Mutant High II - Das RPG 7

"Irgendwer muss es ja tun", antwortete Riley und lächelte seiner Schwester zu. Dann stieß er sie leicht und aufmunternd an. Seine Schwester so niedergeschlagen zu sehen war auch nicht leicht. Wo sie doch seine kleine Schwester war und so, da war er doch auch irgendwie verantwortlich für sie. "Immerhin hast du ein interessantes Leben. Ich mach mir immer nur Gedanken um die Hausaufgaben", versuchte er sie aufzumuntern. Klar war das lahm, aber hey, er kümmerte sich sonst wirklich eher um die Hausaufgaben.

"Schieß doch einer die verdammte Press ab!", knurrte jemand neben ihm. Zach blinzelte und konnte nach einer Weile Personen neben sich ausmachen. Nicht neben sich, über sich. "Guten Morgen Sonnenschein. Wie geht es?", fragte die selbe Stimme, die gerade gefordert hatte die Presse abzuschießen. Zach war sich nicht so sicher, ob er der Frau trauen und die Wahrheit sagen wollte. "Wir bringen dich gleich ins Krankenhaus. Sobald die Deppen da drüben die Straße freigeben, also keine Panik. Das schlimmste hast du hinter dir. Da hast du dich aber in etwas reinmanöviert", fuhr die Frau fort und erwartete wohl keine Antwort von ihm. War Zach auch recht, er hätte eh nicht gewusst was er sagen sollte. Die Schmerzen waren weg, dafür fühlte er sich irgendwie leicht, als würde er schweben. Was für ein Zeug hatten sie ihm da gegeben? Die Frage konnte er sich nicht beantworten, weil ihm Sekunden später die Augen wieder zufielen und er erstmal wieder gar nichts dachte.

Paige lächelte schief, stemmte sich auf ihren Unterarmen hoch, setzte sich auf und schlang dann kurzerhand ihre Arme um ihren Bruder. Sie drückte Riley und hoffte, ohne groß etwas zu sagen, wie lieb sie ihn hatte (auch wenn sie manchmal zickig oder anstrengend war) und dass er ein sehr, sehr guter Bruder war. Vermutlich war er ein besserer Bruder, als sie seine Schwester war, was ihr ziemlich zu denken gab. Sie sollte wirklich einiges in ihrem Leben ändern…
„Ein interessantes Leben?“ Paige lachte und entließ Riley wieder aus der Umarmung. „Ich glaube, es täte mir mal ganz gut, wenn ich ein weniger interessantes Leben hätte… Und mehr Interesse an meinen Hausaufgaben“, sagte sie und lächelte bitter. „Außerdem… ist dein Leben doch nicht langweilig. Überlege doch mal, seit wir hier an der Schule sind- du kamst mit Alessia zusammen! Und hast dich sogar mit einem Kerl wie Spike angefreundet. Außerdem hast du Leute aus der Zukunft kennengelernt… Du hast da draußen für eine bessere Zukunft gekämpft. Also das klingt in meinen Ohren alles andere als ein langweiliges Leben.“

Zach hatte das Gefühl, dass er seit Stunden von Arzt zu Arzt geschoben worden war. Und das schlimmste, was ihm fehlte war, dass die Schulter wieder ausgekugelt war. Okay, die Gehirnerschütterung war auch nicht ganz ohne. Die war wohl auch schuld daran, dass er nicht mitbekommen hatte wie viel Zeit tatsächlich vergangen war. Als er endlich wieder in der Nähe einer Uhr war, war es schon Nachmittag. Musste ihm das zu denken geben? Dass er seit Stunden hier war und außer Ärtzen niemanden gesehen hatte? Vor seiner Tür wurde es laut, dann wurde die Tür aufgerissen und sein Vater stand im Raum. Und er sah nicht begeistert aus. Erst dachte Zach, dass es wegen ihm war, dann drehte sich sein Vater aber um und dem hektischen Schritt zurück, den die Person hinter ihm tat, sah er immer noch teufelswild drein. "Nein. Ich werde nicht gehen. Sie verlassen jetzt diesen Raum und lassne mich verdammt nochmal zu meinem Sohn!", schimpfte sein Vater so vehement, dass Zach überrascht dreinschaute. Normalerweise behalf sein Vater sich anders, als mit Wut. Im selben Moment ging ihm aber auch auf, dass es nicht niemanden interessiert hatte, was mit ihm passiert war, sondern dass niemand zu ihm gelassen worden war. Die Tränen kamen unterwartet, weswegen sie ihm immer noch in den Augen standen, als sein Vater die Tür lautstark geschlossen hatte und sich wieder seinem Sohn zuwandte.

