Vampire-Das RPG IV

Rubina atmete über den Mund aus und spürte, wie ihre Augen anfingen zu brennen. Drei Worte. Drei Worte aus seinem Mund wogen alles auf, was Damion jemals liebevolles zu ihr gesagt hatte. Und es fühlte sich so gut an. Ihr Atem zitterte ein wenig, als sie Luft holte und legte auch noch ihren anderen Arm um ihn. Die Situation war so komisch, hier standen sie, er bis auf eine Boxershorts unbekleidet, er, der sonst so korrekt war und gestand ihr seine Liebe.
„Ich dich auch. Ich dich auch“, sagte sie, sah lächelnd zu ihm auf und küsste ihn. Einen Arm löste sie von seinem Rücken, um ihre Hand an sein Gesicht zu legen.
Die Kleidung für ihn würde noch etwas warten können. Und ihr selbst blieben auch noch zwei Stunden. Zwei Stunden, die sie mit Freuden mit Umarmungen und Küssen füllen würde.

"Danken Sie nicht mir, danken Sie lieber meiner Frau", erwiderte Matthew und schüttelte kaum merklich den Kopf, "vor 7 Jahren noch hätte ich Sie in Ihre Einzelteile zerlegt und mit dem Blut mein Büro gestrichen." Seit Jilian und Natasha in sein Leben getreten waren, war Matthew weicher geworden, weniger grausam. Ob das eine Stärke oder Schwäche war, würde wahrscheinlich nur die Zeit zeigen.
"Sie haben eine Stunde", fuhr er nüchtern fort und ließ die Phiole in die Tasche seines Jacketts gleiten, "Maryam wird dafür sorgen, dass ein Taxi auf Sie wartet, dass Sie bringen wird, wohin Sie wollen. Gehen Sie jetzt." Er deutete auf die Tür und sein Tonfall machte deutlich, dass das Gespräch für ihn damit beendet war. Für immer.

Gleichzeitig fröhlich, erleichtert und verwirrt zu sein, zerrte ziemlich an Jaels Nerven. Obwohl er sich selbst eingestanden hatte, sie zu lieben, hieß das noch lange nicht, dass er mit sich ethisch im Reinen war. Oder wusste wie er weiter machen sollte. Dass sie die initiative übernahm gab ihm die Zeit, die sein Körper brauchte, um reagieren zu können. Mehr instinktiv als bewusst erwiderte er den Kuss, während seine Hände vorsichtig ihren Rücken hinunter glitten. Um dann knapp über ihrer Hüfte zu stoppen. Seine Erziehung war letztendlich doch stärker, auch wenn es ihn sehr danach juckte anderes zu tun. Moralvorstellungen vom Anfang des neunzehnten Jahrhundert waren eben schwer zu umgehen, vor allem wenn man so lange drauf geachtet sie nicht zu überschreiten.

Michael nickte und rückte den Stuhl wieder an den Tisch, nachdem er aufgestanden war. Er wirkte gefasster, als er sich fühlte. Eine Stunde. Eine einzige letzte Stunde. Er trat zur Tür und legte bereits seine Hand auf die Klinke, als er kurz zögerte.
„Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ihnen und Ihrer Frau. Passen Sie...gut auf. Wenn Tian mit Jägern Geschäfte macht“, sagte er und sah über seine Schulter zurück.
„dann schreckt er bestimmt vor nichts zurück. Er hat Silber. Achten Sie darauf, von wo Sie Ihre Blutbeutel bekommen... Sir“ Er presste die Lippen aufeinander und fuhr wieder herum, drückte die Klinke hinunter.

Als sich Rubina von seinen Lippen löste, strahlte sie ihn an, als gebe es nicht schöneres und nichts, das sie glücklicher machte. Und für diesen Augenblick traf es auch zu. Es gab nichts, was sie mehr erfreute. Zärtlich legte sie beide Hände an sein Gesicht und betrachtete ihn. Es gab so viel, das sie ihm sagen wollte, dass sie sich wünschte, ihn eher kennen gelernt zu haben, mit Damion erst gar nicht wieder zusammen gekommen zu sein und vieles mehr. Aber sie befürchtete, dass es ihn verschrecken würde und das wollte sie nun wirklich nicht.
„Ich... Ich hab gar nicht die Klamotten bestellt“, sagte sie und wies kurz zu dem Telefon.
„Vielleicht sollte ich das doch langsam machen. Bevor sie nicht mehr rechtzeitig ankommt. Ich... muss in zwei Stunden weg. Ich hab einen...Job gefunden. Kurzfristig“

