon ziemlich nahe gekommen sein. "Mit wem hab ich denn das Vergnügen?"

Derweil war Damion aus seiner Überraschung aufgewacht und zurück in den Saal gegangen. Tians Rede hatte er verpasst, was ihn am allerwenigsten störte. Leider standen immer noch zu viele Leute in der Gegend rum, weswegen er sich seien Weg etwas unsanft bahnen musste. Und natürlich standen die Gesuchten am anderen Ende des Raumes. Jael mal wieder, schnaubte Damion verstimmt. In dem Moment trat ihm ein Pärchen in den Weg und er musste einen Schritt zur Seite machen, wobei der Blick auf Tian und seine Begleitung fiel. Jesses!, fluchte er innerlich und fragte sich gleichzeitig, was er verbrochen hatte, das sogar Jess hier auftauchte. In Tians Begleitung!

Doch Michael erwiderte den Kuss nicht, sein Blick hing noch immer an der blonden Frau, die nun den Arm hob und jemanden damit dezent zu winkte, der sich wohl unten auf der Tanzfläche aufhielt. Er war so auf sie fixiert, dass er nicht einmal ein einziges Wort von Emlyn mitbekommen hatte. „Hm?“, machte er also nur, blinzelnd und sah sie kurz an. „Was... was hast du gesagt?“, fragte er, wandte sich wenigstens mit seinem Kopf ihr zu, wenngleich sein Blick doch wieder zu Ilana hinüber huschte. Ein mehr als verbissener Blick.
Was sollte er jetzt machen? Mit Emlyn lieber hinunter gehen? In der Hoffnung, dass er sie für den Rest des Abends nicht sehen würde?

„Scheinbar gibt es noch mehr Leute, die von ihm keine allzu hohe Meinung haben“, bemerkte Jillian leise an, als sie bereits außer Hörweite von Tian waren, der sich den nächsten Gästen zugewandt hatte. Sie blickte kurz über ihre Schulter zurück, dann traten auch schon die nächsten Leute in ihr Sichtfeld.
„Seltsame Frau... aber sie kommt eigentlich ganz sympathisch herüber. Und hübsch ist sie, das muss man ihr lassen. Ich hoffe nur, er bringt sie nicht um, für ihren Kommentar“, setzte sie mit einem schiefen Lächeln hinzu.

Benjamin Prior. Nein, der Name sagte ihr rein gar nichts. Stumm verfluchte Ruby ihren Erschaffer dafür, dass er ihr kaum etwas über sich und sein Leben erzählte. So hätte sie jetzt wenigstens, vermutlich, etwas mit dem Namen anfangen können – aber so? Nichts. Ihre Frustration ließ sie sich allerdings nicht anmerken und lächelte ihr Gegenüber charmant an. „Nun“, begann sie, trat auf ihn zu und legte für einen Moment ihren Unterarm auf seiner Schulter ab.
„Mit jemandem, der noch immer nicht interessiert ist. Leben Sie wohl“
Sie zog den Arm in einer fließenden Bewegung zurück, bedachte ihn mit einem letzten, abschätzigen Blick und drehte sich erneut um.
„Was hältst du davon, wenn wir uns einen anderen Fleck suchen, Jael?“, fragte sie, ihre Begleitung dabei vielsagend anschauend.

Im nächsten Moment stand Jess auch schon neben Damion und klopfte ihm auf die Schulter. „Suchst du wen?“, fragte sie charmant und konnte nicht umhin, ihn kurz von oben bis unten zu mustern. Äußerlich hatte er sich, wie nicht anders zu erwarten, kaum bis gar nicht verändert. Höchstens der Haarschnitt war neu, was auch nicht sonderlich schwer, schließlich hatte sie ihn seit sehr vielen Jahren nicht mehr gesehen. Und bereute es nicht.
„Ich hatte ja gehofft, du wärst nicht in der Stadt, aber so viel Glück kann man wohl nicht erwarten“, sagte sie und strich ihm von der Schulter übers Revers.
„Siehst schick aus. Ich könnte schwören, Ben trägt einen ganz ähnlichen“ Sie zupfte an Damions Anzug und ließ dann falsch lächelnd die Hände wieder sinken. „Ist lange her, Damion“

"So bist du mit deinen Gedanken?", fragte Emlyn schmunzelnd und folgte Michaels Blick geistesabwesend. Nur um inne zu halten, als sie in der Menge ein unzweifelhaft bekanntes Gesicht ausmachte. "Ah, ich hätte nicht gedacht, dass ich ausgerechnet sie hier treffen würde", bemerkte sie lächelnd. Als Michael sie fragend ansah, nickte sie in Richtung der hübschen blonden Frau. "Da hinten, mit den blonden Haaren. Das ist Lana, das Mädchen, das ich getroffen habe, als ich mir diese furchtbare kleine Wohnung angesehen hab. Die so nett war und meinte, dass sie sich für mich umguckt? Wegen der Wohnung?" Sie sah Michael fragend an während sie darauf wartete, dass sein Groschen fiel.

"Tian würde nichts tun, was seiner Reputation schaden könnte", bemerkt Matthew schulterzuckend und ließ sich von Jilian durch die Menschenmasse führen. Bei so vielen "mobilen Hindernissen" fiel es ihm manchmal schwer, sich zu orientieren und so war er dankbar, dass Jilian ihn hier hindurch lotste. "Was seinen Geschmack angeht: Tian hat die Angewohnheit, Menschen anzuziehen, die sind wie er selbst: Schamlos Opportunisten, die jede Gelegenheit ausnutzen, sich selbst einen Platz an der Sonne zu verschaffen. Da muss zwangsläufig irgendwann jemand dabei sein, der ihm auf den teuren Seidenschlips tritt."

"Sicherlich", antwortete Jael. Ein kurzes Nicken und ein leises: "Mr. Prior", und er führte Rubina durch die Menge weg. Was Ben keine Zeit ließ noch etwas zu sagen. Schmunzelnd sah der den beiden hinterher. Wenn nicht von ihr, dann würde er sicherlich von Damion erfahren wer sie war. Immerhin war es ausgeschlossen, dass er nicht hier war. Jedenfalls zerbrach er sich nicht weiter den Kopf darüber, sondern entschloss sich dazu, stattdessen sein Schwesterchen zu suchen.

