Mutant High II - Das RPG 7

Eher lustlos hatte sich Alessia einen Kaffee (irgendwie musste sie ja wach werden) und ein Toast mit Marmelade geholt. Harold hatte ihr dann noch einen Apfel aufgeschwatzt, der nun eher unbeachtet auf ihrem Tablet lag. Sie nippte an ihrem Kaffee, bis ein, zweimal von ihrem Toast ab, nahm dann noch einen Schluck und gerade als sie die Tasse wieder beiseitestellte, trat Riley auf ihren Tisch zu. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass er die Mensa betreten hatte, sonst hätte sie sich viel schneller überlegt, was sie reagieren sollte. Sie war noch immer verletzt von seinen Worten, war sich aber nicht sicher, wie sie damit umgehen sollte.
„Hey“, antwortete sie leise und ließ den Blick dann auf ihren Teller sinken. Mit Rileys Erscheinen hatte sich auch ihr kleiner Hunger endgültig verflüchtigt.

Ein wenig unsicher lächelte Nick matt und erwiderte das Nicken von Mr. Scott. Anschließend trat er auf ihn zu und sah dabei auch kurz zu Mr. Abidemi. „Entschuldigen Sie, ich vermute, Sie sind wegen Zachery hier, oder? Ich bin mir sicher, seine schulischen Leistungen werden wieder zunehmen… Ich hoffe, Sie werfen ihn nicht von der Schule“, sagte er, wobei er sich gegen Ende an Mr. Abidemi wandte. Beide Männer sahen so ernst und vielleicht auch etwas besorgt drein, was Nick nur noch mehr beunruhigte. Ob Zachery womöglich die Mutant High verlassen soll? Wurde er suspendiert? Oder wechselte er auf eine andere Schule? Ou Mann… wusste Zachery bereits, was beschlossen wurde? Offensichtlich war er nicht mit im Büro gewesen.

Natürlich kam Nick auf sie zu. Es wäre wohl zu einfach gewesen, wenn er einfach weiter gegangen wäre. Dale zwang sich zu einem Lächeln, warf aber Gentle einen schnellen, besorgten Blick zu, als Nick seine Bitte vorbrachte. Sie hatten nicht darüber gesprochen, wie sie mit der Situation umgehen wollten, aber Dale wollte nicht, dass die Schüler reingezogen wurden. Das hier war kein Problem, das irgendwelche aktionshungrigen Teenager lösen konnten, egal wie sehr er vom Gegenteil überzeugt gewesen war, als er selbst das Alter gehabt hatte. Er war älter geworden und schlauer. Zum Glück schien Gentle ihm zuzustimmen und korrigierte Nick nicht. Der Blick, den er seinem Freund zuwarf ließ allerdings auch kein Zweifel daran, dass er erwartete, dass Dale eine Antwort für den Schüler fand. "Mach dir keinen Kopf wegen Zachs schulischen Leistungen, die stehen hier gar nicht zur Debatte", sagte er und hoffte Nick damit zu beruhigen. Ein halbes Lächeln und ein drücken der Schulter später, ließ er gerade genug Pheromone frei, dass Nick sich beruhigt und gut fühlte. Für lange Fragereien hatten sie jetzt wirklich keine Zeit. Den vorwurfsvollen Blick seines Freundes und Schulleiters beantwortete er mit einem non-chalanten Schulterzucken.

Sie sah ihn nicht einmal an. Das war kein gutes Zeichen. Riley fühlte sich direkt noch schlechter, dabei hatte er nicht einmal gewusst, dass das noch möglich war. Eigentlich hatte er vorgehabt zu fragen ob er sich setzen konnte, damit sie über den Abend redeten. Die Finger hatte er schon auf die Rückenlehne des Stuhles gelegt, nach der Reaktion von Alessia ließ er den Plan allerdings fallen. Seine Finger glitten wieder von der Stuhllehne herab und ein wenig unschlüssig stand er vor ihr. Eigentlich trennte sie nur die Breite des Tisches, aber Riley kam es gerade so vor, als wären sie auf unterschiedlichen Welten. "Ich.. Es tut mir Leid. Ich weiß nicht warum ich das gesagt habe. Wenn ich es zurück nehmen könnte... Es tut mir wirklich Leid", sagte er und wurde immer leiser, weil Alessias Haltung ihn nicht gerade ermunterte weiter zu machen.

„Oh. Okay. Danke. Es tut mir leid, wenn ich gestört habe“, sagte Nick, der sich gleich viel beruhigter fühlte und nickte dem Direktor und Mr. Scott freundlich zu. Danach wollte er auch gar nicht weiter stören. Er verabschiedete sich und ging weiter seines Weges. Er hatte zwar nicht erfahren, weswegen genau es nun bei diesem Gespräch gegangen war, aber es waren nicht Zacherys Zensuren gewesen. Das war gut! Dann würde er die Schule nicht verlassen. Nick ging den Korridor entlang, während seine Gedanken weiter umherwanderten. Schritt für Schritt verschwand das Lächeln auf seinem Gesicht jedoch und machte einer nachdenklichen Miene Platz.
Für einen winzigen Augenblick fragte er sich, ob er diese Schule wirklich verlassen sollte. Doch dann dachte er an Paige und lächelte matt. Mit Paige in Italien würde sicher wieder alles gut werden. Auch für Zachery. Ganz bestimmt…

Langsam sah Alessia wieder zu ihm auf, biss sich auf die Unterlippe und nickte langsam. „Ich weiß… Oder besser gesagt, das dachte ich mir schon.“ Sie atmete tief ein und war eigentlich noch immer unschlüssig. Sie war sich nicht einmal sicher, wie sie sich fühlte. Und ob sie ihm verzeihen kann. Oder hatte sie ihm vielleicht schon verziehen? Ein kleiner Teil, vielleicht. Der Teil, der der Meinung war, dass er das nicht so gemeint hatte. Aber gesagt hatte er es trotzdem.
„Das war nicht okay, Riley. Wenn… dich stört, wie ich früher war…“, fing sie an, brach dann aber wieder ab, weil sie nicht wusste, wie sie weitermachen sollte. Vielleicht hatte sie auch einfach Angst davor, was er antworten würde, wenn sie die Frage erst einmal ausgesprochen hätte.
Alessia ließ den Blick wieder sinken und starrte auf den Rest ihres Toasts, das verloren auf ihrem Teller lag.