"Hast du nicht", fragte er verwirrt und dachte stark nach. Es stimmte, die Spanne zwischen abnehmen und auflegen war zu kurz und er hatte sie nicht sprechen hören. Was ihm zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht aufgefallen war. "Job? Welchen denn?", fragte er gleich darauf und sah sie mit einem stolzen Lächeln an.

„Habe ich nicht. Du und die Decke habt mich so abgelenkt, dass ich den Hörer wieder zurück gehängt habe“, sagte Rubina etwas verlegen und lächelte schief. Das verschwand auch nicht, als er fortfuhr und sie mit einem stolzen Lächeln ansah. Da machte ihr Herz einen Sprung, ganz gleich wie lange es schon tot war.
„Ach. Nichts besonderes. So ein Job in einer Bar“, antwortete sie und log damit nicht einmal.
„Mehr verrate ich allerdings nicht. Solltest du da auftauchen, käme ich garantiert vollkommen aus dem Takt“ Ruby ließ ihre Hände sinken und trat mit einem schiefen Lächeln zurück.
„Soll ich die Kleidung mal bestellen? Hemd und Hose – sonst noch etwas?“

"Nein, danke. Das reicht schon", antwortete Jael immer noch mit diesem warmen, stolzen Lächeln im Gesicht. Damion unterschätze sie gewaltig. Und ganz nebenbei war er auch der Meinung, dass er so eine tollte Frau nicht verdient hatte. Da das aber sogar in seinen eigenen Ohren überheblich klang, vergaß er den Gedanken ganz schnell wieder. Was ihn verwundert darauf brachte, was sie wohl mit 'aus dem Takt kommen' meinte. Ob es dabei um Drinks anmixen ging? Sicherlich. "Gut, ich verspreche nicht vorbei zu kommen. Ich will ja nicht schuld daran sein, dass du deine Kunden vernachlässigst", sagte er schmunzelnd.

"Ich werde darauf achtgeben", erwiderte Matthew und bedachte Michael mit einem knappen Kopfnicken, ehe er hinter seinem wuchtigen Schreibtisch Platz nahm. In seinem Kopf rasten die Gedanken, doch nach außen hin wirkte er absolut ruhig und konzentriert. Nun ja, offensichtlich hatte er Tian unterschätzt: Wenn der Mann noch nicht einmal davor zurückschreckte, ein angebliches Wundermittel an ihnen zu testen, in der Hoffnung, sie menschlich und damit zu leichten Zielen zu machen, dann würde er so ziemlich ALLES tun. Matthew wollte sich nicht einmal ausmalen was Tian tün würde, würde er von Natashas Existenz erfahren...

Rubina war froh, ihm den Rücken zu zu kehren, so konnte Jael nicht sehen, wie ihr Lächeln schlagartig verrutschte, als er die Kunden ansprach. „Sehr gut. Danke dir“, raunte sie, trat erneut ans Telefon und schenkte ihm ein kurzes Lächeln, ehe sie die Kurzwahltaste für die Rezeption drückte. Prompt dudelte ihr irgendeine klassische Sinfonie entgegen, während sie warten musste, zwei, drei Minuten lang, dann nahm jemand ab.
Freundlich begrüßte Rubina den Mann am anderen Ende und äußerte ihre Bitte, was die Kleidung anbetraf. Sie gab die Größen durch, dann was sie sich in etwa vorstellte, Schnitt und Farbe und legte dann auf.
„Es wird wohl etwas dauern, aber so in einer Stunde müsste es da sein. Ein Glück, dass du nicht erfrieren kannst“, wandte sich Rubina wieder an Jael.

Sein Herz wog mindestens eine Tonne, als Michael schweren Mutes durch die Korridore ging, zügig und schließlich sein Handy heraus holte. Als er wieder vor seiner Zimmertür stand, wählte er Emlyns Nummer und schloss nebenher auf.
Als er eintrat war alles dunkel, was ganz gut zu seiner Stimmung passte. Die Tür schob er wieder zu und zog dann als erstes seine Reisetasche unter dem Bett hervor, während er das Handy zwischen Ohr und Schulter klemmte.