"Nein, ich denke sie sagt es ihm wirklich. Sie ist echt nicht froh darüber, wie das gerade läuft. Nick hintergehen war wirklich nicht ihr Plan", versicherte Riley zum wiederholten Male seiner Freundin und lächelte Alessia beruhigend an. Schließlich musste Paige ja auch die Chance bekommen Nick überhaupt etwas zu sagen, ehe Alessia losstürmte. Und sie hatte es nicht gerade gut aufgenommen, dass Paige ganz genau wusste, was sie da tat. "Na komm, schmoll nicht. Das ganze hat sich bald geklärt, ganz sicher", versuchte er weiter Alessia aufzumuntern und legte ihr die Arme um die Mitte.

Hillary hatte sich in den Gemeinschaftsraum begeben und auf das Sofa gelümmelt. Mehr oder weniger lustlos zappte sie sich durch die Sender, fand aber nichts, was wirklich interessant war. "Halt!", rief jemand und packte ihre Hand, ehe sie den Sender wechseln konnte. Wütend sah sie hoch und wollte den Störenfried, der ausgerechnet bei Nachrichten angehalten hatte zur Sau machen. Dann erkannte sie allerdings Carlos, der schon einige Jahre älter war und fast schon selbst dabei war hier Lehrer zu werden. Weil er aber auch verdammt heiß war, versuchte Hillary sich mit ihm gut zu stellen, also fauchte sie nicht los. "Warum? Kannst du die nicht an deinem Laptop gucken? Da passiert doch eh nichts interessantes", maulte sie stattdessen und war etwas eingeschnappt, als Carlos nicht einmal reagierte. Sein Blick war so fest auf den Bildschirm gerichtet, dass Hillary seinem Blick einfach folgen musste. Eine Menge schwarz gekleideter Kerle mit dem unverkennbaren S.W.A.T. Schriftzug auf dem Rücken waren dabei andere, recht unscheinbare Personen, die sich aber heftig wehrten (sofern sie dazu in der Lage waren), in gepanzerte Wagen zu verfrachten. Im Hintergrund sah man einen Krankenwagen stehen um den herum einige Sanitäter wimmelten. Dann wechselte der Blick zurück zum Nachrichtensprecher und es wurde ein weiterer Krankenwagen sichtbar. Neben dem eine Trage stand auf der jemand lag. Als die Sanitäterin beiseite trat konnte man auch das Gesicht der Person sehen und schon war Hillary klar warum Carlos so interessiert war.

„Das will ich aber auch für sie hoffen“, murrte Alessia, die Arme vor der Brust verschränkt und auf ihrem Gesicht ein eher finsterer Ausdruck. „Oh. Wie gut, dass es ‚nicht ihr Plan‘ gewesen war, Nick zu betrügen. Nur doof, dass sie es trotzdem tut. Seit – wie lange? Ein, zwei Wochen? Drei?“ Sie schob das Kinn nach vorne und schnaubte. „Ich schmoll nicht, ich bin sauer. Ich hoffe wirklich, dass sie das klärt. Es ist nämlich das allerletzte, was sie da tut! Ich weiß, sie ist deine Schwester – sie baut echt Scheiße. Dafür hat sie wirklich ein Händchen… Und wäre sie übrigens nicht deine Schwester, hätte ich schon längst ein paar Spinnen zu ihr geschickt“, fügte Alessia leiser hinzu.

Als Carlos dafür sorgte, dass Hillary auf dem Nachrichtensender blieb, sah Nick neugierig auf. Scheinbar war irgendetwas größeres in der Stadt passiert. Unweigerlich dachte er an den Kampf gegen die Bruderschaft und sein Magen zog sich zusammen. Ohne groß darüber nachzudenken, trat er näher an den Fernseher. Neben ihm traten auch noch einige andere näher und schnappten auf, als sie das Gesicht sahen. „Ist das Zach?“, raunte Casper, der seine Hände auf die Rückenlehne des Sofas legte. Nicks Beine hatten sich selbständig gemacht, sodass er nun einen Meter vorm Fernseher stand. Das war Zachery gewesen. In seinem Kopf ratterte es. Hatte er ihn gestern gesehen? Heute? Nein. Dann fiel ihm ein, dass Zachs Vater gestern hier gewesen war und mit Mr. Abidemi gesprochen hatte. Was um alles in der Welt war passiert!? Nick angelte aus seiner Hosentasche sein Handy heraus, war bereits im Begriff, Zacherys Nummer zu wählen, hielt dann jedoch inne. Stattdessen hörte er beunruhigt weiter dem Bericht in den Nachrichten zu.