"Nicht korrekt", murmelte Gentle, als Nick beschwingt verschwand. "Mag sein, aber Nick ist Zachs Ex, soweit ich das gehört habe. Er hat nichts mehr mit ihm zu schaffen. Und sag mir nicht, dass du willst, dass sie losziehen um Zach zu suchen, das würde ich dir keine Sekunde glauben", erwiderte Dale und sah seinen Freund einen Moment dunkel an. Dann wandte er sich um und setzte ihren Weg fort. Es gab immer noch einen Sohn, den er finden musste.

"Nein!", rief Riley und machte einen Schritt näher auf den Tisch zu. "Nein", wiederholte er leiser und schüttelte vehement den Kopf. "Ich bin vielleicht am Anfang zu naiv gewesen um es zu wissen, aber gestört hat es mich nie. Es ist dein Leben. Das kannst du führen wie du es willst. Ich hoffe nur..." Er holte tief Luft und gab sich einen Ruck. "Ich hoffe nur, dass ich ein Teil davon sein darf."

Wie konnte man einem so knuffigen Kerl nicht verzeihen? Alessia lächelte matt und seufzte. Dennoch, so schnell würde sie das nicht vergessen können. Es hatte sie sehr verletzt. Aber sie glaubte ihm auch, dass es ihm sehr leid tat. Es war ihm ja schon so anzusehen.
„Willst du dich setzen?“, fragte sie und deutete auf den Stuhl neben sich. Alessia wartete ab, bis er sich gesetzt hatte und wurde dann wieder ernster. „Wieso hast du das gestern gesagt? Warst du so sauer wegen dem, was ich über Matt gesagt habe? Wenn ja, dann tut es mir leid… Ich weiß, du bist mit ihm befreundet. Es war doof von mir, so etwas über ihn zu sagen…“

Freudig setzte sich Riley auf den Stuhl und strahlte Alessia an. Ein wenig verhalten vielleicht, schließlich war er sich durchaus im Klaren darüber, dass er noch nicht aus dem Schneider war. Ihre Frage war da auch nicht einfach zu beantworten. Wieso hatte er ihr das eigentlich gesagt? "Ich war nicht mal richtig sauer", murmelte er und rieb sich die Nase. "Es hat mich glaub ich einfach genervt, dass du für Nick partei ergriffen hast. Das ist doof, ich weiß. Aber.. Ich weiß nicht, ihr versteht euch so gut und ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll", redete er dann etwas hastig weiter und hoffte, dass es irgendeinen Sinn ergab. Zumindest einen, bei dem Alessia ihn nicht gleich wortlos sitzen ließ.

„Natürlich habe ich für Nick Partei ergriffen. Er ist einer meiner wenigen guten Freunde. Und wenn Paige ihn betrügt, ist das nicht in Ordnung. Natürlich mache ich mir da Sorgen um ihn. Das mit Zach hat ihn schon so übel mitgenommen“, antwortete Alessia, wobei sie ihre Stimme gesenkt hatte. Davon sollte schließlich niemand anderes erfahren. Was sie daran erinnerte, dass sie heute dringend mit Nick darüber sprechen sollte… Wobei, was sollte sie sagen? War sich Riley wirklich so sicher, dass da noch was zwischen Paige und Matt ging? Und wenn ja, wie weit sind sie gegangen? Vielleicht sollte sie besser vorher mit Paige reden…
„Nick ist… nett. Und wie gesagt, ich habe nicht so viele gute Freunde. Er und Naomi waren die ersten nach einer langen Zeit, mit denen ich überhaupt etwas zu tun hatte. Aber… er ist nur ein Freund“, sagte sie und lächelte matt. „Ich verlange ja nicht von dir, dass du ihn mögen musst. Wenn du dir nicht sicher bist, was du von ihm halten sollst, dann verbringe ein bisschen Zeit mit ihm. Er ist wirklich in Ordnung. Aber du musst natürlich nicht…“

Rileys Lächeln verrutschte ein wenig, als Alessia vorschlug, er könnte doch mal Zeit mit Nick verbringen. "Ach.. Er ist doch eh bald wieder bei sich Zuhause", murmelte er und war ganz froh eine so gute Ausrede zu haben. Er bezweifelte auch, dass Nick sonderlich begeistert von dem Vorschlag sein würde. Und dann beruhigte es ihn einfach ungemein, dass Alessia den anderen nur als Freund sah. Was anderes hatte er zwar auch nicht erwartet, aber es tat gut es zu hören. "Und ich hoffe immer noch, dass Paige ihn nicht betrügt und Nick weiß, was da los ist", stellte er klar, klang aber schon nicht mehr so überzeugt wie am Abend vorher. Immerhin hatte er ja auch eine Nacht gehabt um darüber nachzudenken. Und Paige war in letzter Zeit wirklich merkwürdig gewesen.

„Hmm“, machte Alessia. Das hoffte sie auch. Sie konnte dennoch nicht glauben, dass Nick es wusste. Oder ahnte. Zach hatte er schließlich auch keine Ausrutscher erlaubt, wieso sollte er es also jetzt bei Paige hinnehmen? Mal angenommen, da lief bereits… derartiges wieder zwischen Paige und Matt.
Alessia sah seufzend auf ihren Teller und bemerkte so nicht, wie Nick die Mensa betrat. Er holte sich etwas zu Essen und zu Trinken und bemerkte dann die zwei, zu denen er sich gesellte.
„Guten Morgen!“, raunte er lächelnd und nahm an deren Tisch Platz.
„Morgen, Nick“, begrüßte Alessia ihn, erwiderte das Lächeln und nippte dann an ihrer Tasse, wobei sie Riley einen kurzen Blick zu warf. Theoretisch könnten sie ihn einfach fragen… das Problem war, wenn er es nicht wusste, wäre dies ganz schön scheiße.