Ein Satz mit dem Jael überhaupt nicht gerechnet hatte. Blinzelnd sah er an sich herab und stellte fest, dass er außer seinen Boxershorts nichts trug. Natürlich nicht, das hatte er ja im Bad abgelegt. Trotzdem erwischte ihn die Tatsache kalt. Verlegen sah er sich nach er Decke um, aber die lag außerhalb seiner Reichweite. Wann hatten sie sich so weit vom Bett wegbewegt? "Ja. Ja, das ist ein Vorteil", sagte er und richtete seinen Blick wieder auf Ruby, wobei er versuchte nicht zu blinzeln oder sich nervös zu räuspern. Technisch gesehen war er nicht unbekleidet. Nach den heutigen gesellschaftlichen Vorstellungen sicherlich nicht. Jedenfalls versuchte er sich davon zu überzeugen.

Emlyn war erst kurz vor Sonnenaufgang ins Superiorhaus zurück gekehrt und lag noch immer in dem todesähnlichen Schlaf in ihrem Bett. Sie wusste, dass sie meisten Vampire ein kühles Nachtlager vorzogen und gehört, dass einige sogar in Kühltruhen schliefen, doch noch war sie nicht bereit, diesen Teil ihrer menschlichen Gewohnheiten auszugeben.
Ihr Schlaf war so tief dass sie das Klingeln des Handys anfangs nicht hörte und erst langsam realisierte, dass das penetrante Klingeln nicht Teil ihres Traumes war. Wie in Zeitlupe hob sie ihren bleischweren Arm und tastete blind nach dem Handy, um es sich schließlich ans Ohr zu halten. "Hmn?" Mehr brachte sie nicht zustande.

Rubina ging wieder zu ihm hinüber, wobei ein Blick auf ihn reichte, um das Gefühl zu bekommen, dass er sich selbst gerade in seiner Haut nicht ganz wohl fühlte. Was vermutlich daran lag, dass da nicht viel war, was seine Haut bedeckte. Also schnappte sie sich lächelnd die Decke, trat vor ihn und legte ihm diese um. Das tat sie unter anderem auch, um am Ende nicht doch noch über ihn herzufallen.
„Du kamst nicht zum Frühstücken, schätze ich, oder? Ich nämlich bisher auch nicht...“, raunte sie, trat einen Schritt zurück und seufzte nachdenklich.
„Ich bezweifle, dass Blutbeutel hier auf der Speisekarte stehen haben... Soll ich jemanden rufen?“, fragte sie und sah zu ihm auf, unsicher, was er von dieser Idee hielt. Nur musste sie unbedingt etwas essen, bevor sie später arbeitete.

„Emlyn“ Michael klang erleichtert, weil er schon befürchtete, sie am Ende gar nicht mehr zu erreichen. Aufgrund ihres knappen Meldens ging er davon aus, dass sie bis eben vermutlich noch selig geschlafen hatte. „Entschuldige, dass ich dich geweckt habe... aber es ist dringend. Sehr. Dringend“ Er schluckte und stopfte nebenbei ein paar seiner Klamotten lieblos in die Reisetasche.
„Kannst du zu mir kommen? Auf mein Zimmer? Am besten sofort? Es... es eilt. Ich kann dir mehr sagen, wenn du hier bist“, sagte er mit belegter Stimme und hielt für einen Moment in der Bewegung inne.

Dankbar lächelte er Ruby an und brauchte doch einen Moment um zu verstehen, was sie mit 'jemanden rufen' meinte. Blutkonserven standen in diesem Hotel tatsächlich nicht auf der Speisekarte, aber an jemanden aus der Belegschaft zu naschen konnte auch ungewollte Aufmerksamkeit erregen. Nur wusste Jael auch keine geeignete Alternative. "Ja, eine andere Möglichkeit sehe ich nicht", antwortete er ihr mit einem kleinen Lächeln. Sah man es positiv konnte sie immerhin ihre Fähigkeiten des Becircens verfeinern.