Hm, da war sie wohl verstimmter, als er gedacht hatte. Riley ließ seine Arme wieder sinken, in der Annahme, dass sie die Nähe jetzt nicht wollte. "Ich weiß. Und sie auch. Aber komm, wer von uns hat nicht schon mal Scheiße gebaut? Willst du den ersten Stein schmeißen?", fragte er und lächelte versöhnlich. "Na komm, sie wird das schon klären. Die finden eine Lösung, ganz sicher." Wobei er selbst sich nicht sicher war, wie diese Lösung aussehen mochte. Er bezweifelte, dass Paige Matt aufgeben würde. Nicht wo sie so zielsicher immer wieder zu ihm zurück fand.

"Was machst du nur für einen Scheiß?", fragte Dale seinen Sohn und sah recht erleichtert auf ihn runter. Ein Glück, dass sie ihn in einem Stück wieder bekommen hatten. Zach schniefte und wandte den Kopf ab, während er mit den Schultern zuckte und dann schmerzhaft den Mund verzog. Die Schulter hatte er vergessen. "War nicht wirklich Absicht", verteidigte er sich und spürte die Hand seines Vaters leicht auf seiner Schulter. "Ich weiß. Thomas ist in ein paar Stunden auch hier. Er hat das erste Flugzeug genommen, dass er kriegen konnte. Im Moment müsste er schon irgendwo über dem Atlantik sein. Ruh dich einfach aus. Wenn er hier auftaucht und um dich herum pusselt, wirst du es brauchen."

Nein, den ersten Stein sollte sie wirklich nicht schmeißen. Niemand, der im Glashaus saß, sollte das. Und Alessia saß wohl in so einem. Schnaubend stieß sie die Luft aus, sah kurz darauf aber ein wenig versöhnlicher aus. Sie nahm Rileys Hand und drückte diese kurz. „Gut. Ich mische mich nicht ein. Sie solle es ihm heute sagen und es mit ihm klären. Aber… Wenn sie es nicht tut. Und er morgen Früh noch immer keine Ahnung hat, würdest du es mir arg übel nehmen, wenn ich ihr ein paar wenige Spinnen aufs Zimmer schicke?“, fragte sie und lächelte ihren Freund entwaffnend an.

Nick lief zügig durch den Gang, wobei er sich selbst nicht sicher war, wohin er eigentlich ging. Die Nachrichten eben… Zachery… In seinem Kopf herrschte Chaos. Ging es ihm gut? Was war passiert? In welchem Krankenhaus lag er wohl? Ob Mr. Abidemi es wusste? Ob er es ihm sagen würde? Er wollte nach Zachery sehen, schauen, ob es ihm gut ging. Sollte er recherchieren, in welches Krankenhaus man ihn gebracht hat? Vielleicht stand etwas im Internet… oder er fragte doch seinen Direktor. Bei all den wirren Gedankengängen achtete Nick nicht so wirklich, wohin er lief und landete schließlich in einem der zu dieser Tageszeit leeren Korridore. Mit der Ausnahme, dass er nicht so ganz leer war, wie es zuerst den Anschein hatte. Nick blieb abrupt stehen, als er in einiger Entfernung zwei Gestalten entdeckte. Paige. Und Matt. Sie redeten leise miteinander und hatten ihm den Rücken zugekehrt. Nach einer Weile legte Matt eine Hand an ihr Gesicht, Paige sah zu ihm auf und dann küssten sie sich. Sehr lange. Langsam machte Nick ein paar Schritte rückwärts, ehe er sich umdrehte und um die nächste Ecke verschwand.

Riley erwiderte den Durck und musste auf ihren Blick hin laut lachen. Als könnte er ihr dann irgendwas abschlagen und sie wusste das. "Kommt drauf an, was deine Spinnen denn da machen und vor allem wo sie sind", sagte er amüsiert und zwinkerte ihr zu. Etwas ernster nahm er dann aber ihre zweite Hand und drückte beide sanft. "Wirklich, ich möchte ungern zwischen euch stehen, weil ihr einen schlimmen Streit habt. Nenn mich verklärt, aber ich wünschte wir könnten uns alle miteinander vertragen."