"Morgen", murmelte Riley, nachdem er Nick einen kurzen Blick zugeworfen hatte. Toll, jetzt wo Alessia in ihm den Zweifel gesäht hatte, konnte er Nick nicht ansehen ohne sich zu fragen ob der Kerl gerade von seiner Schwester betrogen wurde.

Sprung um ein paar Stunden

Hillary trat aus der Dusche und warf Cas ein Handtuch zu, damit er sich abtrocknen konnte. "Ausdauer hast du, das muss man dir lassen", sagte sie mit einem aufreizenden Lächeln und schlang ein weiteres Handtuch um ihren Körper. Mit einer Hand wischte sie sich die nassen Haare über die Schuler und seufzte dann zufrieden, während sie den Anblick noch genoss, den Cas bot, ehe er sich in das Handtuch wickelte. "Hunger? Ich glaub wir haben mindestens das Frühstück verpasst."

„Sie haben es nicht gesendet?“
„Kein einziger Sender. Es ist als hätten sie die Bänder nicht bekommen.“
Ein leises Knurren folgte den Worten zusammen mit hektischen Schritten.
„Hol Michael. Es wird Zeit, dass er seine Fähigkeiten unter Beweis stellt. Wenn sie es nicht freiwillig senden, dann zwingen wir sie dazu. Und hol die Kamera. Wenn sie das erste Video nicht ernst nehmen, dann zeigen wir ihnen, wie ernst wir es meinen!“
Zach hatte keinen Zweifel daran, was das für ihn bedeutete. Dieses Mal würde der Kerl nicht aufhören und die Leute rätseln lassen, was mit ihm passiert war. Dieses Mal wollte er ihnen ein für alle Mal beweisen, wie weit sie gehen würden um ihr Ziel zu erreichen. Er würde sterben. Hier und jetzt. Für einen Moment blieb Zach die Luft weg. Er konnte nicht Atmen, vielleicht war es besser, wenn er es einfach lassen würde. Vermutlich wäre ersticken noch ein netteres Ende, als alles was ihn erwartete. Sein Körper kam allerdings zu einem anderen Schluss. Enttäuschung und Wut vertrieben für einen Moment die Angst, die ihm so tief in den Knochen saß, dass er meinte sie würde nie wieder vergehen. Niemand hatte sich für sein Schicksal interessiert? Kein Einziger? Thomas war in Südafrika, dass wusste Zach, er hätte nie im Leben rechtzeitig Bescheid bekommen und wäre dann in den Staaten gewesen um irgendetwas zu unternehmen. Aber sein Vater? Wieso hatte er nichts getan? Wieso taten seine Freunde nichts? Ernüchternd kam ihm die Erkenntnis, dass er nicht gerade viele Freunde an der Schule hatte. Und nachdem in den letzten Wochen immer mal wieder über Tage in der Stadt geblieben war, wunderte es sicherlich auch niemanden, dass er nicht da war. Niemand dort konnte wissen, was passiert war. Wenn es sie denn überhaupt interessierte. Vielleicht sollte er anfangen das Ganze von der positiven Seite zu betrachten: Das war eine verdammt gute Art nicht wieder an die Schule zurück zu müssen. Und niemand würde jemals wieder durch ihn verletzt werden. Vielleicht war das sein Karma.

„Danke dir“ Casper find das Handtuch auf und begann zuerst seine Haare ein wenig damit zu trocknen. Anschließend seinen Oberkörper und zuletzt den Rest. „Oho, ein Kompliment dieser Art aus deinem Mund… entweder meinst du es nicht ernst und du willst mir nur schmeicheln. Oder du meinst es ernst und in diesem Fall sollte ich mich wirklich geschmeichelt fühlen“, bemerkte er schmunzelnd und streckte sich leicht.
Er wusste, was Frauen gefiel – wie zum Beispiel Ausdauer. Und natürlich noch so einiges andere… Es machte sich durchaus bezahlt, wenn man mit Zach befreundet war und dieser schon früh sämtlichen Frauen und Männer vernascht hatte. Allerdings war es zurzeit doch wesentlich schwierige mit ihm… Cas vermutete, dass es wegen Nick war. Oder besser gesagt, Nick und Paige.
Hillarys Frage riss ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn aufschauen, während er sich das Handtuch um die Hüfte gewickelt hatte.
„Sicher. Hast du was da?“, fragte er und lachte, da er nicht wirklich damit rechnete. „Ich ziehe mich schnell an, dann können wir in die Mensa gehen“, raunte er und griff bereits nach seinen Boxershorts.

Schmollend schob Hillary die Unterlippe schmollend vor und sah Cas beleidigt an. Als würde sie sich solche Dinge ausdenken um sich lustig zu machen. Sowas dachte sie sich nur aus, weil Männer es nunmal mochten ihr Ego gestreichelt zu bekommen. Und wenn der Kerl es Wert war, dann tat sie eben auch hin und wieder unter anderen das. "Natürlich habe ich nichts hier", antwortete sie, immer noch etwas pikiert. Ohne weitere Worte drehte sie sich um und ließ das Handtuch fallen, während sie zu ihrem Kleiderschrank ging. "Das oder das?", fragte sie und drehte sich mit einem eierschalenfarbenen Pullover und einer roten Bluse zu ihm um. Selbst wenn er sich schnell anziehen würde, hieß das ja noch lange nicht, dass sie schlecht angezogen aus dem Zimmer gehen musste.