"Sehr lange", stimmte Damion mit einem undurchdringbaren Lächeln zu. Ihm war der milde Ton in Jess Stimme durchaus nicht entgangen. Wie auch, wo ihre letzten Worte doch in einer ohrenbetäubenden Lautstärke an ihn gerichtet worden waren. "Du siehst auch ganz hinreißend aus. Nur deine Begleitung scheint mir nicht sonderlich passend", fuhr er, mit einem kurzen Blick auf Tian, fort. Nicht, dass er sich sonderlich um Politik oder irgendwelche Seiten kümmerte. Ihm gefiel der Kerl nur nicht.

„Wer zum Geier war das?“, murrte Rubina, als sie ein paar Schritte gegangen war und Ben hinter ihnen verschwunden war. Sie konnte ihn zumindest nicht mehr sehen, als sie sich kurz um sah.
„Schräg. Wirklich schräg. Wüsste ich nicht, dass er ein Vampir ist, würde ich ja sagen, er hat bereits Alkohol intus, aber so... Ätzender Kerl“ Und doch erinnerte er sie ein kleinwenig an Damion. Aber nur ein wenig. Mehr konnte und wollte sie sich nicht zugestehen, denn das würde bedeuten, dass Damion ja auch so war. Und sie darauf stand.
„Wie wäre es mit einem Tanz? Das Orchester scheint sich gerade für das nächste Lied bereit zu machen“, raunte sie, an Jael gewandt und deutete auf das Podium, auf dem das Orchester die Instrumente wieder aufnahmen und Notenblätter zurecht rückten.

„Oh. Lass mich eines klarstellen. Ich bin nicht seine Begleitung. Er war meine. War. Eigentlich wollte ich mir eben einen Kellner angeln und mir einen Snack gönnen. Aber da bist du mir auch schon vor die Füße gestolpert“, antwortete Jess seufzend und verschränkte locker die Arme vor der Brust. „Ich ziehe es normalerweise vor, ohne Begleitung zu erscheinen. So habe ich die freie Wahl, mit wem ich die Festlichkeit wieder verlassen kann“, setzte sie schmunzelnd hinzu.
„Also... was ist mit dir? Gibt es etwa bei dir eine Begleitung?“

„Bitte?“ Michael war selbst darüber erstaunt, wie schneidend und andererseits höhnend er klang. „Lana, ja? Nein, was für ein Zufall“ Er hatte sie Zähne zusammen gebissen und die Worte kamen nur gepresst heraus. Genau da drehte sich Ilana um und sah die zwei. Ihre Augen wurden groß, wanderten von Emlyn zu Michael und an ihm blieben sie hängen. Ihr Mund ging auf und rasch wieder zu.
„Ilana“ Er nickte mit einem finsteren Blick zu. Seine Erschafferin ließ den Blick sinken. „Michael... Emlyn. Nicht wahr?“ Blinzelnd sah sie wieder auf. „Ich wusste ja nicht...“, sagte Ilana leise und lächelte bitter.

„So teuer sah der nicht aus. Da gibt es zumindest hübschere“, bemerkte Jillian nüchtern und zog dann Matths Hand zu ihrem Mund, um einen Kuss auf seinen Handrücken zu hauchen. „Aber nur weil er diesen Abend veranstaltet, heißt es ja nicht, dass wir ihn nicht genießen können. So voll wie es hier ist, haben wir gute Chancen, ihm an diesem Abend nicht mehr zu begegnen“, raunte sie ihm schmunzelnd zu. „Das würde den Abend allein schon aufwerten“, fügte sie hinzu uns ließ ihren Blick schweifen. Tatsächlich konnte sie Tian schon nicht mehr in den Massen ausmachen, selbst Maryam hatte sie seit dem Tanzen aus den Augen verloren. Allerdings entdeckte sie nun Damion, der mit Tians Begleitung sprach.
„Na sowas... Damion kennt diese Jess Whitfield?“ Hatte er denn jede Frau in dieser Stadt? Da müsste man ihr ja glatt einen Orden verleihen – sie hatte sich zum Glück nie auf ihn eingelassen.

Jael sparte es sich das Offensichtliche auszusprechen und sagte statt: 'Benjamin Prior', einfach: "Ich habe keine Ahnung." Weiter enthielt er sich eines Kommentares zu den Manieren des jungen Mannes, allerdings war ihm anzuhören wie sehr ihn die Begegnung begeistert hatte. Sicherlich konnte der arme Mann nichts dafür, nur erinnerte er ihn eben an Damion, was ihn nicht unbedingt einnahm. "Ja, ein Tanz ist gut, noch ist ja auch Platz auf der Fläche", fuhr er wesentlich freundlicher fort und zog Rubina zu sich, damit sie in die Position kamen.

"Mehrere", antwortete Damion ausweichend, obwohl er hoffte, dass es wirklich mehrere waren. Rubina zählte er zwar dazu, aber ob sie das auch so sah. Grinsend hob er die Hand und kniff Jess leicht in die Wange. "Ich wusste doch, dass du verstand hast. Braves Mädchen", lobte er sie etwas herablassend. Dabei war er sehr froh, dass sie nicht mit Tian hier war, er als ihre Begleitung, der Gedanke gefiel ihm sehr gut.
Weiter kam er allerdings nicht, weil in dem Moment ein Arm von hinten um Jess Hals gelegt wurde. "Hallo Schwesterherz", lachte Ben und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. "Dir natürlich auch eine schöne Nacht", wandte er sich dann an seinen Erschaffer, mit einem gewinnenden lächeln.