„Och. Sie sind vielleicht in ihren Schuhen. Oder über ihrem Bett. Oooder auf ihrem Bett…“, antwortete Alessia mit einem schiefen Lächeln und zuckte mit den Schultern. Dann nahm er ihre Hände und sie seufzte. „Ich weiß… Und noch streiten wir doch gar nicht. Nicht so richtig. Aber… du musst zugeben, deine Schwester legt es auch ziemlich darauf an, dass ich nicht richtig warm mit ihr werde. Zugegeben… als sie mit Nick zusammenkam, konnte ich eigentlich ganz gut mit ihr… bis ich erfahren habe, dass sie ihn betrügt“, raunte sie und warf Riley einen kritischen Blick zu.
Immerhin war es Paige gewesen, die für den ersten Streit zwischen Riley und ihr gesorgt hatte – und damit hatte sie auch deren erstes Mal irgendwie ruiniert. Es hatte ziemlich gedauert, bis Alessia ihr das verziehen hatte.

Sein Kopf fühlte sich an, als wäre ein Sturm darin gewesen. Zuerst war er es laut gewesen und jetzt war es still und ihm fiel es schwer, seine Gedanken zu sammeln. Nick stand auf dem Gang zu seinem Zimmer und fragte sich, ob das, was er eben gesehen hatte, tatsächlich echt gewesen war. Paige und Matt. Ein Kuss. Vielleicht war es nur ein Kuss gewesen. Ein kleiner Ausrutscher. Nick ging die letzten Schritte zu seiner Tür, schloss auf und ging hinein. Etwas verloren stand er dort. Marco schien nicht da zu sein. Besser so. Nick ließ sich auf sein Bett sinken und wusste nicht mehr, was er eigentlich dort gewollt hatte, in dem Gang in dem die beiden… Er dachte an die letzten Wochen, daran, dass Paige komisch gewesen war. War das etwa wegen… Lief da schon länger etwas, was vielleicht über Küssen hinausging? Nick wurde schlecht. Und dabei hatte er gedacht, dass Paige ihm nie so etwas antun würde. Bei Zachery… Mit einem Ruck ging Nicks Blick nach oben. Richtig! Zachery! Nick sprang von seinem Bett auf, schnappte sich seine Jacke, Geldbeutel und Handy und verließ sein Zimmer wieder.

"Ich weiß", seufzte Riley und dachte an die Male zurück, bei denen es geknirscht hatte. Und am Ende auch seine Beziehung zu Alessia berührt hatte. Sicher war er auch nicht immer zufrieden mit seiner Schwester, aber sie war kein schlechter Mensch. Nur in letzter Zeit vielleicht etwas.. unüberlegt. Vom Weg abgekommen? Zumindest tat sie Dinge, die sie eigentlich besser wusste. "Ihr seid euch vermutlich zu ähnlich. Zumindest seid ihr beide gleich Stolz und wollt nicht nachgeben. Meine Mutter ist auch so", sagte er und lächelte seine Freundin gewinnend an.

Zu ähnlich? Alessia rümpfte die Nase und sah ihren Bruder nicht gerade sonderlich begeistert an. Stolz? Unnachgiebig? So sah er sie also? Sie hob skeptisch eine Braue und seufzte, als er dann auch noch von seiner Mutter sprach. „Aha. Du siehst also in mir deine Schwester und deine Mutter? Sollte ich mir deswegen Sorgen machen? Und wenn nicht, dann vielleicht darüber, dass du für mich stolz und unnachgiebig hältst? Liebst du mich auch noch für charmantere Eigenschaften, oder ist das alles?“, fragte sie und sah ihn mit einem schiefen Lächeln fragend an.

Mr. Abidemi war nicht da gewesen, zumindest war sein Büro verschlossen gewesen, als Nick angeklopft und versucht hatte, die Tür zu öffnen. Mist. Aber er würde schon herausfinden, wo sie Zachery hingebracht hatten! Er hastete durch die Gänge, blieb nicht stehen und sah in keines der Gesichter, das ihm entgegen kam. Rasch ließ er das Gebäude der Schule hinter sich und suchte die Bushaltestelle auf. Dort angekommen, begann er im Internet zu recherchieren, während er auf den Bus wartete. Sollte er auch dort nicht fündig werden, würde er wohl einfach bei ein paar Krankenhäusern anrufen und behaupten, er sei Zacherys Bruder. Oder so. Irgendwie musste er es herausfinden.