Leise klopfte Riley an der Tür seiner Schwester und wartete. Alessias Worte gingen ihm nicht aus dem Kopf, deswegen wollte er mit Paige reden und herausfinden, ob sie wirklich Nick mit Matt betrog. Verdammt, das war vielleicht eine komplizierte Schule hier.

Dieses Mal gab es kein Messer, vielleicht war dem Kerl klar geworden, dass er nicht das Zeug hatte ihm einfach die Kehle durchzuschneiden. Oder er wollte die Sauerei vermeiden. Zach hätte ihm allerdings sagen können, dass auch eine Schusswaffe eine ziemliche Sauerei anrichten würde. Immerhin würde es schneller gehen, sofern der Kerl zielen konnte. Während der Kerl wieder seinen Sermon von sich gab, der dieses Mal wesentlich aggressiver ausfiel, ließ Zach nicht die Waffe aus den Augen, die im Hosenbund am Rücken steckte. Sicherheitswarnungen, die ihm in der Schule beigebracht wurden, gingen ihm durch den Kopf. Niemals eine Waffe in den Hosenbund stecken! Es wäre zu komisch, wenn der Kerl sich erst die Pobacke abschießen würde, ehe er zu ihm kommen konnte. Sein Karma schien aber wirklich schlecht zu sehen. Nichts war passiert, als der Kerl die Waffe aus dem Bund zog und sich neben Zach stellte. „Das System wird fallen!“, schloss dieser gerade seine Rede ab und verpasste dem Stuhl auf dem Zach saß dabei einen kräftigen Tritt. Ohne Möglichkeit sich abzufangen landete er schmerzhaft auf dem Beton. Die Luft blieb ihm weg, als sich die Rückenlehne irgendwie unter ihm verkeilt hatte. „Und pass besser auf. Die Rippe ist gerade erst wieder verheilt. Ich will ich nicht nochmal deswegen hier haben!“, gingen ihm die Worte der Schulärztin durch den Kopf, die ihn erst vor wenigen Tagen bescheinigt hatte, dass wieder alles zusammengewachsen war. So wie sich seine Seite gerade anfühlte, war da vermutlich wieder eine Rippe in Mitleidenschaft gezogen. Das geht, den Schmerz kennen wir, dachte er und hätte fast gelacht. Als ob die Rippen noch ein großes Problem werden würden. Ein Tritt in den Bauch erwischte ihn kalt. Würgend schnappte er nach Luft. Der einzige Grund, weswegen er sich nicht übergeben musste, war wohl das sein Magen nichts hatte, was er von sich geben konnte. Der Würgreiz schüttelte ihn immer noch, als er am Kragen gepackt und auf die Knie gezogen wurde. Kalt drückte sich die Mündung der Waffe gegen seinen Hinterkopf. Gut, wenigstens würde der Kerl nicht daneben schießen. Das beruhigte Zach irgendwie, die Aussicht lange Schmerzen zu haben war wesentlich erschreckender gewesen. Er schloss die Augen und wartete auf das unvermeidliche. So war er der einzige, der nicht von der Blendgranate geblendet wurde.

Natürlich hatte sie nichts da. Was würde schon ein Mädchen wie sie hier haben? Sie war bestimmt so eine, die auf ihre Linie achtete. Zumindest hatte sie kein Gramm zu viel. Allerdings auch keines zu wenig. Sie hatte einen wirklich tadellosen Körper – stellte er fest, nachdem sie ihr Handtuch fallen ließ und sich ihrem Schrank zu wandte. Japp. Tadellos.
„Die Bluse“, antwortete er, ohne groß zu überlegen und schlüpfte gleichzeitig in seine Sachen. Der Pullover war nett, aber er fand nicht, dass die Farbe ihr stand. Sie machte sie blass. Und ließ sie vielleicht auch etwas zu brav wirken. Und Hillary und brav passten einfach nicht zueinander.

„Ja?“ Paige löschte rasch die letzte Nachricht auf ihrem Handy und sah auf. Sie war erleichtert, dass es nur ihr Bruder war, der seinen Kopf zur Tür hereinsteckte und schließlich eintrat. Ein Glück nicht Nick. Allein für den Gedanken versetzte ihr schlechtes Gewissen ihr einen Stich. Sie sollte sich schämen… „Hey“, sagte sie und lächelte ihren Bruder schief an. „Ist was? Oder warum verirrst du dich hierher?“, fragte sie möglichst unbeschwert, während sie ihr Handy auf ihrem Nachttisch ablegte.

Verwundert sah Hillary von der Bluse zu Cas und warf den Pullover dann zurück in den Schrank. Ihr Mitschüler wollte sicherlich nur den Ausblick in den Ausschnitt haben, nie im Leben hatte er die Entscheidung aus modischen Gründen gefällt. Das wäre ja als wenn der Rektor plötzlich Alkohol an der Schule zuließ, wenn ein Kerl mal Ahnung von Kleidung hatte. Normalerweise achtete sie nicht auf die Kleidungsberatung ihrer Liebhaber, heute zog sie aber doch die Bluse über und lächelte Cas dann anziehend an. "Und, traust du dich mit mir zusammen hinaus oder müssen wir uns getrennt hinaus schleichen?", fragte sie.

"Hey. Ich hoffe ich störe nicht", sagte Riley und stand etwas betreten vor der Tür. Schade, ein wenig hatte er gehofft, seine Schwester wäre nicht da gewesen. Auf das Gespräch hier freute er sich wirklich nicht. "Ich muss mit dir sprechen", erklärte er und trat ein, als Paige beiseite trat. "Okay.. Ich red einfach nicht lange um den heißen Brei rum", sagte er und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Weiß Nick, dass du mit Matt schläfst?"