Im ersten Moment wanderte Emlyns ratloser Blick zwischen Michael und Lana hin und her und der Groschen fiel erst, als Michael den Namen aussprach. Ilana. Michaels Erschafferin. Die vor vielen Jahren nur knapp seinem Mordanschlag entkommen war. Wäre sie nicht von Anfang an bleich gewesen, wäre ihr nun sicherlich sämtliches Blut aus dem Gesicht gewichen. "Oh mein Gott", murmelte sie kaum hörbar und schüttelte den Kopf, "oh mein Gott." Was sollte sie tun?! Am liebsten hätte sie Michael angefleht, einfach wegzulaufen, aber das war sicherlich ein ziemlich sinnloses Vorhaben. Daher verharrte Emlyn völlig regungslos, wie ein Reh im Lichtkegel eines Autos.

"Ist das so?" Matthew drehte sich mit fragender Miene in Jilians Richtung. In einem so großen und vorallem so vollen Raum nutzte seine "Echolot"-Fähigkeit so gut wie gar nichts, weswegen er darauf angewiesen war, dass jemand ihn führte. Noch ein Grund, warum Matthew nie ein Freund von zu großen Menschenmassen gewesen war. "Nun, vielleicht kennen sie sich ja von früher?", schlug er schulterzuckend vor, "Damion gehört zu dem Typ Vampir, der viel herumkommt. Würde ich mal behaupten."

Maryam hatte sich aus dem Ballsaal zurück gezogen und folgte wahllos einem der Gänge, die durch das Haus führte. Sie war gerade um eine Ecke gebogen als ihr ein Jüngling auffiel, der einer menschlichen Kellnerin nur allzu nah kam. Jüngling meinte hierbei nicht, dass die Person aussah (der Mann wirkte wie Ende 30), sondern dass es sich bei ihm zweifelsohne um einen jungen Vampir handelte. Ein Frischling, noch berauscht von der plötzlichen Kraft und den geschärften Sinnen.
"Komm schon, Baby, ein Mann muss essen", grinste er und entblößte seine Fangzähne vor der jungen Frau, die schluchzend versuchte, sich seinem Griff zu entziehen. "Stell dich nicht so an, dir wirds gefallen, das versprech ich..."
Nur einen Wimpernschlag später stand Maryam neben dem unverschämten Kerl und ihr schraubstockartiger Griff hielt sein Handgelenk fest.
"Sie sollten die Dame in Ruhe lassen", bemerkte sie höflich, doch ihr Blick war so kalt, dass der Kellnerin das Blut in den Adern gefror, "bleiben Sie lieber bei Konserven."
"Au, hey!", beschwerte sich der Jungvampir und versuchte vergebens, sich aus Maryams Griff zu befreien, "scheiße, lass mich los! Und wen oder was ich in Ruhe lasse, bestimme noch immer ich!"
Maryam seufzte genervt auf. Ein ehemaliger Manager, eindeutig. Jemand, der es gewohnt war, dass die Leute vor ihm zu Kreuze krochen. Tja, er würde heute seine erste, wichtige Lektion lernen: Respekt gegenüber einem älteren Vampir.
"Gehen Sie!", befahl Maryam der Kellnerin, die klug genug war, nicht nachzufragen, sondern sich aus dem Staub zu machen. Währenddessen drehte Maryam dem kleinen Angeber problemlos den Arm auf den Rücken und zwang ihn auf die Knie. "Und Sie: Wenn ich erfahren sollte, dass Sie sich heute einem der Menschen auf dieser Feier auch nur genähert haben, erleichtere ich Sie um einen entscheidenden Teil ihrer männlichen Geschlechtsmerkmale. Habe ich mich klar ausgedrückt?"
Der Frischling nickte mit zusammengepressten Lippen und wartete brav, bis Maryam ihn losgelassen hatte, ehe er sich mit übernatürlicher Geschwindigkeit aus dem Staub machte.
"Es ist schön zu sehen, dass du noch immer beherzigst, was ich dich lehrte."
Maryam versteifte sich während ein Schauer über ihren Rücken lief. Sie kannte diese Stimme. Auch wenn sie sie das letzte Mal vor über 300 Jahren gehört hatte. "Baldric", flüsterte sie kaum hörbar und drehte sich wie in Zeitlupe um.
"Maryam." Er hatte sich verändert seit ihrer letzten Begegnung. Das Haar trug er nun kürzer und nach hinten gekämmt und ein sauber gestutzter Vollbart zierte sein schmales Gesicht. Doch es war sein Lächeln, das dafür sorgte, dass sich Maryams Nackenhaare aufstellten. "Mein Kind", raunte er und breitete die Arme aus und Maryam konnte nicht anders, sie fiel in seine Arme und vergrub ihr Gesicht in dem gestärkten Hemd das er trug.

Uh. Hatte er sie vorhin auch schon so zu sich gezogen? Es gefiel ihr. Aber das sagte sie ihm lieber nicht. Stattdessen lächelte Rubina ihn an und nickte. „Nutzen wir die Gunst der Stunde, dass noch nicht so viel los ist auf der Tanzfläche. „So wie der Abend angefangen hat... hoffe ich nur, dass er nicht so endet“, raunte sie ihm zu, wofür sie sich ein Stück zu ihm vor lehnte, damit er sie auch verstand. Das Orchester spielte wieder munter und ausgelassen. „Ich bin mir aber dafür immer sicherer, die beste Begleitung zu haben, die man an diesem Abend haben kann“

„Oh. Jackpot, gleich zwei von euch. Wäre normalerweise ein Grund, um vom nächsten Balkon zu springen. Aber ich befürchte, der ist nicht hoch genug“ Jess verdrehte die Augen und rieb sich die Wange. Wenn sie etwas hasste, dann Wangenkneifer, die hatte sie als Kind schon immer ertragen und über sich ergehen lassen. Kleine unangenehme Erinnerungen an ihre Eltern.
„Man könnte hier ja fast von einem kleinen Familientreffen sprechen. Na, Damion, hast du schon Angst? Ich frage mich ja, wie viele Geschwister ich inzwischen haben. Der da“ Sie wies mit dem Daumen auf Ben. „War auf jeden Fall ein Fehler“ Sie lächelte Ben mit einem Blick an, der ihm regelrecht sagte, wie dämlich sie ihn fand.
„Na, Ben, erzähl doch mal, wie viele Frauen hast du heute Abend schon belästigt?“