"Ich liebe vor allem diese deiner charmanten Eigenschaften", antwortete Riley mit einem ehrlichen und liebevollen Lächeln. "Außerdem bist du aber auch ehrlich, liebevoll und und furchtbar heiß. Möchtest du noch andere Qualitäten hören oder glaubst du mir auch so, dass ich in die nicht meine Mutter oder Schwester sehe?" Mit einem Dackelblick sah er Alessia an und hoffte ihre Stimmung damit endlich wieder etwas zu heben.

Dale sah auf sein Handy und seufzte leise. Thomas Flug hatte Verspätung, er würde noch einige Stunden brauchen. Er warf einen Blick auf seinen Sohn, der schlief. Zumindest hatte er die Augen geschlossen und mit den Medikamenten und nach den letzten zwei Tagen war es recht naheliegend, dass er schlief und nicht nur so tat. Das Problem, das Zach hatte, hatten sie wohl alle unterschätzt. Und ihm war immer noch nicht klar, wie er überhaupt in diesem Schlamassel gelandet war. Dabei passierte Zach sonst nie etwas, von dem er nicht wollte, dass es passierte.

Bei dem ‚furchtbar heiß‘-Part musste Alessia lachen und damit hatte er es auch schon geschafft, ihre Laune zu heben. Und ihr gleichzeitig zu schmeicheln, nachdem er nicht ganz so geschickt angefangen hatte. „Ich könnte dir zwar ewig zuhören, aber nein, du musst nicht noch mehr Qualitäten aufzählen, die ich vorzuweisen habe. Es freut mich ungemein, dass du in mir nicht deine Schwester oder deine Mutter siehst“, sagte sie, lächelte charmant und kam dabei Riley sehr nahe. Lächelnd lehnte sie sich zu ihm vor und küsste ihn sehr sinnlich und ausgiebig.

Nick saß im Bus und telefonierte bereits mit dem fünften Krankenhaus, aber endlich schien er Glück zu haben. Eine Frau war dran gegangen und er konnte seine erlogene Geschichte erzählen und ein bisschen auf Trändendrüse drücken, sodass sie schließlich bejahte, dass Zachery Scott bei ihnen im Krankenhaus ist. Das hatte ihm gereicht! Er legte auf, suchte die Adresse heraus und schlug nach, wie er am schnellsten dorthin kam. Nach drei Haltestellen stieg er aus, um in einen zweiten Bus zu steigen, der ihn direkt zum Krankenhaus bringen sollte.

Sprung um einige Stunden, 23 Uhr

Hektisch lief Thomas in das Krankenhaus und schnappte sich die erste Schwester, die er finden konnte. Nach kurzem Fragen hatte er herausgefunden wohin er musste um seinen Sohn zu finden und stürmte weiter. Jedenfalls bis ihm ein bekanntes Gesicht im Augenwinkel auffiel. Kurzfristig abgelenkt blieb er stehen und erkannte Nick, der über ein paar Stühle ausgestreckt lag. Das konnte doch nicht bequem sein. Und überhaupt, warum war er hier? "Nick?", fragte Thomas und trat auf den Jungen zu. Als er nicht reagierte, wiederholte Thomas dessen Name lauter. "Was machst du hier?", fragte er weiter, als Nick die Augen aufschlug und sich hinsetzte.

Verschlafen blinzelte Nick und brauchte etwas, bis er erkannte, wer ihn da geweckt hatte. „Mr. Scott“, stellte er fest und setzte sich auf. „Ich hatte die Nachrichten gesehen. Ich wollte zu Zachery. Aber die Besuchszeiten für Nicht-Angehörige sind längst vorbei und deswegen hat man mich nicht mehr zu ihm gelassen. Und… naja… da dachte ich, warte ich hier. Mr. Scott, geht es ihm gut? Ist Zachery… Wie geht es ihm?“, fragte er, wobei seine Zunge ein, zweimal über ein paar Worte stolperte. In seinem Gesicht stand deutlich ein Ausdruck, der sagte, dass er das einfach unbedingt wissen musste. Sollte Zachery… Oh Gott. Daran wollte er lieber nicht denken. Als er vor einigen Monaten mit ist, um bei diesem Kampf teilzunehmen… da hatte er schon so furchtbare Angst um ihn gehabt. Deswegen war er ja überhaupt in diesem Gang gewesen, um mit ihm zu reden… um ihn vielleicht davon abzuhalten… Doch dann war Paige aufgetaucht und hatte ihn geküsst.