Zufrieden nickte Cas und lächelte schief, als Hillary den Pullover wieder in den Schrank warf. Eindeutig die bessere Wahl. Inzwischen war er selbst wieder angezogen und schlüpfte nun zuletzt noch in seine Schuhe. „Ach. Komm schon. Es wissen doch ohnehin schon alle, dass wir miteinander schlafen. Wer wäre also da schon überrascht, wenn ich aus deinem Zimmer komme“, antwortete Casper lachend und zuckte belanglos mit den Schultern. Anschließend ging er zur Tür und legte die Hand auf die Klinke. „Tja. Ich vermute, dir muss ich diese Frage nicht stellen, oder? Was juckt dich schon, was die anderen sagen?“, fragte er schmunzelnd. „Also… bereit?“

Oha. Das hörte sich ernst an. Paige drehte sich auf ihrem Stuhl vollständig zu ihm herum und sah ihren Bruder erwartungsvoll an. Ob es um Alessia gehen würde? Oder um ihre Eltern? Vielleicht das Geburtstagsgeschenkt für Mom? Immerhin rückte ihr Geburtstag näher. Und dann ließ Riley die Bombe platzen. Etwas sprachlos sah sie ihren Bruder an, blinzelte und schüttelte dann vehement den Kopf. „Was? Nein! Wir-Wir schlafen doch nicht-wir-also…“, sagte sie nervös und schluckte. Wem sollte sie etwas vormachen, wenn sie so herumstammelte? Sie konnte sehen, dass Riley es ihr nicht abkaufte. Seufzend ließ Paige die Schulter sinken. „Hat… Hat Matt dir das gesteckt? Wir… es läuft noch nicht lange. Daher… nein. Nein, Nick weiß noch nichts davon“, antwortete sie und wurde gegen Ende immer leiser.

Es kümmerte sie durchaus, was die anderen über sie sagten, aber sie ließ sich das einfach nur nicht anmerken. Immerhin kümmerte es ja auch keinen, was sie sonst so tat. "Wenn du noch länger hier rum stehst und redest, verhungere ich noch. Also sieh zu, dass du deinen hinreißenden Hintern aus der Tür hinaus beförderst", antwortete Hillary, lächelte ihn dabei aber fröhlich an. Cas war nett, auf eine unschuldige Weise. Er wollte nichts ernstes, sah aber auch nicht auf sie herab, weil sie selbst keine Beziehung haben wollte. Das war mal erfrischend anders.

Seufzend sah Riley auf seine Schwester hinab und schloss kurz aufgebend die Augen. "Matt hat mir nichts erzählt. Es war offensichtlich. Wie ihr euch plötzlich wieder anseht. Und miteinander verschwindet. Wirklich Paige. Warum? Ich dachte du bist mit Nick glücklich? Und warum hast du ihm nichts gesagt?", fragte er, während er sich selbst fragte, was bloß in seine Schwester gefahren war. Ob das wieder irgendso eine Nebenwirkung ihrer Mutation war? "Du musst es ihm sagen. Oder mit Matt schluss machen. Besser gleich beides."

„Wie kann ich dich bei diesen Worten auch nur eine Sekunde länger warten lassen“, raunte Casper schmunzelnd, öffnete die Tür und bedeutete Hillary vorauszugehen. Dabei zwinkerte er ihr zu und zog die Tür daraufhin hinter ihnen beiden wieder ins Schloss. „Hast du eigentlich schon Pläne für den Sommer? Fährst du weg?“, fragte er neugierig, während sie den Weg zur Mensa einschlugen. Bis zu den Sommerferien war es nicht mehr lange, kein Monat mehr! Er freute sich wahnsinnig darauf und hatte bereits Flüge nach Deutschland gebucht. Sein Großmutter, die noch in Deutschland lebte, wurde 80, was groß gefeiert wurde. Lange blieb er leider nicht in Deutschland, aber er würde dann noch seine Eltern besuchen, die hier in den USA lebten.

Natürlich. Riley kannte sie und Matt zu gut, natürlich war es ihm aufgefallen. Dumm war er ja nicht. Die Frage war, ob Nick es womöglich auch schon gemerkt hatte? Paige biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe. „Ich… Ich weiß, es war…Ich weiß nicht. Matt kam irgendwann zu mir und wir haben geredet und dann hat er mich geküsst… Ich dachte, es wäre nur ein einmaliger Ausrutscher. Immerhin ist mir Nick wichtig und ich bin wirklich glücklich mit ihm… Aber…aber mit Matt auch… Ich weiß nicht, wie ich Nick das sagen soll… Ich meine…ich… ich mag sie beide…Liebe sie beide…“ Wenigstens dachte sie das. Aber wenn sie ehrlich war, wusste sie, wem ihr Herz mehr gehörte…

Pläne für den Sommer. Seit Wochen sprachen die Schüler hier von nichts anderem mehr, so kam es Hillary jedenfalls vor. Jedes Mal das gleiche, wenn Ferien anstanden. Wieso hatten die Leute keine interessanteren Gesprächsthemen. Es wunderte sie ein wenig, dass Cas sie darauf ansprach, aber vermutlich war er einfach nur genauso langweilig wie alle anderen und ihm fiel gerade nichts anderes ein. "Ich werde wohl zu meinem Vater fahren", sagte sie und zuckte mit so viel Lust die Schultern, dass ihre Meinung zu dem Thema deutlich unterstrichen wurden. Wenn sie es vermeiden konnte hatte sie keinen Kontakt zu ihrem Vater. Auf den Aufenthalt in den Ferien bestand er aber. So fuhr sie hin und fand für den größten Teil der Zeit andere Aktivitäten. Heile Familie konnte der Kerl gerne ohne sie spielen. Der Zug war abgefahren. "Ich nehme an, du besuchst auch Familie?", fragte sie, nur wenig interessiert. Aber besser er antwortete lang und breit und enthusiastisch auf ihre Frage, als dass er nachfragte, warum sie sich nicht auf die Ferien freute.