„Du kennst also Emlyn schon? Hat Adriana das vielleicht zufällig eingefädelt?“, fragte Michael ziemlich barsch und drückte die Hand seiner Freundin. Sie brauchte keine Angst zu haben. Zumindest hoffte er das. Allerdings sah Ilana nicht wirklich angriffslustig aus, sondern eher enttäuscht und traurig, ganz nach dem Motto 'Auf einmal sind dir andere Vampire nicht zu wider?'.
„Adriana hat damit nichts zu tun. Ich habe sie... dich“ Sie sah Emlyn direkt an. „zufällig getroffen. In der Stadt. Wirklich, ich wusste nicht, dass ihr beiden... euch kennt“
Michaels „Hmhm“ klang mehr nach einem 'Wers glaubt', aber er wollte es jetzt nicht auf die Spitze treiben. Immerhin sollte er sich eigentlich vor ihr fürchten. Sie war älter, vermutlich stärker und ausgerechnet sie hatte er versucht zu töten.
„Ich gehe“, murmelte Ilana und drehte sich um, auch wenn sie lieber mit Michael geredet hätte. Dieser Ort war nicht der richtige dafür. Außerdem hatte sie Adriana etwas versprechen müssen.

„Oh ja. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das viele behaupten. Zu recht“, entgegnete Jillian mit einem leisen Schnauben. Sie wusste nicht so recht, was sie von Damion halten sollte. Er schien ein Mann zu sein, der nur für den Spaß im Leben lebte. Spaß in Form von Jagd, Blut und Frauen. Solche Männer hatten es ihr noch nie angetan.
„Jetzt ist da noch ein weiterer Mann... Man könnte meinen, es ist Damions Sohn. Sieht ihm ein wenig ähnlich aus der Ferne“, ließ sie Matt wissen.
„Hat er eigentlich weitere Kinder außer diesem Mädchen, das seit neustem im Superior-Haus wohnt?“

Wäre Jael nicht schon fast 200 Jahre tot, dann wäre er wohl rot geworden. Nur nicht vor Verlegenheit, sondern weil er sich geschmeichelt fühlte. Da die Musik spielte konnte er wenig dagegen vorbringen, dass Rubina so dicht vor ihm stand, wo er sie doch auch noch fest hielt. Trotzdem wurde ihm plötzlich ihre Nähe ziemlich bewusst. Und dass sie ebenso groß war wie er. Tja, das brachten die Jahrhunderte so mit sich, alles wurde größer, nicht nur die Häuser. "Das Kompliment gebe ich sehr gerne zurück. Eine bessere Begleitung kann man sich nicht wünschen", sagte er ruhig, mit einem freundlichen Lächeln.

"Niemanden", antwortete Ben wie aus der Kanone geschossen, während Damion überlegte, wie viele 'Geschwister' die beiden denn nun wirklich hatten. "Aber ich hab eine dunkle Schönheit getroffen, die ganz auffällig nach dir roch", wandte Ben sich gleich drauf an Damion und riss diesen aus seinen Gedanken. "Ruby?", fragte er und bleckte schon leicht die Zähne, was Ben ignorierte. "Weiß ich nicht, sie hat mich abblitzen lassen." Grinsend stupste er Jess gegen die Wange. "Was hältst du davon? Eine andere, neben uns, die so riecht?"

„Das war gut gelogen“ Rubina lehnte sich lächelnd wieder zurück und bedachte ihn mit einem dankbaren Blick. Ihm merkte man wirklich an, dass er aus einer anderen Zeit stammte, in der Etikette noch eine größere Rolle gespielt hatte und man sich auf jeden Fall zu benehmen hatte.
Er war wirklich ein höflicher Kerl, der sich scheinbar immer Gedanken darüber machte, was er wie sagen soll.
„Ich bin mir sehr sicher, dass du hier mindestens eine handvoll Damen finden würdest, mit denen du... weniger Ärger hättest, als mit mir. Auf jeden Fall wäre mit denen nicht so etwas wie vorhin passiert. Aber... es ist dennoch lieb von dir, dass du das sagst“

Spöttisch lachte Jess noch auf, als Ben, ihrem Geschmack nach viel zu schnell auf ihre Frage antwortete. Als ob sie ihm das glauben würde. Doch das darauf folgende Minenspiel ihres Erschaffers bezüglich einer Frau entging ihr nicht. Na sowas... Jess wischte sich mit einer Hand über die Wange und stieß Ben daraufhin mit dem Ellenbogen dezent, aber kräftig in die Seite. Das der Kerl aber auch nie seine Finger bei sich lassen konnte.
„Dafür gibt es nur zwei Gründe. Sie ist entweder seine neue Flamme oder wir haben noch eine Schwester. Noch eine, die unter dir leiden muss“, setzte sie hinzu und warf ihrem Bruder einen finsteren Blick zu. „Damion? Du willst uns nicht zufällig einweihen?“, fragte sie nun wieder an Damion gewandt mit einem liebreizenden Augenaufschlag und einem mindestens genau so bezaubernden Lächeln. Wenn sie wollte, konnte sie schließlich auch charmant sein...

out; man sieht sich hoffentlich später

Emlyn schluckte trocken und spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte. Wie dumm und naiv sie gewesen war, auf Ilanas Schauspiel herein zu fallen. Sie musste der dämlichste Vampir auf Erden sein. Mal ganz abgesehen davon, dass sie irgendwie noch immer vor der Dunkelheit fürchtete war sie zudem vollkommen talentlos im becircen und trat immer wieder in Fettnäpfchen. Sie hatte einfach keinen Sinn für die Feinheiten des Miteinanders unter Vampiren...