„In Ordnung“ Rubina nickte langsam, sog die Luft scharf ein und trat erneut an das Telefon. Immerhin munterte sie der Gedanken auf, das, falls sie es mit dem Bezircen vermasseln sollte, wäre noch immer Jael bei ihr, der ihr diesbezüglich sicherlich helfen könnte. Und würde.
Nach nur einer Minute nachdem sie aufgelegt hatte, klopfte es an der Tür.
Ruby warf Jael einen kurzen Blick zu und öffnete die Tür dann einen Spalt breit, gerade soweit, dass es nicht unhöflich war, aber nicht offenherzig war.
Der junge Mann trug eine Uniform und hielt eine Flasche Champagner in den Händen, zusammen mit einem Kübel Eis. „Ihre Bestellung, Miss“, sagte er höflich.
Sie nickte mit einem Lächeln und ließ ihn dann herein. Kaum da er jedoch im Zimmer stand und sie die Tür geschlossen hatte, machte sie sich an die Arbeit.
„Entschuldigen Sie“ Sie legte eine Hand an das Gesicht des Mannes, der sie erst fragend und während sie ihn bezircte zunehmend gleichgültiger ansah.
„Sie möchten sich bestimmt setzen. Vielleicht...auf dem Bett? Ich nehme Ihnen das hier ab“, sagte sie und nahm den Kübel mit dem Champagner an sich, woraufhin der Mann das Bett ansteuerte und sich darauf sinken ließ.

Als es an der Tür geklopft hatte, hatte Jael sich etwa zurück gezogen um nicht gleich in der Blickrichtung zu stehen. Mit einem Lächeln sah er Ruby aufmerksam dabei zu, wie sie den Mann auf das Bett bugsierte. Dafür, dass sie gerade erst gelernt hatte worum es ging, klappte es schon sehr gut. Sicherheitshalber wollte er sie nicht alleine lassen, was ihn vor ein anderes Problem stellte. Er hatte selber Hunger, jetzt wo der Mann da war noch mehr als vorher, wie sollte er ihr dann zusehen können? Sein Hals fühlte sich jetzt schon trocken an und dabei hatte sie nicht einmal angefangen zu trinken. Sich zu versichern, dass er später eine Konserve holen konnte brachte da auch nicht viel. Nicht wenn so viel direkt von der Quelle vor der Nase hockte. "Schaffst du es alleine?", fragte er ganz leicht heiser, als ihm die Idee kam, dass er ja ins Bad flüchten konnte. Da würde er es wenigstens nicht sehen.

Das Wasser lief Ruby schon im Mund zusammen, als sie so nah vor dem Mann stand und die traumhafte Aussicht darauf, dass sie gleich etwas zum Frühstück bekam, oder besser gesagt Abendessen, ließ sie nur noch mehr frohlocken. Als er sich auf das Bett setzte, war sie schon mächtig erleichtert, dass es bis dahin ganz gut geklappt hatte. Sie ging zu dem Bett hinüber und gerade als sie sich setzte, stellte Jael seine Frage.
Verwundert blinzelte sie zu ihm auf und sah dann kurz zwischen ihm und den Kellner hin und her. „Ich dachte... wir...naja... teilen ein bisschen?“, fragte sie und zuckte mit den Schultern.
„Ich kann dich ja schlecht nur zu sehen lassen“ Selbst wenn für sie dadurch weniger heraus sprang. Später würde ja noch jemand mit Jaels Kleidung kommen, da ließe sich das ganze ja ein wenig... fortsetzen.

Schmerzhaft zogen sich Jaels Augenbrauen zusammen. Das war ein Angebot, das sehr schwer abzulehnen war. "Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist", antwortete er leise und wandte unter großer Anstrengung den Blick ab. Er hatte sich seine Mahlzeit noch nie geteilt, aber bei der Wirkung, die sie schon jetzt auf ihn hatte, konnte er sich den Ausgang dieser Aktion bildlich vorstellen. Das ein Mensch dabei war, würde ihn wohl kaum stören.