"Paige", stöhnte Riley leise und hätte sich hingesetzt, wenn hinter ihm was gestanden hätte. "Ehrlich? Dabei sind doch die Frauen, die die mehr Verstand mit Gefühlen haben sollten. Sag es ihm einfach. Wie schwer kann es sein? Nick, ich schlafe mit Matt. Siehst du, ganz einfach, fünf Worte, mehr brauchst du nicht", erklärte er halb verzweifelt und fragte sich, wieso ausgerechnet seine Schwester jetzt so am Rad drehen musste. Warum konnte nicht Nick sie betrügen und er dann sie trösten? Das wäre eine Situation gewesen, mit der er viel besser klar gekommen wäre. Aber seine Schwester als femme fatale? In welchem Film waren sie hier bloß gelandet? "Weder Matt noch Nick sind die Typen für eine zweigleisige Beziehung", fügte er hinzu und bekam gleich drauf leise Zweifel. Von Matt hatte er das angenommen, aber der konnte sich gerade nicht damit herausreden, dass er nicht gewusst hatte, dass Paige was mit Nick hatte. Da fragte er sich fast, was Matt eigentlich vor hatte. Oder in Paige sah. Vielleicht musste er mit dem Älteren auch mal ein Wort reden..

Aha. Also doch. Casper hatte schon diese leise Befürchtung gehabt, sie würde zu ihrem Vater fahren. Entweder das, oder sie blieb an der Schule. Ohne, das er es hätte verhindern können, verzog er kritisch das Gesicht, sagte jedoch zunächst nichts. Wie konnte er auch? Seine Meinung fußte schließlich auf Dingen, die er nur aufgrund seiner Mutation erfahren hatte. Nicht, weil sie es ihm freiwillig erzählt hatte. Daher sah er auch üblicherweise davon ab, die Leute darauf anzusprechen. Üblicherweise. Es brannte ihm regelrecht auf der Zunge, in diesem Fall etwas zu sagen. Allerdings, wer war er schon? Für sie war er nur irgendein Mitschüler, mit dem sie Sex hatte – würde sie überhaupt auf ihn hören? Eher nicht. Vielleicht sollte er es daher besser anders angehen...
„Hättest du Lust stattdessen lieber mit mir zu verreisen?“, fragte er, da ihm nicht besseres einfiel und lächelte sie schief von der Seite an. „Ein bisschen Abenteuer... Und jetzt sag nicht, du stehst nicht auf Abenteuer“, fügte er zwinkernd hinzu. „Wir könnten zelten gehen oder so.“

„Ich weiß. Ich habe es versucht! Wirklich! Aber...immer wenn ich es sagen will, bringe ich die Worte nicht über meine Lippen. Ich will Nick nicht weh tun!“, sagte Paige und wusste selbst, wie sehr das nach einer schlechten Ausrede klang. Dabei war ihr tatsächlich nicht klar, dass sie Nick im Grunde längst weh tat, auch ohne es ihm zu sagen. Denn wenn Riley wusste, dass da etwas zwischen ihr und Matt wieder ging, dann würden es andere auch irgendwann mitbekommen. Auch Nick. „Ich... ich sage es ihm. Versprochen. Morgen. Dann... dann rede ich heute nochmal mit Matt deswegen“, sagte sie und wurde gegen Ende immer leiser. Und bis zu ihrem Gespräch mit Matt, sollte sie sich ganz genau überlegen, was sie wollte. Was sie machen wollte...

Der Vorschlag kam so unerwartet, dass Hillary ein Lachen nicht unterdrücken konnte. Die Vorstellung, dass sie mit Cas die Ferien in irgendeinem Wald und Zelt verbringen würde, war aber auch ziemlich lachhaft. Aus irgendeinem Grund wusste sie sein Angebot trotzdem zu schätzen. Mit einem freundlichen Lächeln legte sie ihm die Hand auf den Arm und schüttelte den Kopf. "Nicht die Art von Abenteuer. Wenn du allerdings ein Hotel in Las Vegas springen lassen würdest und wir die Suite nur verlassen um an den Spieltischen groß abzukassieren, dann würde ich mir das Ganze noch mal überlegen", lachte sie, wohlwissend, dass Cas sich das weder leisten konnte, noch sie damit länger als zwei Tage durchkommen würden. Wenn überhaupt. Ihr Vater würde die Suche einleiten wenn sie mehr als zwei Stunden Verspätung hatte. Und natürlich würden die vermalledeiten Lehrer hier helfen sie aufzuspüren. Keine Chance dem entgehen zu können. Trotzdem war es fast süß von Cas, dass er es vorschlug.

Riley nickte, war aber doch nicht so recht überzeugt, dass Paige es wirklich tun würde. Zumindest klang sie selbst nicht wirklich überzeugt. Bis morgen fand sie sicherlich wieder eine Ausrede, warum es nicht möglich war Nick reinen Wein einzuschenken. Riley mochte von ihm halten, was er wollte, aber das hatte er wirklich nicht verdient. Blieb nur die Frage, wie ein Kerl, der selbst einige Abenteuer hinter sich hatte und nicht wirkte, als könnte man ihm einen Apfel als Banane verkaufen, so blauäugig durch die Welt laufen konnte. Selbst Alessia hatte schließlich mitbekommen, dass da was lief. Wobei er auch beim Thema war. Er nickte nochmal und setzte Paige dann ein Ultimatum, irgendwie: "Wenn du es nicht tust, wird Alessia mit ihm sprechen. Sie hat bemerkt, dass irgendwas anders ist und.. Naja, er ist ihr Freund. Sie ist nicht begeistert." Fast entschuldigend zuckte er die Schultern.