"Ich befürchte, das weiß ich nicht", gestand Matthew mit einem entschuldigenden Lächeln, "wobei, ich meine mich zu erinnern, dass Jael mal von einem männlichen Protegé Damions sprach. Also es scheint, dass er mindestens noch ein anderes Kind hat." Sein Geruchssinn nahm eine menschliche Kellnerin wahr, die sich zwischen den Gästen durchschon und er streckte die Hand aus, um die an der Schulter zu berühren. "Entschuldigen Sie bitte, Madam", sprach er sie an und schenkte ihr ein freundlichen Lächeln, "hätten Sie ein Glas 0 positiv für mich?"
Er spürte, wie die Frau unter seiner Berührung kurz zusammen zuckte, ehe sie ihrer Professionalität zu besinnen schien. "Natürlich, Sir", erwiderte sie höflich und reichte ihm ein Glas, das er mit einem dankbaren Kopfnicken entgegen nahm. "Für dich", lächelte Matthew und reichte Jilian das Glas, "eine kleine Stärkung."
Er hatte nicht vor, sich heute von den Kellern selbst zu nähren, für ihn würde das Blut heute nur aus Gläsern kommen.

Maryam spürte, wie Baldrics rauhe Hände über ihr Haar strichen und Erinnerungsfetzen blitzten vor ihrem Auge auf. Das schäbige Bordell in Cordoba, in dem sie ihren letzten Tag als Lebende verbracht hatte. Das schäbiges Nachtlager, bestehend aus einer Strohmatratze und einer dünnen Decke, in dem sie Baldric als Kunde empfangen hatte. Und der Moment, in dem er durch den Vorhang getreten war und sie das erste Mal sein Gesicht gesehen hatte.
"Wo warst du?", flüsterte sie kaum hörbar, doch sie wusste, dass Baldric sie gehört hatte. "Überall", war seine ebenso leise Antwort, "ich habe die Welt bereist, ihre verborgenen Wunder entdeckt." Diese Antwort war typisch für Baldric, klare Antworten waren selten aus ihm heraus zu bekommen. Maryam trat einen Schritt zurück und spürte Baldrics musternde Blicke auf sich. "Du hast dich nicht verändert", bemerkte er mit dem Anflug eines Lächelns und streckte seine Hand aus. Fast automatisch zuckte Maryam zurück, doch Baldric ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und fuhr mit dem Daumen über ihre Wange um eine mit Schlieren aus Blut durchsetzte Träne von ihrer Wange zu wischen. "Ich kann mich nicht erinnern, wann ich dich das letzte Mal weinen sah", bemerkte er mit nachdenklicher Miene und besah die Spitze seines Daumens, "du hast deine Emotionen sonst immer unter einer Maske aus Selbstkontrolle verborgen." Leichter Tadel schwang in seinen Worten mit.

"Weniger Ärger vielleicht", antwortete Jael und verkniff den Mund, als er daran dachte, wie feige er sich benommen hatte. Mit einer anderen Begleitung hätte sie auch wesentlich weniger Ärger gehabt. "Allerdings wäre der Abend dann auch nur halb so interessant geworden." Lächelnd führte er sie durch die Schritte, hörte aber nicht auf die Musik, die das Orchester spielte. Über ihre Schulter hinweg sah er Damion mit dem Mann reden, der sie gerade angesprochen hatte. Und Tians Begleitung.

Eine Schwäche, die er nie hatte überwinden können. Ein Augenaufschlag gefolgt von einer kleinen Bitte und er musste ihr einfach nachkommen. Verdammte Erziehung! Oder lag es daran, dass sie eine Frau war? "Sie ist eine Schwester", stimmte er knurrig zu. Augenblicklich hob er den Zeigefinger, mit dem er Ben drohte. "Also lass die Finger von ihr!"
Unschuldig blinzelte Ben, konterte allerdings auch sofort mit einem: "Wir sind genetisch überhaupt nicht verwandt. Nicht wahr Jess?" Anzüglich sah er seine ältere Schwester an.

„Ilana“, raunte Michael und sah sie mit zusammen gekniffenen Augen zusammen. Seine Erschafferin blieb langsam stehen und wandte sich wieder zu ihnen um. Erwartungsvoll sah sie ihn an, ohne ein Wort.
„Wieso jetzt? Du hast all die Jahre überlebt, du hättest schon viel früher hier aufkreuzen können. Wieso jetzt“, sagte er mit gesenkter Stimme, aber nicht minder bedrohlichem Blick.
Ilana erwiderte diesen allerdings erstaunlich unbeeindruckt, selbst wenn er ihr einiges ausmachte. Sie strafte die Schulter und zuckte dann kurz mit ihnen.
„Ich weiß es nicht. Die Jahre gingen wie im Flug vorbei. Ich brauchte meine Zeit für mich... Und jetzt wollte ich eine Antwort. Ich will wissen, wieso... Aber ich verlange heute keine Antwort. Nicht hier... Ich werde mich wann anders melden“, antwortete sie und ihr Blick wanderte zu Emlyn hinüber.
„Ich wusste nicht, wer du warst. Oder dass du ihn kennst, als wir uns begegneten. Aber ich kann wohl nicht von dir verlangen, dass du mir glaubst...“ Und mit einem Nicken wandte sie sich wieder um und verließ die Empore über die Treppe.
Michael sah noch immer grimmig drein, schlang aber seinen Arm um Emlyns Hüfte und zog sie an sich, als müsste er sie beschützen.

„Ich glaube damit gehören wir eher zu den wenigen, die ein Glas an diesem Abend bevorzugen“, wandte sich Jillian leise an ihren Mann und nahm dankbar das Glas mit dem Blut entgegen. Vorhin hatte sie einen kurzen Blick auf Vampire erhaschen können, die sich direkt von den Kellnern und Kellnerinnen ernährt haben. Und wiederum Vampire, die von ihresgleichen getrunken haben... Diese Feierlichkeit könnte am Ende noch in einer Orgie ausarten. Vermutlich gab es deswegen die Nebenzimmer...
Mit einem Lächeln an Matthew gewandt, drückte sie kurz seine Hand und nahm dann ein paar wenige Schlucke von dem Blut. Es schmeckte gut und war so warm, dass man meinen könnte, es wäre eben erst abgezapft worden.
„Wo steckt eigentlich Maryam? Du hast ihren Geruch auch nicht mehr in der Nase, oder? Es ist hier wirklich schwer, sich zurecht zu finden...“

„Oho, du solltest den Abend nicht vor der Morgen loben. Oder zumindest nicht vor dem Ende der Nacht. Wir haben noch ein paar Stunden hier und wer weiß, was ich dir noch für Ärger einbrocke... Auch wenn ich natürlich hoffe, dass das nicht der Fall sein wird... Ist was?“ Blinzelnd bemerkte Rubina, dass Jaels Blick auf etwas bestimmten lag – vermutlich eher auf jemand bestimmten, bei all den Leuten um sie herum. Aber nur wer... Sie versuchte in der Drehung einen Blick darauf zu erhaschen und konnte tatsächlich kurz Damion mit diesem komischen Kerl und einer blonden Frau sehen. Ob das die Frau von vorhin auf dem Podium war? Und was hatte Damion mit ihnen zu tun?