So unbedarft Rubina nun mal bei solchen Dingen war, weil sie es schlichtweg nicht besser wusste, sah sie ihn verwundert an, selbst dann noch, als er sich wegdrehte. Früher hatten Damion und sie ihre Nahrung auch ab und an geteilt. Und gestern hatte sie sogar von ihrem Bruder getrunken. Und festgestellt, dass das mehr als gewagt war. Zählte das Teilen von Essen auch dazu? Sie wusste nur, sie hatte Hunger und ihr Mund fühlte sich schon ganz trocken an, so sehr dürstete es sie nach dem Blut des Mannes, der neben ihr saß und keinen Ton von sich gab.
„Ich hab nichts dagegen. So...könntest du mich wenigstens stoppen, wenn ich zu weit gehe“, warf sie ein und nahm den Arm des Angestellten in ihre Hände. Leise raunte sie ihm zu, dass er nicht schreien würde – er würde es einfach nicht bemerken und ruhig dasitzen und warten, bis sie fertig wären.
Eigentlich hatte Ruby noch auf eine Antwort von Jael warten wollen, aber das konnte sie nicht mehr. Sie hob den Arm des Mannes an ihren Mund und biss hinein. Sie schloss die Augen und nahm den ersten Schluck, dem ein zweiter rasch folgte.

Der Einwand mit dem Stoppen war so überzeugend, dass Jael tatsächlich blieb. Und einen Moment wirklich überlegte sich ihr anzuschließen. Um Fassung ringend schloss er die Augen, als der Duft von frischem Blut ihm in die Nase stieg. Er hatte Übung darin seinen Hunger unter Kontrolle zu halten, aber heute war irgendwie anders. Ohne seinen Willen stand er plötzlich neben Ruby und dem Mann, bevor er sich wieder stoppen konnte. Angespannt wartete er ob Ruby übertrieb, als sie nach einigen Schlucken ihre Lippen vom Handgelenk des Menschen löste, machte er wieder einige Schritte zurück. Froh darüber, dass die Verlockung gleich verschwunden sein würde. Jedenfalls die, die mit der Nahrungsaufnahme zu tun hatte.

Ruby leckte sich über die Lippen und öffnete wieder ihre Augen, die von einem kühlen Blauton waren. Wie immer, wenn es sie überkommt und ihr die langen Vampirzähne wuchsen. Sie holte tief Luft, atmete den köstlichen Geruch ein und lehnte sich dann aber doch entschieden zurück. Mehr sollte sie nicht trinken, sonst würde sie es übertreiben.
„Wenn du möchtest... ein paar Schlucke müssten noch in Ordnung sein?“, fragte sie und sah fragend zu Jael auf.
„Oder wir...holen jemand anderen? Du musst doch auch ziemlich hungrig sein...“, sagte sie und sah dabei ziemlich schuldbewusst drein. Immerhin hatte er wegen ihr aufs Frühstück verzichtet und war gleich her gekommen.

Abgehackt schüttelte Jael kurz den Kopf, wobei die Muskeln an seinem Hals sich deutlich abzeichneten und andeuteten, wie sehr er sich anstrengte. Aus den tiefen seiner Beherrschung zauberte er auch noch ein Lächeln zu Tage. "Nein, danke. Ich werde später trinken, keine Sorge", antwortete er, drauf bedachte die Luft die er zum Sprechen brauchte durch den Mund einzuatmen. Er musste es ja nicht noch schlimmer machen, als es war. Ein Teil seiner selbst fragte sich, ob ihre Lippen jetzt wohl nach Blut schmecken würden, ein derart ungewöhnlicher Gedanke für ihn, dass der Schrecken ihn ein wenig aus der Anspannung heraus katapultierte und die Situation erträglicher machte.

Nur mit Mühe konnte Rubina verhindern, ihn mitleidig anzusehen. Es kostete ihn scheinbar wirklich Überwindung, nicht zu zu sagen. Aber wieso denn nicht? Andererseits wollte sie nicht darauf herum reiten, weswegen sie nickte und dem Mann dann auf die Beine half. Er war etwas wackelig, doch es ging ziemlich schnell wieder.
Sie führte ihn bis zu einem kleinen Schrank, in dem sie einen kleinen Erste-Hilfe-Kasten gesehen hatte und holte dann aus eben jenem ein Pflaster.
Mit dem Finger wischte sie das Blut von seinem Arm und klebte dann das Pflaster darauf, ehe sie seinen Ärmel wieder hinunter schob.
„Wir haben den Champagner sehr genossen. Sonst ist nichts passiert“, raunte sie leise dem Angestellten zu und führte ihn zur Tür. Der nickte etwas benommen und trat schließlich wieder hinaus auf den Flur. „Vielen Dank...für den Service“, sagte sie mit einem Lächeln.
„Gern geschehen“, gab er zurück, lächelte etwas verwirrt und ging dann wieder.
Seufzend schloss sie die Tür, lehnte sich dagegen und sah auf ihre Hand, an der noch etwas von dem Blut war.