Es wurde geschrien, geschossen und sont noch Krach gemacht, von dem Zach keine Ahnung, was so laut sein konnte. In der ausbrechenden Hektik stieß jemand gegen den Stuhl, an den er noch gefesselt war und wieder ging er mitsamt selbigen zu Boden. Ohne Möglichkeit sich abzufangen schlug sein Kopf hart auf den Betonfußboden und Sterne tanzten vor seinen Augen. Vermutlich ging es den anderen auch nicht gerade besser, zumindest denen, die den Lichtblitz mit völlig geöffneten Augen erlebt hatten. Vermutlich war es ganz gut, dass er sich jetzt auf Fußhöhe befand. Jemand in seiner Nähe, vermutlich der Kerl, der ihn gerade noch hatte erschießen wollen, schien jetzt die Waffe zu nutzen um in alle Richtungen um sich zu schießen. Einige er Schreie klangen, als hätte er etwas oder jemanden getroffen. Da allerdings auch immer wütendere Stimmen forderten, dass die Leute im Raum sich ergaben, schien er nicht die richtigen zu treffen. Wobei Zach zunehmend schwer fiel herauszufinden, wer jetzt die richtigen waren. Dafür war hier einfach zu viel Lärm. Irgendwer stoplerte über ihn und ein Schuh bohrte sich fest in seine Magengrube. Keuchend versuchte er sich kleiner zu machen, was aber verhinder wurde durch den Stuhl. Plötzlich ging alles ganz schnell. Vollkommen in Schraz gekleidete Personen stürmten in den Raum mit Waffen, die die Pistole seiner Entführer fast lachhaft winzig erscheinen ließ. Scheiße!, dachte Zach und wünschte sich unsichtbar werden zu können. Wieso konnte er nicht eine Mutation haben, die ihm tatsächlich etwas nützte? Wobei die Frage vermutlich lauten musste, warum er überhaupt eine Mutation hatte. Ohne wäre sein Leben nur halb so beschissen verlaufen und sicher nicht an diesem Punkt angekommen. Vermutlich. Vielleicht. Er zuckte zusammen als eine Hand auf seiner Schulter landete. "Alles okay?", fragte eine tiefe Stimme, während die andere Hand den unteren Teil der Maske runter zog und ein freundliches Gesicht freigab. Auch wenn der Herr gerade etwas gezwungen Lächelte. Nicht zu verdenken, wo doch immer noch von irgendwoher geschossen wurde. Zeit zum Antworten bekam Zach nicht. Der Mann warf einen Blick über ihn hinweg und sah plötzlich noch weniger begeistert aus. "Wir holen dich erstmal hier raus", entschied er und hatte ein ziemlich bedrohliches Messer in der Hand, mit dem er Zach immer näher kam. Panisch zuckte der zurück. Verdammt, was sollte er auch sonst davon halten, dass ein Fremder mit einer Klinge auf ihn losging. Aufgrund der Fesseln und dem Stuhl war sein Versuch allerdings eher Lächerlich, was der Mann wohl nicht fand. "Hör auf zu zappeln!", befahl er derart schroff, dass Zach vor Angst die Luft weg blieb. Die Chance wurde genutzt. Das Messer durchtrennte die Kabelbinder und Zach stöhnte vor Schmerz, als Blut in seine Hände und Füße zurück floss. Pluspunkte gab es für den Mann, als er nicht einmal fragte ob Zach stehen konnte, sondern sich den Jungen einfach über die Schultern warf. Im Aufstehen klopfte er einer weiteren schwarzgekleideten Figur auf die Schulter, dann bewegten sie sich alle drei aus dem Gebäude heraus. Polizei, entschied Zach, während er den Betonboden unter sich wegziehen sah. Das hieß wohl, dass er sicher war. Hoffte er. Sein Körper mochte mit seinem Geist nicht mehr mithalten und entschied, dass es ein passender Zeitpunkt war der Erschöpfung nachzugeben.

Etwas überrascht und verwirrt blinzelte Casper, als Hillary lachte. Was hatte er gesagt, dass so lustig war? War es wegen dem Zelten? Gut, ja, das hätte er sich eigentlich selbst denken können. Hillary wirkte nicht wie jemand, der zelten ging. Und sie würde damit wohl auch nicht anfangen.
Casper lachte selbst und rieb sich mit der Hand über den Nacken. Seine Frage war albern gewesen und dennoch hatte er es ernst gemeint. „Las Vegas? Ich lasse es dich wissen, sobald ich in der Lotterie das große Los gezogen habe“, antwortete er schmunzelnd. „Vielleicht ja in einem anderen Leben?“ Als sie schließlich die Mensa erreichten, schob Cas die Tür auf, ging hindurch und hielt sie für Hillary auf, bis auch sie eingetreten war. „Und ja. Auf deine Frage hin. Ich besuche meine Eltern, aber auch meine Oma in Deutschland.“

Paiges Magen drehte sich um, nachdem was ihr Bruder zu ihr gesagt hatte. Das mit Alessia. Also musste sie es Nick wirklich sagen. Sie hatte ein Ultimatum gesetzt bekommen und auf gar keinen Fall wollte Paige, dass Alessia es Nick sagte. Langsam und etwas blass um die Nase nickte Paige und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Ich verstehe. Ja… Ich-Ich sage es ihm. Morgen früh. Versprochen“, sagte sie, wobei ihr nur noch schlechter wurde. „Wie viel Uhr haben wir?“, fragte sie und sah sich fahrig um. Sie entdeckte ihr Handy auf dem Tisch und nahm es wieder in die Hand. Sie hatte zwei Nachrichten von Matt. Erst dann bemerkte sie die Uhrzeit.
„Weiß es… sonst wer?“, fragte sie leise und traute sich fast nicht wieder zu ihrem Bruder aufzusehen. Hoffentlich hatten sie nicht mit anderen darüber geredet… Am Ende wussten es alle, nur Nick nicht. Oder… oder vermutete er es vielleicht? Wenn ja, dann hatte er es gut überspielt. Nun hoffte sie beinahe, dass er es schon wusste…

"Dann hast du ja auch genug zu tun", antwortete Hillary und trat an Cas vorbei in die Mensa. Amüsiert lächelte sie vor sich hin und warf einen Blick in die Runde. Viele Leute waren nicht in der Mensa, was nicht so richtig verwunderlich war, da sie irgendwie noch etwas früh für die nächste Mahlzeit waren. "Auf ein anderes Leben werden wir vermutlich vergeblich warten. Aber auf den Lotteriegewinn komme ich gerne zurück." Sie reichte ihm ein Tablett und schob sich dann zur Ausgabe vor.