Jess lachte bei dem Anblick, der sich ihr bot: ihr Erschaffer, der ihrem Bruder drohte. Und darüber hinaus freute sie sich, dass sie Damion doch erstaunlich leicht eine Antwort hat entlocken können. Eine Schwester also... Nichts, das sonderlich verwunderlich war. Damion tendierte vermutlich ohnehin mehr dazu, Frauen zu verwandeln, als Kerle. Diese musste ihr allerdings entgangen sein. Ärgerlich. Normalerweise zog sie es vor im Geheimen über alles informiert zu sein.
„Ja sowas, Ben, was hältst du denn davon? Wir sollten sie unbedingt in der Familie willkommen heißen, oder nicht?“ Sie stützte sich mit ihrem Arm auf der Schulter von Benjamin auf und grinste diesen an. „Ich schau auch, dass er sie nicht zu sehr anbaggert. Ich kann nicht zulassen, dass das arme Mädchen den gleichen Fehler begeht und sich mit dir einlässt“ Sie ließ ihren Arm wieder sinken und kniff ihm in den Hintern.
„Nicht wahr, Ben? Du kannst dich bestimmt auch benehmen“

"Ich dachte nur gerade an Ärger, der tatsächlich eingebrockt werden könnte", antwortete Jael etwas missgestimmt. Er hätte Rubina gerne den Anblick erspart, leider standen sie dafür ungünstig. Egal was Damion an Ärger plante oder 'unfreiwillig' veranstaltete, er war heil froh, dass er nicht dafür zur Verantwortung gezogen werden konnte. Leider würde es ein schlechtes Licht auf den Londoner Clan werfen. "An deiner Stelle würde ich mir nicht den Kopf über Ärger zerbrechen, den du noch nicht angestellt hast. besser wir genießen den Abend so lange, wir es können."

Der Groschen fiel langsam, aber als er auf dem Boden aufschlug, schockierte Damion das Wissen. Seine 'Kinder' hatten sich miteinander vergnügt. Und da sie beide zu ihm gehörten, wusste er nicht mal, auf wen er sauer sein sollte. Was machte man, wenn das Spielzeug miteinander spielte? Ben bemerkte derweil nicht, wie durcheinander sein Erschaffer war, da er seine Aufmerksamkeit auf Jess verlagerte. "Ich benehme mich doch immer. Nur weil dir nicht gefallen hast, was du bekommen hast, heißt das ja nicht, dass ihr es nicht gefallen könnte. Kleine Schwestern sind sicherlich nicht so eigen wie große Schwestern. Nicht wahr, meine Liebe?", antwortete er Jess fröhlich und kniff ihr zum Ausgleich in die Wange.

Es kostete Rubina zwar etwas an Anstrengungen, doch sie schob ihre Fragen und Gedanken bezüglich ihres Erschaffers und der Fremden bei ihm beiseite. Lächelnd sah sie Jael an und nickte zustimmend. „Ja, du hast recht. Genießen wir den Tanz und die Musik“ Und damit schwieg sie auch erst mal und konzentrierte sich ganz allein auf Jael und den Tanz, wobei gar nicht so viel Konzentration von Nöten war. Ihr Körper bewegte sich von ganz allein zum Takt der Musik, der obendrein von ihrem Tanzpartner geführt wurde.

Ihr Bruder hatte vielleicht ein Glück, dass sie sich hier zwischen all den Leuten befanden, denn andererseits hätte Jess ihm jetzt eine verpasst – aber eine, die sich gewaschen hatte und ihm mindestens den Kiefer ausrenken würde.
Stattdessen fasste sie nach seinem Gesicht, setzte ihre Finger an seine Backen und drückte ein wenig zu. „Pass auf, dass du mir draußen in der Stadt nicht über den Weg läufst, ich könnte ich nämlich vergessen. Und zwar auf eine Weise, die dir nicht gefallen könnte.
„Außerdem glaube ich, könnte Damion dir alle Knochen einzelnd herausreißen, solltest du dich mit deinem kleinen Schwesterchen einlassen... Ruby. Wo ist sie eigentlich? Wie kommt es, dass du nicht mit ihr da bist?“, wandte sich Jess wieder an ihren Erschaffer, dem sie einen neugierigen Blick zu warf.

Das Gespräch mit den beiden trug nicht wirklich dazu bei Damion wieder zu beruhigen. Eher regte es ihn noch mehr auf. Beherrschung war ja bekanntlich nicht seine Stärke und so gingen seine Pferde auch schon wieder mit ihm durch. "Das geht euch gar nichts an!", fauchte er Jess laut und Zähne zeigend an. Für Ben wurde dabei auch nicht an der Feindlichkeit im Blick gespart. Nur war er eben zu sehr der Sohn seines Vaters, weswegen er prompt mit einem eigenen Fauchen und gefletschten Zähnen antwortete. Sich von Damion nicht sagen lassen was er tun sollte war schließlich der Grund, dass er schließlich gegangen war um sich selbst sein Vergnügen zu suchen.

Fast automatisch schmiegte sich Emlyn an Michael. "Es tut mir leid, dass es mir nicht aufgefallen ist", murmelte sie und lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter, "Gott, ich bin so dämlich! Ich hätte es ahnen müssen!"
Sie schüttelte den Kopf, wütend über sich selbst und ihre Naivität. Wegen ihr würde Michael noch wirklich seinen Kopf verlieren, wortwörtlich!