Schlagartig war Emlyn hellwach. "Ja, ja natürlich", sagte sie hastig, während sie mit der freien Hand bereits die Bettdecke zurück schlug, "ich bin sofort da." Sie legte auf und nutzte dann ihre übermenschliche Geschwindigkeit, um sich in Sekundenschnelle anzuziehen, ihre Haare rasch zu kämmen und zu einem Zopf zusammen zu fassen und sich Schuhe über zu streifen, ehe sie das Zimmer verließ. Vielleicht drei Minuten nachdem sie aufgelegt hatte, stand sie von Michaels Zimmertür und hätte ihr Herz noch geschlagen, es hätte wohl irgendwo auf Höhe ihrer Kehle gehangen. So blieb nur dieses eiskalte Gefühl in der Magengegend als sie die Hand hob und klopfte.

Der Aufenthalt des Angestellten lenkte Jael von der Tatsache ab, dass er immer noch nur mit der Bettdecke bekleidet war. Immerhin verschwand der Drang irgendwas oder -jemanden zu beissen mit zusammen mit dem besagten Mann. Obwohl der Geruch noch in der Luft hing, atmete Jael tief durch. „Hast du dich verletzt?“, fragte er, als er ihren Blick sah und das Blut an ihrer Hand bemerkte.

Michael öffnete die Tür und lächelte Emlyn mit einem schwermütigen Blick an, betrachtete sie wenige Sekunden schweigend, bis er endlich beiseite trat und sie herein ließ. Die Tür drückte er hinter sich wieder ins Schloss und schluckte dann, in Anbetracht der schwerwiegenden Worte, die nun folgen würden.
„Danke, dass du so schnell gekommen bist. Ich habe leider nicht mehr viel Zeit... In einer Dreiviertelstunde kommt ein Taxi, mit dem ich fahren muss. Ich... Es ist etwas passiert. Auf dem Ball“, sagte er und bedeutete ihr, sich zu setzen. „Und es tut mir Leid, dass ich dich nicht gleich ins Vertrauen gezogen habe. Aber... ich tat es, weil ich dachte, es wäre sicherer für dich...“, sagte er und sah sie mit betroffener Miene an.
„Ich habe mich auf ein Geschäft mit Tian eingelassen. Er versprach mir ein Heilmittel. Für Vampirismus. Nur sollte ich dafür Mr und Mrs Murdoch etwas antun, ihm zuvor etwas von dem Mittel geben, sodass es Tian ein leichtes wäre, ihn auszuschalten. Allerdings habe ich nichts getan. Hatte ich auch nicht vor, aber er hat davon erfahren. Mr Murdoch. Und nun... ist es hier nicht mehr sicher für mich. Ich muss gehen...“ Er schluckte schwer und sah sie an. Durfte er sie überhaupt fragen? Fragen, ob sie mit ihm käme? Wäre es nicht viel zu viel verlangt? Besonders, da er das Mittel nehmen würde? Ohne zu zögern.

„Das? Nein. Das ist noch von dem Herrn. Von meinem Biss“, antwortete Rubina, die schon versucht war, es sich einfach von der Hand zu lecken, dachte dann aber an Jael und zog es vor, es sich wesentlich gesittener von der Hand zu waschen. Auch wenn es ein wenig schade darum war. Als sie sich ihre Hände abgetrocknet hatte, kehrte sie wieder zurück in das große Zimmer und lächelte Jael an.
„Ich will wirklich nicht darauf herum hacken, aber... bist du dir sicher, dass du nicht willst? Ich hab ehrlich gesagt ein schlechtes Gewissen deswegen“, sagte sie und sah ihn auch aufrichtig schuldbewusst an. „Notfalls.“ Rubina schob ihren Ärmel bis zu ihrem Ellenbogen zurück.
„Kannst du... von mir trinken“