Riley zuckte mit den Schultern, weil er nicht wusste, ob es noch jemand mehr wusste. "Keine Ahnung. Vielleicht Zach? Kommt vermutlich drauf an, wie gut er Matt kennt oder was Matt ihm alles erzählt", sagte er und sah seine Schwester an. Das war irgendwie ihr Problem und im Moment hatte sie mehr mit Matt zu tun als er und würde wohl hoffentlich besser wissen, wem er was erzählte. "Schieb es wirklich nicht auf. Das ist doch für euch alle kein Zustand."

„Ach, den Lotteriegewinn findest du wahrscheinlich, als das andere Leben? Interessant, wir sollten mal über Religion und Wiedergeburt reden“, gab Casper zurück, machte noch ein paar Sekunden ein ernstes Gesicht, ehe er lachte ihr zuzwinkerte. Mit einem dankbaren Nicken nahm er das Tablett entgegen. „Ich denke, die Chance auf einen Gewinn würde sich vermutlich erheblich steigern, sollte ich tatsächlich mal ein Los kaufen. Mal schauen…vielleicht informiere ich mich mal, was das so kostet“, sagte er und suchte sich sein Essen zusammen.

„Ja… Ja, Zach weiß es wohl. Matt ist zumindest mit ihm schon deswegen aneinander geraten…oder so“, murmelte Paige leise mit Bauchschmerzen. Vielleicht hatte Zach es Nick ja auch schon gesteckt. So unwahrscheinlich war es sicher nicht… Sie vermutete, dass er ihnen das Glück sowieso von Anfang vergönnt hatte. Da hatte er auf sowas doch sicher nur gewartet! Ja, Nick weiß es bestimmt. Dann sollte sie es ihm wirklich sagen. Nur… wie weiter? Wollte sie es weiter mit Nick versuchen? Oder… wieder mit Matt? Das hatte sie ja eigentlich so lang gehofft…
Paige kaute auf ihrer Unterlippe herum. „Ich weiß, ja…“ Paige ließ sich auf ihr Bett sinken und nach hinten fallen. „Wieso passiert mir so etwas immer!? Wieso kann dir sowas nicht mal passieren!?“

Ganz leicht verzog Hillary das Gesicht. Religion und Wiedergeburt, das konnte sie mal kreuzweise. Davon hatte sie schon genug in ihrer alten Schule gehört. Verdammte Heiligen, die meinten sie müssten die ganze Welt retten, ob sie nun wollten oder nicht. Zum Glück meinte Cas es ja nicht ernst. Wäre sonst Schade um den Sex gewesen. "Die steigt dann nicht nur erheblich, die Chance ist dann erst überhaupt vorhanden", rief sie ihrem Mitschüler mit eine, zwinkern ins Gedächtnis. Da sie aber auch keine Ahnung hatte, was ein Lotterie Los kostete, konnte sie ihm die Arbeit nicht abnehmen sich schlau zu machen. Wobei sie wirklich nicht davon ausging, dass er tatsächlich anfangen würde sich Lose zu kaufen. Wofür auch. Sicher nicht, um sie am Ende nach Las Vegas mitzunehmen.

Die Frage konnte Riley seiner Schwester nun wirklich nicht beantworten. Mit einem Schulterzucken ließ er sich neben ihr auf die Bettkante sinken. "Ich bin eben der Vernünfige von uns beiden", schlug er dann doch ernst vor, sah sie von der Seite aber mit einem leichten Lächeln an. Einen Vorwurf konnte er ihr nun wirklich nicht machen, seine Gefühle suchte man sich ja nun wirklich nicht aus. Und er konnte sich durchaus vorstellen, wie unangenehm es sein musste, wenn man gleich für zwei Personen Gefühle hatte und sich nicht entscheiden konnte. Manchmal war es ja schon schwierig Gefühle nur für eine Person zu haben.

Casper holte sich ein paar Pancakes, dazu etwas Obst und einen Teller mit Rührei und Würstchen. Er hatte schon sehr lange nichts mehr gegessen und angesichts der ganzen Essensauswahl war ihm aufgefallen, wie groß sein Hunger eigentlich war. Mit einem zufriedenen Lächeln stellte er schließlich sein Tablet ab und nahm gegenüber von Hillary an einem der freien Tische in der Mensa Platz. „Guten Appetit!“, wünschte er ihr munter und begann dann ebenfalls zu essen. Seinetwegen konnten ruhig alle Wochenenden so laufen. Sex, gutes Essen. Klang vielversprechend. Leider musste er heute noch Hausaufgaben erledigen und lernen. Er wollte in den Prüfungen gut abschneiden…

Paige schob ihren Arm über ihre Augen und lachte trocken auf. „Ja… Und das obwohl du etwas mit Alessia angefangen hast… ´Tschuldige, ist nicht so gemeint. Sie ist echt nett. Hast du gut gemacht. Und Dad wird sie sicher auch irgendwann mögen und aufhören ständig das Schlimmste zu erwarten“, sagte sie und blickte mit einem entschuldigenden Lächeln zu ihm hinüber. Die Wahrheit war, dass er Recht hatte. Er war der Vernünftigere. Und sie war die, die ständig ihre Beziehungen verbockte. Vielleicht täte es ihr mal gut, keine zu haben. Ganz bewusst. Einfach mal eine Weile auf sich gestellt… Dann würde sie sich mal besser in den Griff bekommen, sich, ihre Mutation, ihre Gefühle. „Danke“ Sie langte nach der Hand ihres Bruders und drückte sie. „Dass du nach mir siehst… Und. Naja. Mir ins Gewissen redest.“