Die Nachrichten gesehen und deswegen war er hier? Nicks Erklärung gab nicht wirklich Sinn, dafür war er aber umso nachdrücklich. Soweit Thomas sich erinnerte, waren er und sein Sohn kein Paar mehr. Was als Teenager natürlich nicht viel hieß. Und Zach war in letzter Zeit recht verschwiegen gewesen, weswegen sich die Situation durchaus geändert haben konnte. Aber irgendwie mochte Thomas daran nicht recht glauben. "Bist du mit dem Bus hier?", fragte er stattdessen und zog nachdenklich die Nase kraus, als Nick das bejahte. Um diese Uhrzeit würde er keinen Bus zurück zur Schule mehr bekommen. Und er konnte ihn auch nicht hier so liegen lassen, oder sitzen. "Komm. Ich bin gerade auf dem Weg zu ihm. Dann können wir beide sehen wie es ihm geht", antwortete er und hoffte damit nicht zu viel Falsch zu machen. Vermutlich war Zach aber sowieso am schlafen und sie würden Nick wieder zur Schule schicken oder bringen können, ohne dass Zach etwas davon mitbekam.

„D-Danke, Mr. Scott“ Nick stand von den Plastikstühlen auf und streckte sich kurz. In seinem Kopf kamen langsam all die Fragen zurück, die nur von der Müdigkeit verdrängt worden waren. Allerdings traute er sich nicht, sie Mr. Scott zu stellen. Oder anders gesagt, er befürchtete, dass er es sich am Ende noch anders überlegen würde und Nick Zachery nicht zu sehen bekam. Oder noch bis morgen warten musste, um zu erfahren, wie es ihm ging. Also blieb er lieber still und folgte ihm durch das Krankenhaus. Es war ihm schleierhaft, wie man sich hier zurechtfinden konnte. Alles sah gleich aus. Sogar die Krankenschwestern sahen alle gleich aus. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er ihnen nicht viel Aufmerksamkeit schenkte. Als sie schließlich die Tür erreichten, hinter der sich Zachery befinden sollte, zögerte Nick. „Ich kann… ich kann auch hier draußen warten und Sie sagen mir dann einfach, ob es ihm gut geht… Ich bin mir nicht sicher, ob er mich sehen wollen würde…“, sagte Nick und wurde gegen Ende leiser.

Die Hand an der Klinke drehte Thomas sich halb zu dem Schüler um und sah in zweifelnd an. "Du bist den ganzen Weg hergekommen und hast gewartet, nur damit du jetzt unverrichteter Dinge wieder gehst?", fragte er und runzelte die Stirn. Dann stand es zwischen den beiden wohl doch nicht so gut, wie es gewirkt hatte. "Nein", entschied Thomas und griff mit der freien Hand nach Nicks Ellenbogen. Immerhin konnte er den Jungen nicht einfach hier rumlaufen lassen. "Du kommst mit rein und kannst dann selber sehen wie es ihm geht." Mit den Worten öffnete er die Tür und zog sie beide in das Zimmer.
Als die Tür aufging, sah Dale auf und lächelte liebevoll, als er seinen Mann erkannte. Das Lächeln wurde etwas verhaltener und neutraler, als er Nick hinter Thomas sah. "Da bist du ja endlich. Wie geht es dir?", fragte er und nahm Thomas kurz in den Arm.

Unverrichteter Dinge. So würde es Nick nicht gerade nennen. Immerhin würde er ja warten zu erfahren, ob es Zachery gut ging. Doch ehe er irgendwelche Widerworte hervorbringen konnte, nahm Mr. Scott ihn auch schon am Ellenbogen und zog ihn mit sich in das Krankenzimmer. Und dann war er plötzlich drin. Zuerst sah er Mr. Dale Scott, der seinen Mann begrüßte. Nick lächelte ein wenig verhalten, dann fiel sein Blick auf Zachery, der im Bett lag. Ganz langsam sanken ihm seine Mundwinkel nach unten und er machte einen Schritt auf das Bett zu.
Bekümmert und besorgt sah er seinen Mitschüler an und schluckte. „Geht-Geht es ihm gut?“, fragte er leise und sah mit schwer klopfendem Herzen zu Mr. Scott auf.