"Ja, es sind wirklich außerordentlich viele Gäste hier", stimmte Matthew zu und runzelte kaum merklich die Stirn, "aber du hast Recht, ich kann Maryams Geruch nicht mehr wahrnehmen." Er drehte den Kopf nach rechts und links und versuchte, ihre Fährte aufzunehmen, jedoch vergebens. Was ihn ein wenig beunruhigte, normalerweise entfernte sich Maryam bei solchen öffentlichen Auftritten nie so weit von ihm, dass er sie nicht mehr wittern konnte.
"Warten wir noch etwas, wenn Maryam nicht zurück kommen sollte, sollten wir sie suchen", raunte er Jilian zu und hauchte einen Kuss auf ihre Wange, ehe er wieder an seinem Glas nippte.

"Was führt dich hierher, Baldric?" Maryam war einen Schritt zurück getreten, ihr Mienenspiel hatte sie inzwischen wieder unter Kontrolle.
"Da ist sie, die Maske", bemerkte Baldric ruhig und mit neutraler Miene, "und hergeführt hat mich eine Einladung. Wie wohl alle anderen Gäste auch."
Er machte einen Schritt auf Maryam zu und erneut waren ihre Gesichter nur weniger Zentimeter voreinander entfernt. "Du bemühst dich so sehr, deine Menschlichkeit auszumerzen, warum?" Er streckte die Hand nach ihrer Wange aus, doch sie wich erneut zurück.
"Machst du Geschäfte mit Xuedong Tian?", fragte sie leise und musterte ihren Macher aufmerksam, "er ist ein gefährlicher Mann, Baldric."
"Du hast meine Frage nicht beantwortet", bemerkte dieser und seine Mundwinkel zuckten nach oben, "warum also sollte ich deine beantworten?"

Ja, sehr erwachsen von den beiden, dachte Jess und verdrehte seufzend die Augen. Sie klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit der beiden auf sich zu lenken und lächelte charmant.
„Ist ja gut, wir haben schon verstanden. Wir sind einfach nur neugierig, da sie ja jetzt sozusagen zur Familie gehört. Ein wenig Verständnis könntest du da für unsere Neugier durchaus haben“, bemerkte sie mit einem kleinen Zwinkern.
„Und du hältst dich mal ein wenig zurück. Wäre ja nicht so, als wäre der Raum voller Frauen, die nicht deine Schwestern sind. Hoffe ich zumindest“, setzte sie hinzu und warf ihrem Bruder einen warnenden Blick zu. So wie sie die beiden kannte, würden die es bestimmt noch fertig bringen, sich zu prügeln und das wäre wirklich unangemessen. Kein Wunder, dass sie es nie an die große Glocke hängte, wer sie erschaffen hatte. Im Grunde behielt sie das immer für sich.

„Unsinn. Woher denn? Du wusstest ja nicht, wie sie aussieht... Und auf der Welt gibt es gewiss nicht nur eine Ilana. Oder Lana“ Michael lehnte sich ein Stück zurück, umfasste ihr Gesicht mit seinen Händen und strich ihr sanft mit den Daumen über die Haut. „Gib dir nicht die Schuld. Und du bist ganz gewiss nicht dämlich. Ilana... ist einfach älter. Erfahrener. Was sowas angeht...auch wenn“ Michael brach ab, lächelte matt und schüttelte den Kopf.
Er wurde das Gefühl nicht los, dass sie die Wahrheit gesagt hatte, dass Ilana wirklich nicht gewusst hatte, wer Emlyn war, als sie seine Freundin getroffen hatte. Auch wenn das schon an einem großen Zufall grenzte.

„Gut. Machen wir das so“, stimmte Jillian zu, die ihr Glas ebenfalls wieder an ihre Lippen setzte.
Im ersten Moment hatte sie sagen wollen, dass Maryam gewiss alt genug und in der besten Lage war, auf sich aufzupassen, allerdings war es wirklich ungewöhnlich, dass sie so lange außer Sichtweite war. Und spätestens da siegte ihre Sorge und ließ sie zustimmen.
Wer wusste schon, was einem hier auf der Party alles passieren konnte, bei all den Leuten.
Gedanken versunken nahm sie ein paar wenige Schlucke, während sie sich weiter umsah.

Es fiel Ben unendlich schwer, aber er wandte den Blick ab und gab sich quasi Damion geschlagen. Dafür sah er Jess wütend an, die ihn ja gerade dazu gezwungen hatte. Damion gab sich unterdessen damit zufrieden, auch wenn er sich selbst gegenüber nicht zugab, dass das sowohl an Jess Worten, wie auch daran lag, dass er wohl schlecht einen Streit mitten auf einer Party vom Zaun brechen konnte. "Drei von euch sind genug auf einer Party. Beschäftige dich mit den anderen Frauen hier", stimmte er seiner Tochter zu. Ganz charmant zeigte er Damion den Stinkefinger und verschwand dann erst mal an das andere Ende des Saales. Sollte Jess doch mit ihm fertig werden.

"Wenn was?" Emlyn hob den Blick und sah Michael stirnrunzelnd ist. "Und jetzt sag bitte nicht "Es ist nichts". Was geht dir durch den Kopf, Michael?"
Sie bemerkte, dass einige Personen in ihre Umgebung interessiert die Ohren spitzten, wahrscheinlich in der Hoffnung, einem Pärchenstreit beizuwohnen. So wenig die meisten Vampire es mochten, wenn man sich in ihre Angelegenheiten einmischte, so gerne steckten sie ihre Nasen in die anderer.
"Lass uns woanders hingehen", murmelte sie in Michaels zu und zog ihn mit sanfter Gewalt mit sich.

Matthew hatte den Rest des Blutes in einem Zug getrunken und drehte den Stiel des Glases in seinen Händen. Noch immer konnte er Maryam nicht wittern, ihr Geruch ging in den schweren Parfüms und den teuren Aftershaves unter, die wie eine Wolke in der Luft hingen. Man sollte meinen dass die meisten Vampire einen Geruchssinn hatten, der empfindlich genug war um die Finger von diesen widerlichen Duftwässerchen zu lassen. Matthew rümpfte angewidert die Nase und schüttelte kaum merklich den Kopf. "Lass uns Maryam suchen", raunte er Jilian zu, "würdest du mich bitte durch die Menge dirigieren?"