"Natürlich geht es mir gut", wehrte Thomas etwas unwirsch ab. Er war nur durch die kleine Hölle der Langstreckenflüge gegangen, während ihr Sohn ganz anderes hatte ertragen müssen. Nick trat an ihnen vorbei und gab ihnen damit einen Moment sich zu begrüßen. Da Thomas aber auch wissen wollte wie es Zach ging, sah auch er Dale fragend an. "Sicher geht es ihm gut. Es ist nichts lebensbedrohliches. Kopfschmerzen wird er haben und die Schulter ist wieder ausgerenkt", antwortete Dale mit einem beruhigenden Lächeln. Die Art, wie er sprach sagte Thomas, dass es nicht ganz so einfach war, aber er begrüßte die Weitsicht Nick das nicht auf die Nase zu binden. Trotzdem sah er Dale fragend von der Seite an und bekam ein kurzes Kopfschütteln zur Antwort. Beruhigter ging er zum Tisch und stellte seine Tasche ab.

Zach war immer noch müde. Es fühlte sich an, als hätte er gerade erst die Augen geschlossen, aber die Stimmen waren hartnäckig. Und etwas an ihnen ließ sein Herz schneller schlagen. Nicht auf die angenehme Weise. Nein, nicht etwas, eine! Blinzelnd öffnete er die Augen und stellte fest, dass er nicht falsch gehört hatte. Nick war tatsächlich da, direkt neben ihm. Ein Glück, dass er ihn nicht ansah, Zach hatte nämlich absolut keine Ahnung, wie er reagieren sollte. Wobei er sich hauptberuflich darüber wunderte, warum Nick überhaupt hier war.

Nick atmete erleichtert aus und man sah ihm an, dass ihm ein Stein (vielleicht auch ein ganzes Gebirge) vom Herzen fiel. Es war nichts lebensbedrohliches. Dem Himmel sei Dank! Er hatte sich nicht vorstellen wollen, was gewesen wäre, wenn Zachery… Nick atmete tief ein und versuchte, das klamme Gefühl zu bekämpfen. Kopfschmerzen. Ausgerenkte Schulter. Nichts, woran er sterben könnte. Bestimmt ging es ihm bald wieder besser. „Ein Glück“, sagte Nick, wandte sich zu seinem Mitschüler wieder um und bemerkte zu seiner Überraschung, dass er ihn ansah. „Zachery!“ Nick machte einen weiteren Schritt auf ihn zu, blieb dann aber abrupt stehen. Sicherlich wollten seine Eltern mit ihm allein sein… außerdem sah Zachery ihn nicht gerade erfreut an.
„H-Hey. Du-du warst in den Nachrichten. Nur ganz kurz hat man d-dich gesehen. Aber das hat gereicht… Ich hatte eine scheiß Angst um dich“, antwortete er auf Zacherys Frage, was er hier wolle und stolperte hier und da vor Nervosität über seine Zunge.

Als Nick plötzlich den Namen ihres Sohnes rief, sahen die beiden Männer in die Richtung, blieben aber erstmal stehen wo sie waren. Auch weil da scheinbar noch etwas ungeklärtes zwischen den beiden Jungs stand. Zumindest war Zachs erste Reaktion zu fragen, was Nick eigentlich hier wollte. Dale sah zur Tür und nickte in ihre Richtung. Thomas nickte und gemeinsam verließen sie leise das Zimmer.

Nicks plötzlicher Ausruf seines Namens ließ Zach zusammenzucken. Es tat gut ihn diesen aussprechen zu hören, gleichzeitig wollte er gar keine Hoffnungen aufkommen lassen, wo keine waren. Weswegen er vermutlich auch etwas unwirsch klang, als er fragte, was Nick hier suchte. "In den Nachrichten?", fragte er leicht fassungslos und und rieb sich die Stirn. Großartig, jetzt wusste die ganze Schule was los war. Als wäre alles andere nicht schon genug. Andererseits, vielleicht ließen seine Väter ihn ja endlich die Schule verlassen. Zach fiel zwar das untypische Haspeln auf konnte sich darauf aber keinen anderen Reim machen, als dass Nick eigentlich gar nicht hier sein wollte. Vielleicht war er von allen anderen ja geschickt worden. Okay, unwahrschienlich. Er holte tief Luft und sah Nick wieder an. "Okay, danke, dass du hier warst. Du siehst ja, dass es mir gut geht", sagte er und lächelte gezwungen.