Maryam presste die Lippe so fest aufeinander, dass kaum mehr als ein Strich zu sehen war. "Ich muss zurück zu Mr. Murdoch", bemerkte sie schließlich knapp und wollte sich schon umdrehen, hielt dann aber doch noch inne.
"Baldric, als dein Kind steht es mir nicht zu, dir Ratschläge zu erteilen", wisperte sie kaum hörbar und in ihren dunklen Augen lag ein stummes Flehen, "aber gib acht auf dich. Tian würde dich der Sonne aussetzen wenn es seinen Zielen nützen würde. Und er hat in den letzten Jahren viel Macht gewonnen."
Tatsächlich legte sich ein warmes Lächeln auf Baldrics Lippen. "Deine Sorge schmeichelt mir", sagte er und legte erneut seine Hand an ihre Wange "aber sie ist unbegründet. Ich bin mehr als 800 Jahre älter als Tian und kenne das Ränkespiel der Vampire schon viel zu gut."
"Tian ist skrupelloser als du es je sein könntest", erwiderte Maryam und fügte in einer Sprache, die seit Jahrhunderten nicht mehr gesprochen wurde hinzu, "Unterschätze ihn nicht, er könnte zur Gefahr werden. Du hättest nie kommen sollen."
"Und wenn er nicht der Grund war?", erwiderte Baldric sanft und sein Blick ruhte auf Maryams Gesicht, "wenn ich nun nach LA gekommen bin um mein Kind zu sehen. 300 Jahre sind eine lange Zeit, selbst für uns Vampire." Ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel als er sich vorbeugte und Maryams Lippen mit einem zarten Kuss verschloss.

out; ein Betthupferl für euch und für mich eine Belohnung vorm ins Bett gehen Gute Nacht!

Bereitwillig ließ sich Michael von seiner Freundin mitziehen, nachdem auch er die lauschenden Gäste bemerkte. Als hätten sie kein eigenes Leben!, dachte er zornig, ließ sich seinen Ärger jedoch nicht anmerken. Das würde diese Leute vermutlich nur noch mehr anstacheln.
Doch während sie gingen, war er so im Grübeln, dass er eigentlich gar nicht mitbekam, wohin genau sie ihn zog und wie weit.
Irgendwann blieben sie stehen und er fuhr sich fahrig durch das dunkle Haar.
„Ich bin mir nicht sicher... Aber ich glaube, sie hat die Wahrheit gesagt. Sie kannte dich nicht. Sie wusste nicht, dass wir zusammen sind“ Von seinem Haar fuhr seine Hand über sein Gesicht und blieb einen Moment an seinem Kinn.
„Ich verstehe nicht, warum sie so... so ruhig war. Hausregeln hin oder her. Ich habe versucht sie zu töten und bei ihrer Schwester ist es mir gelungen. An ihrer Stelle...“, er verstummte, nachdem er bereits in einem deutlich leiseren Ton angefangen hatte zu erzählen.
„An ihrer Stelle hätte ich mich umgebracht. Ohne weiteres...“

„Sicher. Wo sollen wir es versuchen? Ich vermute ja fast, dass sie hier in diesem Saal nicht mehr ist. Anderseits würden wir sie gewiss wittern können“ Jillian, die erfolglos Ausschau nach Maryam gehalten hatte, wandte sich nun wieder Matthew zu und trank ihr Glas leer, dass sie dann mit einem Lächeln einem Kellner überreichte. Diesem gab sie auch noch das Glas ihres Mannes mit, bevor der Kellner wieder in der Menge verschwand.
„Wie wäre es, wenn wir durch die Türe gehen, die uns am nächsten ist? Müsste...in den Westflügel des Hauses führen, wenn ich mich nicht vertippe“, raunte sie Matthew zu, hakte sich bei ihm ein und ging mit ihm durch die Menschenmassen.

„Und mit viel Glück hält er sich auch daran“ Jess sah ihrem Bruder mit einem vielsagenden Blick nach und stieß dann nahezu lautlos die Luft aus. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf, strich sich das blonde Haar über eine Schulter und sah zu Damion hinüber.
„Glaube mir, ich wusste nicht, dass er auf der Gästeliste stand, sonst hätte ich bestimmt was dagegen getan. Oder wäre erst gar nicht aufgetaucht“, wandte sie sich an ihren Erschaffer und lächelte matt.
„Ich wusste auch nicht, dass du da sein wirst. War wohl eine Gruppeneinladung, der du dich spontan angeschlossen hast, hm? Bist du mehr reinzufällig in der Stadt, oder wohnst du hier?“, fragte sie neugierig und stieß ihn mit ihrer Hüfte an.
„Oh, es sei denn natürlich, du hast keine Zeit für einen Plausch und musst zurück zu deiner Begleitung, wo auch immer sie ist“

Damion knurrte Ben noch leise hinterher. Er hoffte für ihn, dass er die Finger von Ruby ließ. Schlimm genug, dass die sich Jael an den Hals warf. Sich wieder aktuelleren Themen zuwendend sah er Jess an und schüttelte den Kopf. "Nein, meine Begleitung legt nicht unbedingt Wert darauf, dass ich an ihr klebe", antwortete er, was schönerweise dazu passte, dass Cassandre zu den letzten Tackten der Musik in Sichtweite vorbei wirbelte. "Rein Zufällig bin ich nicht in der Stadt, ich hab mich jemandem angeschlossen. Und ja, ich wohne hier. Tian sollte sich auf dem Laufenden halten, wer so alles in den Häusern ein- und ausgeht. Sonst geht ihm noch mal jemand von hinten an den Kragen." Es war nicht mal als Drohung gemeint, sondern als schlichter Ratschlag. Wobei doch ein wenig ärger mitschwang, darüber, dass Jess sich in seiner Gegenwart rumtrieb. Wo sie es doch nicht mit ihm aushielt.