Er wollte seine Ruhe haben. Kein Wunder, dass Zachery wollte, dass er ging. Nicht nur, dass er sicher erschöpft sein musste, Nick war vermutlich auch der letzte, den er jetzt sehen wollte… Anders als seine Väter. Nick sah über die Schulter, musste allerdings erstaunt feststellen, dass sie inzwischen allein waren. Beide Mr. Scotts mussten sich wohl hinausgeschlichen haben, als Nick nur Augen für Zachery gehabt hatte. Mit pochendem Herzen, als wäre er einen Marathon gelaufen, sah Nick wieder zu seinem Mitschüler.
„Ist das denn so? Geht es dir… geht es dir gut?“, fragte Nick, schluckte und machte einen zaghaften Schritt auf das Bett zu. „Soll ich dir… kann ich dir irgendetwas bringen? Draußen im Warteraum ist ein Automat. Ich kann dir aufzählen, was alles drin ist. Ich stand bestimmt eine halbe Stunde davor, bevor ich mich auf die Stühle gelegt habe… und dein Vater mich gefunden hat.“

Stirnrunzelnd ließ er die Hand sinken und sah zu Nick hoch. Was wollte er denn eigentlich? Ihm was aus dem Automaten vor der Tür holen? Es war Mitten in der Nacht. "Nein, ich brauche nichts. Danke", sagte er und verkniff sich ein Kommentar über Nicks Motivation. Immerhin hatte er sich hierher begeben und dann am Ende wohl vor verschlossener Tür gestanden. Jedenfalls wenn er die Wahrheit sagte und wieso sollte er lügen. "Was ist mit Paige? Wartet sie unten? Oder wartet sie an der Schule auf dich? Dann solltest du vielleicht schnell wieder zurück, sonst wird sie noch ungeduldig", fragte er dann. Eigentlich ein schmutziger Trick, Nick daran zu erinnern, dass er eine Freundin hatte. Aber irgendwie erinnerte er sich auch selbst daran, dass Nick sein Ex war und keinerlei Interesse an ihm hatte. Zumindest nichts über seinen Körper hinaus.

Also nichts vom Automaten. Dass es dafür womöglich schon viel zu spät sein könnte, kam Nick überhaupt nicht in den Sinn. Er wusste nicht, wie viel Uhr sie inzwischen hatten. Also nickte er nur und blieb an Ort und Stelle stehen. Dann fuhr Zachery fort und sowie er Paiges Namen in den Mund nahm, zuckte Nick zusammen. Paige. Unweigerlich kam ihm das Bild von ihr und Matt in den Sinn. Wie sie sich auf dem Gang geküsst hatten. Nick schluckte schwer, schien kurz zu taumeln und nahm dann beinahe ächzend in dem Stuhl neben Zacherys Bett Platz.
„N-Nein. Sie wartet nicht auf mich“, antwortete Nick leise. Einen kurzen Augenblick fragte er sich, ob Zachery es wohl wusste. Ob Matthew ihm etwas gesagt hatte. Aber er wollte nicht fragen und er wollte es auch nicht wissen. Er war nicht in der Stimmung für noch mehr zermürbende Informationen an diesem Tag. „Ehrlich gesagt… will ich nicht zurück an die Schule. Lieber würde ich hier bleiben, wenn es in Ordnung für dich wäre… Ich kann auch draußen im Wartebereich übernachten.“

Das war eine merkwürdige Reaktion. Zach drückte sich halb auf einem Ellenbogen hoch und sah Nick leicht besorgt an. Ob er mitbekommen hatte, was zwischen Matt und Paige lief? Da konnte er Zach nur leid tun. Wirklich Leid tun. Das würde auch erklären, warum Paige nicht wartete und Nick nicht zurück wollte. Wie Nick da in dem Stuhl wie ein Häufchen Elend saß, spürte Zach, wie sein Herz sich gegen seinen Verstand durchsetzte. Wenn Nick bleiben wollte, war es dann so schlimm es ihm zu erlauben? Vielleicht hätte Nick dann auch wieder eine bessere Meinung von ihm. Ehe seine Gedanken weiter in diese Richtung laufen konnten, ließ er sich zurück in das Kissen fallen. "Du kannst machen was du willst. Meine Väter bleiben ja auch. Je mehr, desto fröhlicher oder wie das heißt", seufzte er und verzog leicht den Mund. Er entwickelte beängstigend schnell masochistische Züge, wenn Nick in der Nähe war.